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Ehre sei dir, Gott, gesungen
from Neu Nota Bene 19
by Mateo Sudar
Eine Gebrauchsanleitung zu Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium,
vorzügliches barockes Klangspiel einlässt. Nach einem weiteren Bass-Rezitativ mit Choral (Chor-Sopran) folgt die Tenorarie „Ich will nur dir zu Ehren leben“. Die Begleitung dieser Arie durch Streicher und Basso continuo weist herrlich erfrischende, konzertante Züge auf. Den Abschluss der vierten Kantate des Weihnachtsoratoriums bildet der durch das gesamte Orchester prächtig begleitete Choral „Jesus richte mein Beginnen“.
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„Ehre sei dir, Gott, gesungen“. Mit diesem Eingangschor in strahlendem ADur eröffnet Bach den fünften Teil des Weihnachtsoratoriums. Die einzelnen Chorstimmen beeindrucken den Hörer mit der wohl erhebendsten GloriaVertonung der Musikgeschichte, indem sie sich zeitweise imitierend nachfolgen, sich dann aber auch wieder vereinigen und kraftvolle Akzente voll gefestigter, harmonischer Strahlkraft bieten. Eine wahrhaft „königliche“ Instrumentie- rung nimmt das Evangelium, das hinterher erzählt wird, schon vorweg. Der Evangelist berichtet uns dann nämlich von den Weisen, die vor Herodes treten und ihn fragen: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“
Und damit befinden wir uns schon im dritten Satz dieser fünften Oratoriumskantate. Chor und Rezitativ der Altstimme führen ein Zwiegespräch, wo denn der Ort sei, an dem das Kindlein zu finden wäre. Die Altstimme weist eindringlich auf den Geburtsort des Heilands mitten in unserem Herzen hin. Es schließt sich der Choral an „Dein Glanz all Finsternis verzehrt.“ Dann folgt die Bass-Arie „Erleucht auch meine finstre Sinnen“, begleitet von Oboe, Fagott und Generalbass. Nach dem Beitrag des Evangelisten (der vom



Weihnachtsoratorium, Teile 4 – 6
erschrockenen Herodes kündet), einem Alt-Rezitativ und dem weiterberichtenden Evangelisten, der vom hektischen Treiben am Hofe des Herodes und der Zusammenkunft der Schriftgelehrten spürt man wieder, wie Bach es herrlich versteht, den Choralversen durch seine atemberaubende Figuraltechnik einen stimmigen und charakterlich treffenden musikalischen Rahmen zu bieten.
Mit dem trotzigen, kämpferisch anmutenden Chorsatz „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“ beginnt der sechste und letzte Teil von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium. Die drei Beiträge des Evangelisten finden wir im Matthäusevangelium, Kapitel 2, die Verse 7-12. Berichtet wird vom Ansinnen des König Herodes, auf hinterlistige Art und Weise zu erfahren, wo der Geburtsort Jesu sei. Den Weisen jedoch wird im Traum von Gott befohlen, nach der Anbetung des Kindes nicht zur Berichterstattung zu Herodes zurückzukehren (Sätze 2,5 und 7). Nach einem Sopran-Rezitativ folgt der vierte Satz der Kantate: die kurze, musikalisch federleichte Arie des Sopran „Nur ein Wink von seinen Händen“. Der sechste Satz ist der Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“. Er symbolisiert auch heute noch, vor allen anderen Weihnachtsliedern, in selbstverständlicher Manier die Anbetung und Verehrung des neugeborenen Jesuskindes.
CD-Tipps:
Bach: Weihnachtsoratorium
Thomanerchor, Gewandhausorchester Leipzig
Leitung: Kurt Thomas, EMI, 1958
Bach: Weihnachtsoratorium
Münchner Bachchor und Orchester
Leitung: Karl Richter, Deutsche Grammophon, 1965
Bach: Christmas Oratorio
Monteverdi Choir, English Baroque Soloists
Leitung: John Eliot Gardiner, Deutsche Grammophon, 2011
Drohen und aller Grimm der Feinde Jesu an unserem starken Glauben hilflos zu Grunde gehen sollen.
Die vier Gesangssolisten singen anschließend im Rezitativo á 4: „Was will der Höllen Schrecken nun“. Den Schluss des Weihnachtsoratoriums bildet der Choral: „Nun seid ihr wohl gerochen“. Das gesamte Orchester begleitet diesen Schlusschoral mit aller Kraft und leuchtendem Klang. Die Melodie ist dem Passionschoral „O Haupt voll Blut und Wunden“ entlie- und Hohen Priestern erzählt, folgt das Trio von Sopran-, Tenor- und Altstimme: „Ach, wenn wird die Zeit erscheinen?“. Das anschließende Rezitativ der Altstimme leitet über zum Schlusschoral: „Zwar ist solche Herzensstube“. Hier





Im siebten Satz, einem Rezitativ des Tenors, werden die Weisen - und damit auch die Hörer – nach der Anbetung mit Trost auf den Weg geschickt. Es folgt dann die Tenorarie „Nun mögt ihr stolzen Feinde schrecken“, in der alles hen, und weist uns dezent - ganz am Ende des Weihnachts-Sechsteilers – an der Krippe schon auf die Schrecken von Golgatha hin.

Wolfgang Waldenmaier


Aufmüpfig war er schon, der Bäckersohn vom Starnberger See. Im November 1923 war er mit Adolf Hitler auf einen Imbiss in einem Münchner Kaffeehaus. Hitler wollte den bekannten Volksschriftsteller vor seinen schmutzigen Karren spannen. Als die Rechnung kam, weigerte sich Oscar Maria Graf, das Verzehrte zu bezahlen. Zu Hitler sagte er: „Glauben Sie vielleicht, ich hör‘ mir ihren Quatsch stundenlang kostenlos an?“
Schlagartig bekannt wurde Oscar Maria Graf, nachdem er während der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten bemerkte, dass seine eigenen Werke nicht auf der Liste „undeutscher“ Bücher standen, und er daraufhin den zornigen Aufruf „Verbrennt mich“ veröffentlichte. Dies war der Grund, weswegen der Volksschriftsteller und Widerständler 1933 in die Vereinigten Staaten emigrierte. Ein urwüchsiger, unbeirrbarer Bayer im urbanen Zentrum der USA – New York. Von dort aus veröffentlichte er fortan seine heimatverbundenen Erzählungen und Romane, darunter Meisterwerke wie „Das Leben meiner Mutter“ oder „Das Bayrische Dekameron“.

Eine wunderschöne Auswahl seiner Weihnachtserzählungen und seiner Wintergeschichten sind in einem kleinen Band mit dem Titel „Die Weihnachtsgans“ versammelt. Graf nahm sein Bayern, nahm den Starnberger See und seine Erfahrungen mit dem Volksstamm der Bayern mit in die neue Heimat und erweckte sie dort mit wenig Sentimentalität und jeder Menge augenzwinkerndem Humor zu literarischem Leben. In diesem Büchlein sind sie vor dem Hintergrund der vielfältigen Weihnachts- und Winterbräuche versammelt und künden von Menschlichkeit und Missgeschick.

Die Weihnachtsgans

Oscar Maria Graf erzählt unter anderem von einer fertig gerupften, bratfertigen Gans, die am Weihnachtstag aus dem Fenster auf die Straße flog und deswegen im ganzen Ort für eine Sensation mit zahllosen Schaulustigen sorgte, die dem Wachtmeister bei seiner Ermittlungstour durch die Häuser auf Schritt und Tritt folgten. Er erzählt in anderen kleinen literarischen Episoden von der harten Arbeit zur Weihnachtszeit in der Backstube des Vaters, von der gefährlichen Fahrt auf einer Eisscholle über den Starnberger See, vom Schlittschuhlaufen und Schlittenfahren und sogar von einem schwäbischen Weihnachtsessen in Amerika.


Oscar Maria Graf lässt durch seine Sprache die derbe, spröde, von der Not geprägte Art der heimischen Bevölkerung in liebevollem Licht erscheinen. Die Geschichten sind dabei alles andere als romantizierend, auch nicht süß oder goldig, sondern beschreiben den Alltag der einfachen Leute vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts authentisch und schnörkellos.
Wolfgang Waldenmaier


„Die Weihnachtsgans“ erschien 2004 im Verlag Ullstein und 2009 bei List. Leider wurde es zwischenzeitlich aus dem Programm genommen und ist nur noch im gut sortierten Antiquariat erhältlich.

Jedes Land hat seine kulinarischen Spezialitäten und nur das Beste und Leckerste wird zum Weihnachtsfest serviert

Weihnachten steht vor der Tür – und damit eine ganze Reihe von althergebrachten Weihnachtsbräuchen. Weltweit unterschiedlich und voller kulinarischen Traditionen. Der Ursprung der Weihnachtsgans geht auf den katholischen Brauch der Martinsgans zurück, die vor Beginn der adventlichen Fastenzeit am 11. November gegessen wird. Am Heiligabend endet diese Zeit und es kommt wieder eine Gans als Festtagsbraten auf den Tisch. Eine leckere Gans ist bei vielen Familien Tradition. Doch warum essen wir ausgerechnet eine Gans? Zumal die meisten Weihnachtsgänse gar nicht aus Deutschland kommen. Die hierzulande produzierten Mastgänse decken nur gut 15 Prozent des heimischen Bedarfs. Die meisten Weihnachtsgänse kommen als Tiefkühlware aus Polen und Ungarn auf die festlichen Teller. Meist wird die Gans mit Äpfeln, Kastanien, Zwiebeln oder Trockenobst gefüllt. Dazu gibt es traditionell Rotkohl und Klöße als Beilagen.
In Schweden ist die Julkorv Tradition, – eine besondere Bratwurst neben vielen anderen Speisen wie Schinken, Schweinesülze, Mandelreis und Fisch in Cremesauce.

In Finnland ist ein zentrales Element der Weihnachtsbräuche ein vom Metzger gesalzener Schinken, der stundenlang gebraten wird. Natürlich gibt es daneben verschiedenste eingelegte Fischsorten, oft auch Stockfisch mit Kartoffeln als Vorspeise. Ein Weihnachtsbrei mit einer versteckten Mandel darf natürlich nicht fehlen, so wie es auch in Dänemark üblich ist.
In Japan gibt es Hühnchen „KFC“ – unglaublich, aber die Fast-Food-Kette ist sehr beliebt! „Kurisumasu ni wa kentakki“, was so viel wie „Kentucky zu Weihnachten“ bedeutet – also Weihnachtshühnchen. Dies geht auf eine Werbekampagne aus dem Jahre 1974 zurück und bis zum heutigen Tag verzeichnete KFC die höchsten Umsatzzahlen des Jahres an Heiligabend!
In Italien isst man traditionell kein Fleisch, stattdessen gibt es Meeresfrüchte. Besonders beliebt sind Spagetti mit Venusmuscheln in einer köstlichen Weißweinsoße.

Spanien setzt zu Weihnachten auf den Weihnachtstruthahn, gern noch auf die alte Tradition: einen kastrierten, gemästeten Hahn. Jede Region hat dabei ihre eigenen Rezepte, aber Geflügel steht dabei ganz oben auf dem Speiseplan.
Die Gans und andere Weihnachtsbräuche

Frankreichs beliebteste Weihnachtshauptgerichte sind Wild, Hummer, „dinde aux marrons“ (Truthahn mit Kastanien) oder anderes Geflügel. Danach kommt die Käseplatte und das Weihnachts-Dessert „buche de Noel“ (Weihnachtsbaumstamm).
Weihnachten ist mit Ostern und Pfingsten eines der drei Hauptfeste des Kirchenjahres. Weihnachtsessen waren von Anfang der Christengeschichte an das ersehnte Ende der Fastenzeit im Advent. Nach Ländern und Regionen unterscheiden sich traditionelle Gerichte. Einige aber haben sich für den Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage durchgesetzt.
Annette Hahn

In diesem Sinne: enjoy your meal • bon appetit (fr) • hyvää ruokahalua( fi) • buon appetito (it) • smaklig maltid (sv) • buen provecho (es) • En Guada!
