Neu Nota Bene 01

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1. Jahrgang | 1. Ausgabe | November 2014 | € 5,00 Weihnachten kommt immer so plötzlich!
nota bene

Inhalt

03 Editorial

Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss

04 Wissenschaft und Medizin

„Du zählst, weil du du bist.

Und du wirst bis zum letzten Augenblick deines Lebens eine Bedeutung haben.“

05 Wissenschaft und Medizin

Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland

06 IHK Nordschwarzwald – Personalmanagement Award 2014

Offenheit, Transparenz und Vertrauen als Grundlage der Unternehmenskultur

07 Unternehmensportait MHT

08 Bad Liebenzell

Bad Liebenzell im Schwarzwald, die Quelle neuer Lebenslust

09 Bad Liebenzell

Grußwort von Bürgermeister Dietmar Fischer

10 Kultur und Literatur

Der Poeten Sinn für Weihnachten

11 Kulinarisches

Lieblingsrezepte unserer Bewohner

12 Winterzauber 2012 bis 2014

Vom Adventsmarkt zum Winterzauber im Kurpark –

eine Idee wird erwachsen

14 Portrait

Ein Jahrhundert

15 Portrait

Therapie

Sommerfeste

Das Bobath-Konzept

20 GeriatrieForen Bad Wildbad

Johannesklinik setzt Akzente

21 Grußwort

Grußwort von Bürgermeister Klaus Mack, Bad Wildbad

22 Aktuelles

Suche Wohngemeinschaft

23 Natur und Heilkunde

Magenbeschwerden natürlich behandeln

Impressum

Herausgeber: MHT

Gesellschaft für soziale

Dienstleistungen mbH

Hochwiesenhof 5–10

75323 Bad Wildbad

Redaktion:

Gabriele Steckler | Martin Kromer

gabriele.steckler@monacare.de

Gestaltung und Layout:

Dagmar Görlitz

kontakt@goerlitz-grafik.com

Drucktechnische Umsetzung: Karl M. Dabringer

dabringer@gmx.at

Auflage: 3.000

nota bene | November – 2014 Seite 2
Kreativ 16 Bad Wildbad
Impressionen
Eine Stadt stellt sich vor 18
in der Hochwiese
19 Ergotherapie

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, mit Freude kann ich Ihnen heute die erste Ausgabe unserer Unternehmenszeitschrift präsentieren. Aus einer Idee einer Mitarbeiterin anlässlich ihrer Abschlussarbeit für eine Weiterbildung entstand dieses Erstlingswerk. Mein Dank gilt ihr und gleichzeitig allen anderen, die mit viel Fleiß, Kreativität, Geduld und Nachhaltigkeit an der Entwicklung dieser Erstausgabe mitgewirkt haben.

Offenheit und Transparenz sind Grundlagen unserer Unternehmenskultur. Mit dieser Zeitschrift wollen wir Ihnen durch Berichte, Geschichten, Interviews, Bilder und ähnlichem Einblick in die vielfältigen Tätigkeiten und Einsatzgebiete unseres Unternehmens geben. Gleichzeitig wollen wir erfahrbar machen, dass gegenseitige Wertschätzung eine außergewöhnliche Kreativität und Freude im gemeinsamen Tun freisetzt, die ein solches Werk erst möglich machen. Nota bene – wohlgemerkt. Seien Sie gespannt …

Anneli Zenker Zum Geleit

Eine junge Unternehmensgruppe übernimmt historisch gewachsene Einrichtungen - ein sicher nicht immer einfacher, aber auch spannender Prozess. Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, diesen Prozess mit über vier Jahrzehnten beruflicher und unternehmerischer Erfahrung begleiten und maßgeblich mit gestalten zu können. Das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen in die bauliche wie fachliche Neuorientierung der bestehenden Einrichtungen, mit modernen Konzeptionen auf sich verändernde Bedürfnisse der zu versorgenden Menschen angemessen und individuell zu reagieren – nur so lässt sich die Existenz der übernommenen Einrichtungen und Arbeitsplätze über den Tag hinaus nachhaltig sichern. Dafür wollen wir alle begeistern, die sich mit uns einbringen, innerhalb der Einrichtungen ebenso wie außerhalb. Dies beginnt in den Köpfen und in den Herzen aller, die hierzu ihren Beitrag leisten. Bisher Erreichtes auf den Prüfstand zu stellen, ist kein Zeichen von Schwäche. Es zeugt nur von einem hohen Verantwortungs bewusstsein für das Wohl der Menschen, für die und mit denen wir arbeiten. Wenn wir alle gemeinsam unsere Ressourcen nutzen, werden wir das Optimum für die Menschen in den Johanneshäusern erreichen – mit Herz und Verstand, mit Kompetenz und Engagement, mit Offenheit und Vertrauen.

GlobalConcept.Consult AG

November – 2014 | nota bene Seite 3 Editiorial
nota bene
„Du zählst, weil du du bist. Und du wirst bis zum letzten Augenblick deines Lebens eine Bedeutung haben.“

Cicely Saunders, englische Ärztin (1918 – 2005), Mitbegründerin der modernen Hospizbewegung und Palliativmedizin

Der Ansatz der Palliativmedizin beginnt bereits lange vor der letzten Lebensphase. Sie dient in allen Bereichen der medizinischen und pflegerischen Behandlung zur Verbesserung der Lebensqualität eines schwerkranken Patienten. Palliativ Care bedeutet, Schmerzen zu lindern und den Tod weder zu beschleunigen noch zu verzögern. Sie bietet jede Unterstützung, um dem Patienten zu einem möglichst aktiven Leben bis zum Tod zu verhelfen. Vorrangiges Ziel der Palliativmedizin und der Palliativpflege ist die Verwirklichung der bestmöglichen Lebensqualität für den Patienten und seine Angehörigen. Sie will ein möglichst selbstbestimmtes Leben bis zum Tod ermöglichen und gleichzeitig den Angehörigen in schwierigen Situationen zur Seite stehen. Sie spricht Körper, Geist und Seele gleichermaßen an. Jeder Mensch sollte daher Anspruch auf Palliativmedizin und Palliativpflege haben.

Sterben und Tod rühren an die Grundmauern unseres Selbstverständnisses, unserer Kultur und unserer Gesellschaft. Abgedrängt in Krankenhäuser und Altenheimen, wird die Endlichkeit menschlichen Lebens immer weniger wahrgenommen.

Setzt man sich damit einmal auseinander, legt man plötzlich viel mehr Wert auf Kleinigkeiten und man begreift wieder, die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen.

Wenn Heilung nicht mehr möglich zu sein scheint, dann gilt es, für den schwerkranken Menschen alles zu tun, was seinem Wohlbefinden dient und ihm mehr Lebensqualität ermöglicht.

lichen Anteil für das Wohlbefinden und die Akzeptanz der Krankheit bei. Von ihnen wird der Patient ermutigt, seine Gefühle in Farben und Bildern auszudrücken. Aber auch Psychotherapeuten und Psychoonkologen werden für eine bestmögliche Versorgung der Patienten ins Boot geholt. Nur so können ab einen bestimmten Zeitpunkt die richtige Schmerzbehandlung und die Beherrschung weiterer Begleitsymptome sowie die Linderung psychischer, sozialer und spiritueller Probleme zum Tragen kommen.

Aus meiner Erfahrung als Krankenschwester kann ich sagen, dass die Schwestern und Pfleger auf einer Palliativstation versuchen, den Patienten auf ihren Weg mitzugeben, dass Sie dennoch Lachen oder auch nochmal etwas besonders genießen können. Das Personal vermittelt Wärme und führt ständig Gespräche, die nicht immer ganz einfach sind. Sie nehmen die Würde des Menschen sehr ernst und versuchen, auch ein Nein der Patienten zu akzeptieren.

Auf der Palliativstation zu arbeiten, ist in seiner Bedeutung sicher die ursprünglichste Art der Pflege von Pa-

Ein gutes Sterben ehrt das ganze Leben Palliativmedizin ist laut WHO ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit den Problemen konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen, und zwar durch Vorbeugen und Lindern von Leiden, durch frühzeitiges Erkennen, gewissenhafte Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art.

In der Palliativ Care ist eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Berufsgruppen unumgänglich. So ist zum Beispiel das wichtigste Ziel der Krankengymnasten, die Aktivität des Patienten zu fördern um damit dessen Körperfunktion und seine eigenen Ansprüche an sich selbst zu stärken. Kunsttherapeuten tragen einen erheb -

tienten. Wickel, Auflagen, Basale Stimulation oder Aromatherapie können durchgeführt werden. Es ist eine großartige Erfahrung und macht Spaß, wenn man merkt, dass es den Menschen gut tut, dass man ihnen eine Freude machen kann. Ein kleines Beispiel hierfür ist sicher auch die gute alte Wärmflasche, die heutzutage meist nicht mehr in Gebrauch ist, weil ihr

nota bene | November – 2014 Seite 4 Wissenschaft und Medizin

Einsatz viel Zeit erfordert. Gerade ältere Menschen stehen aber auf Wärmflaschen. Jedoch macht sich moderne Krankenpflege oft zu wenig Gedanken darüber, welche meist ganz einfachen Wünsche diese Menschen haben.

Unsere Aufgabe in der Pflege ist es, die Lebensqualität und eine gewisse Mobilität der Patienten zu verbessern. Palliativ Care geht weiter - hier werden die Patienten beim Sterben begleitet. Ein würdevolles und selbstbestimmtes sowie schmerzfreies Sterben ist ein wichtiger Aspekt für das Personal einer Palliativstation.

Bei der Palliativarbeit steht ebenfalls die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit, mit Ängsten und den möglichen Hilfestellungen im Vordergrund. Darum sollte man auch darauf hören, was jeder für sich selbst braucht.

Mit dem Ziel, die Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland zu verbessern, haben Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium Annette Widmann-Mauz ein Eckpunktepapier vorgelegt.

Bundesgesundheitsminister

Hermann Gröhe:

„Wir schulden schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase menschliche Zuwendung und umfassende Hilfe. Wir brauchen noch mehr

Achte auf deine eigenen Grenzen und akzeptiere, dass nicht immer alles perfekt laufen kann. Wir müssen uns immer wieder sagen: Sorge gut für dich. Nur dann kannst du gut für andere Sorgen.

Was bleibt, ist die Achtsamkeit. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit erhöht die Wertschätzung für den Augenblick. Freud und Leid liegen manchmal nah beieinander. Sich mit dem Thema Sterben zu beschäftigen, erfordert Mut.

Auf einer Palliativstation zu arbeiten, bedeutet für jede einzelne Pflegeperson, die Menschenwürde zu wahren und den Patient selbst bestimmen zu lassen, was er wie und wann haben will. Alles wird vermieden, was dem Patienten unnötig Schmerzen oder Beschwerden bereitet. Grenzen werden

akzeptiert, welche der Patient dir gegenüber setzt. Auch außergewöhnliche Wünsche werden nach Möglichkeit erfüllt – egal, ob sie im Sterbekonzept der jeweiligen Einrichtung berücksichtigt sind oder nicht. Es geht also darum, die ganz persönlichen Wünsche des Einzelnen aufzunehmen und umzusetzen. Wir dürfen dem Patienten genug Raum und Zeit für seinen körperlichen, seelischen und sozialen Abschied geben. Dies erfordert auch und insbesondere eine intensive und vertrauensvolle Abstimmung im Team, um im Interesse des Betroffenen ein gemeinschaftliches Handeln sicherzustellen. Jede Anstrengung lohnt sich.

Mary Richter Bösekomm

MHT Gesellschaft für soziale Dienstleistungen mbH, Pflegemanagement

Verbesserung der Hospizund Palliativversorgung in Deutschland

schmerzlindernde Palliativmedizin und Hospizbetreuung. Insbesondere im ländlichen Raum fehlt es noch an ausreichenden Angeboten. Mit den geplanten gesetzlichen Regelungen wollen wir die ambulante Palliativversorgung weiterentwickeln und die Hospizarbeit finanziell besser fördern. Ziel ist ein flächendeckendes Hospiz- und Palliativangebot in ganz Deutschland. Ganz wichtig ist zudem die Sterbebegleitung in Pflegeeinrichtungen zu stärken, viele Menschen verbringen ihre letzten Lebensmonate dort.“

Geplant ist, die Hospizarbeit finanziell besser zu fördern. Mit gezielten Maßnahmen und finanziellen Anreizen

soll zudem die ambulante Palliativversorgung gestärkt werden. Auch in den Altenpflegeeinrichtungen soll die Hospiz- und Palliativversorung ausgebaut werden. Um Bewohnern von Pflegeeinrichtungen ein ihren Wünschen entsprechendes Angebot an Palliativversorgung und Hospizbetreuung in ihrer letzten Lebensphase zu ermöglichen, sollen Pflegeeinrichtungen stärker mit Hospizdiensten und Ärzten kooperieren. Zudem sollen Versicherte künftig einen Anspruch auf individuelle Beratung und Hilfestellung durch die Krankenkasse bei der Auswahl und Inanspruchnahme von Leistungen der Palliativ- und Hospizversorgung erhalten.

Bildquelle: CDU Deutschlands/Laurence Chaperon November – 2014 | nota bene Seite 5
Wissenschaft und Medizin

Offenheit, Transparenz und Vertrauen als Grundlage der Unternehmenskultur

Mitte 2012 hat die MHT Gesellschaft für soziale Dienstleistungen mbH aus einer Insolvenz heraus drei Sozial- und Gesundheitseinrichtungen mit rd. 200 MitarbeiterInnen im Nordschwarzwald übernommen. Vorgefunden hat man ungeordnete operative Strukturen und eine Belegschaft, die zutiefst verunsichert, verängstigt und in Folge des Erlebten letztlich auch ohne jede Spur von Vertrauen in die anstehende neue Entwicklung war.

Gewaltfreie Kommunikation

Im Focus unterschiedlichster Maßnahmen, die weitestgehend zeitgleich angegangen werden mussten, stand die Orientierung des Miteinanders im Unternehmen an den Grundsätzen der gewaltfreien und wertschätzenden

Kommunikation (GFK) nach Dr. Marshall B. Rosenberg. Es ging darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem MitarbeiterInnen aus eigener Motivation heraus kooperieren und zur Erreichung unternehmerischer Ziele beitragen wollen und dabei eine Unternehmenskultur zu schaffen, die auch im Alltag auf gegenseitiger Wertschät zung, Akzeptanz, Offenheit und Vertrauen beruht. Unser Ziel war einen Führungsstil, der Macht mit Menschen, anstatt Macht über Menschen ausübt, und dass die Basis des Miteinanders eine Beziehungsqualität ist, bei der die Anliegen aller berücksichtigt werden.

Die 4 Schritte der GFK

Durch die GFK wird jeder befähigt, sowohl die Reflektion eigener Handlungsweisen zu unterstützen, indem er einfühlsam zu sich selbst ist, als auch die Reflektion der Handlungsweisen eines anderen zu erleichtern, indem er einfühlsam mit seinem Gegenüber ist. Die MitarbeiterInnen lernen mit Hilfe der GFK, sich authentisch auszudrücken und einfühlsam zuzuhören. Diese Einfühlsamkeit haben wir in unserem Unternehmen begonnen zu ent wickeln, indem wir zunächst den Qualitätsbegriff des Unter nehmens mit den Leitenden Mitarbeitern neu erarbeitet haben.

Fortbildung und Schulungen

Danach haben wir gezielt Konzepte für Fortbildungen in Gewalt freier Kommunikation entwickelt und diese durch Schulungsangebote, wie z.B. „Einführung in die GFK“, „Ärger vollkommen ausdrücken“, „Aggression und Gewalt in der Pflege“, „Wertschätzende Mitarbeitergespräche“, „Führen mit Empathie“ umgesetzt. Aus diesen Fortbildungen sind bis heute zwei Übungsgruppen erwachsen, die sich in der Regel monatlich einmal für 4 Stunden treffen, um GFK anhand von eigenen „Fällen“ zu üben und zu vertiefen. Nahezu 40 % aller MitarbeiterInnen haben im Zeitraum eines Jahres bisher

bereits auf freiwilliger Basis an diesen Angeboten teilgenommen.

Nutzen für das Unternehmen/ Vorteile für die MitarbeiterInnen Wertschätzung führt zunächst zu Wertschöpfung im Unternehmen, denn „Dicke Luft kostet Geld“. Dicke Luft entsteht häufig durch nicht stattgefundene Aussprachen. Das ruft Unzufriedenheit hervor. Dienst nach Vorschrift ist die Folge. Unzufriedene Mitarbeiter sind demotiviert, ihr kreatives Potenzial und ihr fachliches Know-how in die Arbeit einzubringen.

Annelie Zenker

Durch die Gewaltfreie Kommunikation im Unternehmen gelingt es,

A die Beziehungsqualität der MitarbeiterInnen untereinander als auch zu den Bewohnern/Patienten lebendig zu gestalten; d. h., die MitarbeiterInnen werden befähigt zwischen Beobachtung und Bewertung zu unterscheiden, was fühle ich gerade, was brauche ich und welche Bitte / Handlung erfüllt mir, was ich gerade brauche;

A ein Miteinander zu leben, dass durch Kooperation anstelle durch Wettbewerb geprägt ist; d. h., dass die MitarbeiterInnen sich insbesondere in schwierigen Situationen so verständigen können, dass sie sagen, was sie wirklich brauchen, ohne den anderen zu verletzen, bzw. einfühlsam einem Gegenüber zuhören, indem sie zur Klärung/Bestimmung des Bedürfnisses des Gegenübers beitragen und Lösungsstrategien erarbeiten; dies fördert Teamgeist und Gemeinschaftssinn;

A Konflikte zwischen MitarbeiterInnen untereinander schneller zu erkennen und diese im achtsamen Umgang miteinander offen und lösungsorientiert innerhalb eines Teams klären zu können;

A ein Umfeld für Vertrauen, Offenheit und Aufrichtigkeit zu kreieren und damit den MitarbeiterInnen und anderen zu ermöglichen, sich authentisch zu zeigen;

A in einer Haltung zu leben, die von Menschlichkeit geprägt ist – nicht nur der Kunde ist König, sondern alle Menschen in unserem Unternehmen; zufriedene MitarbeiterInnen schaffen zufriedene Kunden;

A den MitarbeiterInnen ein Handwerkszeug zu vermitteln, einen wertschöpfenden Wandel im täglichen Berufs- und Privatleben zu erfahren und zu leben.

nota bene | November – 2014 Seite 6 IHK Nordschwarzwald – Personalmanagement AWARD 2014

Geschäftsführerin der MHT Gesellschaft für soziale Dienstleistungen mbH

„Aufgabe war und ist, aus einer ganzheitlichen Betrachtungs- und Handlungsweise Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach einer langen Phase der Unsicherheit um ihre Arbeitsplätze und die Existenz ihrer Betriebe nicht nur rechtlich und wirtschaftlich deren Sicherung zu gewährleisten, sondern sie für ihre zukünftigen Aufgaben zu begeistern, fachlich weiter zu qualifizieren, das Gemeinwesen zu stärken und Zuver sicht zu vermitteln.“

Die MitarbeiterInnen lernen und verstehen mithilfe der Gewaltfreien Kommunikation,

A dass ihre eigenen Bedürfnisse genauso wichtig sind, wie die der anderen,

A dass Menschen nicht gegen andere handeln, sondern für ihre Bedürfnisse,

A nicht mehr aus Angst, Schuld oder Scham zu handeln, sondern aus der Übernahme von Verantwortung,

A dass sie es selbst sind, die für die Erfüllung ihrer Bedürfnisse verantwortlich sind,

A ihre Bedürfnisse auf eine Weise zu erfüllen, die ihren eigenen Werten und denen anderer gerecht werden,

A vergangene Erfahrungen und Beziehungen, die schmerzlich und erfolglos waren, zu verändern,

A Konflikte zu wandeln, d. h. Wege zum Verständnis und zur Lösung zu finden, die auf gegenseitiger Rücksichtnahme, Respekt und Konsens basieren,

A Ärger und Frustration umzuwandeln in den Aufbau von Partnerschaften und Kooperationen,

A eine klare Handlungssprache zu entwickeln und

A zu einem friedvolleren und zufriedenstellenderen Umgang miteinander beizutragen.

Auszug aus der Unternehmensphilosophie: „Offenheit, Transparenz und Vertrauen spielen in unserer Arbeit miteinander und füreinander eine wichtige Rolle. Unsere Philosophie kann nur durch das Denken und Handeln all der Menschen leben, die mit uns gemeinsam tätig sind. Deren Charakter, Einsatzbereit schaft und fachliche Kompetenz sind die Eckpfeiler für den Erfolg unserer gemeinsamen Arbeit – für das Wohlbefinden und Glück der Menschen, für die wir alle gemeinsam als Team verantwortlich tätig sind.“

Das Unternehmen Unter der Verantwortung der MHT Gesellschaft für soziale Dienstleistungen mbH als Management- und Verwaltungsgesellschaft sind am 01.07.2012 das Psychiatrische Pflegeheim Johanneshaus Bad Wildbad, die Johannesklinik Bad Wildbad für Geriatrische Rehabilitation und das Altenpflegeheim Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam übernommen worden. Die drei Betriebe werden durch eigenständige Betriebsgesellschaften geführt, die Tochtergesellschaften der MHT sind.

Neben Management, Verwaltung und Steuerung der drei Betriebsgesellschaften sind in der MHT zusätzlich die Dienstleistungsbereiche Küche/Catering, Hauwirtschaft und Technik organisiert. Im Unternehmensverbund sind rd. 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Frau Anneli Zenker ist Geschäftsführerin aller dem Verbund angehörenden Gesellschaften.

Als junges Unternehmen hat sich die MHT am Personalmanagement Award 2014 der IHK Nordschwarzwald beteiligt und mit ihrem Managementkonzept, in dessen Mittelpunkt die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg steht (s. Bericht), den 3. Preis gewonnen.

MHT Gesellschaft für soziale Dienstleistungen mbH

Hochwiesenhof 5–10

75323 Bad Wildbad

www.johanneshaus-bad-wildbad.de

www.johannesklinik-bad-wildbad.de

www.johanneshaus-bad-liebenzell.de

November – 2014 | nota bene Seite 7 Unternehmensportrait MHT

Zwischen Pforzheim und Calw liegt das herrlich an der Nagold gelegene Bad Liebenzell. Urwüchsige Natur in allen Formen und Farben erlebt man im Naturschutzgebiet Monbachtal. Wieder einmal frei durchatmen, gedankenverloren in warme Sonnenstrahlen blinzeln, den Stimmen des Waldes lauschen: Ein echtes Naturparadies.

Rund 130 km ausgeschilderte Wanderwege und ein ebener Radweg entlang der Nagold laden zu Radtouren ein. Für Nordic-Walker sind vier schöne Strecken ausgewiesen. Im Kur- und Erlebnispark befinden sich Attraktionen wie der Apothekergarten, der Planetenweg sowie eine Minigolfanlage und ein Kinderspielplatz. Die Natur kann auf den ausgeschilderten E-Bike-Touren oder auch per GPS-Schatzsuche auf den Geocachingrunden erkundet werden. Die satten Greens einer herrlichen 18-Loch-Golfanlage warten auf Ihre Putts.

Schöne Stunden bei Musik und Tanz, zahlreiche Konzerte und Ausstellungen schenken bleibende Eindrücke. Einige Highlights haben schon Tradition: So zum Beispiel die beliebten Lichterfeste im Bad Liebenzeller Kurpark. Ein Event für die ganze Familie mit Musik, Spiel und Spaß.

Bad Liebenzell im Schwarzwald, die Quelle neuer Lebenslust
nota bene | November – 2014 Seite 8

Grußwort Bürgermeister Dietmar Fischer

Das ganze Jahr über spielt die Kurkapelle das morgendliche Frühkonzert. Beim Tanztee und Tanzabend kommen alle Tanzbegeisterten voll auf ihre Kosten. Im Parkrestaurant des Kurhauses kann man sich mit regionalen Köstlichkeiten, saisonaler Küche sowie Kuchen und Torten kulinarisch verwöhnen lassen.

Sehr herzlich möchte ich die Bewohner, deren Angehörige sowie alle Partner des Johanneshauses in unserer Kurstadt Bad Liebenzell willkommen heißen.

Tauchen Sie ein, in die moderne Badeund Saunawelt der Paracelsus-Therme. Hier finden Sie Entspannung in einem attraktiven und modernen Thermalbad mit Innen- und Außenbecken, vielfältigen Wohlfühlangeboten und der Sauna Pinea, in der Sie einfach die Seele baumeln lassen können.

Schon seit Paracelsus ist bekannt, dass nur ganzheitliches Wohlergehen von Körper, Geist und Seele zu dauerhafter Gesundheit und Wohlbefinden führt –eine Auffassung, die unseren Kurort prägt und auch durch das vorbildliche Engagement des Johanneshauses sichtbar wird. Wir sind froh, dass dadurch ältere und hilfebedürftige Menschen hier bei uns in Bad Liebenzell ein herzliches Zuhause in schöner Atmosphäre finden können.

Mit unseren vielseitigen Einrichtungen – Paracelsus-Therme, Wander- und Radwegen, Kurpark, u. a. – bieten wir ein abwechslungsreiches Ambiente getreu unserem Slogan: „Quelle neuer Lebenslust“.

Wir tun alles dafür, dass Sie sich in unserer Gemeinschaft wohlfühlen werden.

November – 2014 | nota bene Seite 9 Bad Liebenzell
Ihr Dietmar Fischer Bürgermeister Bad Liebenzell

Der Poeten Sinn für Weihnachten

Es begab sich zu jener Zeit, da alle Blüten in tiefstem Schlaf lagen und die ganze Welt eingehüllt war in den Zauber des Winters, dass eine junge Frau begann, sich auf die Suche nach dem Sinn der Weihnachtszeit zu machen. Sie las mehrere Bücher, alte Handschriften, Kataloge, Artikel, Modemagazine und Lexika, um diesem besonderen Sinn auf die Spur zu kommen. Doch sie fand keinen einzigen Hinweis.

Unsere junge Frau war eigentlich eher fröhlichen Gemütes, das damals, als sie noch ein Kind war und unbeleckt von den Geschicken der Welt, nicht einmal auf die Idee kam, danach zu fragen, welchen Sinn dieses „Weihnachten“ eigentlich haben solle. Es war die ganze Familie versammelt, alles leuchtete im goldenen Schein der Kerzen, es wurde gesungen (mal mehr, mal weniger richtig), das Weihnachtsessen und die Adventsteller verströmten ihren würzigen Duft durch das ganze Haus, die Großeltern trugen ihr gütigstes Lächeln zur Schau und für einen Abend war endlich einmal einstimmiger Friede im ganzen Haus. Das kleine Mädchen war glücklich. Und warum sollte es dies hinterfragen?

Doch auch sie wurde älter und mit jedem Jahr verlor Weihnachten etwas von seinem Reiz. Die Großeltern gab es schon lange nicht mehr, die Familie hatte sich auseinandergelebt und die Zeit war auch immer knapper bemessen. Man traf sich natürlich noch zum Essen und verteilte Geschenke, aber dieser Funke, der einem das Herz vor Glückseligkeit zum Überlaufen brachte, der war verschwunden. So saß sie nun da und ließ sich vom Strom ihrer Gedanken mit treiben. Und wie bei einem Federballspiel flogen Gedichtzeilen in ihrem Kopf hin und her.

Es begann mit Hesses Worten, schwermütig und tiefsinnig:

„Seltsam, im Nebel zu wandern!

Einsam ist jeder Busch und Stein, kein Baum sieht den anderen, jeder ist allein.“

Ja, dachte sie. Das ist allerdings wahr. Leise schlich sich Rilke an sie heran und flüsterte:

„Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt.“

Dieses Gefühl kenne ich, flüsterte sie. Hesse trat wieder vor und sprach mit altersschwerer Stimme:

„Voll von Freunden war mir die Welt, als noch mein Leben licht war; nun, da der Nebel fällt, ist keiner mehr sichtbar“

Sie wischte eine einzelne Träne von der Wange und verlor sich weiter in der Flamme der Kerze, die vor ihr auf dem Tisch stand. Hesse sprach weiter: „Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt, das unentrinnbar und leise von allen ihn trennt.“

„Weise sein ist dann aber eine sehr einsame Tugend. Kann man nicht einfach immer unwissend und glücklich sein? Wie ein Kind?“ fragte sie sich. Hesse erwiderte darauf mit einem leisen Lächeln: „Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben.“

Aufmerksam lauschte die junge Frau dem weisen Poeten. „Da ist etwas Wahres dran“ dachte sie, „Weihnachten kann für mich ja gar nicht mehr so sein wie es früher war. Ich selbst bin ja auch erwachsen geworden, habe neue Erfahrungen gesammelt und sehe die Welt ganz anders als zu meiner Kinderzeit. Und das muss nicht unbedingt schlecht sein. Es gibt so viel Schönes in meinem Leben, auf das ich mich besinnen sollte und weswegen

ich dankbar sein kann. Dass ich ein Dach über dem Kopf habe und genug zu essen, Menschen die mich lieben und die für mich da sind, der Schnee, der an Heiligabend auf die Erde fällt, die schönen Erinnerungen an meine Großeltern, der Geruch von gebrannten Mandeln, wenn ich über den Markt laufe, das kleine Kind das an der Hand seiner Eltern mit glänzenden Augen vor der Krippe steht mit einem seligen Lächeln im Gesicht.“

Als ihr dies klar wurde, ging sie in ihre Küche und begann zu backen. Einige Zeit darauf strömte ein himmlischer Geruch durch das ganze Haus und ließ die vorbeilaufenden Passanten etwas langsamer werden, um noch einmal tief einzuatmen. Am nächsten Morgen rief sie alle ihre Lieben an und lud sie zu einem gemeinsamen weihnachtlichen Plätzchenessen ein. So saßen sie dann abends alle zusammen im Schein der Adventskerzen, eingehüllt in dem Duft nach Orangen, Zimt und Tannengrün, lachten, sangen und genossen die gemeinsame Zeit. Und unsere junge Frau? Die saß mit einem seligen Lächeln dabei und war rundum glücklich. Und ganz leise hörte man noch von ferne die alte Stimme Hesse’s rezitieren: „Und etwas dann mit mir geschah: ich ahnte, spürte auf einmal, dass alles: Sterne, Berg und Tal, ob ferne Länder, fremdes Volk, sei es der Mond, sei‘s Sonnenstrahl, dass Regen, Schnee und jede Wolk, dass all das in mir drin ich find, verkleinert, einmalig und schön. Ich muss gar nicht zu jedem hin, ich spür das Schwingen, spür die Tön‘ ein‘s jeden Dinges, nah und fern, wenn ich mich öffne und werd‘ still in Ehrfurcht vor dem großen Herrn, der all dies schuf und halten will. Ich glaube, das war der Moment, den sicher jeder von euch kennt, in dem der Mensch zur Lieb‘ bereit: ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!“

nota bene | November – 2014 Seite 10
Kultur und Literatur

Kai Lendl, Küchenchef des Kompetenzzentrums Geriatrie Bad Liebenzell-Monakam, ist seit 15 Jahren für das leibliche Wohl der Bewohner und Mitarbeiter verantwortlich. Seine Ausbildung als Koch absolvierte er im Landgasthof Restaurant Hoheneck in Pforzheim. Wichtig ist für ihn immer, dass es den Bewohnern gut schmeckt.

Trotz der vielen Jahre, die er bereits in der Einrichtung ist, fasziniert ihn nach wie vor die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Schnittstellen wie Pflege, Hauswirtschaft und Einrichtungsleitung. Heute verrät er uns seine Favoriten des Speiseplanes.

Lieblingsrezepte unserer Bewohner

Linsen mit Spätzle und Saitenwürstchen

(für 4 Personen)

Linsen

200 g Linsen in lauwarmem Wasser 2 Std. einweichen

1 Zwiebel

80 g Speck

1 Karotte

½ Sellerie klein würfeln und im Topf andünsten, die abgetropften Linsen mit hinzugeben, weiter dünsten

1 EL Tomatenmark dazugeben und ein wenig anbräunen lassen; mit Wasser auffüllen und ca. 1 Std. köcheln lassen, hin und wieder umrühren

½ Stange Lauch Gemüse und Lorbeerblatt ca. 10 Min. vor

1 Lorbeerblatt dem Servieren hinzufügen, mit Salz, Pfeffer und Essig abschmecken

Spätzle

4 Eier aus Eiern und Mehl einen Teig herstellen, 400 g Mehl mit Salz und Muskat abschmecken. Mineralwasser nach Bedarf, dadurch werden die Spätzle lockerer ca. 1 EL Gries dadurch erhalten sie mehr Biss

Den Teig mit der Spätzlepresse in kochendes Salzwasser drücken und so lange kochen, bis sie oben schwimmen. Dann mit einem Sieb entnehmen. Vor dem Servieren die Spätzle in einer heißen Pfanne mit ein wenig Butter und Wasser durchschwenken.

4 Paar Saitenwürstchen etwa 10 Minuten vor dem Servieren in heißem Wasser erwärmen und auf den Linsen mit Spätzle anrichten.

Süsskram

Kaiserschmarrn

(für 4 Personen)

6 Eier mit

60 g Zucker schaumig schlagen, nach und nach nun 200 g Mehl

0,2 l Milch und

1 Pkg Backpulver hinzugeben und glattrühren, mit

1 Pkg Vanillezucker, Zitronenschale und Orangensaft abschmecken

50 g Rosinen ein wenig einweichen, zusammen mit 20 g Mandeln in einer heißen Pfanne mit 30 g Margarine ausbacken, und in Stücke reißen

Griessschnitten

(für 4 Personen)

700 ml Milch

15 g Margarine

30 g Zucker

1 Prise Salz aus Milch, Gries, Margarine, Zucker und Salz einen Griesbrei

150 g Gries kochen; etwas abkühlen lassen, dann

4 Eier unterrühren; die Masse auf ein angefeuchtetes Blech oder eine Form etwa

1 cm hoch streichen und im Kühlschrank auskühlen lassen; dann in die gewünschte Anzahl Stücke schneiden und in der Pfanne mit etwas Butter anbraten.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Kochen und einen guten Appetit!

November – 2014 | nota bene Seite 11 Kulinarisches

Vom Adventsmarkt zum Winterzauber im Kurpark –eine Idee wird erwachsen

Die Adventszeit, in der wir uns alle auf das Weihnachtsfest vorbereiten, gehört zu den schönsten Zeiten des Jahres – für Jung und Alt. Genau die richtige Zeit, dachten wir, den Dialog zu fördern zwischen den Menschen, die ohne Sorgen leben und denen, denen es nicht immer so gut geht, die fremder Hilfe bedürfen. Und ein wenig zurückzugeben für all die Unterstützung und Anerkennung, die die Johanneshäuser über all die Jahre durch die Menschen in Bad Wildbad dankbar erfahren haben.

Das war die Geburtsstunde des heutigen Winterzaubers im Kurpark Bad Wildbad.

nota bene | November – 2014 Seite 12

Mit dem Advents- und Weihnachtsmarkt 2012 auf dem Gelände der Johanneseinrichtungen wollten wir ein wenig von dieser Stimmung gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt erleben und teilen. Wir wollten ein Zeichen setzen. Weihnachten ist nicht das Fest des Kommerzes, Weihnachten ist das Fest der Freude, der Liebe, der Ruhe und der Besinnlichkeit.

Die Idee hatte „gezündet“. 2013 folgte der erste gemeinsam mit der Stadt Bad Wildbad veranstaltete Winterzauber im Kurpark. Nicht alle waren davon überzeugt, dass das gelingen könnte.

Und auch dieses Jahr wird der Winterzauber seinen Charakter nicht verändern – ein abwechslungsreiches kulinarisches Angebot, Kunsthandwerk, Keramik, anspruchsvolle Handarbeit, eine lebensgroße Krippe sowie stimmungsvolle Musik mit verschiedenen Orchestern im Musikpavillon und Chorauftritten und weihnachtlicher Harfenmusik im „Weihnachts-Café“, in dem der bekannte Conferencier, Sänger und Humorist Paul Haug durch das adventliche Programm „Schwäbischer Advent“ führt. Zudem wird die Freie Ritterschaft Baden mit historischer Weihnachtsmusik mit mittelalterlichen Instrumenten

Doch wir hatten eine klare Vision –keine Schausteller, keine Fahrgeschäfte, kein Rummel, sondern viel Romantik, historisches Flair und viel Besinnliches und Anregendes. Eingebettet in die eindrucksvollen Illuminationen im Kurpark ist es gelungen, ein besonders stimmungsvolles Ambiente zu schaffen. Die Besucher kamen zahlreich und waren begeistert. Das Experiment war gelungen.

und der Orgelspieler Robert Hammer in der Englischen Kirche die Besucher erfreuen.

Mit dem nun anstehenden Winterzauber 2014 sind wir auf dem Weg, diesen historisch-nostalgischen Advents- und Weihnachtsmarkt dauerhaft in Bad Wildbad zu etablieren –ein Fixtermin am 2. Adventswochenende, den man sich für die nächsten Jahre vormerken sollte.

November – 2014 | nota bene Seite 13
Winterzauber 2012 bis 2014

Ein Jahrhundert

Frieda Hasart, geboren am 1. November 1914, feierte im Johanneshaus Bad-Liebenzell-Monakam ihren 100. Geburtstag

nota bene hat dies zum Anlass genommen, ein Interview mit ihr zu führen

Frau Hasart ist in Sarata / Bessarabien geboren, in der Nähe von Odessa, unweit des Schwarzen Meeres, der heutigen Ukraine. Sie wuchs in einer Großfamilie in einem landwirtschaftlichen Anwesen auf. Auf dem Hof gab es Kühe, Schweine, Pferde und Kleintiere. Es wurden Weizen, Gerste, Hafer, Mais und Melonen angebaut. 1940 siedelte sie mit ihrer Familie nach Berlin um, 1950 zogen sie nach Kornwestheim. Ihr Ehemann starb 1992. Frau Hasart zog zu ihrer Tochter nach Rötenbach und ist seit vier Jahren Bewohnerin des Johanneshauses.

Frau Hasart, was möchten Sie uns über Ihre Schulund Ausbildungszeit erzählen?

Wir mussten in der Schule Rumänisch lernen. Aus diesem Grund haben unsere Eltern für die Kinder einen privaten Deutschunterricht organisiert. Der Unterricht fand hauptsächlich in den großen Ferien statt. Meine Eltern schickten mich 1933 nach Norddeutschland in ein Internat für auslandsdeutsche Kinder, da ich gerne Turnlehrerin werden wollte, um in meiner Heimat in Bessarabien die Frauen in Turnen und Gymnastik zu unterrichten. Dafür hatte ich mich drei Jahre vorbereitet, aber leider wurde ich nicht aufgenommen, da es in diesem Jahr sehr viele männliche Bewerber für diese Lehrerausbildung gab. Ich wurde daher wieder nach Hause geschickt.

Wie haben Sie Ihren Mann kennengelernt?

Meinen Mann habe ich im Volksrat kennen gelernt, er hat – wie ich – ebenfalls dort gearbeitet. Er hatte sich gleich in mich verliebt und wollte mich auch sofort heiraten. Wir haben 4 Kinder, alles Mädchen.

An was erinnern Sie sich gerne?

An die Wasser- und Honigmelonen in meiner Kindheit. An ihren Geruch und ihren wunderbaren Geschmack. Wir hatten eine sehr große Melonenplantage.

Ich habe viel Freude an und mit meinen Kindern gehabt. Ich musste sie fast alleine aufziehen, da zuerst Krieg war und anschließend, als mein Mann wieder bei uns war, er so verletzt war, dass ich seine Aufgaben mit übernehmen musste. Die Kinder haben mir immer viel Kraft gegeben. Ich musste für sie kämpfen und war oft sehr streng zu ihnen.

Haben Sie Kontakt zu Ihren Kindern?

Freilich! Alle kamen zu meinem Geburtstag hier her, sogar die Jüngste aus Amerika.

Welche einschneidenden Erlebnisse hatten Sie?

Ich habe 1944 die Nachricht erhalten, dass mein Mann, der zwei Jahre zuvor eingezogen worden war, gefallen sei. Erst nach dem zweiten Brief, den er einem Kameraden diktiert hatte, konnte ich glauben, dass er lebte und nur verletzt war. Er war in Frankreich, in einem Lazarett. Dort hatte ihn ein jüdischer Arzt versorgt und dadurch gerettet. Ich danke ihm dafür.

Was wünschen Sie sich für Ihr weiteres Leben?

Ich denke, ich habe schon sehr viel erlebt und meinen Kindern viel Gutes getan. Ich wünsche mir Ruhe und Entspannung.

Johanneshaus

Bad Liebenzell-Monakam

Vom Pflegeheim zum Kompetenzzentrum Geriatrie

Ein geplanter Erweiterungsbau umfasst auf zwei Ebenen Pflegewohngruppen mit insgesamt 46 Einbettzimmern. Der Baukörper gruppiert die Bewohnerzimmer um einen großzügigen Gebäudekern mit Lichthof. Die räumliche Gestaltung unterstützt in besonderem Maße Betreuungs-, Pflege- und Therapieanforderungen modellhaft konzipierter Dementenwohngruppen. (Bericht in einer der nächsten Ausgaben).

nota bene | November – 2014 Seite 14 Portrait

Therapie Kreativ

Seit nunmehr acht Jahren bietet das Johanneshaus Bad Wildbad, dank seiner Mitarbeiterin Erika Hampel, die Schmucktherapie an. Ein therapeutischer Ansatz, der darauf ausgelegt ist, die Kreativität der Bewohner zu fördern und ihnen eine Möglichkeit zu geben, sich selbst zu verwirklichen. Frau Hampel ist gelernte JuwelenGoldschmiedin mit einer Zusatzausbildung im Schmuckdesign. Oftmals ist es für die Bewohner des Johanneshauses schwer, kleine Teilchen oder Perlen auf einen dünnen Faden auf einer Kette aneinander zu reihen. Die Schmucktherapie kann als Raum gesehen werden, der ohne Druck auskommt und somit für die Bewohner ein Ort ist, an dem Sie in kleinen Gruppen neue Wege der Kreativität entdecken können. Mit jeder Perle wachsen dabei die Motivation und die Lust, mehr zu machen. Während dieser Tätigkeit gibt es zudem die Option, in freien Gesprächen und in einem vertraulichen Rahmen Probleme, Ängste und Bedürfnisse mit Frau Hampel zu besprechen.

Psychiatrische Pflege im Johanneshaus Bad Wildbad

Das Johanneshaus Bad Wildbad ist ein verlässlicher Partner für Menschen mit psychischen Erkrankungen, die in Folge ihrer Erkrankung nicht mehr ohne fachliche Begleitung leben können. Es bietet unterschiedliche Aktivitäten an – von der Freizeit gestaltung über gemeinsame Feste bis hin zu Ergotherapie, Kunsttherapie, einer Goldschmiedewerkstatt und einer den besonderen Bedürfnissen und Fähigkeiten vieler

Bewohner ent sprechenden Arbeitstherapie in Werkstätten für Tischlerei und Schlosserarbeiten.

Durch den Ausbau eines neuen, bisher leerstehenden Gebäudes und die Sanierung des Altgebäudes wird nach Abschluss der anstehenden Umstrukturierung die bisherige Platzzahl von rd. 110 Betten erhalten werden (Bericht in einer der nächsten Ausgaben).

November – 2014 | nota bene Seite 15 Portrait

Die Enz durchfließt den Ort, der Kurpark beginnt unmittelbar am Zentrum – Natur und Innenstadt gehen eine Symbiose ein. Wanderungen und Spaziergänge in der reizvollen Umgebung sind ein Erlebnis von Natur und Schwarzwald, ein besonderes Highlight ist das einzigartige Hochmoor auf dem Kaltenbronn. Direkt aus der Stadtmitte fährt die über 100 Jahre alte Sommerbergbahn auf den Sommerberg hinauf und überwindet dabei spektakulär große Steigungen. Oben angekommen ist nach ein paar Schritten der Eingang des Baumwipfelpfades Schwarzwald erreicht: Der Wald lässt sich aus einer ungewöhnlichen Perspektive und barrierefrei erleben, vom Abschluss-Turm bietet sich eine grandiose Aussicht über die Höhenzüge.

Bad Wildbad

Repräsentative Gebäude prägen das Stadtbild und zeugen von einer reichen Geschichte. Beim alljährlichen ROSSINI-IN-WILDBAD-Festival begeistern junge Musiker und Sänger die Fans des Opernkomponisten Gioacchino Rossini, einst Gast in Wildbad. Das königliche Kurtheater, Kulturzentrum Trinkhalle, Kurhaus und Forum König-KarlsBad sind einzigartige Kultur- und Tagungsstätten für vielfältige Veranstaltungen.

nota bene | November – 2014 Seite 16

Mehrere Kliniken und eine gute ärztliche Versorgung sowie zwei attraktive Thermalbäder (Vital Therme und Palais Thermal) mit ihrer breiten Palette an Wellnessangeboten sorgen für Gesundheit und angenehmes Wohlbefinden.

Zahlreiche Fachgeschäfte in der Wilhelm- und der König-KarlStraße laden zum Einkaufen, die Angebote der Cafés und Restaurants zum Genießen ein.

Radfahrer kommen in und um Bad Wildbad voll auf ihre Kosten. Die Downhiller sind begeistert vom Bikepark auf dem Sommerberg, die Mountainbiker finden interessante Strecken im Murg-Enz-Gebiet, der Enztalradweg führt die Radler von Enzklösterle bis Walheim entlang der Enz.

Und dann sind noch zu erwähnen die wundersame sommerliche Enz- und Parkbeleuchtung, der magische Winterzauber-Weihnachtsmarkt, das Waldfreibad mit Kultcharakter in Calmbach, die gute Schulversorgung, die attraktiven Betreuungsangebote für Kinder und eigentlich noch viel mehr

Übrigens: Die Stadtbahn S6 fährt durch die Stadt, endet und beginnt am Kurpark und verbindet Bad Wildbad mit den Zentren Pforzheim und Karlsruhe und darüber hinaus.

November – 2014 | nota bene Seite 17
Bad Wildbad

Sommerfeste in der Hochwiese

Der Sommer ist da, um gelebt und gespürt zu werden. Eine Möglichkeit, zu feiern und sich untereinander auszutauschen. Wie jedes Jahr veranstalteten das Johanneshaus und die Johannesklinik Bad Wildbad auch in diesem Jahr wieder ihre Sommerfeste. Seien es Bewohner, Angehörige, Betreuer, Vertreter der Stadt oder einfach Interessierte –dieser Tag im Jahr bietet Gelegenheit zur Begegnung, voneinander zu lernen und einfach Spaß zu haben. Großes Engagement der Mitarbeiter, das Jugendorchester der Stadtkapelle Bad Wildbad oder auch der Liederkranz Wildbad bildeten den Rahmen zum Gelingen beider Feste.

nota bene | November – 2014 Seite 18 Impressionen

Mit einer Artikelserie informiert

Anke Matthias-Schwarz künftig über Behandlungskonzepte, die in der Ergotherapie Anwendung finden. Frau Matthias-Schwarz ist Ergotherapeutin mit Grundund Aufbaukurs in „Bobath“ (zertifiziert). Sie arbeitet seit Mai 2013 im Unternehmensverbund der MHT und bietet Bewohnern individuelle Behandlungen an, die über die Krankenkassen abgerechnet werden, und führt ebenfalls Fortbildungen durch.

Das BobathKonzept

Ursprünge und Prinzipien

Das Bobath-Konzept ist ein weltweit verbreitetes und anerkanntes Behandlungskonzept auf neurophysiologischer Grundlage. Es basiert auf der Arbeit von Berta Bobath (Physiotherapeutin) und ihrem Mann Dr. Karel Bobath (Neurologe und Psychiater).

Ausgehend von der Arbeit mit einem kriegsverletzten Hemiplegiker (Halbseitengelähmten) erkannte Berta Bobath, dass Menschen mit cerebralen Bewegungsstörungen deutliche Verbesserungen z. B. der spastischen Bewegungsmuster zeigten, wenn sie gewisse Bewegungen mit den Patienten durchführte und/oder eine Haltungsänderung ermöglichte. Sie erfuhr, dass den Betroffenen der Zugang zu den früher möglichen Bewegungen über sensomotorische Erfahrung möglich wurde. Die konzeptuellen Grundannahmen, die von Berta und Karel Bobath entwickelt wurden, haben bis heute ihre Gültigkeit.

Die Anwendung des BobathKonzeptes bei Erwachsenen

Die Therapie und Rehabilitation von Erwachsenen mit erworbenen Läsionen bzw. Störungen des ZNS erstreckt sich heute über den Schlaganfall hinaus. Behandelt werden sowohl Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma, Zustand nach Tumoroperationen, Multipler Sklerose, extrapyramidalen Syndromen wie Parkinson, Chorea, Ataxie oder Dyskinesien als auch komatöse Patienten.

Das Bobath-Konzept ist als ganzheitliches 24-Stunden-Konzept angelegt. Um das jeweils vorhandene Potenzial des Betroffenen letztmöglich unterstützen zu können, wird auch die ergotherapeutische Behandlung nach Bobath zum frühestmöglichen Zeitpunkt begonnen.

Der präventive Aspekt ist von besonderer Bedeutung, denn nur durch adäquates Handling und angepasste und angemessene Verhaltensstrategien können mögliche sekundäre Schäden verhindert oder zumindest minimiert werden.

Befundaufnahme und Behandlung stellen dabei ein ständiges Wechselspiel dar. Die Therapie nutzt vor allem

alltagspraktische Aktivitäten in realen, für den Patienten bedeutungsvollen Situationen. Über eine konkrete Aufgabe oder ein konkretes Ziel in einer realen Situation werden das Zusammenspiel und die Integration der verschiedenen Systeme des ZNS aktiviert, um die gewünschte angepasste Reaktion zu erreichen.

Alltagshandeln und konkretes, zielorientiertes Arbeiten sind ein Hauptziel der ergotherapeutischen Intervention. Zur Erreichung dieser Therapieziele sind die Kenntnisse der Bobath-Prinzipien bei betroffenen mit oben genannten Indikationen nahezu unverzichtbar. Therapeuten mit einer Weiterbildung im Bobath-Konzept greifen dabei auf fundierte Kenntnisse der „normalen“ Bewegung zurück. Dabei achten sie auf individuelle Normvariationen und Abweichungen aufgrund der Hirnschädigung. Eine geschulte Beobachtungsgabe und spezielle „Handlings“ ergänzen die therapeutischen Kompetenzen.

Die Einbeziehung der Angehörigen und die Beratung, die Anfertigung und Anpassung von Hilfsmitteln und die Eingliederung der betroffenen Person in die Gesellschaft sind wichtige Bestandteile dieses Konzeptes.

November – 2014 | nota bene Seite 19 Ergotherapie

Johannesklinik setzt Akzente

Die Johannesklinik Bad Wildbad als Rehabilitationsklinik für geriatrische Rehabilitation hat in über 15 Jahren mit einem engagierten Team eine anerkannte und fachlich fundierte Arbeit geleistet. Nur rd. drei Monate nach dem Wechsel in der Verantwortung für die Johannesklinik setzte diese im Oktober 2012 ein neues Zeichen für den Gesundheitsstandort Bad Wildbad. Mit den GeriatrieForen Bad Wildbad ist ein öffentliches Vortrags- und Diskussionsforum ins Leben gerufen worden, das sich an eine breite Fachöffentlichkeit wendet.

„Uns ist der Austausch von Erfahrungen wichtig, die Menschen in unterschiedlichsten Berufen und in ihrer Arbeit mit und für Ältere machen.“ umreisst Anneli Zenker, die Geschäftsführerin der der Johannesklinik, die Idee für diese neue Veranstaltungsreihe. In seiner Begrüßung zum 1. GeriatrieForum im Oktober 2012 wies Manfred Preuss, Sprecher der Eigentümer der Johannesklinik, auf die großen Herausforderungen hin, die sich aufgrund der demographischen Bevölkerungsentwicklung in den nächsten Jahrzehnten für die Versorgung alter und kranker Menschen ergeben. Dies werde die Gesellschaft insgesamt auch finanziell fordern. Um die anstehenden Aufgaben überhaupt bewältigen zu können, müsse nicht nur erkannt, sondern auch von allen Beteiligten im Gesundheitssystem alles dafür getan werden, Pflegebedürftigkeit zu verhindern. Hier wachse der geriatrischen Rehabilitation eine künftig noch stark zunehmende Bedeutung zu. Preuss mahnte hierzu abschließend: „Das Maß und der Umfang, in dem wir zukünftig

bereit sind, Aufwand für den Erhalt der Selbständigkeit unserer älteren Mitbürger zu treiben und damit ein Stück Lebensqualität für diese Menschen zu erhalten oder wieder zu schaf fen –das ist die Messlatte für eine humane Gesellschaft.“

In seinem Vortrag über Schmerztherapie im Alter betonte der in Bad Wildbad praktizierende Internist, Angiologe, Palliativmediziner Dr. Frank Stammler, dass Schmerz letztlich das ist, was der Patient empfindet und artikuliert. In der Praxis komme es immer wieder zu einer Unterschätzung der Schmerzen durch Ärzte und Pflegepersonal. Weiterhin stellte Dr. Stammler fest, dass an Demenz Erkrankte häufig nicht ausreichend behandelt werden: „Demenz ist kein Schmerzmittel!“ Eine Sensibilisierung aller medizinischen Disziplinen in Richtung Schmerz sei dringend erforderlich.

Dr. Michael Jamour, Chefarzt der geriatrischen Rehabilitationsklinik am Kreiskrankenhaus Ehingen, stellte in seinem umfassenden Vortrag zunächst einen einfachen Fragebogen zur Identifikation des geriatrischen Patienten vor. Das Hauptmerkmal des geriatrischen Patienten ist die Gebrechlichkeit, die sich insbesondere in der Verringerung der Gehgeschwindigkeit messen lässt. Eindrucksvoll stellte Dr. Jamour dar, dass geriatrische Patienten insbesondere an erheblichen Einschränkungen leiden, die eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinträchtigen. Er belegte anschaulich die Erfolge und Notwendigkeit geriatrischer Maßnahmen und zeigte die Problematik der derzeitigen Unterfinanzierung der geriatrischen Rehabilitationskliniken auf, die schon jetzt zu einer Schließung mehrerer geriatrischer Rehakliniken in Baden-Württemberg geführt hat.

Das im Gesundheitswesen immer mehr an Bedeutung gewinnende Thema Hygiene stand im Mittelpunkt des 2. GeriatrieForums im November 2013. Mangelnde Hygiene führt dazu, dass jedes Jahr in Deutschland 600.000 Menschen an Infektionen erkranken, die im Krankenhaus erworben wurden. Mindestens 15.000 Menschen sterben an den Folgen dieser Infektionen. Frau Jutta Willems, Hygienikerin und Unternehmensberaterin, verdeutlichte in ihrem Vortrag „Desinfektionen schützen vor Infektionen“ anschaulich die Not wendigkeit einer konsequenten Händehygiene im Krankenhaus und Pflegeheim: „Durch nichts können mehr Infektionen verhindert werden, als durch eine konsequente und umfassende Händedesinfektion von jeweils mindestens 30 Sekunden.“

„Keine Angst vor Killerkeimen“, war die zentrale Aussage von Herrn Dr. Dietmar Löbel, Facharzt für Krankenhaushygiene, der sich mit dem Thema „Multiresistente Erreger in Klinik und Praxis“ auseinandersetzte. Er veranschaulichte, dass bei Einhalten der erforderlichen Hygienemaßnahmen, Menschen mit Problemkeimen (z. B. MRSA) durchaus am täglichen Leben teilnehmen können und nicht ständig streng isoliert werden müssen. Weiter konnte er belegen, dass die Gefahren, die von diesen Keimen ausgehen, in den letzten Jahren ständig rückläufig sind und beruhigte, dass noch viele Antibiotika eine sehr gute Wirk samkeit haben. Allerdings müsse man jedes Mal streng prüfen, ob wirklich ein Antibiotikum erforderlich sei.

Das 3. GeriatrieForum widmete sich im Mai 2014 dem Thema Demenz und traf damit auf sehr großes Interesse. Herr Prof. Dr. Klaus Schmidtke, Neurogeriater und Chefarzt der Rehabilitations-

nota bene | November – 2014 Seite 20 GeriatrieForen Bad Wildbad

klinik Klausenbach, erläuterte in seinem Vortrag eindrucksvoll die Brisanz des Themas, da sich in den nächsten dreißig Jahren die Anzahl der an Demenz Erkrankten verdoppeln wird. Dies sei insbesondere auf die gestiegene Lebenserwartung zurückzuführen. Er stellte klar, dass es verschiedene Ursachen für eine Demenz gebe, die Merkmale der Demenz aber meist gleich seien. Körperliche und geistige Aktivität sowie hoher Bildungsgrad können eine Demenz zwar nicht verhindern, aber hinauszögern, so Prof. Schmidtke in seinem Vortrag. Auch müsse man keine Angst haben, an Demenz zu erkranken, wenn ein Elternteil dement sei. Demenz ist keine Erbkrankheit.

Frau Dr. Marion Bär, Diplom-Gerontologin an der Universität Heidelberg, konfrontierte am Nachmittag das Publikum mit den Fragen: Was fürchten Sie am meisten bei dem Gedanken, einmal eine Demenz zu haben? Und was erwarten Sie dann noch von ihrem Leben? Fragen, die Betroffenheit und Nachdenken auslösten. Sie erläuterte, dass nach der Angst vor Krebs, die Angst vor Demenz an zweiter Stelle steht. Tröstend war die Darlegung

von Frau Dr. Bär, dass Demenzkranke durchaus in der Lage sind, Freude zu empfinden und das Leben zu genießen. Interessant war, dass Angehörige und Pflegende dazu neigen, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz geringer einzuschätzen als die Betroffenen selbst.

Als vollen Erfolg wertet Dr. med. Thomas Müller, Chefarzt der Johannesklinik, die bisherigen GeriatrieForen und zeigt sich hocherfreut von der hohen Beteiligung unterschiedlichster Funktionsträger aus den regionalen Kliniken, Heimeinrichtungen und Kassenvertretern sowie deren positiven Rückmeldungen: „Unser Ansatz war richtig. Wir werden den Weg dieses interdisziplinären Austauschs weitergehen.“

Im November 2014 stellt sich das 4. GeriatrieForum dem Themenkreis Depressonen mit den Referenten Prof. Dr. Gerhard W. Eschweiler (Leiter des Geriatrischen Zentrums) und Prof. Dr. Martin Hautzinger (Klinische Psychologie und Psychotherapie) von der Eberhard Karls Universität Tübingen (nach Redaktionsschluss).

Geriatrische Rehabilitation in der Johannesklinik Bad Wildbad

Wussten Sie schon?

A dass es die Johannesklinik bereits seit 1994 gibt – damals noch in Monakam

A dass die Johannesklinik im Juli 2000 nach Bad Wildbad gezogen ist

A dass in der Johannesklinik seit Juli 2000 mehr als 6000 Patienten rehabilitiert wurden

A dass die durchschnittliche Behandlungsdauer 22 Tage beträgt

A dass ¾ aller Patienten weiblich sind

A dass das Durchschnittsalter der Patienten bei 83 Jahren liegt

A dass 82 % aller Patienten wieder zurück nach Hause gehen können

A dass zu Beginn der Behandlung nur 40 % aller Patienten alleine aufstehen können

A dass am Ende der Behandlung 80 % aller Patienten alleine aufstehen können

A dass zu Beginn der Behandlung nur jeder 5. Patient alleine Treppensteigen kann

A dass am Ende der Behandlung 75 % aller Patienten alleine Treppensteigen können

Grußwort

Die MHT Gruppe mit ihren Sozial- und Gesundheitseinrichtungen leistet in Bad Wildbad einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitskompetenz unserer Stadt. In herrlicher Halbhöhenlage bilden die Johanneskliniken mit ihrer geriatrischen Rehabilitation einen wichtigen Baustein des Bad Wildbader Gesundheitskonzepts. Ziel ist, die Wiedergewinnung bzw. der Erhalt der größtmöglichen Selbständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens, d. h. auch die Vermeidung bzw. Reduzierung von Pflegebedürftigkeit. Dies stellt angesichts des demografischen Wandels eine große Aufgabe und Herausforderung dar. Die Johanneskliniken sind aber auch eng mit dem Stadtgeschehen verbunden. So veranstalten sie gemeinsam mit unserer Touristik GmbH den jährlichen Winterzauber als besonderes touristisches Highlight mit großer Außenwirkung. Die Teilhabe von Patientinnen und Patienten an diesem Event verbindet soziale Belange mit der Aktivität der Stadt in vorbildlicher Weise. So entsteht eine echte Teilhabe am öffentlichen Leben, die wegweisend ist für eine Integration einer sozialen Einrichtung in einer Gesundheitsstadt.

Bad Wildbad, im November 2014

November – 2014 | nota bene Seite 21 GeriatrieForen Bad Wildbad

Suche Wohngemeinschaft

Eine Geschichte über die Möglichkeiten einer gemeinsamen Wohnung für mehrere ältere Menschen

Frau Burkhardts Mann starb plötzlich vor eineinhalb Jahren. Sie war lange Zeit danach wie gelähmt und wohnte vorübergehend bei ihrer Tochter, bis sie sich wieder in der Lage fühlte, alleine in ihrer Wohnung zu leben. Versorgt wurde sie dort von der Diakoniestation, da sie pflege- und unterstützungsbedürftig war. Sie fühlte sich einsam ohne ihren Mann und der Kontakt zu den Pflegerinnen und Pflegern der Diakonie reichte ihr nicht aus.

Während eines Gespräches mit ihrer Pflegerin kamen sie auf das Thema des Alleinwohnens und sie vermutete, dass es im näheren Umkreis doch sicherlich mehrere Personen in ihrer Situation geben würde – allein lebend, zu jung für ein Pflegeheim, mit einer eigentlich zu großen Wohnung und dem Bedürfnis nach mehr Kontakt. Die Schwester bejahte diese Vermutung und erzählte, dass sie mehrere Personen betreuen würde, die in einer ähnlichen Situation wären. Frau Burkhardt ging dies nicht aus dem Kopf und sie initiierte ein Treffen dieser Personen, unter Mithilfe der Diakonie. Bald fand dies regelmäßig statt und man lernte sich besser kennen. Häufig kam die Rede auf die Einsamkeit und was dagegen unternommen werden könnte. Wie von selbst

stand dann die Idee im Raum, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Anfangs belächelt, aber je mehr sich alle damit beschäftigten, umso realistischer wurde die Vorstellung. Allein es haperte an der Umsetzung. Niemand konnte sich vorstellen, dass es eine Wohnung für mehrere Bewohner geben könnte, in der jeder seinen eigenen Bereich (Zimmer und Bad) haben könnte und alle gemeinsam eine Küche und einen Wohn- bzw. Aufenthaltsraum benützen könnten.

Da hörte Frau Burkhardt von dem neuen Wohn- Teilhabe- und Pflegegesetz, kurz WTPG, das eventuell diese Träume in einen realistischen finanziellen Rahmen stellen könnte. Sie sprachen in ihrer Gruppe darüber, informierten sich und erfuhren folgendes:

Seit 31.05.2014 ist in Baden-Württemberg das neue Wohn- Teilhabe- und Pflegegesetz (WTPG) in Kraft getreten und löst das bisherige Landesheimgesetz ab. Im WTPG werden u.a. folgende Wohnformen unterschieden:

1. Selbstverantwortete Wohngemeinschaft für Menschen mit Pflegeund Unterstützungsbedarf: Art und Umfang der Pflege- und Unterstüt-

zungsleistungen sind frei wählbar, die Lebens- und Haushaltsführung wird selbstbestimmt und gemeinschaftlich gestaltet, das Hausrecht darf selbst uneingeschränkt ausgeübt werden. Die Wohngemeinschaften können aus bis zu 12 Personen bestehen, staatliche Aufsicht ist nicht erforderlich.

2. Ambulant betreute Wohngemeinschaft – BewohnerInnen können Abläufe nur teilweise selbst bestimmen; Wohnen und ein Teil der Unterstützungsleistungen werden von einem Anbieter organisiert und können frei gewählt werden. Die Anwesenheit einer Präsenzkraft ist Pflicht, pro Bewohner müssen insgesamt 25 qm zur Verfügung stehen. Die Wohngemeinschaft darf nicht mehr als 8 Personen umfassen. In den ersten drei Jahren erfolgen eine regelmäßige Überprüfung durch die Heimaufsicht, danach nur noch anlassbezogene Kontrollen. Diese Wohngemeinschaften sind auch für demenzkranke Menschen geeignet. Das WTPG hat hier einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der sehr flexibel ist. Unter Einbezug ambulanter Dienste, Hilfen von Angehörigen und ehrenamtlich engagierten Personen gibt es hier staatlichen Schutz und es gilt ein Mindestmaß an Standards.

Auch für Menschen, die (ergänzende) Sozialhilfe beziehen, steht das gesamte Versorgungsspektrum offen. Die monatlichen Zuzahlungen sind in den ambulant betreuten Wohngemeinschaften und stationären Einrichtungen etwa gleich.

Frau Burkhardt und ihre zukünftigen Mitbewohner waren hoch erfreut, dass dieses Gesetz ihnen die Möglichkeit gibt, ihre persönliche Situation so positiv zu verändern.

nota bene | November – 2014 Seite 22
Aktuelles

Natürliche Hilfe

Ein Ratschlag aus der Apotheke

Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, daß trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefähr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen häufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.

Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare für mein Archiv festzuhalten.

In regelmäßiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und über ihre Wirkungsweise informieren.

Magenbeschwerden natürlich behandeln

Häufig entstehen Magen-Darmbeschwerden durch das Fehlen natürlicher Bitterstoffe in unserer täglichen Ernährung. Folgen sind mangelnde Magensaftsekretion, Appetitlosigkeit sowie Völlegefühl und unangenehme schmerzhafte Blähungen. In vielen Fällen genügt es dann, durch eine regelmäßige Zufuhr pflanzlicher Bitterstoffe unser Verdauungssystem entsprechend anzuregen. Arzneimittel aus der Enzianwurzel (Gentiana lutea) sind auf Grund ihres sehr hohen Bitterstoffgehalts gut geeignet, die oben beschriebenen Symptome zu lindern und sie können zudem auch galletreibend wirken und somit die Fettverdauung unterstützen. Wenn Sie jedoch an Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren leiden, sollten Sie solche Medikamente nicht anwenden!

Der häufig in den Alpenregionen angebotene Enzianschnaps zu einer fettreichen Ernährung hat also durchaus seine Berechtigung. Wichtig dabei ist, dass die Medikamente und auch der Schnaps aus der Wurzel des Gelben Enzians (nicht der blauen Arten!) gewonnen werden. Diese Pflanze ist hauptsächlich in den mittel- und südeuropäischen Gebirgen anzutreffen. Auf einem meiner Streifzüge durch die deutschen Alpen konnte ich für Sie diesen schönen Standort blühender Enzianpflanzen fotografisch festhalten. Bezüglich Medikamenten mit Enzianwurzel beraten wir Sie gerne in unserer Apotheke.

November – 2014 | nota bene Seite 23 Natur und Heilkunde

Weihnachtsmarkt

Bad Wildbad

6. Dezember 2014

14.00 Uhr bis 21.00 Uhr

7. Dezember 2014

11.00 Uhr bis 19.00 Uhr

s Kurpark-Illumination s Kunsthandwerk und Kulinarisches s Musikprogramm s Feuer- und Licht-Shows

nota bene | November – 2014 Seite 24

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