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Fit im Schritt bleiben
Viele leiden darunter, nur wenige sprechen über dieses Tabuthema: Inkontinenz betrifft auch jüngere Menschen. Doch es gibt keinen Grund, sich damit abzufinden. Darum am besten gleich mit diesen Übungen beginnen!
Von Josef Haslinger
Unfreiwilliger Harn- oder Stuhlabgang ist mehr als bloß unangenehm. Inkontinenz schränkt die Lebensqualität im Alltag ein und kann Betroffene bis zum völligen sozialen Rückzug treiben. Obwohl das Problem meist schamhaft verschwiegen wird, ist es weit verbreitet. Jede vierte Frau, jeder zehnte Mann ist damit konfrontiert – nicht nur mit zunehmendem Alter, sondern oft schon in jüngeren Jahren.
Die Anatomie des Beckenbodens bringt es mit sich, dass Frauen stärker gefährdet sind als Männer. Schwangerschaftsbedingte Veränderungen begünstigen die Entwicklung einer Inkontinenz, nach der Geburt sind Schonung und frühzeitige Rückbildungsgymnastik daher enorm wichtig. Andere Ursachen können Sportarten mit hohen biomechanischen Belastungen, vom Tennis bis zum Trampolinspringen, sein. Übergewicht oder eine schwache Rumpfmuskulatur erhöhen ebenso das Inkontinenzrisiko. Bei Jüngeren kommt es manchmal nach einer Operation, z. B. an der Prostata, zu unfreiwilligem Harnverlust.
Gute Erfolge oft ohne OP
Dr.in Elisabeth Lindner ist Oberärztin und leitet das Beckenbodenzentrum Ried. „Leider finden sich viele Betroffene mit der Situation ab. Dabei kann den allermeisten Patient*innen gut geholfen werden.
Es gibt viele Behandlungsmöglichkeiten und unterstützende Hilfsmittel.“ Im Beckenbodenzentrum arbeiten mehrere Fachbereiche des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried zusammen: Ärzt*innen aus Gynäkologie, Urologie, Chirurgie, Neurologie, Radiologie, Physikalischer Medizin und Rehabilitation sowie Expert*innen aus Pflege und Physiotherapie. Sie erstellen für alle Betroffenen eine individuelle Therapie, was keineswegs immer eine Operation bedeutet. Oft bringen Beckenbodentraining, Biofeedback, Elektrostimulation oder Neuromodulation gute Erfolge.
Den allermeisten Inkontinenzbetroffenen kann sehr gut geholfen werden!

Ist trotzdem ein Eingriff notwendig, stehen im Haus verschiedene Verfahren zur Verfügung, vom Einsetzen eines elastischen Harnröhrenbandes bis zum künstlichen Schließmuskelersatz. Die Medizinische Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ) hat das Beckenbodenzentrum im Innviertel im Vorjahr bereits zum fünften Mal für seine umfassende Expertise erfolgreich zertifiziert.
So bleibt der Beckenboden fit
Der Beckenboden lässt sich mit einfachen Übungen kräftigen. „Üben Sie täglich 15 Minuten, am besten aufgeteilt auf zwei- bis dreimal“, rät Primarius Dr. Christian Angleitner, Leiter der Physikalischen Medizin am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried.
Wichtig: Bauch-, Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur beim Üben immer lockerlassen und die Ausgangsstellungen variieren!
Anspannen und Halten
Spannen Sie Ihren Beckenboden an, halten Sie die Spannung für 5 bis 10 Sekunden und machen Sie eine Pause von 10 Sekunden. Versuchen Sie, während des Anspannens weiter zu atmen.

Beckenboden und Bewegung
Im Sitzen den Beckenboden anspannen, Oberkörper nach vorne neigen und aufstehen. Versuchen Sie, den Beckenboden während des Aufstehens angespannt zu halten.

Blinzeln bzw. Zwinkern
Spannen Sie den Schließmuskel um Harnröhre bzw. After kurz und schnell an. 5 bis 10 Wiederholungen und 30 Sekunden Pause. Variante: Verstärken Sie das Anspannen mit einem deutlichen „Hopp“.

Kontakt
Beckenbodenzentrum Ried | Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried Krankenhaus Ried
Schlossberg 1, 4910 Ried im Innkreis
Tel. +43 7752 602-2500, www.bhsried.at
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