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Wenige Minuten nach der OP wieder daheim
Das Ordensklinikum Linz bietet eine weniger belastende Alternative zur Gewebeprobenentnahme aus der Gebärmutter an: die ambulante Konisation ohne Vollnarkose. Gynäkologe Lukas Hefler spricht über Vorteile dieser Methode.
Von Karin Lehner
Ist der PAP-Befund beim jährlichen Besuch der Gynäkologin* oder des Gynäkologen* auffällig, muss das weiter abgeklärt werden. Sollte sich der Verdacht auf eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs erhärten, ist oftmals ein (kleiner) chirurgischer Eingriff notwendig. Die sogenannte Konisation ist die Entnahme einer keilförmigen Gewebeprobe am Gebärmutterhals.
Zirka 6.000 Frauen benötigen sie pro Jahr in Österreich. Primarius und Universitätsprofessor Dr. Lukas Hefler ist Vorstand der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Spitalspartner Ordensklinikum Linz und Konventhospital Barmherzige Brüder, hier wird der Eingriff in der Regel ambulant und unter Lokalanästhesie durchgeführt.
Vinzenz magazin: Wie läuft ein solcher ambulanter Eingriff ab?
Lukas Hefler: Zuerst erfolgt eine ausführliche Untersuchung des Muttermundes mit der Lupe in der Ambulanz und eventuell die Entnahme einer Gewebeprobe sowie die Besprechung der unterschiedlichen Operationsmethoden. Wir klären die Patientinnen darüber auf, dass die zu erwartenden Schmerzen ungefähr dem Legen eines peripheren Venenverweilkatheters entsprechen. Die OP wird in der Tagesklinik durchgeführt. Zuerst wird das Operationsgebiet mit einem Spray und einer Injektion lokal betäubt, dann erfolgt der Eingriff. Unmittelbar danach kann die Patientin aufstehen und geht nach dem Entlassungsgespräch nach Hause. Der gesamte Aufenthalt im Spital dauert zirka eine Stunde, die OP nur wenige Minuten.
Ist die Lokalanästhesie eine Entlastung für Patientinnen?
Definitiv. Doch manche Patientinnen wollen von der OP nichts mitbekommen und bevorzugen auch weiterhin die Vollnarkose. Aber die meisten entscheiden sich für die Lokalanästhesie.
Sind Patientinnen nervöser als bei einem Eingriff unter Vollnarkose?
Nein, für viele ist es viel angenehmer, keine Vollnarkose zu bekommen. Aber wie bei jedem anderen Eingriff ist eine genaue Aufklärung und Kommunikation sehr wichtig. Die Patientinnen müssen wissen, was sie erwartet.

Wie werden die Patientinnen während des Eingriffs begleitet?
Während der Operation ist eine ständige Kommunikation mit der Patientin unerlässlich: Sie muss immer wissen, was gerade passiert. Außerdem kann der Eingriff jederzeit – bis auf wenige Sekunden – unterbrochen werden.
Wie groß ist die Gefahr der Nachblutung?
Das Risiko liegt im niedrigen einstelligen Prozentbereich und ist bei Operationen in Vollnarkose und örtlicher Betäubung ähnlich. Nachblutungen treten in der Regel unmittelbar nach der Operation oder sieben bis zehn Tage danach auf. Nach einem ambulanten Eingriff muss die Patientin jedoch betreut werden: In den ersten 24 Stunden muss immer jemand bei ihr oder in der Nähe sein. Tritt eine Nachblutung auf, wird sie stationär aufgenommen.
Wie sieht die postoperative Nachsorge aus?
Sechs Monate nach der OP sollten ein HPV-Test und ein PAP-Abstrich bei niedergelassenen Fachärzt*innen durchgeführt werden. Oftmals empfiehlt sich auch eine HPV-Impfung.

Wie ist das Patientinnenfeedback?
Wir haben die Einführung der neuen Operationstechnik, die in anderen Ländern bereits üblich ist, wissenschaftlich begleitet. Eine wichtige Frage lautete: Würden Sie den Eingriff wieder ohne Vollnarkose durchführen lassen? 95 Prozent sagten ja. Zur Analyse, ob das viel oder wenig ist, haben wir uns mit Bewertungen von Luxushotels auf Reiseportalen verglichen und der Resonanz auf die Frage: Wie wahrscheinlich buchen Sie wieder? Mehr als 95 Prozent erreichte niemand. Laut einschlägiger Literatur ist dieser Wert nicht zu toppen. Auch andere OP-Ergebnisse wurden ausgewertet. Diese sind gleich gut wie unter Vollnarkose.
Wird die Konisation in Lokalanästhesie auch in Österreich Standard?
Davon gehe ich aus. Ende der 90er Jahre war eine Patientin für diese Operation unter Vollnarkose vier Tage stationär im Spital. Heute ist sie dank Lokalanästhesie maximal 90 Minuten da. Seitdem wir unsere Zahlen auf Kongressen präsentiert haben, kommen Hospitationsanfragen aus ganz Österreich. Die Konisation in Lokalanästhesie sollte überall Standard sein. Zu beachten gilt es jedoch, dass die neue OP-Technik relativ schwierig zu etablieren ist. Doch das darf keine Ausrede sein – alte Zöpfe muss man abschneiden. Die wissenschaftlichen Daten sprechen Bände.
Kontakt
Gynäkologische Ambulanz | Ordensklinikum Linz
Terminvereinbarung: Mo.–Fr., 8 30–12 30 Uhr unter Tel. +43 732 7677-7264
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