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Das Sanierungsgebiet erweiterte Doppelstadt Evaluierung und Fortschreibung der Vorbereitenden Untersuchungen (VU)
von Victoria Grosse, amt für wirtschaft und stadtentwicklung
Im November 2015 hat der Stadtrat der Stadt Kempten (Allgäu) auf der Grundlage von Vorbereitenden Untersuchungen die Festlegung des Sanierungsgebiets „Erweiterte Doppelstadt“ beschlossen.
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Den städtebaulichen Leitlinien und Sanierungszielen folgend wurden mithilfe einer umfassenden Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse innerhalb des Untersuchungsgebietes 24 Maßnahmen entwickelt und beschrieben. Die Maßnahmen sind gleichmäßig über das Untersuchungsgebiet verteilt und betreffen überwiegend den öffentlichen Raum.
Mit Hilfe der Maßnahmenplanung wurden die festgestellten Mängel im Sinne folgender Sanierungsziele angegangen:
• Erhaltung der baukulturell wertvollen Bausubstanz,
• Erhaltung und Aufwertung der historischen Stadträume,
• Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und in den Gebäuden,
• Integrierte quartiersbezogene und denkmalgerechte energetische Sanierung,
• Grün- und Freiflächen attraktivieren und vernetzen,
• Wohnungsangebote an Bedarfe anpassen,
• Grundlegende Neuordnung des fahrenden und ruhenden Verkehrs und
• Kulturviertel entwickeln
Seit 2015 wurden eine Vielzahl von Maßnahmen des städtebaulichen Rahmenkonzeptes geplant und umgesetzt (z.B. Lorenzstraße / Schleienweiher / Brachgasse: Straßenraumgestaltung und -neuordnung, Neugestaltung Stadtpark, ehemalige Weberei mit Umfeld: Grün- und Freiflächengestaltung, Sanierung König-Ludwig-Brücke, Einrichtung eines Gestaltungsbeirates). Nach nunmehr sieben Jahren soll – auch auf Wunsch der Regierung von Schwaben als Fördermittelgeber – für das Sanierungsgebiet „Erweiterte Doppelstadt“ eine Evaluierung vorgenommen und die Vorbereitenden Untersuchungen bedarfsgerecht fortgeschrieben werden.
Das Untersuchungsgebiet umfasst den bisherigen räumlichen Bereich des Sanierungsgebietes „Erweiterte Doppelstadt“ ergänzt um folgende Bereiche (s. Abb. vorletzte Seite):
• Sanierungsgebiet „Nördliche Innenstadt“
• Bodmanstraße
• Illersteg
• Südliche Innenstadt zwischen Freudenberg/Beethovenstraße und Forum Allgäu
• Sankt-Mang-Brücke
• Verbindung zwischen Altstadtpark und Engelhaldepark
• Umgestaltung Königstraße
In dem Untersuchungsgebiet wird zunächst eine Bestandanalyse durchgeführt (Bebauungszustand, öffentlicher Raum, Verkehr, etc.) und ein aktueller
Rahmenplan erstellt. Anschließend werden aus der Analyse Stärken und Schwächen abgeleitet und der Handlungsbedarf im öffentlichen und privaten Bereich ermittelt. Danach werden
Sanierungsziele und -Maßnahmen erarbeitet, um abschließend ein Sanierungsgebiet und eine Sanierungssatzung festzulegen. Gemäß der aktuellen Zeitplanung wird die VU im 2. Quartal 2023 abgeschlossen und das Sanierungsgebiet im Stadtrat beschlossen.
Am 03. Dezember 2022 hat die Stadt Kempten mit einem Informationsstand am Zumsteinhaus eine BürgerInnenbeteiligung durchgeführt. Der Stand traf auf sehr großes Interesse,

Am Infostand im Dezember 2022: gelbe Stecknadeln für gut funktionierende Orte, rote für nicht gut funktionierende es konnten wertvolle Einschätzungen und Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf den Umgang mit dem öffentlichen Raum im Untersuchungsgebiet erzielt und zusammengetragen werden.


Auf einem ausliegenden Luftbild (s. Foto oben) konnten alle Teilnehmenden diejenigen Orte, die gut funktionieren, mit einer gelben Stecknadel und diejenigen Orte, die nicht gut funktionieren, mit einer roten Steck- nadel markieren. Zusätzlich konnten Beiträge auf Klebezetteln schriftlich formuliert werden. Diese wurden auf den dafür vorbereiteten Plakaten (Schwächen, Stärken, Potentiale) gesammelt (s. Fotos).

Es lässt sich zusammenfassend festhalten, dass die Besucherinnen und Besucher des Marktstandes sich besonders oft zu den Themen Fuß- und Radverkehr, ÖPNV sowie Öffentlicher Raum und Stadtgrün geäußert haben. Auf dem Luftbild stach mit besonders vielen Markierungen die Burghalde, die Salzstraße, die Kronenstraße und der Hildegardplatz heraus.
Weitere Informationen finden Sie unter folgendem Link: www.kempten. de/erweiterte-doppelstadt-30661.html
Zur Erfassung der Sanierungsnotwendigkeit im öffentlichen Raum und im Bereich privater Immobilen innerhalb des Untersuchungsgebietes wird eine umfassende Analyse des öffentlichen Raumes sowie eine äußere Einschätzung zum Sanierungsstand der Immobilien vorgenommen, die durch eine EigentümerInnenbefragung qualifiziert wird. Die Durchführung der Befragung ist für das erste Quartal 2023 vorgesehen sowie das abschließende Ergebnisforum für das erste Halbjahr 2023.
Von Hühnern, Raumeroberungen und neuen Verbündeten
Projekt von Rahel Seitz mit Hühnern am „Regler“
von Franz G. Schröck, Architekturforum Allgäu e.V.
Die Zeit der Zwischennutzung des ReglerHauses an der Webergasse bis zur geplanten Transformation in ein Haus der Baukultur hat das architekturforum allgäu genutzt, um im vergangenen Sommer einen Wettbewerb auszuschreiben, der eine temporäre künstlerische Intervention zum Ziel hat. Dazu stehen Gelder der erstmalig vergebenen Kulturförderung der Stadt Kempten für eine Teilf- inanzierung des Projektes zur Verfügung.

Aus dem Auslobungstext:
„Eine künstlerische Intervention soll das historische Gebäude im Vorfeld der baulichen Umgestaltung als lebendigen Ort ins Bewusstsein bringen. Das architekturforum wünscht sich eine Arbeit, die die Fassade bzw. Gebäudehülle von außen oder von innen nach außen belebt und zum sozialen Treffpunkt inmitten des „Holzplatz“-Wohnquartiers beiträgt. Ein ressourcenschonender, auf Nachhaltigkeit zielender Umgang mit der gebauten Umwelt gehört zum Grundverständnis des architekturforums allgäu und prägt idealerweise auch den Charakter der Einreichungen. Der Auslober würde es begrüßen, wenn sich diese konzeptionell mit den vom architekturforum vertretenen Zielen auseinandersetzen und gleichzeitig auf die Besonderheit des Orts und des Gebäudes eingehen könnten.“
Das architekturforum allgäu hat sich über die gute Resonanz und den Eingang von neun Vorschlägen von Künstler:innen aus ganz Deutschland gefreut. Diese wurden am 29.07.22 einer unabhängigen Jury vorgelegt, die sich aus der Beauftragten des Kemptener Stadtrates für Kulturangelegenheiten, Annette Hauser-Felberbaum und den renommierten Künstlern/Bildhauern
Josef Zankl, ehemaliger Baukunstbeirat in Augsburg, und Winfried Becker aus Kempten zusammensetzte. Einstimmig mit dem ersten Platz ausgezeichnet und zur Realisierung empfohlen wurde die Arbeit ‘Von Hühnern, Raumeroberungen und neuen Verbündeten‘ von Rahel Seitz aus Egelsbach bei Frankfurt.
Aus der Konzepterläuterung der Künstlerin:
Ein Quartiersprojekt: Es soll nicht nur ein Hühnerstall entstehen, sondern ein lebendiger Ort als sozialer Treffpunkt, der Menschen aller gesellschaftlichen Gruppen zusammen bringt. Schon in der ersten Phase des Projekts werden wir die Anwohner:innen und die Einrichtungen in der Nähe, zum Beispiel die Grundschule an der Sutt, kontaktieren und über das Projekt informieren. Die Grundidee dieses partizipativen Projekts ist dabei vor allem die Versorgung der Hühner abzugeben und im Quartier zu organisieren. Dafür stehen ein Planungsteam und alle technischen Hilfsmittel zur Verfügung.
Wie wollen wir mit Tieren zusammenleben und die Welt retten? In Zusammenarbeit mit dem architekturforum allgäu werden wir in Veranstaltungen und beim alltäglichen Vorbeispazieren zu Diskussionen anregen, unerwartete Begegnungen ermöglichen und neue Gestaltungsräume eröffnen.
Das Projekt bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Architektur und Natur, Stadt und Land, Nahrungsmittelproduktion und Tierwohl, Konsum und Nachhaltigkeit, Kunst und Alltagsbezug. Besonders unser Umgang mit Tieren und deren Haltung stehen als zu diskutierende Themen im Raum und damit Fragen zu Fleischkonsum und Massentierhaltung. Auf die Themen und Fragen soll mit großen Plakaten und Bannern am ReglerHaus aufmerksam gemacht werden. Ein Briefkasten steht für Fragen, Kommentare und Erlebnisberichte zur Verfügung.
Wem gehört der städtische Raum? „Von Hühnern, Raumeroberungen und neuen Verbündeten“ wird die Möglichkeit bieten, den städtischen Raum positiv zu erfahren und zu gestalten. Die Hühner, die sich hier ein Stück Stadt erobern, sieht die Künstlerin damit als Verbündete von Kindern und von uns allen. Wir alle brauchen geschützte Plätze, Freiräume und Begegnungsmöglichkeiten. Welche Bedürfnisse haben verschiedene Lebewesen und wie können diese realisiert werden? Wie können wir ein respektvolles und selbstbestimmtes Zusammenleben mit sogenannten Nutztieren realisieren? Wo können wir Räume mit anderen Lebewesen teilen, diese gemeinsam nutzen und einander begegnen? Welche kostenlosen Angebote bietet der öffentliche Raum und genügen die vorhandenen? Und wie sähe eine Stadt aus, die für lebendige Wesen geplant ist und nicht für Autos?
Das ReglerHaus und seine Umgebung, der Altstadtpark, sollen hier beispielhaft ein Experimentierfeld sein, um all das zu erleben: Eine Reflektion über städtisches und ländliches Leben, über Tiersein und Menschsein. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Bau des Hühnerhauses, das in eine der Iller zugewandten Fensteröffnungen ’hineingesteckt’ wird. Dadurch entsteht einerseits ein Blickfang von außen vom Altstadtpark aus, andererseits kann das Federvieh dadurch auch vom Rauminneren beobachtet und versorgt werden. Das Begrüßungsfest für Hühner ist spätestens in der dritten Aprilwoche geplant, vielleicht kann es sogar schon vor Ostern stattfinden.
Die Intension des Projekts ist es nicht nur Mensch, Natur und Tier im Stadtgebiet Raum zu geben und sich näher zu bringen, sondern in beispielgebender Weise langfristig auch eine soziale Mitte im Holzplatzquartier zu etablieren.
Gesucht werden Mitstreitende und Interessierte, die sich an dem Projekt beteiligen möchten oder die neugierig sind, mehr zu erfahren. Das ist auf völlig unterschiedliche Weise möglich: einfach beim Vorbeispazieren, in der Hühnerversorgung, bei Aktivitäten mit den Hühnern oder bei der Planung von Veranstaltungen rund um die Hühner.
Begrüßungsfest für Hühner: voraussichtlich 21. April 2023
Projektdauer: mindestens bis Winter 2023
Kontakt für Interessierte: huehner@architekturforum-allgaeu.de
Telefon: 0831 990 03 85
Mobil Rahel Seitz: +49 176 260 93029
Aktuelle Informationen demnächst am Infobrett des ReglerHauses, auf Facebook und Instagram oder unter: www.architekturforum-allgaeu.de www.rahelseitz.de