Taekwondo 20 - Ausgabe Dezember 2021

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INTERVIEW MIT THOMAS SCHNEIDER von Helena Stanek Weltweit gibt es ‚nur‘ neun Personen, die in die offizielle Taekwondo Hall of Fame „Outstanding instructors“ aufgenommen wurden. Thomas Schneider ist einer davon. Die Ehrung wird am 19. August 2022 in New Jersey in Amerika sein. Thomas Schneider ist für die Hall of Fame vorgeschlagen worden, weil er in der NWTU über 1.000 Trainer ausgebildet und im Verein über 160 Kukkiwon-DAN-Träger geprüft hat. Er wurde von Gerard Robbins (Gründer der Hall of Fame) angeschrieben, dass er diese Ehrung erhalten soll. Ebenso wird Chan Ok Choi für seine Verdienste im Wettkampf geehrt. Thomas Schneider wird für seine Trainer- und Ausbildungsdienste geehrt. Wir haben mit Thomas Schneider gesprochen. Berichte uns doch in wenigen Sätzen von deiner Leidenschaft für den Kampfsport. Wie bist du zum Kampfsport gekommen und was waren besonders prägende Momente? 1973 habe ich in der Schule ein Plakat gesehen und meine Handballkameraden erzählten mir damals, dass sie auch Taekwondo machen. 1973 war Taekwondo noch ein fremdartiger Begriff. Es kursierten Karate und Judo. Ein Freund von mir hatte dann das Plakat vom Taekwondo aufgehangen. Auf dem Plakat war Meister Kwon Jae-hwa zu sehen. Und 1975 war dann bei uns die erste Deutsche Formen Meisterschaft des Deutschen Judo Bundes. Ehrengast war hier Meister Kwon und ich durfte bei einer Vorführung als GelbGürtelträger mitmachen. Die hohen Tritttechniken von Meister Kwon und das Auftreten, seine Persönlichkeit hat mich sehr fasziniert. Ebenso die Härte und die Disziplin. Das wollte ich auch. Der Vize-WM-Titel war sportlich gesehen sicher dein Highlight als aktiver Kämpfer. Was macht diesen Titel so besonders für dich? Meine Wettkampfkarriere begann ich nach meinem Vorbild Kwon Jae-hwa, natürlich ohne Kontakt. Über dem Mitbegründer der DTU und NWTU, Walter Löh, lernte ich aber auch den Westenkampf kennen. Ich wurde Referent für Leichtkontakt in der NWTU und habe dadurch auch im Kader mitgekämpft und meine Westenerfahrungen verbessert. In England war schließlich die erste offene Weltmeisterschaft, wo wir als NWTU-Team gestartet sind und sensationell VizeWeltmeister im Safety-Kampf wurden. Am Start waren

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- DTU-Magazin Taekwondo 20 - Ausgabe 10 12/2021

damals auch Henk Meijr und viele weitere Kämpfer mit Rang und Namen – auch aus anderen Sportarten wie etwa Kickboxen, Karate oder Kung-Fu. Wir wollten zeigen, dass es im Taekwondo tolle Beintechniken gibt. Damals gab es ja noch nicht so viele Turniere und darum kämpfte man stets in vielen verschiedenen Richtungen, also im Safety-Kampf, Westenkampf, Formen und Bruchtest. Da ist man manchmal mit einem blauen Auge eine Form gelaufen. Der Titel hat mir sehr viele internationale Kontakte gebracht, die auch weiterhin meine Freunde sind. Und er hat mich motiviert, mehr und besser zu trainieren. Und ich habe mich dann auch dazu verpflichtet gefühlt, öfter und regelmäßiger internationale Turniere zu besuchen. Als dann Taekwondo 1988 olympisch wurde, habe ich mich dann nur noch auf den Westenkampf mit meinem Verein konzentriert. Wann war dein Karriereende? 1991 habe ich den Trainer A-Schein gemacht und ich musste mich auch persönlich neu orientieren. Die Aufgaben im Sport wurden immer mehr. Aber ich hatte auch zwei schwere Verletzungen, wegen denen ich auf der Arbeit eine Abmahnung bekam. Mein Chef konnte die vielen Fehltage nicht mehr akzeptieren. Im Alter von 34 Jahren habe ich gesagt, dass ich mich eher auf die Trainerarbeit beziehungsweise Landes- und Bundeskampfrichtertätigkeit konzentrieren möchte. Du pflegst weiterhin über die Sozialen Medien Kontakt zu alten Weggefährten in der Taekwondo-Welt. Gibt es Personen, die du auch nach langer Zeit abseits der akti-


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