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Druck in den Venen
Krampfadern können Schmerzen und offene Wunden auslösen. Eine Patientin und ihre Chirurgin erzählen über den Behandlungsprozess der entzündeten Venen.
Von Susanne Danninger
Ursprünglich war Ingeborg André wegen ihrer Herzprobleme in Behandlung. Nach erfolgreicher Therapie folgte allerdings zur genauen Untersuchung ihrer Venen eine Überweisung ins Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien. „Ich wäre wegen der Krampfadern nicht zum Arzt gegangen“, erinnert sie sich. Doch im Krankenhaus erfährt sie, dass ihre Venen lieber früher als später behandelt werden sollten. Varizen, wie Krampfadern noch genannt werden, sind oberflächliche Venenerweiterungen, fast immer an den Beinen und anlagebedingt. So auch bei der 68-jährigen Patientin. Vor einigen Jahren hatte ihre Tochter bereits eine Venenoperation durchführen lassen.
Eine defekte Klappe
Das Entstehen einer Venenerkrankung kann durch Patient*innen meist nicht verhindert werden, bestätigt die Fachärztin für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Oberärztin Dr.in Brigitte Obermayer. „Sie sind durch den aufrechten Gang des Menschen bedingt. Bei langem Sitzen oder Stehen kommt es zu einer Druckerhöhung in den Beinen.“

Zwischen dem oberflächlichen und tiefen Beinvenensystem befindet sich in der oberflächlichen Hauptvene in Höhe der Leistenregion eine Klappe. Die Venenklappe soll verhindern, dass das Blut auf dem Weg zum Herzen, also aufwärts, zurück in die Beine fließt. Verliert eine Klappe ihre Wirkung und schließt schlecht, verändern sich die Druckverhältnisse und Blut fließt aus dem tiefen Venensystem in die oberflächlichen Venen. Der Druck steigt an und die dünnwandigen Venen erweitern sich.
Über Jahre hinweg bemerken Betroffene diesen Prozess nur schleichend. Beginnend mit Schwellungen und einem Schweregefühl in den Beinen, kommt es später zu Verhärtungen und Entzündungen und im Extremfall zu einem Venengeschwür. Spätestens wenn Venenentzündungen auftreten, sollten Betroffene ärztliche Hilfe einholen.
Diagnostischer Goldstandard
Primarius Univ.-Doz. Dr. Reinhold Katzenschlager leitet die Angiologie an diesem Wiener Krankenhaus und sagt, dass sein Team „heute eigentlich nur noch nicht-invasive Duplexsonographie durchführt“. 600 bis 700 Venenoperationen pro Jahr sorgen für große Routine und Expertise. Oberärztin Obermayer erklärt die enge Zusammenarbeit: „Ohne die Gefäßchirurgie und Angiologie könnten wir das nie leisten.“
Bei André steht heute eine Venenoperation auf dem OP-Plan. Der Eingriff ist mit Crossektomie und Stripping geplant. Weil ihre Leistenvene stark erweitert ist, kommt nur diese Methode in Frage. Dabei handelt es sich um eine seit Langem bewährte Operationsmethode, bei der die Ärztin über einen Schnitt in der Leiste die oberflächliche Hauptvene aufsucht. Anschließend unterbindet sie diese sowie alle ihre Seitenäste. Davor markiert Obermayer die betroffenen Venen im Stehen. Es wird nochmals mit dem Ultraschall genau festgelegt, wo operiert werden soll. „Bei dieser Operation ist wesentlich, dass ich mich davor ganz genau mit der individuellen Situation der Patient*innen auseinandersetze.“
Nach der Operation
Der Eingriff dauert ungefähr eine Stunde. Anschließend wird André eine Nacht im Krankhaus verbringen, bis sie nach Hause darf. Meist ist allerdings nur ein tagesklinischer Aufenthalt erforderlich. Dort wird sie drei Wochen lang spezielle Kompressionsstrümpfe tragen und ist nach der Nahtentfernung wieder vollständig fit. Am meisten freut sich die Pensionistin darauf, beim Schwimmen im Hallenbad ihre Beine wieder selbstbewusst zu zeigen.
Kontakt
Venenambulanz | Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien
Nur mit telefonischer Anmeldung unter +43 1 40088-7700 (Mo.–Fr., 13 00–15 00 Uhr).
Hier werden neben konservativen Behandlungen schonende OP-Methoden angeboten: Leistenschnitt, Stripping, Laser und Radiofrequenz. Die meisten Eingriffe können tagesklinisch durchgeführt werden.
© Alek Kawka, Headerbild