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Damals –im Advent 2020 …
from Neu Nota Bene 19
by Mateo Sudar
Es ist ein kalter Dezembertag im Jahr 2025. Menschen schieben sich vorbei an den bunt geschmückten Buden des Weihnachtsmarktes. Blinkende Lichter allüberall, sehnsüchtiges Warten auf die köstliche knusprige Waffel („nein, jetzt komme ICH dran!“), heißer Punsch in Pappbechern („Mensch, pass doch auf, du Blödmann!“), Weihnachtsmänner mit Geschenksäcken („Mama, ich hab Angst, uäääh“). Oh, du fröhliche Weihnachtszeit …

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Eine kleine Gruppe von Bewohnern und Mitarbeitern aus dem Johanneshaus Bad Wildbad tritt müde die Heimreise an. In dem kleinen Bus werden die vielen Eindrücke ausgetauscht. Was hat am besten geschmeckt, wer hat die tollste Musik gehört, was haben Kochlöffel mit Weihnachten zu tun?
Es dauert einige Zeit, bis ein wenig Ruhe einkehrt. Da fragt eine leise Stimme aus der letzten Sitzreihe unvermittelt: „Erinnert ihr euch noch an das Corona-Jahr 2020? Damals mussten wir im Haus bleiben und alle Veranstaltungen wurden abgesagt.“ Und alle denken zurück an dieses besondere Weihnachten, an dem sie zuerst so enttäuscht waren, sich gar nicht vorstellen konnten, was das für ein Fest werden sollte.

Doch jedem fällt etwas zum Corona-Weihnachten ein und bald ist ein fröhlicher Austausch im Gange. „Ja, ich war zuerst ganz enttäuscht. Aber dann wurde es ein ganz besonderes Fest. Meine Nichten haben mir Fotos geschickt, die ich über mein Bett gehängt habe.“
„Und ich hab eine ganze Box selbstgebackene Weihnachtsplätzchen geschickt bekommen.“ „Und komischerweise sind viel mehr Besucher gekommen als sonst, obwohl man sich ja im Besucherzimmer treffen musste. Man war einfach froh, sich sehen zu können …“ „Da haben die Mitarbeiter doch im November diese riesigen Waffeln gebacken, auf jedem Wohnbereich extra wegen des Abstands, mit Apfelmus und Sahne. Hmmmmm“ „Jaaaa, und keiner musste sich in der
Kälte anstellen und warten wie heute. Und jeder hat Waffeln bekommen! Wer nicht aufstehen konnte, bekam seine heiße Waffel ans Bett gebracht.“ „Ich durfte die Weihnachtsdekoration vor den Bewohnerzimmern anbringen und alle haben sich gefreut, wie schön es aussah.“ „Mir gefiel diese wunderschöne selbstgebaute Krippe im Eingangsbereich am besten. Da waren frisch gesammeltes Moos drauf und Steine und an jedem Adventssonntag kamen neue Figuren hinzu. Ich hab mich jeden Morgen beim Arbeitsbeginn darüber gefreut.“ „Und an jedem Sonntag haben die Therapeuten für uns live Musik zum Kaffee gemacht, ganz festlich und schön wie in einem Edel-Café.“ „Ich hab zum 1. Advent die Adventskränze geschmückt. Wir waren eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus Bewohnern und Mitarbeitern und wir haben so viel miteinander gelacht.“ „Ich hab alle Schokolade aus dem Adventskalender auf einmal gegessen.“ „Das geht ja gar nicht, du Banause!“ „Und beim Weihnachtskino im Johanneshaus gab’s frisches Popcorn und Cola, wie im richtigen Kino.“ „Und zu guter Letzt hat jeder ein persönliches Weihnachtsgeschenk bekommen, mit Liebe ausgesucht …“
Ja, das Team vom Johanneshaus hatte sich wirklich viele Dinge überlegt, um die Vorweihnachtszeit schön zu gestalten: Malen, Musik machen und hören, Bewegung und Tanz, Basteln, Vorlesen, Ausflüge in die Natur. Und in der Schmucktherapie entstanden wieder wunderschöne Schätze, die auch in der Johannesklinik und im Johanneshaus in Monakam ausgestellt wurden, weil es ja keinen Weihnachtsmarkt-Verkauf gab, damals in diesem besonderen Jahr 2020 …
Karin Heimerdinger
Tränen zum Abschied
Zum zweiten Mal wurde dieses Jahr ab 23.10.2020 eine kontrollierte Besucherregelung im Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam eingeführt. Ziel war und ist, alles zu tun, um eine Infizierung durch den Corona-Virus bei Bewohnern und Mitarbeitenden in der Einrichtung zu verhindern. Bis jetzt haben die Maßnahmen definitiv gegriffen, wir hatten keine Infektionen im Haus. Was die notwendige Besucherregelung jedoch für die davon Betroffenen bedeutet, möchten wir an dieser Stelle schildern.
Die Mitarbeiterinnen der Verwaltung kümmern sich um die Besuchstermine, d. h. sie führen die Terminlisten und leiten diese an die Pflege weiter. Sie empfangen die Besucher am Nebeneingang, bitten diese, ihre Hände zu desinfizieren und sich im Kontaktdatenformular einzutragen. Sie geben den Besuchern die zwischenzeitlich vorgeschriebene FFP2-Maske und achten darauf, dass diese richtig angezogen wird. Anschließend werden die Besucher gebeten, außen um das Haus zu gehen, zum Eingang unseres „Café Blümchen“ auf der Gartenseite. Dort werden die Besucher (max. 2 Personen) in Empfang genommen, während ein Mitarbeitender der Pflege den/die Bewohner/in bereits gebracht hat.

Die Besucher werden darauf hingewiesen, während der Besuchszeit von 30 Minuten die Maske vorschriftsmäßig aufzubehalten, den Bewohner nicht zu berühren und den Abstand von 1,5 m einzuhalten.
Das sind die Fakten. Was sich aber hier im zwischenmenschlichen Bereich abspielt, ist für alle Beteiligten manchmal sehr schwer zu verarbeiten. Eltern, die ihre Kinder nicht umarmen dürfen, die einmal pro Woche für eine halbe Stunde Zeit füreinander haben –auf Seiten der Bewohner gibt es hier hauptsächlich Fassungslosigkeit und Trauer. Trauer auch bei den Angehörigen, von denen manche mit Tränen in den Augen gehen müssen, weil die nächsten Besucher bereits warten. Hilflosigkeit bei den Mitarbeitenden, die Verständnis für diese Situation haben und trotzdem nach Vorschrift handeln müssen.
Eine Bewohnerin äußerte deutlich ihren Unmut über die Tatsache, dass die Besuchszeit nur eine halbe Stunde dauert. Auch war ihr nicht ganz verständlich, warum wir Mitarbeitenden ins Haus dürfen, obwohl wir ja auch Einkaufen gehen und Kontakte außerhalb der Einrichtung haben, die Angehörigen aber nur unter Wahrung der Abstandsregel in den Besuchsraum dürfen. Das wäre ein Messen mit zweierlei Maß. Wir erläuterten ihr, dass wir diese Regelungen auch nur nach den Vorgaben der Landesregierung umsetzen, ihnen damit aber ermöglichen können, überhaupt Besuche zu empfangen. Und auch wenn es nur kurz wäre, ein persönliches Gespräch mit dem Angehörigen sei damit immerhin möglich. Ja natürlich, das verstand sie, aber manchmal tut es auch gut, sich Luft zu machen, und es war ja auch nicht gegen das Personal gerichtet, sondern Ausdruck der persönlichen Ohnmacht in dieser schwierigen Situation. Nur zu verständlich.
Eine Situation wird uns länger in Erinnerung bleiben. Am Geburtstag einer Bewohnerin kam ihr Mann mit einem großen Strauß roter Rosen, den er seiner Frau mit einem Abstand von 1,5 m überreichen musste. Auch er durfte sie nicht berühren oder die Maske abnehmen. Männer weinen ja eher nicht, dieser Mann hatte feuchte Augen.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei den Angehörigen bedanken, die ganz überwiegend voller Verständnis für diese Regelungen sind und trotz ihrer Trauer um die wenigen und kurzen Besuchstermine freundlich und zuvorkommend bleiben. Diese Haltung wird uns über die Zeit helfen. Danke.
Gabriele Pawluczyk/Bianka Zielke
Johann Sebastian Bachs
Weihnachtsoratorium (BWV 248) besteht aus sechs Teilen (Kantaten), die zum ersten Mal vom 1. Weihnachtstag
1735 bis zum Epiphaniasfest (Dreikönig)
1735 in Leipzig erklangen , Nachdem in der Weihnachtsausgabe der nota bene (3/2018) die Teile 1 – 3 des Bachschen
Weihnachtsoratoriums an der Reihe waren, folgt hier die Fortsetzung mit den Kantaten 4 – 6 (vom 1. Januar bis zum Dreikönigstag)
Ein fast schon im galanten Stil angelegter Eingangschor, „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“, eröffnet die vierte Kantate des Weihnachtsoratoriums. Diese Musik entspricht genau dem damaligen Zeitgeschmack und hätte auch von Meister Händel nicht gefälliger und populärer komponiert werden können. Hier zeigt Bach sich also äußerst „modern“ und „zeitgemäß“ und weist das Wort von der „Alten Pe- rücke“ souverän von sich. Der Evangelist berichtet uns danach von der Beschneidung und der Namensgebung Jesu. Ein Rezitativ des Basses, begleitet vom Choral „Jesu, du mein liebstes Leben“, schließt sich an. Es folgt dann die Sopranarie „Flößt, mein Heiland, flößt dein Namen“. Dies ist eine hinreißende und verblüffende „Echo-Arie“, in der sich die Sopranstimme zusammen mit einer einzelnen Chorstimme (Echo) und der Oboe (ebenfalls Echo) auf ein ganz

