Der Altstadtbrief - Kempten 2017

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ALTSTADTBRIEF

38. Jahrgang //// Nr.44 / 2017 /////////////////////////////// www.altstadtfreunde-kempten.de

F R E U N D E D E R A L T S T A D T K E M P T E N S e.V.

Sparkassenpläne für Promenadestraße

Pumpenhaus

öffentliche Nutzung statt Dornröschenschlaf

Sheddachhalle außergewöhnlichste Baustelle im Allgäu

Brückenaushub

Sanierung der König-Ludwig-Brücke


Heimat neu leben Mit Ihrem Leben in unseren Räumen kümmern Sie sich um Ihr eigenes Glück - und das der ganzen Stadt. Denn als unser Mieter ermöglichen Sie uns die gemeinsame Entwicklung unserer Heimat für die nächste Generation, wie beispielsweise mit unseren 46 coolen Loft-Wohnungen in den „SheddachHallen“. Dafür ein dickes Bussi.

Impressum Der Altstadtbrief, nunmehr im 38 Jahr, erscheint in unregelmäßiger Folge, jedoch mindestens einmal jährlich. Verantwortlich für den Inhalt ist der Vorstand. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Herausgeber: Freunde der Altstadt Kemptens e.V., Vogtstraße 8, 87435 Kempten, E-Mail: info@altstadtfreunde-kempten.de Redaktion: Dietmar Markmiller (Vorsitzender), Stephan A. Schmidt Produktion: KuMaKom Gesellschaft für Kultur- & Markenkommunikation UG (haftungsbeschränkt) Nachdruck, auch in Auszügen, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors Bankverbindung: Sparkasse Allgäu BLZ 733 500 00, Konto 572 40, IBAN: DE42 7335 0000 0000 0572 40

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DER ALTSTADTBRIEF 44/2017


DER

ALTSTADTBRIEF

38. Jahrgang //// Nr.44 / 2017 ///////////////////////////// www.altstadtfreunde-kempten.de

F R E U N D E D E R A L T S T A D T K E M P T E N S e.V.

Inhalt Bericht des Vorsitzenden

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von Dietmar Markmiller

Sozialbau saniert Sheddachhalle

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Pumpenhaus: Versunken im Dornröschenschlaf

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Sparkassenpläne an der Promenadestraße

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Spektakulärer Brückenaushub schreitet voran

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1818 - 2018: 200 Jahre vereinigte Stadt Kempten

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Projekt Pax-Glocke für den St.-Mang-Platz

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Kunstreich feiert 5 Jahre und 50 Ausstellungen

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Beitrittserklärung / Formular

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von Herbert Singer

von Franz G. Schröck

von Dieter Schade

von Markus Wiedemann

von Dr. Franz-Rasso Böck

von Dekan Jörg Dittmer und Bruno Fischle

von Stephan A. Schmidt

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Bericht des Vorsitzenden von Dietmar Markmiller

L

iebe Mitglieder und Freunde der Altstadt, zuallererst möchte ich für den Verein in eigener Sache sprechen. Am 13.10.2017 ist zu unserem großen Bedauern unser langjähriges Vorstandsmitglied Hans Bretag verstorben. Seine herzliche, liebenswerte Art bei unseren Sitzungen habe ich immer sehr genossen. Hans Bretag hatte immer ein offenes Ohr für uns alle. Er verstand es, uns mit seiner charmanten Art regelrecht in den Bann zu ziehen, wenn er von den Vorstandsitzungen aus den Anfängen der Altstadtfreunde erzählte. Wir, die A lt st adt f reu nde , werden das Andenken an Hans Bretag in Ehren halten und die von ihm sehr geliebte Altstadt auch in seinem Sinne weiter mitgestalten. Voranbringen ist ein Schlagwort, das uns 2017 stark begleitete. Bewertete ich im letztjährigen Altstadtbrief das Jahr 2016 als das bisher arbeitsreichste seit

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meiner Vorstandstätigkeit, sehe ich heute, dass 2017 alles bisherige in den Schatten stellt. Zu den bereits in 2016 genannten Tätigkeitsbereichen, die allesamt in 2017 noch aktiv weiterverfolgt wurden, kamen im Laufe des Jahres noch folgende hinzu: • Arbeitskreis Pumpenhaus • Teilnahme Wettbewerbsverfahren Stadtpark • Planungsgruppe zum Stadtjubiläum 2018 „200 Jahre vereintes Kempten“ • Arbeitskreis Burghalde Insgesamt sind wir mittlerweile in neun Arbeitskreisen aktiv. Es ehrt uns besonders, dass wir seitens der Stadt Kempten bei den wichtigen Themen immer eingeladen werden, um unsere Ideen, Meinungen und Hinweise zu hören. Es zeigt aber auch, dass wir Verstärkung in der aktiven Vereinsmitgliedschaft brauchen, um uns weiterhin mit dem für uns Altstadtfreunde üblichen Engagement an den


zunehmenden Themen beteiligen zu können.

Machen Sie mit bei den Altstadtfreunden! Daher mein Aufruf an Sie liebe Leser: Jeder, der sich aktiv an der Vereinsarbeit beteiligen möchte und auch ein Thema selbständig betreuen und voranbringen möchte, ist herzlich eingeladen, sich mit uns unter info@altstadtfreunde-kempten.de in Verbindung zu setzen. Wenn Sie zum Wohle der Allgemeinheit und zum Nutzen der Altstadt bei uns mitwirken möchten, bieten wir gerne an, uns kennenzulernen und in unsere Arbeit hinein zu schnuppern.

Arbeitskreis Burghalde Wer an unserer Jahreshauptversammlung am 04.07.2017 teilgenommen hat, erinnert sich sicherlich, dass wir an diesem Abend den Arbeitskreis Burghalde ins Leben gerufen haben, um gemeinsam mit Bürgern Ideen zu sammeln, wie sich die Burghalde weiterentwickeln könnte. Es mangelt uns nicht an Vorschlägen – derer haben wir in den letzten Jahren bereits viele den Verantwortlichen bei der Stadt Kempten vorgetragen. Erinnern möchte ich z. B. an die durchaus schockierende Präsentation in 2011, die die optischen Auswirkungen eines im großen Umfang reduzierten Baumbestandes auf

Die Zukunft der Burghalde? Ein Entwurf der Landschaftsarchitekten Narr & Rist

den Hängen der Burghalde aufgezeigt hat. Diese zugegeben befremdlichen Bilder waren nicht jedermanns Geschmack, erfüllten jedoch den angestrebten Zweck, die Betrachter wach zu rütteln und dem Thema Baumbestand und Pflege der Grünanlagen wieder mehr Bedeutung zukommen zu lassen. Bei einem weiteren Vorschlag drei Jahre später hatten wir professionelle Unterstützung der Landschaftsarchitekten Narr & Rist, die eine Möglichkeit aufzeigten, wie die Burghalde visionär gestaltet werden könnte. Auch dies führte wieder dazu, dass die Burghalde DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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und die dringende Notwendigkeit ihrer Weiterentwicklung im Gespräch waren. Gesprochen wurde in den letzten Jahren viel über die Burghalde. Sowohl die Verantwortlichen bei der Stadt Kempten als auch die Kommunalpolitik hatten offene Ohren für unsere Ideen und Vorschläge. Sie waren immer aufgeschlossen, bei Begehungen der Burghalde gemeinsam mit uns die Zustände in Augenschein zu nehmen und Handlungsbedarf festzustellen. Leider folgten den Worten fast keine Taten! Ein kleiner Baustein wurde durch Oberbürgermeister Thomas Kiechle 2016 umgesetzt: der Spielplatz, den wir nicht nur im letzten Altstadtbrief lobend und dankend erwähnt haben. Trotz dieser wirklichen Bereicherung sollten die anderen Themen, die einen dringenden Handlungsbedarf haben, nicht in Vergessenheit geraten. So z. B. der hässliche Bauzaun entlang der Burgstraße an der Mauer zum evangelischen Friedhof, der dort nun schon zig Jahre steht und mittlerweile nicht mehr als Provisorium wahrgenommen wird. Wenn es schon nicht möglich ist, die Ursache dafür abzustellen, wäre es ja zumindest überlegenswert, an diesem Zaun ein mit Bildern aus der Geschichte der Burg­halde bedrucktes Banner anzubringen. Das würde den Anblick aufwerten, wäre auch eine Art von Kunst und könnte Passanten zu ei6

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nem Besuch auf die Burghalde locken. Wir würden sehr begrüßen, wenn diese Anregung seitens der Stadt aufgegriffen und zeitnah umgesetzt wird. Da dies weder besonders kosten- noch arbeitsintensiv ist, sind wir zuversichtlich, dass es vielleicht schon im Frühjahr 2018 Neuigkeiten von dem bis dato so hässlichen Bauzaun am Fuße der Burg­halde geben wird. Erste Ergebnisse aus dem Arbeitskreis Burghalde und damit weitere Ideen und Vorschläge werden wir bei der Jahreshauptversammlung 2018 präsentieren.

Lebenswerte Kronenstraße? Ein Dauerbrenner ist die unerträgliche Verkehrssituation in der Kronenstraße – und das schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Nachdem wir das Thema immer wieder ganz oben positioniert haben, uns mit den Stadtratsfraktionen austauschten und auch die Presse erfreulicher Weise das Thema aktiv begleitete, war es glücklicherweise irgendwann auch politische Wille, etwas zu unternehmen. Zuerst wurde im September 2017 ein nächtliches Durchfahrverbot von 22 bis 6 Uhr umgesetzt. Zum Weihnachtsmarkt 2017 wurde dieses Verbot zum Schutz der Marktbesucher auf 18 bis 6 Uhr erweitert. Wir hoffen sehr, dass die hierbei gesammelten Erfahrungen in die Umsetzung des Mobilitätskonzepts einfließen, damit eine dauerhafte vernünftige BERICHT DES VORSITZENDEN


Lösung für die Verkehrssituation in der Kronenstraße gefunden wird. Wir halten die von uns favorisierte Idee immer noch für die effizienteste Lösung: eine Einbahnstraße in Richtung Süden, und gerne auch mit nächtlicher Sperrung. Ich hoffe, dass mich diesmal mein „Bauchgefühl“ trügt; dennoch lautet meine Prognose für die Kronenstraße: Die Durchfahrt in beiden Richtungen wird bleiben und nur eine nächtliche Sperrung beibehalten. Eine echte Lösung des Problems aber, die allen zu Gute kommt und nicht nur Einzelnen, nämlich die Reduzierung des chaotischen Verkehrs auch tagsüber, wird nicht zustande kommen, und damit auch weiterhin keinerlei Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer. Wie gesagt: Ich hoffe, dass ich falsch liege.

Mobilitätskonzept 2030 Der zunehmende Verkehr in Kempten war Thema für das Mobilitätskonzept 2030, an dem wir engagiert über 2½ Jahre in insgesamt neun Planungswerkstätten, einer Auftakt- und einer Abschlussveranstaltung jeweils mit mindestens einer Person dabei waren. Für uns ein enormer zeitlicher Aufwand, zumal es mit der bloßen Teilnahme an den Veranstaltungen nicht getan war. Auch die Vorbereitung der Termine war sehr zeitintensiv: Es galt, umfangreiche BERICHT DES VORSITZENDEN

Unterlagen kritisch durchzuarbeiten und Stellungnahmen zu formulieren. Das Mobilitätskonzept war wirklich ein Marathonthema, das im Herbst 2017 sachlich abgeschlossen werden konnte. An dieser Stelle möchte ich unserem Beirat Dieter Schade, Baudirektor a.D., meinen besonderen Dank aussprechen. Mit seiner Fachkenntnis und Geduld hat er uns bestens vertreten.

Aufwertung Schützenstraße/ An der Stadtmauer Bleiben wir beim Thema Straßen: Die Sanierung im Bereich Schützenstraße/An der Stadtmauer wurde Anfang Dezember nach über einem Jahr abgeschlossen. Zu dieser gelungenen Sanierungsmaßnahme möchte ich der Stadt Kempten gratulieren. Ende November, auf dem Weg zur Bürgerversammlung im Altstadthaus, lief ich das erstmals über die neu gestalteten Straßen. Dabei fielen mir der enorme Unterschied und die damit verbundene starke Aufwertung dieses Altstadtbereiches auf. Schmunzelnd erinnerte ich mich an die Planungsphase: Ursprünglich war nur die Sanierung des Bereiches „An der Stadtmauer“ beabsichtigt. Damals machten wir bei einer Jahreshauptversammlung darauf aufmerksam, dass der Pflasterbelag in der Schützenstraße nicht ideal für die Besucher des Altstadthauses ist, und baten, zusätzlich Geld zu investieren und die SchütDER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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zenstraße in den zu sanierenden Bereich aufzunehmen. Es freut mich sehr, dass diese Anregung umgesetzt werden konnte. Herzlichen Dank! Jetzt hoffen wir, dass die geplante Neugestaltung der östlichen Gerberstraße in gleicher Weise erfolgt.

Neue Kirchturmglocken In unmittelbarer Nähe steht unsere geliebte St.-Mang-Kirche, in der sich dieses Jahr mit der Glockenweihe etwas besonders ereignet hat: Denn welcher Bürger hat in seinem Leben schon einmal die Chance, mitzuerleben, dass Kirchturmglocken einer Kirche ausgetauscht werden? Im Sommer 2017 wurden drei neue Glocken in einem feierlichen Umzug mit Pferdekutschen von der St.-Lorenz-Basilika hinunter zur St.-Mang-Kirche transportiert. Begleitet wurden sie auf dem Weg zu ihrem neuen Wirkungsort von einer großen Menschenmenge – eine sehr emotionale und schöne Aktion, die ich miterleben konnte. Ebenso beeindruckend war es, als die Glocken wenig später in den Glockenturm hochgezogen wurden. Zum großen Reformationsjubiläum am 31.10.2017 erklangen dann erstmals die neuen Kirchenglocken auch im Zusammenspiel mit all den anderen in Kempten. Die evangelische Kirchengemeinde St. Mang hat seit einiger Zeit drei große Projekte unter dem Namen „Gebäude 8

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mit Geschichte sucht Menschen mit Herz“ zu schultern. Lesen Sie hierzu auch den Beitrag zur Friedensglocke von Dekan Jörg Dittmer und Bruno Fischle in diesem Altstadtbrief. Das Engagement und die Leidenschaft, mit der alle Beteiligten mitwirken, ist bemerkenswert. Dafür möchte ich ein herzliches Dankeschön sagen, denn diese Leidenschaft und Freude steckt an und breitet sich aus in unserer Altstadt.

Sorgen im Sparkassenquartier Mit Leidenschaft sind auch wir bei der Sache, wenn es um die Entwicklung unserer Altstadt geht. Diese Begeisterung spürte man auch bei unserer Jahreshauptversammlung und bei der diesjährigen Altstadtbegehung am 23. September mit Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Unter den vielen Themen, die auf beiden Veranstaltungen angesprochen wurden, war die Altstadt­ erneuerung im Quartier zwischen Königs-, Horchler- und Promenadestraße – eine wichtige Angelegenheit, die erst seit diesem Jahr auf unserer Agenda steht, nämlich „Sparkassenquartier“ genannt. Bürger waren an uns herangetreten, weil ihnen die Planungen der Sparkasse in diesem Bereich Sorgen bereiteten. Die Besonderheit dieses Quartiers wurde uns immer bewusster, je mehr stadthistorisch wichtige ErkenntBERICHT DES VORSITZENDEN


nisse über diesen Bereich bekannt wurden: Unter anderem stehen in der Promenadestraße Überreste der ältesten Häuser Kemptens. Das war auch für uns eine absolute Überraschung. Der Vorsitzende des Heimatvereins Tilman Ritter und ich sind der Überzeugung, dass bei der Neugestaltung dieses Quartiers und der Sanierung der Häuser mit äußerster Sensibilität herangegangen werden muss. Deshalb stehen wir in engem Kontakt mit der Stadtverwaltung, der Denkmalschutzbehörde sowie der Sparkasse. Unser Ziel ist, mit allen Beteiligten eine Sanierung zu realisieren, die der historischen Bedeutung und den einmaligen stadtarchäologischen Befunden dieses Quartiers gerecht wird. Mehr dazu lesen Sie in dieser Ausgabe im Beitrag von Dieter Schade.

Die Sheddachhallen Die südlichen Sheddachhallen, ein Denkmal der besonderen Art, werden momentan durch die Sozialbau saniert. Wir sind sehr erleichtert, dass die Sozialbau die Sheddachhallen gekauft hat und in diesem Bereich ein einmaliges Wohnerlebnis mit außergewöhnlichem Charme etabliert. Unsere Altstadt kann sich glücklich schätzen, mit der Sozialbau einen Partner an der Seite zu haben, der sich nicht scheut, auch äußerst anspruchsvolle Sanierungsprojekte BERICHT DES VORSITZENDEN

anzupacken. Die Neubebauung im Bereich des ehemals nördlichen Teils der Sheddachhallen fügt sich sehr gut in das Areal ein. Es ist deutlich erkennbar, dass hier Planer am Werk sind, die ihr Handwerk beherrschen und gut abschätzen können, was alles machbar ist. Mit der bevorstehenden Fertigstellung wird der an der Iller gelegene südliche Bereich der Innenstadt wieder belebt und so erheblich aufgewertet. Wir wollen hoffen, dass sich dies als Initialzündung für den einen oder anderen Hausbesitzer in unmittelbarer Nähe so auswirkt, dass er sein Anwesen herrichtet. Ein weiteres positives Beispiel Sanierungsbeispiel in diesem Stadtteil ist der Umbau und die Erweiterung der Christi-Himmelfahrt-Kirche. Die Räumlichkeiten wurden am 23. September bei einem Tag der offenen Tür der Bevölkerung vorgestellt.

Das Pumpenhaus Ein besonderes Projekt ist das Pumpenhaus. In den letzten Monaten haben wir in Kooperation mit dem Architekturforum Allgäu und engagierten Bürgern an einem Konzept für die Wiederbelebung des seit Jahren stillgelegten Pumpenhauses gearbeitet. Nähere Informationen dazu lesen Sie in dieser Ausgabe im Beitrag von Franz Schröck. DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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Unser ureigenes Projekt „Iller erleben“, das wir nun schon seit vielen Jahren erfolgreich begleiten, wurde dieses Jahr um eine weitere Maßnahme bereichert: Die Sanierung der König Ludwig Brücke und die Umfeldgestaltung haben begonnen. Schon heute warten wir mit Spannung auf den Zeitpunkt, zu dem die Brücke saniert sowie an ihrem angestammten Platz zurück ist und wir das neu gestaltete Umfeld besichtigen können.

200 Jahre Doppelstadt Kempten feiert 2018 das geschichtsträchtige Jubiläum „200 Jahre Doppelstadt Kempten“. Denn so lange ist es noch gar nicht her, als sich die Bürger aus der Reichsstadt und der Stiftstadt spinnefeind waren. Gott sei Dank ist das heute Geschichte! Im Jubiläumsjahr 2018 können wir uns auf zahlreiche Veranstaltungen und Feierlichkeiten freuen. Das Programm können Sie unter www.kempten.de herunterladen. Bei den zahlreichen Veranstaltungen können sich die Teilnehmer auch in unserer Altstadt kulinarisch verwöhnen lassen.

Kulinarisches Kempten Wir haben hier eine Vielzahl an guten Restaurants, sei es am Rathausplatz, am St.-Mang-Platz oder auch fußläufig in unmittelbarer Nähe. Eine über Jahrzehnte bekannte gastronomische Insti10

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tution der Altstadt öffnet ab 1. Februar 2018 wieder ihre Türen: Die Weinstube Hensler bekommt einen neuen Gastronom; Peter Geissler, uns noch bekannt aus der Altstadtwirtschaft im Fürstenhof und im Gasthaus Lenz in Lenzfried, wird die Weinstube übernehmen. Wir freuen uns auf gute Weine und kulinarische Besonderheiten und wüschen ihm einen erfolgreichen Start.

Galerie Kunstreich: 5 Jahre und 50 Ausstellungen Eine lebendige Stadt, die mehr ist als eine funktionale Schlaf-, Arbeitsund Einkaufsstadt sowie auf eine agile Bautätigkeit verweisen kann, definiert sich insbesondere auch durch ihr kulturelles Leben: Und auch hier können wir Kemptener auf einige durchweg positive Entwicklungen in den letzten Jahren zurückblicken: Die Vorstellungen im „TiK“, unserem Theater in Kempten und seit August 2015 unter der künstlerischen Direktorin Silvia Armbruster, sind immer öfter ausverkauft. Ebenso hat sich das Herbst- und Winterprogramm „Klecks.Live“ des Kleinkunstverein Klecks im Künstlerhaus etabliert. Ihren nun schon 5. Geburtstag feierte die Galerie Kunstreich, die in den historischen Räumen der ehemals reichsstädtischen Münze in der Schützenstraße vom artig e.V. ehrenamtlich BERICHT DES VORSITZENDEN


mit wechselnden Ausstellungen bespielt wird. Just zu diesem Jubiläum im Mai 2017 wurden auch die historischen, Kellergewölbe wieder hergerichtet und erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im August dann feierte man dort auf nun drei Geschossen bereits die 50. Ausstellung. Ich könnte Ihnen noch von vielen weiteren Themen berichten, die wir 2017 behandelt haben. Es würde jedoch den Rahmen dieses Altstadtbriefes sprengen. Im Anschluss lesen Sie interessante und aufschlussreiche Beiträge rund um die Altstadt. Den Autoren gilt mein Dank für ihre Arbeit, mit der sie dazu beitragen, dass auch dieser Altstadtbrief wieder einen soliden Rückblick auf das vergangene und einen Ausblick auf das kommende Jahr 2018 geben kann. Abschließend ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe, das auf unsere Arbeit und unseren ehrenamtlichen Einsatz zutrifft: „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt.“ In diesem Sinne wünscht Ihnen der gesamte Vorstand friedvolle Feiertage und für das Jahr 2018 alles Gute. Herzlichst – Ihr Dietmar Markmiller BERICHT DES VORSITZENDEN

adtfestes Partner des Altst Daimlerstraße 1 87448 Waltenhofen Tel. 08303 923745 DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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ENERGIE

ZUKUNFT KANN KEINER ALLEIN

BERND BRENNAUER

Planung Wasserkraftwerke

DANKE FÜR DEINE UNTERSTÜTZUNG Viele Allgäuer nutzen bereits Ökostrom aus 100 % heimischer Wasserkraft. Das ist Energie, von uns produziert in zehn Allgäuer Wasserkraftwerken – für mehr als 20.000 Haushalte.

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Bereits heute werden bei uns im Allgäu 38 % des Strombedarfs aus Erneuerbaren Energien gewonnen. Damit liegen wir in Deutschland weit vorn. Aber gemeinsam mit Dir wollen wir noch DER ALTSTADTBRIEF BERICHT DES VORSITZENDEN besser44/2017 werden – jedes Jahr um 1 %. www.auew.de


Nachruf Am 13.10.2017 verstarb im Alter von 93 Jahren unser langjähriges Vorstandsmitglied

Hans Bretag Als ehemaliger Prokurist des Allgäuer Brauhauses und als Inhaber der Weinhandlung Schnitzer war sein Lebensmittelpunkt der Rathausplatz, wo er jahrzehntelang im traditionsreichen Haus Grüner Baum wohnte. Bis kurz vor seinem Tod verfolgte er mit großem Interesse die Entwicklung der Altstadt und des Altstadtvereins. Bei Vorstandssitzungen und geselligen Veranstaltungen war Hans Bretag durch seine guten Vernetzung in Kempten über die Entwicklung des Rathausplatzes und der Altstadt bestens informiert und konnte so immer wertvolle Anregungen einbringen. Ein großer und allseits beliebter Bürger der Altstadt ist von uns gegangen. Wir werden ihn stets in bester Erinnerung bewahren. Der Vorstand der Freunde der Altstadt Kemptens

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„SheddachHallen“: Bautenstand im November 2017

Sozialbau saniert Sheddachhalle Die außergewöhnlichste Baustelle im Allgäu von Herbert Singer

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it der Revitalisierung der ehemaligen Spinnerei und Weberei an der Keselstraße baut die Sozialbau „cooles, junges Wohnen“ in urbaner Location. In dem zentrumsnahen, an der Iller gelegenen Industriedenkmal werden 46 neue Loft-Wohnungen errichtet. In die ehemalige Schlichterei der 120 Jahre alten „SheddachHallen“ ist bereits im Juni 2017 das Digitale Gründerzentrum Allgäu eingezogen und bietet eine kreative Umgebung für Allgäuer Startup-Unternehmen. Vorher schon hat die Sozialbau von 2015 bis 2016 das nachbarschaftliche Indust14

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riedenkmal „Alte Spinnerei“ mit rund 4.000 m² Gewerbefläche kernsaniert.

Außergewöhnlichste Baustelle im Allgäu Der stylische Industriecharakter des Baudenkmals bleibt nach dem aufse-

Cooles, junges Wohnen in den „SheddachHallen“ (Visualisierung)


henerregenden Ausbau erhalten. Die Stahlkonstruktion der SheddachHalle und des Daches werden ebenso wieder aufgerichtet wie die Backstein-Fassaden. Innen wird alles neu und hochwertig ausgebaut. Einmalige 46 Loft-Wohnungen entstehen. Drei Wohnungstypen zwischen 50 m² und 115 m² Wohnfläche variieren: eine westliche Wohnzeile mit 2 ½-Zimmern, zwei mittlere Zeilen als sogenannte „back to back“-Appartements mit Galerie sowie eine Zeile mit Blick auf die Iller als 4-Zimmer-Reihenhaus-Typ. Wo vor über 100 Jahren Webstühle standen entsteht eine Tiefgarage für 80 Autos. Bis Sommer 2019 wird das urbane und trendige Wohnquartier mit den coolen Loft-Wohnungen fertig sein.

„Digitales Gründerzentrum“ in der Schlichterei In der ehemaligen Schlichterei der 120 Jahre alten „SheddachHallen“ hat

Das Digitale Gründerzentrum Allgäu in der ehemaligen Schlichterei

Websaal aus dem Jahr 1952: Damals wurden rund 1 Million Meter Rohgewebe produziert.

die Sozialbau im Juni 2017 das Digitale Gründerzentrum mit einem für das Allgäu einmaligen Ambiente fertiggestellt. Die Industriearchitektur und die variablen Räumlichkeiten bieten dabei Großstadtcharakter für kreative Köpfe. Gleichzeitig lässt das spezielle 7 Meter hohe Gebäude noch viel Raum für Gestaltung. Das Digitale Gründerzentrum schafft eine Plattform zum Austauschen und Netzwerken mit weiteren Gründern, der Hochschule Allgäu, Investoren und Interessierten. Fakten „SheddachHalle“ • Industriedenkmal von 1896 • 46 neue, coole Loftwohnungen von 50 m² bis 115 m² • 80 Tiefgaragen-Stellplätze • Bezugsfertig bis Sommer 2019 • Digitales Gründerzentrum seit Juni 2017 • Bauherr und Vermieter: die Sozialbau DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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115 Wohnungen hat die Sozialbau in der Gerber-, Theater- und Kronenstraße modernisiert.

Sozialbau belebt die Altstadt 15.000 Menschen oder etwa jeder 5. Kemptener wohnt, lebt oder arbeitet in Wohn- oder Gewerbeflächen der Sozialbau. Das besondere Prädikat, familienfreundliche Mietwohnungen bezahlbar zu vermieten und das auf zeitgemäßem, modernem Niveau, wie im neu modernisierten Altstadtquartier „Gerberstraße – Theaterstraße – Kronenstraße“, sticht dabei besonders hervor. Die Sozialbau hat in den vergangenen Jahren in hoher Qualität die Modernisierung der „Gerberstraße 12-22“, „Theaterstraße 1-9“, „Heinrichgasse 1-7“ und in diesem Jahr die Modernisierung der „Kronenstraße 39-45“ mit insgesamt 115 Wohnungen für rund 300 Bewohner mit einem Investitionsvolumen von zusammen 2,5 Millionen Euro abgeschlossen. Der Wert dieser Investitio16

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nen zeigt sich in der hohen Aufenthaltsqualität mitten in der Altstadt.

Stadthäuser der 1960er Jahre Seit vielen Jahren ist die Sozialbau der Motor für die Revitalisierung des Wohn- und Geschäftsquartiers zwischen Gerberstraße, Kronenstraße, Theaterstraße und Heinrichgasse. Im Quartier „Altstadt“ hat die Sozialbau im Jahr 2016 zwölf Häuser mit 95 Wohnungen umfassend modernisiert. Alle Fassaden erhielten ein Wärmedämmverbundsystem, das zusammen mit den gedämmten Keller- und Dachgeschossdecken erheblich CO₂ und Energiekosten einspart. Die Dächer der Häuser Gerberstraße und Heinrichgasse wurden neu gedeckt, die Balkone der Gerberstraße mit gelaserten Lochblechbrüstungen neu gestaltet. Alle Treppenhäuser wurden neu gestrichen und die Elektroleitungen erneuert. Das


ausgefeilte Farbkonzept der Häuser wurde feinsinnig mit dem Amt für Denkmalschutz abgestimmt und passt sich der Altstadt harmonisch an. Die Grün- und Außenanlagen, die Verbindungs- und Zugangswege und der Kinderspielplatz wurden für die nächste Generation neu attraktiv „herausgeputzt“. In diesem Jahr hat die Sozialbau die Kronenstraße 39, 41 und 45 mit 20 Wohnungen und 6 Gewerbeeinheiten modernisiert. Die Balkone wurden saniert, Fassaden neu gestrichen und die Außenanlagen neu gestaltet.

Baulücke in der Gerberstraße geschlossen Neben der Modernisierung hat die Sozialbau zwischen der Gerberstraße 12 und 18 im Jahr 2015 eine Baulücke mit einem altstadtgerechten Neubau geschlossen. Das viergeschossige Wohnund Geschäftsgebäude passt sich den Nachbargebäuden in der Maßstäblichkeit und mit der Lochfassade hervorragend an und schließt städtebaulich geschickt den ruhigen, begrünten Innenhof. Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich die Werbeagentur „Composizione“ und in den Obergeschossen drei großzügige, familienfreundliche Wohnungen mit bis zu sechs Zimmern.

Mehr Parkraum fürs Altstadt-Quartier Die neue Tiefgarage mit 23 Stellplätzen (Zufahrt über die Theaterstraße) glänzt

Wohnen und Arbeiten in der Altstadt, Gerberstraße 18

mit einer benutzerfreundlichen, hellen Gestaltung und bequemen, sehr breiten Stellplätzen. Oberirdisch befinden sich weitere 20 Stellplätze im Innenhof. Bei der Grüngestaltung mit Kinderspielplatz mitten in der Stadt wurde viel Wert auf die Attraktivitätssteigerung für Wohnen und Leben in der Altstadt gelegt.

Mieterfest als Dank Mit einem Mieterfest in der Grünanlage „Gerber-/Theaterstraße“ bedankte sich die Sozialbau am 15.09.2017 bei ihren Mietern für ihr Verständnis während der Baumaßnahmen. Fürs leibliche Wohl gab es kulinarische Köstlichkeiten, Kaffee und Kuchen (gebacken von Sozialbau-Mitarbeitern) und Livemusik. Sogar die Freiwillige Feuerwehr Kempten kam mit einem Einsatzwagen vorbei, um übungsweise ihr Können zu zeigen. Fakten Sozialbau • Gründung 1956 • Gebäudebewirtschaftung 3.864 Mietwohnungen 496 Gewerbeeinheiten 2.273 Eigentumswohnungen 6.633 Einheiten • 6.101 Pkw-Stellplätze • 537.600 m² Wohn- u. Gewerbeflächen • Bilanzvolumen in 2016: 195,3 Mio. € DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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Versunken im Dornröschenschlaf Für eine öffentliche Nutzung des Pumpenhauses te Architekt Ambros Madlener (1869 – 1956) Pläne für ein Gebäude zwischen den beiden großen Hochbehältern zur achdem das Kemptener Gaswerk Genehmigung ein, in dem die Regler am Fuße der Burghalde 1857 in Be- für die Gasturbinen Platz finden sollten. trieb genommen wurde, übernahm die Das seither so genannte Pumpenhaus Stadt kurz vor der Jahrhundertwende weist im Inneren zwei Nutzungsebenen die Fabrikanlagen, die der Produktion auf: Zum einen ein Raum im Untergevon Holzgas u. a. für die 7.000 Brenn- schoss, das ca. 1,6 m über das angrenstellen der städtischen Gasbeleuchtung zende Terrain hinausragt und zum diente. Im Juli 1914 reichte der bekann- anderen das ca. 125 m große und bis zu 5,8 m hohe Erdgeschoss mit umlaufendem Holztäfer. Hinter einer hölzernen Dachdeckenabhä ng u ng verbirgt sich das filigrane eiserne Dachtragwerk des charaktervollen Baus. Nach der Beseitigung der gesamten Fabrikanlagen in den 1980er Jahren ist das ehemalige Pumpenhaus das letzte noch verbliebene Gebäude, das an die Geschichte dieser bedeutenden Kemptener Industriekultur erinnert. Seit über 30 Jahren gab Zustand Pumpenhaus vor Rückbau des Gaswerksgelände 1984 es die verschiedensten Nutvon Franz G. Schröck, architekturforum allgäu e.v.

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zungsüberlegungen, die jedoch alle nicht weiterführten und das Pumpenhaus in einen Dornröschenschlaf versetzten. Erst im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) wurde 2015 bei den vorbereitenden Untersuchungen im Fokusgebiet „Erweiterte Doppelstadt“ eine Nachnutzung wieder thematisiert: „Das Pumpenhaus stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen der Burghalde und dem neuen Altstadtpark an der Iller dar (…) Ideen zur Weiternutzung des Pumpenhauses wurden bereits diskutiert, es sollte nun die Umsetzung einer Maßnahme angestrebt werden.“ Nachdem sich in der ersten Jahreshälfte 2016 Anfragen von Privatinteressenten für den Erwerb des Gebäudes häuften, wurden auch Stimmen lauter, die eine öffentliche Nutzung forderten. Ein Initiativ-Kreis aus Altstadtfreunden, dem architekturforum allgäu, dem Heimatverein Kempten und verschiedenen Quartiersbewohnern unter der Burghalde bat daher im Herbst 2016 den Liegenschaftsausschuss der Stadt Kempten, eine Veräußerung an Privatpersonen auszusetzen. Dies wurde am 18.10.16 unter der Maßgabe beschlossen, dass die Initiativ-Gruppe binnen eines Jahres ein grobes Nutzungs- und Betreiberkonzept vorlegt. Mit dieser ehrenamtlichen Aufgabe konnte jedoch erst intensiver begon-

Lageplan Baugesuch von Ambros Madlener 1914, mit Blick nach Westen (oben) zur Burghalde; unten rechts die „Brenner gasse“.

nen werden nachdem die Frage der Schadstoffbelastung geklärt ist. Dazu beauftragte die Stadt Kempten auf Betreiben der Initiativ-Gruppe das Büro Dr. Danzer mit einer `orientierenden Gebäudesubstanz- und Raumluftuntersuchung`. Seit Spätsommer 2017 liegen dessen Ergebnisse vor, die im Kern besagen, dass lediglich mäßige Verunreinigungen festzustellen sind, denen mit Ausbau von bestimmten Wand- und Bodenoberflächen in einer Größenordnung von ca. 12.000 Euro zu begegnen ist. Mit dieser Erkenntnis konnte die InDER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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Blick von Norden am Pulverturm (rechts) vorbei

Innenraum im Erdgeschoss Fotos Franz G. Schröck 20

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itiativ-Gruppe ihre Arbeit voll aufnehmen und wird die Arbeitsergebnisse am 17. Januar 2018 Oberbürgermeister Thomas Kiechle persönlich vorstellen. In insgesamt acht Arbeitskreistreffen ist dabei ein umfangreicher „Bericht mit Untersuchung möglicher Nutzungsszenarien“ entstanden. Die vier ins Auge gefassten Nutzungsszenarien • Sozial | Raum • Aktions | Raum • Kultur | Raum • Bildungs | Raum wurden einer Bewertungsmatrix mit einem Dutzend Kriterien unterzogen, aus denen sich mögliche Betreiberkonzepte herauskristallisieren. Für diese wurden dem Initiativ-Kreis bereits einige konkrete Zusagen in Aussicht gestellt. Unabhängig davon konnte die Initiativ-Gruppe für die notwendigen Sanierungsarbeiten eine ungefähre Kostengröße von 350.000 Euro ermitteln, was sich mit den Kostenangaben in der oben erwähnten Voruntersuchung „Erweiterte Doppelstadt“ deckt. Bleibt zu wünschen, dass es gelingt, das „Dornröschen“ Pumpenhaus wach zu küssen und das große Potential, das dem Gebäude im Stadtgefüge zwischen Burghalde, Altstadtpark und den Illerstufen des Projekts „Iller erleben“ innewohnt, zu aktivieren.


Sparkassenpläne an der Promenadestrasse Einmalige Entdeckungen aus dem Mittelalter von Dieter Schade, Baudirektor a.D.

liche Anwesen der Stadtwirtschaft mit Brauerei in der Promenadestraße Nr. 7.

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as Altstadtquartier zwischen König-, Horchler- und Promenadestraße (im Folgenden „Sparkassenquartier“ genannt) liegt mit seinem östlichen Häusern an der Promenadestraße in einem der ältesten Siedlungsbereiche Kemptens.

Die Historikerin und Archäologin am Stadtarchiv Kempten, Birgit Kata, hat im Jahr 2017 das bisher noch nie archäologisch untersuchte Altstadtquartier nach Auswertung alter Unterlagen und Besichtigung der Häuser fachlich erfasst, in einem Bericht bewertet (1) und in einem Plan die Lage der mittelalterlichen Das Altstadtquartier Bauten und der Verlauf des BodendenkEs wurde im Norden begrenzt durch mals der nicht überbauten Stadtmauerdie ehemalige Römerfundamente zwischen straße, die von der den Häusern an der jetzigen HorchlerstraPromenadestraße und ße zur Straße „Am der Königstraße darStadtpark“ verlief. Der gestellt (s. Abbildung älteste Katasterplan umseitig). der Stadt aus dem Es gibt Hinweise, Jahr 1828 (a) zeigt die dass sich im Inneren kleinteilige Struktur von Haus Nr. 7 ein mitdes Stadtquartiers mit telalterlicher Kern beHäusern, in denen findet, der weitgehend damals überwiegend erhalten geblieben ist Handwerkerfamilien und einen guten bauund Kleinhändler leblichen Zustand im KG ten. Ausnahme war und EG aufweist. Es immer schon das statt- Gotische Lichtnische, Promenadestr. 7 handelt sich hierbei DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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vermutlich um einen Wohnturm mit dicken Mauern, errichtet um 1200, also in einer Zeit noch vor dem Bau der Stadtmauer, die um 1300 datiert wird. Teile eines weiteren, kleineren Wohnturms wurden im KG und EG von Haus Nr. 5 entdeckt. Dort ist auch eine aus dem Mittelalter stammende Säule aus Sandstein zu finden, die in die EGWand eingemauert ist. Das Haus Nr. 3 wurde auf einem heute noch gut erhaltenen mit- oben: Katasterplan von 1828. Horchlerstraße und Freitreppe existelalterlichen Keller tierten damals noch nicht. erneuert, in dem sich unten: aktueller Stadtplan mit Stadtmauerfundamenten und u.a. eine Lichtnische mittelalterlichen Bauten (rot gestrichelt unterirdisch erhalten, rote befindet. Vor allem Linien oberirdisch erhalten) im Bereich Promenadestraße. In Gelb die Fläche der Planungen für ein „Sparkassenquartier“. das Haus Nr. 5 weist zahlreiche wertvolle Ausstattungen (u.a. Kassettendecke, einer Begehung der Stadthistorikerin Stuckdecke) auf, die aus dem 16 Jh. mit Fachleuten der oberen und unteren stammen und, soweit sie sich in den Denkmalschutzbehörden im Beisein Obergeschossen befinden, noch nicht des Stadtheimatpflegers und eines Vererfasst und bewertet werden konnten. treters der Altstadtfreunde wurde festgestellt, dass aufgrund der SchutzwürMit Ausnahme der Steinsäule in digkeit der beschriebenen Befunde die Haus Nr. 5 sind die alten Gebäudeteile Eintragung in die Denkmalliste drinund Ausstattungen bisher nicht in die gend notwendig ist und bald erfolgen Denkmalliste eingetragen worden. Bei sollte. 22

DER ALTSTADTBRIEF 44/2017


Die in einer leichten Krümmung angeordneten Häuser auf der Westseite der Promenadestraße verschaffen dem Straßenzug ein besonderes Flair. Ganz gleich, wo man steht: Der Betrachter hat immer das ganze Ensemble in seinem Blickfeld. Aufgrund der unterschiedlichen Höhen und der nicht einheitlich in einer Richtung verlaufenden Giebel entsteht der Eindruck, eine altstadttypische Bebauung vor sich zu haben, die sich wohltuend von dem gegenüber liegenden großformatigen Kauf hausbau aus der jüngsten Zeit abhebt. Mittelalterliche Säule im Hier ist noch EG Promenadestr. Nr. 5 das alte Kempten spürbar. Die gut frequentierte Verkaufslage zwischen der ZUM und den beiden großen Kaufhäusern Reischmann und Galeria Kaufhof weist einen lebhaften Publikumsverkehr auf. Mit ihren kleinen Läden (Kokett und Weltladen in Nr. 1, Käse Geiger in Nr. 3, Villa Lounge in Nr. 5, Fotogeschäft Witzlinger in Nr. 7 und schließlich die ehem. Bäckerei Grünwald bzw. Schwarz in Nr. 9) ist die

Mittelalterlicher Wohnturm im EG Promenadestr. Nr. 7

Promenadestraße für viele Bürger ein attraktiver Einkaufsort.

Pläne der Sparkasse Bereits im Oktober 2016 war durch eine Mitteilung von Herrn Oberbürgermeister Kiechle im Stadtrat bekannt geworden, dass die Sparkasse in dem Gebäude an der Königstraße 18 bis 20, das bis zum Umzug in den Neubau als Ausweichfiliale fungierte, eine Nutzung durch Büros, Praxen und Einzelhandel plant (2). Da dabei das Wort „Quartier“ verwendet wurde, ist anzunehmen, dass es bereits zu diesem Zeitpunkt Überlegungen gab, auch die Gebäude in der Horchler- und einem Teil der Promenadestraße in eine Nutzungsänderung einzubeziehen. Die Stadt Kempten hat am 27.04.2017 einen städtebaulich und freiraumplanerischen Ideen- und Realisierungswettbewerb zur Neugestaltung des Stadtparks ausgeschrieben. Aufgabe war, stadträumlich geordnete Bereiche neu entstehen zu lassen und dabei die historischen Vorgaben zu berücksichtigen. Die unter der Zumsteinwiese liegende sanierungsbedürftige Tiefgarage DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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Inschrift am Haus Promenadestraße Nr. 7

soll abgerissen und durch einen erweiterten Neubau ersetzt werden. Dabei soll nach Untertunnelung der Königstraße eine Zufahrt zu einer künftig vorgesehenen Tiefgarage unter dem neu zu entwickelnden „Sparkassenquartier“ geschaffen werden. Bereits im Oktober 2016 hatten Stadt und Sparkasse in einer gemeinsamen Pressekonferenz entsprechende Tiefgaragenpläne vorgestellt (3), (4). Anlässlich des Altstadtspazierganges der Altstadtfreunde am 23.09.2017 erklärte Manfred Hegedüs, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Allgäu, am Standort Promenadestraße, dass die Sparkasse plane, ihr Gebäude Königstraße 18-20 durch einen Neubau zu ersetzen. Es sei nicht nur unter energetischen Gesichtspunkten in die Jahre gekommen. Er erklärte weiter, dass die Sparkasse sogar in größeren Dimensionen denkt. Sie will das ganze Areal bebauen, das durch König-, Horchlerund Promenadestraße begrenzt wird. Dazu habe sie bereits drei weitere Häuser gekauft und ein Nutzungskonzept in Auftrag gegeben. Auf den Zeichnungen 24

DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

ist ein viergeschossiger Komplex zu sehen, der die Gesamtfläche umschließt und genauso hoch wäre wie das Reischmann-Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er betonte, dass es sich um Skizzen und nicht um konkrete Pläne handle. Das weitere Vorgehen der Sparkasse hänge auch von der Möglichkeit ab, unter dem geplanten Gebäudekomplex eine große Tiefgarage bauen zu können (5), (6). Als Baugrundstücke waren folgende im Eigentum der Sparkasse befindliche Häuser vorgesehen: Königstraße Nr. 18 bis 20, Horchlerstraße Nr. 1 bis 3, Promenadestraße Nr. 5, 7, 9. Mit der Eigentümerin Promenadestraße Nr. 3 wurden bereits Gespräche geführt, um die Nutzfläche künftig über das jetzige Maß hinaus zu erweitern. Eine Einbeziehung von Haus Promenadestraße Nr. 1 sei nicht beabsichtigt.

Stellungnahme der Altstadtund Stiftstadtfreunde Beide Bürgervereine sorgen sich um die Vielfalt des urbanen Lebens in der Altstadt, setzen sich ein für die Bewahrung der Unverwechselbarkeit des historischen Stadtbilds und wirken bei wichtigen Entscheidungen mit. Sie wurden auf ihren Antrag hin mit jeweils einem Vertreter in das Gremium der Fachrichter im Wettbewerbsverfahren für den Stadtpark berufen und nahmen bei der Beurteilung der eingereichten Entwürfe durch die Jury beratend teil.


Die Vereine erwarten, dass ihre Aussagen, die sie auf der Grundlage ihres ehrenamtlichen bürgerschaftlichen Engagements in Kenntnis der historischen, kulturellen und gesellschaftlichen Zusammenhänge der Stadt machen, Beachtung finden. Dank Hinweisen von Hauseigentümern aus der Promenadestraße bei der Jahreshauptversammlung der Altstadtfreunde am 04.07.2017 nahmen die Altstadtfreunde Kontakt mit den Denkmalschutzbehörden auf, um Kenntnisse zur Baugeschichte des Quartiers sowie zur Bewertung der jüngsten stadtarchäologischen Befunde zu erhalten. Die dabei gewonnenen Ergebnisse sind nach ihrer Einschätzung von aufsehenerregender und sensationeller Bedeutung. Die Altstadtfreunde gewannen den Eindruck, dass diese neuen stadtarchäologischen Erkenntnisse bei der bisher weitgehend wirtschaftlich orientierten Sanierung eines Altstadtquartiers durch die Sparkasse berücksichtigt werden müssen, um den denkmalpflegerischen Auftrag des Bewahrens eines schutzwürdigen Baubestands zu sichern (9). Der Stadtheimatpfleger Tilman Ritter hat anlässlich der Altstadtbegehung am 23.09.2017 Widerstand angekündigt gegen das Konzept der Sparkasse, den größten Teil des Quartiers abzureißen und durch eine Neubebauung

zu ersetzen (7), (8). Die Bürgervereine wünschen sich eine altstadtgerechte Lösung unter Wahrung der Belange des Denkmalschutzes. Anlässlich der Bürgerversammlung der Stiftstadtfreunde am 09.11.2017 und der Bürgerversammlung „Altstadt“ am 28.11.2017 haben sie diese Vorstellungen gegenüber der Stadt und der Öffentlichkeit mehrfach vorgebracht. Die Bürgervereine haben bereits im Sommer dieses Jahres mit der Sparkasse Allgäu vereinbart, nach Abschluss des Wettbewerbsverfahrens Gespräche zu führen, bei denen sie sich über die Absichten zur Neugestaltung des „Sparkassenquartiers“ unterrichten lassen und ihre Vorstellungen einbringen werden (10). Bei dem Gespräch am 1.12.2017 erklärte die Sparkasse, auf die stadtarchäologischen Befunde Rücksicht zu nehmen, sofern ihre Schutzwürdigkeit durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege festgestellt wird. Erst nach deren Stellungnahme sollen die Planungen erneut aufgenommen werden. Die Bürgervereine brachten u.a. zum Ausdruck, dass die Sparkasse nicht einen Planer mit einer Wunschlösung beauftragen soll, sondern eine möglichst gute bauliche Lösung in einem von ihr durchzuführenden Wettbewerbsverfahren zu ermitteln, in dem die städtebaulichen Rahmenbedingungen und DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

die Vorgaben zum Denkmalschutz fest vorgegeben werden. Wir stellen uns vor, dass die Auslobungsinhalte des Wettbewerbs mit dem Baureferat der Stadt und der Denkmalschutzbehörde abzustimmen, mit dem Gestaltungsbeirat öffentlich zu diskutieren und letztlich vom Planungs- und Bauausschuss der Stadt Kempten öffentlich zu behandeln und zu beschließen sind. Quellen: (1) Baugeschichte Promenadestraße (Kurzfassung). Birgit Kata, Stadtarchiv Kempten. September 2017 (nicht veröffentlicht) (2) Sparkasse soll Tiefgarage selbst zahlen. AZ vom 14.10.2015 (3) Die alten Kastanien im Stadtpark sind gerettet. Tiefgaragenbau: Sparkasse plant um. AZ vom Oktober 2016 (4) Die Kastanien können erhalten bleiben. Neue Überlegungen zum Tiefgaragenbau der Sparkasse am Stadtpark. Kreisbote vom 26.10.2016 (5) Uralte Steine und ein neues Großprojekt. Innenstadt. Sparkasse plant viergeschossigen Neubau, doch plötzlich werden die ältesten Überreste Kemptens entdeckt. AZ vom 26.09.2017 (6) „Etwas, um das man kämpfen muss.“ Stadtheimatpfleger kündigt für das vorläufige Konzept des Sparkassen-Quartiers Widerstand an. Kreisbote vom 27.09.2017 (7) Stadtbild bewahren. Leserbrief Dietmar Markmiller. AZ vom 06.10.2017 (8) Leserbrief Dietmar Markmiller zu (6). Kreisbote vom 07.10.2017 (9) Stadtsanierung und Denkmalpflege. Michael Petzet. Denkmaltopographie BRD. Schnell & Steiner, 1990 (10) Schreiben vom 26.07.2017 (nicht veröffentlicht)


Aushub des Mittelfelds mit zwei Großkranen auf dem Schumacherring

Spektakulärer Brückenaushub schreitet voran Sanierung der König-Ludwig-Brücke von Markus Wiedemann

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ereits im Altstadtbrief 42/2015 haben wir die Sanierung des historischen Baudenkmals angekündigt. Mittlerweile steht das gesamte Bauwerk in drei Teile zerlegt auf der Feldwerkstatt beim Parkplatz des Berufsschulzentrums in der Kotterner Straße. Wie ist es dazu gekommen? Die ursprüngliche Sanierungsmethode sollte an Ort und Stelle durchgeführt werden.

Nachdem die Ausschreibung der Bauleistung jedoch sehr hohe Kosten zur Folge hatte, wurde die Idee geboren, das Bauwerk auszuheben und zu einer naheliegenden Feldwerkstatt zu transportieren. Dies wurde in einer spektakulären Aktion im September 2017 dann auch durchgeführt. Zunächst wurde das Mittelteil mit einer Spannweite von 56 m und einem Gewicht von 126 t ausgehoben und auf DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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dem Schumacherring abgelegt. Anschließend wurde dann das westliche Brückenfeld ausgehoben und direkt zur Feldwerkstatt in der Kotterner Straße transportiert. Nach dem Abbau des westlichen Großkranes wurde dann das Mittelfeld ebenfalls zur Feldwerkstatt transportiert. Zum Abschluss folgte dann noch das östliche Brückenfeld. Somit stehen alle drei Bauteile auf der Feldwerkstatt zur Sanierung bereit. Die Sanierung hat nun mittlerweile begonnen. Die ersten Holzteile werden dabei ausgetauscht. Es handelt sich insbesondere um tragende Untergurte und Schwellen. Diese werden Stück für Stück aus dem Holzfachwerk herausgelöst und durch neue Bauteile ersetzt. Die gesamte Sanierung erfolgt unter einem Schutzzelt, sodass auch über den Winter gearbeitet werden kann. Neben der Sanierung und Erneuerung einzelner Holzbauteile werden auch die Pfeiler und Widerlager saniert. Hier erfolgt derzeit eine Fugensanierung. Das Mauerwerk wird zunächst gereinigt und anschließend die offenen Fugen saniert.

Außenanlagen werden neu gestaltet. Im Rahmen der Sanierung der historischen König-Ludwig-Brücke soll 28

DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

deren Umfeld aufgewertet und attraktiver gestaltet werden. Dies ist auch eine Auflage seitens der Fördergeber, die die Erlebbarkeit des Bauwerks beinhaltet. Dazu wurden zur Festwoche 2016 eine Bürgerbeteiligung durchgeführt sowie Befragungen per Internet. Die grundlegenden Wünsche der Bürger nach Berücksichtigung von Kindern, Senioren und mobilitätseingeschränkten Personen wurden daraufhin in die weitere Entwurfsplanung integriert. Ziel der Planung ist, das Umfeld der Brücke in angemessener Weise aufzuwerten sowie das historische Brückenbauwerk herauszustellen. Den natürlichen Waldcharakter der Umgebung gilt es dabei zu erhalten. Durch zusätzliche Angebote soll die Aufenthaltsqualität insgesamt gesteigert werden. Im Einzelnen werden folgende Maßnahmen durchgeführt: • Schaffung eines barrierefreien Zugangs zum westlichen Widerlager • Neugestaltung der Vorplatzbereiche • Stärkung der Sichtachsen und Ausblicke auf die König-Ludwig-Brücke • Schaffung von Rast- und Aussichtsplätzen zum Verweilen • Gestaltung von Spielstationen entlang des Illerradweges • Erneuerung der Fuß- und Radwege Die sanierte Brücke soll in den Pfingstferien 2018 eingehoben werden.


Westseite der König-Ludwig-Brücke mit Umfeldgestaltung

Parallel dazu werden die Außenanlagen baulich neu gestaltet. Die Gesamtmaßnahme soll dann bis Ende 2018 abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten betragen rund 5,2 Mio. Euro. Für die Gesamtsanierung erhält die Stadt Kempten Förderungen in Höhe von 3,5 Mio. Euro. Fördergeber

sind das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung im Zuge der Nationalen Projekte des Städtebaus, das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung der Landesbaudirektion, das Bayrische Landesamt für Denkmalpflege und der Bezirk Schwaben. DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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Kempten um 1800; kolorierter Kupferstich

1818 - 2018: 200 Jahre vereinigte Stadt Kempten von Dr. Franz-Rasso Böck, Stadtarchivar

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uf dem Weg zu einer Vereinigung von Reichsstadt (Altstadt) und Stiftsstadt (Neustadt), die 1802/1803 bayerisch geworden waren, schrieb noch 1815 der für Kempten zuständige bayerische Kommunalverwalter Karl Loose fast schon resignierend an die Regierung nach München: „Sollen die beiden Städte Kempten in einer Gemeinde vereinigt bleiben oder wieder getrennt werden? So kann mit

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Recht behauptet werden, dass die Vereinigung beider Städte Kempten bis auf den heutigen Tag noch nicht weiter zustande gekommen sei als etwa die Vereinigung von Martinszell und Wildpoldsried…“

„Zwangsehe“ Nach Jahrhunderten der Feindschaft, Koexistenz und bedingten Kooperation stand die 1818 durch das bayerische Gemeindeedikt angeordnete Vereinigung von Kempten noch lange Zeit mehr oder weniger nur auf dem Papier. Wie hätte


die „Zwangsehe“ auch gleich mit Leben erfüllt sein können?

Mühsamer Weg Der Weg zu einem neuen Selbstverständnis städtischer Einheit, ganz zu schweigen städtischer Identität, war noch weit. Die „Neuesten Weltbegebenheiten“, die erste Kemptener Zeitung 1783 - 1840, nahm vom Vollzug der Vereinigung 1818 mit keinem Wort Notiz. Im „Königlich-Bairischen Intelligenzblatt der Stadt Kempten Oberdonaukreis“ erschienen lokale Nachrichten und Inserate weiterhin getrennt nach Alt- und Neustadt. Erst 1844 fiel die Zollgrenze zwischen Alt- und Neustadt, beim Bau des ersten Kemptener Bahnhofs 1848 fragte die Bürgerschaft, ob dies der katholische oder evangelische Bahnhof werden soll, bis 1870 gab es getrennte Wochenmärkte, bis 1893 getrennte Schrannen und erst 1908 konnte man sich entschließen, eine gemeinsame Kandidatenliste für die Gemeindewahlen aufzustellen. Der mühsame Weg zur inneren Einheit musste mentale und psychische Blockaden überwinden.

Bürgermeister Adolf Horchler und die Freitreppe So musste das erste Ziel von Bürgermeister Adolf Horchler (Amtszeit 1881 1918) darin bestehen, „aus Kempten-Altstadt und Kempten-Neustadt endlich einmal eine einzige Stadt zu

machen!“, wie es der Bürgermeister selbst formuliert hat. Alt- und neustädtische Interessen prallten vor allem aufeinander, als Horchler die nach 70 Jahren Existenz von Gesamtkempten immer noch zweifach vorhandenen Schrannen (Kornhaus und Erdgeschoss Rathaus) zusammenlegen wollte. Die jahrelangen politischen Kämpfe entschied 1891 die altstädtische Mehrheit für sich, doch konnte wegen heftigen Widerstandes der Neustadt die vereinigte Schranne im Rathaus erst zwei Jahre später eröffnet werden. Horchlers Ziel, aus Kempten eine homogene Stadt zu formen, fand seine Umsetzung zunächst im städtebaulichen Konzept des Bürgermeisters, denn für ein Zusammenwachsen musste die baulich immer noch abgekapselte Altstadt mit teilweise rigorosen Eingriffen in die gewachsene Baustruktur erst aufgebrochen werden. Allein für die Anlage der „Freitreppe“ als Verbindung zwischen der tiefer gelegenen Altstadt und der Neustadt oben mussten zwei stattliche Häuser abgebrochen werden – „unten“ und „oben“ sollten persönlich wie geschäftlich besser zueinander finden. Die Freitreppe selbst befindet sich freilich noch innerhalb der früheren Stadtmauer-Linie auf ehemals reichsstädtischem Gebiet und markiert nicht die genaue Grenze zwischen Stiftsstadt und Reichsstadt: Wesentlich war und ist aber damals wie DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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heute die symbolische Aussagekraft der Freitreppe für die Vereinigung Kemptens, die ja hauptsächliche stadtpolitische Zielsetzung Bürgermeister Horchlers gewesen ist. Doch auch hier gab es noch Nachwehen, sollen doch katholische Mütter in der Stiftsstadt ihre Kinder ermahnt haben, ja nicht die Freitreppe hinunter zu gehen, um mit den „lutherischen“ Kindern in der Altstadt unten zu spielen. Doch das zähe Zusammenwachsen hatte auch seine positiven Seiten:

Stadt der Vereine Dass Kempten bis heute eine ausgesprochene Stadt der Vereine ist, erklärt sich nicht zuletzt aus der Geschichte der einstigen Doppelstadt, denn eine stadtgeschichtliche Besonderheit blieb das ganze 19. Jahrhundert hindurch trotz ihrer politischen Vereinigung im Jahre 1818 die Existenz von Kempten-Altstadt und Kempten-Neustadt, d.h. der 1802 an Bayern gefallenen evangelischen Reichsstadt und der katholischen Stiftsstadt Kempten, die den langen Weg auf der Suche nach einer gemeinsamen neuen städtischen Identität erst vor sich hatten. Die kommunalpolitische Rivalität und Individualität bedingten im 19. Jahrhundert die Entstehung einer bunten Vielfalt von Vereinen, von denen nicht wenige in Alt- und Neustadt parallel gegründet wurden. Bis 1886 waren es bereits 99 Vereine, 1912 nicht weni32

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ger als 270, und heute zählt Kempten trotz mancher Wandlungsprozesse und Auflösungen im Vereinswesen über 300 Zusammenschlüsse. Neben frühen „Wohltätigkeitsvereinen“ finden wir bald schon Wanderund Naturfreunde, Sport- und Turnvereine, religiöse Gruppen und Vereine für Unterhaltung, Bildung, Geschichte, Heimatpflege und Archäologie. Nach der 1805 gegründeten neustädtischen Lesegesellschaft „Harmonie“ sind der altstädtische Fischerei-Verein 1825 und der neustädtische Liederkranz 1829 die ältesten Vereine Kemptens. Mit dem Liederkranz kann Kempten auf den ältesten bayerischen Gesangsverein südlich der Donau verweisen und dokumentiert so auch seine Tradition als eine Stadt der Musik.

PROGRAMMVORSCHAU ZU DEN FEIERLICHKEITEN GESCHICHTE & FÜHRUNGEN „Ein Schritt vor – zwei zurück: Kemptens langer Weg zur städtischen Einheit“ Vortrag von Dr. Franz-Rasso Böck

20. März, 19:30 Uhr, beim Heimatverein, Schützenstr. 7

Jubiläumsführung „Kempten 200 Jahre vereint – gegeneinander und miteinander“ (Dauer ca. 1,5 h)

Samstag, 5. und 19. Mai, 2. und 16. Juni, 7. und 21. Juli, 11. und 25. August, 8. und 22. September, 13. und 27. Oktober, jeweils 17:00 Uhr, ab Tourist Info, Rathausplatz 24


„Zum Schutz und Trutz – Stadtgraben, Stadtmauer und Tore“ Vortrag von Ralf Lienert 5. Juni, 18:00 Uhr, im Rathaus

Öffnung des Handwerkerturms im Waisentor durch Kreishandwerkerschaft 13. Juli, 14:00 bis 17:00 Uhr

Technische Führungen: CamboMare (Dauer ca. 1 h)

Freitag, 9. März und 12. Oktober, jeweils 14 Uhr

Klärwerk Abwasserverband (Dauer ca. 1 h) Freitag, 20. April und 21. September, jeweils 14:00 Uhr

„Wie willst du leben?“ – Ein Planspiel Politik mit Jugendlichen der Stadt im Rahmen der Kemptener Schultheatertage 13. Juni, im Großen Sitzungssaal des Rathauses

Märchensommer „Alice im Wunderland – neu erträumt!“ 12. bis 15. und 19. bis 22. Juli sowie 9. bis 12. und 16. bis 19. August, jeweils 16:00 Uhr Open Air auf der Burghalde

KIRCHE & KONZERTE Basilikamusik St. Lorenz

Wasserkraftwerk des AÜW (Dauer ca. 1 h)

„Tränen – Geistliche Musik“ 4. März, 17:00 Uhr „Musik des Himmels – Klangkuppelkonzert“ 8. und 9. Juni, jeweils 21:00 Uhr H.I.F. von Biber: Requiem 11. November, 16 Uhr

Müllheizkraftwerk des ZAK (Dauer ca. 2 h)

Kirchenmusik an der St.–Mang–Kirche

von April bis Oktober jeden Donnerstag 17:30 Uhr, jeden Samstag 10:00 Uhr

Freitag, 4. Mai u. 28. September, jeweils 14 Uhr

KUNST & AUSSTELLUNGEN „Vereint, aber auch glücklich?“

Ausstellung von Roger Mayrock & Michael Meier 2. März bis 11. Mai, im Foyer des Rathauses

„Ansichtssache“: Stadtmaler und Stadtansichten Doppeljubiläumsausstellung ab 7.

März im Allgäu-Museum (fkm), ab 6. April in der Kunsthalle, gemeinsame Finissage 29. April

Passionskonzert am 11. März, 17:00 Uhr Gedenkkonzert am Volkstrauertag am 18. November, 17:00 Uhr

Ökumenische Kirchenführungen in Kooperation von KEB, St. Lorenz und St. Mang (von Mai bis Oktober) Konzert der vier Kemptener Musikkapellen zur Übergabe der neu gestalteten Gedenktafel an der Freitreppe am 6. Juni, 20:00 Uhr

Ökumenischer Gottesdienst

„Kempten macht Museum“ Ausstellung zur

8. Juli, auf dem St.-Mang-Platz

„Von der Doppelstadt zur Allgäu-Metropole – Kempten einst und heute“

mit Musik aus zwei Jahrhunderten 21. Juli, 20 Uhr, im APC

„HE, FRÄULEIN!“ – Ausstellung in Fakten und Bildern zur Frauengeschichte und 100 Jahre Frauenwahlrecht

18. September, 19.30 Uhr, Pfarrsaal St. Lorenz

„CAMBO ARTE urbane Visionen – Skizzen für eine Stadt“

Kath. Erwachsenenbildung (KEB) 16. Oktober, 10:00 Uhr, im Altstadthaus

Stadtexpedition, ab 11. März im Alpin–Museum

Fotoausstellung von Ralf Lienert mit Heinz Singer 18. Mai bis 16. November, Foyer des Rathauses

9. Juni bis 30. November, im Allgäu-Museum

Ausstellung des BBK Allgäu/Schwaben-Süd 30. Juni bis 15. Juli, in der Kunsthalle

Konzert des Orchestervereins Kempten „Die Pfarrei St. Lorenz nach der Säkularisation im frühen 19. Jahrhundert“ – Vortrag von Hugo Naumann „Religion und Frieden“ – Vortrag von Willibald Herrmann Konzert der Stadtkapelle mit Musik ab 1818

17. November, 20:00 Uhr, im Stadttheater

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Projekt Pax-Glocke für den St.-Mang-Platz von Dekan Jörg Dittmer und Bruno Fischle

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m Zuge der Glockensanierung der St.-Mang-Kirche, die zuvorderst dem Erhalt der besonders wertvollen historischen Glocken dient, muss eine Glocke (die Pax-Glocke) aus dem Turm entfernt werden. Diese Glocke passt klanglich und räumlich nicht mehr in das neue Geläut, das zwar an die historischen Glocken angepasst ist, sie aber von der täglichen „Arbeit“ so entlasten soll, dass sie noch viele Jahrhunderte erhalten bleiben.

Die Vorgeschichte Die Pax-Glocke stammt aus dem Jahr 1948 und wurde von der Firma Gebhard in Kempten gegossen. Zwar ist ihr Materialmix minderwertig und entsprechend ihre klangliche Qualität eingeschränkt. Aber sie stellt einen hohen emo34

DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

tionalen Wert da: Sie wurde aus Metallspenden der Kemptener Bürger gegossen, die sie in der größten Not der Nachkriegszeit gesammelt hatten. Man erzählt sich, dass neben Haushaltsgeräten auch Überbleibsel des Kriegs (Granatsplitter u.a.) zur neuen Glocke eingeschmolzen wurden. Darauf verweist


auch ihre Aufschrift „Erstanden aus Opfern der Gemeinde im Notjahr 1948“. Weiterhin zitiert ihre Inschrift ihre Vorgängerin von 1922, die dem Ersten Weltkrieg zum Opfer gefallen ist: „St. Mang bracht‘s Evangelium, Matthias gab sein Leben drum, im Krieg verloren, aus Opfern geboren, zum Beten erkoren“. So ist sie ein Symbol für die Schrecken des Krieges und zugleich ein Zeugnis des Neuanfangs in der Hoffnung auf Frieden geworden. Deshalb trägt sie den Namen „Pax“.

Die Pax-Glocke als städtisches Denkmal Nun wünschen wir uns, dass die Pax-Glocke so im öffentlichen Stadtraum aufgestellt und sichtbar gemacht werden kann, dass sie zu einem überkonfessionellen Gedenkort wird, ja zu einem Ort ziviler und bürgerlicher Kultur der Mahnung zum Frieden und des Gedenkens. Immer wieder können wir beobachten, dass nach Terroranschläge, in politischen Krisenzeiten oder für öffentliche Friedenskundgebungen und Friedensgebete Menschen einen Ort suchen, wo sie zusammenkommen können und an dem sie Blumen oder Kerzen ablegen können. Die Pax-Glocke könnte für Kempten solch ein Ort werden.

Im gebührenden Abstand zur St.Mang-Kirche aufgestellt, behält sie ihre christlichen Wurzeln und kann zugleich ihre Funktion als Friedens-Mahnerin und Gedenkort auch für Menschen anderer Religionen und Kulturkreise erfüllen.

Konkrete Planung In enger Absprache mit der Stadt Kempten und ihrem Baureferenten Tim Oliver Koemstedt ist ein Ort im äußersten Westen des St.-Mang-Platzes gefunden worden, der allen als sehr geeignet für die Aufstellung der Glocke erscheint. Es gibt nun auch eine Entwurfszeichnung, die im Kirchenvorstand große Zustimmung fand. Bisher ist noch keine konkrete Kostenschätzung erfolgt. Die Stadt Kempten hat zugesichert, bei der Aufstellung mitzuwirken und die nötigen Änderungen am Platz (weitere Baumpflanzung, zusätzliche Bank) zu übernehmen. Um die Geschichte und Bedeutung der Glocke besser deutlich machen zu können, wünschen wir uns zudem eine gesonderte Stele, die die nötigen Texte enthält. Abschließend möchten wir Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das kommende Jahr wünschen. DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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Seit Mai öffentlich zugänglich: Der Gewölbekeller ist für Kunstfreunde wie für Hobbyarchäologen ein Augenschmaus.

Kunstreich feiert 5 Jahre und 50 Ausstellungen Die Galerie in der Schützenstraße wächst von Stephan A. Schmidt, Vorsitzender artig e.v.

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wei runde Jubiläen gab es in diesem Jahr im „Kunstreich“ in der Schützenstraße inmitten der Altstadt: Im Mai feierte die Non-Profit-Kunstgalerie ihren fünften Geburtstag und kurz darauf im August die nun schon 50. Ausstellung in den über 500 Jahre alten Mauern der ehemals reichsstädtischen Münze. Für diese Jubiläumsausstellung 36

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hatte sich der artig e.V., der die Galerie seit 2012 ehrenamtlich betreibt, etwas besonderes einfallen lassen: Er lud alle Künstler ein, die hier bisher ausgestellt hatten, und rund 40 kamen und steuerten ihre Werke bei. Platz dafür gibt es inzwischen mehr als noch bei der Eröffnung vor fünf Jahren, als die Kunst dieses Kleinod der Stadtgeschichte aus dem Dornröschenschlaf weckte. In vielen Stunden ihrer Freizeit haben die Mitglieder des Allgäuer Kunst-


Nächstes Ziel sei, so sagt man im Kunstreich schmunzelnd, dass hier einmal die Kunst länger wirkt als es der schnöde Mammon tat – was angesichts der relativ kurzen Zeit, in der hier im 16. Jahrhundert zahlungsgültige Münzen geschlagen wurden, kein allzu schwieriges Unterfangen sein dürfte. Vorausgesetzt, es finden sich weiterhin engagierte Kunstfreunde für die Pflege des Hauses und den Betrieb der Galerie, die das ganze Jahr über alle sechs Wochen wechseln-

Haus 2, tieferliegend, mit Kreuzgratgewölbe

← Schützenstraße →

und Künstlervereins zunächst die Hängemöglichkeiten im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss ausgebaut. Und dieses Jahr ging es in die Tiefe: Zwei der drei Kellergewölbe haben die Mitglieder für Ausstellungen, insbesondere auch raumgreifendere Installationen oder Videokunst, wieder hergerichtet. Diese Gewölbe sollen über ein Jahrhundert später als das ursprüngliche Haus entstanden sein. Auch insgesamt fußt die Baugeschichte auf interessanten Einschätzungen: So muss das heutige Gebäude erst im Laufe der Zeit aus zwei älteren, versetzt zueinander stehenden Häusern aus massiven Steinmauern und Gewölbedecken zusammengewachsen, dann über- und später mit Kellern unterbaut worden sein.

Haus 1 mit Tonnengewölbe

2 jüngere Gewölbekeller

ehemalige Münze (historische Grundmauern ohne jüngere Einbauten)

de Ausstellungen von Künstlern aus nah und fern zeigt. Aber schließlich hat die Menschheit Kunst als Ausdrucksmittel für gemeinsame Erzählungen oder Visionen ja früher erfunden als das Geld. DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

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FREUNDE DER ALTSTADT KEMPTENS e.V.

Beitrittserklärung Ich trete mit Wirkung vom DATUM dem Verein FREUNDE DER ALTSTADT KEMPTENS e.V. bei. GEB.

STRASSE PLZ

HAUSNUMMER WOHNORT

TELEFON

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Der Jahresbeitrag für Einzelpersonen beträgt 11,- Euro. Gläubiger-Identifikationsnummer DE87ASF00000663823 Mandatsreferenz ___________________ (wird vom Verein ausgefüllt)

SEPA-Lastschriftmandat

Ich ermächtige den Verein Freunde der Altstadt Kemptens e.V., Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom Freunde der Altstadt Kemptens e.V. auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. NAME, VORNAME KONTOINHABER NAME DER BANK BIC IBAN

DE_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

DATUM, ORT

UNTERSCHRIFT

Bitte senden Sie dieses Formular ausgefüllt per Post oder Fax an: Freunde der Altstadt Kemptens e.V. • Vogtstraße 8 • 87435 Kempten • Fax: 0831-5126297 38

DER ALTSTADTBRIEF 44/2017

Bitte heraustrennen. Falls Sie diesen Altstadtbrief nicht zerschneiden wollen, lassen wir Ihnen gerne ein gesondertes Formular zukommen.

VORNAME

NAME


www.ehrenfeld.org 01a1712

SAUNAZEIT im Erlebnisbad CamboMare in Kempten. Ab Februar 2018 mit der neu gestalteten Saunawelt auf über 540 m2 frisch bebauter Fläche. www.cambomare.deDER ALTSTADTBRIEF 44/2017


Liebe Freunde des Altstadtbriefes! Für Ihre Mitgliedschaft im Verein FREUNDE DER ALTSTADT KEMPTENS e.V., der als parteipolitisch neutrale und unabhängige Bürgerinitiative seit 1980 seine Kompetenz beweist, gibt es gute Gründe. Von seinen Aufgaben und Zielen seien einige stichwortartig genannt: Kontaktpflege zwischen Altstadtbürgern Ansprechpartner für Probleme Mittler zwischen Bürgern und Stadtverwaltung unbequemer Mahner (wenn nötig) Erhalt der Nahversorgung und der Vielfalt des urbanen Lebens in unserer Altstadt Bewahrung der Unverwechselbarkeit des historischen Stadtbildes Mitwirkung bei wichtigen Entscheidungen Damit wir unsere Aufgaben und Ziele weiterhin erfolgreich wahrnehmen können, bitten wir Sie herzlich um Ihre Mitgliedschaft. Eine Beitrittserklärung finden Sie in diesem Heft. Ihr Vorstand und Beirat


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