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MENSCHEN
«Sieben Wochen Gips waren ein Trainingslager» Während mehr als 37 Jahren hat Hansueli von Allmen die Thuner Politik mitgestaltet, die letzten 20 Jahre als Stadtpräsident. In einem Monat läuft sein politisches Mandat aus – Zeit zum Räumen des Büros, Zeit für einen Rück- und Ausblick.
Künftig Spitzenköchen, wie hier Bruno Wüthrich «im Schloss» Spiez, Rezepte entlocken …
…oder mit Gattin Anita zur körperlichen Ertüchtigung der Aare entlang pedalen.
Hansueli von Allmen, wie geht es Ihnen gesundheitlich nach dem Sturz und dem Kniesehnenriss von Ende August? Der Arzt ist mit meinem Knie und dessen Heilungsverlauf zufrieden. Jetzt ist eine intensivere Physiotherapie notwendig. Nun gut – die letzten vier Monate meiner Amtszeit hätte ich mir eigentlich anders vorgestellt! Aber alles hat auch sein Gutes: Die mehr als sieben Wochen im Gips nach der Operation waren auch ein Trainingslager für das «Loslassen» vom Amt; nicht überall dabei sein, nicht immer mitreden und sehen, wie es sein wird – oder auch nicht – , wenn ich ab Neujahr viel zu Hause sein werde.
Weicht mit dem Ablegen der Verantwortung aber nicht auch eine grosse Anspannung? Ja, schon auch. Natürlich gab es immer wieder Zeiten, die mich psychisch und physisch beansprucht haben. Ich bin froh, einen Teil der Verantwortung, die ich als Mitglied des Gemeinderates und Stadtpräsident tragen musste, abgeben zu können.
In wenigen Wochen heisst es Büro räumen. Ist der Gedanke daran schwierig? Mein Abschied vom Amt war ja lange zum Voraus geplant. Es war seit langem klar, dass es meine letzte Amtszeit ist und natürlich gibt es auch das Nachdenkliche – nicht mehr fast täglich ins Rathaus zu gehen. Alles in allem freue ich mich auf einen neuen Lebensabschnitt. Was wird Ihnen vom Job der letzten zwanzig Jahre am meisten fehlen? Darüber mache ich mir im Moment noch keine Gedanken. Ich hoffe, dass es mir wie meinem Vorgänger im Amt und wie den meisten Gemeinderäten gelingt, mich nicht mehr in die aktuelle Stadtpolitik einzumischen. Sicher werden mir aber meine Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, die mir die Arbeit erleichtert haben und auch persönlich verbunden sind, sehr fehlen.
Ihr Rücktritt als Stapi geht parallel mit dem Erreichen des Pensionsalters. War eine erneute Kandidatur deshalb nie ein Thema? Nein, das war nie ein Thema. Allerdings hat meine scherzhafte Bemerkung, dass ich halt wieder kandidieren würde – wenn sich keine Nachfolge finden liesse –, hier oder dort auch für Verunsicherung gesorgt. Liegt ein erstes Fazit schon drin? Ein Rückblick auf die grössten Genugtuungen? Ich betrachte vor allem die ersten Amtsjahre – als Thun in einer grossen Krise steckte – mit einer gewissen Genugtuung. Ohne mir alles alleine auf die Fahne zu schreiben, seien z. B. der Neubau des Aarefeldareals beim Bahnhof, die vielfältige Belebung des Hofstettenquartiers, insbesondere entlang des Aarequais zwischen Casino-Ländte und Sinnebrücke, der Aufbruch Thuns zur Kulturstadt mit dem Kunstmuseum, die Schweizerische Künstlerbörse oder die thunerSeespiele so wie auch das letztlich privat finanzierte neue Fussballstadion erwähnt. Auch das neue Quartier, das im Selveareal entsteht, ist ein markantes Ereignis meiner Amtszeit.