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90 Jahre Willi-Merkl-Hütte
90 Jahre Willi-Merkl-Hütte – Ein Stück Friedberg in den Bergen Tirols
Von der Errichtung durch die Sektion Augsburg bis zum Erwerb durch die Sektion Friedberg
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von Manfred Harteis, Johann Mausele und Rudi Nägele
Zum 60-jährigen Bestehen baut die Sektion Augsburg die Jubiläumshütte
Die Willi-Merkl-Hütte, zu Füßen der Tannheimer Berge am oberen Ende des Tiroler Reintals in 1.550 m Höhe gelegen, ist Symbol und Identität für die Sektion Friedberg. Sie wird umrahmt von beliebten und bekannten Gipfeln wie Schlicke, Schartschrofen, Rote Flüh, Gimpel, Köllespitze samt Teufelsgrat und deren Aussichtskanzel Gehrenspitze. Erbaut wurde die Hütte von der Sektion Augsburg zu deren 60-jährigem Bestehen als Winterraum für Skifahrer und Selbstversorgerstützpunkt für jugendliche Bergsteiger. Im Juli 1930 begann das Bauvorhaben in der Nähe der schon bestehenden Otto-Mayr-Hütte, geleistet durch einen Reutter Baumeister mit seinen Mitarbeitern und freiwilligen Helfern der Sektion Augsburg. Das Baumaterial wurde an Ort und Stelle gewonnen, Holz wurde geschlagen und zugehauen, Steine wurden gebrochen und behauen, ja selbst der Kalk wurde vor Ort gebrannt. Zur Baustelle musste das Material mit
Ihm zu Ehren wurde die Jubiläumshütte 1936 umbenannt: Willi Merkl, ein bedeutender Bergsteiger, der bei einer Nanga-Parbat-Expedition 1934 ums Leben gekommen war. Foto: Ullstein Bild (https:// commons.wikimedia.org) Eine alte Postkarte zeigt die Willi-Merkl-Hütte und ihre Umgebung: Ganz links die Gelbe Scharte, von dort aufsteigend die steile Flanke des Schartschrofen mit dem Friedberger Steig und rechts die Läuferspitze. Foto: Sektionsarchiv

Trägern und Tragtieren befördert werden, teils über die steile „Achsel“, denn den Fahrweg gab es noch lange nicht. Die Arbeiter wohnten während des Baus in einer Rindenhütte an der Felswand. Die neue Hütte, mit 30 Schlafplätzen als Selbstversorgerhütte konzipiert, wurde am 21. Juni 1931 unter großer Anteilnahme der befreundeten Sektionen Reutte, Kempten, Immenstadt, Memmingen und Lindau eingeweiht. Sie erhielt wegen des 60-jährigen Bestehens der Sektion Augsburg den Namen „Jubiläumshütte“.
Aus „Jubiläumshütte“ wird „Willi-Merkl-Hütte“
Im Jahr 1929 war in die Augsburger Sektion ein Mann eingetreten, dessen Name in den Bergsteigerkreisen der Welt einen hohen Rang hatte: Willi Merkl, ein in Thüringen geborener Ingenieur und Bergsteiger, der bei der Reichsbahn in Augsburg beschäftigt war. Er hatte große Touren im Himalaya und im Kaukasus durchgeführt. Bereits 1932 war er am Nanga Parbat, aber ohne Erfolg. 1934 nahm er als Leiter an einer erneuten Nanga-Parbat-Expedition teil, von der er und weitere bekannte Bergsteiger nicht zurückkamen; am 16. Juli verlor er am Schicksalsberg der Deutschen in einem verzweifelten Kampf gegen den Schneesturm sein Leben. Erst 1955 sollte es Hermann Buhl als Erstem gelingen, den Gipfel nach übermenschlichen Anstrengungen zu erreichen. Die Sektion Augsburg beschloss bei einer Gedenkfeier am 9. August 1936, die Jubi- läumshütte in „Willi-Merkl-Gedächtnishütte“ umzubenennen. Seither trägt sie diesen Namen und ist Denkmal und Erinnerung an einen hervorragenden Bergsteiger.
Ortsgruppe Friedberg übernimmt die Betreuung der Willi-Merkl-Hütte
Sieben Jahre nach Gründung der Ortsgruppe Friedberg innerhalb der Augsburger Sektion erhielten die Friedberger die Willi-Merkl-Hütte zur Betreuung. In der Chronik ndet sich dazu folgender Vermerk:


Links: Die Willi-Merkl-Hütte im Jahr 1959, als die Ortsgruppe Friedberg sie von der Augsburger Muttersektion zur Betreuung erhielt. I Rechts: 1969 besuchte der Friedberger Stadtrat unter der Führung von Bürgermeister Max Kreitmayr (Mitte, zweiter von oben) die Willi-Merkl-Hütte. Fotos: Sektionsarchiv

1983 wurde die Stützmauer, die die Terrasse begrenzt, saniert. Sigi Baur (kniend) hat sich federführend darum gekümmert. Foto: Sektionsarchiv „Durch das Vertrauen unserer Muttersektion Augsburg übernehmen wir im Sommer 1959 die Betreuung der Willi-Merkl-Hütte. 1. Hüttenwart wird Mathais Schreier.
Noch in diesem Sommer wird die Elektri zierung der Hütte – gespeist von einem auf der Otto-Mayr-Hütte be ndlichen Aggregat – durchgeführt. Die Grabungsarbeiten von dort bis zur Hütte werden von Arbeitskräften des AV Friedberg übernommen.
Die Hütte be ndet sich einrichtungsmäßig und im allgemeinen Zustand der Räume in einem miserablen Zustand, nachdem die Betreuung durch die Augsburger Jugend lange Zeit sehr vernachlässigt worden ist. Es wird ein schönes Stück Arbeit kosten, innen wie außen, um diese Hütte mit dem klangvollen Namen zu einem gern besuchten Bergsteigerheim zu machen.“
Vereinsmitglieder übernahmen ehrenhalber an den Wochenenden Aufsicht, P ege und Instandhaltung der Hütte. Es wurden laufend Verbesserungen und Verschönerungen eingebracht. So wurden unter anderem Fußboden, Herd und Dach erneuert. Dies alles erfolgte in Eigenregie, da die nanziellen Mittel äußerst knapp und die Nächtigungszahlen nicht gerade üppig waren. 1968 wurde der Aufenthaltsraum nach Plänen von Hans Ruck völlig umgebaut, er wurde vergrößert und moderner gestaltet. Nunmehr war Platz für 30 Personen gescha en. Die Renovierungsarbeiten nahmen trotzdem kein Ende: Die Außentreppen mussten belegt und mit einem Geländer versehen, die gesamten Lager gründlich erneuert werden. Zum 100-jährigen Jubiläum der Sektion Augsburg besuchte 1969 auch der damalige Augsburger Bischof Dr. Josef Stimp e die Willi-Merkl-Hütte. Ein großartiges Ereignis war es damals schon, als der Bischof in die Hütte trat und sie segnete.