nota bene
Der Sommer macht den Menschen zum Träumer
Paul Keller, deutscher Schriftsteller (1873 – 1932)
€ 5,00
3. Jahrgang | 2. Ausgabe | August 2016 |
03 Editorial
Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss
04 Mütter und Väter der Pflege
Die Dame mit der Lampe – Florence Nightingale
06 Literatur
Meine wärmste Buchempfehlung ist
07 Bad Wildbad
Stimmungsvoll und einzigartig – Tausend Lichter im Kurpark Bad Wildbad
08 Bad Liebenzell
nota bene im Gespräch
mit der neuen Tourismus-Direktorin in Bad Liebenzell, Kerstin Weiss
10 Johanneshaus Bad Wildbad
Seelisches Wachstum fördern durch Fortbildung
12 Kunst
Kunst in, aus, von der Psychiatrie
14 Gewaltfreie Kommunikation
Gemeinsam – was heißt das?
Sieben Chancen, Teamarbeit zu optimieren
16 Nordschwarzwald
Einkaufen, sinnlich: Wochenmärkte im Nordschwarzwald
18 Ergotherapie
Gelenkschutztraining in der Ergotherapie
20 Johannesklink Bad Wildbad
Praxisbericht Fortbildung Wundmanagement
21 GeriatrieForum
6. GeriatrieForum Bad Wildbad
22 Ernährung
Super Früchte für den Super Sommer!
23 Natur und Heilkunde
Johanniskraut für die gute Stimmung
Impressum
Herausgeber:
MHT
Gesellschaft für soziale
Dienstleistungen mbH
Hochwiesenhof 5–10
75323 Bad Wildbad
www.mht-dienstleistung.de
www.johanneshaus-bad-wildbad.de
www.johannesklinik-bad-wildbad.de
www.johanneshaus-bad-liebenzell.de
Redaktion:
Gabriele Steckler | Martin Kromer |
Wolfgang Waldenmaier
gabriele.steckler@monacare.de
Grafische Umsetzung:
Dagmar Görlitz
kontakt@goerlitz-grafik.com
Drucktechnische Umsetzung: Karl M. Dabringer
dabringer@gmx.at
Auflage: 3.000
nota bene | August – 2016 Seite 2
Inhalt
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, Hurra, endlich Sommerferien. Die Haupturlaubszeit hat begonnen. Und was ist mit den Temperaturen? Sommerliche 20 – 30 Grad in den letzten Tagen und Wochen. Lassen wir den Alltag jetzt auch mal Alltag sein.
Wenn sich die Temperaturen sehr heiß anfühlen, hilft ein „kühles Nass“. Ob im Schwimmbad, im hauseigenen Pool oder beim Wassertreten im Kneipptretbecken, wie Herr Preuss und ich es in der Johannesklinik gemacht haben. Wir konnten in der Zeit die Hitze draußen komplett vergessen und der Kreislauf erholte sich während der drei Rundgänge durch das Wasser quasi Schritt für Schritt.
Die Johannesklinik öffnete anlässlich des Sommerfestes Hochwiese, welches Jahr für Jahr zusammen mit dem Johanneshaus durchgeführt wird, auch die Räumlichkeiten der Therapieabteilung. So wurde den Gästen bei Außentemperaturen von um die 30 Grad das Wassertreten im Kneipptretbecken ermöglicht. Nach Kneipp eine Beckenseite gefüllt mit warmem und die andere gefüllt mit kaltem Wasser. Sie sehen unsere Anstrengungen auf dem seitlich abgebildeten Foto. So wie wir haben es viele Besucherinnen und Besucher der Sommerfeste auch getan und die wohltuende Wirkung verspürt.
Genießen wir die Zeit des Sommers um innezuhalten, sich zu erholen und wieder zu träumen. Träumen macht kreativ und vielleicht begegnet Ihnen eine Situation, ein Gedanke, ein Gefühl, welches Sie auf einmal aus einem anderen Blickwinkel anschauen können. Ich jedenfalls wünsche Ihnen diese Augenblicke und wer weiß, vielleicht kann unsere neue Ausgabe der nota bene auch einen Betrag zu diesen Momenten leisten.
Nota bene – wohlgemerkt – lassen Sie sich wieder überraschen…
Anneli Zenker
Zum Geleit
Und wieder hat mich ein Artikel aus dem Themenbereich Psychiatrie in besonderer Weise berührt. Rolf Brüggemann schreibt auf den Innenseiten über Außenseiterkunst von Psychiatriepatienten – und davon, dass sich aus dieser Kunst heraus Bewegungen von internationaler Bedeutung entwickelt haben, was selbst so manch eingefleischtem Kunstkenner nicht geläufig ist. Ich traf Brüggemann erst vor einigen Wochen bei einem Besuch in Göppingen, in der psychiatrischen Fachklinik Christophsbad. Nicht der Klinik galt mein Interesse, sondern einem Ort mit einer ganz ungewöhnlichen Aura – dem Mu Seele, einem kleinen Museum der Geschichte der Psychiatrie. Brüggemann ist so etwas wie Erfinder, Kurator, Sammler und Direktor dieses besonderen Ortes gleichermaßen – über Jahre hat er nicht nur diese Idee entwickelt, für sie gekämpft, nein, er hat sie auch realisiert. Seine feine Ästhetik haben mir das Thema näher gebracht, als ich dies zunächst vermutet hätte. Er ist im besten Sinne das, was man einen Feingeist nennen darf. Und dann auch noch das mit der Kunst. Natürlich bin ich seiner eher verhalten geäußerten Empfehlung, in Berlin eine Galerie zu besuchen, die sich ausschließlich dieser Kunstrichtung aus der Psychiatrie zugewandt hat, gefolgt. All diese Begegnungen haben mich tief bewegt. Und deshalb darf ich nicht nur ausgesprochenen „Kunstkennern“ dringend empfehlen, sich dieser Kunstrichtung einmal unvoreingenommen zuzuwenden. Brüggemann bietet hierfür natürlich längst auch eine flankierende Hilfestellung an – im Verlag Chritophsbad erschien unter seiner verantwortlichen Redaktion die „Seelenpresse“, ein Sonderheft zu Kunst & Psyche. Man lernt dabei nicht nur etwas über Kunst – nein, vor allem über Respekt und Toleranz.
GlobalConcept.Consult AG
Manfred Preuss
August – 2016 | nota bene Seite 3 Editorial
nota bene
Von frühester Jugend an reiste die im Jahre 1820 in eine wohlhabende Familie hineingeborene Florence Nightingale mit ihren Eltern durch Europa. Dadurch erwarb sich die junge Lady, neben ihrer standesgemäß hohen Schulbildung, auch weitgefächerte Fremdsprachenkenntnisse. Andere Völker, andere Kulturen beeinflussten die Lebenseinstellung der jungen Florence also von Anfang an.
Das weitverbreitete Elend der einfachen Bevölkerung im Europa des Neunzehnten Jahrhunderts, die mancher Orts herrschende Not, die schlechte medizinische Versorgung und die miserablen Wohnverhältnisse der Menschen blieben ihr nicht verborgen. Schon in dieser Zeit wurde es ihr zum Anliegen und zum tiefen Bedürfnis, sich karitativen Aufgaben zuzuwenden. Vor allem interessierte sich die junge Florence für die Umstände und Methoden der
damals praktizierten Krankenpflege. Selbstverständlich war das zu jener Zeit alles andere als standesgemäß für eine Dame aus höheren Kreisen.
Der Entschluss, die Pflege der Kranken und Notleidenden zu ihrem Lebensthema werden zu lassen, spiegelt sich in den folgenden Jahren in ihren zahlreichen Publikationen zum Zustand der Pflege und zur Situation in den Sanatorien und Armenhäusern. Und dies nicht nur innerhalb Europas, sondern gleichfalls auf dem afrikanischen Kontinent. Die veröffentlichten Schriften jener Zeit lassen uns Florence Nightingale als die erste Pflegetheoretikerin der Weltgeschichte erscheinen. Die Klarsicht, mit der sie die Mängel in der pflegerischen Ausbildung und in der täglichen Praxis beschrieb, suchte zu jener Zeit ihres gleichen und beförderte ihren Bekanntheitsgrad in Fachkreisen. Ihre Kompetenz und ihre hartnäckige Zielstrebigkeit machten Florence Nightingale zu einer fachlich anerkannten Institution und gern gehörten Beraterin.
Die Dame mit der Lampe
Die Barmherzigkeit und der Pragmatismus der Florence Nightingale
Im Jahre 1850 nutzte sie während eine Rückreise aus Ägypten die Gelegenheit zu einem Besuch der Diakonissenanstalt in Kaiserwert. Die geistige Ausprägung und vor allem die christliche Motivation der Diakonissen beeindruckten Florence Nightingale sehr. Sie absolvierte hier in Kaiserwert sogar eine dreimonatige praktische Ausbildung. Schnell stellte sie fest, dass die praktische Ausbildung ein großes Manko besaß: Die fehlende Gleichwertigkeit in Theorie und praktischer Schulung. Trotz dieses von ihr entdeckten
Nachteils in der Pflegeausbildung jener Zeit, bezeichnete sie in ihrem späteren Leben Kaiserwert immer als ihre geistige Heimat.
Im Jahre 1854 erklärten Großbritannien, Frankreich und die Türkei gemeinsam Russland den Krieg. Die grauenhaften Zustände in den Kriegs-
nota bene | August – 2016 Seite 4 Mütter und Väter der Pflege (1)
lazaretten veranlassten den britischen Kriegsminister, Florence Nightingale zu beauftragen, sich im Krimkrieg für eine Verbesserung der Verhältnisse in den Verletztenlagern einzusetzen. Noch im November desselben Jahres brachte Florence Nightingale eine Gruppe von 18 Barmherzigen Schwestern und 20 Pflegerinnen in das Türkische Kriegs-
gebiet. Was sie dort vorfanden, waren unerträgliche hygienische Zustände: Lazarette, ausgestattet weder mit Wasser, noch mit Seife, noch mit einfachen Handtüchern.
Sofort übernahm Nightingale die Leitung des Pflegedienstes. In der Nacht schritt sie mit einer leuchtenden Lampe das Schlachtfeld ab, um nach Verletzten zu suchen. Florence Nightingale wurde schon bald zur „Lady with the lamp“ oder auch zum „Engel des Krimkrieges“. Durch den unermüdlichen Einsatz durch sie und ihre Helferinnen, die Hygiene innerhalb der Pflegepraxis zu verbessern, gelang es, die Sterblichkeitsrate unter den Verwundeten von 42 % auf sage und schreibe 3 % zu senken.
Mit der Gründung des NightingaleFonds im Jahre 1860 strebte sie die geregelte und fundierte Ausbildung aller Pflegekräfte an. Der Pflegeberuf sollte zu einem anerkannten Lehrberuf werden, dessen Ausbildung auf allgemein gültigen Kriterien beruhen sollte. Die erste Pflegeschule wurde noch im
Florence Nightingale starb im Jahre 1910 im Alter von 90 Jahren. Sie legte den Grundstein für alle Pflegetheorien und für die heutige evidenzbasierte Forschung. Ihr Geburtstag, der 12. Mai, wird seit dem Jahre 1967 als internationaler „Tag der Pflege“ weltweit gefeiert.
Wolfgang Waldenmaier
selbigen Jahr am St. Thomas-Hospital in London eröffnet. Die 15 ersten Schülerinnen genossen dort ihre einjährige Ausbildung mit anschließender zweijähriger Fortbildung.
Nota bene wird in unregelmäßigen Abständen Artikel über die Mütter und Väter der Pflege veröffentlichen.
August – 2016 | nota bene Seite 5 Mütter und Väter der Pflege (1)
Meine wärmste Buchempfehlung ist …
ein Buch, das mich letzten Winter für 3 Wochen durch trübe Wintertage begleitet hat. Ein Buch, das mich nicht eine Sekunde gelangweilt hat und auf das ich mich jeden Abend gefreut habe
Nino Haratischwilis „Das achte Leben (Für Brilka)“ erzählt auf 1.280 Seiten in prächtiger Weise von Liebe und Hass, Aufstieg und Fall des Kommunismus – und von einem Geheimrezept für heiße Schokolade, die für sechs Generationen Rettung und Unglück zugleich bereithält.
dert. Als ihre zwölfjährige Nichte Brilka nach einer Reise in den Westen nicht mehr nach Tbilissi zurückkehren möchte, spürt Niza sie auf und erzählt ihr die ganze Geschichte: von Stasia, die still den Zeiten trotzt, von Christine, die für ihre Schönheit einen hohen Preis zahlt, von Kitty, der alles genommen wird
Der Roman ist Zeitgeschichte pur – er bringt einem die Geschichte Georgiens und Russlands sehr nahe, eingebunden mit den menschlichen Schicksalsschlägen über 6 Generationen hinaus.
Der Roman ist trotz aller Fülle sehr lebendig geraten und die Spannung wird über die gesamte Spannweite des Textes aufrechterhalten.
Das spannende Familienepos beginnt 1900 mit der Geburt von Stasia, Tochter eines angesehenen Schokoladenfabrikanten in Georgien. Stasia wächst in der wohlhabenden Oberschicht auf und heiratet jung den Weißgardisten Simon Jaschi, der am Vorabend der Oktoberrevolution nach Petrograd versetzt wird, weit weg von seiner Frau. Als Stalin an die Macht kommt, sucht Stasia mit ihren beiden Kindern Kitty und Kostja in Tbilissi Schutz bei ihrer Schwester Christine, die bekannt ist für ihre atemberaubende Schönheit. Doch als der Geheimdienstler Lawrenti Beria auf sie aufmerksam wird, hat das fatale Folgen …
Nach der Auflösung der UdSSR herrscht in Georgien Bürgerkrieg. Deutschland 2006: Niza, Stasias hochintelligente Urenkelin, hat mit ihrer Familie gebrochen und ist nach Berlin ausgewan-
in London als Sängerin wieder findet, von Kostja, der den Verlockungen der Macht verfällt und die Geschicke seiner Familie lenkt, von Kostjas rebellischer Tochter Elene und deren Töchtern Daria und Niza und von der heißen Schokolade nach der Geheimrezeptur des Schokoladenfabrikanten, die für sechs Generationen Rettung und Unglück zugleich bereit hält.
Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt,
Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt, erschienen im September 2014
Die Autorin Nino Haratischwili (*1983 in Tbilissi) ist eine aus Georgien stammende Theaterregisseurin, Dramatikerin und Romanautorin. Sie lebt in Hamburg.
„Das achte Leben (für Brilka)“ ist ihr dritter Roman. Für diesen erhielt sie ein Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung für Recherchen in Russland und Georgien sowie den Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft und den Anna-Seghers-Literaturpreis 2015 (Quelle Wikipedia).
nota bene | August – 2016 Seite 6 Literatur
Monika Werner
Kindern
und die sich
Die Enzanlagen-Beleuchtung im Kurpark von Bad Wildbad am Samstag des 2. Juli 2016 blickt auf eine rd. 130 jährige Tradition zurück. Trotz schlechten Wetters am Nachmittag und der Konkurrenz Fussball-EM am Abend war der Kurpark aber auch in diesem Jahr ab 19.30 Uhr gut besucht. Abertausende von Lichterbechern und Lampions verwandelten den Kurpark entlang der Enz in eine flirrende und flimmernde Zauberlandschaft. Besonders im fließenden Wasser der Enz spiegelte sich die stimmungsvolle Farbenpracht. Märchen- und Sagenfiguren begegneten in Lebensgröße den Besuchern. Zahlreiche Attraktionen, Tanz und musikalische Unterhaltung gehörten auch in diesem Jahr fest zum Programm. Vereine und Gastronomen boten Getränke und Leckerbissen an. Das spätabendliche Feuerwerk gehört schon seit Jahren zu den attraktivsten seiner Art weit über die Grenzen Bad Wildbads und des Landkreises hinaus. Auch für das Kinderfest am Sonntag boten zahlreiche Vereine und Institutionen viele Mitmach-, Spiel- und Spaßaktionen über den ganzen Tag an und offerierten zudem Speisen und Getränke für die Besucher. Alles in Allem waren auch dieses Jahr beide Tage wieder ein Gewinn für Jung und Alt. red.
Stimmungsvoll und einzigartig –Tausende Lichter im Kurpark Bad Wildbad
August – 2016 | nota bene Seite 7 Bad Wildbad
nota bene sprach mit der neuen Tourismus-Direktorin in Bad Liebenzell, Kerstin Weiss
nb: Was reizt Sie an der neuen Aufgabe?
Kerstin Weiss: Ich wurde in Bad Liebenzell groß, es ist meine Heimat. Umso trauriger machte es mich, als ich sah, wie es mit den Badeorten immer steiler bergab ging. Vielleicht gelingt es uns wieder, neuen Schwung nach Bad Liebenzell zu bringen.
nb: Was passiert zur Zeit in Bad Liebenzell?
Kerstin Weiss: Wir arbeiten an einer touristischen Neuausrichtung Bad Liebenzells. Dies machen wir im Rathaus nicht allein, wir werden von zwei Agenturen sowie vielen Meinungsbildnern aus Bad Liebenzell unterstützt. Die Ergebnisse liegen uns dann ab September diesen Jahres vor. Es gibt wahnsinnig viele tolle Ideen und Visionen. Man darf also gespannt sein…
Aber auch schon heute bemerkt man, dass einiges passiert, viele neue Gas-
tronomiebetriebe haben eröffnet. Ob das VEDA (Indisches Restaurant), das Hotel-Restaurant Hirsch mit sensationeller Aussichtsterrasse oder unser Badhaus 1896 in Kleinwildbad – wir haben wieder die Auswahl, uns zu entscheiden, wo wir heute Essen gehen wollen.
nb: Welche Ziele haben Sie?
Kerstin Weiss: Derzeit möchte ich in erster Linie Bad Liebenzell wieder ins Gespräch bringen. Es soll nicht nur der Durchfahrtsort von Pforzheim nach Calw sein. Wir haben viel mehr als eine Hauptstraße zu bieten.
Um nur einige Schwerpunkte aufzuzählen….
Unser Parkrestaurant im Kurhaus, Dienstag bis Sonntag Tanz mit LiveMusik, einzigartig in der Region. Dazu noch die regional zertifizierte Küche (Naturparkwirt und Schmeck den Süden). Das heißt, es kommen fast nur regionale Produkte auf den Tisch. Nach dem Mittagessen kann man dann wunderbar durch den Kurpark mit Apothekergarten spazieren oder ein Glas Bad Liebenzeller Mineralwasser in der Trinkhalle genießen. Ab Herbst können wir dann durch den SOPHI-PARK schlendern und allerlei Weisheiten der alten Philosophen entdecken.
nb: Wie verbringen Sie Ihre Freizeit in Bad Liebenzell?
Kerstin Weiss: Seit kurzen kann man mich oft im Bad Liebenzeller Golfclub
nota bene | August – 2016 Seite 8
Bad Liebenzell
finden. Hier kann ich mich gut entspannen und den Kopf frei bekommen. Danach geht’s dann in die ParacelsusTherme (diese wird ab dem 25.07. bis
deutschlandweit und auch in Österreich unterwegs. Erst wenn man das Gewohnte nicht mehr für selbstverständlich ansehen kann, wird einem
kurz vor Weihnachten allerdings nur eingeschränkt nutzbar sein).
Wenn ich abends dann nach Hause laufe, komme ich oft nicht an unserer Bad Liebenzeller Schokoladen- und Marzipanmanufaktur vorbei. Eine heiße Schokolade und eine hausgemachte Praline – dann sieht die Welt auch schon wieder ganz anders aus.
nb: Was macht Bad Liebenzell für die ältere Generation so attraktiv?
Kerstin Weiss: Das ist ganz einfach, ob Bahnhof, Kurpark, Parkrestaurant, Stadtmitte, Bibliothek, Therme, Ärzte, Bäcker, Apotheken, alles ist rollstuhlgerecht und ohne große Anstrengung zu erreichen. Unser Kultur-Angebot ist sehr breit aufgestellt. Beispielsweise bieten wir jeden letzten Donnerstag im Monat unseren Gästen ein Klassik-Konzert an oder jeden Freitag gibt es eine Gesundheitswanderung. Ich könnte noch so vieles aufzählen. Ich empfehle gerne unsere Broschüre „Geführte Touren“, dort sind sämtliche Führungen, Wanderungen usw. aufgeführt.
nb: Warum sind Sie so begeistert von Bad Liebenzell?
Kerstin Weiss: Ich bin hier aufgewachsen und war dann viele Jahre
bewusst, wie sehr man es doch vermisst. Die gute Luft, die engen Täler, die dichten Wälder und die glitzernden Flüsse – das ist meine Heimat. Ich liebe Bad Liebenzell mit allen Ecken und Kanten und möchte alles mir mögliche unternehmen, um diesen Ort wieder nach vorne zu bringen. Projekte wie der Baumhauswanderpfad, neue Wander- und Mountainbikewege, kulturelle Highlights oder Themen wie wir die Nagold sichtbarer und erlebbarer machen können, bearbeiten wir. Es gibt viel anzupacken.
nb: Wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen stets eine glückliche Hand.
Prospekte können bei der Freizeit und Tourismus Bad Liebenzell GmbH, Kurhausdamm 2 – 4, 75378 Bad Liebenzell, per Mail unter weiss@bad-liebenzell.de oder telefonisch im ServiceCenter unter +49 (0) 7052 | 408-0 angefordert werden. August – 2016 | nota bene Seite 9
Bad Liebenzell
Seelisches Wachstum
fördern durch Fortbildung
von Knut Happe
Das Johanneshaus Bad Wildbad ist bekannt für eine sehr gute und nachhaltige Versorgung psychisch Kranker. Für alle Beteiligten vor und hinter den Kulissen der Versorgung stellt dies täglich aufs Neue einen Kraftakt dar. Umso wichtiger erscheint es, Ressourcen zu bilden, um diesen Kraftakt nicht nur zum Wohl unserer Bewohner langfristig und nachhaltig leisten zu können, sondern auch uns selbst Stabilisierung und Zufriedenheit durch seelisches Wachstum zu ermöglichen.
Doch wie kann seelisches Wachstum
Seelisches Wachstum ist ein Vorgang der Umwandlung: Es wird nichts ausgestoßen oder ausgelöscht, alle vorhandenen und neu hinzukommenden Inhalte des Psychischen werden permanent umgeformt – sie werden transformiert (Plassmann, 2014).
Unser Wissen um seelische Vorgänge ist primär Erfahrungswissen. Erfahrungswissen ist Wissen, das durch handelnd-erlebende Erfahrung („learningby-doing“) plus gewonnene Erkenntnis entsteht. Erfahrungswissen bezieht sich auf erlebte Tatsachen und Sachverhalte und setzt das Wissen darum in einen Erkenntniszusammenhang. Es gründet in sinnlicher Wahrnehmung, beschränkt sich aber nie nur darauf. Erfahrungswissen zieht „Folgerungen“, „schließt“ auf logische Urteile, „führt zurück“ auf Ursachen oder „interpretiert“.
Ein wichtiges Merkmal von „Erfahrung“ hängt mit gebietsspezifischem Wissen
gelingen?
zusammen. Es kann dann gefördert werden, wenn ermöglicht wird, Episoden zu erleben, und wenn die individuelle Relevanz des Lerngegenstands vermittelt wird, was durch das Bereitstellen komplexer Lernumgebungen geschehen kann.
In unserem Umfeld sind es vor allem Lernumgebungen in der Psychiatrie und Psychotherapie sowie in der Kommunikation und den sozialen Kompetenzen.
Die komplexen Lernumgebungen beinhalten die weitere und vertiefte Entwicklung von Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen. So umfassten die seit März 2016 im Johanneshaus eingeführten, zunächst wöchentlichen, ab Mai vierzehntägigen Fortbildungseinheiten neben aktuellen Themen rund um den Umgang mit Bewohnern auch Einheiten zum Umgang mit eigenen Ressourcen und auf praktischer Ebene
die verschiedenen Wege der Kommunikation. Weiter fortgeführt wird die Fortbildungsreihe mit Psychopathologischen Symptomen als Vorbereitung auf komplexe Themen wie Psychosen, Schizophrenien oder Manien, jeweils mit theoretischen Anteilen aber auch
einem direkten praktischen Bezug zu unserer täglichen Arbeit.
Der Erkenntnisgewinn durch Fortbildungen führt bei dem einen zu einem beruhigenden Gefühl, bei dem anderen zu einem kreativen Aufgewühltsein, bei beiden aber höchstwahrscheinlich zu weiterem seelischen Wachstum.
Seelisches Wachstum ist ein stabilisierender Faktor zur Bewältigung der alltäglichen Kraftakte in der Versorgung unserer Bewohnerinnen und Bewohner – und deshalb ein erstrebenswertes Ziel für alle am Versorgungsprozess Beteiligten.
nota bene | August – 2016 Seite 10 Johanneshaus Bad Wildbad
Impressionen vom diesjährigen Sommerfest Johanneshaus Bad Wildbad
„Wer den Weg der Wahrheit geht, stolpert nicht“ (M. Gandhi). An diesem Leitsatz richtet Knut Happe sein Handeln aus. Happe, der seit Februar 2016 das Johanneshaus Bad Wildbad leitet, ist am 12. September 1960 in Dortmund geboren und lebt jetzt mit seiner Frau und seiner erwachsenen Tochter in Nufringen.
Nach anfänglichen Berufserfahrungen als Einzelhandelskaufmann begann er mit 26 Jahren als Soldat auf Zeit im Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr seine Laufbahn im Gesundheitswesen, um zunächst in der Krankenpflegeschule des Bundeswehrkrankenhauses Ulm nach dreijähriger Ausbildung das Examen zum Krankenpfleger abzulegen.
Weitere wesentliche Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren
0 das Diplom Studium
Pflegemanagement an der Fachhochschule Münster mit der Diplomarbeit zum Thema
„Gestaltung von Prozessen in der stationären Pflege unter Berücksichtigung der Anforderungen der DIN EN ISO 9001“
0 Ausbildungen zum EFQM-Assessor wie auch zum KTQ-KrankenhausTrainer und Berater, fortan mit dem Erwerb mehrjähriger Praxiserfahrung
0 Lehrbeauftragter der Hochschule Esslingen für den Bereich „Qualitätsentwicklung in Einrichtungen des Gesundheitswesens“
0 Pflegedienstleiter einer Chirurgischen Klinik mit 230 Betten
0 Pflegedirektor einer Einrichtung der psychiatrischen Maximalversorgung mit 500 Behandlungsplätzen
0 Leitung Pflegemanagement einer Fachklinik für stationäre Psychotherapie und Aufbau und Leitung einer Akademie
Die letztgenannten beruflichen Stationen festigten bei ihm die Theorie der Selbstorganisation und Selbstverantwortung, welche sich sehr fruchtbar mit den Bemühungen zur Gewaltfreiheit ergänzen. Happe ist davon überzeugt, dass Zufriedenheit und Lebensqualität sehr stark von dem Grad der Bindung abhängen, den wir mit unserer Umwelt eingehen. Aus diesem Grund favorisiert er eine Kombination aus ganzheitlich aktivierenden Betreuungs- und Pflegeangeboten mit Komponenten der Bindungsorientierung, um so nicht nur das Wohlbefinden unserer Bewohnerinnen und Bewohner zu erhalten, sondern auch das seelische Wachstum der Mitarbeitenden zu fördern.
Auf seiner privaten Seite zeigt sich Happe seit über 20 Jahren als begeisterter Caravaning-/Campingurlauber. Mit diesem Quäntchen Individualität gelingt es ihm, die Energiereserven für den Alltag aufrechtzuerhalten.
August – 2016 | nota bene Seite 11 Johanneshaus Bad Wildbad
Knut Happe ist neuer Einrichtungsleiter des Johanneshauses Bad Wildbad
Knut Happe mit PDL Ludmilla Bismarck bei einer Bewohnerehrung auf dem diesjährigen Sommerfest
Kunst in, aus, von der Psychiatrie
Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts beginnt eine Wertschätzung der Kunst von Psychiatriepatienten, die bis heute enorm zugenommen hat. Waren es zunächst verständige Psychiater, die die besondere Kreativität ihrer Patienten erkannten, so sind es seither viele Künstler, Galeristen, Sammler, Museen und ein breites Publikum, die für diese Kunst, auch genannt Art Brut oder Außenseiterkunst, schwärmen.
In Deutschland war der Psychiater Hans Prinzhorn in Heidelberg bahnbrechend. Er hat mehrere tausend Kunstwerke aus verschiedenen Psychiatrien zusammengetragen und darüber 1922 ein vielbeachtetes Buch geschrieben: „Bildnerei der Geisteskranken“. Bald nach dieser Initiative haben allerdings die Nationalsozialisten diese Kunst als „entartet“ abgewertet und gleich auch noch zeitgenössische, arrivierte Künstler damit verglichen und diffamiert. Es brauchte fast zwei Jahrzehnte bis die Kunst aus der Psychiatrie wieder in einem positiven Umfeld gesehen werden konnte.
Mit Bewunderung lässt sich beobachten, wie nun die Kunst die bis dahin verschlossenen Türen der Psychiatrie öffnet und Besucher in die Institutionen lockt. Wer schon einmal in dieser besonderen Art Kunst gesehen hat, wird spüren, dass da meist etwas sehr Ungewohntes und Originelles rüber-
kommt. Die Patienten, die es ja aufgrund Ihrer Krankheit oder Behinderung meist nicht leicht haben, finden eine Bildsprache, die sehr unmittelbar wirkt und direkt anspricht. Dabei haben sie nur selten eine künstlerische Unterweisung oder ein Studium hinter sich. Die Beschäftigung mit Kunst kann zudem auch therapeutisch wirken, sie gibt dem Leben Sinn.
Zwischenzeitlich gibt es besondere Museen, die sich der „Art Brut“ oder „Outsider Art“ verschrieben haben, so zum Beispiel die Prinzhornsammlung in Heidelberg, die Künstler von Gugging bei Wien, das Museum für Outsider Art in Schleswig, das Museum für naive Kunst und Art Brut in Bönnigheim, le musé de l´art brut in Lausanne, das Outsider Art Museum OAM in der Hermitage in Amsterdam , das museo dell arte iregulare MAI in Bologna und und und. Auch spezialisieren sich Kunstgalerien darauf wie die Gale -
rie Art Cru in Berlin und anderswo. Am spannensten sind sogenannte „offene Ateliers“, wo besondere Menschen besondere Kunst machen – Atelier Goldstein in Frankfurt, die „Schlumper“ in Hamburg, Mosaik-Werkstatt in Berlin und viele andere.Manchmal kann man dabei zuschauen und dort gleich auch Kunstwerke kaufen.
Die Kunstgeschichte beschreibt verschiedene Stile und Epochen, wie etwa den Expressionismus, die DADA Bewegung, den Kubismus und den Futurismus, die Fauvisten, die Konkrete Kunst etc.. Jetzt muss sie auch die „Art Brut“ als eine eigene Art der künstlerischen Schöpfung registrieren, die aus
nota bene | August – 2016 Seite 12 Kunst
der nicht-akademischen Betroffenheit des Kranken unmittelbar entsteht und noch nicht so vermarktet ist. Das negative Stigma, welches einer seelischen Krankheit oder einer geistigen Behinderung anhaftet, kann so auf unterhaltsame und schöne Weise überwunden werden.
In allen größeren oder bekannteren Institutionen der Psychiatrie ist heute die Kunst neben Musik, Theater, Schreiben, Tanzen im therapeutischen Angebot. Die musischen, kulturbezogenen Therapien behaupten sich selbstverständlich neben Psychotherapie, Medikation und Soziotherapie. Die Kunst ist gewissermaßen auch ein Seelenöffner. Über den künstlerischen Ausdruck gelingt das klärende Gespräch und manches Mal die hilfreiche Problemlösung. Im besten Fall ist dies in der Psychiatrie richtig zu spüren – es gibt Kunstausstellungen, musikalische Aufführungen, Patientenzeitschriften, im Klinikpark stehen Skulpturen, der Umgang miteinander scheint insgesamt kultivierter.
Im Klinikum Christophsbad in Göppingen besteht ein Psychiatriemuseum namens Mu Seele Hier werden zur Psychiatriegeschichte viele Zeitzeugnisse zu Diagnostik, Krankheitsbildern und Therapiemethoden ausgestellt. Auch hier spielt die Kunst eine ganz wichtige vermittelnde Rolle. Aus dem Fundus des Museums werden auf diesen Seiten zwei Künstler vorgestellt.
Karl Müller, von Beruf Stellmacher, er lebte von 1872 bis 1925 und verbrachte über zehn Jahre in psychiatrischen Anstalten. Dort malte er mit Buntstif-
ten auf billigem Papier, Briefcouverts und den Rückseiten von Rechnungen. Seine Zeichnungen, die er wie seinen Augapfel hütete, erzählen geheimnisvolle Geschichten, die vielleicht vor allem für ihn selbst große Bedeutung haben. Insgesamt 118 dieser Bilder haben den Künstler und die schwierigen Zeiten überlebt, dank eines Arztes, der sich zu seiner Zeit dafür interessierte. Dem Mu Seele wurden die Bilder vermacht und sie wurden konservatorisch behandelt und restauriert. In Schleswig, Welzheim, Zwiefalten, Reichenau, Göppingen und Schussenried wurden Teile seines Bildwerkes ausgestellt und eine Broschüre über Zeit und Künstler wurde erstellt.
Fast hundert Jahre später, schon mit Anregungen aus der Kunsttherapie, malt Monika Jäger während ihres Klinikaufenthaltes im Christophsbad schwarz-weisse Bilder minutiös und mit großem symbolischem Gehalt. Sie male sich die Seele von ihren Traumata frei, sagt Monika Jäger. Viele Bilder wurden in der Klinik ausgestellt und verkauft. Einen großen Teil schenkte die Künstlerin dem Mu Seele, nach erfolgreicher Therapie könne sie sich gut davon trennen.
Beide Patienten-Künstler-Persönlichkeiten machen mit ihren Bildern deutlich, dass das kreative Tun für ihr Leben und Überleben von großer Bedeutung ist. Dass sie darüber eine Sprache und eine Verständigung finden. Die Bilder sind Angebote an den Betrachter, am jeweiligen Seelenleben teil zu haben.
Rolf Brüggemann
Es konnte hier nur ein kleiner Einblick in die überaus bunte und vielgestaltige Bildwelt der „Kunst der besonderen Art“ gegeben werden. Weitere Hinweise und Literatur über das Mu Seele, Faurndauer Strasse 6-28, 73035 Göppingen, und seinen Leiter Rolf Brüggemann, Diplom-Psychologe
August – 2016 | nota bene Seite 13 Kunst
www.museele.de | +49 7161 6018488 | +49 7161 6019712
Gemeinsam – was heißt das? von Anneli Zenker
Mich bewegt die Frage: „Wie kann ich Gemeinschaft im Unternehmen herstellen und dauerhaft erfahrbar machen?“ Bei der Internetrecherche und im Rahmen meiner eigenen Trainerausbildung in Gewaltfreier Kommunikation (GFK) bekam ich Zugang zu einer Reihe von „Geheimnissen“, die Teamarbeit auf den Grundlagen der GFK fördern und zu einem nachhaltigen Bestandteil moderner Unternehmenspolitik machen. Die Thesen von Katharina Sander, Christoph Hatlapa und Annelie Tacke stellen wir unter der Überschrift „Sieben Chancen, Teamarbeit zu optimieren“ in dieser und den nächsten beiden Ausgaben von nota bene vor. Gerne rege ich auch Sie als unsere Leserinnen und Leser an, uns nach Abschluss der Artikelserie ihr Feedback zu vermitteln, welches ich gerne an die Autoren weiterleiten werde.
Sieben Chancen, Teamarbeit zu optimieren
4. Den Rahmen sichern (Falle: Niemand übernimmt Verantwortung für die Struktur und den Ablauf einer Sitzung)
Menschen brauchen eine Struktur, in der sie sich aufgehoben fühlen. Genauso wie sie Freiheit brauchen. Es gilt also, einen Rahmen zu finden, der sowohl Freiheit als auch Geborgenheit bietet. Freiheit und Geborgenheit, so gegensätzlich sie erscheinen mögen, gehören zusammen, wie es uns Gerald Hüther in zahlreichen Vorträgen über die Erkenntnisse der neueren Hirnforschung näherbringt und uns anregt, dies im alltäglichen Leben zu berücksichtigen.
Mit „Rahmen“ ist hier eine Vereinbarung über das gemeint, was für die Zusammenarbeit der Teammitglieder wichtig ist. Der Rahmen sollte ermöglichen, zu erfahren, was im Anderen lebendig ist, warum er oder sie in genau diesem Team ist, welche persönlichen Ziele er oder sie mit der Teamarbeit verfolgen möchte. Es geht hier um die als „weich“ bezeichneten Werte, die menschliches Miteinander gelingen lassen. Sie zeichnen besonders Frauen aus. Und obwohl diese mit ihren Anlie -
gen für das Gelingen von Teamarbeit äußerst wichtig sind, wird ihrer Herangehensweise und Wahrnehmung oft nicht genug Beachtung geschenkt. Die Bedeutung der „weichen Werte“ ist in Bezug auf die Tragfähigkeit eines Teams sowie für das Erreichen von dessen Zielen jedoch unbestritten.
„Spielregeln“, die in einer Rahmenvereinbarung verabredet und gemeinsam beschlossen werden, können sein:
0 Gefühle haben einen Platz
0 Konflikte werden sofort angesprochen: Es wird verabredet, wie und an welchem Ort am besten mit ihnen umgegangen werden kann
0 Einführung von Wertschätzungsrunden (zum Beispiel bei jedem Treffen fünf Minuten oder drei Äußerungen oder ein ganzes Treffen der Wertschätzung und der Reflexion widmen)
0 (kurze) Befindlichkeitsrunden vor jedem Teamtreffen
Des Weiteren können festgelegt werden:
0 Formen der Einstimmung und des Abschlusses einer Sitzung
0 Zeiten für persönlichen Austausch
0 Moderation (Wer? Wie?)
0 Protokolle (Wer? Wie?)
0 Wie werden Entscheidungen getroffen? (nach dem Mehrheitsprinzip? Systemisch? Im Konsens?)
0 Verbindlichkeit, Information über Nicht-Teilnahme
0 Hilfreiche Rituale
0 Gestaltung des Raumes
0 Vorbereitung einer Sitzung
5. Regelmäßig Arbeitsweisen reflektieren (Falle: Fehler wiederholen, aus Fehlern nichts lernen)
In gewissen Abständen ist ein Innehalten erforderlich. Zeit für eine Bestandsaufnahme – Zeit, um erforderliche Korrekturen in der Gruppe zu erkennen und vornehmen zu können oder/und um die Teamarbeit wertzuschätzen. Vier Fragen des Aktionslernens helfen, den Austausch zu strukturieren. Er kann in parallelen Dreier-Gruppen mit einem anschließenden gemeinsamen Austausch in der Gesamtgruppe stattfinden. Die vier Fragen des Aktionslernens sind (nach einer kurzen Einstimmung mit der Frage: „Wie geht es dir im Moment?“):
1. Was gefällt dir an deiner Mitarbeit im Team? Womit bist du zufrieden, was macht dich glücklich?
nota bene | August – 2016 Seite 14
Gewaltfreie Kommunikation
Fortsetzung des Beitrages aus der Ausgabe März 2016
2. Womit bist du unzufrieden, was hindert dich?
3. Was sind deine längerfristigen Ziele/Wünsche/Visionen im Hinblick auf die Arbeit?
4. Was sind deine nächsten, konkreten Schritte?
Die TeilnehmerInnen stellen sich die Fragen gegenseitig; sie haben für die Beantwortung jeder Frage drei Minuten Zeit, für Frage Nummer 3 sechs Minuten, da aus deren Beantwortung die Motivation für ihre Arbeit erwächst. Es gibt in jeder Dreiergruppe zudem einen Zeitwächter. Fragen für den anschließenden Austausch in der Gesamtgruppe können sein: „Wie geht es mir jetzt, nach dieser Übung?“, „Was habe ich Neues gelernt über mich, von den anderen?“
6. Verbindende Rituale einführen
(Falle: Keine Vorsorge für schwierige Zeiten)
Beispiele für Rituale/rituelle
Gegenstände:
0 Redegegenstand: Derjenige, der spricht, hält den Redegegenstand in der Hand. Die anderen schenken ihm/ihr so lange ihre volle Aufmerksamkeit, bis er/sie zu Ende gesprochen hat und den Gegenstand
Quelle: www.gewaltfrei-steyerberg.de
Katharina Sander ist Mitbegründerin der Schule für Verständigung und Mediation im Lebensgarten Steyerberg e.V. Sie unterrichtet seit 1990 Mediation, ist Ausbilderin in Mediation (BM) und in Gewaltfreier Kommunikation (CNVC) und Gründungsmitglied im Zentrum Gewaltfreie Kommunikation Steyerberg e.V. und dort im Vorstand tätig
wieder in die Mitte gelegt oder ihn weitergegeben hat.
0 Klangschale als Glocke der Achtsamkeit und zum Innehalten: Wenn wir dem Klang der Glocke lauschen und ihn mit unserem Atem begleiten, können wir innerlich zur Ruhe kommen, wenn es in einer Teamsitzung gerade turbulent zugeht. Wir spüren, was in uns lebendig ist und können uns einander und der Situation gegenüber wieder öffnen.
0 Symbol/Affirmation für den Erfolg des Teams sichtbar aufhängen oder auf den Tisch legen.
0 Die Mitte des Verhandlungstisches mit Blumen oder anderen von den Gruppenmitgliedern als positiv angesehenen Dingen gestalten.
0 Poster zur Visualisierung des Ablaufs einer Sitzung entwerfen und aufhängen.
7. Das Gruppenwesen pflegen (Falle: Alles persönlich nehmen)
Das Team als Ganzes, als ein Wesen zu betrachten, das eigene Bedürfnisse hat, die erfüllt werden wollen, ist ein weiteres Geheimnis für erfolgreiche Teamarbeit. Das Gruppenwesen ist unsichtbar, es bedient sich der Teammitglieder, um für seine Gesundheit und sein Wachstum zu
sorgen. Auffällig ist, dass es in fast jedem Team einen Störer oder eine Störerin gibt. Wir denken uns, dass es schön wäre, wenn diese Person nicht im Team wäre: „Warum muss ausgerechnet sie oder er dabei sein?“ fragen wir uns. Doch diese Person kann zum Wachstum des Teams beitragen. Oft wird sie jedoch aus dem Team heraus komplimentiert oder das Team löst sich auf; ein Chef wird gebeten, dieser Person eine andere Aufgabe zu geben.
Und wie geht es in dem Team weiter ohne diese Person? Viele kennen den Effekt: Nach anfänglicher Erleichterung zeigt das Gruppenwesen sein Bedürfnis zu wachsen erneut. Es wählt eine andere Person, durch die es spricht. Es mag unbequem sein, zu wachsen, doch das Leben in uns möchte, dass wir wachsen, dass wir neue Wege gehen, unsere Kreativität immer wieder einsetzen, um gegensätzliche Bedürfnisse zu erfüllen.
Das Gruppenwesen gedeiht, wenn „Störer“ integriert werden, wenn Mitglieder pünktlich sind und generell ihre Vereinbarungen einhalten. Das Gruppenwesen gedeiht mit jedem Feiern des Erreichten, mit jedem Wertschätzen des Zusammenseins.
Christoph Hatlapa engagierte sich nach 16 jähriger Tätigkeit als Rechtsanwalt für die Ausübung und Verbreitung von Mediation. Er ist Mitbegründer der Schule für Verständigung und Mediation im Lebensgarten Steyerberg e.V. und unterrichtet seit 1990 Mediation, ist Gründungsmitglied des Bundesverbandes Mediation (BM), des Zentrum Gewaltfreie Kommunikation Steyerberg e.V. und anerkannter Mediator und Ausbilder in Mediation (BM) sowie Trainer in Gewaltfreier Kommunikation.
Annelie Narana Tacke, Magister in Ethnologie, Politik und Geographie, hat eine dreijährige Ausbildung in Orgodynamik® bei Orgoville International absolviert. Sie ist als Autorin und Rednerin zu diversen Themen, insbesondere im Bereich nachhaltige Gesellschaftsentwicklung sowie integrale Spiritualität, tätig.
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Gewaltfreie Kommunikation
Ein Hund schnuffelt an den Beinen, die Dame neben mir lächelt mich an und meint, dass die Tomaten hier das intensivste Aroma hätten, die Verkäuferin fragt freundlich nach meinen Wünschen – und es fällt so schwer, sich aus diesem Angebot an frischem, duftendem und gefällig sortiertem Gemüse und Obst nicht zu viel geben zu lassen.
Die Wochenmärkte haben sich im Laufe der Jahre zu heimlichen Zentren der Kleinstädte entwickelt. Trotz der flächendeckenden Versorgung mit gut ausgestatteten Discountern ist der Besuch eines Wochenmarktes ein Erlebnis, das viele Bereiche abdeckt. Da sind die sozialen Kontakte, die eine große Rolle spielen – es werden Rezepte beim Warten auf die Bedienung ausgetauscht (bei einigen Anbietern liegen auch Saisonrezepte aus). Teilweise kennt man sich seit Jahren und unterhält sich über die neuesten Vorkommnisse – wobei die Umstehenden eifrig mithören. Hier
Einkaufen, sinnlich: Wochenmärkte im Nordschwarzwald
rückt man zwangsläufig zusammen, wenn es regnet oder kalt ist und die Markise für die Anzahl der Kunden nicht mehr ausreicht, auch bisher Unbekannte kommen miteinander ins Gespräch. Da ist die Kenntnis über die Erzeugung der Produkte, meist haben die Gärtnereien, Metzgereien und Bäcker ihre Produktionsstätten nicht weit vom Markt entfernt und die Bewertungen darüber werden eifrig ausgetauscht.
Es können eigene Behälter für die Nahrungsmittel mitgebracht werden – so fallen die Plastiktüten weg, die in den Meeren für eine Umweltzerstörung
nota bene | August – 2016 Seite 16
Nordschwarzwald
sorgen, deren Ausmaß und Folgen uns noch nicht wirklich bewusst sind. Die Portionen werden individuell abgewogen, meist mit einer Empfehlung, was dazu passen würde.
Kinder lernen von klein auf, wie Lebensmittel (bei Tageslicht) aussehen, riechen und schmecken. Manches Kind hat hier seine erste Möhre in die Hand gedrückt bekommen, eine nachdenkenswerte Alternative zu den üblichen Süßigkeiten.
Die meisten Wochenmarktbesucher haben Zeit und dies bewirkt eine entspannte und manchmal beinahe familiäre Atmosphäre. Hier ist die Nahrung so frisch wie möglich und nur durch die unbedingt notwendige Logistik gegangen, was bedeutet, dass der Vitaminverlust minimal ist.
Ein Besuch bei den Marktbeschickern, z.B. einer Gärtnerei, die konventionell oder kontrolliert biologisch anbaut, zeigt das Produktsortiment auf und auch die Art und Weise, wie das, was bei uns auf den Teller kommt, hergestellt wird. Nahrung kann durch solch einen bewussten Einkauf wieder den Wert erhalten, der ihr zusteht, und letztendlich mit ausschlaggebend sein für unsere Gesundheit und die Ressourcenschonung unserer Umwelt.
Es gibt Wochenmärkte, die auf mittelalterlichen Marktplätzen stattfinden. Es gibt Märkte, die mit der steigenden Anzahl von Anbietern mitwachsen. Auch gibt es Märkte, die aus einem sonst nichtssagenden Areal ein gern besuchtes und immer stärker frequentiertes Wochenmarkt-Erlebnis machen. In jedem Fall empfiehlt es sich, den Wochenmarktbesuch vor dem üblichen Wochenendeinkauf einzuplanen.
werkhäuser ringsum eine zusätzliche Augenweide und Cafe’s und Restaurants laden hier direkt am Markt zum Ausruhen ein. Dann folgen die kleineren Marktplätze wie Altensteig und Neuenbürg, beides wunderschöne mittelalterliche Städtchen, Bad Herrenalb, etc., wobei die Größe des Städtchens nicht immer unbedingt auf die Existenz eines Wochenmarkt hinweist.
Den größten Wochenmarkt im Nordschwarzwald findet man in Freudenstadt. Angebot und Ambiente dort sind unbedingt einen Ausflug wert. Gefolgt von Nagold, hier erstreckt sich der Markt über mehrere Gassen in der Fußgängerzone. In Calw bieten die Fach-
Die genauen Termine findet man im Internet, am besten über die entsprechende Stadtverwaltung, da ab und zu die Märkte örtlich oder zeitlich wegen einer Veranstaltung oder Baustelle verlegt werden.
Gabriele Steckler
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Nordschwarzwald
Gelenkschutztraining in der Ergotherapie
In der Ergotherapie steht die Einschränkung der Selbstständigkeit wegen Behinderung oder Krankheit im Mittelpunkt von Therapie und Beratung. Viele Erkrankungen gehen mit Schädigungen in den Gelenken einher – ein Gelenkschutztraining ist das Mittel der Wahl, um Einschränkungen in der Selbstständigkeit zu vermeiden.
Wie kommt es dazu? Hierzu ein kleiner Exkurs in die Welt des Gelenks mit seinem Aufbau und seiner Funktion: Unser Bewegungsapparat besteht aus den Knochen, Muskeln, Bändern und Sehnen. Als solche bilden sie die Gelenke, in denen wir uns bewegen. Das Gelenk ist umgeben von einer Gelenkkapsel, die das Gelenk umhüllt und den Gelenkkopf mit Pfanne zusammenhält. Der Spalt zwischen beiden Gelenkteilen ist mit Gelenkflüssigkeit gefüllt, die als Gelenkschmiere fungiert. Der Gelenkknorpel am Ende beider Gelenkteile macht sie glatt und geschmeidig. Um diesen aufzubauen, benötigt der Knorpel Nahrung, er erhält sie über die Gelenkflüssigkeit. In der Bewegung wird die mit Nährstoffen angereicherte Gelenkflüssigkeit bewegt und an den Knochenrand gedrückt, der mit Knorpel überzogen ist. Der Knorpel absorbiert die Nährstoffe und bildet eine glatte Oberfläche. In der Bewegung gleitet der Kopf in der Pfanne als fließende Bewegung.
Ohne Bewegung keine Ernährung, ohne Ernährung keine Bewegung. Bei zu geringer Bewegung erhält der Knorpel zu wenig Nährstoffe und baut sich nicht auf. Der Gelenkkopf reibt sich bei der Bewegung an der Pfanne - Schmerz entsteht. Eine Schonhaltung ist die Reaktion und mittelfristig eine Gelenkversteifung mit Folgen für den Bewegungsapparat und seine Funktion. Das Gelenk erfüllt seine Aufgabe im Bewegungsablauf nicht mehr, Störungen in der Koordination sind die Folge, Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens entstehen. Dieser Schmerzkreislauf wird unterbrochen mit dem Gelenkschutztraining. Was bedeutet dies?
„Gelenkschutz beschreibt einen schonenden Umgang mit den eigenen Gelenken im Alltag und die Lagerung der Gelenke im Ruhezustand.“ Deutsche Rheumaliga, 2012
Wie wirkt ein Gelenkschutztraining?
Mit dem Gelenkschutztraining wird 0 das Gelenk vor Überlastung geschützt, 0 Veränderungen am Gelenk vorgebeugt, 0 Schmerzen im Gelenk vermieden.
Unsere Gelenke tragen die Namen Sattel-, Scharnier-, Kugel-, Ei- und Zapfengelenk. Jeder Name entspricht der Form des Gelenks. Jedes Gelenk ist bestimmt durch eine Gelenkachse, um welches sich das Gelenk bewegt. Der Gelenkkopf des Eigelenks gleicht einem Ei. Als Gelenkform des Handgelenks bestimmt es die Richtungen, in welcher die Hand im Handgelenk bewegt werden kann
0 sie wird gebeugt und gestreckt, 0 abgespreizt und herangezogen.
Die eiförmige Gestalt des Gelenkkopfes erlaubt diese Bewegungen um die Gelenkachse. Eine Bewegung in der Bewegungsachse des Gelenks beansprucht das Gelenk in der Kraft der Bewegung ohne es zu belasten. Eine Bewegung außerhalb dieser Achse beansprucht das Gelenk und belastet Sehnen, Muskeln und Bänder der Gelenke.
Hier setzt der Gelenkschutz an, achsengerechtes Bewegen wird vorbereitet, geübt und wenn notwendig, mit Hilfsmitteln unterstützt. Ein Glas Gurken zu öffnen, verlangt eine Bewegung des Handgelenks und der Finger, dies erfordert Kraft. Im Alltag kommt es vor, dass der Deckel fest ist und die erforderliche Kraft nicht ausreicht, um ihn zu aufzudrehen. Der zugeschraubte Deckel stellt nun eine Gefährdung für das Handgelenk dar. Die Möglichkeit, den Deckel zu öffnen ohne das Gelenk zu belasten besteht darin, ein Hilfsmittel zu benutzen. Das Hilfsmittel verbessert den Hebel und erlaubt es, die Kraft achsengerecht zu übertragen. Das Gelenk wird geschont.
Eine Scheibe Brot zu schneiden, einen Knopf zu schließen, ein Blatt Papier zu schneiden oder zu schreiben …, die Liste
ließe sich beliebig fortsetzen. Für all diese Verrichtungen des täglichen Lebens stehen Hilfsmittel zu Verfügung.
nota bene | August – 2016 Seite 18 Ergotherapie
Im Rahmen des Gelenkschutztrainings wird der sinnvolle und richtige Gebrauch von Hilfsmitteln geübt. Verletzungen, Entzündungen und andere strukturelle Veränderungen an Sehnen, Bändern und Muskeln verändern die Belastbarkeit des Gelenks, nun ist Vorsicht geboten und Schutz empfohlen. Die Gelenke unseres Körpers werden als knochen-, band-, und muskelgeführte Gelenke gesichert und geführt. Diese Sicherung des Gelenks steht in Zusammenhang mit seiner Funktion. Während das muskelgeführte Schultergelenk mehr Bewegungen zulässt als das knochengeführte Hüftgelenk, stabilisiert das Hüftgelenk den Oberkörper beim Gehen und Stehen.
Gelenkschutz praktisch
Gelenkschutztraining stärkt das Gelenk für die Bewegung und schützt es vor Überlastung in der Bewegung. Vor jeder Aktivität wird das Gelenk gestärkt: es wird mobilisiert, gekräftigt und gedehnt.
Diesem folgt die Bewegungsübung, hierbei werden die Gelenke in ihrer Beweglichkeit trainiert.
Nach dem Training ist vor dem Training: zu jedem Gelenkschutztraining gehört der Transfer in den Alltag! Dieser Alltag bietet Chancen und Risiken, die abhängig vom geschädigten Gelenk, der Person und der Tätigkeit, welcher sie nachgeht, gewichtet sind. Hand- und Fingergelenke sind als bandgeführte Gelenke gefährdet, in den Bändern überlastet zu werden. Der Alltag birgt das Risiko, mit zu hohem Kraftaufwand und falschem Hebel Verrichtungen durchzuführen. Er bietet die Chance, mittels Hilfsmitteln den Hebel auszunutzen und Hand und Fingergelenke achsengerecht zu bewegen. Das Sprunggelenk und die Fußgelenke, ebenso bandgeführt, tragen das Risiko der Überdehnung, z.B. durch Umknicken. Der Alltag bietet die Chance, mit festem Schuh-
werk das Fußgelenk zu stabilisieren, mit Barfußlaufen auf weichem Boden die Gelenke zu kräftigen, und mit der Sehhilfe diese zu entlasten Dauerhaftes Sitzen oder Stehen belastet das Hüftgelenk. Als großes Gelenk unterliegt es dem Mobileeffekt: Schädigungen an der Hüfte wirken sich negativ auf benachbarte Gelenke aus.
Der Alltag bietet die Chance, die Belastung zu reduzieren, indem die Tätigkeiten in Teilschritte eingeteilt werden und sitzende und stehende Haltungen sich abwechseln. Tätigkeiten in Teilschritte zu unterteilen, ist eine der elf Grundregeln des Gelenkschutzes.
Grundregeln des Gelenkschutzes
0 achsengerechtes bewegen und halten
Achten Sie auf anatomische Achsen
0 Hebelwirkung ausnutzen
Physikalische Gesetze: je länger der Hebel, desto geringer der Kraftaufwand
0 Griffverdickung nutzen um die Gelenke zu entlasten
0 viele und große Gelenke in die Bewegung miteinbeziehen Verteilen Sie den Kraftaufwand auf mehrere und kräftige Gelenke
0 Stoß- und Schlagbewegungen vermeiden
Bewahren Sie ihre Gelenke vor Erschütterung
0 Druck auf die Gelenke in Fehlstellung vermeiden um die Lockerung Ihrer Gelenke nicht zu provozieren
0 Dauerbelastung vermeiden
Belasten Sie ihre Gelenkflächen gleichmäßig
0 Tätigkeiten in Teilschritte aufteilen Nehmen Sie keine langandauernden gleichbleibenden Gelenkpositionen ein Vermeiden Sie langandauernde gleichförmige Bewegungen
0 Pausen machen
Geben Sie ihrem Körper Zeit sich zu regenerieren
0 Schmerzgrenze erkennen
Verstehen Sie ihre Schmerzen als Warnsignal
Deutsche Rheumaliga 2012
In der Beratung über die sinnvolle Gestaltung des Umfeldes bilden sie die Grundlage. Besteht eine Disposition in den Strukturen der Gelenke die es schwächen, ist eine Umfeldanpassung sinnvoll. Damit aus der Schwäche keine Schädigung wird, ist eine sinnvolle Umfeldanpassung empfehlenswert
ein Angebot der Ergotherapie in der Prävention. Gelenkschutz im Rahmen einer Ergotherapie ist eine Leistung der Krankenkassen und kann vom Haus- oder Facharzt verordnet werden.
Anke Matthias-Schwarz
Ergotherapeutin
August – 2016 | nota bene Seite 19 Ergotherapie
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Mit Blick auf bestmögliche Therapieergebnisse sowie Qualität und Kosten der Wundbehandlung sind im interdisziplinären Versorgungsprozess chronischer Wunden eine koordinierte, leitliniengestützte Zusammenarbeit aller Beteiligten und besondere Fachkenntnisse gefragt
Praxisbericht Fortbildung Wundmanagement
Nach langjährigen erfolgreichen Erfahrungen mit der Wundversorgung der Patienten in der Johannesklinik Bad Wildbad habe ich mich entschlossen, die Weiterbildung zur Wundexpertin ICW zu machen. Die Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW) wurde 1995 gegründet, um die Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden in Deutschland zu verbessern. Aufgabe und Ziel sind es, die ca. 1,2 Millionen Menschen, die in Deutschland an chronischen Wunden leiden, angemessen zu versorgen. Hierzu sind sowohl mehr Fachkräfte als auch mehr Geld erforderlich.
Die Ausbildung zur Wundexpertin umfasst 48 Unterrichtsstunden und 16 Hospitationsstunden sowie die Anfertigung einer Hausarbeit über Entstehung, Behandlung und Prognose einer Wunde, die auch ausführlich dokumentiert und beschrieben werden muss. Am Ende der Weiterbildung erfolgt eine mündliche und schriftliche Prüfung. Um die Qualifikation zur Wundexpertin dauerhaft zu behalten, sind jährliche Pflichtfortbildungen erforderlich.
Die Teilnahme am Kurs Wundexperte ICW hat meine Kenntnisse aufgefrischt und erneuert. Ich wurde in meiner bisherigen Arbeit bestätigt, konnte aber mein Wissen in theoretischer Hinsicht vertiefen und habe viele neue Aspekte kennengelernt. Es war sehr hilfreich und interessant, die theoretischen Grundlagen der Wundheilung genauer kennenzulernen, um den Prozess der Wundheilung besser zu verstehen.
Wichtig für mich war, dass ich einen gründlichen Überblick über die Produktpalette der Wundauflagen und deren systematische Einteilung erhalten habe, um bei Bedarf alternative Produkte verwenden zu können. Auch wurden meine bisherigen Erfahrungen bestätigt, dass eine Wundheilung ohne ausreichende arterielle Durchblutung nicht möglich ist und dass Wunden nur heilen, wenn sie sachgerecht ge -
säubert und behandelt werden. Durch den Kurs und die Hospitation wurden der Stellenwert und die Notwendigkeit einer regelmäßigen, genauen und sorgfältigen Dokumentation, wie wir sie in der Johannesklinik seit Jahren durchführen, nochmals hervorgehoben.
Enisa Sakonjic Pflegedienstleiterin in der Johannesklinik Bad Wildbad
Die Initiative Chronische Wunden wurde 1995 von Ärzten, Pflegenden, Mitarbeitern der Kostenträger und anderen Engagierten ins Leben gerufen, um die Prophylaxe und Therapie von Menschen mit chronischen Wunden zu verbessern. Insbesondere will die Initiative Chronische Wunden praxisnah und überall eine möglichst optimale Versorgung erreichen. Am 22.07.2002 fand die Gründungsversammlung der Initiative Chronische Wunden als eingetragener Verein in Göttingen statt. Seitdem kann jeder persönliches Mitglied oder Firmen können Förderkreismitglied in der ICW e.V. werden.
nota bene | August – 2016 Seite 20 Johannesklinik Bad Wildbad
6. GeriatrieForum Bad Wildbad
Die Themen Delir bei Demenz und Depressionen im Alter fanden großes Interesse beim erneut gut besuchten 6. GeriatrieForum der Johannesklinik Bad Wildbad, das mittlerweile keine Eintagsfliege mehr ist. Mit Frau Dr. Andrea Henzler, Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere am Zentrum für Seelische Gesundheit in Bad Cannstatt, konnte eine äußerst kompetente Referentin für diese Themen gefunden werden.
Insbesondere das Delir stellt große Herausforderungen an das interdisziplinäre Behandlungsteam bei der Behandlung alter Menschen, da es mit einer hohen Sterblichkeit von 35 % – 40 % innerhalb eines Jahres verbunden ist. Ein Delir tritt häufig nach Operationen auf (25 % – 40 %) und zeigt neben Einschränkungen des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit noch verschiedene weitere Symptome, die nicht leicht zu deuten sind. Typisch für ein Delir ist der akute Beginn kombiniert mit Denkstörungen und Störungen der Aufmerksamkeit. Wichtig ist das rasche Erkennen und Behandeln eines Delirs, das früher auch unter den Begriffen hirnorganisches Psychosyndrom oder Durchgangssyndrom bekannt war. Begriffe, die heute nicht mehr verwendet werden sollten.
Erstaunt konnte im zweiten Vortrag von Frau Dr. Henzler festgestellt werden, dass jeder dritte bzw. vierte Mensch im Alter unter Depressionen leidet. Hiervon seien insbesondere Menschen mit fehlender sozialer Einbindung und Menschen mit körperlichen Einschränkungen bzw. chronischen Erkrankungen betroffen. Auch, dass Depressionen einen Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen darstellen, war den meisten Zuhörern noch nicht bekannt. Neben den Symptomen
der Depression wurden auch die erfolgreichen medikamentösen und nichtmedikamentösen Behandlungsmöglichkeiten ausführlich dargestellt.
Als erneut vollen Erfolg wertete Dr. Thomas Müller, Chefarzt der Johannesklinik, das 6. GeriatrieForum und zeigte sich hocherfreut von den positiven Rückmeldungen und dem großen Interesse an den Skripten zu den Vorträgen, die Frau Dr. Henzler zur Verfügung stellte. Er versprach die Reihe der GeriatrieForen noch dieses Jahr im Herbst fortzusetzen.
red.
Terminvorschau
Am 19. Oktober 2016 findet das 7. GeriatrieForum Bad Wildbad der Johannesklinik statt. Es widmet sich dem komplexen Themenbereich der Schlafstörungen im Alter.
Als Referent konnte Dr. med. HeinzWilhelm Gößling gewonnen werden, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Von 2003 bis 2016 leitete er die psychiatrischpsychotherapeutische Tagesklinik sowie die beiden psychiatrischen Institutsambulanzen des Klinikums der Region Hannover.
Seit 2007 führt er eine eigene Praxis für Coaching, Mentaltraining und Hypnose. Schwerpunkte seiner therapeutischen Arbeit sind Hypnotherapie bei Insomnien, Burnout, Depressionen, Angststörungen, beruflichen Krisen.
Dozententätigkeit:
Milton-Erickson-Gesellschaft für Klinische Hypnose (M.E.G.), Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie (DGH), Ärztekammer Niedersachen, Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Hypnose (SMSH), Gesellschaft für Verhaltenstherapie Hannover-Dinklar u.a..
Buchveröffentlichungen:
Hypnose für Aufgeweckte. Hypnotherapie bei Schlafstörungen. Carl Auer 2016 (2. Auflage)
Besser schlafen mit Selbsthypnose. Das Fünf-Wochen-Programm für Aufgeweckte. Carl Auer 2015
August – 2016 | nota bene Seite 21 GeraitrieForum Bad Wildbad
Dr. med. Thomas Müller Chefarzt der Johannesklinik Bad Wildbad
Super Früchte für einen Super Sommer!
In der Werbung hört man immer wieder von „Superfrüchten“. Doch was ist das eigentlich und was ist daran so „super“? Heute werden 5 Superfrüchte vorgestellt, die dabei helfen sollen, den Sommer 2016 zu einem super gesunden Sommer werden zu lassen.
Was sind Superfrüchte?
Zu den Superfrüchten gehören unter anderem Cranberry, Granatapfel, Acerola, Acai, Aronia, Go ji und viele mehr. handelt sich dabei überwiegend exotische Obstsorten, die überdurchschnittlich reich an Mineralstoffen, Vitaminen, Polyphenolen und anderen Pflanzenwirkstoffen sind.
sich überhaupt in der Flasche befinden. Wenn man den Saft aus frischen Früchten selber herstellt, oder die Früchte roh verzehrt, ist das die beste Variante.
Granatapfel
Im Granatapfel steckt eine Vielzahl ge sunder Stoffe wie Polyphenole, vor allem die Punicalagine. Diese wertvollen Pflanzenwirkstoffe haben gezeigt, dass sie Herz, Gefäße, Gelenke und Prostata schützen können. Studien zum Granatapfelsaft belegen, dass er bei gesunden Personen kurzden Blutdruck senken und den oxidativen Stress vermindern kann. Beides sind Risikofaktoren für Herzerkrankungen.
Wie esse ich Superfrüchte?
Die Wirkstoffe der Superfrüchte werden gerne in Tablettenform für teures Geld angeboten. Es ist jedoch wissenschaftlich nicht erwiesen, ob die Stoffe in isolierter Form überhaupt vom menschlichen Organismus genauso gesundheitsförderlich aufgenommen werden können, wie in der natürlichen Form, der selbst. Auch Säfte der Superfrüchte sind fraglich, denn diese Säfte sind selten pur und man weiß nicht, wie viele der ursprünglichen Vitamine
enthält die Cranberry eine hohe Konzentration an Antioxidantien.
Noni
Die Noni-Frucht heißt auch „indische Maulbeere“ und wird vor allem in Australien als „Schönheitsfrucht“ verwendet. Ein Glas Saft pro Tag aktiviert angeblich den Stoffwechsel und schützt vor Falten. Mehr sollte es dann aber auch sein, denn wahrscheinlich enthält Noni-Saft bedenkliche Inhaltsstoffe. Es handelt sich um Anthrachinonderivate, die als starke Abführmittel bekannt sind, aber auch in der Farbstoffindustrie verwendet werden können.
Acai Beeren
Goji Beere
Goji-Beeren stärken
Immunsystem, senken den Cholesterinspiegel, fördern die Konzentrationsfähigkeit, haben entzündungshemmen de Wirkungen und den als Anti-AgingBeeren gefeiert.
Cranberries
Cranberries sind berühmt für ihre starken Abwehrkräfte und werden speziell vorbeugend gegen Harnwegsinfek tionen empfohlen. Gewisse Inhaltsstoffe der Cranberries verhindern wahrscheinlich, dass Bakterien in den Harnwegen verbleiben und so eine Infektion auslösen. Außerdem
Auf den ersten Blick sehen sie ein bisschen aus wie Heidelbeeren. Manche behaupten, dass die Beeren dank der vielen Antioxidantien dazu verhelfen jünger auszusehen. Außerdem sollen Acai-Beeren den Stoffwechsel ankurbeln und so die Kilos schmelzen lassen. Es geht aber auch mit heimischen Früchten: Heidelbeeren oder Sauerkirschen enthalten noch mehr Antioxidantien – und die Heidelbeere sogar mehr Magnesium als Acai Beeren.
nota bene | August – 2016 Seite 22 Ernährung
Mateo Sudar Unabhängiger Ernährungsberater und Mitarbeiter im MHT-Team
Natürliche Hilfe
Ein Ratschlag aus der Apotheke
Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, dass trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefähr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen häufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.
Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare für mein Archiv festzuhalten.
In regelmäßiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und über ihre Wirkungsweise informieren.
Friedrich Böckle (Quellen-Apotheke, Bad Liebenzell)
Johanniskraut für gute Stimmung
Ab Ende Juni finden wir auf Spaziergängen das leuchtend gelb blühende Johanniskraut.
In unserer Region sind dabei mehrere Arten des Hartheugewächses anzutreffen. Die Art Hypericum perforatum (Echtes Johanniskraut) ist dabei Ausgangsstoff für die Arzneiherstellung. Dabei dient die gesamte blühende Pflanze der Herstellung von stimmungsaufhellenden Präparaten, die Blüten allein zur Zubereitung von öligen Hautpflegeprodukten, verwendet bei trockener wunder Haut und bei Verbrennungen.
Schwerpunkt der medizinischen Anwendung von Johanniskrautextrakten ist die Behandlung von depressiven Verstimmungen. Dabei ist der erfolgreiche Einsatz bei leichten bis mittelschweren Depressionen durch Studien gut belegt. Die dafür zugelassenen Arzneimittel müssen aber einen hohen Extraktgehalt besitzen. Anwendungen als Tee sind deshalb in der Regel nicht allein ausreichend.
So positiv die Wirkungsweise auch ist, sollten die Anwendungsbeschränkungen nicht unterschätzt werden. Es sind dabei hauptsächlich die sogenannten Wechselwirkungen mit vielen anderen stark wirksamen Arzneimitteln zu beachten. Sowohl Arzt als auch Apotheker sind hier als Berater gefragt. Ein weiterer Negativfaktor ist die Erhöhung der Lichtempfindlichkeit bei hellhäutigen Patienten. Sonnenbrandähnliche Hautzustände können die Folge sein. Bei normaler Dosierung ist diese Problematik jedoch äußerst gering.
Fazit: Johanniskrautpräparate gehören in die Obhut von Arzt und Apotheker und haben in Drogeriemärkten nichts zu suchen. Wir beraten Sie stets gerne!
Im Vordergrund des Fotos ist noch der Lavendel zu sehen. Lavendel ist ein anerkanntes Heilmittel zur Beruhigung, sei es in Kapselform zum Einnehmen oder als Öl für Einreibungen.
August – 2016 | nota bene Seite 23
Natur und Heilkunde
Bild: Johanneskraut (Hypericum perforatum) (F. Böckle)
Passend zum Sommer...
...im Rahmen der Enzanlagenbeleuchtung wurde auch das traditionelle Restaurant im Kurpark von Bad Wildbad wieder in Betrieb genommen –mit tatkräftiger Unterstützung des MHT Catering
nota bene | August – 2016 Seite 24