4 minute read

Johannesklinik setzt Akzente

Die Johannesklinik Bad Wildbad als Rehabilitationsklinik für geriatrische Rehabilitation hat in über 15 Jahren mit einem engagierten Team eine anerkannte und fachlich fundierte Arbeit geleistet. Nur rd. drei Monate nach dem Wechsel in der Verantwortung für die Johannesklinik setzte diese im Oktober 2012 ein neues Zeichen für den Gesundheitsstandort Bad Wildbad. Mit den GeriatrieForen Bad Wildbad ist ein öffentliches Vortrags- und Diskussionsforum ins Leben gerufen worden, das sich an eine breite Fachöffentlichkeit wendet.

Advertisement

„Uns ist der Austausch von Erfahrungen wichtig, die Menschen in unterschiedlichsten Berufen und in ihrer Arbeit mit und für Ältere machen.“ umreisst Anneli Zenker, die Geschäftsführerin der der Johannesklinik, die Idee für diese neue Veranstaltungsreihe. In seiner Begrüßung zum 1. GeriatrieForum im Oktober 2012 wies Manfred Preuss, Sprecher der Eigentümer der Johannesklinik, auf die großen Herausforderungen hin, die sich aufgrund der demographischen Bevölkerungsentwicklung in den nächsten Jahrzehnten für die Versorgung alter und kranker Menschen ergeben. Dies werde die Gesellschaft insgesamt auch finanziell fordern. Um die anstehenden Aufgaben überhaupt bewältigen zu können, müsse nicht nur erkannt, sondern auch von allen Beteiligten im Gesundheitssystem alles dafür getan werden, Pflegebedürftigkeit zu verhindern. Hier wachse der geriatrischen Rehabilitation eine künftig noch stark zunehmende Bedeutung zu. Preuss mahnte hierzu abschließend: „Das Maß und der Umfang, in dem wir zukünftig bereit sind, Aufwand für den Erhalt der Selbständigkeit unserer älteren Mitbürger zu treiben und damit ein Stück Lebensqualität für diese Menschen zu erhalten oder wieder zu schaf fen –das ist die Messlatte für eine humane Gesellschaft.“

In seinem Vortrag über Schmerztherapie im Alter betonte der in Bad Wildbad praktizierende Internist, Angiologe, Palliativmediziner Dr. Frank Stammler, dass Schmerz letztlich das ist, was der Patient empfindet und artikuliert. In der Praxis komme es immer wieder zu einer Unterschätzung der Schmerzen durch Ärzte und Pflegepersonal. Weiterhin stellte Dr. Stammler fest, dass an Demenz Erkrankte häufig nicht ausreichend behandelt werden: „Demenz ist kein Schmerzmittel!“ Eine Sensibilisierung aller medizinischen Disziplinen in Richtung Schmerz sei dringend erforderlich.

Dr. Michael Jamour, Chefarzt der geriatrischen Rehabilitationsklinik am Kreiskrankenhaus Ehingen, stellte in seinem umfassenden Vortrag zunächst einen einfachen Fragebogen zur Identifikation des geriatrischen Patienten vor. Das Hauptmerkmal des geriatrischen Patienten ist die Gebrechlichkeit, die sich insbesondere in der Verringerung der Gehgeschwindigkeit messen lässt. Eindrucksvoll stellte Dr. Jamour dar, dass geriatrische Patienten insbesondere an erheblichen Einschränkungen leiden, die eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinträchtigen. Er belegte anschaulich die Erfolge und Notwendigkeit geriatrischer Maßnahmen und zeigte die Problematik der derzeitigen Unterfinanzierung der geriatrischen Rehabilitationskliniken auf, die schon jetzt zu einer Schließung mehrerer geriatrischer Rehakliniken in Baden-Württemberg geführt hat.

Das im Gesundheitswesen immer mehr an Bedeutung gewinnende Thema Hygiene stand im Mittelpunkt des 2. GeriatrieForums im November 2013. Mangelnde Hygiene führt dazu, dass jedes Jahr in Deutschland 600.000 Menschen an Infektionen erkranken, die im Krankenhaus erworben wurden. Mindestens 15.000 Menschen sterben an den Folgen dieser Infektionen. Frau Jutta Willems, Hygienikerin und Unternehmensberaterin, verdeutlichte in ihrem Vortrag „Desinfektionen schützen vor Infektionen“ anschaulich die Not wendigkeit einer konsequenten Händehygiene im Krankenhaus und Pflegeheim: „Durch nichts können mehr Infektionen verhindert werden, als durch eine konsequente und umfassende Händedesinfektion von jeweils mindestens 30 Sekunden.“

„Keine Angst vor Killerkeimen“, war die zentrale Aussage von Herrn Dr. Dietmar Löbel, Facharzt für Krankenhaushygiene, der sich mit dem Thema „Multiresistente Erreger in Klinik und Praxis“ auseinandersetzte. Er veranschaulichte, dass bei Einhalten der erforderlichen Hygienemaßnahmen, Menschen mit Problemkeimen (z. B. MRSA) durchaus am täglichen Leben teilnehmen können und nicht ständig streng isoliert werden müssen. Weiter konnte er belegen, dass die Gefahren, die von diesen Keimen ausgehen, in den letzten Jahren ständig rückläufig sind und beruhigte, dass noch viele Antibiotika eine sehr gute Wirk samkeit haben. Allerdings müsse man jedes Mal streng prüfen, ob wirklich ein Antibiotikum erforderlich sei.

Das 3. GeriatrieForum widmete sich im Mai 2014 dem Thema Demenz und traf damit auf sehr großes Interesse. Herr Prof. Dr. Klaus Schmidtke, Neurogeriater und Chefarzt der Rehabilitations- klinik Klausenbach, erläuterte in seinem Vortrag eindrucksvoll die Brisanz des Themas, da sich in den nächsten dreißig Jahren die Anzahl der an Demenz Erkrankten verdoppeln wird. Dies sei insbesondere auf die gestiegene Lebenserwartung zurückzuführen. Er stellte klar, dass es verschiedene Ursachen für eine Demenz gebe, die Merkmale der Demenz aber meist gleich seien. Körperliche und geistige Aktivität sowie hoher Bildungsgrad können eine Demenz zwar nicht verhindern, aber hinauszögern, so Prof. Schmidtke in seinem Vortrag. Auch müsse man keine Angst haben, an Demenz zu erkranken, wenn ein Elternteil dement sei. Demenz ist keine Erbkrankheit.

Frau Dr. Marion Bär, Diplom-Gerontologin an der Universität Heidelberg, konfrontierte am Nachmittag das Publikum mit den Fragen: Was fürchten Sie am meisten bei dem Gedanken, einmal eine Demenz zu haben? Und was erwarten Sie dann noch von ihrem Leben? Fragen, die Betroffenheit und Nachdenken auslösten. Sie erläuterte, dass nach der Angst vor Krebs, die Angst vor Demenz an zweiter Stelle steht. Tröstend war die Darlegung von Frau Dr. Bär, dass Demenzkranke durchaus in der Lage sind, Freude zu empfinden und das Leben zu genießen. Interessant war, dass Angehörige und Pflegende dazu neigen, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz geringer einzuschätzen als die Betroffenen selbst.

Als vollen Erfolg wertet Dr. med. Thomas Müller, Chefarzt der Johannesklinik, die bisherigen GeriatrieForen und zeigt sich hocherfreut von der hohen Beteiligung unterschiedlichster Funktionsträger aus den regionalen Kliniken, Heimeinrichtungen und Kassenvertretern sowie deren positiven Rückmeldungen: „Unser Ansatz war richtig. Wir werden den Weg dieses interdisziplinären Austauschs weitergehen.“

Im November 2014 stellt sich das 4. GeriatrieForum dem Themenkreis Depressonen mit den Referenten Prof. Dr. Gerhard W. Eschweiler (Leiter des Geriatrischen Zentrums) und Prof. Dr. Martin Hautzinger (Klinische Psychologie und Psychotherapie) von der Eberhard Karls Universität Tübingen (nach Redaktionsschluss).

Geriatrische Rehabilitation in der Johannesklinik Bad Wildbad

Wussten Sie schon?

A dass es die Johannesklinik bereits seit 1994 gibt – damals noch in Monakam

A dass die Johannesklinik im Juli 2000 nach Bad Wildbad gezogen ist

A dass in der Johannesklinik seit Juli 2000 mehr als 6000 Patienten rehabilitiert wurden

A dass die durchschnittliche Behandlungsdauer 22 Tage beträgt

A dass ¾ aller Patienten weiblich sind

A dass das Durchschnittsalter der Patienten bei 83 Jahren liegt

A dass 82 % aller Patienten wieder zurück nach Hause gehen können

A dass zu Beginn der Behandlung nur 40 % aller Patienten alleine aufstehen können

A dass am Ende der Behandlung 80 % aller Patienten alleine aufstehen können

A dass zu Beginn der Behandlung nur jeder 5. Patient alleine Treppensteigen kann

A dass am Ende der Behandlung 75 % aller Patienten alleine Treppensteigen können

This article is from: