DER F R E U N D E D E R A L T S T A D T K E M P T E N S e.V. gegründet 1980 · 41. Jahrgang · Ausgabe Nr.47 / 2020 · Sonderedition zum 40. Geburtstag
Ein gemeinsames Ziel: Die Attraktivität unserer Altstadt von Oberbürgermeister Thomas Kiechle
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ehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde der Altstadt, es ist mir eine große Freude, Ihnen zum 40-jährigen Bestehen Ihres Vereins zu gratulieren. 40 Jahre, das sind unzählige Stunden an ehrenamtlicher Arbeit und großem Einsatz Ihrerseits. Und so danke ich der Vorstandschaft, insbesondere dem Vorsitzenden Dietmar Markmiller, und allen Mitgliedern für ihr Engagement und ihr Wirken für unsere schöne Altstadt. Seit 1980 setzt sich der Verein in vorbildlicher und engagierter Weise für die Kemptener Altstadt ein und
gibt wesentliche Impulse zur Stadtentwicklung. Die Altstadtfreunde gehören für die Stadt Kempten zu den zentralen strategischen Partnern,
wenn es um die wichtigen Fragen der Innenstadt geht. Dabei scheuen die Verantwortlichen auch nicht zurück, den Finger in die ein oder andere Wunde zu legen. Das ist für uns, die Stadtpolitik und die Verwaltung, nicht immer angenehm, aber dank der konstruktiven Zusammenarbeit finden wir doch immer eine Lösung. Die besondere Hinwendung der Mitglieder zu den Zielen des Vereins wird auch daran deutlich, dass es seit der Gründung nur vier Vorsitzende gab: Gertraud Schwarz als Initiatorin der Altstadtfreunde, Hans Bader von 1989 bis 1992 und Hansjürg Hensler, der den Altstadtfreunden 18 Jahre lang vorstand und sein Amt 2010 an Herrn Markmiller übergab.
Die AltstadtTraudl
Für die Stadt Kempten weiß ich es sehr zu schätzen – und das darf ich auch für meine Amtsvorgänger sagen – dass wir mit den Altstadtfreunden so aktive Bürgerinnen und Bürger an der Seite haben, die unsere wunderschöne Stadt gemeinsam mit uns voranbringen wollen. Denn so unterschiedlich die Interessenlage der Beteiligten manchmal sein mag - wir haben doch alle ein gemeinsames Ziel: die Attraktivität unserer Altstadt und damit unserer ganzen Stadt zu stärken. Für die Zukunft wünsche ich den Altstadtfreunden weiterhin viel Erfolg! Ihr Thomas Kiechle, Oberbürgermeister Kempten (Allgäu)
40 Jahre Altstadtfreunde: Ein Jubiläum, das ganz anders kam
von Dietmar Markmiller, Vorsitzender
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iebe Mitglieder und Freunde der Altstadt, im Altstadtbrief 2019 hatte ich noch auf die Veranstaltungsplanungen für das Jahr 2020 hingewiesen. Leider kam alles vollkommen anders in diesem Jahr. Wir mussten unsere Besichtigungen des Wasserkraftwerkes an der Keselstraße und des Restwasserkraftwerkes in der Kaufbeurer Straße absagen. Ebenso nicht stattfinden konnte unser Altstadtfest mit Kindertag, unsere Jahreshauptversammlung und auch die Feier anlässlich der Vereinsgründung vor 40 Jahren sowie die Ausstellung der Arbeiten der Architekturstudenten zur Burghalde.
Sonderedition zum Jubiläum Nicht nur aufgrund der „pandemischen Ausnahmesituation“, die dem Jahresablauf ihren Stempel aufzwingt, sondern auch wegen
des 40-jährigen Vereinsgeburtstags haben wir uns im Vorstand entschieden, eine Sonderedition des Altstadtbriefes herauszubringen. Ursprünglich war geplant, mit einer Ausstellung die Gründung und Entwicklung der Altstadtfreunde Revue passieren zu lassen. Weil dies ebenso wie viele andere Veranstaltungen nicht möglich war, möchten wir Sie liebe Leserinnen und Leser, einladen, uns mit diesem Altstadtbrief gemeinsam auf den Weg zu machen durch 40 Jahre Altstadtfreunde e.V. Die Auswahl aus dem umfangreichen Archiv des Vereins, das nicht nur aus allen bisherigen Altstadtbriefen besteht, ist uns nicht leicht gefallen. Glauben sie mir, viele Bilder, die hier nicht abgedruckt sind, hätten eine Veröffentlichung verdient. Den Altstadtbrief machen aber nicht nur Bilder aus, sondern ebenso die zahlreichen Beiträge, die darin zu lesen sind. Damit auch Sie an der Gesamtheit der Inhalte aller Altstadtbriefe teilhaben können, ist unser Ziel, in nächster Zeit möglichst das gesamte Material auf unserer Website bereitzustellen. Wenn man sich mit vier Jahrzehnten Altstadtfreunde beschäftigt und beim Durchlesen der Altstadtbriefe feststellt, mit welcher Leidenschaft sich alle Beteiligten seit Jahrzehnten für die Altstadt eingesetzt haben, ist das für uns als aktueller Vorstand ein großer Ansporn, diese Arbeit fortzuführen und für die Belange der Altstadt Sorge zu tragen.
Die Prägenden: Schwarz und Hensler
In den 40 Jahren Vereinsgeschichte bin ich erst der vierte Vorsitzende. Mein Vorgänger und Mentor Hansjürg Hensler sowie die allererste Vorsitzende Gertrud Schwarz – liebevoll auch „Altstadt Traudl“ genannt (siehe nebenstehenden Artikel) – haben unseren Verein stark geprägt. Ebenso Hans Bader, der Nachfolger von Frau Schwarz, war ein Streiter den Verein, wenn auch nur drei Jahre lang. Zwei Namen verbindet man besonders mit den Altstadtfreunden: Schwarz und Hensler. Beide haben den Verein zu dem gemacht, was er heute ist. Ein Verein, der sich nicht verbiegen lässt, der Stellung bezieht, wenn es darauf ankommt, und zugleich auch Alternativen bietet, wenn Dinge nicht so laufen, wie sie sollten. Hansjürg war bekannt für seine prägnaten Aussagen wie zum Beispiel das
VERSPÄTETE AUSGABE
Lockdown-bedingt hat sich die Produktion diese Sonderausgabe organsiatorisch, personell und durch Lieferengpässe leider mehrfach verzögert. Wir bitten um Ihr wertes Verständnis.
„Betonmikado am Rathaus“, wie er die Steinquader bezeichnete, die am Platz vor dem Ponikauhaus unsere Partnerstädte symbolisieren. Frau Schwarz wird vielen in Erinnerung bleiben, nicht nur, weil sie auch im hohen Alter noch öffentliche Veranstaltungen besuchte und dort bei Diskussionen ihr langjähriges Wissen einbrachte. Manch einer staunte, wie detailliert sie Vieles noch wusste. Beide waren sie Unikate, und wenn ich an sie denke, zaubert es mir ein Lächeln ins Gesicht und ich empfinde Dankbarkeit, dass sie sich mit so großem Engagement für unsere Altstadt eingesetzt haben. Leider sind beide nicht mehr unter uns. Frau Schwarz verstarb erst Anfang Dezember letzten Jahres unerwartet.
Die Burghalde: Herzensangelegenheit und Vertröstungen
Hansjürg Hensler, Vorsitzender 1992 - 2010
Beiden war die Burghalde eine Herzensangelegenheit. Diese Leidenschaft teile ich. Deshalb kämpfe auch ich seit nun schon über zehn Jahren für eine Aktivierung der Burghalde. Einiges Positives wurde bereits realisiert, z.B. der Kinderspielplatz oder der Märchensommer vom Theater Kempten. Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite
von Ralf Lienert
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ertraud Schwarz, in Kempten als die Altstadt-Traudl vielen Mitbürgern bekannt, war die erste Vorsitzende des Vereins der Altstadtfreunde. Am 1. Dezember 2020 ist sie im Alter von 91 Jahren in ihrem Elternhaus an der Burgstraße gestorben.
Sie galt als Kämpferin für die Altstadt und machte sich bis zu ihrem Tod Gedanken über die Entwicklung der Stadt. Zuletzt über die Zukunft von Allgäuhalle, Sparkassenquartier, Seilbahn und öffentlichen Toiletten. Die Altstadt-Traudl war aber auch immer Zeitzeugin für die große Spanne zwischen Weimarer Republik und dem wiedervereinigten Deutschland. Wie oft erzählte sie über ihre Kindheit mit acht Geschwistern, ihr Pflichtjahr im Dritten Reich, den Einmarsch der US-Armee 1945 und ihre Ausbildung in der Stiftsstadt. Dort hatte sie ihren Mann Johann kennen und lieben gelernt. Beide heirateten 1950 in der Basilika und zogen in der Burgstraße ein, wo die junge Mutter im familieneigenen Milchladen mitanpackte. 1977 organisierte sie mit den Herren Opitz aus dem Ankergässele und Herz vom St.-Mang-Platz das erste Altstadtfest. Schnell erkannten die Herren den unbändigen Willen und die Durchsetzungskraft der Kauffrau. Als Vereinsvorsitzende klopfte sie am Rathaus an und sagte zu OB Dr. Josef Höß: Sie sind der Diener der Stadt und ich ihre Magd. Bis 1989 stand sie an der Spitze der Altstadtfreunde und auch danach pflegte sie einen engen Kontakt mit der Stadtspitze: „Wir haben aber nie gestritten, sondern immer nach einem Weg gesucht.“ Ihre Wünsche verteilte sie nicht nur an ausgewählte „Macher“ der Stadt, sie pflegte auch ein breites Netzwerk und lud Politiker, Unternehmer und Heimatfreunde in ihre gute Stube ein. Dort zeigte sie die Entwicklung der Altstadt und des 1972 vergrößerten Kemptens auf. Für jeden Gast waren dies kurzweilige und eindrucksvolle Stunden. Jetzt hat sie sich verabschiedet mit dem Satz: „Alter und Fortschritt kann man nicht verhindern. Mit guten Taten aber vieles lindern.“