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Bericht des Vorsitzenden

von Dietmar Markmiller

Liebe Mitglieder und Freunde der Altstadt, wie Sie sicherlich wissen, fand am 17.11.2022 unsere Jahreshauptversammlung statt. Einer der zentralen Punkte war die Neuwahl des Vorstandes. Um es kurz zu machen: Die alte Vorstandschaft ist auch fast die neue Vorstandschaft. Wir freuen uns sehr, dass wir mit Carmen Cremer eine neue Beisitzerin gewinnen konnten, die uns mit ihrem Fachwissen als Architektin in vielen Fragen und Belangen rund um Architektur sowie räumliche Gestaltung des öffentlichen Raumes unterstützen wird. Herzlichen Dank für das Engagement bei den Altstadtfreunden!

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Dank auch von mir persönlich an „meine“ Vorstandschaft für die sehr gute Zusammenarbeit der letzten Jahre und dafür, dass wir uns weiterhin als Team für die Belange der Kemptener Altstadt einsetzen.

Der Beirat

Ebenso freut es uns, dass wir unseren Beirat mit Markus Naumann, dem 1. Vorsitzenden des Heimatvereins Kempten e.V., noch um eine weitere Persönlichkeit erweitern konnten. Der Beirat der Altstadtfreunde ist für uns viel mehr als nur ein Gremium, das sich auf dem Papier gut liest. Vielmehr hat dieser aufgrund der Expertisen seiner Mitglieder eine sehr wichtige beratende Funktion für uns. Wir standen und stehen bei wichtigen Fragen in engem Austausch und sind dankbar für die zusätzlichen Blickwinkel. Hier seine

Mitglieder:

• Dr. Franz Rasso Böck, Stadtarchivar Stadt Kempten

• Tilmann Ritter, Stadtheimatpfleger Kempten

• Christian Fleischmann, Leiter Finanzen AÜW

• Christian Montén, Geschäftsführer Montén Golf Consulting

• Markus Naumann, 1. Vorsitzender

Heimatverein Kempten e.V.

Blick hinter die Kulissen

In den zurückliegenden Jahren umfasste der Bericht des Vorsitzenden stets einen mehrseitigen Rückblick sowie ein (vorstandsintern abgestimmtes) klares Statement des Vorsitzenden. Dies möchten wir grundsätzlich so beibehalten, jedoch in kürzerer Form als in der Vergangenheit. Neu ab diesem Jahr ist die Rubrik „Gedanken aus dem Vorstand“. In deren Rahmen äußern einzelne Vorstandsmitglieder ihre persönlichen Sichtweisen auf Themen.

Auf diese Weise möchten wir unsere Arbeit und unseren Weg zu Entscheidungsfindungen hin transparenter machen. Zwar ist unser Vorstand bei den bekannten Themen tatsächlich fast immer einer Meinung, dennoch diskutieren auch wir durchaus kontrovers. Was die Arbeit so bereichernd macht, ist die Tatsache, dass uns ein konzeptionelles und strategisches Denken vereint. Wir beleuchten Fragen wie „Wie ist der Ist-Zustand?“, „Welche Auswirkungen hat das Projekt auf das Umfeld?“, „Sind Investitionen sinnvoll?“ u.v.m. Wir erfassen verschiedene Blickwinkel und lassen unterschiedliche Abwägungen einfließen, um letztendlich – und dies gelingt uns immer – zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen, das alle mit Überzeugung mittragen können.

Nun aber zum Rückblick auf 2022...

Kooperation mit der Hochschule Augsburg

Auf Grundlage unserer breitgefächerten fachlichen Expertise und unserer strukturierten Vorgehensweise fußte auch unsere Zusammenarbeit mit der Fakultät für Architektur und Bauwesen der Hochschule Augsburg sowie deren Architekturstudierenden beim Thema Burghalde. Besonderer Dank geht an dieser Stelle an unser Vorstandsmitglied Franz Schröck für die Herstellung des Kontaktes zu Professor Marcus Rommel

Der Startschuss zu dieser Kooperation fiel bereits im Wintersemester 2018/2019. Pandemiebedingt konnten die von den Studierenden erarbeiteten Visionen zum Kulturraum Burghalde jedoch erst im Mai 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Lesen Sie dazu gern die Beiträge in der Rubrik „Gedanken aus dem Vorstand“.

Kronenstraße

In Sachen Kronenstraße ist nach wie vor Geduld gefragt (siehe auch den Beitrag unseres Vorstandsmitglieds Gerhard Juli). Denn bei den Ausschreibungen wurden keine Angebote abgegeben. An dieser Stelle möchten wir anmerken, dass die Bushaltestelle am Rathaus nicht gerade einladend aussieht und auch funktionell nicht auf der Höhe der Zeit ist. Bereits im Jahr 2020 hatten wir eine Analyse der Bushaltestellen erstellt, welche der Stadt vorliegt. Wir haben das Thema auch bei unserer Jahreshauptversammlung erneut explizit angesprochen. Unser Vorschlag wäre, die Bushaltestelle zeitgemäß und dabei gestalterisch Modernes mit Altem zu kombinieren.

Hier ein Auszug aus der Analyse zur Haltestelle „Rathaus“: Diese besteht aus einer Beschilderung, Untergrund aus Kopfsteinpflaster, einem schwer lesbaren Fahrplan und einer nicht überdachten Sitzbank. „Weder eine Visitenkarte für unsere Stadt, noch für das Bussystem“, so die Altstadtfreunde. Vorgeschlagen wird ein transparenter, verglaster Unterstand, ohne dass das denkmalgeschützte Rathaus angegrif- fen wird, ein barrierefreier Untergrund mit erhöhtem Einstiegsbereich, eine Kennzeichnung des Haltestellenumfeldes als Parkverbotszone und eine bessere Ausleuchtung der Umgebung.

Gegebenenfalls wäre eine Verlegung der Haltestelle um einige Meter in Richtung Norden denkbar, um den Blick auf das Ensemble Rathaus nicht zu beeinträchtigen.

Veranstaltungen

Was Veranstaltungen betrifft, war es in den letzten zweieinhalb Jahren wirklich sehr überschaubar. Zum Glück konnten wir 2022 die ersten Schritte in Richtung Normalität gehen, etwa mit dem Altstadtfest mit Kindertag und anschließendem Abendkonzert am St. Mang-Platz. Hier hatten wir bereits mit vielen Besuchern gerechnet und entsprechend mehr aufgestuhlt. Wie sich zeigte, reichte auch das nicht aus,

Haltestelle „Rathaus“: keine Überdachung, keine Barrierefreiheit, schwieriges Pflaster sodass die (vorausschauend organisierten) zusätzlichen Biertischgarnituren ebenfalls nach kurzer Zeit zum Einsatz kamen. Alle Beteiligten hatten einen wunderbaren Tag und einen großartigen Konzertabend. Auch mit der Neugestaltung der Bühne haben die Veranstalter ins Schwarze getroffen. Alle auftretenden Gruppen waren sichtlich erleichtert, dass eine professionelle Bühne mit Überdachung sie im Hochsommer vor direkter Sonneneinstrahlung schützte.

An dieser Stelle möchte ich den Mitveranstaltern, dem Stadtjugendring, der Diakonie sowie allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ganz herzlich dafür danken, dass sie dazu beigetragen haben, dass das Altstadtfest mit Kindertag wieder ein voller Erfolg wurde und dabei voll und ganz ehrenamtlich gestemmt werden konnte!

Vorschau 2023

Nun aber ein Blick nach vorn auf laufende Planungen und Entwicklungen:

Sparkassenquartier

Beim Sparkassenquartier geht es im ersten Quartal 2023 mit dem ersten Treffen im Realisierungswettbewerb los. Die Stiftstadtfreunde sowie die Altstadtfreunde werden diesen Wettbewerb begleiten. Wir sind gespannt was sich dort entwickelt. Der Prozess der Beteiligung ist aus unserer Sicht bis dato sehr gelungen - eine Vielzahl unterschiedlicher Akteure, die sich für die Entwicklung der Stadt Kempten einsetzen, werden aus erster Hand informiert.

Illersteg/Iller erleben

Ein weiterer Wettbewerb, an dem wir als sachverständige Berater teilnehmen, ist der Neubau des Illerstegs. Auch hier fand im ersten Quartal die erste Sitzung statt. Der Neubau des Illerstegs ist seit langem ein wesentlicher Bestandteil unseres Konzeptes „Iller erleben“. Hieraus führen wir gerne nochmal die Maßnahmen auf, die im Bereich des Illerstegs vorgesehen sind:

• „Stadtbalkon am Theater“ in Verbindung mit einer Verkehrsberuhigung der Illerstraße im Bereich des Theater-Vorplatzes

• Umfeldgestaltung östliches Illerufer; der Masterplan „Iller erleben“ sieht hier eine kleine Gastronomie sowie dringend erforderliche öffentliche Toiletten für die Nutzer der Freizeitanlagen vor.

Was wir auf jeden Fall bei den Planungen anregen werden, ist, dass beim Neubau des Illerstegs auf das Unglück des Einsturzes des alten Stegs im Jahr 1946 und der dabei ums Leben gekommenen Menschen hingewiesen wird, etwa mit einer Gedenktafel oder einer Stele.

Fortschreibung der Voruntersuchung „Erweiterte

Doppelstadt“

Des Weiteren haben wir bei der Veranstaltung „Fortschreibung VU Kempten ‚Erweiterte Doppelstadt‘“ am 11.10.2022 einen Brückenschlag zwischen Engelhaldepark und Altstadtpark angeregt. Unser besonderes Augenmerk galt dabei der Anbindung des neuen Stadtteils ‚Parkstadt Engelhalde‘ an die Innenstadt für Fußgänger und Radfahrer.

Wenn wir in der zentralen Innenstadt weniger Autos haben wollen, ist dieses Projekt in unseren Augen unverzichtbar. Es freut uns, dass im Nachgang der Veranstaltung vom 11.10.2022

Markus Wiedemann, Tiefbauamtsleiter der Stadt Kempten, eine mögliche Vision davon auf unserer Jahreshauptversammlung präsentierte, wenngleich er eine Realisierung des von uns angedachten weiteren Illerstegs in der Nähe des Altstadtparks nicht für dir nähere Zukunft in Aussicht stellen konnte.

Bei einer weiteren Veranstaltung zu dieser Fortschreibung 03.12.2022 am Zumsteinhaus während des Wochenmarktes herrschte rege Beteiligung. Nachdem ich längere Zeit vor Ort war, das eine oder andere Gespräch führen und mir einen Überblick über die Anmerkungen zu den jeweiligen Themen verschaffen konnte, ging ich mit dem Gedanken, „schön, wenn andere Bür- ger/innen bei den Themen wie Burghalde oder Illersteg die gleichen Ansätze haben wie wir Altstadtfreunde“. Zu dieser Veranstaltung gibt es einen Ergebnisbericht, der auf der Homepage der Stadt Kempten zur Verfügung steht (www.kempten.de/file/BerichtInfostand_Erweiterte Doppelstadt_ Dez2022.pdf)

Lesen Sie dazu auch den Beitrag des Amtes für Wirtschaft und Stadtentwicklung und die dazugehörigen Auswertungen.

ZUM

Zu den Überlegungen in der Fortschreibung der Voruntersuchung zur „möglichen“ Verlegung der ZUM bringen wir gern eine weitere Idee ins Spiel. Das Ergebnis der offenen Gesprächsrunde am11.10.2022 ergab Folgendes:

• Verlegung der ZUM evtl. als eine Einzelmaßnahme betrachten

• bei einer eventuellen Verlegung über eine Nachnutzung nachdenken

Dazu haben wir auf unserer Jahreshauptversammlung folgenden Impuls für eine Nachnutzung vorgetragen: Was unserer Meinung nach in Kempten fehlt, ist ein zentraler Treffpunkt in der Mitte der Stadt – ein Raum, den die vielen Vereine, Initiativen sowie engagierte Bürger:innen für ihr ehrenamtliches Engagement kostengünstig anmieten können, sei es für Vorstandssitzungen,

Jahreshauptversammlungen, Veranstaltungen, Vortragsreihen oder Ähnliches.

Sollte der Bereich der ZUM einmal überplant werden, wäre es sinnvoll, diesen Gedanken miteinzubeziehen. Denn in unmittelbarer Nähe stehen ausreichend Parkplätze durch die Tiefgaragen zur Verfügung.

Wochen nach unserer JHV bin ich in Regensburg auf genau solch ein Engagement der Stadt gestoßen: den „Raum für Engagement“, der vom Koordinierungszentrum Bürgerliches Engagement betrieben wird. Der Name könnte man 1:1 übernehmen, denn er ist Programm.

Im Rahmen unserer JHV hob Oberbürgermeister Thomas Kiechle das Ehrenamt in Kempten besonders hervor. Er betonte, dass ohne dies vieles nicht mehr möglich sei. Solch ein multifunktionaler Raum (bzw. Gebäude) wäre ein starkes Zeichen für alle, die sich in Kempten ehrenamtlich engagieren.

Starkregenereignisse

Ein Thema, das jeden Bürger in der tiefliegenden Altstadt angeht, sind die

Starkregenereignisse der vergangenen Jahre. Überschwemmungen von Straßen oder auch das Eindringen von Wasser in Gebäude werden durch extreme Wetterlagen in Zukunft häufiger vorkommen.

Daher unser Rat an alle Hausbesitzer und Anwohner in der Altstadt: Informieren Sie sich aktiv bei der Stadt Kempten, ob Ihr Grundstück oder Haus gefährdet ist. Unser Wunsch wäre auch, dass die Altstadtfreunde gemeinsam mit der Verwaltung zu Abendveranstaltungen zu diesem Thema einladen. Eine Anfrage werden wir in Kürze starten.

Veranstaltungsplanung

Unsere Planungen für das Jahr 2023 möchten wir Ihnen nicht vorenthalten. Auf dem Programm stehen aktuell:

• Altstadtbegehung mit Oberbürgermeister Thomas Kiechle im Frühjahr

• Besichtigung Restwasserkraftwerk/ Kraftwerk Keselstraße

• Vereinsjubiläum 40 Jahre Altstadtfreunde aus dem Jahr 2020 nachholen

• Altstadtfest mit Kindertag

• Open Air Kino auf dem St.-Mang-Platz

• Bürgertreffen Altstadt

• Mitglieder werben Mitglieder

Wir danken Ihnen jetzt schon, wenn Sie in Ihrem Umfeld für die Freunde der Altstadt Kemptens werben und wir so neue Mitglieder begrüßen dürfen.

Wahrnehmung, Wertschätzung, Respekt

Abschließend ein paar persönliche Gedanken: Unser Dasein und Handeln sind vom stetigen Wandel und von Veränderungen geprägt. Was sich heute noch „normal“ anfühlt, kann morgen schon vollkommen irrelevant sein. In den letzten Jahren sind weltumspannende Themen teilweise so weit in unsere persönlichen Bereiche eingedrungen, wie wir es aus den letzten Jahrzehnten nicht kannten. Das verändert – das Denken, das Handeln, das Miteinander, teils aus Angst, teils aus Wut. Beides sind immer die schlechtesten Ratgeber.

Meiner Meinung nach können wir Krisen, egal ob global, vor Ort oder im persönlichen Umfeld, nur in einem Miteinander lösen. Dazu gehört, den jeweiligen anderen bewusst wahrzunehmen, wertzuschätzen und dessen Meinung ebenfalls zu respektieren, auch wenn sie nicht mit der eigenen Überzeugung übereinstimmt.

Die wenigsten machen sich heute noch die Mühe, den anderen zu verstehen, welche Beweggründe, welche Sichtweisen ihn antreiben. Konstruktive Kritik an einem Thema wird oftmals allzu schnell als persönliche Kritik angesehen. Die Haut ist dünner geworden, die Zündschnur kürzer. Was in diesen Zeiten gut tut, ist ein respektvolles Miteinander. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Zusammenarbeit sehr viel effizienter ist als jegliche Form des Widerstandes –man muss diese Zusammenarbeit nur auf beiden Seiten zulassen. Ich hoffe und wünsche mir, dass uns und Ihnen allen genau das auch in Zukunft gelingen möge.

Der Vorstand der Altstadtfreunde und ich wünschen Ihnen ein erfolgreiches und zufriedenes Jahr 2023.

Herzlichst, Ihr Dietmar Markmiller

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