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Mobile Geflügelschlachtung
Nach über zweijähriger Projektphase betreibt der Maschinenring ein Schlachtmobil für Geflügel
Die Nachfrage vieler Konsumenten nach Fleisch von Geflügel aus der Region steigt seit einigen Jahren stetig an. Die Auswei tung des Angebotes wurde bisher durch die fehlende Möglichkeit einer regionalen Schlachtung gebremst. Nach über zweijähriger Projektphase konnte der Maschinenring gemein sam mit Expertinnen und Experten der Landwirtschaftskammer und der Landesveterinärdirektion nun eine innovative Lösung präsentieren: die
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mobile Geflügelschlachtung, die der Maschinenring betreibt und koordi niert. Der gelernte Metzgermeister und Landwirt Martin Gröbner aus Obernberg konnte für die Dienstleis tung gewonnen werden und kommt mit dem vollwertig eingerichteten und als Schlachtstätte registrierten Schlachtmobil direkt auf die Bauern höfe. Eine stressfreie Schlachtung ohne lange Transportwege sind die wesentlichen Vorteile. Für Betriebe ergeben sich damit neue Möglich keiten, ausgediente Legehennen als Suppenhühner zu vermarkten und mit Mastgeflügel einen zusätzlichen Betriebszweig für die Direktvermark tung aufzubauen. Geschlachtet werden können alle Arten von Geflügel: von Lege- und Masthühnern über Puten, Enten bis hin zu Gänsen.
Offiziell vorgestellt wurde das Mobil am Biohof Omesbichl von Familie Knoflach in Wildermieming, wo Legehennen und Masthühner geschlachtet wurden.
Freuen sich über den Startschuss für die mobile Geflügelschlachtung: (v. l. n. r.) Ingrid und Philipp Knoflach, Wendelin Juen, Daniela Scharmer von der Landesveterinärdirektion, Maschinenring-GF Hermann Gahr und Metzgermeister Martin Gröbner

Gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Sohn Philipp hält Ingrid Knoflach am Biohof Omesbichl in Wildermieming 60 Weidegänse, 450 Legehennen, 400 Masthennen, sechs Mastschweine in Freilandhaltung und sechs Mutterkühe. Der vielseitigen Bäuerin ist Tierwohl sehr wichtig, weshalb ihr auch die Schlachtung der Tiere direkt am Hof ein Anliegen ist. Bisher war das im Geflügelbereich sehr schwierig: „Für einen Kleinbetrieb ist ein eigener Schlachtraum schwer zu finanzieren. Durch die mobile Schlachtung haben wir nun eine ideale Lösung, die nicht nur Stress für die Tiere vermeidet, sondern insgesamt für den Betrieb eine große Erleichterung darstellt.“ Knoflach vermarktet das Geflügelfleisch direkt ab Hof, wobei sie gerne Einblick in ihre Landwirtschaft gewährt: „Unsere Kunden sehen die Tiere aufwachsen und können nachvollziehen, wie sie gehalten werden. Dass nun auch direkt am Hof geschlachtet wird, ist für mich ein weiterer Schritt in Sachen Transparenz bei der Lebensmittelproduktion und auch wichtig für verantwortungsbewussten Fleischkonsum.“ Im Gegensatz zur Familie Knoflach vermarkten in Tirol bisher nur wenige Pioniere Geflügelfleisch, die Selbstversorgung liegt lediglich bei rund einem Prozent. „Es gibt durchaus Potenzial am Markt. Die Produktion von Masthendln, Weidegänsen, Enten und Puten passt ideal auf kleine Tiroler Bauernhöfe. Qualitätsfleisch zu erzeugen ist auf diesen Betrieben sehr gut machbar und die Vermarktung mit entsprechendem Engagement möglich“, ist Wendelin Juen, LK-Fachbereichsleiter, überzeugt.
Maschinenring als professioneller Betreiber
Das vom Maschinenring betriebene, in Österreich neuartige Geflügelschlachtmobil ist in zwei abgetrennte Bereiche – dem Schlachtraum und dem Reinraum für die Fleischbeschau und die Aufbereitung der Schlachtkörper – aufgeteilt. Mit einer automatischen Elektrobetäubung, verschiedenen, auf die jeweilige Geflügelart angepassten Schlachttrichtern für die Entblutung, einem Brühkessel, einer Rupfmaschine, einem hygienischen Arbeitsbereich sowie einem sogenannten Chillbecken zur Vorkühlung stehen alle erforderlichen Gerätschaften zur Verfügung. Der Einsatzbetrieb stellt Strom, einen Wasseranschluss und einen Abfluss für das Abwasser zur Verfügung und kümmert sich um das Fangen und die Bereitstellung der Tiere sowie um die Entsorgung der Schlachtabfälle.
Mit Metzgermeister Martin Gröbner ist die professionelle Schlachtung gewährleistet. Er kommt mit dem Schlachtmobil direkt auf die Höfe. Vom Schlachten über das Rupfen bis hin zum Ausnehmen und der Fleischbeschau übernimmt er mit seinem Team alle Arbeitsschritte, für die es Erfahrung und Können braucht. Das verkaufsfertige Geflügel wird dann von den Direktvermarktern am Schlachtmobil übernommen, gekühlt und kann von den Kundinnen und Kunden abgeholt werden. Für die Kühlung und das Abtropfen der Schlachtkörper kann beim Maschinenring auch ein Kühlmobil mit Abtropfwagen ausgeliehen werden. „Der Maschinenring bietet das Schlachtmobil für Bäuerinnen und Bauern von Osttirol bis Reutte an und koordiniert die Einsätze. Die Dienstleistung passt perfekt in unser Portfolio zur Unterstützung der Tiroler Bauernfamilien“, zeigt sich Maschinenring-Geschäftsführer Hermann Gahr über das Ergebnis erfreut.

Das Schlachtmobil wird auf einem ebenen, befestigten Platz am Hof aufgestellt. Ein 16A-Starkstromanschluss, ein Wasseranschluss und ein Kanal oder eine Güllegrube für das Abwasser müssen zur Verfügung stehen.

Mit der Rupfmaschine werden die Federn schnell und schonend entfernt.

Der Einsatzbetrieb kümmert sich um das Fangen und die Bereitstellung der Tiere, idealerweise in Fangkisten.

Durch das Brühen öffnen sich die Poren, wodurch sich die Federn lösen.

Anschließend erfolgt die Weitergabe in den Reinraum.

Metzgermeister Martin Gröbner kümmert sich um das fachgerechte Ausnehmen und die damit einhergehende Fleischbeschau.
Eine frühzeitige Anmeldung bzw. Bekanntgabe von Wunschterminen erleichtert die Koordination und Tourenplanung. Um die Einsatzkosten so gering wie möglich zu halten und eine gute Auslastung zu erreichen, können auch Touren und Kettenschlachtungen organisiert werden. Durch Sammeltermine können auch Landwirte mit kleineren Geflügelbeständen von der mobilen Schlachtung profitieren. Weitere Informationen: Felix Weber, 059060 70073, www.maschinenring.tirol

Die Betäubung erfolgt elektrisch. Das System zeigt an, sobald die Betäubung abgeschlossen ist.

Für das Entbluten stehen je nach Geflügelart verschiedene Schlachttrichter zur Verfügung.

Im Chillbecken werden die Schlachtkörper vorgekühlt.

Optional bietet der Maschinenring auch einen Kühlanhänger mit Abtropfwagen zum Verleih an.