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Seelisches Wachstum fördern durch Fortbildung

von Knut Happe

Das Johanneshaus Bad Wildbad ist bekannt für eine sehr gute und nachhaltige Versorgung psychisch Kranker. Für alle Beteiligten vor und hinter den Kulissen der Versorgung stellt dies täglich aufs Neue einen Kraftakt dar. Umso wichtiger erscheint es, Ressourcen zu bilden, um diesen Kraftakt nicht nur zum Wohl unserer Bewohner langfristig und nachhaltig leisten zu können, sondern auch uns selbst Stabilisierung und Zufriedenheit durch seelisches Wachstum zu ermöglichen.

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Doch wie kann seelisches Wachstum

Seelisches Wachstum ist ein Vorgang der Umwandlung: Es wird nichts ausgestoßen oder ausgelöscht, alle vorhandenen und neu hinzukommenden Inhalte des Psychischen werden permanent umgeformt – sie werden transformiert (Plassmann, 2014).

Unser Wissen um seelische Vorgänge ist primär Erfahrungswissen. Erfahrungswissen ist Wissen, das durch handelnd-erlebende Erfahrung („learningby-doing“) plus gewonnene Erkenntnis entsteht. Erfahrungswissen bezieht sich auf erlebte Tatsachen und Sachverhalte und setzt das Wissen darum in einen Erkenntniszusammenhang. Es gründet in sinnlicher Wahrnehmung, beschränkt sich aber nie nur darauf. Erfahrungswissen zieht „Folgerungen“, „schließt“ auf logische Urteile, „führt zurück“ auf Ursachen oder „interpretiert“.

Ein wichtiges Merkmal von „Erfahrung“ hängt mit gebietsspezifischem Wissen gelingen? zusammen. Es kann dann gefördert werden, wenn ermöglicht wird, Episoden zu erleben, und wenn die individuelle Relevanz des Lerngegenstands vermittelt wird, was durch das Bereitstellen komplexer Lernumgebungen geschehen kann.

In unserem Umfeld sind es vor allem Lernumgebungen in der Psychiatrie und Psychotherapie sowie in der Kommunikation und den sozialen Kompetenzen.

Die komplexen Lernumgebungen beinhalten die weitere und vertiefte Entwicklung von Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen. So umfassten die seit März 2016 im Johanneshaus eingeführten, zunächst wöchentlichen, ab Mai vierzehntägigen Fortbildungseinheiten neben aktuellen Themen rund um den Umgang mit Bewohnern auch Einheiten zum Umgang mit eigenen Ressourcen und auf praktischer Ebene die verschiedenen Wege der Kommunikation. Weiter fortgeführt wird die Fortbildungsreihe mit Psychopathologischen Symptomen als Vorbereitung auf komplexe Themen wie Psychosen, Schizophrenien oder Manien, jeweils mit theoretischen Anteilen aber auch einem direkten praktischen Bezug zu unserer täglichen Arbeit.

Der Erkenntnisgewinn durch Fortbildungen führt bei dem einen zu einem beruhigenden Gefühl, bei dem anderen zu einem kreativen Aufgewühltsein, bei beiden aber höchstwahrscheinlich zu weiterem seelischen Wachstum.

Seelisches Wachstum ist ein stabilisierender Faktor zur Bewältigung der alltäglichen Kraftakte in der Versorgung unserer Bewohnerinnen und Bewohner – und deshalb ein erstrebenswertes Ziel für alle am Versorgungsprozess Beteiligten.

„Wer den Weg der Wahrheit geht, stolpert nicht“ (M. Gandhi). An diesem Leitsatz richtet Knut Happe sein Handeln aus. Happe, der seit Februar 2016 das Johanneshaus Bad Wildbad leitet, ist am 12. September 1960 in Dortmund geboren und lebt jetzt mit seiner Frau und seiner erwachsenen Tochter in Nufringen.

Nach anfänglichen Berufserfahrungen als Einzelhandelskaufmann begann er mit 26 Jahren als Soldat auf Zeit im Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr seine Laufbahn im Gesundheitswesen, um zunächst in der Krankenpflegeschule des Bundeswehrkrankenhauses Ulm nach dreijähriger Ausbildung das Examen zum Krankenpfleger abzulegen.

Weitere wesentliche Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren

0 das Diplom Studium

Pflegemanagement an der Fachhochschule Münster mit der Diplomarbeit zum Thema

„Gestaltung von Prozessen in der stationären Pflege unter Berücksichtigung der Anforderungen der DIN EN ISO 9001“

0 Ausbildungen zum EFQM-Assessor wie auch zum KTQ-KrankenhausTrainer und Berater, fortan mit dem Erwerb mehrjähriger Praxiserfahrung

0 Lehrbeauftragter der Hochschule Esslingen für den Bereich „Qualitätsentwicklung in Einrichtungen des Gesundheitswesens“

0 Pflegedienstleiter einer Chirurgischen Klinik mit 230 Betten

0 Pflegedirektor einer Einrichtung der psychiatrischen Maximalversorgung mit 500 Behandlungsplätzen

0 Leitung Pflegemanagement einer Fachklinik für stationäre Psychotherapie und Aufbau und Leitung einer Akademie

Die letztgenannten beruflichen Stationen festigten bei ihm die Theorie der Selbstorganisation und Selbstverantwortung, welche sich sehr fruchtbar mit den Bemühungen zur Gewaltfreiheit ergänzen. Happe ist davon überzeugt, dass Zufriedenheit und Lebensqualität sehr stark von dem Grad der Bindung abhängen, den wir mit unserer Umwelt eingehen. Aus diesem Grund favorisiert er eine Kombination aus ganzheitlich aktivierenden Betreuungs- und Pflegeangeboten mit Komponenten der Bindungsorientierung, um so nicht nur das Wohlbefinden unserer Bewohnerinnen und Bewohner zu erhalten, sondern auch das seelische Wachstum der Mitarbeitenden zu fördern.

Auf seiner privaten Seite zeigt sich Happe seit über 20 Jahren als begeisterter Caravaning-/Campingurlauber. Mit diesem Quäntchen Individualität gelingt es ihm, die Energiereserven für den Alltag aufrechtzuerhalten.

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