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Die Rollenden Engel
Ein oberösterreichischer Verein erfüllt Schwerkranken ihre letzten Wünsche. Diplomkrankenpflegerin Susanne Schwandt-Stummer ist regelmäßig dabei und erzählt von berührenden Schicksalen, großen Gefühlen und leuchtenden Augen.
Von Michael Prieschl
Nach einer Wanderung klagte Roswitha (52) plötzlich über starke Kopfschmerzen, eine Körperhälfte reagierte nicht mehr. Im Spital folgte eine Schockdiagnose. Die Patientin war so schwer erkrankt, dass außer einer Bestrahlung nichts mehr für sie getan werden konnte. Die Mitarbeiter*innen am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern fragten Roswitha, ob sie einen offenen Herzenswunsch habe. Ja, Roswitha wollte gerne noch einmal daheim im eigenen Garten ihre Familie treffen. Die Rollenden Engel kamen mit ihrem Bus und brachten sie genau da hin. Mehr als 200 Mal sind die Rollenden Engel bereits ausgefahren. Jede einzelne Fahrt quer durch Österreich sorgte für starke Emotionen bei allen Beteiligten. Der Verein hat einen alten Schulbus in eine rollende Intensivstation mit Bett, allen notwendigen medizinischen Geräten und einem Fernseher umgebaut.

Tränen der Freude
Die erfüllten Wünsche sind sehr verschieden. Der frühere Kraftfahrer Georg wollte noch einmal zu Hause seine geliebten Katzen streicheln. Ein 62-jähriger Welser hatte 40 Jahre in einem Möbelhaus gearbeitet und wollte in seine Abteilung. Knapp 100 ehemalige Kolleg*innen standen Spalier und applaudierten, als der „Lampen-Karli“ im Rollstuhl ankam. Für einige Momente hatte der Patient seinen Leberkrebs vergessen und freute sich riesig über das Wiedersehen.
Jemand träumte von einem Sonnenaufgang auf einem bestimmten Berggipfel oder davon, einen Hubschrauberflug zu erleben – die Rollenden Engel erfüllten schon mehr als 200 Mal kostenlos eine letzte große Freude. Sie finanzieren diese Aktivitäten durch Spenden und Patenschaften.
Engel im Rallyeauto
Vor etwas mehr als vier Jahren hat Florian Aichhorn, selbst als Notfall sanitäter im Einsatz, den gemeinnüt zigen Verein gegründet. Seine Motiva tion war sehr bewegend. Florian hatte sich in einem Restaurant mit einer Familie und deren erst zehnjährigem Sohn angefreundet. „Der Bub sollte aufgrund einer schweren Erkrankung eigentlich schon seit zwei Jahren tot sein. Sein größter Wunsch: einmal mit einem Rallyeauto zu fahren.“ Kurze Zeit später durfte der überglückliche Junge dank einiger Anrufe von Aichhorn mit einem Profi seine Runden drehen.
Schwere Schicksale und das Leuchten in den Augen der Menschen.
Susanne Schwandt-Stummer Diplomkrankenpflegerin
Das war die Geburtsstunde der Rollenden Engel. Einer dieser Engel ist Susanne Schwandt-Stummer (60). Sie ist seit 36 Jahren Diplomkrankenpflegerin am Ordensklinikum Linz und in ihrer Freizeit regelmäßig bei Wunschfahrten an Bord.
„Es sind schwere Schicksale, aber der Ausdruck, das Leuchten und die Glückseligkeit in den Augen der Menschen – dafür lohnt sich jede Fahrt. Es tut richtig gut, den Leuten ihren letzten großen Wunsch erfüllen zu können.“
Alter Schulbus
Der älteste Fahrgast, an den sich Schwandt-Stummer erinnern kann, war ein 103-jähriger Mann aus dem Bezirk Freistadt. „Er wollte noch einmal in die Kirche in seiner Heimatgemeinde. Diesen Ausflug haben wir gerne für ihn möglich gemacht.“ Wie alle anderen Fahrgäste bekam er bei der Heimfahrt das Maskottchen Ben, einen kleinen Teddy, geschenkt. Das Originalplüschtier hat bei den Rollenden Engeln Tradition und ist bei jedem Ausflug in der Fahrerkabine. Dieses Stofftier gehörte einem kranken Bub. Dessen größter Wunsch war, dass nach seinem Besuch des Linzer Pöstlingbergs von nun an sein Teddy Ben das Engelteam bei den weiteren Ausflügen begleiten dürfte. Und diesem Wunsch kommen die Rollenden Engel natürlich besonders gerne nach.
Bankverbindung für Spenden
Name: Verein Rollende Engel
IBAN: AT793468000003039500
BIC: RZOOAT2L680
Überweisungsinformationen: Spende
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