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Eine Brille als Navi

Mittels Augmented-Reality-Brille funktioniert das Implantieren von künstlichen Schultergelenken noch präziser. Hier verraten eine Chirurgin und ihr Kollege, wie diese AR-Brille im Operationssaal funktioniert.

Von Heike Kossdorff

Die Schulter ist das beweglichste Gelenk im menschlichen Körper. Im Falle eines künstlichen Gelenksersatzes ist die exakte Positionierung der Prothese besonders wichtig. Das gelingt nun in neuer Präzision: durch den Einsatzes einer Augmented-Reality-Brille (AR-Brille) während des chirurgischen Eingriffs. Darunter versteht man die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung.

Im Vorfeld wird ein Computertomographiebild des Schultergelenks angefertigt. Daraus wird ein virtuelles 3D-Modell des Knochens erstellt – Basis für die geplante Implantation. Die Planung mit den Idealpositionierungen der Prothese wird abgespeichert und über einen Computer auf eine AR-Brille projiziert. Über die sehen Chirurg*innen mit Hilfe zweier Fadenkreuze sowohl den Operationsplan als auch die tatsächliche Position. Die Brille dient während des Eingriffs als Navigationsgerät.

Quantensprung im OP

Das Orthopädische Spital Speising (OSS) ist eine von nur 40 Einrichtungen weltweit, die Augmented Reality bei Schulter-OPs seit der Erstzulassung in Österreich verwendet.

Oberärztin Dr.in Alexandra Pokorny-Olsen ist Spezialteamleiterin der Schulterchirurgie und von der neuen Methode überzeugt. „Das ist ein Quantensprung in der Schultergelenkschirurgie. Das genaue Abrufen der Daten ermöglicht eine hohe Exaktheit beim Eingriff.“

Alexandra Pokorny-Olsen, Schulterchirurgin
© Orthopädisches Spital Speising

Patient*innen profitieren von der perfekten Positionierung der Endoprothese, denn sie begünstigt die bestmögliche Beweglichkeit des neuen Gelenkes.

Das Herz-Jesu Krankenhaus Wien war das erste Krankenhaus in Österreich, das eine VR-Brille zur Visualisierung der 3D-Planung und Computertomographiebilder (CT) als Hologramm eingesetzt hat und damit eine höhere Passgenauigkeit beim künstlichen Schultergelenksersatz bietet.

Internationales Schulungszentrum

Auch im Ordensklinikum Linz wird die Augmented-Reality-Brille bei Schulteroperationen erfolgreich eingesetzt. Seine Abteilung für Orthopädie ist das bislang einzige Hospitationsreferenzzentrum für die neue Technik an der Schulter in Österreich, an dem nationale und internationale Chirurg*innen ausgebildet werden können, das OSS wird in Kürze folgen. Primarius Prof. DDr. Reinhold Ortmaier ist Leiter der Abteilung und hat kürzlich Chirurg*innen aus Japan die Technik nahegebracht. „Wir haben genügend Erfahrung gesammelt und bilden nun nationale sowie internationale Teams für die OP-Navigationstechnik mit AR-Brillen aus. Um die Methode gut anwenden zu können, braucht es jedoch Training. Wir zeigen, worauf es ankommt.“ Weitere Einsätze abseits der Schulterchirurgie sind geplant. Univ.-Prof.in Dr.in Petra Krepler, Leiterin des Wirbelsäulenzentrums im OSS: „Die AR-Brille wird künftig auch in der Wirbelsäulenchirurgie eine wichtige Rolle spielen.“

Reinhold Ortmaier mit der AR-Brille
© Ordensklinikum Linz

© Medacta, Headerbild

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