alpenblick, Ausgabe 3/2021

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Sektion Friedberg / Hütten

90 Jahre Willi-Merkl-Hütte – Ein Stück Friedberg in den Bergen Tirols Von der Errichtung durch die Sektion Augsburg bis zum Erwerb durch die Sektion Friedberg von Manfred Harteis, Johann Mausele und Rudi Nägele

Zum 60-jährigen Bestehen baut die Sektion Augsburg die Jubiläumshütte Die Willi-Merkl-Hütte, zu Füßen der Tannheimer Berge am oberen Ende des Tiroler Reintals in 1.550 m Höhe gelegen, ist Symbol und Identität für die Sektion Friedberg. Sie wird umrahmt von beliebten und bekannten Gipfeln wie Schlicke, Schartschrofen, Rote Flüh, Gimpel, Köllespitze samt Teufelsgrat und deren Aussichtskanzel Gehrenspitze. Erbaut wurde die Hütte von der Sektion Augsburg zu deren 60-jährigem Bestehen als Winterraum für Skifahrer und Selbstversorgerstützpunkt für jugendliche Bergsteiger. Im Juli 1930 begann das Bauvorhaben in der Nähe der schon bestehenden Otto-Mayr-Hütte, geleistet durch einen Reutter Baumeister mit seinen Mitarbeitern und freiwilligen Helfern der Sektion Augsburg. Das Baumaterial wurde an Ort und Stelle gewonnen, Holz wurde geschlagen und zugehauen, Steine wurden gebrochen und behauen, ja selbst der Kalk wurde vor Ort gebrannt. Zur Baustelle musste das Material mit

Eine alte Postkarte zeigt die Willi-Merkl-Hütte und ihre Umgebung: Ganz links die Gelbe Scharte, von dort aufsteigend die steile Flanke des Schartschrofen mit dem Friedberger Steig und rechts die Läuferspitze. Foto: Sektionsarchiv

Trägern und Tragtieren befördert werden, teils über die steile „Achsel“, denn den Fahrweg gab es noch lange nicht. Die Arbeiter wohnten während des Baus in einer Rindenhütte an der Felswand. Die neue Hütte, mit 30 Schlafplätzen als Selbstversorgerhütte konzipiert, wurde am 21. Juni 1931 unter großer Anteilnahme der befreundeten Sektionen Reutte, Kempten, Immenstadt, Memmingen und Lindau eingeweiht. Sie erhielt wegen des 60-jährigen Bestehens der Sektion Augsburg den Namen „Jubiläumshütte“. Aus „Jubiläumshütte“ wird „Willi-Merkl-Hütte“

Ihm zu Ehren wurde die Jubiläumshütte 1936 umbenannt: Willi Merkl, ein bedeutender Bergsteiger, der bei einer Nanga-Parbat-Expedition 1934 ums Leben gekommen war. Foto: Ullstein Bild (https:// commons.wikimedia.org)

Im Jahr 1929 war in die Augsburger Sektion ein Mann eingetreten, dessen Name in den Bergsteigerkreisen der Welt einen hohen Rang hatte: Willi Merkl, ein in Thüringen geborener Ingenieur und Bergsteiger, der bei der Reichsbahn in Augsburg beschäftigt war. Er hatte große Touren im Himalaya und im Kaukasus durchgeführt. Bereits 1932 war er am Nanga Parbat, aber ohne Erfolg.

1934 nahm er als Leiter an einer erneuten Nanga-Parbat-Expedition teil, von der er und weitere bekannte Bergsteiger nicht zurückkamen; am 16. Juli verlor er am Schicksalsberg der Deutschen in einem verzweifelten Kampf gegen den Schneesturm sein Leben. Erst 1955 sollte es Hermann Buhl als Erstem gelingen, den Gipfel nach übermenschlichen Anstrengungen zu erreichen. Die Sektion Augsburg beschloss bei einer Gedenkfeier am 9. August 1936, die Jubiläumshütte in „Willi-Merkl-Gedächtnishütte“ umzubenennen. Seither trägt sie diesen Namen und ist Denkmal und Erinnerung an einen hervorragenden Bergsteiger. Ortsgruppe Friedberg übernimmt die Betreuung der Willi-Merkl-Hütte Sieben Jahre nach Gründung der Ortsgruppe Friedberg innerhalb der Augsburger Sektion erhielten die Friedberger die Willi-Merkl-Hütte zur Betreuung. In der Chronik findet sich dazu folgender Vermerk: alpenblick 3 | 2021

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