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Bergsteiger

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Kurz gemeldet

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Auf hoher Route durch das Berner Oberland

von Franz Kobold

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Übergang zur Gemslücke, rechts Finsteraarhorn

Die hier beschriebene Hochtourenwoche liegt schon einige Jahre zurück, als noch unbeschwerte Bergerlebnisse ohne Corona-Beschränkungen möglich waren. Das Ziel der Tour war die Besteigung des Finsteraaarhorns (4.274 m). Am Sonntagmittag traf sich die Gruppe auf dem Grimselpass (2.165 m). Von hier aus ging es weiter zum ersten Quartier, dem Berghaus Oberaar (2.338 m), am Oberaarsee gelegen. Um den restlichen Tag noch zu nutzen, wurde eine leichte Eingehtour auf das nahe gelegene Große Siedelhorn (2.872 m) unternommen. Vom Gipfel aus konnte das Panorama genossen und ein kleiner Blick darauf geworfen werden, was in den nächsten Tagen erreicht werden sollte.

Am Montag stand die erste Gletschertour auf dem Programm. Zunächst über die Staumauer und hernach entlang am Oberaarsee führte der Weg über den gleichnamigen Gletscher in 5½ Stunden zum Oberaarjoch (3.216 m). Über eine kurze Leiter und eine Galerie erreichten wir unser Tagesziel, die Oberaarjochhütte (3.256 m). Auf der Hütte, die wie ein Vogelnest auf der westlichen Seite des Jochs hängt, wurde der restliche Tag mit Sonnen, Lesen und Entspannen verbracht.

Der dritte Tag war geprägt von einem kurzen Gipfelanstieg für die Höhenanpassung und dem Übergang zur nächsten Hütte. Nach einer zweistündigen Tour auf das Oberaarhorn (3.631 m) wurde der Übergang zur Finsteraarhornhütte (3.048 m) über den Studergletscher, die Gemslücke (3.335 m) und die Ausläufer des Fieschergletschers in Angri genommen. Die schwierigen Verhältnisse beim Abstieg mit Abseilen aus der Gemslücke meisterte die Gruppe mit Bravour. Früh gingen wir auf der Finsteraarhornhütte ins Bett, da am nächsten Tag der Höhepunkt der Woche wartete.

Das Finsteraarhorn ist mit seinen 4.274 Metern der höchste Berg der Berner Alpen. Aber allein durch seine mächtige pyramidenartige Form übt der Berg eine unglaubliche Faszination aus. Unsere Besteigung begann morgens kurz vor vier Uhr. Als zweite Gruppe gingen wir in der Dunkelheit über einen kleinen Pfad zum Gletscher oberhalb der Hütte los. Nach einer Stunde for mierten wir uns in Gruppen, seilten uns an und machten uns auf den weiteren Weg. Kurz nach Sonnenaufgang erreichten wir den sogenannten „Frühstücksplatz“ (3.616 m). Weiter ging es über teils große Gletscherspalten zum Hugissattel (4.088 m). Von hier aus müssen die letzten 186 Höhenmeter über einen Grat im ersten, teilweise im zweiten Schwierigkeitsgrad erklettert werden. Die noch vorhandenen Eis- und Firnfelder erschwerten die Kletterei. Dennoch konnte ein Großteil der Gruppe das Finsteraarhorn in sein Gipfelbuch aufnehmen. Auf der Spitze genossen wir die traumhafte Fernsicht, so dass neben den nahen Gipfeln Eiger, Mönch und Jungfrau auch das Matterhorn in majestätischer Form zu sehen war.

Nach der anstrengenden Tour stand am nächsten Tag ein Hüttenwechsel an. Der Weg führte uns über den spaltenreichen Fieschergletscher hoch zur Grünhornlücke (3.280 m). Ein kleiner Teil der Gruppe erstieg noch den 3.590 m hohen Wyssnollen über einen Fels- und Firngrat, der neben schuttigen Stellen auch Genusskletterei bot. Problemlos folgte der Abstieg zum Aletschgletscher. Hernach wartete der anstrengendste Teil

Aufstieg zum Grünegghorn

des Tages mit dem „Aufstieg“ zur Konkordiahütte (2.850 m) auf uns. Um zur Hütte zu gelangen, müssen über 440 Stufen bewältigt werden, da der Gletscher mehr als deutlich zurückgegangen ist. Vorbei an den angeschriebenen Jahreszahlen der früheren Gletscherstände wurde der Aufstieg mit einer grandiosen Aussicht auf den Aletschgletscher belohnt. Dieser ist mit einer Fläche von über 80 km² der größte europäische Gletscher. Auf dem Konkordiaplatz, an dem sich die Hütte be ndet, könnte man mühelos eine mittelgroße schweizerische Stadt, wie zum Beispiel Chur, platzieren.

Blick zurück aus der Grünhornlücke zum Finsteraarhorn Blick von der Konkordiahütte über den Aletschgletscher zum Eggishorn

Am letzten Tag vor dem Abstieg versuchten wir, das Groß Grünhorn (4.044 m) zu erklimmen. Jedoch zeigte sich das Wetter nicht von seiner besten Seite. Nach fünf Tagen bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel erreichten wir über den Grünegg rn das Grünegghorn (3.860 m), von diesem ging es weiter zum Groß Grünhorn über eine unschwierige Gratkletterei. Hier mussten wir allerdings aufgrund der heranziehenden Gewitterwolken und bei leichtem Schneefall die Tagestour abbrechen. Am Samstag, dem letzten Tag, stiegen wir über den Aletschgletscher nach Fiesch ab. Auf dem ca. 7 km langen Marsch über den Gletscher konnten wir nochmals die gewaltigen Ausmaße wahrnehmen, wie z. B. die charakteristische Mittelmoräne, welche durch den Zusammenschluss von drei Gletschern im oberen Teil des Aletschgletschers entsteht, dem Großen Aletsch rn, dem Jungfrau rn und dem Ewigschneefäld. Nach Begutachtung der riesigen Glet- schermühlen, deren Boden nicht erkenn- bar war, verließen wir den Gletscher bei Platta (2.380 m). An der Gletscherhütte vorbei und durch den Tunnel erreichten wir die Seilbahnstation Kühboden und fuhren mit der Eggishornbahn ins Tal nach Fiesch.

Von dort traten alle die Heimreise an – zwar etwas gescha t von den letzten Tagen, aber voller unvergesslicher Ein- drücke. Als Fazit kann nur die Überschrift der Tourenausschreibung wiederholt werden: Höher steigen, tiefer atmen …

Der Bergsommer 2021 – Teil 2

Das Tourenprogramm der Bergsteiger bis Ende des Jahres

von Enrico Germann

Als ich Anfang Februar an der Vorstellung unseres Tourenprogramms für den Sommer schrieb, bestand zumindest noch Ho nung, endlich die vielen Bergbegeisterten wieder im Rahmen unserer Aktivitäten persönlich begrüßen zu dürfen. Mittlerweile haben wir die erste Online-Mitgliederversammlung der Sektion erlebt, da die coronabedingten Einschränkungen keine andere Form der Zusammenkünfte erlaubten. Das Gleiche gilt für unsere Unternehmungen: Erste Touren mussten schweren Herzens abgesagt werden, weil die Planungsunsicherheit zu groß war. So die Fahrt in die Fleimstaler Alpen oder die Kultur- und Wanderreise nach Polen. Die Durchführung der geplanten Touren in Kleingruppen hängt von der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens und der damit verbundenen Regeln ab. Letztendlich liegt die Entscheidung auch im Ermessen der Guides und wird aktuell im Tourenprogramm auf der Homepage der Sektion verö entlicht. Wanderungen und Klettersteige in den Lechtaler Alpen Mitte September, genauer gesagt vom 11. bis 12. September, wollen wir erneut einen Versuch unternehmen, die Lechtaler Alpen anzusteuern. In den Lechtalern nden sich die höchsten Gipfel der Nördlichen Kalkalpen und mit der Parseierspitze (3.036 m) deren einziger Dreitausender. In der Vergangenheit hatte uns das Wetter immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht und die Fahrten mussten abgesagt werden. Im letzten Jahr war es dann Corona, das jegliche touristische Aktivitäten dieser Größenordnung zunichtemachte. Die Tour wurde in Heft 3/2020 bereits ausführlich vorgestellt (S. 43). Daher soll an dieser Stelle nur auf diesen Beitrag verwiesen werden.

Widderstein. Foto: Enrico Germann

Wanderungen und Klettersteige am Gardasee Vom 30. September bis 3. Oktober planen wir einen Aus ug in die mediterrane Region um den Gardasee. Klaus Limmer, der Anfang des Jahres leider verstorben ist, hatte diese Sektionsfahrt in gewohnter Manier ausgearbeitet.

Von unserem Basislager aus, einem Hotel in Riva, unternehmen wir interessante Wanderungen durch Blumenwiesen und erklimmen einfache bis schwere Klettersteige. Bei den Wanderungen stehen u. a. folgende Routen zur Auswahl: Monte Colt und Colodri mit dem Castel d’Arco, Baita dei Manzi und Monte über den Panoramasteig oder am türkisblauen Tennosee. Die Klettersteige reichen von einfachen (z. B. Burrone Giovanelli, Klettersteigrunde am Cima Rocca oder Ferrata dell’Amizizia) bis hin zu mittleren und schweren Varianten (z. B. Ferrata Signora delle Acque, Ferrata Che Guevara, Canyon-Klettersteig Rio Secco, Ferrata Rino Pisetta). Wie gewohnt, kann man sich dabei jeden Tag für eine andere Gruppe entscheiden und zwischen den Schwierigkeitsgraden wechseln.

Die Entscheidung, ob diese Tour wie geplant statt nden kann, wird bis spätestens Juli getro en.

Abschlussfahrt Gaisalpsee Mit unserer diesjährigen Abschlussfahrt beenden wir am 16. Oktober die Saison in der Gegend um den Gaisalpsee, einen hochalpinen Gebirgssee auf einer Höhe von 1.509 m, umrahmt von den Gipfeln der Daumengruppe in den Allgäuer Alpen. Der malerisch gelegene See be ndet sich auf einer Geländestufe eines Hochtals, das von Rubihorn, Gaisalp horn und Gaisfuß im Südwesten und vom Entschenkopf und seinem zum Nebelhornmassiv ziehenden Südgrat im Nordosten gebildet wird.

Eine detaillierte Vorstellung der Fahrten sowie die Anmeldung erfolgt bei der im September geplanten Monatsversammlung der Bergsteigerabteilung.

Lohnenswerte Einzelfahrten Auch im Spätsommer/Herbst wartet noch ein abwechslungsreiches Programm an Tages- und Mehrtagestouren auf alle Bergsportbegeisterten. Eine vollständige Au istung ndet sich im vorliegenden Heft auf Seite 36/37oder auf unserer Homepage. Bei Fragen können die Tourenleiter*innen gern kontaktiert werden.

Das Corona-Virus wird uns noch eine Zeitlang begleiten. Ein Verzicht auf die schöne Bergwelt muss dabei nicht sein. Das wollen wir durch Einhaltung eines strikten Hygiene-Konzepts gewährleisten: Kleine Gruppen, Einhaltung der Abstandsregelung, Desinfektionen sowie Mund- und Nasenschutz, wo keine Abstandseinhaltung möglich ist. Dass dies funktioniert, haben wir schon im letzten Jahr unter Beweis gestellt. Die aktuell in Aussicht gestellten Lockerungen geben Anlass zur Ho nung.

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