Warum Muttermilch und Hüftultraschall so wichtig für die Kinder sind.
Alles dreht sich
Die Schwindelambulanz bietet Diagnose und verschiedene Therapien. Nach der Reha
Wenn Patient*innen von der HerzReha heimfahren, folgt die TeleReha.
Fit für zu Hause
Am Gesundheitsparcours üben Leute zwischen 65 und 101 Jahren den Alltag.
mit Herz Hospiz
Völlig unerwartet bekam Ingeborg Küffel ihre Diagnose „unheilbar krank“. Im Hospiz St. Katharina findet sie in dieser schwierigen Zeit ein geborgenes letztes Zuhause. Eine Umgebung, in der sie sorgenvolle Gedanken genauso wie schöne Glücksmomente teilen kann. „Alles, was ich noch machen kann, mache ich“, meint Frau Küffel mit einem Lächeln im Gesicht. Dabei wird Frau Küffel vom fürsorglichen Team der Barmherzige Schwestern Pflege und Wohnen begleitet.
Wohnbereichsleiterin DGKP Dragana Lazic und Hospizbewohnerin
Ingeborg Küffel haben einander ins Herz geschlossen.
Editorial
Neue Wege für Ihre Gesundheit
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Unser österreichisches Gesundheitssystem ist stark fragmentiert. In der Fachsprache unterscheiden wir zwischen intramuraler und extramuraler Versorgung. Murus bedeutet Mauer und eine solche scheint zwischen diesen beiden Versorgungsformen zu stehen. Es ist allerdings höchste Zeit für ein Umdenken in Sachen Gesundheitsversorgung: Sie muss vernetzter, durchlässiger und besser in unseren Alltag integrierbar werden.
Genau hier setzt die Vinzenz Gruppe mit ihren Gesundheitsparks an. Diese bieten seit 2015 eine vernetzte Versorgung, die über das klassische Krankenhaus hinausgeht. In einem Gesundheitspark arbeiten Krankenhaus, niedergelassene Ärztinnen* und Ärzte*, Pflegekräfte, Therapeutinnen* und Therapeuten*, Apotheken und viele mehr gemeinsam an einem Ziel: Menschen entlang ihrer gesundheitlichen Bedürfnisse ein Leben lang zu begleiten. In diesen Gesundheitsnetzwerken geht es nicht nur um Krankheit. Prävention und die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Menschen sind gleichberechtigte Ziele. Um diesem neuen Verständnis von Gesundheitswesen noch besser gerecht zu werden, gehen wir nun einen Schritt weiter: Gemeinsam mit SES Spar European Shopping Centers werden wir Gesundheitsparks direkt in Einkaufszentren errichten. Warum in Einkaufszentren? Weil sie gut erreichbar und Teil des täglichen Lebens sind. Hier erledigen wir unsere Besorgungen – und bald auch Gesundheitsangelegenheiten. Durch diese Integration schaffen wir niederschwellige Anlaufstellen, die medizinische, therapeutische und pflegerische Angebote einfach zugänglich machen.
Es geht darum, neue Wege zu beschreiten und Gesundheitsversorgung dorthin zu bringen, wo sie gebraucht wird – mitten ins alltägliche Leben. Mit unseren Gesundheitsparks schaffen wir ein modernes Angebot, das den Zugang zur Gesundheitsversorgung vereinfacht und es Ihnen ermöglicht, Ihre Gesundheit aktiv und selbstbestimmt zu gestalten.
Inhalt
Vinzenz Gruppe
4 Nachrichten aus den Häusern und Gesundheitstipp.
15 Aktuell. Gesundheitsparks der Vinzenz Gruppe in Einkaufsmärkten; Schlaganfallhotline in OÖ.
15 Gastkommentar von Tips-Chefredakteurin Alexandra Mittermayr.
28 Impressum
Medizin
6 Baby 1. Früher Ultraschall für gesunde Hüften bei Kindern.
8 Baby 2. Warum Muttermilch für Säuglinge so nahrhaft und wichtig ist.
10 Schwindelambulanz. Diagnose und Behandlung in Ried.
12 Achalasie. Die seltene Erkrankung der Speiseröhre ist tückisch.
16 TeleReha. Nach der HerzReha bleiben Patient*innen am Ball.
18 Leber-OP. Wie die Leber trotz Metastasen erhalten bleiben kann.
Leib & Seele
20 Interview. Ein ungewöhnlicher Karriereweg im Krankenhaus.
22 Not der Zeit. Ein Gynäkologe war ehrenamtlich auf Einsatz in Ghana.
Dr. Michael Heinisch
Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe
Wenn Ihnen das Vinzenz magazin gefällt, können Sie es bestellen. Per E-Mail: office@vinzenzgruppe.at oder telefonisch: +43 1 59988-3082.
24 Radeln. Ein Arzt erklärt, wie gesund alltägliches Radfahren ist.
26 Gesundheitsparcous. Wie ältere Menschen wieder fit werden.
27 Von der Seele geschrieben
Neues aus der
Pflegelehrlinge
Romina Kapfenberger (li.) und Katharina Wagner (re.) genießen mit zwei Bewohner*innen die Natur im Mater Salvatoris.
Hereinspaziert
im
Pflegehaus
„Ich wollte immer schon im Sozialbereich arbeiten. Nach meinem Praktikum war mir klar: Die Pflege soll es sein“, meint Katharina Wagner stolz. Als eine der ersten drei Pflegelehrlinge in den Einrichtungen der Courage Gruppe absolviert sie seit November 2023 die Ausbildung zur Pflege(fach)assistenz. Diese Ausbildungsform ermöglicht auch jungen Menschen
wie Katharina Wagner den Zugang zum Pflegeberuf. „Am schönsten sind für mich die Freude und Dankbarkeit der Bewohner*innen. Wir haben viel Spaß gemeinsam!“
Diesen Herbst startet in Niederösterreich bereits der zweite Jahrgang mit sieben neuen Pflegelehrlingen in der Barmherzige Schwestern Pflege und Wohnen und der Mater Salvatoris Alten- und Pflegeheim GmbH. www.couragegruppe.at
Erfolgreiche Kontinenz- und Stomaberatung
Jede dritte Frau und jeder zehnte Mann sind im Laufe ihres Lebens von Inkontinenz betroffen. Im zertifizierten Beckenbodenzentrum am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried haben 85 Prozent der 13 000 Patient*innen ihre Beschwerden durch konservative Therapien beseitigt oder stark verbessert. Dieser QR-Code führt zu einem Video, wo Sie viele Infos erhalten. www.bhs-ried.at
Dr.in Elisabeth Lindner leitet das Zentrum in Ried.
Ordensklinikum Linz
Tel.: +43 732 7677-0
E-Mail: office@ordensklinikum.at
Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien
Tel.: +43 1 59988-0
E-Mail: office.wien@bhs.at
Ordensklinikum Innviertel
E-Mail: office.ried@bhs.at, office@khbr.at
Mit
Das Haus St. Katharina öffnet seine Türen: Am 9. Oktober erlangen Sie zum Monat der Senior*innen des Fonds Soziales Wien mehr „Kompetenz fürs Altern“ bei einfachen Tipps für den Alltag sowie Vorträgen rund um Demenz, seelische Gesundheit und Ernährung im Alter. Am 12. November sind alle willkommen, die sich im Zuge der Wochen für Beruf und Weiterbildung des waff für die Möglichkeiten in der Pflege und Betreuung interessieren. ww.bhs.or.at
Konzerttickets helfen
Franz Schubert, Béla Bartók, Pjotr Iljitsch Tschaikowksi. Mit der Teilnahme am Benefizkonzert der Sinfonia Academica am 29. November 2024 im Orthopädischen Spital Speising finanzieren Besucher*innen medizinische Unterstützung. Denn zigtausende Menschen in Österreich sind nicht krankenversichert und können sich keine ausreichende Gesundheitsversorgung leisten. In Wien ermöglichen fünf Fachkliniken der Vinzenz Gruppe mit dem Projekt dock eine fachärztliche Betreuung für Unversicherte. Tickets um 50 Euro sind über oeticket erhältlich. www.vinzenzgruppe.at/konzert
St. Josef Krankenhaus Wien
Tel.: +43 1 87844-0
E-Mail: office@sjk-wien.at
Herz-Jesu Krankenhaus Wien
Tel.: +43 1 7122684-0
E-Mail: office@kh-herzjesu.at
Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien
Tel.: +43 1 40088-0
E-Mail: service@khgh.at
Orthopädisches Spital Speising Wien
Tel.: +43 1 80182-0
E-Mail: office@oss.at
Pflegelehrlinge mit Courage
Vinzenz Gruppe
Modellbaby zum Üben
Mit 35 Zentimetern Größe und einem Gewicht von 1090 Gramm kommt „Paul“ einem echten Frühgeborenen sehr nahe. Das Team um Primarius Dr. Roland Berger an der Neonatologie des St. Josef Krankenhauses Wien trainiert mögliche medizinische Notfälle mit einer neuen lebensnahen Simulationspuppe. Das Modell eines Frühchens, das in der 27. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen ist, ist ein Hightechprodukt. Es läuft z. B. blau an, wenn die Sauerstoffsättigung abfällt. www.sjk-wien.at
Akutgeriatrie eröffnet
Das neue Department für Akutgeriatrie und Remobilisation (AG/R) am Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien wurde im Hochsommer feierlich eröffnet. Hier werden ab nun ältere Menschen interdisziplinär mit dem Fokus auf aktivierende und fördernde Pflege betreut, um ihnen die Rückkehr in ein selbständiges Leben zu ermöglichen. Physio- und ergotherapeutische Trainingseinheiten unterstützen bei dieser Remobilisation. www.bhswien.at
Barmherzige Schwestern Pflege und Wohnen
Tel.: +43 1 5953111-3900
E-Mail: office@bhs.or.at
HerzReha Herz-Kreislauf-Zentrum Bad Ischl
Tel.: +43 6132 27801-0
E-Mail: info@herzreha.at
Meilenstein in Braunau
Im neuen Bauteil 10 am Krankenhaus St. Josef Braunau gibt es auf der allgemeinen Station nur mehr Zweitbettzimmer. Das „Green Building“ spart mindestens 25 Prozent an Energie im Vergleich zur Bauordnung bei Neubauten ein. Zur Eröffnung kamen der oberösterreichische Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer und seine Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander ins Innviertel. www.ordensklinikum-innviertel.at
Kongresstage im Herbst
Anästhesie und Intensivmedizin
• Fr., 11 10 2024 und Sa., 12 10 2024
• Gesellschaft der Ärzte in Wien –Billrothhaus
• Kongresspräsident: Primar Dr. Manfred Greher, MBA, Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Herz-Jesu Krankenhaus Wien
• Kongresstitel: Vienna Calling –The Sound of Precision: 30 Jahre Ultraschall in Regionalanästhesie und Schmerztherapie
Kongresstage Orthopädie
• Fr., 8 11 2024 und Sa., 9 11 2024
• Orthopädisches Spital Speising Wien
• Kongresspräsidentin: Primaria Univ.-Prof.in Dr.in Catharina Chiari, MSc, Abteilung für Kinderorthopädie und Fußchirurgie, Orthopädisches Spital Speising Wien
Gesundheit
Mag. Andreas Jäger, Meteorologe und Journalist
Ich bin bei einer kleinen Laufgruppe für Entspannte. Wir treffen uns, so gut es geht, jeden Samstagvormittag und traben eine knappe Stunde durch den Wienerwald. Kein Kilometerfressen, kein Wettbewerb, so gemütlich wie möglich und immer zu lockerem Plaudern aufgelegt.
Das Laufen tut vor allem meinem Kopf sehr gut.
• Kongresstitel: Kinder- und Jugendorthopädie – Interdisziplinäre Zusammenarbeit im Fokus
Der körperliche Effekt ist wunderbar, keine Frage. Aber vor allem geht es mir um das Miteinander mit angenehmen Menschen. Das Wochenende kriegt dann immer so eine Leichtigkeit.
Ich habe aus gesundheitlichen Gründen angefangen, wollte mich wieder fit fühlen. Aber dann habe ich gemerkt, dass es vor allem meinem Kopf sehr guttut. Ich brauche nur in mein Laufgewand zu schlüpfen und vor die Türe zu treten, schon ist der innere Schweinehund überwunden und ich freue mich nur mehr auf die anderen. Einsamkeit macht krank und verkürzt angeblich das Leben wie 15 Zigaretten täglich, habe ich mal gehört. Daher ist wohl jedes Hobby gesund, bei dem man unter Menschen kommt.
Bei manchen Neugeborenen kommt es zu Entwicklungsverzögerungen in puncto Hüfte. Ein früher Ultraschall kann diese Symptome aufdecken und für eine rasche Therapie sorgen.
Von Heike Kossdorff
Constantin lag im Mutterleib mit dem Becken voran und wurde deshalb per Notkaiserschnitt auf die Welt gebracht. Mit dieser Geburtsposition hatte der Säugling auch ein erhöhtes Risiko für eine Hüftdysplasie. Das ist eine häufige und angeborene Erkrankung des kindlichen Haltungs- sowie Bewegungsapparates, erklärt Univ.Prof.in Dr.in Catharina Chiari, MSc, Leiterin der Abteilung für Kinderorthopädie und Fußchirurgie am Orthopädischen Spital Speising. „Darunter versteht man eine Hüftreifungsverzögerung. Hier ist die Hüftgelenkspfanne zu klein angelegt, sodass
der Hüftkopf nur unzureichend überdacht wird.“ In der Folge findet der Kopf des Oberschenkelknochens darin nicht genug Halt. Im schwersten Fall, der sogenannten Hüftluxation, rutscht der Hüftkopf sogar aus der Gelenkspfanne heraus. Von einer Dysplasie sind etwa zwei Prozent aller Neugeborenen betroffen.
Konservative Therapie mit Gurten So wie der kleine Constantin. Seine Diagnose nach dem Hüftultraschall lautete Hüftdysplasie, zum Glück in milder Form. Die Therapie
startete unverzüglich, erzählt seine Mutter Corinna, selbst Ärztin im Orthopädischen Spital Speising. „Wir mussten Constantin sogenannte Zügerl anlegen, die er rund um die Uhr trug.“ Letztere werden nach ihrem Erfinder auch Pavlik-Bandage
Kinderorthopädin
Catharina Chiari hat Constantin gerade eine Pavlik-Bandage angelegt.
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Seit Jahrzehnten sind zwei Hüftultraschalltermine vorgeschrieben.
genannt und bestehen aus einem Brust- sowie zwei Unterschenkelgurten mit Fersensicherung, durch die die Knie des Säuglings nach außen und zur Brust gezogen werden. „Die Sitz-Hock-Position ist ideal für Betroffene einer Hüftdysplasie, denn in dieser Stellung wird der Hüftkopf tief in die Pfanne hineingedrückt. So kann das Hüftgelenk am besten nachreifen und die Verknöcherung in Ruhe stattfinden“, beschreibt Chiari die Therapie. Meist reicht die konservative Methode als Behandlung aus. Essenziell ist die rechtzeitige Anwendung.
Screening statt OP Wird der frühe Therapiebeginn verpasst, beeinträchtigt das langfristig die Funktion der Hüfte. „Das Hüftgelenk wird instabil. Das führt mittelfristig zu Schmerzen und Gangstörungen. Schließlich kommt es zu Folgeschäden.“ Der Knorpel nütze sich vorzeitig ab. Resultat sei laut der Orthopädin ein sehr früher Arthrosebeginn. „Typischerweise treten die ersten Symptome bereits im Jugendoder jungen Erwachsenenalter auf.“
Um schwerwiegende Folgen zu vermeiden, gibt es in Österreich seit den frühen 1990er-Jahren ein verpflichtendes Screening in der ersten Lebenswoche und eine Kontrolle mit sechs bis acht Wochen im Rahmen der Mutter-Kind-PassUntersuchungen. „Die unreife Hüfte ist klinisch stumm, sie zeigt keinerlei Symptome. Die Ultraschalluntersuchung ist die einzige Möglichkeit, sie zu entdecken.“ Durch das Screening ist die Anzahl Hüftoperationen mit nur 0,2 Diagnosen pro 1 000 Geburten sehr selten geworden.
Ultraschall als Gamechanger Dank seiner milden Form der Hüftdysplasie musste Constantin die Zügerl nur sechs Wochen lang tragen. Im Durchschnitt sind es jedoch vier bis sechs Monate. „Ihn selbst dürften die Gurte überhaupt nicht gestört haben. Er hat weder schlechter geschlafen noch sich anders verhalten“, berichtet seine Mutter und freut sich, dass die Therapie so schnell Wirkung zeigte.
Die unreife Hüfte ist klinisch stumm und zeigt keine Symptome.
Catharina Chiari
Um ein hochwertiges Screening breitgestreut garantieren zu können, veranstaltet das Orthopädische Spital Speising seit Jahren professionelle Hüftsonografiekurse für Mediziner*innen, damit etwaige Probleme so früh wie möglich aufgedeckt und erfolgreich behandelt werden können.
2 x Hüftultraschall ist für Säuglinge fix vorgesehen.
Kinderorthopädin
Wundernahrung Muttermilch
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Das St. Josef Krankenhaus Wien ist die größte Geburtsklinik Österreichs. Eine Stillberaterin und ein Kinderarzt erklären, warum Stillen so gesund ist und welche Vorteile der innovative Muttermilchanalysator bringt.
Von Claudio Honsal
DGKP Jenny Blies sowie Oberarzt Dr. Steffen Bonn, Facharzt für Kinderheilkunde und Neonatologie des ElternKind-Zentrums im St. Josef Krankenhaus Wien, beantworten häufig
gestellte Fragen zum Thema Stillen. Vinzenz Magazin: Was macht Muttermilch so besonders?
Bonn: Ganz kurz gesagt: Es ist die natürliche Nahrungsquelle des Babys.
Es sind genau auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmte Nahrungsbausteine und Bifidusfaktoren für die Verdauung enthalten. Und sie gibt die Antikörper der Mutter weiter.
Wie wichtig ist das Stillen des Babys?
Blies: Es muss Mutter und Kind ein Anliegen sein. Denn Stillen fördert die emotionale Bindung, die natürlich auch bei einem flaschengefütterten Kind vorhanden ist, und hat entwicklungsmotorische Vorteile. Die Gesichtsmuskulatur des Kindes bildet sich besser aus. Für die Gesundheitsförderung birgt es lebenslange Vorteile. Grundbedürfnis eines Kindes ist das Saugen, deswegen der Begriff Säugling. Das muss auf jeden Fall stattfinden, ob an der Mutterbrust oder am Sauger des Fläschchens.
Grundbedürfnis eines Kindes ist das Saugen, deswegen der Begriff Säugling.
Jenny Blies Stillberaterin
Wie lange muss oder soll mit Muttermilch gestillt werden?
Blies: So lange Mutter und Säugling es wollen. Wenn eine Frau sehr lange stillt, wird ohnehin bereits Beikost gegeben und es geht nicht nur um die Ernährung des Kindes, sondern eher um Geborgenheit. Prinzipiell tut das Stillen eines Babys mit Zähnen der Mutter nicht weh, denn Kinder agieren mit ihren sehr vorsichtig. Bonn: Es handelt sich um eine rein individuelle, emotionale, persönliche Sache.
Wie lange wird Muttermilch in der Brust gebildet?
Bonn: Solange der Bedarf vorhanden ist und das Kind saugt. Durch das Saugen werden Hormone gebildet, die die Milchbildung anregen. So werden
beispielsweise Kinder in Kriegs- und Krisengebieten teilweise länger gestillt.
Kann Muttermilch an jedes beliebige Baby gefüttert werden?
Blies: Ja. Manche Frauen produzieren einen Milchüberschuss und können ihn an zertifizierte Humanmilchbanken abgeben, zum Beispiel in der Klinik Floridsdorf. Hier wird die Spendermilch pasteurisiert, um sie hygienisch unbedenklich zu machen. Wir verwenden sie für Frühgeborene.
Das St. Josef Krankenhaus Wien ist eines der wenigen Spitäler, die einen sogenannten Muttermilchanalysator zum Einsatz bringen. Was ist das?
Bonn: Der Analysator kommt seit diesem Jahr bei Früh- und Mangelgeborenen zum Einsatz. Bislang war es üblich, die Milch auf Basis eines Durchschnittswertes anzureichern, denn für diese Kinder ist der natürliche Gehalt von beispielsweise Proteinen in der Muttermilch zu gering. Doch das führt nicht immer zum optimalen Ergebnis. Ein Zuviel
Ein Zuviel an Nährstoffen kann zu Beschwerden im Verdauungstrakt führen.
Steffen Bonn Kinderarzt
an Nährstoffen kann unter anderem zu Beschwerden im Verdauungstrakt führen. Der Analysator misst nun die genaue Zusammensetzung der Muttermilch beziehungsweise Spendermilch. Wir können gezielt und individuell für das Kind anreichern: Proteine, Fett, Kohlenhydrate und unterschiedliche Elektrolyte, Vitamine, Spurenelemente etc. Ein wichtiges innovatives Instrument, um Frühgeborenen die optimale Ernährung zu bieten, in Verbindung mit dem Muttermilchbankensystem.
funktioniert.
Jenny Blies und Steffen Bonn zeigen, wie die Muttermilchanalyse
Wenn sich alles dreht
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Jede und jeder Vierte ist einmal von Schwindel betroffen, aber zu viele hoffen, dass die Symptome von alleine vergehen. Erst in der Schwindelambulanz zeigt sich die wahre Ursache.
Von Josef Haslinger
Ob Drehschwindel, Schwankschwindel oder Benommenheit: Durch Störungen des Gleichgewichts können Menschen in ihrem Alltag aus dem Tritt geraten, buchstäblich und im übertragenen Sinn. Verunsicherung und die Angst vor Sturz und Verletzung führen nicht selten zum sozialen Rückzug bis hin zur Isolation. Etwa jede*r Vierte ist im Lauf des
Lebens mit Schwindelbeschwerden konfrontiert, besonders in höherem Alter. Mit der höheren Lebenserwartung steigt die Zahl der Betroffenen.
„Schwindel ist ein komplexes Symptom, das viele Ursachen haben kann. Daher erfordern Abklärung und Behandlung eine gute Teamarbeit“, erklärt Primarius Dr. Dominik
Wild. Er leitet die Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried. Patient*innen mit Gleichgewichtsproblemen profitieren im Innviertler Schwerpunktspital von der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit der Fächer HNO und Neurologie. Bei bestimmten Fragen werden außerdem Spezialist*innen von
HNO-Primarius Wild (li.) und sein Team klären ab, warum die Patientin immer wieder unter Schwindelattacken leidet.
Innerer Medizin, Kardiologie, Physikalischer Medizin sowie Akutgeriatrie und Remobilisation zurate gezogen.
Moderne Diagnosemethoden
Bei akuten Schwindelattacken wird zuallererst getestet, ob sich dahinter ein Schlaganfall verbirgt, der sofortiges Reagieren erfordert. Ist das nicht der Fall, beginnt die Suche nach anderen auslösenden Faktoren. Dabei steht den Rieder HNO-Fachleuten ein hochmodernes Diagnoseequipment zur Verfügung, wie es auch in Universitätskliniken zum Einsatz kommt. Drei Mitglieder des HNO-Teams –Oberärztin Dr.in Nora Auzinger, Oberärztin Dr.in Ana Grigorova und Assistenzarzt Dr. Martin Munz – widmen sich verstärkt diesen Krankheitsbildern und haben ihre Expertise dazu in Kursen und Fortbildungen vertieft.
So wird z. B. bei der Videonystagmographie mit einer speziellen Brille überprüft, wie Wärme- bzw. Kältereize im Gehörgang oder bestimmte
Bewegungen auf einem Drehstuhl ein sogenanntes Augenzittern (Nystagmus) auslösen. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf Lokalisation und Schwere der Gleichgewichtsstö rung ziehen. Bei anderen Untersu chungen stellen sie fest, ob die Augen die Kopfbewegungen richtig ausglei chen, ob Patient*innen die senkrechte Raumachse korrekt wahrnehmen und wie das Gleichgewichtsorgan auf akustische Reize reagiert.
Beschwerden ernst nehmen Je nach Ursache werden die Schwindelbeschwerden unterschiedlich behandelt, von einfachen Lagerungsund Befreiungsmanövern unter ärztlicher Anleitung über individuelle physiotherapeutische Übungen und Rehaprogramme bis zu medikamentösen Therapien. Nur sehr selten sind operative Eingriffe notwendig.
HNO-Arzt Dominik Wild appelliert an Betroffene, sich mit Symptomen nicht einfach abzufinden. „Wir sehen
Schwindel
Unbedingt abklären lassen! Nur selten ist eine OP notwendig, meist helfen Physiotherapie, Reha oder das richtige Medikament.
oft jahrelang mit Gleichgewichtsstö rungen leben, bis sie z. B. nach einem Sturz oder einem Autounfall ins Spital kommen.“ Ein unnötiger Leidensweg, denn bei den meisten Fällen lassen sich Schwindelbeschwerden deutlich lindern oder sogar ganz zum Verschwinden bringen.
Mysteriöses Leiden in der Speiseröhre
Betroffene wissen oft jahrelang nicht, warum sie sich unbemerkt im Schlaf übergeben. Viele erfahren nie, dass sie an Achalasie leiden. Chirurg Johannes Zacherl spezialisierte sich auf die Behandlung dieser wenig erforschten Erkrankung.
Von Claudio Honsal
IT-Spezialist Gerhard Senft, heute 36, wachte während seines Auslandssemesters an der Universität Moskau 2020 eines Morgens auf und musste feststellen, dass er sich im Schlaf übergeben hatte. „Ein unangenehmer, schlimmer und nicht ganz ungefährlicher Zustand.“ Auslöser waren weder Alkohol noch unbekömmliche Speisen. Anfangs ein einmaliges Ereignis, verschlimmerte
sich sein Zustand nach der Rückkehr nach Wien.
Der Beginn eines dreijährigen Leidensweges: Schlafen konnte Senft nur noch aufrecht und kaum mehr essen sowie trinken, ohne zu erbrechen. In drei Monaten verlor er mehr als zehn Kilogramm und bekam zusehends psychische Probleme. „Ich bin nicht mehr mit Freunden ausgegangen, weil ich fürs Trinken
eines Bieres Stunden benötigt habe, fühlte mich miserabel und brauchte dringend Hilfe.“ Nach einigen Tests und Untersuchungen erhielt er die Diagnose Achalasie.
Sehr selten und unheilbar
Univ.-Prof. Primar Dr. Johannes Zacherl ist Leiter der Abteilung für Chirurgie und Spezialist für Speiseröhren- und Magenchirurgie. Senfts
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Krankheitsbild beurteilt er als „sehr typischen Fall von Achalasie“. Bei der sehr seltenen und grundsätzlich unheilbaren Krankheit unerforschten Ursprungs handelt es sich um eine kombinierte Störung der Speiseröhrenbeweglichkeit und des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Magen. „Normalerweise tritt beim Schlucken eine peristaltische Bewegung der Speiseröhre ein und befördert Speisen und Flüssigkeit in den Magen“, erklärt Zacherl. „Wenn diese Muskelkontraktionen unkoordiniert laufen, führt das jedoch dazu, dass sich die Nahrung in der Speiseröhre anstaut und nicht in den Magen transportiert wird.“
Einziger Ausweg Operation Medikamentös lässt sich die Krankheit kaum in den Griff bekommen. Bei Senft wurden auch Dehnungen des Schließmuskels durchgeführt, jedoch ohne anhaltenden Erfolg. Der Ausweg
war eine von Zacherl durchgeführte 90 -minütige laparoskopische (= minimalinvasive) Operation. „Hier erfolgt eine Spaltung des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Magen. So kommt es zu dessen Deaktivierung. Das Anlegen einer Antirefluxplastik verhindert zusätzlich das eventuelle Auftreten einer folgenden Refluxerkrankung.“
Leider ist Achalasie zu Beginn gastroskopisch oft nicht erkennbar. Zacherl erinnert sich an den Fall einer jungen Frau. Weil sie keine Nahrung behalten konnte, wurde sie fast 20 Jahre lang psychotherapeutisch auf Bulimie behandelt. Erst später erfolgte die korrekte Diagnose: Achalasie. In Senfts Fall besserten sich sämtliche Symptome und Beschwerden unmittelbar nach der Operation. „Ich lebe wieder ganz normal wie vor der Erkrankung, esse, was ich möchte, und fühle mich geheilt.“
Lexikon
Das ist Achalasie: Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet „fehlende Erschlaffung“. Er beschreibt eine chronische Beweglichkeitsstörung der Speiseröhre mit unzureichender Erschlaffung des unteren Speiseröhrenschließmuskels beim Schlucken. Dadurch erfolgt keine peristaltische Bewegung der Speiseröhre. Speisen sowie Getränke werden nicht in den Magen weitertransportiert. Achalasie ist eine äußerst seltene, unerforschte und unheilbare Krankheit, die meist nur operativ gelindert werden kann.
Wussten Sie schon?
Weniger als ein Prozent der Bevölkerung erkrankt an Achalasie.
Primarius Johannes Zacherl bespricht mit Gerhard Senft dessen Symptome.
SPÜLSPRITZEN:
Ein unverzichtbares Werkzeug der Medizin
Balmung Medical ist der zuverlässige Partner für hochqualitative medizinische Produkte.
Wussten Sie schon, dass Spülspritzen zu den am häufigsten verwendeten Werkzeugen in der medizinischen Praxis gehören? Egal ob bei der Reinigung von Wunden, der Verabreichung von Medikamenten oder der Versorgung nach chirurgischen Eingriffen – Spülspritzen sind unverzichtbar.
Was sind Spülspritzen?
Spülspritzen sind spezielle Spritzen, die entwickelt wurden, um Flüssigkeiten präzise und kontrolliert zu spülen oder zu injizieren. Sie kommen in verschiedenen Größen und Ausführungen, je nach Einsatzgebiet. Ihre sterile Beschaffenheit und einfache Handhabung machen sie zu einem zentralen Instrument in der medizinischen Versorgung. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der Hygiene und der effizienten Behandlung von Patientinnen* und Patienten*.
Anwendungsbereiche
Spülspritzen finden in vielen medizinischen Bereichen Anwendung:
1 Wundversorgung: Sie ermöglichen die sanfte Reinigung von Wunden, was besonders wichtig ist, um Infektionen vorzubeugen.
2 . Chirurgie: Nach operativen Eingriffen helfen sie bei der Entfernung von Rückständen und der Reinigung des Operationsbereichs.
3. Zahnmedizin: Hier werden sie oft zur Spülung von Zahnfleischtaschen und Wurzelkanälen eingesetzt.
4. Häusliche Pflege: Auch in der häuslichen Pflege sind Spülspritzen nützlich, etwa zur Verabreichung von Medikamenten bei pflegebedürftigen Personen.
Qualität und Zuverlässigkeit von Balmung Medical Handel GmbH Wenn es um medizinische Produkte geht, ist Qualität von größter Bedeutung. Die Balmung Medical Handel GmbH mit Sitz in Tirol hat sich als führendes Unternehmen in diesem Bereich etabliert. Balmung Medical beliefert den weltweiten Gesundheitsmarkt, und um dies zu ermöglichen, bildet Balmung über 600.000 verschiedene medizinische Produkte in deren eigens entwickelten Software ab.
Mit jahrelanger Erfahrung und einem klaren Fokus auf die Bedürfnisse der Anwender*innen bietet Balmung Medical unter anderem hochwertige Spülspritzen, die höchsten Sicherheitsund Qualitätsstandards entsprechen. Unsere Spülspritzen zeichnen sich durch präzise Fertigung und höchste Sterilität
aus. Die ergonomische Gestaltung sorgt für eine einfache Handhabung sowohl für medizinisches Fachpersonal als auch für Laien in der häuslichen Pflege. Zudem legen wir großen Wert auf Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Produktionsverfahren.
Vertrauen durch Innovation Balmung Medical bleibt nicht stehen. Wir investieren kontinuierlich in Weiterentwicklung, um innovative Lösungen für die Herausforderungen der modernen Medizin zu bieten. Aus diesem Grund werden im neuen Balmung Headquarter sowohl eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung als auch ein eigenes Schulungszentrum errichtet.
Unsere Produkte werden regelmäßig weiterentwickelt, um den Anforderungen im Praxisalltag gerecht zu werden. Spülspritzen sind aus der medizinischen Praxis nicht wegzudenken. Das nächste Mal, wenn Sie eine Spülspritze sehen, wissen Sie: Dieses unscheinbare Instrument leistet einen wichtigen Beitrag zu Ihrer Gesundheitsversorgung!
Bleiben Sie gesund! Ihr Balmung Medical Handel GmbH Team
Die Vinzenz Gruppe und SPAR werden Gesundheitsangebote in Einkaufszentren bringen.
Gesundheit zum Mitnehmen
Die Vinzenz Gruppe und SPAR Österreich gründen gemeinsam die TWOmorrow Gesundheit GmbH, um Gesundheitsparks direkt in Einkaufszentren zu errichten. Damit bietet man der Bevölkerung leicht zugängliche medizinische und therapeutische Leistungen. „Wir bringen die Gesundheitsversorgung dorthin, wo die Menschen ihren Alltag verbringen“, erklärt Dr. Michael Heinisch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vinzenz Gruppe. Die Kooperation zielt darauf ab, Gesundheitsangebote näher an die Menschen zu bringen und dabei die Vorteile der gut erreichbaren Einkaufszentren zu nutzen. „Diese Standorte sind ideale Begegnungsräume, in denen wir Gesundheits- und Präventionsangebote einfach verfügbar machen können“, so Heinisch weiter. Die ersten Gesundheitsparks sind ab 2026 geplant und sollen flächendeckend eine moderne und integrierte Versorgung bieten.
Schlaganfallprojekt
Um die Versorgung von Schlaganfallpatient*innen zu beschleunigen, haben das Rote Kreuz Ried und die Teams der Neurologie mit Unterstützung der IT am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried ein Pilotprojekt für Oberösterreich umgesetzt.
Auf Basis der technischen Schnittstelle der Gesundheitshotline 1450 wurde ein Prozess entwickelt. Ein Teil davon ist die Vorverständigung des Krankenhauses mit einer Konferenzschaltung zwischen Neurologie, Notfallsanitäter*in und Rettungsleitstelle. Die Daten werden digital an das Krankenhaus übermittelt und es können gezielte Vorbereitungen zur Aufnahme und Behandlung der Patientin* oder des Patienten* im Krankenhaus getroffen werden. Die Zeit vom Eintreffen der Patient*innen im Krankenhaus bis zum Therapiebeginn konnte halbiert werden. Das rettet Leben bzw. bringt weniger bleibende Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall. Nun wird das Projekt in Oberösterreich ausgerollt.
Gastkommentar
Alexandra Mittermayr, MBA, Chefredakteurin Tips
Das Gemeinwohl an erster Stelle
Lange Wartezeiten, verärgerte Patientinnen und Patienten, ein überfordertes Gesundheitspersonal. Die Überfüllung der Ambulanzen ist ein drängendes Problem, das unser Gesundheitssystem an die Grenzen bringt. Nicht jeder Insektenstich oder auftretendes Bauchweh ist ein Fall für das Krankenhaus. Die Ambulanzen sind für Notfälle gedacht – für Situationen, die schnelles Handeln erfordern, um Leben zu retten oder Gesundheitsschäden abzuwenden. Wenn diese Einrichtungen mit unnötigen Fällen überlastet sind, leidet die Versorgung der dringenden Fälle. Hört man sich im Bekanntenkreis um, dann stößt man häufig auf Unverständnis – und auf Hilflosigkeit, weil die Alternative zu wenig bekannt ist.
Durch einen Anruf bei der Gesundheitshotline 1450 können viele Gesundheitsprobleme im Vorfeld geklärt werden. Oft ist eine ambulante Behandlung ausreichend oder es können Termine für eine gezielte Behandlung vereinbart werden, ohne die Notaufnahmen zu belasten. Es freut mich besonders, dass es in meinem Heimatbundesland Oberösterreich seit 2022 ein Pilotprojekt gibt, das nun bis Jahresende auf das ganze Bundesland ausgerollt wird. Menschen mit Beschwerden rufen die 1450 an und werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Roten Kreuzes beraten. Das Ordensklinikum Linz ist mit beiden Standorten an Bord. Es ist wichtig, dass die Bevölkerung über die richtigen Anlaufstellen informiert wird. Klare Kommunikation ist gefragt. Wir sind alle aufgerufen, im Sinne des Gemeinwohls zu handeln und die Notaufnahmen für die zu bewahren, die sie am dringendsten benötigen.
Der Kommentar gibt die Meinung der Autorin wieder und muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.
Erfolgreiche Nachsorge von zu Hause
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In der HerzReha in Bad Ischl lernen Herz-Kreislauf-Patient*innen, Folgeerkrankungen mit einem gesunden Lebensstil vorzubeugen. Doch daheim am Ball zu bleiben, fällt oft schwer. Ein neues Pilotprojekt unterstützt bei der Kontinuität.
Von Sebastian Deiber
Ein Rehaaufenthalt nach einer HerzKreislauf-Erkrankung ist nicht nur Therapie, sondern auch Prävention. Regelmäßiges Training, konsequente Einnahme der Medikation und Ernährungsumstellung wirken Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Bewegungsmangel entgegen. Zurück in den eigenen vier Wänden fällt es vielen Patient*innen jedoch schwer, die guten Gewohnheiten beizubehalten, weiß Daniela Kitzberger, Bereichsleiterin Diagnostik – Massage – Therapie in der HerzReha Herz-KreislaufZentrum Bad Ischl. „Zu Hause kann die Motivation schnell verloren gehen und die ursprünglich hoch gesetzten Ziele können nicht gehalten werden. Wenn der innere Schweinehund siegt, entsteht Frust.“
Einzigartiges Pilotprojekt
Hier setzt die TeleReha an, die die HerzReha Herz-Kreislauf-Zentrum Bad Ischl zusammen mit der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) seit Ende 2023 anbietet. In der kardiovaskulären Medizin ist das Projekt derzeit einzigartig in Österreich. Die Idee: Anknüpfend an den stationären Aufenthalt führen Patient*innen das maßgeschneiderte Therapieprogramm zuhause fort. Zweimal pro Woche zeichnen sie ihr Training per Tablet auf Video auf. Der oder die behandelnde Physiotherapeut*in sichtet die Übungen und gibt via
Chat Rückmeldung bei Fehlern oder mangelnder Trainingsfrequenz. „Die TeleReha ist ein Tool, die stationäre Reha nachhaltig wirken zu lassen“, erklärt Kitzberger. „Ihr Vorteil ist die orts- und zeitunabhängige Betreuung. So können sich Patient*innen ihr Training frei einteilen, wenn der Alltag zurück ist.“
Tablet holt Reha ins Wohnzimmer
In der derzeitigen Pilotphase können sich SVS-versicherte Patient*innen der HerzReha Herz-Kreislauf-Zentrum Bad Ischl für das drei- bis sechsmonatige Programm anmelden. Noch vor Ort erhalten sie eine technische Einschulung, damit es zuhause mit dem Tablet klappt. Trainingspakete mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden sowie Atem- und Entspannungsübungen sind als Videos hinterlegt. Gemeinsam mit der Pulsuhr für die Ausdauereinheiten landet das Gerät kurz nach der Entlassung im Briefkasten.
Ein Paket begleitet derzeit auch den 68-jährigen Ulf Walter. Der Grazer litt an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße und war zum zweiten Mal in Bad Ischl, als er auf einem Infovortrag von der TeleReha hörte. Er meldete sich sofort an, „damit ich eine Motivation habe, mein Training regelmäßig weiterzumachen“, wie der Großvater zweier Enkelkinder erklärt. Bodenturnen und Übungen mit dem
Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt wie ein Medikament.
Robert Berent Ärztlicher Direktor HerzReha
eigenen Körpergewicht sind nun fixer Bestandteil seiner sportlichen Routine. Zweimal die Woche sendet das Tablet die Videoaufnahmen an die betreuende Physiotherapeutin. „Einmal hat sie mich korrigiert, weil ich eine schlampige Haltung eingenommen habe, aber sonst läuft es gut“, lacht der Pensionist.
„Motiviert zu mehr“
Für Herzpatient*innen wie Walter sei Bewegung essenziell, betont Primar Doz. Dr. Robert Berent, Ärztlicher Direktor der HerzReha Herz-Kreislauf-Zentrum Bad Ischl. „Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt bei Herzerkrankungen so positiv wie ein Medikament.“ Derzeit nehmen etwa 120 Personen an der TeleReha teil mit dem Ziel, den Schwung aus dem stationären Aufenthalt mit nachhause zu nehmen. „Die ersten haben jetzt schon abgeschlossen und rückgemeldet, dass sie sehr gut betreut waren“, so der Primar.
Besonders erfreulich: Nicht nur die Patient*innen selbst profitieren vom
Training zuhause, weiß Bereichsleiterin Kitzberger. „Manchmal trainieren auch Angehörige mit, das ist natürlich total nett. Einmal haben wir einen Patienten zusammen mit seinen Enkerln beim ‚Boxen‘ gesehen.“ Was den Umgang mit der Technik betrifft, kämen gerade die Älteren sehr gut mit dem Tablet zurecht. „Es ist nicht zu unterschätzen, wie gut sie mit den neuen Medien umgehen. Und falls es zu Beginn doch einmal Unsicherheiten gibt, kann man uns jederzeit per Chat kontaktieren.“
Nach zwei Monaten TeleReha zieht Walter eine positive Bilanz. „Das Programm animiert dazu, sich an der eigenen Nase zu nehmen, und motiviert mich sogar zu mehr. Oft setze ich mich nach der Einheit noch aufs Ergometer. Damit ich bis ins hohe Alter bei Gesundheit bleibe.“ Geht es nach der HerzReha Herz-KreislaufZentrum Bad Ischl, soll die „Reha aus der Ferne“ noch viele Patient*innen begleiten.
Mehr erfahren:
Die Angiographieaufnahme des Leberlappens zeigt die verschlossenen Gefäße (rot, grün) nach dem Eingriff sowie die beiden Schleusen (blau, gelb).
Bei Chirurgin Dr.in Ingrid Haunold (li.) erfuhr Patientin Barbara P., dass es im „aussichtslosen Fall“ eine Chance auf Heilung gibt.
Im radiologischen Interventionsraum wird die Blutversorgung des rechten Leberlappens gedrosselt. Radiologe Helmut Kopf erklärt der Patientin im Interventionsraum auf dem Monitor sowie anhand von Computertomographiebildern, wie die LVD-Methode funktioniert.
Präzisionsarbeit im Interventionsraum. Während des Eingriffs sieht der interventionelle Radiologe die Lebergefäße vergrößert auf dem Bildschirm.
Wenn die Leber gezielt wächst
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Um bei großen leberchirurgischen Eingriffen die Gefahr eines postoperativen Leberversagens zu minimieren, werden vor der Operation gesunde Leberteile zum Wachstum angeregt.
Von Heike Kossdorff
Barbara P. war 62 Jahre alt, als bei ihr im Jänner 2022 ein fortgeschrittener Dickdarmkrebs diagnostiziert wurde. Er hatte bereits gestreut und 15 Lebermetastasen entwickelt. „Die Ärzte gaben mir keinerlei Chance auf Heilung. Und schlugen als einzige Behandlungsmethode eine palliative Chemotherapie vor“, erinnert sich die ehemalige Krankenschwester an den schrecklichen Moment. Doch P. fand sich damit nicht einfach ab und holte eine Zweitmeinung ein. Sie wendete sich an das Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien, eine Fachklinik für den gesamten Verdauungstrakt.
Vorrang für die Leber Oberärztin Dr.in Ingrid Haunold stellte den als aussichtslos beschriebenen Fall im Tumorboard vor. Das Board besteht aus Fachärzt*innen der Bereiche Interventionelle Radiologie, Onkologie, Chirurgie, Strahlentherapie und Pathologie. „Das Problem der Patientin war, dass sie an den Lebermetastasen gestorben wäre, auch wenn wir den Darmtumor operiert hätten. Um eine Chance zu haben, mussten wir zuerst die Lebermetastasen in Angriff nehmen“, erinnert sich die Chirurgin. Das Vorgehen nennt sich „Liver First“-Konzept. In einem ersten Schritt wurden von Dr. Helmut Kopf, MSc, dem standortleitenden Oberarzt für Radiologie,
die drei Metastasen im linken Leberlappen zerstört: mittels einer Mikrowellenablation, also Hitze. Herausfordernd waren jedoch die zwölf Metastasen im rechten Leberlappen. Das Team konnte sie nur durch die Entfernung des gesamten Lappens beseitigen. „Da bei großen leberchirurgischen Tumoroperationen jedoch prinzipiell die Gefahr eines postoperativen Leberversagens besteht, musste zuerst der jetzt metastasenfreie linke Leberlappen zum Wachsen angeregt werden, damit dessen Leberzellen die Funktion des zu entfernenden rechten Leberlappens übernehmen konnten.“
Wirksame LVD-Methode
Kopf setzte deshalb auf ein Verfahren, das seit 2021 erfolgreich im Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien und am Ordensklinikum Linz angewandt wird. „Die Leber ist ein sehr dynamisches Organ, das gut wachsen kann. Verschließt man die Blutgefäße von einem der beiden Leberlappen, wächst der andere.“ Der Verschluss gelingt durch die sogenannte Lebervenendeprivation, kurz LVD. „Dabei werden in einem interventionell-radiologischen Eingriff die Lebervenen, also die abführenden Blutgefäße der Leber, mit kleinen Metallgeflechten verschlossen und damit die Blutversorgung des
Leberlappens gedrosselt. Zusätzlich gießen wir die Äste der Pfortader, die nährstoffreiches Blut in die Leber transportiert, mit einem speziellen Klebstoff aus.“
Rund drei Wochen nach dem minimalinvasiven Eingriff hatte sich das Volumen des linken Leberlappens bereits verdoppelt, sodass eine große Leberoperation mit Entfernung des gesamten rechten Leberlappens durchgeführt werden konnte – ohne die Gefahr eines anschließenden Leberversagens. „Dabei wurden auch die verbleibenden zwölf Metastasen entfernt“, beschreibt Kopf den erfolgreichen Eingriff. Im Anschluss unterzog sich Barbara P. vier Chemotherapiezyklen. Weitere fünf Monate später konnte Chirurgin Haunold die Operation des Dickdarmkrebses durchführen. „Seitdem ist die Patientin in allen Kontrolluntersuchungen tumorfrei.“
Für die Patientin grenzt der Behandlungserfolg immer noch an ein Wunder. „Alle Patient*innen mit meiner Diagnose sollen wissen, was alles möglich sein kann. Und dass man immer eine zweite Meinung einholen sollte.“
Ungewöhnliche Laufbahn
Adrian Kastraoti, 31, wurde in Ried im Innkreis geboren. Er absolvierte hier nach der Schule eine Ausbildung zum Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger (2010 bis 2013). Er arbeitete jedoch nur kurz als Diplompfleger, weil er im Anschluss seinen Zivildienst leistete und danach beim Aufnahmetest MedAT für das Medizinstudium antrat. Er bestand auf Anhieb, ebenso die Studienberechtigungsprüfung. Also studierte Kastraoti an der Medizinischen Universität Wien (2014 bis 2020). Nach mehreren Praktika, die ihn immer wieder nach Ried führten, ist der heute 31-Jährige nun Assistenzarzt für Innere Medizin im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried.
Vom Pfleger zum Arzt
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Der Innviertler Adrian Kastraoti fand seine Berufung zum Mediziner über Umwege. Als durchschnittlicher Schüler wusste er noch nicht so genau, wohin ihn sein Karriereweg bringen sollte.
Von Heike Kossdorff
Vinzenz magazin: Sie absolvierten nach der Schule die Ausbildung zum Diplomierten Gesundheitsund Krankenpfleger. Warum entschieden Sie sich für diesen Beruf?
Adrian Kastraoti: Ich war ein eher durchschnittlicher Schüler und wusste relativ lange nicht, was ich beruflich machen will. Ein Mitschüler, der unbedingt Pfleger werden wollte, erzählte so begeistert davon, dass er mein Interesse weckte. Und es war wirklich eine spannende Ausbildung. Sie machte mir viel Spaß.
Dennoch arbeiteten Sie nicht sehr lange in dem Beruf, sondern entschieden sich, Medizin zu studieren. Wie kam es dazu?
Im Verlauf der Pflegeausbildung hat mich die Medizin immer mehr interessiert. Und es reifte der Gedanke zu studieren. So beschloss ich: Ich muss es auf jeden Fall versuchen.
Begannen Sie direkt im Anschluss an die Pflegeausbildung mit dem Studium?
Ich habe kurz in der Pflege gearbeitet und musste dann meinen Zivildienst antreten. Während dieser Zeit lernte ich für den Aufnahmetest und auch für die Studienberechtigungsprüfung – und schaffte zum Glück beides.
Beeindruckend. Am Medizinaufnahmetest scheitern viele und Sie schaffen ihn im ersten Anlauf, obwohl Sie von sich selbst sagen,
nicht der beste Schüler gewesen zu sein. Half die Ausbildung zum Pfleger?
Medizin interessiert mich wirklich. Damit fiel mir plötzlich auch das Lernen leicht. Und das Wissen aus der Pflegeausbildung war während des Studiums sicher hilfreich. Ich hatte vielleicht einen anderen Bezug zum Lernstoff, der Mitstudierenden teilweise abstrakt erscheint.
Medizin interessiert mich wirklich. Darum fiel mir plötzlich das Lernen leicht.
Adrian Kastraoti Assistenzarzt
So konnte ich oft gut einordnen, was klinisch relevant ist, und einen praktischen Bezug herstellen. Auch hatte ich in einem gewissen Umfang die anatomischen und physiologischen Grundlagen bereits gelernt.
Sie studierten an der MedUni Wien und machen jetzt Ihre Ausbildung als Facharzt für Innere Medizin im Krankenhaus der Barmherzigen
Schwestern Ried. Wieso hier?
Ich lernte durch meine Praktika in verschiedenen Krankenhäusern in Passau, Wels, Linz, Wien und eben Ried viele Häuser kennen. Aber das Rieder Spital hat es mir besonders angetan. Ich kannte es schon von meiner Ausbildung als Pfleger und habe mich dort immer sehr wohl gefühlt. Es hat eine überschaubare Größe, die Stimmung ist sehr familiär und die Kolleg*innen sind ausgezeichnet.
Derzeit machen Sie Ihre Ausbildung zum Facharzt der Inneren Medizin. Warum in diesem Bereich?
Ich interessierte mich dafür schon zu meiner Zeit als Pfleger und war auch während meiner Ausbildung lange auf der Internen Abteilung in Ried tätig. Ein spannendes und vielfältiges Fach, das aus mehreren Subdisziplinen besteht. Wir konzentrieren uns meist nicht nur auf ein Organ, sondern müssen mehrere Systeme im Auge behalten. Wir betrachten und behandeln die Patient*innen ganzheitlich.
Haben Sie durch Ihre Laufbahn ein besonderes Verständnis für die Arbeit, die Mitarbeitende aus der Pflege leisten?
Ich glaube schon, denn natürlich ist von dem Gefühl, wie es ist, als Pfleger zu arbeiten, viel hängen geblieben. Und ich habe auch noch guten Kontakt zu meinen Kolleg*innen von früher.
Medizinischer Alltag in Ghana
Holy Family Hospital Techiman, Ghana
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Gynäkologe Franz Roithmeier nahm als einer von 15 österreichischen Ärzt*innen und Hebammen an einer Initiative in Afrika teil. Er bildete in Ghana Kolleg*innen in der Vaginalchirurgie aus. Und lernte selbst viel.
Von Claudio Honsal
Gynäkologe Franz Roithmeier (re.) mit Kolleg*innen aus aller Welt im Holy Family Hospital in der Stadt Techiman
Für Oberarzt Dr. Franz Roithmeier war es ein Kulturschock. „So ein Equipment habe ich bei uns zuletzt in einem medizinischen Museum gesehen. Aber in Ghana wird es im OP verwendet.“ Doch zwei Wochen musste der stellvertretende Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Leiter des Beckenbodenzentrums im Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern damit vorliebnehmen. Der renommierte Gynäkologe tauschte im Februar seinen hochmodernen Arbeitsplatz freiwillig mit dem katholischen Holy Family Hospital in Techiman, dem einzigen Spital der Stadt mit 100 000 Einwohner*innen. Seine Motivation: die Weitergabe von Expertise in der Vaginalchirurgie an afrikanische Ärzt*innen. Eine Initiative im Rahmen des Projektes „Medical Support in Partnership“ – hier nahmen 15 Hebammen und Ärzt*innen aus Österreich teil.
Keine „Out of Africa“-Romantik Die Einladung zum ersten medizinischen Auslandseinsatz kam von einer Kollegin, Dr.in Nadja Taumberger von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Graz. Roithmeiers erster Gedanke: „Eine Herausforderung, ein Abenteuer und eine nachhaltige Möglichkeit zu helfen.“ Das Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern erteilte seine Freistellung.
„Instrumente sind entweder nicht vorhanden oder stumpf und die Tische defekt.“
Franz Roithmeier, Gynäkologe
Ort erwarteten den Gynäkologen Herausforderungen. 40 Grad Hitze und Wellblechhütten anstelle von Supermärkten und Restaurants. Im Spital liegen Patient*innen in Sälen mit mindestens 40 Personen. Kranke müssen sich ihre Liegeplane aus Plastik für das Bett und die OP selbst mitbringen. So wie das Essen. Die Operationssäle sind mit in Europa ausrangierten und teilweise defekten Geräten ausgestattet.
„Hier wird einem erst bewusst, welcher Mangel in puncto Versorgung, Material, Ausstattung und Hygiene herrscht“, erinnert sich Roithmeier. In Österreich zählen operative Eingriffe bei Scheiden- oder Gebärmuttersenkung zur Routine. „Uns steht das nötige Equipment zur Verfügung, ganz selbstverständlich.“
In den sechs OP-Sälen in Ghana fehlt es hingegen an allem. „Instrumente sind entweder nicht vorhanden oder stumpf und die Tische defekt. Bei Stromausfall wird mit Taschenlampen weiteroperiert. Auch Standardmedikamente und Verbandszeug sind Mangelware.“ Relativ gut aufgestellt ist jedoch das Gynäkologieund Geburtenteam: Ein Chefarzt,
sieben Oberärzt*innen und vier Assistenzärzt*innen verantworten 4 500 Geburten im Jahr. Angesichts der Umstände eine „extrem bemühte, sehr professionelle Arbeit“.
Kraftakt der Dankbarkeit
Um Not zu lindern, reiste Roithmeier mit fünf Koffern an, vollgepackt mit OP-Instrumenten, Medikamenten und Verbandsmaterialien. „Hier sterben Menschen an Komplikationen, die bei uns undenkbar sind. Ich habe einige Kinder gleich nach der Geburt sterben sehen – ganz furchtbar.“
In Ghana konnte der Gynökologe zwei bis drei Operationen pro Tag durchführen. In Linz werden rund fünf absolviert. Statt in steriler OP-Kleidung operierte Roithmeier in Techiman „in einer Art Fleischerschürze unter dem OP-Mantel, weil dieser nicht flüssigkeitsabweisend war. Der Schweiß floss aus jeder einzelnen Pore des Körpers.“ Dennoch ein befriedigender Kraftakt. „Die Dankbarkeit von Patient*innen und Kolleg*innen machte all die Anstrengung wieder wett.“ Die Rückreise nach Linz trat er mit Dankbarkeit im Gepäck an, „dass es uns so gut geht“.
Der Gynäkologe aus dem Ordensklinikum Linz erklärt seine mitgebrachten OPGerätschaften einer Pflegekraft aus dem Holy Family Hospital in Techiman.
Guter Rat für gesundes Radfahren
Primarius Dr. Gerhard Vavrovsky radelt gerne zu seinem Arbeitsplatz am Herz-Jesu Krankenhaus. Der Facharzt für Physikalische Medizin gibt Tipps für richtiges und gesundes Radfahren.
Von Silke Tabernik-Kozubek
Vinzenz Magazin: Warum ist Fahrradfahren gesund?
Vavrovsky: Regelmäßiges Radfahren wirkt sich mehrfach positiv auf die Gesundheit aus, sofern man
dabei Stürze und Kopfverletzungen vermeidet. Dies gelingt durch Übung und vorsichtig-rücksichtsvolles Verhalten im Verkehr oder in der Natur. Richtiges Radfahren fördert die Herz-Kreislauf-Gesundheit und das psychische Wohlbefinden. Es geht darum, die Lust an der Anstrengung und Ermüdung zu entdecken. Stressbelastungen werden vermindert
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und die Schlafqualität verbessert. Die Lebensqualität und die Überlebensdauer steigen, dies gilt mit wenigen Ausnahmen für alle chronischen Erkrankungen.
Rennrad, Mountainbike, Citybike oder Tourenrad. Welches Fahrrad ist ergonomisch am gesündesten?
Grundsätzlich muss jedes Fahrrad ergonomisch gut an die Strecke und an die Person angepasst werden. Damit eine hohe Ergonomie erreicht werden kann, ist auch regelmäßiges Training erforderlich. Für den Weg zur Arbeit ist meist ein City- oder Tourenrad am günstigsten. Damit das Alltagsradeln Spaß macht, sind
Gerhard Vavrovsky empfiehlt, unbedingt mit richtiger Sattelhöhe zu fahren.
Kotflügel und Lichtanlage sowie ausreichend breite Reifen und auch ein Gepäckträger sinnvoll. Doch individuelle Vorlieben sind unterschiedlich und das gesündeste Fahrrad ist jenes, das am häufigsten verwendet wird.
Wie lange soll man idealerweise Rad fahren und bei welchem Tempo?
Nach wissenschaftlichen Studien stellt sich ein maximaler Gesundheitseffekt ab 30 Minuten täglich Rad fahren in der Ebene mit 22 km/h ein. Die ideale Trittfrequenz liegt bei 75 Umdrehungen pro Minute.
Die Devise heißt: leicht, rasch, locker.
Gerhard Vavrovsky Mediziner
Was sollte man beachten, um die Knie nicht zu überlasten?
Wer richtig radelt, also rasch und gleichmäßig, belastet seine Kniegelenke ideal. Die Devise heißt: leicht, rasch, locker. In der tiefsten Position des Pedals soll das Knie fast ganz gestreckt sein, sonst ist der Sattel zu niedrig. Dies ist der häufigste Fehler, der zu Knieschmerzen führt.
Und wie vermeiden Sie Rückenschmerzen?
Für die Wirbelsäule ist wichtig, dass der Sattel eher tiefer als die Lenkstange ist. Rumpf, Halswirbelsäule und Kopf sollen etwa mit 45 Grad nach vorne gerichtet sein. Dann ist die Halswirbelsäule nicht
überstreckt, die Sicht nach vorne nicht angestrengt und die Wirbelsäule kann Stöße von der Fahrbahn gut abfedern. Die Ellenbogen dürfen nie ganz durchgestreckt sein! Griffposition und Griff sollten gut gedämpft, entspannt und auf längeren Strecken auch abwechslungsreich sein.
Sind E-Bikes gelenkschonender als normale Fahrräder?
E-Bikes sind nicht gelenkschonender, sondern vermeiden große Anstrengungen. Dies erlaubt, längere oder schwierigere Strecken zurückzulegen. Die Freude an der Bewegung im Freien und die Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden sind durch E-Bikes oft rascher zu erreichen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass E-Bikefahren wesentliche Gesundheitseffekte erzeugt. Vor allem wenn das Fahrrad im Alltag Autofahrten ersetzt. Allerdings werden Geschwindigkeit und das höhere Gewicht des E-Bikes leicht unterschätzt, was das Sturzrisiko erhöht.
Soll man bei Muskel- oder Gelenksschmerzen aufs Fahrradfahren verzichten?
Wer mit dem Radfahren beginnt, kann vorübergehend Schmerzen und Ermüdungsbeschwerden bekommen. Wenn regelmäßiges Radfahren zu Schmerzen führt, empfehle ich ein gutes „Bikefitting“. Das ist zwar nicht billig, aber durch kleine Anpassungen der Position können oft phänomenale Verbesserungen erzielt werden. Radfahren auf einem gut angepassten Fahrrad führt nie zu Beschwerden am Bewegungsapparat. Wer Knieoder Hüftschmerzen hat, dem kann man richtig Radfahren geradezu als Therapie verschreiben.
Motivation bis ins hohe Alter
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Eine 81-Jährige auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Wie im Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien ein neu installierter Gesundheitsparcours in der Akutgeriatrie für eine verbesserte Genesung älterer Menschen sorgt.
Von Claudio Honsal
Mag.a Monika Draudt ist 81, sitzt im Rollstuhl und ist motiviert. „Ich bin gerade in den Startlöchern, um mein tägliches Training zu beginnen.“ Bereits im Vorjahr hatte die Patientin im Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien drei Wochen verbracht. Nach einem Sturz beginnt sie hier nun wieder ihre individuellen Übungseinheiten. Auf dem neuen Gesundheitsparcours der Akutgeriatrie geht oder fährt sie zielstrebig ihre Runden. „Mit merkbarem Erfolg, wenn man genügend Geduld aufbringt.“ Dafür wurden auf den Gängen Bewegungsstationen installiert. Hier üben Patient*innen in
Absprache mit Physiotherapeut*innen Trainingsabläufe. Vorbild sind große und gut lesbare Fotoplakate an den Wänden. Sie zeigen die exakten Bewegungen der Einheiten. Laut Susanne Steffek, MSc, Bereichsleiterin für Physikalische Medizin und Remobilisation, „dürfen Patient*innen beim Training natürlich auch Spaß haben“. Die Teams geben Letzteren genaue Anweisungen, sodass sie tagsüber eigenständig trainieren können: nach Lust, Laune und körperlicher Verfassung. Arthur Rosar ist Diplomierter Gesundheitsund Krankenpfleger (DGKP) sowie Bereichsleiter für Akutgeriatrie und Remobilisation. „Unser Ziel
ist, dass sich Patient*innen proaktiv ihres Schicksals annehmen und nicht nur auf unsere Anweisungen warten. So erzeugen wir ein Bewusstsein für Eigenverantwortung.“
Muntermacher für Muskeln Das Altersspektrum der Patient*innen, die auf dem neuen Gesundheitsparcours regelmäßig ihre Mobilität trainieren, reicht von 65 bis 101 Jahren. Gerade im Spitalssetting ist Motivation für Patient*innen enorm wichtig. Denn die Wahrscheinlichkeit, früher entlassen zu werden, hängt an der Mobilität. Laut
Monika Draudt stärkt mit Ergotherapeutin Ingeburg Tschida (li.) Armkraft und Geschicklichkeit.
An den Wänden des Gesundheitsparcours animieren Plakate zum Mitmachen.
Dr.in Lisa Macho, Abteilungsleiterin Physikalische Medizin und Rehabilitation, sei der Gesundheitsparcours „eine Art Muntermacher“. „Denn es ist nie zu spät, mit dem Training zu beginnen. Die Muskulatur ist auch im hohen Alter noch trainierbar.“
Bewegung ist für Knochen, Gelenke, Bänder, Sehnen und Muskeln älterer Menschen essenziell. „Mit jeder Woche Bettlägrigkeit baut die Muskulatur um zirka zehn Prozent ab“, warnt Macho. „Ein Wiederaufbau der verlorenen Muskelmasse nimmt in der Regel mehrere Wochen in Anspruch.“ Das Programm der Akutgeriatrie ist eine Kombination aus Kraft- und Muskeltraining, Koordinations- und Gleichgewichtsübungen. Dazu gehört Alltägliches wie das Wiederlernen von selbstständigem Anziehen und Kämmen.
Erste Akutgeriatrie Wiens 1999 entstand im Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien die erste Akutgeriatrie inklusive Remobilisation in der Bundeshauptstadt. Die Behandlung und Betreuung ist auf ältere Menschen während eines Spitalsaufenthaltes zugeschnitten. Über die Jahre wurden Therapien wie aktivierende Pflege weiterentwickelt. Zum 25-Jahrjubiläum punktet die Akutgeriatrie nun mit dem Gesundheitsparcours. Er ist ein Zusatzangebot neben physikalischen Therapien in puncto Strom und Massagen sowie Akupunktur. Die Überwachung und Ausführung erfolgt durch ein multiprofessionelles Team aus Ärzt*innen, Physiotherapeut*innen und Pfleger*innen. Aktuell ist die 50 -Bettenstation komplett ausgelastet. Doch bald wird wieder ein Platz frei werden. Patientin Draudt freut sich schon auf ihre Entlassung.
Von der Seele geschrieben
Schwester Patricia Erber SDS
Provinzleiterin der Schwestern Salvatorianerinnen in Österreich
Vielfalt, die bereichert
Als Salvatorianerinnen gehen wir auf ein bedeutsames Ereignis zu: Das Generalkapitel in Rom. Dieses internationale Treffen findet alle sechs Jahre statt. Salvatorianerinnen aus 27 Ländern treffen sich einen Monat lang, um zu evaluieren und damit die Realität in den einzelnen Ländern, in denen wir tätig sind, und die Situation weltweit in den Blick zu nehmen. Auf diesem Boden der Realität versuchen wir uns neu auszurichten mit der Frage: Wozu sind wir heute als Salvatorianerinnen gesandt, angesichts der weltweiten Nöte und Bedürfnisse der Menschen? Aus dieser gemeinsamen Reflexion erfolgt eine Schwerpunktsetzung für die kommenden sechs Jahre. Für mich ist das Generalkapitel eine sehr kostbare Zeit. Die Begegnung und der Austausch mit Teilnehmerinnen aus anderen Ländern weitet meinen Blick. Ich darf ein Stück weit Anteil nehmen am Leben der Menschen und dem Einsatz meiner Mitschwestern in anderen Teilen dieser Welt. So manches löst Betroffenheit in mir aus und lässt mich staunen. Eigene Sorgen und Probleme relativieren sich und es eröffnet sich eine Dankbarkeit in mir für das, was mir geschenkt ist. In diesen gemeinsamen Tagen während des Kapitels stellt sich trotz unserer oft unterschiedlichen Denk und Herangehensweise ein verbindendes WirGefühl ein sowie die Erfahrung einer Vielfalt, die bereichert und ein voneinander Lernen ermöglicht. UNIVERSALITÄT ist eines unserer zentralen Schlüsselwörter, ein Anliegen, das uns in unserem Handeln leitet. So heißt es in unserer Lebensregel: „In Treue gegenüber dem Vermächtnis unserer Gründer suchen wir auf jede Weise und mit allen Mitteln, welche die Liebe Christi eingibt, unsere apostolische Sendung zu erfüllen. Unsere Kongregation übernimmt Aufgaben, … die den Erfordernissen der Zeit … sowie den Fähigkeiten der Schwestern und dem Wohl des Ganzen entsprechen.“
Vielleicht ermöglichen ja auch unsere Institutionen, in denen wir unseren Mitarbeiter*innen, Kolleg*innen und Menschen begegnen, für die wir da sind, einen solchen Erfahrungsraum für „Vielfalt, die bereichert“.
FÜR ANDERE DA, AUCH WENN
MAN UNS NICHT IMMER SIEHT.
FÜR ANDERE DA, AUCH WENN MAN UNS NICHT IMMER SIEHT.
Die Kernkompetenz von Schmidt ist die Reinigung von Gesundheitseinrichtungen. Wie Krankenhäuser, Kliniken und Rehazentren.
AM 17./18. JUNI 24
IMPRESSUM GEM. § 24 MEDIENGESETZ: Medieninhaberin und Herausgeberin: Vinzenz Gruppe Krankenhausbeteiligungs- und Management GmbH; Anschrift von Medieninhaberin/Herausgeberin und Redaktion: Gumpendorfer Straße 108, 1060 Wien; Chefredaktion: Annemarie Kramser, Claudia Schanza, M. A.; Redaktion: Mag. a Natalie Eiffe-Kuhn, Andrea Fürtauer-Mann, Mag. a Silvia Kahn, Aliza Moe Karn, Mag. a Anita Knabl-Plöckinger, Mag. a Katharina Sacken, Dr. Pierre Saffarnia, Mag. Günter Schiester, MAS, Mag. a Ulrike Tschernuth; Herstellerin: Salzkammergut-Media Ges.m.b.H.; Herstellungsort: 4810 Gmunden; Verlagsort: 1060 Wien; Verlagspostamt: 4020 Linz; Auflage: 35.000 Stück; Erscheinungsweise: 4 x jährlich; Layout: SERY* Brand Communications, Leonding; Leser*innenpost: office@vinzenzgruppe.at; Kontakt: Aliza Moe Karn, +43 1 59988-3082