Neu Nota Bene 19

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Was wäre auf dieser Welt alles möglich, wenn jeder dem anderen helfen würde

7. Jahrgang | 3. Ausgabe | Dezember 2020 | € 5,00
nota bene

Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss

04 Weihnachtsgeschichte

Ein Geigenspieler liefert eine der schönsten Weihnachtsgeschichten der Welt

06 Literatur

Mein schwarzer Hund

07 Bad Wildbad

Lebenslanges Lernen – der Weg zum Erfolg?

08 Bad Wildbad

Waldgaststätte Grünhütte – nominiert für den Kuckuck-Award

10 Johanneshaus Bad Wildbad

Damals – im Advent 2020

11 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam

Tränen zum Abschied

12 Musik

Ehre sei dir, Gott, gesungen – Weihnachtsoratorium

14 Rund um die Gans

Die Weihnachtsgans

15 Rund um die Gans

Die Gans und andere Weihnachtsbräuche

16 Bad Liebenzell

Erkinger Erlebnispfad – Abenteuer für Kinder und Erwachsene

18 Ernährung

Zurück zum Wohlfühlgewicht

20 Ergotherapie

Wir bleiben zu Hause und gesund – auch im Homeoffice

22 Gedenken

Die Johanneshaus-Familie trägt Trauer

23 Natur und Heilkunde

Thymian – Liebling Ihrer Bronchien

Corona-Ticker

Stand 30. November 2020

A weltweit mehr als 62,7 Millionen Infektionsfälle

A weltweit mehr als 1,4 Millionen Tote

A europaweit mehr als 13,1 Millionen Infektionsfälle

A europaweit mehr als 405.000 Tote

A mehr als 1.057.000 Infektionsfälle in Deutschland

A mehr als 16.300 Tote in Deutschland

Täglich weltweit mehr als 541.000 neue Infektionsfälle.

Jeder einzelne ist einer zu viel!

Achtsam bleiben, zu unser aller Schutz – Abstand, Maske, Händehygiene !!!

„Unzählige Mitbürger arbeiten im Gesundheitssystem oder halten unsere tägliche Versorgung aufrecht. Wir sollten ihnen dafür immer danken. Vor allem aber schulden wir ihnen, dass wir dem Virus so wenig Möglichkeit geben, sich auszubreiten, wie wir das irgendwie können…. Die Lage ist ernst. Nehmen Sie sie auch ernst.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel

Impressum

Herausgeber:

MHT

Gesellschaft für soziale

Dienstleistungen mbH

Hochwiesenhof 5–10

75323 Bad Wildbad

www.mht-dienstleistung.de www.johanneshaus-bad-wildbad.de www.johannesklinik-bad-wildbad.de www.johanneshaus-bad-liebenzell.de

Redaktion:

Gabriele Pawluczyk

gabriele.pawluczyk @monacare.de

Martin Kromer

Wolfgang Waldenmaier

Bianka Zielke

Grafische Umsetzung:

Dagmar Görlitz

kontakt@goerlitz-grafik.de

Drucktechnische Umsetzung:

Karl M. Dabringer

dabringer@gmx.at

Auflage: 3.000

nota bene | Dezember – 2020 Seite 2 Inhalt 03 Editorial

Was für ein Jahr. Ein Jahr mit Prüfungen und Herausforderungen, wie wir sie, ehrlich gesagt, wohl nie erwartet hätten. Keiner von uns. Und wir sind noch lange nicht am Ende des Tunnels. Einen ersten Dank sprechen wir all unseren Mitarbeitenden aus, die uns mit großer Aufopferungsbereitschaft und unbändigem Willen, mit herausragendem Engagement und liebevoller Zuwendung erfolgreich durch die bisherige Krise gebracht haben. Danken wollen wir aber auch allen Bewohnerinnen und Bewohnern, allen Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen für ihr Verständnis und ihre Disziplin in den menschlich so belastenden Phasen der Besuchsbeschränkungen. Danke.

Es gibt Berge, über die man hinübermuss, sonst geht der Weg nicht weiter.

Wenn wir diese Zeilen schreiben, wissen wir noch nicht, wie wir dieses Jahr Weihnachten feiern können. Werden die Einschnitte im familiären Bereich auch schmerzvoll sein, so wünschen wir dennoch all den Menschen in unseren Einrichtungen, ihren Angehörigen und Familien und unseren Freunden und Geschäftspartnern von ganzem Herzen einige besinnliche Stunden, vor allem aber Gesundheit und Zuversicht und ein beglückenderes Jahr 2021.

Lassen Sie uns alle aufeinander schauen und die Zukunft gleichermaßen vorsichtig wie hoffnungsvoll miteinander angehen. Danke für Ihre Unterstützung und Ihr lebendiges Miteinander.

Ihre
Geschäftsführerin
Dezember – 2020 | nota bene Seite 3 Editorial

Ein Geigenspieler liefert eine der schönsten Weihnachtsgeschichten der Welt

lauschen. Doch seine Mutter trieb ihn weiter, sie schien sehr im Stress zu sein.

Wir geben es zu: Diese Geschichte ist schon 13 Jahre alt. Trotzdem sorgt sie jedes Jahr am Heiligen Abend für tausende Klicks am YouTube-Channel der „Washington Post“. Und das ist der Hintergrund: Die Zeitung hatte an Weihnachten 2007 für 45 Minuten einen Geigenspieler engagiert – und ihn in eine U-BahnStation in Washington bestellt. Dort hat er insgesamt sechs Stücke von Johann Sebastian Bach gespielt.

Während dieses Auftritts sind rund

1.100 Menschen an ihm vorbei spaziert. Erst nach rund drei Minuten realisierte der erste Passant den Musiker. Der Mann blieb kurz stehen, hörte zu und eilte dann hektisch weiter. Eine weitere Minute später erhielt der Musiker den ersten Dollar – eine Frau warf ihm das Geld im Vorbeigehen zu. Die größte Aufmerksamkeit bekam der Musiker von einem kleinen Jungen, der stehen bleiben wollte, um der Musik zu

Im Video ist zu beobachten, dass Kinder mehrmals stehen bleiben und dem Geigenspieler zuhören wollen. Jedes Mal werden sie von Erwachsenen zum Weitergehen gedrängt. Während der Spieldauer von 45 Minuten haben etwa 20 Passanten insgesamt 32 US-Dollar gespendet. Applaus gab es keinen, Anerkennung auch nicht. Dass der Musiker dann verschwand, schien niemand zu bemerken.

Das ist trauriger Alltag, wie wir finden. Und das beweist auch die „Washington Post“. Denn bei diesem Geigenspieler handelte es sich um Joshua Bell, einen der besten Musiker der Welt. Er benutzte für sein Gastspiel eine Geige im Wert von 3,5 Millionen US-Dollar und spielte mit den Werken von Bach einige der schwierigsten Stücke aller Zeiten.

Die Ironie an der Geschichte: Zwei Tage vor diesem Sozialexperiment hatte der Stargeiger ein ausverkauftes Konzert in Boston gegeben. Der durchschnittliche Kartenpreis betrug um die 100 Dollar.

Wunderbare Botschaft!

Aber was hat das mit Weihnachten zu tun? Die Zeitung stellte bei Veröffentlichung ihres Experiments folgende Frage: „Wenn wir nicht mal einen Moment, einen Augenblick innehalten können, um einem der besten Musiker der Welt zuzuhören, uns nicht einen Augenblick Zeit nehmen können, diese wundervollen Melodien zu erkennen – dann stellt sich die Frage, welche Schönheiten und wundervollen Dinge in unserem Leben übersehen wir noch?“

In diesem Sinne wünschen wir ein wunderschönes Weihnachtsfest und besinnliche Feiertage. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Familie, Ihre Umgebung, Ihre Mitmenschen – und gehen Sie mit offenen Augen durch die Welt. Zu Weihnachten. Und auch danach!

Quelle: Kleine Zeitung, Österreich

nota bene | Dezember – 2020 Seite 4
Weihnachtsgeschichte
red

Es gibt viel Fachliteratur zum Thema Depression. Wie die Auswirkungen sind oder welche Vorgänge im Körper stattfinden. Manche sehr medizinisch, manche biografisch aus Sicht der Erkrankten.

Mein Schwarzer Hund – wie ich meine Depression an die Leine legte

Ein Buch, welches mir eine selbst Betroffene empfohlen hat, ist das Buch „Mein schwarzer Hund, wie ich meine Depression an die Leine legte“. Sie hat es gekauft, um ihren Freunden und Angehörigen ihre Situation besser erklären zu können.

Mit der Krankheit umzugehen, ist das Eine. Das Andere, aber oft ähnlich oder mehr belastend, ist das Unverständnis der Mitmenschen, die einen mit wahr-

zu haben? Kaum einer kann wirklich nachvollziehen, wie es im Inneren eines Menschen aussieht, der von einer Depression betroffen ist. Es zu erklären, fällt den meisten Menschen schwer. Manchmal aus Scham, manchmal aus Sorge, nicht verstanden zu werden.

Das Buch, das ich vorstellen möchte und welches mir gut gefällt, drückt vor allem durch die Bilder sehr gut aus, was eine Depressi-

scheinlich gut gemeinten Sätzen aufmuntern wollen (Merke: das Gegenteil von gut ist gut gemeint)

„Das wird schon wieder“, „morgen sieht die Welt doch wieder anders aus“, „so schlimm ist das doch nicht“, „du hast doch alles, was du brauchst“, „anderen geht es viel schlechter als dir“, oder auch „reiß dich doch mal zusammen“, „lass dich nicht so gehen“. Ertappen wir uns jetzt nicht selbst, schon solche Sätze, besser gesagt Floskeln, verwendet

Quellenangabe:

on beim Betroffenen auslöst und wie die Gefühle sein können. Da die Bilder für sich sprechen, ist auch kaum Text notwendig, man versteht es auch so.

Dieser schwarze Hund, wie der Autor seine Depression benennt, ist immer gegenwärtig. In jeder Lebenssituation taucht er auf, mischt sich ein, wird zum Spaßverderber, verdunkelt den Himmel, verfolgt ihn wie ein Schatten, sitzt im Essen und verdirbt ihm dadurch den Appetit. Und mit der Zeit wird der

Matthew Johnstone, „Mein schwarzer Hund. Wie ich meine Depression an die Leine legte“ (Verlag Antje Kunstmann)

Mehr zum Buch auch hier: https://www.kunstmann.de/buch/matthew_johnstone-mein_schwarzer_hund-9783888975370/t-1/

Hund immer größer und größer und bestimmt das ganze Leben.

Erst als sich der Autor Hilfe holt, lernt er, mit dem schwarzen Hund umzugehen. Den schwarzen Hund sozusagen an die Leine zu legen, keine Angst mehr vor ihm zu haben und ihm sogar Kunststücke beizubringen. Der schwarze Hund wird wahrscheinlich immer Teil seines Lebens bleiben, aber er ist kleiner geworden, dominiert sein Leben

nicht mehr, sondern begleitet ihn nur. Damit kommt er klar.

Ich finde dieses Buch sehr empfehlenswert für Menschen, die depressive Personen im Familienkreis, Freundeskreis oder auch bei der Arbeit haben. Es hilft ein Stück weit, Einblick in deren Welt zu bekommen, sie vielleicht etwas besser zu verstehen. Aber auch für die Betroffenen, die manchmal selbst nicht verstehen, was mit ihnen los ist, kann es helfen, sich selbst besser zu begreifen.

nota bene | Dezember – 2020 Seite 6 Literatur

Lebenslanges Lernen –der Weg zum Erfolg?

Lernen. Für den einen bedeutet Lernen, aus gemachten Fehlern zu lernen. Für den anderen heißt es schlicht und ergreifend, die Schulbank zu drücken, und für den Dritten steht Lernen stellvertretend dafür, seine Augen vor Innovationen und Neuerungen nicht zu verschließen. Ich selber sehe es inzwischen so, dass Lernen eigentlich alle drei dieser Aspekte fordert. Manche Dinge muss man erlebt haben, um daraus neue Erkenntnisse ziehen zu können. Unterstützend dazu ist es oftmals sinnvoll, sein Wissen durch betriebliche wie auch überbetriebliche Weiterbildungen zu verbessern und gleichzeitig auf die bereits erlebten Umstände direkt anzuwenden. Dabei sind junge Menschen oft hilfreich, um Sachverhalte ganz im Sinne eines Perspektivwechsels, neu und anders beleuchten zu können.

Zwei der drei Dinge kann jeder von Ihnen im täglichen Leben anwenden und ohne großes Investment umsetzen, sofern es den eigenen Wünschen entspricht. Doch gerade das Thema der „Wissensvermittlung“ bedarf besonderer Initiative. Daher entschloss ich mich im November 2020, nach meiner früheren Ausbildung als Kaufmann im Gesundheitswesen, eine Weiterbildung zum Fachwirt im Gesundheitswesen in Angriff zu nehmen.

Acht Jahre nach meiner Ausbildung nochmal die „Schulbank“ zu drücken, fühlte sich im ersten Moment komisch und fremd an. Doch gerade diese Unsicherheit sorgte gleichzeitig dafür, dass ich mit einem geschärften Blick die neuen Eindrücke aufnehmen konnte. Regelmäßig zu sehen, wie das gelernte Wissen in den wöchentlichen Betriebsaufenthalten direkt in die Arbeit integriert werden kann, bestätigte meinen Eindruck, dass man auch als „etablierter“ Mitarbeiter immer Neues hinzulernen kann – zum Wohl des gesamten Teams. Wenn ich Dinge und deren weitreichende Auswirkungen besser verstehe, kann ich oftmals Entscheidungen schneller und effizienter bedenken und dadurch auch effektiver im eigenen Wirken werden. Ich bin dankbar, dass ich diesen Schritt gemeinsam mit allen Beteiligten der MHT-Gruppe in Bad Wildbad gehen kann.

In diesem Sinne bleibt nur zu sagen: Lernen ist keine zeitlich begrenzte Aufgabe, vielmehr dürfen wir uns vergegenwärtigen, dass uns ein lebenslanges Lernen alle weiterbringen kann. Die eigene Initiative, sich auf neue Abenteuer einzulassen, spielt dabei eine ganz besondere Rolle. Denn Chancen sind dazu da, ergriffen zu werden!

Letzte Meldung

Zur Person:

A Geboren am 10. Februar 1989 in Lauchhammer/Brandenburg

A Mit 10 Jahren aus Brandenburg in den Schwarzwald gezogen

A Abitur mit 19 Jahren absolviert

A Durch den Zivildienst die Liebe fürs Gesundheitswesen entdeckt

A Mit der Ausbildung „Kaufmann im Gesundheitswesen“ (2009-2012) konnte er seinem Faible für Menschen und seiner Büro-Affinität gerecht werden

A 2013 Wechsel zur MHT Gesellschaft für soziale Dienstleistungen mbH

A 2015 Übernahme der Lohnabrechnung vom Steuerbüro und Aufbau der betriebsinternen Lohnbuchhaltung

A Zusätzlicher Aufbau der IT Abteilung für die MHT-Gruppe

A Zwei Kinder im Alter von 2 und 5 Jahren

A 2020 Übernahme der Position als Assistent der Geschäftsführung

Auch für 2021 ist die Johannesklinik Bad Wildbad durch das Magazin FOCUS GESUNDHEIT erneut in den Kreis der besten Rehakliniken Deutschlands im Bereich Geriatrie aufgenommen worden. Einen herzlichen Glückwunsch dem ganzen Team

Dezember – 2020 | nota bene Seite 7 Bad Wildbad
Seit 2020 ist Martin Kromer Assistent der Geschäftsführung in der MHT-Gruppe.

Waldgaststätte Grünhütte –nominiert für den Kuckuck-Award

Die Grünhütte zwischen Kaltenbronn und Bad Wildbad hat Kult-Status. Hier kocht der Hüttenwirt noch selbst und seit mehr als 50 Jahren versorgt Familie Schraft hungrige Wanderer, Radfahrer und Wintersportler mit regionalen Spezialitäten aus Küche und Keller. Nominiert in der Rubrik „Ausflugslokal des Jahres 2020“ zählt das Ausflugsziel mit seinem vielseitigen kulinarischen Angebot aus der schwäbischen und schwarzwaldtypischen Küche zu den Favoriten für den Kuckuck-Genuss-Award 2020.

Die idyllisch gelegene Wanderhütte mitten im Wald ist längst mehr als nur ein Geheimtipp von Ausflüglern und Wanderern aus der Region. Da keine öffentliche Zufahrt zur Grünhütte besteht, muss jeder Gast mindestens eine Stunde Fußweg auf sich nehmen, um sich selbst schlussendlich für eine rund sechs Kilometer lange Strecke mit Speis und Trank zu belohnen. Wer sich als Tagesgast auf den Weg macht und durch den Wald von Bad Wildbad aus

über den Sommerberg oder von Kaltenbronn aus über den Wildsee und das Hochmoorgebiet wandert, wird auf der Grünhütte mit traditionellen und regionalen Spezialitäten, wie Leberspätzle, Maultaschen oder Schlachtplatte, verwöhnt.

So manch einer nimmt sogar eigens für eine ganz besondere Spezialität des Hauses den weiten Weg auf sich und lässt sich in der Gartenwirtschaft die frisch zubereiteten und mittlerwei-

nota bene | Dezember – 2020 Seite 8
Bilder: Sabine Zoller Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald Jürgen Schleeh

le schon berühmt gewordenen Heidelbeer-Pfannkuchen von Hüttenwirt Jürgen Schraft schmecken, die ganz traditionell in der Pfanne mit Rapsöl ausgebacken sind. Auf 500 g Mehl kommen ein halber Liter Milch und sage und scheibe zehn Eier, die zusammen mit einer Prise Salz dem Teig das gewisse Etwas verleihen. Ein knusprigleckerer Genuss, der schon optisch ein-

in der Region. Denn wer einmal da war, kehrt immer wieder zurück zu der kleinen Lichtung im Wäldermeer des Nordschwarzwaldes zwischen Enz und Murg. Bereits 1739 ist dort, wo heute die Grünhütte steht, eine Viehhütte entstanden, um auf der weiten Hochebene die Kühe auf der Weide einzustellen. Davon leitet sich auch der Name der Grünhütte ab, denn mit den

drucksvoll den großen Teller füllt und eine Krönung durch das selbst hergestellte Heildelbeerkompott findet. Kein Wunder also, dass das Küchenpersonal in Spitzenzeiten bis zu 3.600 Eier pro Woche für den Leckerbissen verbraucht und viele Gäste stets mit blau gefärbter Zunge den Weg zurück nach Hause antreten.

Schon vor über 200 Jahren stellte Johann Wolfgang von Goethe als einer der bedeutendsten Repräsentanten der deutschen Sprache das Thema Genuss in den Fokus seiner literarischen Betrachtungen: „Kein Genuss ist vorübergehend; denn der Eindruck, den er zurücklässt, ist bleibend.“ Goethes Motto entsprechend, hinterlässt auch ein Besuch in der Grünhütte Spuren

sogenannten „Gründen“ wurden die einst kahlen Hochflächen beschrieben, die im 17. und 18. Jahrhundert bewirtschaftet wurden. Friedbert Zapf hat auf der Webseite der Grünhütte die historische Entwicklung eindrucksvoll recherchiert und den Aufschwung der Hütte durch die Entwicklung des Wanderns hin zu einem gesellschaftlichen Trend mit der Gründung des Badischen Schwarzwaldvereins 1864 und des Württembergischen 1884 beschrieben, der seit dem Bau der Sommerbergbahn den Wanderern seit über 100 Jahren nun den Anstieg zur Grünhütte von Bad Wildbad aus erheblich erleichtert. Mittlerweile sind das beliebte Ausflugsziel für viele aus Nah und Fern zur Tradition und eine Wanderung zur Grünhütte zu einem sich alljährlich wiederholenden Genuss-Ritual geworden. Ein Grund mehr für den Besuch ist nun die Nominierung der Waldgaststätte zum „Ausflugslokal des Jahres 2020“. Eine Auszeichnung, die Jürgen Schraft erneut als Anspruch und Verpflichtung gegenüber seinen Gästen betrachtet und sich in Coronazeiten auf die bald mögliche Öffnung des Betriebes freut.

https://www.gruenhuette.de/

„kuckuck 2020“

„Der Schwarzwald ist eine Region für Genießer“, erklärt Hansjörg Mair, Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH, der in diesem Jahr erneut die Scheinwerfer auf die beliebtesten Genusshelden richtet. 2019 hat er den „kuckuck“ als Auszeichnung für den Schwarzwald ins Leben gerufen, um Gastgeber für ihre Innovationskraft und ihr Engagement in der Region zu würdigen, und ist überzeugt davon, dass die ausgezeichneten Betriebe im erneut angewiesenen Lockdown und den für die Gastronomie besonders harten Regeln punkten werden.

In sechs Kategorien wird zum zweiten Mal der „kuckuck“ Genuss Award im Schwarzwald ermittelt. Insgesamt sind 122 Lokale und Ausflugsziele für die Auszeichnung nominiert. Doch nun sind die Genießer gefordert, um online ihre Stimme für ihr Lieblingslokal abzugeben. Durch das Voting auf www. kuckuck-award.de werden bis zum Jahresende die Stimmen für jede Kategorie gezählt –und wer die meisten hat, kommt ins Finale. Sieger wird, wer aus den jeweils drei gekürten Finalisten beim zweiten Voting im Frühjahr 2021 erneut die meisten Stimmen erhält.

Dezember – 2020 | nota bene Seite 9 Bad Wildbad

Damals –im Advent 2020 …

Es ist ein kalter Dezembertag im Jahr 2025. Menschen schieben sich vorbei an den bunt geschmückten Buden des Weihnachtsmarktes. Blinkende Lichter allüberall, sehnsüchtiges Warten auf die köstliche knusprige Waffel („nein, jetzt komme ICH dran!“), heißer Punsch in Pappbechern („Mensch, pass doch auf, du Blödmann!“), Weihnachtsmänner mit Geschenksäcken („Mama, ich hab Angst, uäääh“). Oh, du fröhliche Weihnachtszeit …

Eine kleine Gruppe von Bewohnern und Mitarbeitern aus dem Johanneshaus Bad Wildbad tritt müde die Heimreise an. In dem kleinen Bus werden die vielen Eindrücke ausgetauscht. Was hat am besten geschmeckt, wer hat die tollste Musik gehört, was haben Kochlöffel mit Weihnachten zu tun?

Es dauert einige Zeit, bis ein wenig Ruhe einkehrt. Da fragt eine leise Stimme aus der letzten Sitzreihe unvermittelt: „Erinnert ihr euch noch an das Corona-Jahr 2020? Damals mussten wir im Haus bleiben und alle Veranstaltungen wurden abgesagt.“ Und alle denken zurück an dieses besondere Weihnachten, an dem sie zuerst so enttäuscht waren, sich gar nicht vorstellen konnten, was das für ein Fest werden sollte.

Doch jedem fällt etwas zum Corona-Weihnachten ein und bald ist ein fröhlicher Austausch im Gange. „Ja, ich war zuerst ganz enttäuscht. Aber dann wurde es ein ganz besonderes Fest. Meine Nichten haben mir Fotos geschickt, die ich über mein Bett gehängt habe.“

„Und ich hab eine ganze Box selbstgebackene Weihnachtsplätzchen geschickt bekommen.“ „Und komischerweise sind viel mehr Besucher gekommen als sonst, obwohl man sich ja im Besucherzimmer treffen musste. Man war einfach froh, sich sehen zu können …“ „Da haben die Mitarbeiter doch im November diese riesigen Waffeln gebacken, auf jedem Wohnbereich extra wegen des Abstands, mit Apfelmus und Sahne. Hmmmmm“ „Jaaaa, und keiner musste sich in der

Kälte anstellen und warten wie heute. Und jeder hat Waffeln bekommen! Wer nicht aufstehen konnte, bekam seine heiße Waffel ans Bett gebracht.“ „Ich durfte die Weihnachtsdekoration vor den Bewohnerzimmern anbringen und alle haben sich gefreut, wie schön es aussah.“ „Mir gefiel diese wunderschöne selbstgebaute Krippe im Eingangsbereich am besten. Da waren frisch gesammeltes Moos drauf und Steine und an jedem Adventssonntag kamen neue Figuren hinzu. Ich hab mich jeden Morgen beim Arbeitsbeginn darüber gefreut.“ „Und an jedem Sonntag haben die Therapeuten für uns live Musik zum Kaffee gemacht, ganz festlich und schön wie in einem Edel-Café.“ „Ich hab zum 1. Advent die Adventskränze geschmückt. Wir waren eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus Bewohnern und Mitarbeitern und wir haben so viel miteinander gelacht.“ „Ich hab alle Schokolade aus dem Adventskalender auf einmal gegessen.“ „Das geht ja gar nicht, du Banause!“ „Und beim Weihnachtskino im Johanneshaus gab’s frisches Popcorn und Cola, wie im richtigen Kino.“ „Und zu guter Letzt hat jeder ein persönliches Weihnachtsgeschenk bekommen, mit Liebe ausgesucht …“

Ja, das Team vom Johanneshaus hatte sich wirklich viele Dinge überlegt, um die Vorweihnachtszeit schön zu gestalten: Malen, Musik machen und hören, Bewegung und Tanz, Basteln, Vorlesen, Ausflüge in die Natur. Und in der Schmucktherapie entstanden wieder wunderschöne Schätze, die auch in der Johannesklinik und im Johanneshaus in Monakam ausgestellt wurden, weil es ja keinen Weihnachtsmarkt-Verkauf gab, damals in diesem besonderen Jahr 2020 …

nota bene | Dezember – 2020 Seite 10 Johanneshaus Bad Wildbad

Tränen zum Abschied

Zum zweiten Mal wurde dieses Jahr ab 23.10.2020 eine kontrollierte Besucherregelung im Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam eingeführt. Ziel war und ist, alles zu tun, um eine Infizierung durch den Corona-Virus bei Bewohnern und Mitarbeitenden in der Einrichtung zu verhindern. Bis jetzt haben die Maßnahmen definitiv gegriffen, wir hatten keine Infektionen im Haus. Was die notwendige Besucherregelung jedoch für die davon Betroffenen bedeutet, möchten wir an dieser Stelle schildern.

Die Mitarbeiterinnen der Verwaltung kümmern sich um die Besuchstermine, d. h. sie führen die Terminlisten und leiten diese an die Pflege weiter. Sie empfangen die Besucher am Nebeneingang, bitten diese, ihre Hände zu desinfizieren und sich im Kontaktdatenformular einzutragen. Sie geben den Besuchern die zwischenzeitlich vorgeschriebene FFP2-Maske und achten darauf, dass diese richtig angezogen wird. Anschließend werden die Besucher gebeten, außen um das Haus zu gehen, zum Eingang unseres „Café Blümchen“ auf der Gartenseite. Dort werden die Besucher (max. 2 Personen) in Empfang genommen, während ein Mitarbeitender der Pflege den/die Bewohner/in bereits gebracht hat.

Die Besucher werden darauf hingewiesen, während der Besuchszeit von 30 Minuten die Maske vorschriftsmäßig aufzubehalten, den Bewohner nicht zu berühren und den Abstand von 1,5 m einzuhalten.

Das sind die Fakten. Was sich aber hier im zwischenmenschlichen Bereich abspielt, ist für alle Beteiligten manchmal sehr schwer zu verarbeiten. Eltern, die ihre Kinder nicht umarmen dürfen, die einmal pro Woche für eine halbe Stunde Zeit füreinander haben –auf Seiten der Bewohner gibt es hier hauptsächlich Fassungslosigkeit und Trauer. Trauer auch bei den Angehörigen, von denen manche mit Tränen in den Augen gehen müssen, weil die nächsten Besucher bereits warten. Hilflosigkeit bei den Mitarbeitenden, die Verständnis für diese Situation haben und trotzdem nach Vorschrift handeln müssen.

Eine Bewohnerin äußerte deutlich ihren Unmut über die Tatsache, dass die Besuchszeit nur eine halbe Stunde dauert. Auch war ihr nicht ganz verständlich, warum wir Mitarbeitenden ins Haus dürfen, obwohl wir ja auch Einkaufen gehen und Kontakte außerhalb der Einrichtung haben, die Angehörigen aber nur unter Wahrung der Abstandsregel in den Besuchsraum dürfen. Das wäre ein Messen mit zweierlei Maß. Wir erläuterten ihr, dass wir diese Regelungen auch nur nach den Vorgaben der Landesregierung umsetzen, ihnen damit aber ermöglichen können, überhaupt Besuche zu empfangen. Und auch wenn es nur kurz wäre, ein persönliches Gespräch mit dem Angehörigen sei damit immerhin möglich. Ja natürlich, das verstand sie, aber manchmal tut es auch gut, sich Luft zu machen, und es war ja auch nicht gegen das Personal gerichtet, sondern Ausdruck der persönlichen Ohnmacht in dieser schwierigen Situation. Nur zu verständlich.

Eine Situation wird uns länger in Erinnerung bleiben. Am Geburtstag einer Bewohnerin kam ihr Mann mit einem großen Strauß roter Rosen, den er seiner Frau mit einem Abstand von 1,5 m überreichen musste. Auch er durfte sie nicht berühren oder die Maske abnehmen. Männer weinen ja eher nicht, dieser Mann hatte feuchte Augen.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei den Angehörigen bedanken, die ganz überwiegend voller Verständnis für diese Regelungen sind und trotz ihrer Trauer um die wenigen und kurzen Besuchstermine freundlich und zuvorkommend bleiben. Diese Haltung wird uns über die Zeit helfen. Danke.

Dezember – 2020 | nota bene Seite 11 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam

Johann Sebastian Bachs

Weihnachtsoratorium (BWV 248) besteht aus sechs Teilen (Kantaten), die zum ersten Mal vom 1. Weihnachtstag

1735 bis zum Epiphaniasfest (Dreikönig)

1735 in Leipzig erklangen , Nachdem in der Weihnachtsausgabe der nota bene (3/2018) die Teile 1 – 3 des Bachschen

Weihnachtsoratoriums an der Reihe waren, folgt hier die Fortsetzung mit den Kantaten 4 – 6 (vom 1. Januar bis zum Dreikönigstag)

Ein fast schon im galanten Stil angelegter Eingangschor, „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“, eröffnet die vierte Kantate des Weihnachtsoratoriums. Diese Musik entspricht genau dem damaligen Zeitgeschmack und hätte auch von Meister Händel nicht gefälliger und populärer komponiert werden können. Hier zeigt Bach sich also äußerst „modern“ und „zeitgemäß“ und weist das Wort von der „Alten Pe-

rücke“ souverän von sich. Der Evangelist berichtet uns danach von der Beschneidung und der Namensgebung Jesu. Ein Rezitativ des Basses, begleitet vom Choral „Jesu, du mein liebstes Leben“, schließt sich an. Es folgt dann die Sopranarie „Flößt, mein Heiland, flößt dein Namen“. Dies ist eine hinreißende und verblüffende „Echo-Arie“, in der sich die Sopranstimme zusammen mit einer einzelnen Chorstimme (Echo) und der Oboe (ebenfalls Echo) auf ein ganz

Ehre sei dir, Gott, gesungen

Eine Gebrauchsanleitung zu Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium,

vorzügliches barockes Klangspiel einlässt. Nach einem weiteren Bass-Rezitativ mit Choral (Chor-Sopran) folgt die Tenorarie „Ich will nur dir zu Ehren leben“. Die Begleitung dieser Arie durch Streicher und Basso continuo weist herrlich erfrischende, konzertante Züge auf. Den Abschluss der vierten Kantate des Weihnachtsoratoriums bildet der durch das gesamte Orchester prächtig begleitete Choral „Jesus richte mein Beginnen“.

„Ehre sei dir, Gott, gesungen“. Mit diesem Eingangschor in strahlendem ADur eröffnet Bach den fünften Teil des Weihnachtsoratoriums. Die einzelnen Chorstimmen beeindrucken den Hörer mit der wohl erhebendsten GloriaVertonung der Musikgeschichte, indem sie sich zeitweise imitierend nachfolgen, sich dann aber auch wieder vereinigen und kraftvolle Akzente voll gefestigter, harmonischer Strahlkraft bieten. Eine wahrhaft „königliche“ Instrumentie-

rung nimmt das Evangelium, das hinterher erzählt wird, schon vorweg. Der Evangelist berichtet uns dann nämlich von den Weisen, die vor Herodes treten und ihn fragen: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“

Und damit befinden wir uns schon im dritten Satz dieser fünften Oratoriumskantate. Chor und Rezitativ der Altstimme führen ein Zwiegespräch, wo denn der Ort sei, an dem das Kindlein zu finden wäre. Die Altstimme weist eindringlich auf den Geburtsort des Heilands mitten in unserem Herzen hin. Es schließt sich der Choral an „Dein Glanz all Finsternis verzehrt.“ Dann folgt die Bass-Arie „Erleucht auch meine finstre Sinnen“, begleitet von Oboe, Fagott und Generalbass. Nach dem Beitrag des Evangelisten (der vom

nota bene | Dezember – 2020 Seite 12

Weihnachtsoratorium, Teile 4 – 6

erschrockenen Herodes kündet), einem Alt-Rezitativ und dem weiterberichtenden Evangelisten, der vom hektischen Treiben am Hofe des Herodes und der Zusammenkunft der Schriftgelehrten

spürt man wieder, wie Bach es herrlich versteht, den Choralversen durch seine atemberaubende Figuraltechnik einen stimmigen und charakterlich treffenden musikalischen Rahmen zu bieten.

Mit dem trotzigen, kämpferisch anmutenden Chorsatz „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“ beginnt der sechste und letzte Teil von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium. Die drei Beiträge des Evangelisten finden wir im Matthäusevangelium, Kapitel 2, die Verse 7-12. Berichtet wird vom Ansinnen des König Herodes, auf hinterlistige Art und Weise zu erfahren, wo der Geburtsort Jesu sei. Den Weisen jedoch wird im Traum von Gott befohlen, nach der Anbetung des Kindes nicht zur Berichterstattung zu Herodes zurückzukehren (Sätze 2,5 und 7). Nach einem Sopran-Rezitativ folgt der vierte Satz der Kantate: die kurze, musikalisch federleichte Arie des Sopran „Nur ein Wink von seinen Händen“. Der sechste Satz ist der Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“. Er symbolisiert auch heute noch, vor allen anderen Weihnachtsliedern, in selbstverständlicher Manier die Anbetung und Verehrung des neugeborenen Jesuskindes.

CD-Tipps:

Bach: Weihnachtsoratorium

Thomanerchor, Gewandhausorchester Leipzig

Leitung: Kurt Thomas, EMI, 1958

Bach: Weihnachtsoratorium

Münchner Bachchor und Orchester

Leitung: Karl Richter, Deutsche Grammophon, 1965

Bach: Christmas Oratorio

Monteverdi Choir, English Baroque Soloists

Leitung: John Eliot Gardiner, Deutsche Grammophon, 2011

Drohen und aller Grimm der Feinde Jesu an unserem starken Glauben hilflos zu Grunde gehen sollen.

Die vier Gesangssolisten singen anschließend im Rezitativo á 4: „Was will der Höllen Schrecken nun“. Den Schluss des Weihnachtsoratoriums bildet der Choral: „Nun seid ihr wohl gerochen“. Das gesamte Orchester begleitet diesen Schlusschoral mit aller Kraft und leuchtendem Klang. Die Melodie ist dem Passionschoral „O Haupt voll Blut und Wunden“ entlie-

und Hohen Priestern erzählt, folgt das Trio von Sopran-, Tenor- und Altstimme: „Ach, wenn wird die Zeit erscheinen?“. Das anschließende Rezitativ der Altstimme leitet über zum Schlusschoral: „Zwar ist solche Herzensstube“. Hier

Im siebten Satz, einem Rezitativ des Tenors, werden die Weisen - und damit auch die Hörer – nach der Anbetung mit Trost auf den Weg geschickt. Es folgt dann die Tenorarie „Nun mögt ihr stolzen Feinde schrecken“, in der alles

hen, und weist uns dezent - ganz am Ende des Weihnachts-Sechsteilers – an der Krippe schon auf die Schrecken von Golgatha hin.

Dezember – 2020 | nota bene Seite 13 Musik

Aufmüpfig war er schon, der Bäckersohn vom Starnberger See. Im November 1923 war er mit Adolf Hitler auf einen Imbiss in einem Münchner Kaffeehaus. Hitler wollte den bekannten Volksschriftsteller vor seinen schmutzigen Karren spannen. Als die Rechnung kam, weigerte sich Oscar Maria Graf, das Verzehrte zu bezahlen. Zu Hitler sagte er: „Glauben Sie vielleicht, ich hör‘ mir ihren Quatsch stundenlang kostenlos an?“

Schlagartig bekannt wurde Oscar Maria Graf, nachdem er während der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten bemerkte, dass seine eigenen Werke nicht auf der Liste „undeutscher“ Bücher standen, und er daraufhin den zornigen Aufruf „Verbrennt mich“ veröffentlichte. Dies war der Grund, weswegen der Volksschriftsteller und Widerständler 1933 in die Vereinigten Staaten emigrierte. Ein urwüchsiger, unbeirrbarer Bayer im urbanen Zentrum der USA – New York. Von dort aus veröffentlichte er fortan seine heimatverbundenen Erzählungen und Romane, darunter Meisterwerke wie „Das Leben meiner Mutter“ oder „Das Bayrische Dekameron“.

Eine wunderschöne Auswahl seiner Weihnachtserzählungen und seiner Wintergeschichten sind in einem kleinen Band mit dem Titel „Die Weihnachtsgans“ versammelt. Graf nahm sein Bayern, nahm den Starnberger See und seine Erfahrungen mit dem Volksstamm der Bayern mit in die neue Heimat und erweckte sie dort mit wenig Sentimentalität und jeder Menge augenzwinkerndem Humor zu literarischem Leben. In diesem Büchlein sind sie vor dem Hintergrund der vielfältigen Weihnachts- und Winterbräuche versammelt und künden von Menschlichkeit und Missgeschick.

Die Weihnachtsgans

Oscar Maria Graf erzählt unter anderem von einer fertig gerupften, bratfertigen Gans, die am Weihnachtstag aus dem Fenster auf die Straße flog und deswegen im ganzen Ort für eine Sensation mit zahllosen Schaulustigen sorgte, die dem Wachtmeister bei seiner Ermittlungstour durch die Häuser auf Schritt und Tritt folgten. Er erzählt in anderen kleinen literarischen Episoden von der harten Arbeit zur Weihnachtszeit in der Backstube des Vaters, von der gefährlichen Fahrt auf einer Eisscholle über den Starnberger See, vom Schlittschuhlaufen und Schlittenfahren und sogar von einem schwäbischen Weihnachtsessen in Amerika.

Oscar Maria Graf lässt durch seine Sprache die derbe, spröde, von der Not geprägte Art der heimischen Bevölkerung in liebevollem Licht erscheinen. Die Geschichten sind dabei alles andere als romantizierend, auch nicht süß oder goldig, sondern beschreiben den Alltag der einfachen Leute vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts authentisch und schnörkellos.

Wolfgang Waldenmaier

„Die Weihnachtsgans“ erschien 2004 im Verlag Ullstein und 2009 bei List. Leider wurde es zwischenzeitlich aus dem Programm genommen und ist nur noch im gut sortierten Antiquariat erhältlich.

nota bene | Dezember – 2020 Seite 14 Rund um die Gans
Oscar Maria Grafs humorvolle und berührende Geschichten zur Weihnachtszeit

Jedes Land hat seine kulinarischen Spezialitäten und nur das Beste und Leckerste wird zum Weihnachtsfest serviert

Weihnachten steht vor der Tür – und damit eine ganze Reihe von althergebrachten Weihnachtsbräuchen. Weltweit unterschiedlich und voller kulinarischen Traditionen. Der Ursprung der Weihnachtsgans geht auf den katholischen Brauch der Martinsgans zurück, die vor Beginn der adventlichen Fastenzeit am 11. November gegessen wird. Am Heiligabend endet diese Zeit und es kommt wieder eine Gans als Festtagsbraten auf den Tisch. Eine leckere Gans ist bei vielen Familien Tradition. Doch warum essen wir ausgerechnet eine Gans? Zumal die meisten Weihnachtsgänse gar nicht aus Deutschland kommen. Die hierzulande produzierten Mastgänse decken nur gut 15 Prozent des heimischen Bedarfs. Die meisten Weihnachtsgänse kommen als Tiefkühlware aus Polen und Ungarn auf die festlichen Teller. Meist wird die Gans mit Äpfeln, Kastanien, Zwiebeln oder Trockenobst gefüllt. Dazu gibt es traditionell Rotkohl und Klöße als Beilagen.

In Schweden ist die Julkorv Tradition, – eine besondere Bratwurst neben vielen anderen Speisen wie Schinken, Schweinesülze, Mandelreis und Fisch in Cremesauce.

In Finnland ist ein zentrales Element der Weihnachtsbräuche ein vom Metzger gesalzener Schinken, der stundenlang gebraten wird. Natürlich gibt es daneben verschiedenste eingelegte Fischsorten, oft auch Stockfisch mit Kartoffeln als Vorspeise. Ein Weihnachtsbrei mit einer versteckten Mandel darf natürlich nicht fehlen, so wie es auch in Dänemark üblich ist.

In Japan gibt es Hühnchen „KFC“ – unglaublich, aber die Fast-Food-Kette ist sehr beliebt! „Kurisumasu ni wa kentakki“, was so viel wie „Kentucky zu Weihnachten“ bedeutet – also Weihnachtshühnchen. Dies geht auf eine Werbekampagne aus dem Jahre 1974 zurück und bis zum heutigen Tag verzeichnete KFC die höchsten Umsatzzahlen des Jahres an Heiligabend!

In Italien isst man traditionell kein Fleisch, stattdessen gibt es Meeresfrüchte. Besonders beliebt sind Spagetti mit Venusmuscheln in einer köstlichen Weißweinsoße.

Spanien setzt zu Weihnachten auf den Weihnachtstruthahn, gern noch auf die alte Tradition: einen kastrierten, gemästeten Hahn. Jede Region hat dabei ihre eigenen Rezepte, aber Geflügel steht dabei ganz oben auf dem Speiseplan.

Die Gans und andere Weihnachtsbräuche

Frankreichs beliebteste Weihnachtshauptgerichte sind Wild, Hummer, „dinde aux marrons“ (Truthahn mit Kastanien) oder anderes Geflügel. Danach kommt die Käseplatte und das Weihnachts-Dessert „buche de Noel“ (Weihnachtsbaumstamm).

Weihnachten ist mit Ostern und Pfingsten eines der drei Hauptfeste des Kirchenjahres. Weihnachtsessen waren von Anfang der Christengeschichte an das ersehnte Ende der Fastenzeit im Advent. Nach Ländern und Regionen unterscheiden sich traditionelle Gerichte. Einige aber haben sich für den Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage durchgesetzt.

In diesem Sinne: enjoy your meal • bon appetit (fr) • hyvää ruokahalua( fi) • buon appetito (it) • smaklig maltid (sv) • buen provecho (es) • En Guada!

Seite 15 Dezember – 2020 | nota bene Rund um die Gans

Erkinger Erlebnispfad –

Abenteuer für Kinder und Erwachsene

Outdoor Aktivitäten sind mehr denn je gefragt und wer mit der Familie die Heimat entdecken möchte, kann in Bad Liebenzell nicht nur wissenswerte Details zum Bau der Burg, sondern zudem spannende Geschichten zum Bauherrn, dem Riesen Erkinger erfahren.

Unter dem Motto „erlaufen, erwandern und erleben“ werden mit dem jüngst eröffneten Erlebnispfad in Bad Liebenzell Kinder und Familien als Gäste angesprochen, um gemeinsame Erlebnisse in der Natur zu teilen. „Fragt man Erwachsene nach ihrem schönsten Kindheitserlebnis,

nennen sie oft Erlebnisse in der Natur“, resümiert Bürgermeister Dietmar Fischer, der die Verknüpfung von Märchen und Mythen mit der Faszination Wald besonders hervorhebt. „Wald, Natur und Tourismus – das gehört einfach zusammen“, so der Tenor des Naturliebhabers,

der für die intensive Planungs- und Umsetzungsphase engagierte Vereins- und Gemeindemitglieder gewinnen konnte, die sich an der Umsetzung beteiligten und ihre Interessen für das nachhaltige Projekt zur Sprache brachten.

Als Experten vor Ort gestaltete der Schwarzwaldverein in Kooperation mit dem Forst die Wegeführung für einen Rundweg, der mitten auf dem Marktplatz startet. Hier steht der markant geschnitzte Holzriese, der den Startpunkt für das Abenteuer setzt. Kleine blaue Aufkleber mit dem Konterfei des Riesen weisen von hier aus den Weg, der zunächst über eine verwunschene Treppe zur „Brücke der Freundschaft“ führt. Über „Stock und Stein“ geht es steil bergauf zur ersten Themenstation, die das liebevoll arrangierte „Kinderzimmer des Riesen“ zeigt und nach weiteren Höhenmetern den Wanderer mit einem wunderbaren Ausblick über Bad Liebenzell bis hin zum Burgberg belohnt. Im weiteren Wegeverlauf ist das überdimensionale große „Esszimmer des Riesen“ im Lengenbachtal zu bewundern, das mit einem gigantischen Stuhl und Tisch mittlerweile unzählige Posts auf Instagram und Fa-

https://www.tourismus-bad-liebenzell.de/aktivitaeten/erkinger-weg/

nota bene | Dezember – 2020 Seite 16 Bad Liebenzell

cebook ziert. Dann führt der Weg über zwei weitere Stationen hinauf zur Burg. Auf der Ebene unterhalb der Burg ist an einer weiteren Hörstation zu erfahren, mit welcher List die Liebenzeller einst den Erkinger zu Fall gebracht haben. Jetzt sind es nur noch wenige

steile Stufen bis zur mittelalterlichen Burg. Oben angekommen, erwartet die Wanderer eine atemberaubende Aussicht auf das unten liegende Nagoldtal und auf die Höhen rund um Bad Liebenzell. Von hier aus führt ein Forstweg wieder hinunter in die Stadt und zum Marktplatz, dem Ausgangspunkt der Wanderung.

Im Mittelpunkt steht der Riese Erkinger. Er ist die Sagengestalt der Stadt und zugleich Erbauer der Burg von Bad Liebenzell. „Mit dem Erkinger Weg wird eine alte Sage lebendig, die ein ab -

wechslungsreiches Wandererlebnis für die ganze Familie garantiert und die Wanderer mit einer traumhaft schönen Aussicht von der Burg ins Tal belohnt“, bestätigt Kerstin Weiss, die als maßgebliche Initiatorin und Geschäftsführerin der Freizeit und Tourismus Bad

spielerische Sequenzen des Ensembles

Einblick in das abenteuerliche Leben des Riesen gibt. Im Fokus stehen dabei nicht nur der Bräutigam, der seine liebste Braut mit dem sogenannten Stechgroschen auslöst und sie damit vor der ersten ehelichen Nacht mit dem Adli-

Liebenzell GmbH mit ihren Initiativen das Wander- und Wegenetz der Kurstadt vorantreibt.

Die Sage vom Riesen Erkinger

Die Erzählung vom Riesen Erkinger, der zwar nicht zu Ruhm gelangte, aber in Bad Liebenzell allein durch seine beeindruckende Erscheinung bis heute nicht in Vergessenheit geraten ist, beschreibt seine Gestalt als groß, stark und angsteinflößend. „Laut Überlieferung soll der Sagenheld stattliche sechs Fuss gemessen haben“, sagt Michael Rehfeld, der als waschechter Liebenzeller mit seiner knapp zwei Meter großen Statur zur Idealbesetzung der einst im Mittelalter agierenden Persönlichkeit avancierte. Zur Eröffnungswanderung war die Geschichte des Riesen hautnah zu erleben. Mit langem Haupthaar und starkem Holzstock wurde Rehfeld als Hauptakteur begleitet von Barbara Schmidtke, Schauspielerin und Leiterin des Freien Theater Bad Liebenzell. Als Marketenderin erzählt sie vor dem Hintergrund historischer Fakten und Überlieferungen die Erkinger-Sage und unternimmt gemeinsam mit den Wanderern eine Zeitreise in die Vergangenheit, die durch bunte Szenerien und

gen Tyrannen bewahrt, sondern auch der Handwerker, der vor dem Tyrannen davonläuft, um sich lieber in Straßburg zu verdingen, und schlussendlich die Liebenzeller Bauern, die sich durch ihren Zusammenhalt letztendlich von der Tyrannei befreien.

Der Rundweg

Als Erlebnispfad bietet der sieben Kilometer lange Rundweg spannende Stationen aus der sagenhaften Welt des berühmten Riesen, die es auf einer rund 2,5-stündigen Abenteuerreise zu entdecken und erkunden gilt. Der Weg ist kostenfrei und wer clever ist, besorgt sich in der Tourist-Information den Erkinger-Flyer. Dann hat man alle Informationen zur Hand und kann die kniffeligen Fragen zum Quiz gleich auf der Wanderung beantworten. Alles ist kindgerecht aufbereitet und ein monatliches Gewinnspiel motiviert mit einer eigens erstellten Rätselkarte auch die jungen Wanderer, alles über den Riesen Erkinger auf der Erlebnistour zu erfahren. Wer zum Schluss der Wanderung die ausgefüllte Karte in den Briefkasten an der Tourist-Info einwirft, kann mit etwas Glück zudem tolle Präsente gewinnen. Wer mehr über die Themenführungen erfahren möchte, erhält alle Informationen in der Tourist-Info in Bad Liebenzell.

Dezember – 2020 | nota bene Seite 17 Bad Liebenzell
Bilder: Sabine Zoller

Ob es wirklich an der CoronaPandemie liegt oder ob wir diese als Ausrede dafür benutzen, dass Knopf und Knopfloch der Jeans auch Mindestabstand voneinander halten, sei dahingestellt. Fakt ist, dass ich von etlichen Mitmenschen erfahren habe, dass sie in der letzten Zeit mehr zugenommen haben als sonst über das ganze Jahr hinweg. Das ist schon etwas ungewöhnlich, denn die Zeit für den Winterspeck durch die Weihnachtsleckereien liegt ja erst noch vor uns. Liegt es am mangelnden Sport, da über lange Zeit die Fitnessstudios geschlossen hatten und aktuell wieder haben? Ist es Frustessen, weil die Stimmung doch durch irgendetwas aufgehellt werden muss?

Gesünder leben –Ernährung als Lebensstil (5)

Zurück zum

Wohlfühlgewicht

Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, Essen kann auch Ersatzbefriedigung sein oder mangelnde Zuwendung ausgleichen. Wenn einen die Kontaktbeschränkungen traurig machen und man Trost-Schokolade isst, wenn man sich vor Sorgen um die eigene Zukunft Kummerspeck anfuttert, wenn man sich vor lauter Stress (viele Arbeitsbereiche sind überlastet und nicht in Kurzarbeit) zur Erholung am Abend ein Gläschen mehr Rotwein gönnt. Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, warum Menschen an Gewicht zunehmen.

Wenn sich die aufgenommenen Kalorien und die verbrauchten Kalorien die Waage halten, dann bleibt auch das Gewicht auf der Waage konstant. Nimmt man mehr Kalorien zu sich als der Körper verbraucht, wird man zunehmen. Nur wenn man weniger aufnimmt, nimmt man ab. Theoretisch sollte es dabei egal sein, aus welcher Nahrung man sich Kalorien zuführt:

1 Kalorie müsste doch eine Kalorie sein, egal ob sie aus Fett, Eiweiß oder Kohlehydraten geliefert wurde.

nota bene | Dezember – 2020 Seite 18
Ernährung

Eine Kalorie (Kcal) ist nach einer gängigen Definition die Wärmemenge, die erforderlich ist, um 1 Kilogramm Wasser um 1 Grad Celsius zu erwärmen. Für den Körper scheint es allerdings nicht egal zu sein, zu welcher Uhrzeit man ihm wie viele Kalorien aus welcher Nahrung anbietet. So ist z. B. morgens der Blutzuckeranstieg nach einer Mahlzeit am geringsten. Das bedeutet, Kohlehydrate, wie sie in Brot, Getreideflocken oder Obst enthalten sind, werden morgens am besten verstoffwechselt. Auch zu Mittag kommt der Körper noch ganz gut mit Kartoffeln, Reis oder Nudeln klar. Am Abend allerdings hat er mit der gleichen Menge, die er mittags

noch gut verarbeitet hat, seine Mühe, da man durch die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin nicht nur selber, sondern auch die Bauchspeicheldrüse müde wird. Das bedeutet, dass die Blutzuckerregulierung am Abend und in der Nacht eingeschränkt ist.

Somit ist es durchaus günstig, die Abendmahlzeit zu Gunsten von Eiweiß und gutem Fett zu modifizieren und die Kohlehydrate weg zu lassen. Das könnte beispielsweise ein gebratener Fisch mit Salatteller, ein Putensteak mit Broccoligemüse, dekoriert mit Mandelblättchen, eine Gemüsesuppe mit Tofu, eine große Portion Tomaten-Mozzarella Salat oder auch ein leckeres Omelett mit Gemüse oder Salatbeilage sein.

Wer sich den Verzicht von Brot nicht zutraut, kann es mit Eiweißbroten versuchen. Diese bestehen überwiegend aus Nüssen und Samen und haben im Vergleich zum normalen Brot nur einen geringen Anteil an Kohlehydraten.

Ein interessanter Aspekt ist auch der Zeitrahmen in welchem man isst. Je kleiner das Zeitfenster ist, z. B. nur zwischen 8:00 Uhr und 20:00 Uhr, desto günstiger wirkt es sich auf den Erfolg des Abnehmens aus. Nahrungsaufnahme innerhalb nur 12 Stunden – die restlichen 12 Stunden wird sozusagen gefastet. In dieser Zeit hat der Körper die Möglichkeit zu regenerieren, er beginnt

brauche ich jetzt eigentlich. Habe ich wirklich Hunger, oder steckt ein anderes Bedürfnis hinter meinem Wunsch nach Gummibärchen?

Eine Starthilfe, dies herauszufinden, kann eine begrenzte Zeit des Verzichts auf bestimmte Nahrungsmittel sein. Manch einer merkt dabei, dass seine Heißhungerattacken wegfallen. Ein Anderer hat ein besseres Bauchgefühl, da z. B. der aufgeblähte Bauch, dem Verzicht auf Weizen sei Dank, nicht mehr auftritt. Langfristig wäre es wünschenswert, wenn auf eine kurzfristige radikale Ernährungseinschränkung, wie z. B. einer Fastenwoche oder einer Kost mit Eiweißshakes, eine Kostumstellung auf eine gesunde ausgewogene Ernährung folgt.

mit den Aufräumarbeiten in den Zellen. Natürlich kann ich dieses Fenster auch noch verringern bis ich bei 8/16 angekommen bin. Nur innerhalb von 8 Stunden essen, 16 Stunden fasten. Wasser trinken ist natürlich auch nach 8 Stunden noch erlaubt. Das erfordert jedoch schon einiges an Tagesstruktur und Essensplanung. Also lieber langsam herantasten.

So unterschiedlich wir Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Ernährungsformen die zu jedem Einzelnen passen. Kein Morgenmuffel muss sich zum Frühstück zwingen und auch das Fasten ist nicht für jeden geeignet. Eher einmal wieder auf den eigenen Körper hören, was tut mir gut, was

Tipps und Informationen gibt es in sachlich gut fundierten Ratgebern/Büchern. Empfehlenswert ist z. B.: „Der Ernährungskompass“ von Bas Kast. Bitte nicht auf die Diäten der „Klatschblätter“ zurückgreifen, die einem mit der Ananassdiät oder andern einseitigen Kostformen („Essen Sie 9 Eier am Tag und Sie werden begeistert sein“, etc.) kiloweise Verluste versprechen. Und wenn Sie Ihrem Wohlfühlgewicht näher gekommen sind, belohnen Sie sich nicht mit Torte, sondern etwas anderem, was nichts mit Essen zu tun hat – ein schicker Pulli, ein gutes Buch oder ein Abo des Online-Kursangebots z. B. der Yogaschule im nächsten Ort.

Dezember – 2020 | nota bene Seite 19 Ernährung

Das Home-Office ist in diesen Zeiten der Pandemie zu einer größeren Selbstverständlichkeit geworden. Zu Haus bleiben und arbeiten – so die Devise, um gesund zu bleiben. Wie das gelingen kann, davon handelt dieser Beitrag.

Wir bleiben zu Hause und gesund –auch im Homeoffice

Arbeiten am PC ist heutzutage eine gängige Arbeitssituation. Am Bildschirm, die Mouse in der Hand, gilt es gerade auch im Homeoffice darauf zu achten, dass langes Verharren in einer Haltung dem Wohlbefinden und der Gesundheit auf Dauer schaden können.

Sehen, Hören, Riechen, Schmecken –mit unseren Sinnen erleben wir unsere Umwelt. Zusammen mit dem Sinn für Berührung, Tasten und für Bewegung, Kraft und Balance bilden sie ein System von Verbindung, Vernetzung und Funktion. Dieses System lebt vom Austausch, bemerkbar daran, dass man sich wohl fühlt. Den Laptop auf dem Küchentisch, sitzend auf dem Esszimmerstuhl, seit einigen Stunden bereits bei der Arbeit, meldet sich der untere Rücken mit Schmerzen, die Schultern fühlen sich verspannt an, die Augen sind trocken und mitunter erwischt man sich, wie man gedankenverloren aus dem Fenster schaut. Hier ist etwas aus der Balance geraten, das System von Aufnahme und Verarbeitung ruft nach neuen Impulsen.

Wie das geht? Im Folgenden soll nun der Arbeitsplatz betrachtet werden und wie seine Gestaltung zum Schlüssel für die notwendigen Impulse werden kann. Wo soll der Arbeitsplatz eingerichtet werden? Das Arbeiten in den eigenen vier Wänden will gut überlegt sein, für die Wahl gilt: gut beleuchtet und groß genug, um die Arbeitsmittel sicher und flexibel aufstellen zu können. Stuhl, Tisch und Bildschirm mit Tastatur und Rechner bilden eine Einheit. Die tätige Person tippt auf die Tastatur, schaut auf den Bildschirm und wechselt mit dem Blick zwischen Vorlage und Bildschirm hin und her. Der Bildschirm sollte so eingerichtet sein, dass ein bequemes Blicken von oben auf den Monitor möglich ist. Die Vorlage möglichst vor – und wenn das nicht möglich ist – rechts vom Bildschirm angerichtet, sollte Platz geben für die Arme und Hände, die neben der Tastatur bequem auf dem Tisch ruhen.

Wozu ist das gut? Beim Arbeiten am Rechner wechselt der Blick zwischen Vorlage und Bildschirm – der

Kopf bewegt sich hin und her. Bewegung benötigt Raum, eine im Nacken verkürzte Haltung des Kopfes wegen eines falsch eingestellten Bildschirmes behindert die freie Kopfbewegung. Bewegung bedeutet Impulse, die, wie oben beschrieben, dem System Rückmeldung über das Geschehen zwischen Kopf und Nacken geben: eine Rückmeldung, die in Schulter und dem oberen Rücken in vielfältiger Weise vernetzt ein Muster als Reaktion auslöst – Sie passen sich in der Haltung an! Scheinbar in derselben Haltung reagiert die Muskulatur in ihrem Spannungszustand flexibel auf die Veränderung. Eine fein abgestimmte Reaktion, wenn –eben wenn der Raum es erlaubt.

Der Stuhl als Arbeitsmittel soll nun in den Blick genommen werden. Worauf ist zu achten? Die Höhe des Tisches verlangt eine bestimmte Höhe des Stuhls, denn die Arme sollen bequem auf den Unterlagen liegen können. Die Wahl des Stuhls fällt also mit der Wahl des Tisches – eine gemeinhin bekannte Tatsache. Jedoch der Stuhl kann noch

nota bene | Dezember – 2020 Seite 20 Ergotherapie

mehr. Sitzen bedeutet Bewegung. Diesem widersprüchlichen Aspekt soll nun Beachtung geschenkt werden, um zu verstehen, welcher Stuhl der richtige ist.

Was bewegt sich? Beobachtet man sich im Sitzen, wird schnell deutlich, mal lehnt man sich an, mal sitzt man aufrecht. Ein Hin- und Herpendeln zwischen der Lehne und der Tischkante, jeder Stuhl erlaubt das, abhängig vom Winkel zwischen Rückenlehne und Sitzfläche. Ein Blick auf den Stuhl lohnt sich – sieht dieser ein Schwingen in der Lehne vor, ist der Winkel zwischen der Lehne und dem Stuhl zu verändern? Das Becken richtet sich beim Sitzen auf und das umso leichter, wenn die Sitzfläche leicht nach unten geneigt ist. Mancher Stuhl ist in der Sitzfläche gepolstert, andere sind in der Sitzfläche nach vorne hin leicht abgerundet.

die gerundete Form der Lehne dahingehend, dass es sich der Form der Lendenwirbelsäule anpasst.

Das Maß für die Wahl von Stuhl und Tisch sowie den Hilfsmitteln ist der eigene Körper in seinen Verhältnissen und Proportionen. Im Körperbau gelten die Gesetze der Ergonomie alle gleich, die besagen, dass jede Haltung in der Aufrichtung gegen die Schwerkraft muskuläre Arbeit erforderlich macht. Am Rechner sitzend, geschieht also geistige und körperliche Arbeit. Ein differenziertes System aus Meldung und Rückmeldung hält das System in Arbeit – ein System, das dann gut arbeitet, wenn Raum für Bewegung möglich ist.

Für die Wahl des Stuhles gilt es, diesen zunächst auf seine Gestaltung zu untersuchen. Aus der Form erschließt sich bei jedem Stuhl die Ergonomie des Sitzens. Was tun, wenn der flexibel einzustellende Bürostuhl zu Hause nicht vorhanden ist? Hier ein paar Tipps für Hilfsmittel, die der Ergonomie beim Sitzen gerecht werden. Ein aufgerolltes Handtuch, platziert auf der hinteren Stuhlkante hilft das Becken aufzurichten. Ein Kissen an der Rückenlehne in Höhe der Lendenwirbelsäule verstärkt

Welche der hier angeschnittenen Tipps gelten individuell? Richtschnur für die Ausgestaltung des Arbeitsplatzes ist die Empfindung. Mittels unserer Wahrnehmung können wir herausfinden, welche individuellen Bedürfnisse sich aus den allgemein gültigen ergonomischen Regeln ergeben. Zunächst gilt es, sich zu beobachten. Wie sitzt man am Rechner? Wohin geht der Blick, wie oft greift man nach einer Vorlage und wo? Wo stehen die Füße und wie halten sich die Arme. Diese Auflistung trainiert zunächst die Aufmerksamkeit. Mit steigender Aufmerksamkeit wird spürbar, wo die Bewegung eingeschränkt ist. Nun kann anhand der ergonomischen Tipps untersucht werden, welche Möglichkeiten die Arbeitsmittel Stuhl und Tisch mit Bildschirm und Tastatur bieten. Jetzt kann der Platz nach den eigenen Erfordernissen gestaltet werden.

Zu guter Letzt. Der hier vielzitierte Arbeitsraum ist nun geschaffen. Die Arbeitsmittel orientieren sich am Arbeitsprozess. Unterlagen, die einmal wöchentlich genutzt werden, sind sicher im Schrank aufbewahrt. Sie liegen nicht ständig auf dem Schreibtisch – nicht nur wegen der Übersicht auf diesem, sondern auch, weil nun das Regal damit zum Ort der Handlung wird. Man steht auf, um dorthin zu gehen. Während der Arbeitsplatz hier der näheren Betrachtung unterzogen worden ist, soll abschließend noch auf den Arbeitsprozess hingewiesen werden. Je mehr Schritte dieser verlangt, umso mehr steigt die Chance aufzustehen. Das Sitzen kann noch so ergonomisch gesund konzipiert sein, umfassende Gesundheit entsteht jedoch im Wechsel von Sitzen, Stehen und Gehen. Dieses Bewusstsein kann vielfältig dazu anregen, den Arbeitsraum so zu gestalten, dass der Arbeitsgang Bewegung bringt. Im Homeoffice eine Chance, denn hier gestalten Sie die Bedingungen! Eine Chance für mehr Gesundheit am Arbeitsplatz. Bleiben sie gesund!

Dezember – 2020 | nota bene Seite 21 Ergotherapie

Am 20. August 2020 verstarb völlig unerwartet unser langjähriger Mitarbeiter Herbert Eitel im Alter von nur 68 Jahren. Eine Würdigung.

Die Johanneshaus-Familie trägt Trauer

Fassungslos, hilflos, irgendwie hohl. Das völlig unerwartete und plötzliche Ableben Herbert Eitels hat uns aus der Bahn gerissen. Es schmerzt. Warum, warum er, warum jetzt? Der Schmerz lässt nicht nach. Dieser Tod hat unser Leben ein Stück weit aus dem Gleichgewicht gebracht.

Herbert Eitel war die personifizierte Zuverlässigkeit. Aufrecht, loyal, gerade heraus, stets über die Maßen engagiert. Sein Wort galt. Handschlagqualität eben. Und dann sein nie enden wollendes spitzbübisches Lächeln. Er konnte Frohsinn verbreiten und hatte doch einen unerschütterlich ernsten Kern. Ja, er war wirklich ein ganz besonderer Mensch. Bei allen in der JohanneshausFamilie in besonderer Weise beliebt. Danke, lieber Herbert Eitel, dass wir mit Ihnen arbeiten und leben durften. Sie hinterlassen bei allen, die mit Ihnen im Kontakt standen, bei Ihren Kolleginnen und Kollegen des Johanneshauses Bad Wildbad ebenso wie bei allen übrigen Mitarbeitenden und der Geschäftsleitung der MHT eine schmerzhafte Lücke – nein, ein Riesenloch, das nicht neu ausgefüllt werden kann. Sie fehlen uns sehr.

Sieben Jahre hat das engagierte Johanneshaus-Team der Stadt Bad Wildbad und vielen tausenden Besuchern aus Nah und Fern den Winterzauber geschenkt. Ohne Herbert Eitel wäre dies undenkbar gewesen. Er war der geistige und praktische Vater unserer Holzhütten. Planung, Ausführung und Aufbau – alles erfolgte unter seiner Regie und seiner ebenso fachmännischen wie einfühlsamen Anleitung.

Nur wenige Tage vor seinem Tod hatte er noch nach getaner Arbeit in einem privaten Gespräch bei einem guten Kaffee über sein neues Leben im Ruhestand gesprochen. Eher geschwärmt. Über die mannigfaltigen Aufgaben, die ihn erfüllen. Und natürlich über die aktuelle Krise. „Corona hin oder her, es ist einfach wunderschön, wieviel Zeit ich gerade jetzt mit der Familie verbringen kann. Ich genieße jeden Tag.“

Wenn es denn in den Tagen nach seinem Tod überhaupt so etwas wie ein wenig Trost geben konnte, dann doch sicher dies – das Wissen, wie sehr er seine Familie geliebt und wie er sein Leben genossen hat. Für Herbert Eitel war dies ein großes Geschenk. Für seine Familie und uns alle ist es das auch.

In unseren Herzen und unserer Erinnerung wird Herbert Eitel fortleben. Wenn in den nächsten Jahren auch die Sanierung unserer Werkstätten ansteht, dann werden wir sein Vermächtnis mit den „Holzwerkstätten Herbert Eitel“ ehren. Ruhe in Frieden, guter Freund. Die Johanneshaus-Familie verneigt sich in Dankbarkeit und Anerkennung vor Ihnen.

nota bene | Dezember – 2020 Seite 22 Gedenken
Herbert Eitel (gang rechts) mit dem Technik Team Winterzauber 2017

Natürliche Hilfe

Ein Ratschlag aus der Apotheke

Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, dass trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefähr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen häufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.

Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare für mein Archiv festzuhalten.

In regelmäßiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und über ihre Wirkungsweise informieren.

Thymian –Liebling Ihrer Bronchien

Nach Ablauf einer banalen Erkältung mit Halsweh und Schnupfen verbleibt häufig als hartnäckige weitere Erkrankung eine bronchiale Entzündung und Verengung und damit verbunden ein lästiger Hustenreiz. Extrakte aus der Thymianpflanze haben sich dabei als wahre Wunderwaffe herauskristallisiert und sind entsprechend in unterschiedlichster Darreichungsform eines der meist verkauften Arzneimittel bei Erkältungen.

Thymianarten sind sehr zahlreich bei uns angesiedelt. Verwendung findet in der Pharmaindustrie zumeist Thymus vulgaris – der „echte“ oder auch Garten-Thymian. Je nach Landschaft und natürlichem Vorkommen werden jedoch auch die anderen Arten in Form von Arzneitees in der Volksmedizin verwendet und der Erfolg ist dabei ebenso gegeben.

Thymus serpyllum (Sandthymian/Bild) ist dabei nur ein Beispiel einer häufig vorkommenden Art. Verwendung finden die Laubblätter und die Blüten der Pflanzen mit ihrem wertvollen Thymianöl. Es gibt jedoch auch Firmen, die einen Extrakt aus den Wurzeln zur Herstellung ihrer Präparate fertigen. Bedeutende Inhaltsstoffe und für die Wirkung als Arzneimittel zuständig sind das ätherische Öl mit der Hauptkomponente Thymol sowie sogenannte Flavonoide und Terpene. Die Flavone haben of-

fensichtlich einen krampflösenden und die Terpene einen expektorierenden Effekt.

So wird Thymian vor allem wegen seiner bronchospasmolytischen und schleimlösenden Wirkung gerne eingesetzt. Vergleichsstudien mit schleimlösenden chemischen Präparaten zeigten eine mindestens ebenso starke Wirkung.

Das enthaltene Thymol hat zudem noch antimikrobielle Eigenschaften. Die innere Anwendung von Thymianextrakten bei Katarrhen der Atemwege, Reizhusten und sogar auch Keuchhusten macht also großen Sinn. In der Volksmedizin wird auch noch die Anwendung als Mund- und Gurgelwasser bei Entzündungen des Mund-Rachenraums erwähnt.

Eine äußerliche Anwendung bei schlecht heilenden Wunden ist beschrieben, jedoch wohl nicht mehr gebräuchlich. Die Verwendung im Haushalt als Gewürz oder Zutat bei der Likörherstellung soll nicht unerwähnt bleiben.

Thymianextrakt wurde auch von der Kommission E als positiv bei Symptomen einer Bronchitis und des Keuchhustens eingestuft. Seine sehr gute Verträglichkeit hat den Vorteil, dass die Präparate auch in der Kinderheilkunde gerne Verwendung finden.

Dezember – 2020 | nota bene Seite 23
Natur und Heilkunde
Foto F. Böckle

Ich will zuversichtlich sein, gelassen, liebevoll und mich darin finden und entdecken

Danke,Gott,fürdiesenTag für meine Gefühle für meine Kontakte für mein Leben

Esistgut so wie es gerade ist es ist genau richtig ich mache das Beste daraus

Ich bin nicht verloren ich habe Chancen ich habe Freunde

ichhabeAufgaben ich habe Träume

Ich halte durch und gehe weiter ich gebe nicht auf!

nota bene | Dezember – 2020 Seite 24
BeateDietz(*1955),geb.Prager, HausfrauundMutter

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