1 minute read

„Living in Doors“

zwischen Reisekoffern, Stacheldraht, Fackeln, Demonstranten und Hoffnung

von Stephan A. Schmidt

Advertisement

Nachdem die Kunstnacht seit 2019 coronabedingt pausiert hatte, war es am 24.09.2022 endlich wieder soweit: An 66 Orten wurde Kempten zur Bühne für die bildende Kunst und präsentierte die Vielfalt der Kunstszene.

In der Altstadt durfte ich im Auftrag des Kulturamtes den St.Mang-Platz bespielen. Den Anruf erhielt ich Ende 2021, und ich begann, verschiedene Ideen und Szenarien durchzuspielen, bis sich alte Sicherheiten, Gewissheiten und Ordnungen in Luft auflösten, als am 24.2.2022 Putin in die Ukraine einmarschierte. Mein politischer Künstlerbauch kann solch „gewaltiges“ nicht „wegdrücken“, und niemand konnte sagen, ob und wie dieser Krieg in den sieben Monaten bis zur Kunstnacht vorbei sein würde. Über sechs Monate musste ich zusehen und mein Bauch verdauen. Viele Grübeleien, auch mit Künstlerkollegen und Freunden, führten irgendwann nur zu einem: Nichts ist sicher – wir leben in Übergängen, in Türen. Über vier Jahrzehnte Eiserner Zaun und Warschauer Pakt, dann über drei Jahrzehnte Frieden in Europa (und auch da nicht wirklich), das sind halt auch nur Wimpernschläge in der Geschichte. Also: Wieder die Reisekoffer rausholen, die Fackeln, den Stacheldraht trotzdem auch Hoffnung, Kerzen, und für Ideale wieder auf die Straße gehen.

This article is from: