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Verkehrsberuhigung
Kronenstrasse
Vorgesehene Maßnahmen auf Dauer ausreichend?
von Baudirektor a.D.
Dieter Schade
Markus Wiedemann, Leiter des Amtes für Tiefbau und Verkehr der Stadt Kempten, berichtete im November 2022 bei der Jahreshauptversammlung der Altstadtfreunde über die geplanten Veränderungen in der Kronenstraße. Durch den Einbau von Pollern soll die Durchfahrt zwischen 22 und 6 Uhr verhindert werden. Zahlreiche Pflanzkübel sollen aufgestellt werden, die die Fahrbahn verengen und das unbefugte Parken von Autos erschweren sollen.
Eine zu begrüßende Maßnahme zur lange geforderten Verkehrsberuhigung. Ich frage mich jedoch, ob sie ausreicht, um eine wirksame Entflechtung der Verkehrsströme herbeizuführen?
Hierzu zwei Anmerkungen:
1. Ein Rechenbeispiel
Von etwa 7.000 Kfz pro Tag entfallen künftig nachts 250 in der Kronenstraße. Durch die ganztags wirksam werdenden baulichen Einengungen werden voraussichtlich weitere Autofahrer die Passage durch die Altstadt vermeiden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch weiterhin zu viel Verkehr unter erheblich verengten räumlichen Verhältnissen in der Altstadt vorhanden sein wird. Die vorgegebene Schrittgeschwindigkeit wird dabei erfahrungsgemäß nicht eingehalten. Ob sich der bisherige Durchschnittswert von 20 bis 25 km/Stunde aufgrund der baulichen Maßnahmen deutlich verringern lässt, ist fraglich. Damit bleibt auch künftig ein erhebliches verkehrsbedingtes Gefahrenpotential für Fußgänger und Radfahrer bestehen.
2. Die Auswirkung zur Stadtraumgestaltung
Eine „üppige Moblierung“ durch Pflanztröge ist immer ein Zeichen dafür, dass städtebaulich etwas nicht stimmt. Sie wird häufig angewendet als vorübergehendes Provisorium oder als Maßnahme zur Verhinderung der Nutzung von Flächen durch Fahrzeuge, die anderen Verkehrsteilnehmern vorbehalten sind. Um die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer im öffentli- chen Raum der Stadt zu trennen sind Bodenmarkierungen in flächiger Ausführung oder mit geringen Höhenunterschieden der Regelfall. Die Umgestaltungen der Plätze am Rathaus und zwischen Residenz und Kornhaus haben diesen Grundsatz in vorbildlicher Weise berücksichtigt. Die in der Kronenstraße vorgesehenen aufrechtstehenden Pflanztröge werden sich darüber hinaus ungünstig auf das Bild der Altstadt auswirken.
Nachdem sich gezeigt hat, dass häufigere Verkehrskontrollen nicht zielführend waren, um eine wirksame Einschränkung der Verkehrsverstöße der Autofahrer zu erreichen, sehe ich in den jetzt vorgesehenen Maßnahmen eine vorübergehende Verbesserung der jetzigen Verkehrssituation, die aber langfristig nur endgültig gelöst werden kann durch eine künftige ganztägige Sperrung der Durchfahrt für motorisierte Fahrzeuge privater Nutzer mit Ausnahmen des ÖPNV und der Anlieger.
Literatur: „Verkehrsberuhigung Kronenstraße. Vorschläge für Lösungsansätze der bestehenden Probleme“, Altstadtbrief 2016 , Dieter Schade