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Neue Bandscheibe für den Hals

Jeder zweite Bandscheibenvorfall passiert in der Halswirbelsäule. Andrea Goldbacher und ihr Chirurg zeigen, wie moderne künstliche Bandscheiben funktionieren. Und wie bald sich die Patientin wieder schmerzfrei bewegen kann.

Von Heike Kossdorff

Anfangs hatte Andrea Goldbacher nur Nackenschmerzen und das Gefühl, sehr verspannt zu sein. Schließlich strahlten die Schmerzen aber bis in den linken Arm aus. Die Feinmotorik der Hand litt massiv. „Ich konnte keine Knöpfe mehr schließen oder kaum etwas halten, etwa einen Teller beim Ausräumen des Geschirrspülers“, erzählt die 48-Jährige. Wenig später die Diagnose: Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule als Folge jahrelanger Abnutzungen.

Die dunkle künstliche Bandscheibe sorgt für bessere Beweglichkeit.

Dass neben den bekannten Bandscheibenvorfällen in der Lendenwirbelsäule auch die Halswirbelsäule häufig betroffen ist, weiß Dr. Bernhard Zillner, Oberarzt am Wirbelsäulenzentrum des Orthopädischen Spitals Speising (OSS) in Wien. „Etwa 40 bis 50 Prozent aller Vorfälle finden im Bereich der Halswirbelsäule statt. Die Ursachen können genetischer Natur sein, aufgrund von altersbedingtem Verschleiß, durch Unfälle oder Belastungen entstehen.“

Neue minimalinvasive OP-Methode

Der erste Behandlungsschritt erfolgt immer konservativ, etwa über Infiltrationen. Zeigen sie nicht den gewünschten Erfolg, ist die klassische Methode die sogenannte Fusion, eine Versteifung der betroffenen Wirbelabschnitte. Im Orthopädischen Spital Speising kommen für bestimmte Betroffene nun auch Prothesen der neuesten Generation zum Einsatz. „Gute Voraussetzungen haben jüngere Patient*innen zwischen 30 und 55 Jahren. Bei ihnen gibt es in der Regel noch nicht viel knöcherne Abnutzung“, erklärt Zillner. Daneben fließen auch eventuelle Instabilitäten wie Wirbelgleiten in die Entscheidung ein, ob Betroffene für die Prothese geeignet sind. „Von Vorteil ist, wenn der Bandscheibenvorfall noch frisch und weich ist.“

Am Röntgen ist die gut eingepasste Prothese erkennbar.
Rasch fit und mobil

Rund eine Stunde dauert die Operation, bei der die geschädigte Bandscheibe durch die Prothese ausgetauscht wird. „Der schonende Eingriff erfolgt minimalinvasiv von vorne im Halsbereich. Das Gewebe, das auf die Nerven drückt, wird entfernt und die Prothese eingesetzt. Ihre Oberfläche besteht aus einem Material, das aufgrund seiner Struktur automatisch festsitzt. Es muss nicht mehr wie frühere Modelle im Wirbelkörper verankert werden.“

Die postoperative Untersuchung zeigt, wie beweglich Andrea Goldbacher wieder ist.

Die jüngste Prothesengeneration erlaubt außerdem die vollständige Beweglichkeit der Halswirbelsäule. Weil sich Patient*innen schon kurz nach der Operation wieder bewegen dürfen, werden sie schneller wieder mobil. „Auch die Datenlage zu den Bandscheibenprothesen der neuesten Generation zeigt die hohe Effektivität dieser Methode“, erklärt der Wirbelsäulenchirurg.

Andrea Goldbachers Wirbelsäule war für den Eingriff geeignet und wurde erfolgreich operiert. Für sie die beste Entscheidung ihres Lebens. „Ich war sehr schnell wieder fit und konnte mich gut bewegen. Schon kurz nach der OP war wieder alles möglich: von Alltagstätigkeiten über Arbeit bis zum Sport.“

Die Feinmotorik funktioniert wieder. Geschirrspüler einzuräumen, ist kein Problem mehr.

© Alek Kawka

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