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Versenkpoller für die
Kronenstrasse
Durchgangsverkehr wirksam verringern
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von Gerhard Juli, Vorstandsmitglied
DieVerkehrssituation in der Kronenstraße war in den vergangenen Jahren wiederholt Thema im Stadtrat. Zuletzt am 5.10.21: „Der Ausschuss für Mobilität und Verkehr beschließt den Einbau der absenkbaren Poller sowie die Zonierung des Straßenraums mittels Pflanzkübeln und Abgrenzungspollern, inklusive der Einrichtung von Kurzzeitparkplätzen. Die Sperrung der Kronenstraße zwischen 22.00 Uhr und 6.00 Uhr wird aufrechterhalten.“
Verkehrssituation in der Innenstadt
Kempten verfügt in der Innenstadt über vier Nord-Süd-Verbindungen:
. Salzstraße Straße: Für den Verkehr freigegeben, Abschnitt während Schulzeit auf 30 km/h begrenzt; nach letzter Zählung ca. 15.000 Kfz pro Tag.
. Königstraße: Teil der ZUM, zwischen Beethovenstraße und Residenzplatz nur für Busse und Taxen freige-
Geändert hat sich nichts: ein sieben Jahre altes Foto aus dem Altstadtbrief 2016 von der Blechlawine durch die Kronenstraße am Rathaus. Foto: Dieter Schade geben. Dies wird auch – ausgenommen einige „verirrte“ Fremde – respektiert.
. Fischerstraße: Im September 1970 wurde die Fischerstraße als erste ausgebaute Fußgängerzone in Bayerisch-Schwaben eröffnet. Diese Fußgängerzone wird auch weitgehend respektiert, ausgenommen Geldtransporter, die sich oft nicht an die ausgewiesenen Lieferzeiten halten. Wikipedia: „Seither dient die dortige Kronenstraße dem Durchgangsverkehr von Süd nach Nord durch die Altstadt.“
. Kronenstraße: Zwischen Rathaus platz und Gerberstraße als „verkehrsberuhigter Bereich“ ausgeschildert. Dort etwa 7.000 Kfz pro Tag. Verkehrsberuhigter Bereich bedeutet u.a. Schrittgeschwindigkeit, Vorrang für Fußgänger, Parkverbot außerhalb gekennzeichneter Flächen. Keine dieser Anforderungen der StVO wird hier erfüllt. Es gab auch schon Stadträte, die der Auffassung waren, der Verstoß gegen das Parkverbot diene hier der Verkehrssicherheit, weil dies die Fahrgeschwindigkeit mindere.

Die Verkehrssituation in der Kronenstraße
In den letzten Jahren wurde nicht nur der tägliche Durchgangsverkehr zu einem zunehmenden Ärgernis, es waren auch die Besucher der Gastro- nomie auf dem westlichen Rathausplatz betroffen. Denn die Kronenstraße diente – vor allem an lauen Abenden – als Route für sogenannte „Autoposer“, die ihre gelegentlich aufgemotzten Fahrzeuge „präsentierten“ – oft auch mehrfach. Ein am 1.9.2017 eingeführtes Durchfahrtsverbot zwischen 22:00 und 6:00 Uhr wird seitdem vielfach schlichtweg ignoriert, zumal der Beginn des Durchfahrtsverbots zu spät angesetzt war.

Planungen des Tiefbauamtes
Das Tiefbauamt hat den Beschluss des Verkehrsausschusses trotz der schwierigen baulichen Situation gut umgesetzt. Umfahrbare Poller erschweren die Nutzung als Parkfläche.

„Intelligente“ Steuerung der Versenkpoller
Diese sollen nach dem Beschluss des Verkehrsausschusses zwischen 6 und 22 Uhr abgesenkt bleiben, also die Durchfahrt erlauben. Damit wird
Abbildungen: Stadt Kempten, Tiefbauamt das Potential der Steuerung der Poller aber nicht annähernd genutzt. So könnte die Durchfahrt nur Berechtigten ermöglicht werden, indem die Poller grundsätzlich hochgefahren bleiben, Berechtigte sie aber selbst für die Durchfahrt – also z.B. 30 Sekunden – absenken könnten. Zur Steuerung werden keine Handsender verwendet, sondern die eigenen Mobilfunkgeräte der Berechtigten, die dazu mit ihrer Rufnummer registriert sind. Dies erspart die aufwendige Beschaffung und Verwaltung von Handsendern. Auch kann den Berechtigten bei Verstößen die Registrierung ohne deren Zutun entzogen werden. Es können beliebig viele Zeitprogramme gestaltet werden z.B. Lieferantenzufahrt nur von 6 bis 11 Uhr oder Anwohner ganztags.

Feuerwehr, Rettungsdienst oder Winterdienst können zudem eine Daueröffnung erzwingen. All dies ist mit wenigen Tastaturanschlägen am Bildschirm änderbar! Wer all dies nur unter dem Gesichtspunkt „Sperrung der Kronenstraße“ sieht, könnte falsch liegen, ähnlich dem Pessimisten, der immer das halbleere Glas sieht und nicht das halbvolle: Denn die für den Durchgangsverkehr eigentlich nicht geeignete Kronenstraße wird für jene, die einen Bedarf haben, ganztägig oder zu geeigneten Zeiten geöffnet. Die „Fußgängerzone“ wird wieder hergestellt.
Vielleicht entwickelt sich die Kronenstraße so zu einer neuen, kleinen Fußgängerzone mit eigener Attraktivität und Qualität ganz besonders auch für Anwohner. Die Möglichkeiten dazu sind da.
Die scheidende Vorsitzende des Kemptener Gestaltungsbeirats, Prof. Bü Prechter, sagte zum Schluss eines Interviews in der Allgäuer Zeitung vom 28.1.23: „Aber es ist meistens so, wenn etwa eine Straße für Autos gesperrt werden soll, dass es Gegner und Befürworter gibt. Meist protestieren Einzelhändler vehement, weil sie Sorge haben, dass ihre Umsätze einbrechen. Später stellen sie aber doch fest, dass sich eine Fußgängerzone für sie sogar wirtschaftlich auszahlt.“