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Tiroler Grünland wird klimafit

Das Projekt „Grünlandverbesserung – klimafitte Wiesen“ trägt dazu bei, geschädigte Grünlandbestände in Tirol zu sanieren

Zunehmende Trockenheit und der Befall mit Engerlingen haben die Grünlandbestände in Tirol teilweise sehr stark beschädigt. Wertvolle Untergräser gingen dadurch zurück oder verloren. Durch entstandene Lücken steigt die Futterverschmutzung, und die Futterqualität wird durch minderwertige Unkräuter, welche als Lückenfüller auftreten, negativ beeinflusst. Das Potenzial der vorhandenen Flächen kann nicht genutzt werden, wodurch vielen Betrieben die nötige Futtergrundlage fehlt. Die Sanierungsmaßnahmen sollen wieder ausgeglichene Grünlandbestände herstellen und die Pflanzenzusammensetzung durch die Einbringung von trockenresistenteren Grünlandpflanzen dem Klimawandel anpassen. Durch die standort- und nutzungsangepassten Grünlandbestände werden die wirtschaftseigene Grundfutterversorgung gesteigert, Zukäufe verringert und die Kreislaufwirtschaft gesichert.

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Im Zuge der Initiative „Grünlandverbesserung – klimafitte Wiesen“ arbeiten Land Tirol, Landwirtschaftskammer und Tiroler Maschinenringe bei der Umsetzung eng zusammen, um optimale Ergebnisse für die Tiroler Landwirte zu erzielen. Im Rahmen des vom Land Tirol geförderten Projektes werden im ersten der zwei Einsatzzeiträume über 2.400 Hektar Grünland nachgesät – weitere 80 Hektar sind so stark geschädigt, dass eine Neuanlage nötig ist. Landesweit sind über 80 Landwirtinnen und Landwirte als Dienstleister im Einsatz, um die Bestände ihrer Berufs kollegen klimafit zu machen.

Saatgut für jede Lage

Um jeden Grünlandbestand in jeder Lage optimal sanieren zu können, stehen mehrere Mischungen in ÖAG-Qualität zur Auswahl: eine Nachsaatmischung für mittlere Lagen mit mittelintensiver Bewirtschaftung (Na), eine Nachsaatmischung für trockene Lagen mit mittelintensiver Bewirtschaftung (Natro) und schließlich eine Mischung für Gunstlagen mit

80 Landwirte wurden für die fachgerechte Ausbringung und Projektabwicklung geschult

mindestens vier Nutzungen (Ni). Für Neuanlagen stehen Dauerwiesenmischungen für mittelintensive Nutzungen für mittlere, feuchte oder raue Lagen zur Auswahl.

Profidienstleister mit optimaler Technik

Der Maschinenring organisiert die Umset zung der Grünlandsanierungsmaßnahmen und übernimmt die Verrechnung mit den einzelnen Landwirtinnen und Landwirten. Die Ausbringung der Nachsaat bzw. die Neuanlage erfolgt über Dienstleister der Tiroler Maschinenringe, welche eigens für diese Nachsaataktion geschult wur den. Im Rahmen der Nachsaat kommen durchwegs Spezialgeräte zum Einsatz. Die vorhandene Altnarbe wird geöffnet, das Saatgut in die entstandene Rille abgelegt, der Boden anschließend rückverfestigt und für den nötigen Bodenschluss des Saatguts gesorgt. Grassamen sind Licht keimer und müssen daher sehr flach gesät werden, um ein gleichmäßiges Auflaufen zu gewährleisten. Eingesetzt werden einer seits Durchsämaschinen, die mittels schräg zueinanderstehenden Scheibenscharen den Boden öffnen. Das Saatgut fällt in den entstandenen Spalt und wird mit einer nachlaufenden Walze angedrückt.

Zudem kommen Nachsaatkombinatio nen zum Einsatz. Striegel öffnen wiederum die Altnarbe, entfernen Pflanzenreste und schaffen die nötigen Lücken und somit verbesserte Auflaufbedingungen für das Saatgut. Die Nachsaatmischung wird pneumatisch von Saatgutbehältern durch Schläuche zu den Pralltellern transportiert, wo es gleichmäßig, breitflächig verteilt wird und wiederum mit einer nachlaufenden Walze angedrückt wird. Derzeit werden in ausgewählten Regionen die vorhandenen Schlitzgeräte, welche zur Ausbringung der Pilzgerste eingesetzt werden, mit zusätzlicher Sätechnik nachgerüstet. Diese Technik ermöglicht im kommenden Frühjahr die kombinierte Ausbringung von Pilzgerste zur Engerlingsbekämpfung und Nachsaat in einem Arbeitsgang.

Für die Grünlandaktion kommt ÖAG-zertifiziertes Saatgut zum Einsatz

Sanierte Bestände brauchen Pflege

Ausgebrachte Samen benötigen unbedingt einen guten Bodenkontakt und müssen angewalzt werden. Dies geschieht in der Regel in einem Arbeitsgang. Auf Steilflächen, bei denen eine Walze aufgrund des Gewichts nicht mehr eingesetzt werden kann, bietet eine leichte Beweidung nach der Nachsaat eine gute Alternative. Der Tritt der Tiere sorgt für den nötigen Bodenschluss des Saatguts.

Im Regelfall sollte die erste Folgenutzung drei bis vier Wochen nach der Sanierungsaktion bei einer maximalen Bestandshöhe von 15 bis 20 cm erfolgen. Ein rechtzeitiger Schröpfschnitt oder eine leichte Beweidung ist wichtig, um den Konkurrenzdruck der Altnarbe für die jungen Keimlinge zur regulieren und ausreichend Lichteinfall zu gewährleisten. Die rechtzeitige Nutzung der ersten und zweiten Folgeaufwüchse fördert zusätzlich die Bestockung der Einsaat.

Im Ansaatjahr sollte nur dosiert gedüngt und auf eine intensive Düngung mit Gülle verzichtet werden, um die Keimlinge nicht zu verätzen. Wenn auf den Gülleeinsatz nicht verzichtet werden kann, ist unbedingt auf einen geringen Trockensubstanzgehalt zu achten beziehungsweise die Gülle mit Wasser zu verdünnen. Ankeimende Pflanzen müssen ihre Wurzeln erst vollständig ausbilden und sind daher auf leichtlösliche Nährstoffe angewiesen. Für eine erfolgreiche Etablierung der nachgesäten Pflanzen im Altbestand ist auf eine standortangepasste Nutzung und Düngung zu achten.

Die Antragstellung für die Frühjahrssanierung ist bis spätestens 15.12.2020 in den Bezirkslandwirtschaftskammern möglich. 

Antragsfrist Grünlandverbesserung im Frühjahr 2021

Antragstellung bis 15.12.2020 bei den Bezirkslandwirtschaftskammern

Fördervoraussetzungen: • ÖPUL-Betrieb mit Viehhaltung • Mindestens zwei bis maximal vier Nutzungen • Qualitätsstandard ÖAG-Saatgut • Kein Pflanzenschutzmitteleinsatz zur Flächenvorbereitung • Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen zum Thema

Grünland im Ausmaß von mindestens 2 UE bis Ende 2021

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