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Ein Jahrhundert

Frieda Hasart, geboren am 1. November 1914, feierte im Johanneshaus Bad-Liebenzell-Monakam ihren 100. Geburtstag nota bene hat dies zum Anlass genommen, ein Interview mit ihr zu führen

Frau Hasart ist in Sarata / Bessarabien geboren, in der Nähe von Odessa, unweit des Schwarzen Meeres, der heutigen Ukraine. Sie wuchs in einer Großfamilie in einem landwirtschaftlichen Anwesen auf. Auf dem Hof gab es Kühe, Schweine, Pferde und Kleintiere. Es wurden Weizen, Gerste, Hafer, Mais und Melonen angebaut. 1940 siedelte sie mit ihrer Familie nach Berlin um, 1950 zogen sie nach Kornwestheim. Ihr Ehemann starb 1992. Frau Hasart zog zu ihrer Tochter nach Rötenbach und ist seit vier Jahren Bewohnerin des Johanneshauses.

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Frau Hasart, was möchten Sie uns über Ihre Schulund Ausbildungszeit erzählen?

Wir mussten in der Schule Rumänisch lernen. Aus diesem Grund haben unsere Eltern für die Kinder einen privaten Deutschunterricht organisiert. Der Unterricht fand hauptsächlich in den großen Ferien statt. Meine Eltern schickten mich 1933 nach Norddeutschland in ein Internat für auslandsdeutsche Kinder, da ich gerne Turnlehrerin werden wollte, um in meiner Heimat in Bessarabien die Frauen in Turnen und Gymnastik zu unterrichten. Dafür hatte ich mich drei Jahre vorbereitet, aber leider wurde ich nicht aufgenommen, da es in diesem Jahr sehr viele männliche Bewerber für diese Lehrerausbildung gab. Ich wurde daher wieder nach Hause geschickt.

Wie haben Sie Ihren Mann kennengelernt?

Meinen Mann habe ich im Volksrat kennen gelernt, er hat – wie ich – ebenfalls dort gearbeitet. Er hatte sich gleich in mich verliebt und wollte mich auch sofort heiraten. Wir haben 4 Kinder, alles Mädchen.

An was erinnern Sie sich gerne?

An die Wasser- und Honigmelonen in meiner Kindheit. An ihren Geruch und ihren wunderbaren Geschmack. Wir hatten eine sehr große Melonenplantage.

Ich habe viel Freude an und mit meinen Kindern gehabt. Ich musste sie fast alleine aufziehen, da zuerst Krieg war und anschließend, als mein Mann wieder bei uns war, er so verletzt war, dass ich seine Aufgaben mit übernehmen musste. Die Kinder haben mir immer viel Kraft gegeben. Ich musste für sie kämpfen und war oft sehr streng zu ihnen.

Haben Sie Kontakt zu Ihren Kindern?

Freilich! Alle kamen zu meinem Geburtstag hier her, sogar die Jüngste aus Amerika.

Welche einschneidenden Erlebnisse hatten Sie?

Ich habe 1944 die Nachricht erhalten, dass mein Mann, der zwei Jahre zuvor eingezogen worden war, gefallen sei. Erst nach dem zweiten Brief, den er einem Kameraden diktiert hatte, konnte ich glauben, dass er lebte und nur verletzt war. Er war in Frankreich, in einem Lazarett. Dort hatte ihn ein jüdischer Arzt versorgt und dadurch gerettet. Ich danke ihm dafür.

Was wünschen Sie sich für Ihr weiteres Leben?

Ich denke, ich habe schon sehr viel erlebt und meinen Kindern viel Gutes getan. Ich wünsche mir Ruhe und Entspannung.

Johanneshaus

Bad Liebenzell-Monakam

Vom Pflegeheim zum Kompetenzzentrum Geriatrie

Ein geplanter Erweiterungsbau umfasst auf zwei Ebenen Pflegewohngruppen mit insgesamt 46 Einbettzimmern. Der Baukörper gruppiert die Bewohnerzimmer um einen großzügigen Gebäudekern mit Lichthof. Die räumliche Gestaltung unterstützt in besonderem Maße Betreuungs-, Pflege- und Therapieanforderungen modellhaft konzipierter Dementenwohngruppen. (Bericht in einer der nächsten Ausgaben).

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