
3 minute read
Fitness
Achtsamkeit – gegen die Reizüber utung
Wie ihr tter und zufriedener werdet
Advertisement
von Raimund Mittler
Wir hetzen von Gipfel zu Gipfel. Wir reden von der nächsten Tour, während wir absteigen. Wir müssen tolle Bilder posten. Wir nehmen unsere angespannten Nackenmuskeln nicht wahr und müssen weiter. Höher, spektakulärer, ausgesetzter.
Geht es euch hin und wieder auch so? „Wer achtlos lebt, verliert sein Leben, bevor er stirbt“, sagt der amerikanische Molekularbiologe und Verhaltensmediziner Jon Kabat-Zinn. Er begründete die Methode der achtsamkeitsbasierten Stressminderung.
Doch man kann seinen Satz auch positiver ausdrücken: Wer achtsam lebt, gewinnt mehr Leben. Achtsamkeit ist ein Modethema, Corona hat es hochgespült – aber was steckt dahinter? Warum hinterfragen immer mehr Menschen die Art, wie wir mit uns und unserer real-digitalen Welt umgehen?
Achtsamkeit ist mehr als ein Lifestyle-Thema. Sie ist der Gegenpol zur Erregungskultur und permanenten Reizüber utung. Sie ist die Wiederentdeckung des HIER und JETZT, die Kunst, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und die eigenen Werte zu leben. Achtsamkeit ist inzwischen in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen.
Die Wurzeln liegen wohl im Buddhismus. Dort ist sie ein methodischer Weg zur Meditation. Sie beschreibt die Flüchtigkeit alles Seins – und letztlich auch des Leids. Achtsamkeit fokussiert auf das aktuelle Erleben, und zwar ohne es zu bewerten.
Das ist eine hohe Kunst, die viel Übung braucht. Tagtäglich. Achtsamkeit scha t die Möglichkeit, zu einem echten und bewussten Erleben des eigenen Körpers zurückzukehren. Ohne Zweifel ist dies für uns Gesundheits- und Bergsportbegeisterte heutzutage wichtig.
MRT-Untersuchungen von meditierenden Mönchen konnten nachweisen, dass in der linken frontalen Großhirnrinde erhebliche physiologische Veränderungen statt nden. Diese sind imstande, negative Gefühle in Schach zu halten. Da ist es nicht verwunderlich, dass Jon Kabat-Zinn Achtsamkeitsübungen entwickelt hat, die das Ziel haben, Schmerzen und Stress zu reduzieren. Er nennt seine Methode MBSR (mindfulness based stress reduction). Der achtwöchige Kurs ndet Anwendung in der Gesundheitsförderung, in der Psychotherapie und in psychosomatischen Kliniken.
Achtsamkeit im Sport bedeutet, e ektiv mit seinen Emotionen und Gedanken umzugehen, die Aufmerksamkeit auf die aktuelle Situation zu richten. Du willst heute einen hohen
Gipfel erklimmen? Dann siehst du nichts als den Gipfel. Doch wenn du dich auf das HIER und JETZT konzentrierst, siehst du außerdem die wunderbare Almwiese, über die du gerade läufst, nimmst jeden Schritt bewusst wahr, spürst, wie der Boden federt und wie deine Muskeln darauf reagieren. „Der erste E ekt von Aufmerksamkeitstraining ist eine zunehmende Körperwahrnehmung“, schildert Sandra Burger. Die Gesundheitswissenschaftlerin ist Übungsleiterin im DAV-Team Fitness. „Achtsamkeit sorgt einerseits für mehr Wohlbe nden und beugt andererseits Verletzungen vor, denn du vermeidest Überlastungen, konzentrierst dich mehr, bist aufmerksamer. Letztlich führt das zu einer Art, wie wir mit uns und unserer real-digitalen Welt Leistungssteigerung, verbessert das Immunsystem und intensiviert das Leben.“ Klingt alles ein bisschen abgehoben? Klingt alles ein bisschen abgehoben? Probiert es doch einfach aus und beginnt im Alltag, eure Achtsamkeit zu trainieren. Achtsame Körperübungen könnt ihr zum Yoga-Übung: „Stellung des Kindes”. Foto: Andreas Tremmel Beispiel mit Yoga, Tai-Chi oder Qigong erlernen. Auch Gehmeditation lässt sich gut in den Alltag einbauen. Geht einfach mal zu Beginn eines Trainings oder als CoolDown ganz bewusst: einen Fuß vor den anderen setzen. Variiert dann die Gehgeschwindigkeit und spürt, was sich im Körper verändert. Bei einer Atemmeditation (Wahrnehmen von Atemräumen) wird die Aufmerksamkeit schrittweise auf den Atem gerichtet und dort zentriert. Wie tief atmet ihr? Was macht der Bauch, die Brust, der Rücken, die Schultern, der Hals? Dabei dürfen die Gedanken abschweifen. Wichtig ist nur, den Fokus immer wieder auf den Atem zurückzulenken. Bewusstes Atmen ist zum Beispiel gut vor dem Klettern oder Fitnesstraining. Beim Bodyscan wandert ihr mit eurer Aufmerksamkeit nach und nach durch den ganzen Körper. Idealerweise übt ihr das im Liegen. Unsere Trainer*innen wenden diese Methode z. B. bei der Entspannung nach Jacobsen an. Hat dich das alles neugierig gemacht? Dann versuch es einfach, fang damit an! Die Abteilung Fitness will sich weiterhin derartigen Gesundheitsthemen widmen. Unsere Trainer*innen sind laufend bemüht, sich hochrangig fortzubilden. Wir werden künftig unsere Angebote weiter di erenzieren zum Wohle unserer Mitglieder. Viel Freude beim Mitmachen wünscht das DAV-Team Fitness!