Vinzenz magazin Frühjahr 2024

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Gesunde Halswirbel

Eine neue Generation künstlicher Bandscheiben bringt alte Beweglichkeit zurück.

Orthopäde Bernhard Zillner und seine Patientin Andrea Goldbacher sind zufrieden. Die neue Bandscheibe zwischen den Halswirbeln sitzt gut.

Erweiterte Venen Krampfadern sind nicht harmlos, bleiben aber oft lange unentdeckt.

Starkes Becken Junge Leute berichten über Inkontinenz. Drei Übungen können helfen.

Rollende Engel

Ehrenamtliche erfüllen Schwerkranken ihre letzten Wünsche.

Frühjahr | 24

Jungewillkommen! Mamis

Denise Marecek (Mitte) war 18, als sie erfuhr, dass sie Mutter wird. Im St. Josef Krankenhaus brachte sie 2023 ihren Sohn Luis zur Welt. Ihr zur Seite stand stets die Hebamme Elisabeth Bramauer (li.). Denise hat viel Unterstützung von YoungMum bekommen, einer Einrichtung zur medizinschen und sozialen Begleitung schwangerer Teenager. Um dieses Projekt weiterhin zu finanzieren, wird es am 6. Mai 2024 einen lässigen Benefizabend im Wiener Metropol geben, alle Infos auf Seite 15.

Gedanken | Werte

© Cover: Alek Kawka; S. 2 Alek Kawka; S. 3 Peter M. Mayr, Alek Kawka

Editorial

Gesund durch Bildung

Demographischer Wandel und damit steigender Bedarf an medizinischen Leistungen sowie ein angespannter Arbeitsmarkt bei den Gesundheitsberufen üben einen enormen Veränderungsdruck auf unser Gesundheitssystem aus.

Jahrzehntelang haben wir uns bemüht, diesen Herausforderungen mit dem Ausbau und der Optimierung unserer Krankenhäuser – bzw. generell unserer Strukturen – zu begegnen. Doch diese Strategie stößt immer mehr an ihre Grenzen. Was wir daher auch brauchen, ist eine Reform, die direkt bei der*m Patient*in ansetzt. Eine Reform, die zum Ziel hat, die Menschen in unserem Gesundheitssystem zu stärken, sie zu ermächtigen. Nur diese Reform ist nachhaltig und hält unser Gesundheitswesen über die nächsten Generationen fit und gesund.

Was bedeutet das genau? Gesundheit fängt bei der Gesundheitsbildung an. Wir müssen sicherstellen, dass die Menschen bereits im Kindes- und Jugendalter befähigt werden, auf ihren Körper und auf ihre Seele zu achten. Wir müssen vermitteln, wohin man sich mit welchem Gesundheitsproblem am besten wendet.

Wenn wir die Gesundheitsbildung stärken, wird automatisch das Bedürfnis nach Präventionsangeboten wachsen. Diese gilt es zu entwickeln. In diese gilt es auch öffentlich zu investieren. Aktuell fließen zwei bis drei Prozent der Mittel in Prävention. Der Rest dient der Behandlung von Krankheiten. Wir brauchen Lotsen im Gesundheitssystem. Es braucht Menschen und auch technische Werkzeuge, die helfen, dass sich Patient*innen gut durch das Gesundheitswesen mit seiner Vielzahl an Angeboten bewegen. Und wir werden Technologien einsetzen müssen, um den Menschen den Weg in das Gesundheitswesen zu erleichtern. Es muss in Zukunft möglich werden, Prävention, Diagnose und Behandlung immer öfter auch zeitund ortsunabhängig den Menschen zur Verfügung zu stellen. Telemedizin heißt das Schlagwort.

Es geht nicht nur um kurzfristig wirksame Maßnahmen. Es geht um nachhaltige Reformen, die unser Gesundheitswesen und uns gesund halten.

Inhalt

Vinzenz Gruppe

4 Nachrichten aus den Häusern, Offenlegung.

6 Studie. Zwölf Erfolgsfaktoren für einen nationalen Gesundheitsplan.

14 Aktuell. Kindermedizinzentrum; neue Hospize; Rekorde in Krankenhäusern; Myelom-Hotline.

15 Gastkommentar Jakob Ille / APA über das Thema Psychotherapie.

28 Impressum

Medizin

10 Varizen. Warum Krampfadern behandelt werden sollten.

12 Abstrich. Schonende Gewebeprobenentnahme aus der Gebärmutter.

13 Hightech. Innovative Brille unterstützt bei Operationen.

16 Inkontinenz. Tägliches Training für einen starken Beckenboden.

20 Rücken. Wie künstliche Bandscheiben funktionieren.

22 Füße. Neues Sprunggelenk für eine 72-jährige Frau.

Leib & Seele

18 Interview. Ordensschwester Barbara über ihr Leben als Hebamme.

24 Not der Zeit. Rollende Engel erfüllen Schwerkranken letzte Wünsche.

Dr. Michael Heinisch Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe

Wenn Ihnen das Vinzenz magazin gefällt, können Sie es bestellen. Per E-Mail: office@vinzenzgruppe.at oder telefonisch: +43 1 59988-3082.

26 Leib & Seele. Pflegerinnen posten in Sozialen Medien aus ihrem Alltag.

27 Von der Seele geschrieben

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Inhalt | Editorial 3 Frühjahr | 24

Neues aus der

Mehr Platz in einer Wiener Akutgeriatrie Remobilisation

In die Akutgeriatrie Remobilsation (AG/R ) am Herz-Jesu Krankenhaus Wien kommen ältere Menschen, denen nach Unfällen, akuten Erkrankungen oder Operationen die Pflegebedürftigkeit droht. Ein Zubau vergrößert nun die Kapazität auf 53 Betten in zwei Stationen.

Das Zielpublikum ist älter als 65 Jahre. Es geht um die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität. Ziel des jeweils individuell abgestimmten

Therapieablaufs ist die Rückführung der Patient*innen zur größtmöglichen Selbstständigkeit in einen selbstbestimmten Alltag. Die hohe Erfolgsquote in der AG/R liegt bei rund 85 Prozent. 2023 gelang 385 Personen nach einem stationären Aufenthalt von durchschnittlich drei Wochen die Entlassung in ein eigenständiges Leben nach Hause bzw. in das Appartement ihres Pflegeheims. www.kh-herzjesu.at

Pro Tag kommen hier elf Säuglinge zur Welt

Im Jahr 2023 wurden im St. Josef Krankenhaus Wien 4 234 Geburten betreut, davon waren 54 Zwillingsgeburten. Insgesamt kamen im Vorjahr in diesem Ordensspital im 13. Wiener Gemeindebezirk 4.288 Babys zur Welt. Interessante Zahlen aus Österreichs größter Geburtsklinik: Bei 2 055 Buben (48 %) und 2 233 Mädchen (52 %)

Barmherzige Schwestern

Krankenhaus Wien

Tel.: +43 1 59988-0

E-Mail: office.wien@bhs.at

Ein Tag für die Herzgesundheit in Linz

Das Ordensklinikum Linz veranstaltet am 17. April 2024 in den Promenaden Galerien in Linz einen Informationstag zum Thema Herzgesundheit. Bei der Publikumsveranstaltung informieren die Expert*innen des Krankenhauses darüber, wie man Herzerkrankungen frühzeitig erkennt und was die Risikofaktoren sind. Was hält das Herz gesund und warum schlagen Frauenherzen anders? Keine Anmeldung erforderlich.

OK Innviertel im Internet

Die neue Homepage des Ordensklinikums Innviertel (OK) informiert über den gemeinsamen Weg des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried und des Krankenhauses St. Josef Braunau. Hier finden Sie alle Informationen über medizinsche und pflegerische Leistungen im Innviertel. www.ordensklinikum-innviertel.at waren Noah und Emilia die beliebtes ten Namen.

Das Durchschnittsgewicht der Babys lag bei 3 401 Gramm, das schwerste hatte 5.075 Gramm und das leichteste Kind, welches auf der Neonatologie betreut wurde, brachte nur 920 Gramm auf die Waage. www.sjk-wien.at

Ordensklinikum Linz

Tel.: +43 732 7677-0

E-Mail: office@ordensklinikum.at

Ordensklinikum Innviertel

E-Mail: office.ried@bhs.at, office@khbr.at

St. Josef Krankenhaus Wien

Tel.: +43 1 87844-0

E-Mail: office@sjk-wien.at

Herz-Jesu Krankenhaus Wien

Tel.: +43 1 7122684-0

E-Mail: office@kh-herzjesu.at

Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien

Tel.: +43 1 40088-0

E-Mail: service@khgh.at

Orthopädisches Spital Speising Wien

Tel.: +43 1 80182-0

E-Mail: office@oss.at

Vinzenz Gruppe | Intern
4 Frühjahr | 24

Vinzenz Gruppe

Hohe Expertise in Urologie

Topmoderne Geräte für die Prostatakarzinomdiagnose und die Steintherapie sind an der Urologie im Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien im Einsatz. Diese Ausstattung führte 2023 zu neuen Spitzenzahlen der Abteilung: 2 834 Patient*innen wurden 2023 aufgenommen und damit die Leistung um 800 Patient*innen gesteigert. Hohe Fallzahlen führen zu viel Expertise bei den Fachleuten, die hier arbeiten. www.bhswien.at

Roboter neu im Team

Seit November 2023 gibt es in der HerzReha Herz-Kreislauf-Zentrum Bad

Barmherzige Schwestern Pflege und Wohnen

Tel.: +43 1 5953111-3900

E-Mail: office@bhs.or.at

HerzReha Herz-Kreislauf-Zentrum Bad Ischl

Tel.: +43 6132 27801-0

E-Mail: info@herzreha.at

Ischl ein Pilotprojekt mit zwei Robotern. Ein Servierroboter transportiert in der Cafeteria Geschirr und Bestellungen. Er informiert die Patient*innen über Veranstaltungen im Haus oder über Aktionen in der Cafeteria. Außerdem ist ein Wischroboter neu im Team. Er reinigt Bereiche, die abends oder nachts ungenutzt sind. So können sich die Mitarbeiter*innen tagsüber auf die Patient*innenzimmer und Therapieräume konzentrieren. www.herzreha.at

Neue Intensivbetten

Als erste Gesundheitseinrichtung in Österreich und als erstes Haus der Vinzenz Gruppe stellte das Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien auf das derzeit modernste Intensivpflegesystem um. Mithilfe eines integrierten Assistenzsystems werden Patient*innen in ihrer Genesung unterstützt und Pflegepersonen wie Bereichsleiter Benjamin Schaffer durch unzählige Mobilitätskonzepte entlastet. www.bhswien.at

OFFENLEGUNG GEM. § 25 MEDIENGESETZ: Medieninhaberin: Vinzenz Gruppe Krankenhausbeteiligungs- und Management GmbH, FN 139153 m, HG Wien; Unternehmensgegenstand: Beteiligung an Krankenanstalten; Sitz: 1060 Wien; Geschäftsführung: Dr. Michael Heinisch; Beteiligungsverhältnisse: Sankt Vinzenz gemeinnützige Privatstiftung der Barmherzigen Schwestern (100 Prozent). Grundlegende Richtung (Blattlinie) gem. § 25, Absatz 4: Das Vinzenz magazin ist das Magazin der Vinzenz Gruppe für Medizin mit Qualität und Seele. Es umfasst aktuelle Informationen aus den Gesundheitseinrichtungen der Vinzenz Gruppe und deren Orden sowie allgemein medizinisch relevante Themen. Für die Mitarbeiterinnen* und Mitarbeiter* der Vinzenz Gruppe wird das Supplement „Wir & Hier – die interne Mitarbeiter*innenzeitung für alle Häuser der Vinzenz Gruppe“ eingeheftet (insgesamt 5 000 Stück, Auflage je nach Krankenhaus).

Günther Lainer und Christian Putscher, Kabarettist und Ernährungsberater

Kabarettist Günther Lainer und Ernährungsberater Mag. Christian Putscher tischen auf der Kabarettbühne „WurstSalat“ auf (guentherlainer. at/termine/). Der eine ist humoristisches Schwergewicht und Diätgegner, der andere Lifestyle-Coach mit der Figur eines Zehnkämpfers.

Mit viel Gewicht ist schon das Aufstehen vom Sessel wie Gewichtheben.

Gemeinsam lösen die beiden Vorurteile auf, ziehen Ernährungsmythen durch den Kakao und servieren Wissenschaftliches in puncto Essen und Trinken mundgerecht. Für Lainer ist ein gesunder Lebensstil eine Herkulesaufgabe. „Wenn man viel Gewicht hat, ist schon das Aufstehen vom Sessel wie Gewichtheben.“ Dennoch steigt er Treppen und regelmäßig auf die Waage. Putscher rät von Hungerkuren ab und zu regelmäßigen Mahlzeiten, bewussten Pausen für gesunde Energiezufuhr. Denn: „Gewicht ist auch nicht gleich Gewicht. Muskeln wiegen mehr als Fett.“

Vinzenz Gruppe | Intern
Alek Kawka, Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien, freepik, HerzReha Herz-Kreislauf-Zentrum Bad Ischl/Sandra Kometter
©
© Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried
Gesundheit
Urologieprimarius Wilhelm Bauer Neuer Roboter in der Cafeteria Benjamin Schaffer mit dem neuem Bettsystem in der Intensivstation
5 Frühjahr | 24

Die Neuvermessung der Gesundheitswelt

Woran Bemessen wir Gesundheit

Eine Untersuchung geht der Frage nach, wie unser Gesundheitssystem auch in Zukunft auf hohem Niveau gehalten werden kann. 50 Expert*innen skizzieren dabei zwölf Erfolgsfaktoren für einen zukunftsweisenden nationalen Gesundheitsplan.

Unser Gesundheitssystem kränkelt. Demographie, Technologisierung und Fachkräftemangel üben zunehmenden Veränderungsdruck aus. Die Diagnose von Dr. Harald Katzmair, Gründer und wissenschaftlicher Leiter von FAS Research, fällt eindeutig aus. „Derzeit steigt der Druck an allen Fronten. Wenn wir so weitermachen, fahren wir an die Wand. Wir führen Symptomdebatten, pokern um die

Es geht darum, Patient*innen zu stärken.
Michael Heinisch Geschäftsführer Vinzenz Gruppe

Macht im System und streiten über vergleichsweise unwichtige Dinge. Dabei sitzen wir alle im selben Boot und haben Verantwortung in puncto Veränderung.“

Untersuchung mit „Dr. KI“

Genau hier setzen die Vinzenz Gruppe, Siemens Healthcare Diagnostics, die hospitals Projektentwicklungsgesellschaft und der Betriebsgesundheitsspezialist Mavie Next an. Unter der Leitung von Katzmairs FAS Research skizzierte das Team in einem siebenmonatigen Prozess die Strategie für Österreichs ersten nationalen Gesundheitsplan. Ausgangspunkt ist eine Studie mit dem Know-how von 50

innovatives Tool auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI) ermittelte Erfolgsfaktoren, Hebel- und Kipppunkte für das Gesundheitssystem. Ergebnis sind zwölf Erfolgsfaktoren, die ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen in Österreich auszeichnen.

Zusätzlich haben die Expert*innen konkrete Vorschläge ausgearbeitet, wie der Fortschritt in diesen Bereichen gemessen werden kann. Dr. Michael Heinisch ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Vinzenz Gruppe und fordert einen grundlegenden Blickwechsel. „Es ist an der Zeit, unsere Haltung

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Vinzenz Gruppe | Aktuell

grundlegend zu überdenken. Im Moment sind wir sehr damit beschäftigt, die bestehenden Strukturen zu optimieren. Es geht aber darum, die Patient*innen in diesem System zu stärken – und nicht nur die Strukturen.“

Ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem muss sich um Gesundheitsbildung kümmern. Wir brauchen Technologien, die den Patient*innen den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen erleichtern. Und wir brauchen Lotsen, die sie zu den richtigen Gesundheitsanbietern führen. Eine besondere Rolle zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens spielt das Image der Gesundheitsberufe. Um den Bedarf angesichts der steigenden Zahl älterer Menschen decken zu können, brauchen wir in den kommenden Jahren viel mehr Mitarbeiter*innen in Pflegeberufen. Doch schon heute gibt es zu wenige Menschen, die einen Pflegeberuf ausüben.

Imagewandel der Berufe

Die Gesundheitsberufe brauchen ein neues Image. Wurde den Mitarbeiter*innen zu Pandemiebeginn noch öffentlich Applaus gespendet, ernten sie nun Frust über das System oder Aggression. Laut Katzmair hilft nur ein konsequentes Gegensteuern. „Ärzt*innen und Pfleger*innen müssen in Zukunft wieder ein hohes Ansehen genießen und mit Respekt behandelt werden. Nur so erleben sie ihren Beruf als sinnstiftend und üben ihn gerne aus.“

Patient*innen brauchen dringend ein Leitsystem. Aufgrund eines Ärzt*innenmangels im niedergelassenen Bereich checken sie in einer Ambulanz ein und überlasten die Krankenhäuser. Die Expert*innenvorschläge für die Neuvermessung der Gesundheit sehen eine smarte

Das wird ein schmerzhafter Prozess mit Grabenkämpfen.

Lenkung vor. „Das System muss allen einen unkomplizierten und raschen Zugang zu hochwertiger Versorgung ermöglichen.“ Wie andere Länder vorzeigen, muss diese nicht immer im Krankenhaus beginnen.

Nutzen und Kosten von Therapien müssen laut Katzmair in Balance sein. „Dann führen die Ausgaben tatsächlich zu einer Verbesserung der gesunden Lebensjahre. Leider erleben wir aktuell sogar einen Rückgang der Lebenserwartung.“ Auch bei Prävention und Gesundheitskompetenz gäbe es Luft nach oben. „Hier hinken wir nordischen Ländern zehn Jahre hinterher.“ Schubladendenken sollte laut dem Netzwerkanalytiker passé sein, eine neue Feedbackkultur könnte den Alltag für Mitarbeiter*innen und Patient*innen verbessern.

Datenwüste Österreich

Ein Stolperstein auf dem Erneuerungsweg ist die Datenbasis. Österreich ist noch immer eine Zahlenwüste, große Lücken klaffen in puncto Digitalisierung und Vernetzung, kritisiert Katzmair. Fest steht, dass das Gesundheitssystem immer stärker mit Technologie

und KI arbeiten wird. „Probleme auszusitzen und Missstände zu ignorieren, ist nicht länger möglich – sonst stirbt der Patient Gesundheitssystem.“

Dennoch bearbeiten viele Schlüsselfiguren im Gesundheitssystem nur ihre Schrebergärten und verhindern eine dynamische Anpassung von Dienstleistungen in einer wachsenden Bevölkerung. Für die Herausforderungen der Zukunft – mögliche neue Pandemien oder ein verschärfter Fachkräftemangel – ist ein gemeinsames Ziel notwendig, Netzwerkanalytiker Katzmair nennt es den nationalen Gesundheitsplan. „Wir müssen den Gesamtwald im Blick haben und nicht nur das Wohlergehen einzelner Bäume.“

Mutig nach vorne schreiten Die Probleme sind lösbar, jedoch nur durch Zusammenarbeit aller Interessensvertretungen. In einem nächsten Schritt wird die Vorreiter*innengruppe alle Reformwilligen zur Entwicklung weiterer Indikatoren und Datensanierung einladen. Katzmair dazu: „Wir dürfen nicht länger nur am System herumdoktern, sondern müssen eine Wurzelbehandlung vornehmen.“ Auf dem Weg der Neubewertung des Gesundheitssystems rechnet Katzmair mit Gegenwind. „Das wird ein schmerzhafter Prozess mit massiven Verwerfungen und Grabenkämpfen. Aber er muss gelingen. Respekt erarbeitet man sich mit schwierigen Aufgaben.“ Eine Chance für Akteur*innen mit Innovationsgeist oder einzelne Bundesländer – sie könnten mit Schwerpunktprojekten vorangehen und Lösungen für Österreichs Gesundheitssystem vorleben.

7 Frühjahr | 24
Studie: www.vinzenzgruppe.at
© 123 rf, FAS Research

Druck in den Venen

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Krampfadern können Schmerzen und offene Wunden auslösen. Eine Patientin und ihre Chirurgin erzählen über den Behandlungsprozess der entzündeten Venen.

Von Susanne Danninger

Ursprünglich war Ingeborg André wegen ihrer Herzprobleme in Behandlung. Nach erfolgreicher Therapie folgte allerdings zur genauen Untersuchung ihrer Venen eine Überweisung ins Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien. „Ich wäre wegen der Krampfadern nicht zum Arzt gegangen“, erinnert sie

sich. Doch im Krankenhaus erfährt sie, dass ihre Venen lieber früher als später behandelt werden sollten. Varizen, wie Krampfadern noch genannt werden, sind oberflächliche Venenerweiterungen, fast immer an den Beinen und anlagebedingt. So auch bei der 68-jährigen Patientin. Vor einigen Jahren hatte ihre Tochter

bereits eine Venenoperation durchführen lassen.

Eine defekte Klappe

Das Entstehen einer Venenerkrankung kann durch Patient*innen meist nicht verhindert werden, bestätigt die Fachärztin für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Oberärztin Dr.in

Medizin | Varizen
Chirurgin Brigitte Obermayer klärt Ingeborg André vor der OP auf.
8 Frühjahr | 24

Brigitte Obermayer. „Sie sind durch den aufrechten Gang des Menschen bedingt. Bei langem Sitzen oder Stehen kommt es zu einer Druckerhöhung in den Beinen.“

90 Prozent erbliche Anlage zu Varizen

Zwischen

dem oberflächlichen und tiefen Beinvenensystem befindet sich in der oberflächlichen Hauptvene in Höhe der Leistenregion eine Klappe. Die Venenklappe soll verhindern, dass das Blut auf dem Weg zum Herzen, also aufwärts, zurück in die Beine fließt. Verliert eine Klappe ihre Wirkung und schließt schlecht, verändern sich die Druckverhältnisse und Blut fließt aus dem tiefen Venensystem in die oberflächlichen Venen. Der Druck steigt an und die dünnwandigen Venen erweitern sich.

Ein schleichender Prozess: Wenn Venenklappen nicht gut schließen (rechts), steigt der Druck.

Über Jahre hinweg bemerken Betroffene diesen Prozess nur schleichend. Beginnend mit Schwellungen und einem Schweregefühl in den Beinen, kommt es später zu Verhärtungen und Entzündungen und im Extremfall zu einem Venengeschwür. Spätestens wenn Venenentzündungen auftreten, sollten Betroffene ärztliche Hilfe einholen.

Diagnostischer Goldstandard Primarius Univ.-Doz. Dr. Reinhold Katzenschlager leitet die Angiologie an diesem Wiener Krankenhaus und sagt, dass sein Team „heute eigentlich nur noch nicht-invasive Duplexsonographie durchführt“. 600 bis 700 Venenoperationen pro Jahr sorgen für große Routine und Expertise. Oberärztin Obermayer erklärt die enge Zusammenarbeit: „Ohne die Gefäßchirurgie und Angiologie könnten wir das nie leisten.“

Bei André steht heute eine Venenoperation auf dem OP-Plan. Der Eingriff ist mit Crossektomie und Stripping geplant. Weil ihre Leistenvene stark erweitert ist, kommt nur diese Methode in Frage. Dabei handelt es sich um eine seit Langem bewährte Operationsmethode, bei der die Ärztin über einen Schnitt in der Leiste die oberflächliche Hauptvene aufsucht. Anschließend unterbindet sie diese sowie alle ihre Seitenäste. Davor markiert Obermayer

die betroffenen Venen im Stehen. Es wird nochmals mit dem Ultraschall genau festgelegt, wo operiert werden soll. „Bei dieser Operation ist wesentlich, dass ich mich davor ganz genau mit der individuellen Situation der Patient*innen auseinandersetze.“

Nach der Operation

Der Eingriff dauert ungefähr eine Stunde. Anschließend wird André eine Nacht im Krankhaus verbringen, bis sie nach Hause darf. Meist ist allerdings nur ein tagesklinischer Aufenthalt erforderlich. Dort wird sie drei Wochen lang spezielle Kompressionsstrümpfe tragen und ist nach der Nahtentfernung wieder vollständig fit. Am meisten freut sich die Pensionistin darauf, beim Schwimmen im Hallenbad ihre Beine wieder selbstbewusst zu zeigen.

Kontakt

Venenambulanz

Göttlicher Heiland

Krankenhaus Wien

Nur mit telefonischer Anmeldung unter +43 1 40088-7700 (Mo.–Fr., 13 00–15 00 Uhr). Hier werden neben konservativen Behandlungen schonende OP-Methoden angeboten: Leistenschnitt, Stripping, Laser und Radiofrequenz. Die meisten Eingriffe können tagesklinisch durchgeführt werden.

© Alek Kawka, iStock
9 Frühjahr | 24

Dieser PAP-Abstrich zeigt in der Mikroskopie entzündete Zellen mit HPV-bedingten Veränderungen.

Wenige Minuten nach der OP wieder daheim

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Das Ordensklinikum Linz bietet eine weniger belastende Alternative zur Gewebeprobenentnahme aus der Gebärmutter an: die ambulante Konisation ohne Vollnarkose. Gynäkologe Lukas Hefler spricht über Vorteile dieser Methode.

Ist der PAP-Befund beim jährlichen Besuch der Gynäkologin* oder des Gynäkologen* auffällig, muss das weiter abgeklärt werden. Sollte sich der Verdacht auf eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs erhärten, ist oftmals ein (kleiner) chirurgischer Eingriff notwendig. Die sogenannte Konisation ist die Entnahme einer keilförmigen Gewebeprobe am Gebärmutterhals.

Zirka 6 000 Frauen benötigen sie pro Jahr in Österreich. Primarius und Universitätsprofessor Dr. Lukas Hefler

ist Vorstand der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Spitalspartner Ordensklinikum Linz und Konventhospital Barmherzige Brüder, hier wird der Eingriff in der Regel ambulant und unter Lokalanästhesie durchgeführt.

Vinzenz magazin: Wie läuft ein solcher ambulanter Eingriff ab?

Lukas Hefler: Zuerst erfolgt eine ausführliche Untersuchung des Muttermundes mit der Lupe in der Ambulanz und eventuell die

Entnahme einer Gewebeprobe sowie die Besprechung der unterschiedlichen Operationsmethoden. Wir klären die Patientinnen darüber auf, dass die zu erwartenden Schmerzen ungefähr dem Legen eines peripheren Venenverweilkatheters entsprechen. Die OP wird in der Tagesklinik durchgeführt. Zuerst wird das Operationsgebiet mit einem Spray und einer Injektion lokal betäubt, dann erfolgt der Eingriff. Unmittelbar danach kann die Patientin aufstehen und geht nach dem Entlassungsgespräch nach

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Hause. Der gesamte Aufenthalt im Spital dauert zirka eine Stunde, die OP nur wenige Minuten.

Ist die Lokalanästhesie eine Entlastung für Patientinnen?

Definitiv. Doch manche Patientinnen wollen von der OP nichts mitbekommen und bevorzugen auch weiterhin die Vollnarkose. Aber die meisten entscheiden sich für die Lokalanästhesie.

Sind Patientinnen nervöser als bei einem Eingriff unter Vollnarkose? Nein, für viele ist es viel angenehmer, keine Vollnarkose zu bekommen. Aber wie bei jedem anderen Eingriff ist eine genaue Aufklärung und Kommunikation sehr wichtig. Die Patientinnen müssen wissen, was sie erwartet.

Die Analyse des PAPAbstrichs erfolgt im Labor.

Wie werden die Patientinnen während des Eingriffs begleitet?

Während der Operation ist eine ständige Kommunikation mit der Patientin unerlässlich: Sie muss immer wissen, was gerade passiert. Außerdem kann der Eingriff jederzeit – bis auf wenige Sekunden – unterbrochen werden.

Wie groß ist die Gefahr der Nachblutung?

Das Risiko liegt im niedrigen

einstelligen Prozentbereich und ist bei Operationen in Vollnarkose und örtlicher Betäubung ähnlich. Nachblutungen treten in der Regel unmittelbar nach der Operation oder sieben bis zehn Tage danach auf. Nach einem ambulanten Eingriff muss die Patientin jedoch betreut werden: In den ersten 24 Stunden muss immer jemand bei ihr oder in der Nähe sein. Tritt eine Nachblutung auf, wird sie stationär aufgenommen.

Wie sieht die postoperative Nachsorge aus?

Sechs Monate nach der OP sollten ein HPV-Test und ein PAP-Abstrich bei niedergelassenen Fachärzt*innen durchgeführt werden. Oftmals empfiehlt sich auch eine HPVImpfung.

Wie ist das Patientinnenfeedback? Wir haben die Einführung der neuen Operationstechnik, die in anderen Ländern bereits üblich ist, wissenschaftlich begleitet. Eine wichtige Frage lautete: Würden Sie den Eingriff wieder ohne Vollnarkose durchführen lassen? 95 Prozent sagten ja. Zur Analyse, ob das viel oder wenig ist, haben wir uns mit Bewertungen von Luxushotels auf Reiseportalen verglichen und der Resonanz auf die Frage: Wie wahrscheinlich buchen Sie wieder? Mehr als 95 Prozent erreichte niemand. Laut einschlägiger Literatur ist dieser Wert nicht zu toppen. Auch

andere OP-Ergebnisse wurden ausgewertet. Diese sind gleich gut wie unter Vollnarkose.

Wird die Konisation in Lokalanästhesie auch in Österreich Standard? Davon gehe ich aus. Ende der 90er Jahre war eine Patientin für diese Operation unter Vollnarkose vier Tage stationär im Spital. Heute ist sie dank Lokalanästhesie maximal 90 Minuten da. Seitdem wir unsere Zahlen auf Kongressen präsentiert haben, kommen Hospitationsanfragen aus ganz Österreich. Die Konisation in Lokalanästhesie sollte überall Standard sein. Zu beachten gilt es jedoch, dass die neue OP-Technik relativ schwierig zu etablieren ist. Doch das darf keine Ausrede sein – alte Zöpfe muss man abschneiden. Die wissenschaftlichen Daten sprechen Bände.

Kontakt

Gynäkologische Ambulanz

Ordensklinikum Linz

Terminvereinbarung:

Mo.–Fr., 8 30–12 30 Uhr unter Tel. +43 732 7677-7264

Medizin | Gynäkologie © iStock, Ordensklinikum Linz
11 Frühjahr | 24
Lukas Hefler Gynäkologe

Eine Brille als Navi

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Mittels Augmented-Reality-Brille funktioniert das Implantieren von künstlichen Schultergelenken noch präziser. Hier verraten eine Chirurgin und ihr Kollege, wie diese AR-Brille im Operationssaal funktioniert.

Von Heike Kossdorff

Die Schulter ist das beweglichste Gelenk im menschlichen Körper. Im Falle eines künstlichen Gelenksersatzes ist die exakte Positionierung der Prothese besonders wichtig. Das gelingt nun in neuer Präzision: durch den Einsatzes einer AugmentedReality-Brille (AR-Brille) während des chirurgischen Eingriffs. Darunter versteht man die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung.

Im Vorfeld wird ein Computertomographiebild des Schultergelenks angefertigt. Daraus wird ein virtuelles 3D-Modell des Knochens erstellt –Basis für die geplante Implantation. Die Planung mit den Idealpositionierungen der Prothese wird abgespeichert und über einen Computer auf eine AR-Brille projiziert. Über die sehen Chirurg*innen mit Hilfe zweier Fadenkreuze sowohl den Operationsplan als auch die tatsächliche Position. Die Brille dient während des Eingriffs als Navigationsgerät.

Quantensprung im OP

Das Orthopädische Spital Speising (OSS) ist eine von nur 40 Einrichtungen weltweit, die Augmented Reality bei Schulter-OPs seit der Erstzulassung in Österreich verwendet.

Oberärztin Dr.in Alexandra PokornyOlsen ist Spezialteamleiterin der Schulterchirurgie und von der neuen Methode überzeugt. „Das ist ein Quantensprung in der Schultergelenkschirurgie. Das genaue Abrufen der Daten ermöglicht eine hohe Exaktheit beim Eingriff.“

Patient*innen profitieren von der perfekten Positionierung der Endoprothese, denn sie begünstigt die bestmögliche Beweglichkeit des neuen Gelenkes.

Reinhold Ortmaier mit der AR-Brille

Das Herz-Jesu Krankenhaus Wien war das erste Krankenhaus in Österreich, das eine VR-Brille zur Visualisierung der 3D-Planung und Computertomographiebilder (CT) als Hologramm eingesetzt hat und damit eine höhere Passgenauigkeit beim künstlichen Schultergelenksersatz bietet.

Internationales Schulungszentrum Auch im Ordensklinikum Linz wird die Augmented-Reality-Brille bei Schulteroperationen erfolgreich eingesetzt. Seine Abteilung für Orthopädie ist das bislang einzige Hospitationsreferenzzentrum für die neue Technik an der Schulter in Österreich, an dem nationale und internationale Chirurg*innen ausgebildet werden können, das OSS wird in Kürze folgen. Primarius Prof. DDr. Reinhold Ortmaier ist Leiter der Abteilung und hat kürzlich Chirurg*innen aus Japan die Technik nahegebracht. „Wir haben genügend Erfahrung gesammelt und bilden nun nationale sowie internationale Teams für die OP-Navigationstechnik mit AR-Brillen aus. Um die Methode gut anwenden zu können, braucht es jedoch Training. Wir zeigen, worauf es ankommt.“ Weitere Einsätze abseits der Schulterchirurgie sind geplant. Univ.-Prof.in Dr.in Petra Krepler, Leiterin des Wirbelsäulenzentrums im OSS: „Die AR-Brille wird künftig auch in der Wirbelsäulenchirurgie eine wichtige Rolle spielen.“

© Ordensklinikum Linz, Orthopädisches Spital Speising, Medacta
13 Frühjahr | 24
Alexandra Pokorny-Olsen Schulterchirurgin
Medizin | Hightech

Es gibt wieder Arzttermine für Kinder

In Linz war es lange Zeit schwierig, mit Mädchen oder Buben einen Termin in einer Ordination zu finden, wo die e-card akzeptiert wird. Anfang 2024 eröffnete deshalb auf mehr als tausend Quadratmetern Fläche eine unabhängige Kassenordination im Gesundheitspark Barmherzige Schwestern Linz. Die Praxis „Kinderärzte am Domplatz“ ist das erste Kinderprimärversorgungszentrum in Oberösterreich. Hier schließt ein Netzwerk von vier Ärzt*innen und 30 Fachleuten aus verschiedenen Gesundheits- und Sozialberufen die große und langjährige Versorgungslücke. Dieses erweiterte Team

Myelom am Telefon

Seit vielen Jahren unterstützt die 43-jährige Fachärztin Dr.in Eva Maria Autzinger aus dem Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien ehrenamtlich Betroffene bei „Myelom am Telefon“ – als medizinische Beraterin für Patient*innen und deren Angehörige.

Dabei handelt es sich um eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, bei der es u. a. zu Löchern in den Knochen kommen kann. Die

Diagnose stellt Betroffene und deren Angehörige vor große Herausforderungen. Nicht immer können sie das Gehörte gleich verarbeiten, und akute Fragen rund um die Erkrankung tauchen erst zu Hause auf.

Der Service Myelom am Telefon bietet Betroffenen und deren Angehörigen niederschwellig Auskunft. Mehrere Expert*innen stehen wochentags telefonisch zur Verfügung. www.myelom-am-telefon.com

Rekorde in den Kliniken

Knie- und Hüftprothesen, Wirbelsäulenoperationen, Geburten, urologische Eingriffe und mehr: In den Kliniken der Vinzenz Gruppe in Wien purzelten 2023 einige Höchstwerte. Österreichs größte Ordensspitalsgruppe hat die Krankenhäuser in drei regionalen Klinikgesellschaften gebündelt – Vinzenz Gruppe Wien,

Ordensklinikum Linz, Ordensklinikum Innviertel – , die sie gemeinsam mit unterschiedlichen Ordensgemeinschaften führt. Die Vinzenz Gruppe Wien meldet für ihre fünf Fachkliniken ein äußerst leistungsstarkes Jahr, wie Dr.in Katharina Wolman und Wolfgang Sissolak, die Sprecher*innen

unterstützt Kinder und Jugendliche mit Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie, Psychologie, Diätologie und Sozialarbeit.

Der Gesundheitspark Barmherzige Schwestern Linz hatte dieses Projekt gemeinsam mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), der Ärztekammer und Mitarbeiter*innen des Kinder-PVZ auf Schiene gebracht. Gesundheitsreferentin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander sagt: „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Daher braucht es eigens zugeschnittene Angebote.“

0800–0900 44 kostenfrei

der Ärztlichen Direktor*innen und Pflegedirektor*innen, bilanzieren. Ein Beispiel: Im Orthopädischen Spital Speising und im Herz-Jesu Krankenhaus wurden vergangenes Jahr insgesamt so viele künstliche Knie- und Hüftgelenke bei Patient*innen eingesetzt wie noch nie zuvor, nämlich 4 779. Auch bei den Wirbelsäuleneingriffen wurde mit knapp 2 800 Implantationen ein neuer Höchstwert erreicht.

14 Frühjahr | 24
Eva Maria Autzinger am Telefon
Vinzenz Gruppe | Aktuell
© freepik, Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien

Den Moment genießen: Zwei Bewohnerinnen und die Pflegemitarbeiterin (li.) pflanzten im St. Barbara Hospiz Blumen.

Abschied in Würde

„In den St. Barbara Hospizen ermöglichen wir schwerkranken Menschen ein lebenswertes Leben bis zum Ende“, sagt Mag. Rudolf Wagner, Geschäftsführer der St. Barbara Hospiz GmbH. Seit Februar kann er auf den Rückhalt aller Krankenhausträger in Oberösterreich und des Roten Kreuzes setzen, die gemeinsam als Eigentümer hinter diesen Einrichtungen stehen. Aktuell betreibt die St. Barbara Hospiz GmbH zwei stationäre Hospize in Linz und Ried im Innkreis mit insgesamt 16 Betreuungsplätzen. Im laufenden Jahr wird am Standort in Linz die erste Tageshospizeinrichtung dazukommen. Für 2025 steht in Vöcklabruck mit der Eröffnung von stationärem Hospiz und Tageshospiz der dritte Standort auf dem Plan. Bis 2027 wird der Versorgungsausbau weitergehen und dann Standorte in Wels und Steyr umfassen.

Gastkommentar

Jakob Ille, Innenpolitikredakteur der Austria Presse Agentur

Was sagt deine Therapeutin dazu?

6.5.2024, 20 Uhr

Hernalser Hauptstraße 55, 1170 Wien

Kartenpreis: € 35,–

Tickets unter +43 1 407 77 407 oder www.wiener-metropol.at

Namhafte Künstlerinnen und Künstler bieten wie gewohnt einen bunten Mix aus MusicalHighlights, Pop und Kabarett.

Moderation:

Petra Kreuzer & Christian Strasser

Der Erlös YoungMumkommtzugute.

Wenn vier Jahre Pandemie etwas zum Positiven verändert haben, dann wohl, dass mentale Gesundheit langsam aber doch enttabuisiert wird. Und das ist gut so, denn die Lage ist ernst: 67 Prozent der Schüler*innen leiden an Niedergeschlagenheit oder Hoffnungslosigkeit, gar 27 Prozent plagen immer wieder suizidale Gedanken, wie eine Studie der Uni Wien Mitte Jänner gezeigt hat. Psychische Erkrankungen betreffen aber natürlich nicht nur Schüler*innen. Es kann jeden treffen, und man kann etwas dagegen tun. Der gelegentliche Spaziergang an der frischen Luft mag helfen, manchmal braucht es aber professionelle Unterstützung. Eine*n Psychotherapeut*in aufzusuchen, sollte nicht mit Scham behaftet sein. Vielleicht kann man sich hier ein Beispiel an der Gen Z nehmen. „Mein Therapeut hat gesagt“ geht vielen Menschen Anfang 20 so leicht über die Lippen, wie „Mein Cholesterin ist zu hoch“ ihren Eltern.

Auch muss Psychotherapie nicht die Ultima Ratio sein, wenn der Leidensdruck schon weit fortgeschritten ist. Wer körperlich lange gesund bleiben möchte, ernährt sich ausgewogen, macht Sport und geht nicht erst dann zum Arzt, wenn die Knie so sehr schmerzen, dass man nicht mehr laufen kann. Selbiges sollte auch für mentale Gesundheit gelten. Nur: Die Mitgliedschaft in einem Studio der „Fitinn“-Kette – die neben sexistischen Werbesprüchen vor allem für ihre günstigen Preise bekannt ist – kostet 30 Euro im Monat, eine Therapieeinheit von 50 Minuten selten unter 80 Euro. Ein gesunder Geist lebt in einem gesunden Körper, vor allem aber in einem, der sich Gesundheit leisten kann.

Der Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

15 Frühjahr | 24
Vinzenz Gruppe | Aktuell
© St. Barbara Hospiz Ried
17. Ausgabe

Fit im Schritt bleiben

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Viele leiden darunter, nur wenige sprechen über dieses Tabuthema: Inkontinenz betrifft auch jüngere Menschen. Doch es gibt keinen Grund, sich damit abzufinden. Darum am besten gleich mit diesen Übungen beginnen!

Von Josef Haslinger

Unfreiwilliger Harn- oder Stuhlabgang ist mehr als bloß unangenehm. Inkontinenz schränkt die Lebensqualität im Alltag ein und kann Betroffene bis zum völligen sozialen Rückzug treiben. Obwohl das Problem meist schamhaft verschwiegen wird, ist es weit verbreitet. Jede vierte Frau, jeder zehnte Mann ist damit konfrontiert – nicht nur mit zunehmendem Alter, sondern oft schon in jüngeren Jahren.

Die Anatomie des Beckenbodens bringt es mit sich, dass Frauen stärker gefährdet sind als Männer. Schwangerschaftsbedingte Veränderungen begünstigen die Entwicklung einer Inkontinenz, nach der Geburt sind Schonung und frühzeitige Rückbildungsgymnastik daher enorm wichtig. Andere Ursachen können Sportarten mit hohen biomechanischen Belastungen, vom Tennis bis zum Trampolinspringen, sein. Übergewicht oder eine schwache Rumpfmuskulatur erhöhen ebenso das Inkontinenzrisiko. Bei Jüngeren kommt es manchmal nach einer Operation, z. B. an der Prostata, zu unfreiwilligem Harnverlust.

Gute Erfolge oft ohne OP

Dr.in Elisabeth Lindner ist Oberärztin und leitet das Beckenbodenzentrum Ried. „Leider finden sich viele Betroffene mit der Situation ab. Dabei kann den allermeisten Patient*innen gut geholfen werden.

Den allermeisten Inkontinenzbetroffenen kann sehr gut geholfen werden!
Elisabeth Lindner Gynäkologin

Es gibt viele Behandlungsmöglichkeiten und unterstützende Hilfsmittel.“ Im Beckenbodenzentrum arbeiten mehrere Fachbereiche des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried zusammen: Ärzt*innen aus Gynäkologie, Urologie, Chirurgie, Neurologie, Radiologie, Physikalischer Medizin und Rehabilitation sowie Expert*innen aus Pflege

und Physiotherapie. Sie erstellen für alle Betroffenen eine individuelle Therapie, was keineswegs immer eine Operation bedeutet. Oft bringen Beckenbodentraining, Biofeedback, Elektrostimulation oder Neuromodulation gute Erfolge.

Ist trotzdem ein Eingriff notwendig, stehen im Haus verschiedene Verfahren zur Verfügung, vom Einsetzen eines elastischen Harnröhrenbandes bis zum künstlichen Schließmuskelersatz. Die Medizinische Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ) hat das Beckenbodenzentrum im Innviertel im Vorjahr bereits zum fünften Mal für seine umfassende Expertise erfolgreich zertifiziert.

Kontakt

Beckenbodenzentrum Ried

Krankenhaus der Barmherzigen

Schwestern Ried

Krankenhaus Ried

Schlossberg 1

4910 Ried im Innkreis

Tel. +43 7752 602-2500 www.bhsried.at

16 Frühjahr | 24 Medizin | Urologie

So bleibt der Beckenboden fit

Der Beckenboden lässt sich mit einfachen Übungen kräftigen. „Üben Sie täglich 15 Minuten, am besten aufgeteilt auf zwei- bis dreimal“, rät Primarius Dr. Christian Angleitner, Leiter der Physikalischen Medizin am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried.

Wichtig: Bauch-, Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur beim Üben immer lockerlassen und die Ausgangsstellungen variieren!

Anspannen und Halten

Spannen Sie Ihren Beckenboden an, halten Sie die Spannung für 5 bis 10 Sekunden und machen Sie eine Pause von 10 Sekunden. Versuchen Sie, während des Anspannens weiter zu atmen.

Blinzeln bzw. Zwinkern

Spannen Sie den Schließmuskel um Harnröhre bzw. After kurz und schnell an. 5 bis 10 Wiederholungen und 30 Sekunden Pause. Variante: Verstärken Sie das Anspannen mit einem deutlichen „Hopp“.

Beckenboden und Bewegung

Im Sitzen den Beckenboden anspannen, Oberkörper nach vorne neigen und aufstehen. Versuchen Sie, den Beckenboden während des Aufstehens angespannt zu halten.

© Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried/Hirnschrodt
17 Frühjahr | 24

Vita

Ein Leben für die Kinder Gottes Barbara Brunner wird 1966 als eines von sechs Kindern im oberösterreichischen St. Florian am Inn geboren. Nach der Matura im Gymnasium Schärding absolviert die Innviertlerin die Hebammenausbildung in Salzburg.

1989 tritt sie als Novizin in die Ordensgemeinschaft der Schwestern Jesu ein und arbeitet als Hebamme im Sanatorium Maria Hilf in Klagenfurt. Als Schwester Barbara lebt sie nach der Spiritualität des Ignatius von Loyola.

1997 folgt die Übersiedlung in die Bundeshauptstadt als Geburtshelferin im Göttlicher Heiland Krankenhaus, 2019 der Wechsel ins St. Josef Krankenhaus Wien.

18 Frühjahr | 24
Leib & Seele | Interview

„Die verlängerte Hand Gottes“

Als Ordensschwester dient Barbara Brunner Jesus Christus, als Hebamme werdenden Müttern und schon mehr als 2.000 Babys. Zwei Welten, eine Leidenschaft: für Menschen.

Barbara Brunner wuchs in einer katholischen Familie auf. Ihr Plan: eine Familie gründen und Mutter werden. Sie absolvierte die Ausbildung zur Hebamme, bis heute ihr Traumberuf und arbeitet im St. Josef Krankenhaus Wien, einem Ordensspital der Salvatorianerinnen. Zu ihrer Familie wurde jedoch die „Gemeinschaft der Schwestern Jesu“. Der Orden wurde erst 1981 in Klagenfurt gegründet. Hier und in Wien leben neun Schwestern, weitere in Tschechien und seit Kurzem auch welche in Rom.

Vinzenz magazin: Hatten Sie ein Erweckungserlebnis? Wie spürten Sie die Berufung?

Schwester Barbara: Als ich den Beruf der Hebamme ergriff, hatte ich mein Leben anders geplant. Doch bei dem Besuch einer Jugendfreundin, die schon zuvor den Weg zu den Schwestern Jesu gegangen war, wurden die Weichen gestellt. Da klopfte plötzlich der liebe Gott bei mir an. Ich habe nicht ihn gesucht, er hat mich gefunden. Gott spricht immer mit einem, man muss es nur richtig zu deuten wissen. Wenn ich es nicht ausprobiere, dachte ich nach längerem Ringen, werde ich nicht wissen, ob es etwas für mich ist. Im Augenblick meiner Entscheidung empfand ich eine tiefe innere Freude und Glück. Natürlich war es anfangs ein Kämpfen, aber keine Flucht. Gott hatte

einen Plan für mich. Den Weg habe ich bis heute kein einziges Mal bereut.

Sie leben nach der Spiritualität des heiligen Ignatius. Was bedeutet das? Das ist keine Geheimlehre – sie ist allen öffentlich zugänglich. Ignatius von Loyola achtete stets darauf, was sich im Inneren tut, und ging dem konsequent nach. Er hilft uns, Gott in allem zu suchen, zu finden und ihm zu dienen. Im Berufsleben, in der Erholung, im Gebet oder im Gespräch. Papst Franziskus lässt Ignatius‘ Denken und Wirken in fast all seinen Schriften und Predigten einfließen.

Sie tragen keine Schwesterntracht. Nein, auch nicht während des Noviziats (Anm.: Ausbildung). Außerdem haben wir keine eigenen Schulen, Kirchen, Krankenhäuser. In unseren erlernten Berufen gehen wir dorthin, wo wir gebraucht werden, ob als Buchhalterin oder eben Hebamme. Mein Glücksfall war, dass ich einen tollen Arbeitsplatz in einer apostolischen Einrichtung wie der Vinzenz Gruppe gefunden habe. Viele werdende Mütter bemerken erst, dass ich Schwester bin, wenn ich mich als Schwester Barbara vorstelle. Für sie bin ich einfach ihre Hebamme.

Hat Ihre Entscheidung für Gott Ihren Beruf als Hebamme beeinflusst?

Der natürliche Geburtsvorgang ist seit Millionen Jahren gleich. Ich sehe meinen Beruf als Handwerk. Wir greifen und spüren, aber es ist für mich auch ein Begleiten, Anleiten, Durchführen und Durchtragen der Frauen in oft langen Stunden. Früher hätte ich vielleicht gesagt: Ich bin Hebamme mit Leib und Seele. Heute bin ich in erster Linie Schwester Jesu. Das beeinflusst aus meinem Inneren heraus alles, was ich denke, rede und tue. Als Christin glaube ich, dass das Leben aus Gottes Hand hervorgeht. Und immer, wenn neues Leben das Licht der Welt erblickt, helfe ich als Hebamme. In 36 Jahren durfte ich an der Seite Gottes über 2 000 Kindern zur Welt helfen. Ich bin sehr dankbar, im übertragenen Sinn seine verlängerte Hand zu sein.

Hebamme ist ein sehr emotionaler Beruf. Wie gehen Sie damit um? In die Frauen, die ich begleite, investiere ich viel, baue eine innige Beziehung auf. Denn eine Geburtsbegleitung verbindet, auch wenn man die Frau nie mehr wiedersieht. Eine Freundschaft muss sich allerdings nicht entwickeln. Beim Eingehen in die neue Lebensphase sind die Frau und das Kind die wichtigsten Menschen für mich. Danach muss ich jedoch emotional loslassen, denn das ist nicht mein Platz.

BEITRAG TEILEN 19 Frühjahr | 24
© Alek Kawka

Oberarzt Bernhard Zillner erklärt den Einsatz der Bandscheibenprothese.

Die dunkle künstliche Bandscheibe sorgt für bessere Beweglichkeit.

Am Röntgen ist die gut eingepasste Prothese erkennbar.

Die Feinmotorik funktioniert wieder. Geschirrspüler einzuräumen, ist kein Problem mehr.

Die postoperative Untersuchung zeigt, wie beweglich Andrea Goldbacher wieder ist.

20 Frühjahr | 24

Neue Bandscheibe für den Hals

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Jeder zweite Bandscheibenvorfall passiert in der Halswirbelsäule. Andrea Goldbacher und ihr Chirurg zeigen, wie moderne künstliche Bandscheiben funktionieren. Und wie bald sich die Patientin wieder schmerzfrei bewegen kann.

Anfangs hatte Andrea Goldbacher nur Nackenschmerzen und das Gefühl, sehr verspannt zu sein. Schließlich strahlten die Schmerzen aber bis in den linken Arm aus. Die Feinmotorik der Hand litt massiv. „Ich konnte keine Knöpfe mehr schließen oder kaum etwas halten, etwa einen Teller beim Ausräumen des Geschirrspülers“, erzählt die 48-Jährige. Wenig später die Diagnose: Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule als Folge jahrelanger Abnutzungen.

Dass neben den bekannten Bandscheibenvorfällen in der Lendenwirbelsäule auch die Halswirbelsäule häufig betroffen ist, weiß Dr. Bernhard Zillner, Oberarzt am Wirbelsäulenzentrum des Orthopädischen Spitals Speising (OSS) in Wien. „Etwa 40 bis 50 Prozent aller Vorfälle finden im Bereich der Halswirbelsäule statt. Die Ursachen können genetischer Natur sein, aufgrund von altersbedingtem Verschleiß, durch Unfälle oder Belastungen entstehen.“

Neue minimalinvasive OP-Methode

Der erste Behandlungsschritt erfolgt immer konservativ, etwa über Infiltrationen. Zeigen sie nicht den gewünschten Erfolg, ist die klassische Methode die sogenannte Fusion, eine Versteifung der betroffenen

Wirbelabschnitte. Im Orthopädischen Spital Speising kommen für bestimmte Betroffene nun auch Prothesen der neuesten Generation zum Einsatz. „Gute Voraussetzungen haben jüngere Patient*innen zwischen 30 und 55 Jahren. Bei ihnen gibt es in der Regel noch nicht viel knöcherne Abnutzung“, erklärt Zillner. Daneben fließen auch eventuelle Instabilitäten wie Wirbelgleiten in die Entscheidung ein, ob Betroffene für die Prothese geeignet sind. „Von Vorteil ist, wenn der Bandscheibenvorfall noch frisch und weich ist.“

Rasch fit und mobil

Rund eine Stunde dauert die Operation, bei der die geschädigte Bandscheibe durch die Prothese ausgetauscht wird. „Der schonende Eingriff erfolgt minimalinvasiv von vorne im Halsbereich. Das Gewebe, das auf die Nerven drückt, wird entfernt und die Prothese eingesetzt. Ihre Oberfläche besteht aus einem Material, das aufgrund seiner Struktur automatisch festsitzt. Es muss nicht mehr wie frühere Modelle im Wirbelkörper verankert werden.“

Die jüngste Prothesengeneration erlaubt außerdem die vollständige Beweglichkeit der Halswirbelsäule. Weil sich Patient*innen

schon kurz nach der Operation wieder bewegen dürfen, werden sie schneller wieder mobil. „Auch die Datenlage zu den Bandscheibenprothesen der neuesten Generation zeigt die hohe Effektivität dieser Methode“, erklärt der Wirbelsäulenchirurg.

Andrea Goldbachers Wirbelsäule war für den Eingriff geeignet und wurde erfolgreich operiert. Für sie die beste Entscheidung ihres Lebens. „Ich war sehr schnell wieder fit und konnte mich gut bewegen. Schon kurz nach der OP war wieder alles möglich: von Alltagstätigkeiten über Arbeit bis zum Sport.“

Chirurg Bernhard Zillner

Medizin | Orthopädie
© Alek Kawka

Chirurg Florian Gruber checkt, ob das neue Sprunggelenk von Brigitte Schmidt gut funktioniert.

Wieder gut zu Fuß

Bei fortgeschrittener Sprunggelenksarthrose kommen vermehrt Endoprothesen zum Einsatz. Sie werden dank 3D-Planung perfekt eingepasst. Ein Orthopäde erklärt, wie die Beweglichkeit des Gelenks erhalten bleibt.

Von Heike Kossdorff

Brigitte Schmidt war ausgerechnet in der hügeligen Stadt Lissabon auf Kurzurlaub, als sie plötzlich starke Schmerzen im rechten Fuß verspürte: im Bereich des Sprunggelenks. „Es waren furchtbare Stiche und ich konnte kaum mehr auftreten.“ Zurück in Wien wurde die 72-Jährige konservativ behandelt. Nachdem sich keine anhaltende Besserung einstellte, empfahl ihr der Orthopäde den Besuch bei einer*m

Sprunggelenksspezialist*in.

Ihr Weg führte Schmidt zu Oberarzt Dr. Florian Gruber, Leiter des zertifizierten Zentrums für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie im Herz-Jesu Krankenhaus Wien. Er diagnostizierte eine fortgeschrittene Arthrose des oberen Sprunggelenkes.

Vorteile der Prothese Starke Abnutzungen können zu Schmerzen und massiv beein-

trächtigter Beweglichkeit führen. Der orthopädische Chirurg: „Wenn Betroffene in ihrer Lebensqualität sehr stark eingeschränkt und konservative Therapien ausgeschöpft sind, bleibt als Lösung nur mehr die Operation. Es stehen zwei Optionen zur Auswahl, die operative Versteifung oder der Einsatz eines künstlichen Sprunggelenks.“ Die Prothese des Sprunggelenks kommt dank neuester Technik vermehrt zum Einsatz. Der

22 Frühjahr | 24
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„Wandern, Radfahren und Schwimmen sind wieder möglich.“

Vorteil des Gelenksersatzes, der auch im Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie im Orthopädischen Spital Speising implantiert wird: Er erhält den natürlichen Abrollmechanismus und die Beweglichkeit des Gelenks. Normale Bewegungen und Sportarten wie Wandern, Radfahren oder Schwimmen sind damit wieder problemlos möglich.

Präzise Positionierung

Eine große Herausforderung ist allerdings die Verankerung im Knochen, weiß Gruber. „Es handelt sich hier um eine sehr kleine Knochenfläche, auf die eine große biomechanische Belastung ausgeübt wird.“ Die exakte Planung des Eingriffs ist daher besonders wichtig. Im spezialisierten Zentrum gelingt sie dank einer computergestützten 3D-Simulation

Nach wenigen Wochen ist der Fuß in jede Richtung beweglich.

und einer individuell angefertigten 3D-Schablone für die Anpassung während der Operation. Die Vorteile sind laut Gruber groß. „Die Positionierung der Prothese ist präziser, dadurch gibt es eine bessere Krafteinleitung auf den Knochen und so auch eine bessere Funktionalität und Haltbarkeit.“

Der Eingriff ist allerdings nicht für alle Patient*innen geeignet. „Da etwas mehr als 80 Prozent dieser Prothesen eine Haltbarkeit von mehr als zehn Jahren aufweisen, empfiehlt sie sich

Die Patientin trainiert konsequent ihr neues Fußgelenk.

nicht für junge Betroffene. Wichtig ist auch, dass präoperativ genügend Restbeweglichkeit vorhanden ist und es keine stärkeren Fehlstellungen gibt.“

Fuß belastbar und beweglich Schmidt war für die Operation geeignet. Sie bekam ihr künstliches Gelenk vor einem halben Jahr implantiert. Bereits nach wenigen Wochen konnte sie ihren Fuß wieder belasten. „Ich kann ihn in jede Richtung drehen oder biegen und das völlig schmerzfrei.“ Sie geht auch wandern wie zuvor, radfahren oder schwimmen. Und der nächste Städteurlaub kann unbesorgt geplant werden.

Kontakt

Herz-Jesu Krankenhaus Wien

Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie – Termin nach Überweisung durch Fachärzt*in

Tel.: +43 1 7122684-0

www.kh-herzjesu.at

23 Frühjahr | 24
Medizin | Orthopädie
© Alek Kawka

Die Rollenden Engel

Ein oberösterreichischer Verein erfüllt Schwerkranken ihre letzten Wünsche. Diplomkrankenpflegerin Susanne SchwandtStummer ist regelmäßig dabei und erzählt von berührenden Schicksalen, großen Gefühlen und leuchtenden Augen.

Nach einer Wanderung klagte Roswitha (52) plötzlich über starke Kopfschmerzen, eine Körperhälfte reagierte nicht mehr. Im Spital folgte eine Schockdiagnose. Die Patientin war so schwer erkrankt, dass außer einer Bestrahlung nichts mehr für sie getan werden konnte. Die Mitarbeiter*innen am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern fragten Roswitha, ob sie einen offenen Herzenswunsch habe. Ja, Roswitha wollte gerne noch einmal daheim im eigenen Garten ihre Familie treffen. Die Rollenden Engel kamen mit ihrem

Bus und brachten sie genau da hin. Mehr als 200 Mal sind die Rollenden Engel bereits ausgefahren. Jede einzelne Fahrt quer durch Österreich sorgte für starke Emotionen bei allen Beteiligten. Der Verein hat einen alten Schulbus in eine rollende Intensivstation mit Bett, allen notwendigen medizinischen Geräten und einem Fernseher umgebaut.

Tränen der Freude

Die erfüllten Wünsche sind sehr verschieden. Der frühere Kraftfahrer Georg wollte noch einmal zu Hause

seine geliebten Katzen streicheln. Ein 62-jähriger Welser hatte 40 Jahre in einem Möbelhaus gearbeitet und wollte in seine Abteilung. Knapp 100 ehemalige Kolleg*innen standen Spalier und applaudierten, als der „Lampen-Karli“ im Rollstuhl ankam. Für einige Momente hatte der Patient seinen Leberkrebs vergessen und freute sich riesig über das Wiedersehen.

Jemand träumte von einem Sonnenaufgang auf einem bestimmten Berggipfel oder davon, einen Hubschrauberflug zu erleben – die Rollenden

Susanne SchwandtStummer und Florian Aichhorn rollen mit diesem Bus zu ihren ehrenamtlichen Einsätzen.

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Leib & Seele | Not der Zeit

Roswithas Herzenswunsch war ein Wiedersehen mit der Familie im eigenen Heim.

Engel erfüllten schon mehr als 200 Mal kostenlos eine letzte große Freude. Sie finanzieren diese Aktivitäten durch Spenden und Patenschaften.

Engel im Rallyeauto

Vor etwas mehr als vier Jahren hat Florian Aichhorn, selbst als Notfall sanitäter im Einsatz, den gemeinnüt zigen Verein gegründet. Seine Motiva tion war sehr bewegend. Florian hatte sich in einem Restaurant mit einer Familie und deren erst zehnjährigem Sohn angefreundet. „Der Bub sollte aufgrund einer schweren Erkrankung eigentlich schon seit zwei Jahren tot sein. Sein größter Wunsch: einmal mit einem Rallyeauto zu fahren.“ Kurze Zeit später durfte der überglückliche Junge dank einiger Anrufe von Aichhorn mit einem Profi seine Runden drehen.

Das war die Geburtsstunde der Rollenden Engel. Einer dieser Engel ist Susanne Schwandt-Stummer (60). Sie ist seit 36 Jahren Diplomkrankenpflegerin am Ordensklinikum Linz und in ihrer Freizeit regelmäßig bei Wunschfahrten an Bord.

Schwere Schicksale und das Leuchten in den Augen der Menschen.

„Es sind schwere Schicksale, aber der Ausdruck, das Leuchten und die Glückseligkeit in den Augen der Menschen – dafür lohnt sich jede Fahrt. Es tut richtig gut, den Leuten ihren letzten großen Wunsch erfüllen zu können.“

Alter Schulbus

Der älteste Fahrgast, an den sich Schwandt-Stummer erinnern kann, war ein 103-jähriger Mann aus dem Bezirk Freistadt. „Er wollte noch einmal in die Kirche in seiner Heimatgemeinde. Diesen Ausflug haben wir gerne für ihn möglich gemacht.“ Wie alle anderen Fahrgäste bekam er bei der Heimfahrt das Maskottchen Ben, einen kleinen Teddy, geschenkt. Das Originalplüschtier hat bei den Rollenden Engeln Tradition und ist bei jedem Ausflug in der Fahrerkabine. Dieses Stofftier gehörte einem kranken Bub. Dessen größter Wunsch

war, dass nach seinem Besuch des Linzer Pöstlingbergs von nun an sein Teddy Ben das Engelteam bei den weiteren Ausflügen begleiten dürfte. Und diesem Wunsch kommen die Rollenden Engel natürlich besonders gerne nach.

Bankverbindung für Spenden

Verein Rollende Engel

IBAN AT79 3468 0000 0303 9500 www.rollende-engel.at

25 Frühjahr | 24
Ordensklinikum Linz, privat, freepik
©

Digitale Pflegerinnen

Gesundheits- und Krankenpflegende der Spitäler der Vinzenz Gruppe dokumentieren in Sozialen Medien wie Instagram und LinkedIn ihren Alltag. Sie zeigen Humor, teilen Alltagsmomente und werben um Interessierte.

Werbung für Turnschuhe und Lippenstifte – die Welt von Influencer*innen in der Fashion- und Beauty-Branche. In der Vinzenz Gruppe erleben SocialMedia-Accounts ebenfalls einen Boom: von Pflegekräften. Sie posten ihren Alltag, thematisieren Gesundheitsprobleme, stärken nebenbei das Image von Pflegekräften und akquirieren neue Kolleg*innen.

Duo hat 173 000 Follower Isabelle Doczy, 23, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin

in der Neonatologie des St. Josef Krankenhauses Wien, betreibt mit Regina Girgis, 24, Medizinstudentin und Absolventin des klinisch-praktischen Jahrs im Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien, den InstagramAccount @medicinexcare – mit Vorwarnung: „Unsere Seite dient zur Unterhaltung und Erweiterung des Wissens im medizinischen Bereich. Wir geben keine medizinische Beratung, Tipps oder Diagnosen.“

Aller Anfang waren Anatomieposts, erinnert sich Doczy. „Dann trauten

wir uns über Videos. Reels können viral gehen.“ Ein Erfolg mit mehr als 173 000 Follower*innen.

Die meisten Klicks erntete ein Posting über Herzinfarktsymptome bei Frauen: drei Millionen.

„Am beliebtesten sind Basisthemen, Dinge, die jeden betreffen, und Fragen zur Ausbildung“, sagt Doczy.

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Leib & Seele | Soziale Medien
@medicinexcare

#PflegeKannDas

Weitere Influencerinnen der Vinzenz Gruppe:

• DGKP Heidrun Nycz

LinkedIn: Heidrun Nycz

Instagram: @nursing_development

• DGKP Isabella Raab

LinkedIn und Facebook: Isabella Raab

Instagram: @nursing_in_austria

• DGKP Janna Löwegrün

Instagram: @morejanna_

• DGKP Isabella Martins

LinkedIn: Isabella Martins

Schwester Elisabeth Wurzer, SDS Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson sowie Mitarbeiterin der Ambulanz im St. Josef Krankenhaus Wien über ihren Berufsalltag

„Es GUT haben“

Bei spezifisch medizinischen Fragen verweist sie auf Fachexpert*innen. Mittlerweile ist der Account ein finanzielles Zubrot. Er bewirbt die eigene Periodenunterwäschekollektion @my.mense. „Wir haben das Label 2023 gegründet, weil wir mit den am Markt befindlichen Produkten nicht zufrieden waren.“

Ausbildung zur Social Media Nurse Sophie Herzog, 24, startete als Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin für das Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien 2022 mit @nurse.est 2020. „Ich wollte Studierenden, Interessierten und Pflegenden einen Blick hinter die Kulissen des Berufes ermöglichen.“ Ihre Follower*innen sind großteils zwischen 19 und 34 Jahren alt sowie zu 75 Prozent weiblich.

Instagram: @nursingiscaring @nurse.est2020

„Oft wähle ich einen humoristischen Zugang und vermische Berufliches mit Privatem, um nahbar zu sein.“ Aufsehen erregte sie mit einem aufblasbaren Pool im Aufenthaltsraum der Station, „um auf die Sommerhitze hinzuweisen“. Nebenbei absolviert sie – mit Unterstützung des Spitals – eine Ausbildung in Deutschland zur „Social Media Nurse“.

„Bei euch im Haus herrscht eine gute Atmosphäre, ein guter Geist“, ist immer wieder mal von externen Personen zu hören. Das ist eine positive Rückmeldung, die Freude macht. Doch dann gibt es Mitarbeiter*innen, die feststellen: „Früher war es ganz anders bei uns.“ Natürlich, denn die Zeit und Entwicklung sind nicht stehen geblieben.

Jede*r Einzelne prägt die Atmosphäre mit. Ich selbst fühle mich wohler, wenn gute Stimmung herrscht und ich freundliche Gesichter sehe. Damit ich in meinem Umfeld das erleben darf, muss ich meinen Beitrag leisten. In mir braucht es Grundwerte, die ich täglich neu im Alltag umzusetzen versuche. Am Morgen rechtzeitig auf dem Arbeitsplatz zu sein, die anderen wahrzunehmen, mit einem Gruß und Lächeln zu empfangen, ist ein guter Start in den Tag. Kommt mir Gleiches zurück, ist das wunderbar. Sehe ich auf das Programm für den Tag, kann es vielleicht schwer bewältigbar erscheinen. Es kommt auf mich an, wie ich damit umgehe. Eine gute, erprobte Möglichkeit ist nicht jammern, nicht den Humor verlieren, sondern einfach beginnen. Ich darf offen sein für Überraschungen, sie kommen sowieso.

Interesse und Wertschätzung

Im Miteinander und Füreinander ist Erstaunliches verwirklichbar. Wage ich es, mehr auf das Gesamte zu schauen als mich zuerst einmal um mich zu kümmern, werde ich Neues, noch Unbekanntes entdecken. Ein Interesse für jede Berufsgruppe um mich herum, meine Wertschätzung für ihre geleistete Arbeit, trägt sehr zur guten Stimmung bei. Jeder Mensch freut sich, wenn ich ihr oder ihm „Danke“ sage. Die Arbeit in einem Krankenhaus ist Teamwork – im kleinen Bereich wie im gesamten Haus. Wir gehören alle zusammen. Wenn wir versuchen, gut und aufmerksam miteinander umzugehen, werden wir es alle GUT haben. Dass dies möglich ist, habe ich in den über 30 Jahren meiner Tätigkeit oft erlebt, und dafür bin ich sehr dankbar.

© Alek Kawka 27 Frühjahr | 24 Leib & Seele | Gastkommentar
Von der Seele geschrieben
privat, St. Josef Krankenhaus Wien, freepik
©
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