Maschinenring-Zeitung Tirol September 2020

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Maschinenring Cluster zur Förderung der agrarischen Kooperation

Lebenserfahrung Freiwillig am Bauernhof Erfahrungsbericht von einem Freiwillig-am-Bauernhof-Einsatz in Hatting: Helferin Victoria Mayer berichtet

A

m Hattingerberg unweit von Innsbruck liegt der Boarhof von Familie Engl. Hier leben Patrick und Simone, die den Familienbetrieb vor Kurzem von Patricks Eltern übernommen haben, gemeinsam mit ihren Kindern Mona und Leo und vermarkten Kalb- und Rindfleisch direkt in der Region. Patricks Eltern sowie seine Großmutter wohnen in unmittelbarer Nähe und helfen bei der Kinderbetreuung und anderen anfallenden Arbeiten im Bedarfsfall mit. Seit diesem Frühjahr werden im Rahmen von Freiwillig am Bauernhof zudem freiwillige Helfer und Helferinnen aufgenommen. Als eine von ihnen durfte ich im Juli eine Woche auf dem Tiroler Bergbauernhof verbringen.

Ich bin 20 Jahre alt, studiere an der Universität für Bodenkultur in Wien und arbeite nebenbei in einem Bauernladen. Mein Interesse an der Lebensmittelproduktion hat mich in letzter Zeit bereits dreimal in unterschiedliche landwirtschaftliche Betriebe geführt, wo ich stets sehr positive Erfahrungen gemacht habe. Vorab weiß ich also ungefähr Bescheid, was mich erwarten wird, wobei die Aufgabenbereiche, Herangehensweisen und Zugänge natürlich immer individuell und hofspezifisch sind. Umso spannender ist es für mich daher jedes Mal aufs Neue, in die Praxis der Urproduktion einzutauchen. Das Wissen, das hier von Generation zu Generation weitergegeben und natürlich auch laufend

Victoria schnupperte während ihres einwöchigen Einsatzes in die verschiedensten Arbeiten am Boarhof hinein

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adaptiert wird, entstammt unmittelbar aus Alltagserfahrungen und ist eine wertvolle und – meiner Meinung nach – absolut notwendige Ergänzung zu der zumeist sehr theoretischen Basis aus dem Studium. In Form von kurzen Tagebucheinträgen möchte ich im Folgenden einen kleinen Einblick in meine Erfahrungen auf dem Boarhof geben: Sonntag, 5. Juli: Nach einer gut vierstündigen Zugfahrt aus Wien erreiche ich den Hauptbahnhof in Innsbruck, wo Simone, Leo und Mona schon mit dem Auto auf mich warten. In 20 Minuten sind wir am Hattingerberg. Hier zeigt mir Mona gleich mein Zimmer. Schon am Nachmittag lerne ich weitere Familienmitglieder kennen, die mich alle mit großer Selbstverständlichkeit aufnehmen. Dann geht es für mich zum ersten Mal mit in den Stall. Simone und Patrick sind hier ein eingespieltes Team und nehmen sich viel Zeit, um mir alles zu erklären. Nachdem Patrick untertags gemäht hat, helfen Simone und ich noch am Feld beim Aufladen des Futters. Montag, 6. Juli: Wie die restliche Woche auch, beginnt mein Tag um etwa sechs Uhr mit der morgendlichen Stallarbeit. Simone und ich kümmern uns vor allem um das Ausmisten und das Füttern. Da ein Teil der Rinder den Sommer auf der Alm verbringt, müssen derzeit nur fünf Kühe, die untertags sowie in der Nacht auf der Weide direkt vor dem Haus sind, und Kälber beziehungsweise Jungrinder versorgt werden. Die Tiere fressen das, was auf den umliegenden Feldern wächst, Kraftfutter kommt hier kaum zum Einsatz. Nach dem Frühstück helfe ich Patrick kurz beim Abbau eines Weidezaunes, bevor er als selbstständiger Landschaftspfleger den restlichen Tag unterwegs sein


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