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Minuten Vertrauen
from Neu Nota Bene 05
by Mateo Sudar
Vertrauen und Kontrolle sind zwei gleichberechtigte Komponenten der Zusammenarbeit. Vertrauen ist für die Verhaltensweisen vorteilhaft, die nicht beobachtbar sind (z. B. Einhaltung von Pausen). Je nach Aufgabenkomplexität und je nach Organisationsstruktur sind Vertrauens- und Kontrollspanne unterschiedlich. Ist Vertrauen vorhanden, besteht eine geringe Notwendigkeit für Kontrolle, Vertrauensverluste dagegen verstärken die Notwendigkeit von Kontrolle. Für die Entfaltung von Kreativität, Innovation und Flexibilität sind eher größere Handlungsspielräume und dadurch Vertrauen erforderlich (wikipedia).
In den letzten Tagen fiel mir ein Artikel von Regine Rachow mit dem Titel „Fünf Minuten Vertrauen“ der Zeitschrift „Kommunikation“ aus dem Junfermann Verlag in die Hände. Der Artikel ist ein Dialog zwischen Frau Rachow und San Ra Weckert, einer Jazzmusikerin, Bandleaderin, Komponistin und Trainerin, die in der JVA Moabit eine Bigband gründete. Dabei setzt sie auf Vertrauen. „In einer Bigband musst du kooperieren. Und du hast, wenn du etwa am Bass stehst, auch ein Interesse daran, dass der Typ, der neben dir am Schlagzeug sitzt, das kann.“
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Sie geht mit vielen Instrumenten in das Gefängnis und zeigt den Menschen, dass Sie in fünf Minuten auf einem Instrument ihrer Wahl einen Ton herausbekommen und es spielen lernen können. Fünf Minuten Vertrauen „um ihnen zu zeigen, dass ihr Körper das kann“.
„In diesen fünf Minuten baue ich Verbindung und Vertrauen auf, Vertrauen in meine Person. Fünf Minuten, in denen meine ganze Aufmerksamkeit demjenigen gehört, der vor mir sitzt. Dabei ist es egal, was um mich herum passiert. Es gibt nichts anderes außer uns beiden. Ich bin ganz bei ihm, und zwar mit dem Herzen. Ich beurteile ihn nicht, es ist mir egal, was er getan hat, ich nehme ihn so an, wie er ist. Und das spürt er.“
Führen wollen heißt Vertrauen aufzubauen! Und zwar in mehrfacher Hinsicht. „Grundvoraussetzung ist Vertrauen in dein Gegenüber. Vertrauen in sein Potenzial. Es steckt ja in ihm, du musst es nur freilegen. Und du brauchst auch Vertrauen in dich selbst, dass alles in Ordnung ist, alles okay in diesem einen Moment, was auch immer um dich herum geschieht.“ Und das funktioniert?
„Ja. Die Menschen merken, hey, ich krieg ja einen Ton raus. Und zwar, wenn ich mich so hinstelle, wie Sandra es mir zeigt, und ebenso das Instrument halte und – etwa beim Blasinstrument – den Mund so forme, wie sie es sagt. Jetzt. Und dann kommt immer ein Ton raus. Diesen Ton werte ich nie, ich sage nur: Siehst du? Es geht!“.
Diese Methode nennt sich „Bigbandmethod“ und ist ein Instrument um Führungskompetenz zu lernen. Um Führungskompetenz zu erlangen, darf ich Verantwortung für mich selbst übernehmen. Um dorthin zu gelangen, darf ich mir meine persönlichen Verletzungen anschauen. Wo liegen die? Welche Verletzungen sind dies? Schuld sich selbst gegenüber – ich habe einen Fehler gemacht (ich bin Opfer), mein Leben ist verpfuscht. Schuld anderen gegenüber – ich habe einen Fehler gemacht (ich bin Täter), ich habe das gemacht.
Ziel ist es, den Menschen ein Spiegel zu sein. „Ich möchte ihnen das spiegeln können, was ich in ihnen sehe, jenseits dessen, was sie taten. Ich spiegele das, was sie können, ich spiegele den, der sie werden können, wenn sie sich auf den Weg machen: den guten Mechaniker, geschickten Tischler, kreativen Unternehmer, den empathischen Vater, den superfreundlichen Taxifahrer – das alles und noch mehr. Es ist alles da.“ Ziel ist es zu erkennen, wer sie sein können, wenn sie andere Strategien zu ihrer Bedürfnisbefriedigung nutzen.
Geht es uns nicht allen ähnlich?
Anneli Zenker
Lesen Sie das gesamte Interview unter 6/2013 Kommunikation & Seminar im Junfermann-Verlag.
Wenn Sie mehr zu der Methode wissen wollen: www.bigbandmethod.com.