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Ein Geigenspieler liefert eine der schönsten Weihnachtsgeschichten der Welt
from Neu Nota Bene 19
by Mateo Sudar
lauschen. Doch seine Mutter trieb ihn weiter, sie schien sehr im Stress zu sein.
Wir geben es zu: Diese Geschichte ist schon 13 Jahre alt. Trotzdem sorgt sie jedes Jahr am Heiligen Abend für tausende Klicks am YouTube-Channel der „Washington Post“. Und das ist der Hintergrund: Die Zeitung hatte an Weihnachten 2007 für 45 Minuten einen Geigenspieler engagiert – und ihn in eine U-BahnStation in Washington bestellt. Dort hat er insgesamt sechs Stücke von Johann Sebastian Bach gespielt.
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Während dieses Auftritts sind rund

1.100 Menschen an ihm vorbei spaziert. Erst nach rund drei Minuten realisierte der erste Passant den Musiker. Der Mann blieb kurz stehen, hörte zu und eilte dann hektisch weiter. Eine weitere Minute später erhielt der Musiker den ersten Dollar – eine Frau warf ihm das Geld im Vorbeigehen zu. Die größte Aufmerksamkeit bekam der Musiker von einem kleinen Jungen, der stehen bleiben wollte, um der Musik zu

Im Video ist zu beobachten, dass Kinder mehrmals stehen bleiben und dem Geigenspieler zuhören wollen. Jedes Mal werden sie von Erwachsenen zum Weitergehen gedrängt. Während der Spieldauer von 45 Minuten haben etwa 20 Passanten insgesamt 32 US-Dollar gespendet. Applaus gab es keinen, Anerkennung auch nicht. Dass der Musiker dann verschwand, schien niemand zu bemerken.
Das ist trauriger Alltag, wie wir finden. Und das beweist auch die „Washington Post“. Denn bei diesem Geigenspieler handelte es sich um Joshua Bell, einen der besten Musiker der Welt. Er benutzte für sein Gastspiel eine Geige im Wert von 3,5 Millionen US-Dollar und spielte mit den Werken von Bach einige der schwierigsten Stücke aller Zeiten.

Die Ironie an der Geschichte: Zwei Tage vor diesem Sozialexperiment hatte der Stargeiger ein ausverkauftes Konzert in Boston gegeben. Der durchschnittliche Kartenpreis betrug um die 100 Dollar.
Wunderbare Botschaft!
Aber was hat das mit Weihnachten zu tun? Die Zeitung stellte bei Veröffentlichung ihres Experiments folgende Frage: „Wenn wir nicht mal einen Moment, einen Augenblick innehalten können, um einem der besten Musiker der Welt zuzuhören, uns nicht einen Augenblick Zeit nehmen können, diese wundervollen Melodien zu erkennen – dann stellt sich die Frage, welche Schönheiten und wundervollen Dinge in unserem Leben übersehen wir noch?“
In diesem Sinne wünschen wir ein wunderschönes Weihnachtsfest und besinnliche Feiertage. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Familie, Ihre Umgebung, Ihre Mitmenschen – und gehen Sie mit offenen Augen durch die Welt. Zu Weihnachten. Und auch danach!

Quelle: Kleine Zeitung, Österreich