Der Altstadtbrief Kempten 2022

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Unsere Veranstaltungen: Das Altstadtfest ist wieder da

Burghalde: Gesamtheitliches Konzept?

Kronenstraße:

Reichen Poller gegen die Blechlawine?

Saurer-Allma:

Schnittstelle

Engelhaldepark

FREUNDE DER ALTSTADT KEMPTENS e .V. ALTSTADTBRIEF DER 43. Jahrgang //// Nr.49 / 2022 ////////////////////////////// www.altstadtfreunde-kempten.de

Wohntraum gesucht. die Sozialbau gefunden.

Mit Sozialbau starten Sie in Ihr neues Leben. In unseren 4.000 Mietwohnungen wohnen Sie bezahlbar und sicher –Hausmeister-Service, Rasenmähen und Schneeschippen inklusive. So leben wir Heimat.

Impressum

Der Altstadtbrief, nunmehr im 43. Jahr, erscheint in unregelmäßiger Folge, jedoch mindestens einmal jährlich. Verantwortlich für den Inhalt ist der Vorstand. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autor*innen wieder.

Herausgeber: Freunde der Altstadt Kemptens e.V., Vogtstraße 8, 87435 Kempten,

E-Mail: info@altstadtfreunde-kempten.de

Redaktion: Dietmar Markmiller (Vorsitzender), Stephan A. Schmidt

Produktion: KuMaKom Gesellschaft für Kultur- & Markenkommunikation UG, Kempten

Nachdruck, auch in Auszügen, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors

Bankverbindung:

Sparkasse Allgäu

BLZ 733 500 00, Konto 572 40

IBAN: DE42 7335 0000 0000 0572 40

www.altstadtfreunde-kempten.de

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DER ALTSTADTBRIEF 49/2022 3 Inhalt Bericht des Vorsitzenden 4 von Dietmar Markmiller Trauerspiel Burghalde 10 Gedanken aus dem Vorstand von Franz G. Schröck Burghalde: Gesamtheitliches Konzept? 12 Gedanken aus dem Vorstand von Dietmar Markmiller Mehr Bürgerbeteiligung 14 Gedanken aus dem Vorstand von Stephan A. Schmidt Atrium A2 und Madlener-Villa bezogen 15 von Herbert Singer, Sozialbau Versenkpoller für die Kronenstraße 21 von Gerhard Juli Verkehrsberuhigung Kronenstraße 26 von Baudirektor a.D. Dieter Schade Kunstnacht auf dem St.-Mang-Platz 28 von Stephan A. Schmidt, ausführender Künstler Das Sanierungsgebiet erweiterte Doppelstadt 30 von Victoria Grosse, Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung Von Hühnern, Raumeroberungen & neuen Verbündeten 35 von Franz G. Schröck, architekturforum allgäu e.V. Beitrittserklärung / Formular 39 FREUNDE DER ALTSTADT KEMPTENS e .V. ALTSTADTBRIEF DER 43. Jahrgang //// Nr.49 / 2022 //////////////////////////// www.altstadtfreunde-kempten.de Dieser Altstadtbrief erscheint aufgrund personeller und techni- scher Engpässe später als üblich. Danke für Ihre Geduld.

Bericht des Vorsitzenden

von Dietmar Markmiller

Liebe Mitglieder und Freunde der Altstadt, wie Sie sicherlich wissen, fand am 17.11.2022 unsere Jahreshauptversammlung statt. Einer der zentralen Punkte war die Neuwahl des Vorstandes. Um es kurz zu machen: Die alte Vorstandschaft ist auch fast die neue Vorstandschaft. Wir freuen uns sehr, dass wir mit Carmen Cremer eine neue Beisitzerin gewinnen konnten, die uns mit ihrem Fachwissen als Architektin in vielen Fragen und Belangen rund um Architektur sowie räumliche Gestaltung des öffentlichen Raumes unterstützen wird. Herzlichen Dank für das Engagement bei den Altstadtfreunden!

Dank auch von mir persönlich an „meine“ Vorstandschaft für die sehr gute Zusammenarbeit der letzten Jahre und dafür, dass wir uns weiterhin als Team für die Belange der Kemptener Altstadt einsetzen.

Der Beirat

Ebenso freut es uns, dass wir unseren Beirat mit Markus Naumann, dem 1. Vorsitzenden des Heimatvereins Kempten e.V., noch um eine weitere Persönlichkeit erweitern konnten. Der Beirat der Altstadtfreunde ist für uns viel mehr als nur ein Gremium, das sich auf dem Papier gut liest. Vielmehr hat dieser aufgrund der Expertisen seiner Mitglieder eine sehr wichtige beratende Funktion für uns. Wir standen und stehen bei wichtigen Fragen in engem Austausch und sind dankbar für die zusätzlichen Blickwinkel. Hier seine

Mitglieder:

• Dr. Franz Rasso Böck, Stadtarchivar Stadt Kempten

• Tilmann Ritter, Stadtheimatpfleger Kempten

• Christian Fleischmann, Leiter Finanzen AÜW

• Christian Montén, Geschäftsführer Montén Golf Consulting

• Markus Naumann, 1. Vorsitzender

Heimatverein Kempten e.V.

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Der Vorstand v.l.: Dietmar Markmiller, Annette Rampp Sandra Wölfle, Ursula Speiser, Franz Schröck, Stephan A. Schmidt, Carina Bauernfeind, Carmen Cremer und Gerhard Juli. Foto: Christine Tröger

Blick hinter die Kulissen

In den zurückliegenden Jahren umfasste der Bericht des Vorsitzenden stets einen mehrseitigen Rückblick sowie ein (vorstandsintern abgestimmtes) klares Statement des Vorsitzenden. Dies möchten wir grundsätzlich so beibehalten, jedoch in kürzerer Form als in der Vergangenheit. Neu ab diesem Jahr ist die Rubrik „Gedanken aus dem Vorstand“. In deren Rahmen äußern einzelne Vorstandsmitglieder ihre persönlichen Sichtweisen auf Themen.

Auf diese Weise möchten wir unsere Arbeit und unseren Weg zu Entscheidungsfindungen hin transparenter machen. Zwar ist unser Vorstand bei den bekannten Themen tatsächlich fast immer einer Meinung, dennoch diskutieren auch wir durchaus kontrovers. Was die Arbeit so bereichernd macht, ist die Tatsache, dass uns ein konzeptionelles und strategisches Denken vereint. Wir beleuchten Fragen wie „Wie ist der Ist-Zustand?“, „Welche Auswirkungen hat das Projekt auf das Umfeld?“, „Sind Investitionen sinnvoll?“ u.v.m. Wir erfassen verschiedene Blickwinkel und lassen unterschiedliche Abwägungen einfließen, um letztendlich – und dies gelingt uns immer – zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen, das alle mit Überzeugung mittragen können.

Nun aber zum Rückblick auf 2022...

Kooperation mit der Hochschule Augsburg

Auf Grundlage unserer breitgefächerten fachlichen Expertise und unserer strukturierten Vorgehensweise fußte auch unsere Zusammenarbeit mit der Fakultät für Architektur und Bauwesen der Hochschule Augsburg sowie deren Architekturstudierenden beim Thema Burghalde. Besonderer Dank geht an dieser Stelle an unser Vorstandsmitglied Franz Schröck für die Herstellung des Kontaktes zu Professor Marcus Rommel

Der Startschuss zu dieser Kooperation fiel bereits im Wintersemester 2018/2019. Pandemiebedingt konnten die von den Studierenden erarbeiteten Visionen zum Kulturraum Burghalde jedoch erst im Mai 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Lesen Sie dazu gern die Beiträge in der Rubrik „Gedanken aus dem Vorstand“.

Kronenstraße

In Sachen Kronenstraße ist nach wie vor Geduld gefragt (siehe auch den Beitrag unseres Vorstandsmitglieds Gerhard Juli). Denn bei den Ausschreibungen wurden keine Angebote abgegeben. An dieser Stelle möchten wir anmerken, dass die Bushaltestelle am Rathaus nicht gerade einladend aussieht und auch funktionell nicht auf der Höhe der Zeit ist. Bereits im Jahr 2020 hatten wir eine Analyse der Bushaltestellen

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erstellt, welche der Stadt vorliegt. Wir haben das Thema auch bei unserer Jahreshauptversammlung erneut explizit angesprochen. Unser Vorschlag wäre, die Bushaltestelle zeitgemäß und dabei gestalterisch Modernes mit Altem zu kombinieren.

Hier ein Auszug aus der Analyse zur Haltestelle „Rathaus“: Diese besteht aus einer Beschilderung, Untergrund aus Kopfsteinpflaster, einem schwer lesbaren Fahrplan und einer nicht überdachten Sitzbank. „Weder eine Visitenkarte für unsere Stadt, noch für das Bussystem“, so die Altstadtfreunde. Vorgeschlagen wird ein transparenter, verglaster Unterstand, ohne dass das denkmalgeschützte Rathaus angegrif-

fen wird, ein barrierefreier Untergrund mit erhöhtem Einstiegsbereich, eine Kennzeichnung des Haltestellenumfeldes als Parkverbotszone und eine bessere Ausleuchtung der Umgebung.

Gegebenenfalls wäre eine Verlegung der Haltestelle um einige Meter in Richtung Norden denkbar, um den Blick auf das Ensemble Rathaus nicht zu beeinträchtigen.

Veranstaltungen

Was Veranstaltungen betrifft, war es in den letzten zweieinhalb Jahren wirklich sehr überschaubar. Zum Glück konnten wir 2022 die ersten Schritte in Richtung Normalität gehen, etwa mit dem Altstadtfest mit Kindertag und anschließendem Abendkonzert am St. Mang-Platz. Hier hatten wir bereits mit vielen Besuchern gerechnet und entsprechend mehr aufgestuhlt. Wie sich zeigte, reichte auch das nicht aus,

Haltestelle „Rathaus“: keine Überdachung, keine Barrierefreiheit, schwieriges Pflaster

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Vernissage der Ausstellung mit den Entwürfen der Architekturstudierenden am 13. Mai 2022 im „Regler“.

sodass die (vorausschauend organisierten) zusätzlichen Biertischgarnituren ebenfalls nach kurzer Zeit zum Einsatz kamen. Alle Beteiligten hatten einen wunderbaren Tag und einen großartigen Konzertabend. Auch mit der Neugestaltung der Bühne haben die Veranstalter ins Schwarze getroffen. Alle auftretenden Gruppen waren sichtlich erleichtert, dass eine professionelle Bühne mit Überdachung sie im Hochsommer vor direkter Sonneneinstrahlung schützte.

An dieser Stelle möchte ich den Mitveranstaltern, dem Stadtjugendring, der Diakonie sowie allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ganz herzlich dafür danken, dass sie dazu beigetragen haben, dass das Altstadtfest mit Kindertag wieder ein voller Erfolg wurde und dabei voll und ganz ehrenamtlich gestemmt werden konnte!

Vorschau 2023

Nun aber ein Blick nach vorn auf laufende Planungen und Entwicklungen:

Sparkassenquartier

Beim Sparkassenquartier geht es im ersten Quartal 2023 mit dem ersten Treffen im Realisierungswettbewerb los. Die Stiftstadtfreunde sowie die Altstadtfreunde werden diesen Wettbewerb begleiten. Wir sind gespannt was sich dort entwickelt. Der Prozess der Beteiligung ist aus unserer Sicht

bis dato sehr gelungen - eine Vielzahl unterschiedlicher Akteure, die sich für die Entwicklung der Stadt Kempten einsetzen, werden aus erster Hand informiert.

Illersteg/Iller erleben

Ein weiterer Wettbewerb, an dem wir als sachverständige Berater teilnehmen, ist der Neubau des Illerstegs. Auch hier fand im ersten Quartal die erste Sitzung statt. Der Neubau des Illerstegs ist seit langem ein wesentlicher Bestandteil unseres Konzeptes „Iller erleben“. Hieraus führen wir gerne nochmal die Maßnahmen auf, die im Bereich des Illerstegs vorgesehen sind:

• „Stadtbalkon am Theater“ in Verbindung mit einer Verkehrsberuhigung der Illerstraße im Bereich des Theater-Vorplatzes

• Umfeldgestaltung östliches Illerufer; der Masterplan „Iller erleben“ sieht hier eine kleine Gastronomie sowie dringend erforderliche öffentliche Toiletten für die Nutzer der Freizeitanlagen vor.

Was wir auf jeden Fall bei den Planungen anregen werden, ist, dass beim Neubau des Illerstegs auf das Unglück des Einsturzes des alten Stegs im Jahr 1946 und der dabei ums Leben gekommenen Menschen hingewiesen wird, etwa mit einer Gedenktafel oder einer Stele.

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Fortschreibung der Voruntersuchung „Erweiterte

Doppelstadt“

Des Weiteren haben wir bei der Veranstaltung „Fortschreibung VU Kempten ‚Erweiterte Doppelstadt‘“ am 11.10.2022 einen Brückenschlag zwischen Engelhaldepark und Altstadtpark angeregt. Unser besonderes Augenmerk galt dabei der Anbindung des neuen Stadtteils ‚Parkstadt Engelhalde‘ an die Innenstadt für Fußgänger und Radfahrer.

Wenn wir in der zentralen Innenstadt weniger Autos haben wollen, ist dieses Projekt in unseren Augen unverzichtbar. Es freut uns, dass im Nachgang der Veranstaltung vom 11.10.2022

Markus Wiedemann, Tiefbauamtsleiter der Stadt Kempten, eine mögliche Vision davon auf unserer Jahreshauptversammlung präsentierte, wenngleich er eine Realisierung des von uns angedachten weiteren Illerstegs in der Nähe des Altstadtparks nicht für dir nähere Zukunft in Aussicht stellen konnte.

Bei einer weiteren Veranstaltung zu dieser Fortschreibung 03.12.2022 am Zumsteinhaus während des Wochenmarktes herrschte rege Beteiligung. Nachdem ich längere Zeit vor Ort war, das eine oder andere Gespräch führen und mir einen Überblick über die Anmerkungen zu den jeweiligen Themen verschaffen konnte, ging ich mit dem Gedanken, „schön, wenn andere Bür-

ger/innen bei den Themen wie Burghalde oder Illersteg die gleichen Ansätze haben wie wir Altstadtfreunde“. Zu dieser Veranstaltung gibt es einen Ergebnisbericht, der auf der Homepage der Stadt Kempten zur Verfügung steht (www.kempten.de/file/BerichtInfostand_Erweiterte Doppelstadt_ Dez2022.pdf)

Lesen Sie dazu auch den Beitrag des Amtes für Wirtschaft und Stadtentwicklung und die dazugehörigen Auswertungen.

ZUM

Zu den Überlegungen in der Fortschreibung der Voruntersuchung zur „möglichen“ Verlegung der ZUM bringen wir gern eine weitere Idee ins Spiel. Das Ergebnis der offenen Gesprächsrunde am11.10.2022 ergab Folgendes:

• Verlegung der ZUM evtl. als eine Einzelmaßnahme betrachten

• bei einer eventuellen Verlegung über eine Nachnutzung nachdenken

Dazu haben wir auf unserer Jahreshauptversammlung folgenden Impuls für eine Nachnutzung vorgetragen: Was unserer Meinung nach in Kempten fehlt, ist ein zentraler Treffpunkt in der Mitte der Stadt – ein Raum, den die vielen Vereine, Initiativen sowie engagierte Bürger:innen für ihr ehrenamtliches Engagement kostengünstig anmieten können, sei es für Vorstandssitzungen,

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Jahreshauptversammlungen, Veranstaltungen, Vortragsreihen oder Ähnliches.

Sollte der Bereich der ZUM einmal überplant werden, wäre es sinnvoll, diesen Gedanken miteinzubeziehen. Denn in unmittelbarer Nähe stehen ausreichend Parkplätze durch die Tiefgaragen zur Verfügung.

Wochen nach unserer JHV bin ich in Regensburg auf genau solch ein Engagement der Stadt gestoßen: den „Raum für Engagement“, der vom Koordinierungszentrum Bürgerliches Engagement betrieben wird. Der Name könnte man 1:1 übernehmen, denn er ist Programm.

Im Rahmen unserer JHV hob Oberbürgermeister Thomas Kiechle das Ehrenamt in Kempten besonders hervor. Er betonte, dass ohne dies vieles nicht mehr möglich sei. Solch ein multifunktionaler Raum (bzw. Gebäude) wäre ein starkes Zeichen für alle, die sich in Kempten ehrenamtlich engagieren.

Starkregenereignisse

Ein Thema, das jeden Bürger in der tiefliegenden Altstadt angeht, sind die

Starkregenereignisse der vergangenen Jahre. Überschwemmungen von Straßen oder auch das Eindringen von Wasser in Gebäude werden durch extreme Wetterlagen in Zukunft häufiger vorkommen.

Daher unser Rat an alle Hausbesitzer und Anwohner in der Altstadt: Informieren Sie sich aktiv bei der Stadt Kempten, ob Ihr Grundstück oder Haus gefährdet ist. Unser Wunsch wäre auch, dass die Altstadtfreunde gemeinsam mit der Verwaltung zu Abendveranstaltungen zu diesem Thema einladen. Eine Anfrage werden wir in Kürze starten.

Veranstaltungsplanung

Unsere Planungen für das Jahr 2023 möchten wir Ihnen nicht vorenthalten. Auf dem Programm stehen aktuell:

• Altstadtbegehung mit Oberbürgermeister Thomas Kiechle im Frühjahr

• Besichtigung Restwasserkraftwerk/ Kraftwerk Keselstraße

• Vereinsjubiläum 40 Jahre Altstadtfreunde aus dem Jahr 2020 nachholen

• Altstadtfest mit Kindertag

• Open Air Kino auf dem St.-Mang-Platz

• Bürgertreffen Altstadt

• Mitglieder werben Mitglieder

Wir danken Ihnen jetzt schon, wenn Sie in Ihrem Umfeld für die Freunde der Altstadt Kemptens werben und wir so neue Mitglieder begrüßen dürfen.

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Der „Raun für Engagement“ der Stadt Regensburg

Wahrnehmung, Wertschätzung, Respekt

Abschließend ein paar persönliche Gedanken: Unser Dasein und Handeln sind vom stetigen Wandel und von Veränderungen geprägt. Was sich heute noch „normal“ anfühlt, kann morgen schon vollkommen irrelevant sein. In den letzten Jahren sind weltumspannende Themen teilweise so weit in unsere persönlichen Bereiche eingedrungen, wie wir es aus den letzten Jahrzehnten nicht kannten. Das verändert – das Denken, das Handeln, das Miteinander, teils aus Angst, teils aus Wut. Beides sind immer die schlechtesten Ratgeber.

Meiner Meinung nach können wir Krisen, egal ob global, vor Ort oder im persönlichen Umfeld, nur in einem Miteinander lösen. Dazu gehört, den jeweiligen anderen bewusst wahrzunehmen, wertzuschätzen und dessen Meinung ebenfalls zu respektieren, auch wenn sie nicht mit der eigenen Überzeugung übereinstimmt.

Die wenigsten machen sich heute noch die Mühe, den anderen zu verstehen, welche Beweggründe, welche Sichtweisen ihn antreiben. Konstruktive Kritik an einem Thema wird oftmals allzu schnell als persönliche Kritik angesehen. Die Haut ist dünner geworden,

die Zündschnur kürzer. Was in diesen Zeiten gut tut, ist ein respektvolles Miteinander. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Zusammenarbeit sehr viel effizienter ist als jegliche Form des Widerstandes –man muss diese Zusammenarbeit nur auf beiden Seiten zulassen. Ich hoffe und wünsche mir, dass uns und Ihnen allen genau das auch in Zukunft gelingen möge.

Der Vorstand der Altstadtfreunde und ich wünschen Ihnen ein erfolgreiches und zufriedenes Jahr 2023.

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Gedanken aus dem Vorstand

Trauerspiel Burghalde

Seit Jahrzehnten keine Zukunftsperspektive in Sicht

Im Mai 2022 fand das von den Altstadtfreunden initiierte Projekt der Hochschule Augsburg zum „Kulturraum Burghalde“ mit einer öffentlichen Präsentation von ausgewählten Arbeiten im Reglerhaus an der Webergasse seinen recht gut besuchten Abschluss. Auch die anschließende dreiwöchige Ausstellung im Gebäude, das vom architekturforum allgäu als Haus der Baukultur genutzt wird, fand großes Interesse in der Stadtgesellschaft.

Mit einer Vielzahl von Anregungen konnten die Studierenden eine Menge von Impulsen platzieren, die bei einem künftigen Gesamtkonzept eine Rolle spielen sollten. Auf folgende Einzelaspekte fanden die Studierenden ihre jeweils individuellen Antworten:

• Verknüpfung des Burghalde-Rückens mit der tiefer liegenden Stiftsstadt / Reichsstadt

• Beruhigung / Rückbau der vielbefahren Burgstraße

• Aufwertung aller Aufgänge auf die Burghalde, vor allem von Norden und von Süden

• Barrierefreier Zugang zum Plateau mittels Rampen, Schräg- oder Verti-

kal-Aufzug über vorhandene Stollen im Berg

• Schaffung eines Eingangsplatzes am oberen Tor

• Transformation des derzeitigen Theaters im Freien in eine Naturbühne mit Sitzstufen / temporärer Überdachung

• Ausbildung eins Süd-„Balkons“ mit Blick auf das Alpenpanorama, Herstellung weiterer Sichtachsen

• Verbindung zum Altstadtpark, Brückenschlag zur Engelhalde

• Aufwertung der Lützelburg und deren Anschluss an den Burghalde-Hügel

• Zukünftiges Gesamtbild der Burghalde mit Naherholungs-Schwerpunkt (Biotop)

Diese Anregungen wurden seitens der Altstadtfreunde und des architekturforum allgäu am 27.07.22 auch zahlreichen Stadträtinnen und -Räten bei einer Sonderführung vermittelt. Die Volksvertreter vertraten seinerzeit die Meinung, dass genau zum jetzigen Zeitpunkt die Bürger/innen mit ins Boot geholt werden sollten – am besten gleich mit einem Stand auf der Allgäuer Festwoche. Nach Rückfrage bei der Stadtverwaltung sei dies zu kurzfristig und man könne dies nicht mehr im Jahr 2022 umsetzen. Bleibt zu hoffen, das bei den Planungen

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für die Allgäuer Festwoche 2023 an die Burghalde gedacht wird.

Dabei wäre es ein Leichtes, zu überschaubaren Kosten ein langfristiges Gesamtkonzept für die Burghalde und ihr Umfeld anzugehen, ähnlich wie dies beim Projekt „Iller erleben“ vor Jahren

Burghalde:

u. a. mittels eines Planungswettbewerbes auch praktiziert wurde, und dann je nach Kassenlage in Etappen für die Realisierung einzelner Bausteine zu sorgen. Statt einer Zukunftsperspektive unter dem Motto „Burghalde beleben“ sollen aber - wie auf der Jahreshauptversammlung der Altstadtfreunde zu vernehmen war - ohne übergeordnetes Leitbild kurzfristig ein paar punktuelle Eingriffe das öffentliche Interesse beruhigen.

Für eines der Kemptener Juwelen geht somit ein über Jahrzehnte andauerndes „Trauerspiel“ leider in eine weitere unbestimmte Verlängerung.

Gesamtheitliches Konzept?

von Dietmar Markmiller

Auf unserer Jahreshauptversammlung 2022 war die Burghalde wieder einmal zentrales Thema – genau wie in den vielen Jahren zuvor (genauer gesagt seit dem Jahr 2010, als ich zum Vorsitzenden der Altstadtfreunde gewählt wurde). Schon die Gründungsvorsitzende Gertrud Schwarz und mein Vorgänger Hans-Jürg Hensler hatten die Burghalde als eine der Hauptattraktionen der Stadt erkannt und immer wieder angemahnt, dass dieses Juwel nicht vernachlässigt, son-

dern bewusst wahrgenommen werden soll.

Seit 2010 waren wir in Sachen Burghalde ziemlich aktiv, angefangen mit der Gründung eines Arbeitskreises, der Organisation verschiedener Begehungen und der Durchführung einer Bestandsaufnahme. 2014 folgte die Beauftragung eines Büros für Landschaftsarchitektur, das die Burghalde mit dem „Blick von außen“ neu betrachten sollte. 2018 nahm dann die dreidimensionale Zusammenarbeit mit der Hochschule Augsburg (Fakultät für Ar-

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Präsentation der Studentenentwürfe vor dem Kemptener Stadtrat.
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Gedanken aus dem Vorstand

chitektur und Bauwesen) und dem Amt für Tiefbau und Verkehr der Stadt konkrete Gestalt an. Im Mai 2022 konnten wir die Arbeiten der Studierenden dann endlich in einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentieren. Soweit ein kurzer zeitlicher Rückblick.

Bei der diesjährigen JHV wurde uns bedauerlicherweise mitgeteilt, dass in den nächsten Jahren keine großen finanziellen Investitionen in die Burghalde möglich seien. Ebenso berichtete Oberbürgermeister Thomas Kiechle, dass der stationäre Einzelhandel seinen Zenit erreicht habe und man die Innenstadt lebenswerter machen müsse. Mit dieser Aussage gehe ich vollkommen konform und unterstütze sehr gerne entsprechende Anstrengungen.

Lesen Sie gerne dazu einen Artikel, der im 2016 beim Kreisboten erschienen ist: www.kreisbote.de/lokales/kempten/ altstadtbrief-altstadtfreunde-6013358. html

An jenem Abend wurden kleinere Maßnahmen in Aussicht gestellt, beispielsweise Sichtachsenpflege, Wegeverbesserung, Toilettensanierung und eventuell ein Sonnensegel. Zudem sicherte Baureferent Tim Koemstedt zu, dass mit allen Gruppierungen, die die Burghalde nutzen, Gespräche geführt werden. Dazu soll im zweiten Quartal 2023 ein Treffen stattfinden, bei dem der Bedarf der einzelnen Nutzer dargelegt und weitere Möglichkeiten der ange-

dachten Maßnahmen ausgelotet werden. Ich persönlich halte all das für richtige Einzelmaßnahmen, die ich unterstütze, da sie dazu beitragen, den Ist-Zustand zu sichern bzw. in dem ein oder anderen Bereich Verbesserungen herbeizuführen. Jedoch schließe ich mich der Meinung unseres Vorstandsmitglieds Franz Schröck an – wir betonen bereits seit zig Jahren: Es braucht ein Gesamtkonzept für die Burghalde, aus dem wir nach Bedarf – oder wenn finanzielle Spielräume möglich sind – einzelne Bausteine umsetzen können. Ein Baustein und auch sicherlich ein Highlight sind die geplanten Sonnensegel für die Burghalde, die mit 80.000 € aus den Fraktionsinitiativen der Bayern-Koalition bezuschusst werden. Dank an Stadtrat und Landtagsabgeordneten Alexander Hold für seinen Einsatz. Zudem ist für mich die Einbindung der Bürger/innen ein unerlässlicher Schritt bei der positiven Entwicklung unserer Burghalde.

Meinungen zum Thema konnten im Rahmen des Projekts „Erweiterte Doppelstadt“ am Bürgerinformationsstand vor dem Zumsteinhaus gesammelt werden. Danke allen, die uns hier an Ihren Ideen und Meinungen teilhaben ließen. Darauf lässt sich aufbauen. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich sehr viele Kemptner/innen für die Burghalde interessieren und sich bei einem Beteiligungsprozess zur Burghalde zu Wort melden würden.

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Gedanken aus dem Vorstand

Um zurück zur Aussage des Oberbürgermeisters zu kommen, dass man die Innenstadt lebenswerter machen müsse… Wie erwähnt, unterstütze ich diese Aussage. Zugleich messe ich der Burghalde in diesem Zusammenhang großes Potenzial bei. Die Burghalde ist das Wahrzeichen Kemptens. Sie steht für die positive Entwicklung unserer Stadt seit Jahrhunderten. Es ist an der Zeit, ihr die Aufmerksamkeit zu geben, die

sie verdient. Ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung, der mit verhältnismäßig geringem finanziellen Aufwand zu bewerkstelligen wäre, wäre das Anstoßen eines Bürgerbeteiligungsprozesses. Dessen Ergebnisse sowie weitere Ideen können dann in ein realistisches, gesamtheitliches Konzept münden. Es wäre ein wichtiges Signal, diesen ersten Schritt zu tun und sukzessive weitere folgen zu lassen.

Mehr Bürgerbeteiligung

Wie spricht eine Kommune mit ihren Bürgern?

Dain dieser Ausgabe viel von „Bürgerbeteiligung“ die Rede ist, ein paar generelle Fragen, wie wir gemeinsam, also „die Stadt“ (bzw. Stadtverwaltung und Politik) und wir Bürger*innen unser Kempten gestalten und entwickeln wollen:

Wie werden die Bürger*innen erreicht? Nur an Infoanständen, um die Empfindsamkeiten a) der gerade mal zufällig vorbeilaufenden Bürger abzufragen, b) derer, die nicht mobil genug sind, um solche Termine wahrzunehmen, oder c) die kein Abo der Tagespresse haben (die meist längst keine hohe Haushaltsabdeckung mehr hat, sondern nicht mal mehr 30 % davon)

und damit nichts davon erfahren? Womit wir bei der generellen Frage wären: Wie informiert, wie erreicht, wie will eine Stadt zumindest die interessierten und partizipierenden Bürger*innen erreichen und stellt dies – und damit die Repräsentativität ihrer Umfragen –möglichst umfänglich sicher? Mir einer Pressemitteilung?

Andere Städte, denen dies wichtig ist, haben längst eigene, kleine monatliche Publikationen, die jeden Briefkasten erreichen. Die Frage ist also nicht: Wir haben ja gefragt, sondern: Wie viele haben wir gefragt? Und welchen Aufwand – als Dienstleister am Bürger – dafür betrieben, um möglichst viele zu erreichen? Und: Wer sich informiert und gefragt fühlt, meckert weniger.

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Atrium A2 und Madlener-Villa 23 Mietwohnungen und „Villa“ bezogen

DieSozialbau ist seit 67 Jahren eines der aktivsten Unternehmen der Bau- und Wohnungswirtschaft im Allgäu. Zuletzt sind 770 Wohnungen in nur 7 Jahren in unterschiedlichen Wohnformen neu entstanden, zuletzt das „Atrium A2“ an der Allgäuer Straße 2.

Im November 2022 wurden alle 23 Mietwohnungen im neuen Sozialbau-City Wohnen ATRIUM A2 zwischen Allgäuer Straße und Mozartstraße bezogen. Trotz einer herausfordernden Bauphase, die geprägt war durch coronabedingte Ausfälle bei den Handwerkern, Mangel an Baumaterialien und Baukostenerhöhungen, konnte das Gebäude termingerecht fertiggestellt werden. Sozialbau ist es in diesem Zusammenhang wichtig, ein Zeichen zu setzen, in Krisenzeiten

weiter für bezahlbaren Wohnraum in Kempten zu sorgen.

Lichtdurchflutetes Atrium

Das Gebäude in seiner einzigartigen verschränkten Form besticht durch sein großes, helles Treppen-Atrium, das als Zugang zu allen Wohnungen dient und auch Kommunikationsraum ist. 23 attraktive Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern sowie zwei familiengerechte Stadthäuser mit eigenen Eingängen und eine Gewerbeeinheit wurden erstellt. Alle Wohnungen sind von der Tiefgarage bis zur obersten Etage schwellenfrei erreichbar.

Hoher Ausbaustandard

Jede Wohnung ist hochwertig mit Parkett ausgestattet, besitzt gut geschnittene Räume und Bäder mit Platz für die eigene Waschmaschine sowie Balkon oder Ter-

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In bester Citylage hat die Sozialbau im „Atrium A2“ 23 attraktive Mietwohnungen erstellt. Links im Bild die „Madlener-Villa“ in der Allgäuer Straße 4. Foto: Sozialbau

Das „Atrium A2“ besticht durch sein großes, helles Treppen-Atrium, das auch als Kommunikationsraum dient. Bild: Sozialbau

rasse. Die Mietwohnungen haben denselben hohen Ausbaustandard wie neue Eigentumswohnungen von Sozialbau. Alle Etagen sind barrierearm vom Untergeschoss mit Abstell- und Waschraum sowie Zugang zur Tiefgarage bis ins 3. Obergeschoss über einen Aufzug erschlossen. Weiter steht ein großzügiger, von außen zugänglicher Fahrradraum sowie 24 Stellplätze in der rampenfreien Tiefgarage zur Verfügung. Die großzügigen, neu angelegten Freianlagen bieten Platz zum Verweilen. Im westlichen Gartenteil steht ein Kinderspielplatz zur Verfügung. Weiter gibt es Besucher- und Mieterstellplätze, die schon jetzt mit E-Ladeinfrastruktur ausgerüstet sind. Das Dach wurde begrünt und dient so als zusätzliche Aufnahmefläche (Retentionsraum) für Regenwasser.

Madlener-Villa Allgäuer Str. 4

Direkt neben dem „Atrium A2“ sanierte die Sozialbau die denkmalgeschützte Madlener-Villa und sorgt damit für den Erhalt und die Vitalisierung dieses Kemptener Kleinods. Das

um 1916 vom bekannten Kemptener Architekten Madlener errichtete Gebäude stand die letzten Jahre leer. In einem ersten Schritt wurde eine exakte Befundung aller Räume, der Putze und Farben sowie der Hülle des Gebäudes durch einen Restaurator erstellt. Auf Grundlage der Befundung wurde durch die Architekten das erarbeitete Sanierungskonzept mit dem Landesamt für Denkmalpflege aufwändig abgestimmt.

Denkmal fordert hohen

Auf wand

Zuerst musste das Gebäude wieder stabil gegründet werden, weil wegen der Grundwasserabsenkungen am „Großen Loch“ erhebliche Senkungen und Risse an der Villa entstanden waren. Mit großem Aufwand konnte die geschützte Substanz gesichert werden. Danach wurde mit der Sanierung des Daches begonnen und der Dachstuhl

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Moderne Büroarbeitsräume im historischen Ambiente der Madlener-Villa

Ein Blickfang: Das geschichtsträchtige

und die Decken nach statischen, brandund wärmetechnischen Vorgaben ertüchtigt. Kastenfenster, Türen und die Holzinnentreppe konnten erhalten und aufgearbeitet, Fliesen wiederverwendet und die Räume der Erbauungszeit des Gebäudes entsprechend mit Parkett ausgestattet werden. Die Fassadensanierung und Farbgestaltung sind nach historischem Befund stilgerecht erfolgt.

Wohnen und Arbeiten in der City

Über 10 Millionen Euro hat die Sozialbau in den Neubau „Atrium A2“ und in die Sanierung der Denkmal-Villa, Allgäuer Straße 4, investiert für ein lebenswertes Kempten und eine weitere städtebauliche Aufwertung.

Parkstadt Engelhalde – die Weichen für das Bauleitplanverfahren sind gestellt

Die Schaffung von neuem Wohnraum ist mehr denn je dringlich. Die Sozialbau hat 2021 gemeinsam mit der Stadt Kempten auf dem rund 5 Hektar großen „Saurer-Allma“ Areal einen städtebaulichen Ideen- und Realisierungswettbewerb durchgeführt. Zwischen dem 16 Hektar großen Engelhaldepark und der Leonhardstraße sind 400 neue Mietund Eigentumswohnungen neu als „Parkstadt Engelhalde“ geplant, ergänzt mit Nahversorgung, ruhigem Gewerbe für Dienstleistungsunternehmen und einem Stadtteil-Platz als Quartiersmitte.

Der Entwicklungsprozess

Für das Bauleitplanverfahren fanden seit Herbst 2021 zahlreiche Gespräche mit den Fachämtern der Stadt Kempten sowie Fachbehörden statt. Notwendige Gutachten für die Bereiche „Verkehr, Schall, Artenschutz, Umwelt, Archäologie, Kampfmittelbeseitigung, Bodenbeschaffenheit, Regenwasser-Management, Energetik, Klima, Mobilität“ usw. konnten gemeinsam mit den Planungsbeteiligten erarbeitet werden. Auch das Stadtplanungsamt sorgte in zahlreichen konstruktiven und intensiven Terminen dafür, dass der Bebauungsplanentwurf die notwendige Tiefe und Qualität bekommt, der für die formale Offenlegung erforderlich war.

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Treppenhaus in der Madlener-Villa

Stand des Bebauungsplanverfahrens

Das Bebauungsplanverfahren wurde mit Beschluss des Stadtrats vom 28.07.2022 mit dem Aufstellungsbeschluss eingeleitet. Kurz darauf erfolgte dann am 29.09.2022 der Beschluss zur vorgezogenen Bürger- und Behördenbeteiligung. Nun hatten die Bürger und Behörden die Möglichkeit, ihre Empfehlungen und Stellungnahmen zur ersten Offenlage einzureichen. Zahlreiche Anregungen gingen ein, die aktuell vom Stadtplanungsamt Kempten abgewogen werden. Für die zweite Offenlegung, die im März 2023 geplant ist, wird jetzt der Bebauungsplan inhaltlich anhand dieser Stellungnahmen weiterentwickelt. An dieser Stelle gilt ein Dank an Stadtplanung und Bauordnung für die wertvolle Begleitung des Verfahrens. Alle Planungsbeteiligten sind zuversichtlich, das Ziel für rasches Baurecht für dringend benötigten Wohnraum für die Stadt Kempten und das Allgäu zu erreichen. Ab Ende 2023 sollen die Bautätigkeiten starten. Die

Gesamtentwicklung des Areals ist auf die nächsten 10 Jahre angelegt.

770 neue Wohnungen erstellt

Als Lokomotive des Kemptener Wohnungsmarktes hat die Sozialbau das seit den 1970iger Jahren größte Neubauprogramm mit 770 Wohnungen in nur 7 Jahren realisiert. Dafür wurden Bauinvestitionen von über 190 Millionen Euro baulich umgesetzt. 510 attraktive Eigentumswohnungen und 260 barrierearme Mietwohnungen entstanden für rund 2.000 Bürger der Stadt Kempten durch die strategische Wohnbau-Offensive und der enormen Kraftanstrengung des ganzen Sozialbau-Teams. Der neue Wohnpark auf der „Funkenwiese“ trägt aktuell mit 183 Eigentums- und Mietwohnungen wesentlich bei. 128 Wohnungen davon sind bereits bezogen. Bis Ende 2023 wird die Bebauung auf der „Funkenwiese“ in nur 5 Jahren Bauzeit abgeschlossen sein.

Fakten Sozialbau

• 4.038 Mietwohnungen

• 2.680 Eigentumswohnungen in der Verwaltung

• 682 Gewerbeeinheiten

• 575.600 m² Wohn- u. Gewerbeflächen

• 221,0 Mio. € Bilanzvolumen in 2022

• 63,3 Mio. € Jahresumsatz in 2022

• 118 Mitarbeiter/-innen

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Die Visualisierung von Hähnig-Gemmeke Architekten zeigt die Schnittstelle zwischen Engelhaldepark und „Parkstadt Engelhalde“.

Schont die Umwelt, spart Geld, hat beste kontrollierte Qualität und ist ständig verfügbar.

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Miteinander ist einfach.

Versenkpoller für die

Kronenstrasse

Durchgangsverkehr wirksam verringern

von Gerhard Juli, Vorstandsmitglied

DieVerkehrssituation in der Kronenstraße war in den vergangenen Jahren wiederholt Thema im Stadtrat. Zuletzt am 5.10.21: „Der Ausschuss für Mobilität und Verkehr beschließt den Einbau der absenkbaren Poller sowie die Zonierung des Straßenraums mittels Pflanzkübeln und Abgrenzungspollern, inklusive der Einrichtung von Kurzzeitparkplätzen. Die Sperrung der Kronenstraße zwischen 22.00 Uhr und 6.00 Uhr wird aufrechterhalten.“

Verkehrssituation in der Innenstadt

Kempten verfügt in der Innenstadt über vier Nord-Süd-Verbindungen:

. Salzstraße Straße: Für den Verkehr freigegeben, Abschnitt während Schulzeit auf 30 km/h begrenzt; nach letzter Zählung ca. 15.000 Kfz pro Tag.

. Königstraße: Teil der ZUM, zwischen Beethovenstraße und Residenzplatz nur für Busse und Taxen freige-

Geändert hat sich nichts: ein sieben Jahre altes Foto aus dem Altstadtbrief 2016 von der Blechlawine durch die Kronenstraße am Rathaus. Foto: Dieter Schade

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geben. Dies wird auch – ausgenommen einige „verirrte“ Fremde – respektiert.

. Fischerstraße: Im September 1970 wurde die Fischerstraße als erste ausgebaute Fußgängerzone in Bayerisch-Schwaben eröffnet. Diese Fußgängerzone wird auch weitgehend respektiert, ausgenommen Geldtransporter, die sich oft nicht an die ausgewiesenen Lieferzeiten halten. Wikipedia: „Seither dient die dortige Kronenstraße dem Durchgangsverkehr von Süd nach Nord durch die Altstadt.“

. Kronenstraße: Zwischen Rathaus platz und Gerberstraße als „verkehrsberuhigter Bereich“ ausgeschildert. Dort etwa 7.000 Kfz pro Tag. Verkehrsberuhigter Bereich bedeutet u.a. Schrittgeschwindigkeit, Vorrang für Fußgänger, Parkverbot außerhalb gekennzeichneter Flächen. Keine dieser Anforderungen der StVO wird hier erfüllt. Es gab auch schon Stadträte, die der Auffassung waren, der Verstoß gegen das Parkverbot diene hier der Verkehrssicherheit, weil dies die Fahrgeschwindigkeit mindere.

Die Verkehrssituation in der Kronenstraße

In den letzten Jahren wurde nicht nur der tägliche Durchgangsverkehr zu einem zunehmenden Ärgernis, es waren auch die Besucher der Gastro-

nomie auf dem westlichen Rathausplatz betroffen. Denn die Kronenstraße diente – vor allem an lauen Abenden – als Route für sogenannte „Autoposer“, die ihre gelegentlich aufgemotzten Fahrzeuge „präsentierten“ – oft auch

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mehrfach. Ein am 1.9.2017 eingeführtes Durchfahrtsverbot zwischen 22:00 und 6:00 Uhr wird seitdem vielfach schlichtweg ignoriert, zumal der Beginn des Durchfahrtsverbots zu spät angesetzt war.

Planungen des Tiefbauamtes

Das Tiefbauamt hat den Beschluss des Verkehrsausschusses trotz der schwierigen baulichen Situation gut umgesetzt. Umfahrbare Poller erschweren die Nutzung als Parkfläche.

„Intelligente“ Steuerung der Versenkpoller

Diese sollen nach dem Beschluss des Verkehrsausschusses zwischen 6 und 22 Uhr abgesenkt bleiben, also die Durchfahrt erlauben. Damit wird

Abbildungen: Stadt Kempten, Tiefbauamt

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das Potential der Steuerung der Poller aber nicht annähernd genutzt. So könnte die Durchfahrt nur Berechtigten ermöglicht werden, indem die Poller grundsätzlich hochgefahren bleiben, Berechtigte sie aber selbst für die Durchfahrt – also z.B. 30 Sekunden – absenken könnten. Zur Steuerung werden keine Handsender verwendet, sondern die eigenen Mobilfunkgeräte der Berechtigten, die dazu mit ihrer Rufnummer registriert sind. Dies erspart die aufwendige Beschaffung und Verwaltung von Handsendern. Auch kann den Berechtigten bei Verstößen die Registrierung ohne deren Zutun entzogen werden. Es können beliebig viele Zeitprogramme gestaltet werden z.B. Lieferantenzufahrt nur von 6 bis 11 Uhr oder Anwohner ganztags.

Feuerwehr, Rettungsdienst oder Winterdienst können zudem eine Daueröffnung erzwingen. All dies ist mit wenigen Tastaturanschlägen am Bildschirm änderbar! Wer all dies nur unter dem Gesichtspunkt „Sperrung der Kronenstraße“ sieht, könnte falsch liegen, ähnlich dem Pessimisten, der immer das

halbleere Glas sieht und nicht das halbvolle: Denn die für den Durchgangsverkehr eigentlich nicht geeignete Kronenstraße wird für jene, die einen Bedarf haben, ganztägig oder zu geeigneten Zeiten geöffnet. Die „Fußgängerzone“ wird wieder hergestellt.

Vielleicht entwickelt sich die Kronenstraße so zu einer neuen, kleinen Fußgängerzone mit eigener Attraktivität und Qualität ganz besonders auch für Anwohner. Die Möglichkeiten dazu sind da.

Die scheidende Vorsitzende des Kemptener Gestaltungsbeirats, Prof. Bü Prechter, sagte zum Schluss eines Interviews in der Allgäuer Zeitung vom 28.1.23: „Aber es ist meistens so, wenn etwa eine Straße für Autos gesperrt werden soll, dass es Gegner und Befürworter gibt. Meist protestieren Einzelhändler vehement, weil sie Sorge haben, dass ihre Umsätze einbrechen. Später stellen sie aber doch fest, dass sich eine Fußgängerzone für sie sogar wirtschaftlich auszahlt.“

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Wer macht aus Wasser Kra fürs Allgäu?

Naturverbunden

Heimatverliebt

Immerda

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Verkehrsberuhigung

Kronenstrasse

Vorgesehene Maßnahmen auf Dauer ausreichend?

von Baudirektor a.D.

Markus Wiedemann, Leiter des Amtes für Tiefbau und Verkehr der Stadt Kempten, berichtete im November 2022 bei der Jahreshauptversammlung der Altstadtfreunde über die geplanten Veränderungen in der Kronenstraße. Durch den Einbau von Pollern soll die Durchfahrt zwischen 22 und 6 Uhr verhindert werden. Zahlreiche Pflanzkübel sollen aufgestellt werden, die die Fahrbahn verengen und das unbefugte Parken von Autos erschweren sollen.

Eine zu begrüßende Maßnahme zur lange geforderten Verkehrsberuhigung. Ich frage mich jedoch, ob sie ausreicht, um eine wirksame Entflechtung der Verkehrsströme herbeizuführen?

Hierzu zwei Anmerkungen:

1. Ein Rechenbeispiel

Von etwa 7.000 Kfz pro Tag entfallen künftig nachts 250 in der Kronenstraße. Durch die ganztags wirksam werdenden baulichen Einengungen

werden voraussichtlich weitere Autofahrer die Passage durch die Altstadt vermeiden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch weiterhin zu viel Verkehr unter erheblich verengten räumlichen Verhältnissen in der Altstadt vorhanden sein wird. Die vorgegebene Schrittgeschwindigkeit wird dabei erfahrungsgemäß nicht eingehalten. Ob sich der bisherige Durchschnittswert von 20 bis 25 km/Stunde aufgrund der baulichen Maßnahmen deutlich verringern lässt, ist fraglich. Damit bleibt auch künftig ein erhebliches verkehrsbedingtes Gefahrenpotential für Fußgänger und Radfahrer bestehen.

2. Die Auswirkung zur Stadtraumgestaltung

Eine „üppige Moblierung“ durch Pflanztröge ist immer ein Zeichen dafür, dass städtebaulich etwas nicht stimmt. Sie wird häufig angewendet als vorübergehendes Provisorium oder als Maßnahme zur Verhinderung der Nutzung von Flächen durch Fahrzeuge, die anderen Verkehrsteilnehmern vorbehalten sind. Um die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer im öffentli-

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chen Raum der Stadt zu trennen sind Bodenmarkierungen in flächiger Ausführung oder mit geringen Höhenunterschieden der Regelfall. Die Umgestaltungen der Plätze am Rathaus und zwischen Residenz und Kornhaus haben diesen Grundsatz in vorbildlicher Weise berücksichtigt. Die in der Kronenstraße vorgesehenen aufrechtstehenden Pflanztröge werden sich darüber hinaus ungünstig auf das Bild der Altstadt auswirken.

Nachdem sich gezeigt hat, dass häufigere Verkehrskontrollen nicht zielführend waren, um eine wirksame Einschränkung der Verkehrsverstöße der Autofahrer zu erreichen, sehe ich in den jetzt vorgesehenen Maßnahmen eine vorübergehende Verbesserung der jetzigen Verkehrssituation, die aber

langfristig nur endgültig gelöst werden kann durch eine künftige ganztägige Sperrung der Durchfahrt für motorisierte Fahrzeuge privater Nutzer mit Ausnahmen des ÖPNV und der Anlieger.

Literatur: „Verkehrsberuhigung Kronenstraße. Vorschläge für Lösungsansätze der bestehenden Probleme“, Altstadtbrief 2016 , Dieter Schade

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„Living in Doors“

zwischen Reisekoffern, Stacheldraht, Fackeln, Demonstranten und Hoffnung

von Stephan A. Schmidt

Nachdem die Kunstnacht seit 2019 coronabedingt pausiert hatte, war es am 24.09.2022 endlich wieder soweit: An 66 Orten wurde Kempten zur Bühne für die bildende Kunst und präsentierte die Vielfalt der Kunstszene.

In der Altstadt durfte ich im Auftrag des Kulturamtes den St.Mang-Platz bespielen. Den Anruf erhielt ich Ende 2021, und ich begann, verschiedene Ideen und Szenarien durchzuspielen, bis sich alte Sicherheiten, Gewissheiten und Ordnungen in Luft auflösten, als am 24.2.2022 Putin in die Ukraine einmarschierte. Mein politischer Künstlerbauch kann solch „gewaltiges“ nicht „wegdrücken“, und niemand konnte sagen, ob und wie dieser Krieg in den sieben Monaten bis zur Kunstnacht vorbei sein würde. Über sechs Monate musste ich zusehen und mein Bauch verdauen. Viele Grübeleien, auch mit Künstlerkollegen

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6. Kunstnacht auf dem St.-Mang-Platz

und Freunden, führten irgendwann nur zu einem: Nichts ist sicher – wir leben in Übergängen, in Türen. Über vier Jahrzehnte Eiserner Zaun und Warschauer Pakt, dann über drei Jahrzehnte Frieden in Europa (und auch da nicht wirklich), das sind halt auch nur Wimpernschläge in der Geschichte. Also: Wieder die Reisekoffer rausholen, die Fackeln, den Stacheldraht trotzdem auch Hoffnung, Kerzen, und für Ideale wieder auf die Straße gehen.

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Fotos: Roger Mayrock Wer es durch ein Feld voller Reisekoffer und drei Türen im Stacheldraht geschafft hatte, konnte eine Kerze anzünden und auf den St.-Mang-Brunnen stellen. Dabei wurde man per Kamera auf eine Demonstration gebeamt. Am Ende erstrahlten über 300 Kerzen.

MÖGLICHEMASSNAHMEN& VERTIEFUNGSBEREICHE

UmgestaltungSalzstraße

UmgestaltungRottachstraße

NeuorientierungInnenstadt

Aufwertung„Holzplatzquartier“

EntwicklungBeginenhaus

EntwicklungSparkassenquartier

NeubauIllersteg

AufwertungBodmanstraße

NeubauSankt-MangBrücke

Geh-undRadwegverbindungEngelhaldeparkAltstadtpark UmgestaltungKönigstraße

Abbildung: Stadt Kempten

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6 5 7 7 1 2 12 8 3 4 4 14 9 9 10 11 15 16 17 13 GrundstücksentwicklungParkplatzPfeilergraben RückbauPfeilergrabenunterführung NeubauStadtbibliothek
NeuordnungZUM,Lingg-Park,ParkplatzKönigstr.
GrundstücksentwicklungRottachparkplatz VerbindungStiftsstadt-Iller
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 LEGENDE Untersuchungsraum Bebauung Flurstücke Iller Maßnahme 30

Das Sanierungsgebiet erweiterte Doppelstadt Evaluierung und Fortschreibung der Vorbereitenden Untersuchungen (VU)

von Victoria Grosse, amt für wirtschaft und stadtentwicklung

Im November 2015 hat der Stadtrat der Stadt Kempten (Allgäu) auf der Grundlage von Vorbereitenden Untersuchungen die Festlegung des Sanierungsgebiets „Erweiterte Doppelstadt“ beschlossen.

Den städtebaulichen Leitlinien und Sanierungszielen folgend wurden mithilfe einer umfassenden Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse innerhalb des Untersuchungsgebietes 24 Maßnahmen entwickelt und beschrieben. Die Maßnahmen sind gleichmäßig über das Untersuchungsgebiet verteilt und betreffen überwiegend den öffentlichen Raum.

Mit Hilfe der Maßnahmenplanung wurden die festgestellten Mängel im Sinne folgender Sanierungsziele angegangen:

• Erhaltung der baukulturell wertvollen Bausubstanz,

• Erhaltung und Aufwertung der historischen Stadträume,

• Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und in den Gebäuden,

• Integrierte quartiersbezogene und denkmalgerechte energetische Sanierung,

• Grün- und Freiflächen attraktivieren und vernetzen,

• Wohnungsangebote an Bedarfe anpassen,

• Grundlegende Neuordnung des fahrenden und ruhenden Verkehrs und

• Kulturviertel entwickeln

Seit 2015 wurden eine Vielzahl von Maßnahmen des städtebaulichen Rahmenkonzeptes geplant und umgesetzt (z.B. Lorenzstraße / Schleienweiher / Brachgasse: Straßenraumgestaltung und -neuordnung, Neugestaltung Stadtpark, ehemalige Weberei mit Umfeld: Grün- und Freiflächengestaltung, Sanierung König-Ludwig-Brücke, Einrichtung eines Gestaltungsbeirates). Nach nunmehr sieben Jahren soll – auch auf Wunsch der Regierung von Schwaben

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als Fördermittelgeber – für das Sanierungsgebiet „Erweiterte Doppelstadt“ eine Evaluierung vorgenommen und die Vorbereitenden Untersuchungen bedarfsgerecht fortgeschrieben werden.

Das Untersuchungsgebiet umfasst den bisherigen räumlichen Bereich des Sanierungsgebietes „Erweiterte Doppelstadt“ ergänzt um folgende Bereiche (s. Abb. vorletzte Seite):

• Sanierungsgebiet „Nördliche Innenstadt“

• Bodmanstraße

• Illersteg

• Südliche Innenstadt zwischen Freudenberg/Beethovenstraße und Forum Allgäu

• Sankt-Mang-Brücke

• Verbindung zwischen Altstadtpark und Engelhaldepark

• Umgestaltung Königstraße

In dem Untersuchungsgebiet wird zunächst eine Bestandanalyse durchgeführt (Bebauungszustand, öffentlicher Raum, Verkehr, etc.) und ein aktueller

Rahmenplan erstellt. Anschließend werden aus der Analyse Stärken und Schwächen abgeleitet und der Handlungsbedarf im öffentlichen und privaten Bereich ermittelt. Danach werden

Sanierungsziele und -Maßnahmen erarbeitet, um abschließend ein Sanierungsgebiet und eine Sanierungssatzung festzulegen. Gemäß der aktuellen Zeitplanung wird die VU im 2. Quartal 2023 abgeschlossen und das Sanierungsgebiet im Stadtrat beschlossen.

Am 03. Dezember 2022 hat die Stadt Kempten mit einem Informationsstand am Zumsteinhaus eine BürgerInnenbeteiligung durchgeführt. Der Stand traf auf sehr großes Interesse,

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Bürgerinformationsstand im Dezember 2022 am Zumsteinhaus.

Am Infostand im Dezember 2022: gelbe Stecknadeln für gut funktionierende Orte, rote für nicht gut funktionierende

es konnten wertvolle Einschätzungen und Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf den Umgang mit dem öffentlichen Raum im Untersuchungsgebiet erzielt und zusammengetragen werden.

Auf einem ausliegenden Luftbild (s. Foto oben) konnten alle Teilnehmenden diejenigen Orte, die gut funktionieren, mit einer gelben Stecknadel und diejenigen Orte, die nicht gut funktionieren, mit einer roten Steck-

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nadel markieren. Zusätzlich konnten Beiträge auf Klebezetteln schriftlich formuliert werden. Diese wurden auf den dafür vorbereiteten Plakaten (Schwächen, Stärken, Potentiale) gesammelt (s. Fotos).

Es lässt sich zusammenfassend festhalten, dass die Besucherinnen und Besucher des Marktstandes sich besonders oft zu den Themen Fuß- und Radverkehr, ÖPNV sowie Öffentlicher Raum und Stadtgrün geäußert haben. Auf dem Luftbild stach mit besonders vielen Markierungen die Burghalde, die Salzstraße, die Kronenstraße und der Hildegardplatz heraus.

Weitere Informationen finden Sie unter folgendem Link: www.kempten. de/erweiterte-doppelstadt-30661.html

Zur Erfassung der Sanierungsnotwendigkeit im öffentlichen Raum und im Bereich privater Immobilen innerhalb des Untersuchungsgebietes wird eine umfassende Analyse des öffentlichen Raumes sowie eine äußere Einschätzung zum Sanierungsstand der Immobilien vorgenommen, die durch eine EigentümerInnenbefragung qualifiziert wird. Die Durchführung der Befragung ist für das erste Quartal 2023 vorgesehen sowie das abschließende Ergebnisforum für das erste Halbjahr 2023.

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Von Hühnern, Raumeroberungen und neuen Verbündeten

Projekt von Rahel Seitz mit Hühnern am „Regler“

von Franz G. Schröck, Architekturforum Allgäu e.V.

Die Zeit der Zwischennutzung des ReglerHauses an der Webergasse bis zur geplanten Transformation in ein Haus der Baukultur hat

das architekturforum allgäu genutzt, um im vergangenen Sommer einen Wettbewerb auszuschreiben, der eine temporäre künstlerische Intervention zum Ziel hat. Dazu stehen Gelder der erstmalig vergebenen Kulturförderung der Stadt Kempten für eine Teilf-

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inanzierung des Projektes zur Verfügung.

Aus dem Auslobungstext:

„Eine künstlerische Intervention soll das historische Gebäude im Vorfeld der baulichen Umgestaltung als lebendigen Ort ins Bewusstsein bringen. Das architekturforum wünscht sich eine Arbeit, die die Fassade bzw. Gebäudehülle von außen oder von innen nach außen belebt und zum sozialen Treffpunkt inmitten des „Holzplatz“-Wohnquartiers beiträgt. Ein ressourcenschonender, auf Nachhaltigkeit zielender Umgang mit der gebauten Umwelt gehört zum Grundverständnis des architekturforums allgäu und prägt idealerweise auch den Charakter der Einreichungen. Der Auslober würde es begrüßen, wenn sich diese konzeptionell mit den vom architekturforum vertretenen Zielen auseinandersetzen und gleichzeitig auf die Besonderheit des Orts und des Gebäudes eingehen könnten.“

Das architekturforum allgäu hat sich über die gute Resonanz und den Eingang von neun Vorschlägen von Künstler:innen aus ganz Deutschland gefreut. Diese wurden am 29.07.22 einer unabhängigen Jury vorgelegt, die sich aus der Beauftragten des Kemptener Stadtrates für Kulturangelegenheiten, Annette Hauser-Felberbaum und den renommierten Künstlern/Bildhauern

Josef Zankl, ehemaliger Baukunstbeirat in Augsburg, und Winfried Becker aus Kempten zusammensetzte. Einstimmig mit dem ersten Platz ausgezeichnet und zur Realisierung empfohlen wurde die Arbeit ‘Von Hühnern, Raumeroberungen und neuen Verbündeten‘ von Rahel Seitz aus Egelsbach bei Frankfurt.

Aus der Konzepterläuterung der Künstlerin:

Ein Quartiersprojekt: Es soll nicht nur ein Hühnerstall entstehen, sondern ein lebendiger Ort als sozialer Treffpunkt, der Menschen aller gesellschaftlichen Gruppen zusammen bringt. Schon in der ersten Phase des Projekts werden wir die Anwohner:innen und die Einrichtungen in der Nähe, zum Beispiel die Grundschule an der Sutt, kontaktieren und über das Projekt informieren. Die Grundidee dieses partizipativen Projekts ist dabei vor allem die Versorgung der Hühner abzugeben und im Quartier zu organisieren. Dafür stehen ein Planungsteam und alle technischen Hilfsmittel zur Verfügung.

Wie wollen wir mit Tieren zusammenleben und die Welt retten? In Zusammenarbeit mit dem architekturforum allgäu werden wir in Veranstaltungen und beim alltäglichen Vorbeispazieren zu Diskussionen anregen, unerwartete Begegnungen ermöglichen und neue Gestaltungsräume eröffnen.

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Das Projekt bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Architektur und Natur, Stadt und Land, Nahrungsmittelproduktion und Tierwohl, Konsum und Nachhaltigkeit, Kunst und Alltagsbezug. Besonders unser Umgang mit Tieren und deren Haltung stehen als zu diskutierende Themen im Raum und damit Fragen zu Fleischkonsum und Massentierhaltung. Auf die Themen und Fragen soll mit großen Plakaten und Bannern am ReglerHaus aufmerksam gemacht werden. Ein Briefkasten steht für Fragen, Kommentare und Erlebnisberichte zur Verfügung.

Wem gehört der städtische Raum? „Von Hühnern, Raumeroberungen und neuen Verbündeten“ wird die Möglichkeit bieten, den städtischen Raum positiv zu erfahren und zu gestalten. Die Hühner, die sich hier ein Stück Stadt erobern, sieht die Künstlerin damit als Verbündete von Kindern und von uns allen. Wir alle brauchen geschützte Plätze, Freiräume und Begegnungsmöglichkeiten. Welche Bedürfnisse haben verschiedene Lebewesen und wie können diese realisiert werden? Wie können wir ein respektvolles und selbstbestimmtes Zusammenleben mit sogenannten Nutztieren realisieren? Wo können wir Räume mit anderen Lebewesen teilen, diese gemeinsam nutzen und einander begegnen? Welche kostenlosen Angebote

bietet der öffentliche Raum und genügen die vorhandenen? Und wie sähe eine Stadt aus, die für lebendige Wesen geplant ist und nicht für Autos?

Das ReglerHaus und seine Umgebung, der Altstadtpark, sollen hier beispielhaft ein Experimentierfeld sein, um all das zu erleben: Eine Reflektion über städtisches und ländliches Leben, über Tiersein und Menschsein. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Bau des Hühnerhauses, das in eine der Iller zugewandten Fensteröffnungen ’hineingesteckt’ wird. Dadurch entsteht einerseits ein Blickfang von außen vom Altstadtpark aus, andererseits kann das Federvieh dadurch auch vom Rauminneren beobachtet und versorgt werden. Das Begrüßungsfest für Hühner ist spätestens in der dritten Aprilwoche geplant, vielleicht kann es sogar schon vor Ostern stattfinden.

Die Intension des Projekts ist es nicht nur Mensch, Natur und Tier im Stadtgebiet Raum zu geben und sich näher zu bringen, sondern in beispielgebender Weise langfristig auch eine soziale Mitte im Holzplatzquartier zu etablieren.

Gesucht werden Mitstreitende und Interessierte, die sich an dem Projekt beteiligen möchten oder die neugierig sind, mehr zu erfahren. Das

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ist auf völlig unterschiedliche Weise möglich: einfach beim Vorbeispazieren, in der Hühnerversorgung, bei Aktivitäten mit den Hühnern oder bei der Planung von Veranstaltungen rund um die Hühner.

Begrüßungsfest für Hühner: voraussichtlich 21. April 2023

Projektdauer: mindestens bis Winter 2023

Kontakt für Interessierte: huehner@architekturforum-allgaeu.de

Telefon: 0831 990 03 85

Mobil Rahel Seitz: +49 176 260 93029

Aktuelle Informationen demnächst am Infobrett des ReglerHauses, auf Facebook und Instagram oder unter: www.architekturforum-allgaeu.de www.rahelseitz.de

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FREUNDE DER ALTSTADT

Beitrittserklärung

Ich trete mit Wirkung vom DATUM dem Verein FREUNDE DER ALTSTADT KEMPTENS e.V. bei.

NAME

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STRASSE HAUSNUMMER

WOHNORT PLZ

TELEFON E-MAIL

Der Jahresbeitrag für Einzelpersonen beträgt 20,- Euro.

Gläubiger-Identifikationsnummer DE87ASF00000663823

Mandatsreferenz ___________________ (wird vom Verein ausgefüllt)

SEPA-Lastschriftmandat

Ich ermächtige den Verein Freunde der Altstadt Kemptens e.V., Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom Freunde der Altstadt Kemptens e.V. auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.

Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

NAME, VORNAME KONTOINHABER

NAME DER BANK BIC (im Inland nicht notwendig)

IBAN DE _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

DATUM, ORT

KEMPTENS e.V. Bitte heraustrennen. Falls Sie diesen Altstadtbrief nicht zerschneiden wollen, lassen wir Ihnen gerne ein gesondertes Formular zukommen.

UNTERSCHRIFT

Bitte senden Sie dieses Formular ausgefüllt per Post oder Fax an:

Freunde der Altstadt Kemptens e.V. • Vogtstraße 8 • 87435 Kempten • Fax: 0831-5126297

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Liebe Freunde des Altstadtbriefes!

Für Ihre Mitgliedschaft im Verein FREUNDE DER ALTSTADT KEMPTENS e.V., der als parteipolitisch neutrale und unabhängige Bürgerinitiative seit 1980 seine Kompetenz beweist, gibt es gute Gründe. Von seinen Aufgaben und Zielen seien einige stichwortartig genannt:

Kontaktpflege zwischen Altstadtbürgern

Ansprechpartner für Probleme

Mittler zwischen Bürgern und Stadtverwaltung

unbequemer Mahner (wenn nötig)

Erhalt der Nahversorgung und der Vielfalt des urbanen Lebens in unserer Altstadt

Bewahrung der Unverwechselbarkeit des historischen Stadtbildes

Mitwirkung bei wichtigen Entscheidungen

Damit wir unsere Aufgaben und Ziele weiterhin erfolgreich wahrnehmen können, bitten wir Sie herzlich um Ihre Mitgliedschaft. Eine Beitrittserklärung finden Sie in diesem Heft.

Ihr Vorstand und Beirat

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