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Fingerhut für das Herz

Bei Spaziergängen im Juni und Juli staunen wir oft über ein großflächiges, rotes Blütenmeer in Lichtungen des Schwarzwalds. Es handelt sich um den hier weit verbreiteten roten Fingerhut (Digitalis purpurea) Extrakte aus seinen Blättern werden seit Jahrhunderten bei Herzleiden eingesetzt, speziell bei ungenügender Leistung des Herzmuskels und auch bei erhöhter Herzfrequenz. Es sind dabei sogenannte Glykoside, die in der Lage sind, die Kontraktionskraft des Muskels zu verstärken unter gleichzeitiger Verlangsamung der Pulsfrequenz. Diese hochwirksamen Glykoside haben jedoch den Nachteil, dass sie hochgiftig sind und bereits bei einer relativ geringen Konzentration sogar tödlich sein können. Eine Anwendung als Tee oder durch eigene Pflanzenauszüge verbietet sich also absolut!

Die Pharmaindustrie stellt die Digitalis-Tabletten entsprechend exakt auf einen Wirkstoffgehalt ein. Allerdings muss trotzdem die vom Arzt vorgegebene Dosierungsvorschrift durch die Patienten genau eingehalten werden, damit es auch hier zu keinen Überdosierungen kommt und dadurch Vergiftungserscheinungen auftreten.

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Botanisch interessant ist die Tatsache, dass es sich bei dem Roten Fingerhut um eine zweijährige Pflanze handelt. Man wird deshalb oft auf Flächen, die man im vergangen Jahr noch in Blüte antraf, hauptsächlich große grüne Grundblätter ohne Blüten vorfinden. Erst im darauf folgenden Jahr dürfen wir uns dann wieder an den wunderschönen Blüten erfreuen.

Im Schwarzwald wenig anzutreffen ist der Gelbe Fingerhut. Seine Inhaltsstof- fe sind sehr ähnlich und werden auch zur Arzneigewinnung verwendet.

Die moderne Herztherapie wird heute nur noch in wenigen Fällen mit Digitalispräparaten durchgeführt. Hauptgrund ist sicherlich für die Ärzte das Problem der Giftigkeit. Viele ältere Patienten sind jedoch noch auf diese Präparate eingestellt und vertragen sie auch seit vielen Jahren gut. Entscheidend ist dabei die regelmäßige Einnahme mit möglichst demselben zeitlichen Abstand. Es gibt noch einige volkstümliche Anwendungen für den Fingerhut, auch für äußerliche Zwecke. Davor möchte ich hiermit jedoch absolut abraten!

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