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«Hotelier»-Interview mit Marriott-CEO Anthony Capuano
«Die Mischung Business und Leisure wird immer wichtiger» Anthony «Tony» Capuano ist seit Februar dieses Jahres CEO von Marriott International, der weltweit grössten Hotelgesellschaft. Beim Internationalen Hotel-Investment-Forum in Berlin stellte er sich den Fragen von AHGZChefredaktor Rolf Westermann. «Hotelier» publiziert Auszüge aus dem Gespräch.
I N T ERV I EW
Rolf Westermann
Tony, herzlichen Glückwunsch zum neuen Amt. Sie haben Marriott in einer besonderen Zeit übernommen. Wie ist es im Fahrersitz des grössten Hotelunternehmens der Welt? Ich bin nun 26 Jahre im Unternehmen und erst der vierte CEO in der Firmengeschichte. Es ist ein Privileg, das mit grossen He rausforderungen verbunden ist. Absolut interessant finde ich die Leidenschaft und Resilienz unserer Mitarbeitenden. Als ich kürzlich in Frankfurt war, habe ich einen Mitarbeiter getroffen, der sich freiwillig bei der Feuerwehr engagiert. Das hat mich nachdenklich gemacht – diese Person läuft auf die «Flammen» zu, und das gilt auch für unsere Mitarbeitenden. Wenn sie eine Krise angehen, denken sie darüber nach, wie wir unsere Situation verbessern und Probleme lösen können. Das ist für mich sehr inspirierend.
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Wie viele Ihrer früheren persönlichen Begegnungen haben sich auf Videokonferenzen verlagert und was bedeutet Ihre Erfahrung für das Tagungsgeschäft der Hotels? Heute Morgen hatten wir ein Video-Meeting und die Verbindung war schlecht. Es wurde immer wieder unterbrochen. Ich wurde daran erinnert, wie wichtig persönliche Kontakte sind, als ich in Washington ein persönliches Führungstreffen hatte. Da sieht man die Körpersprache, den Gesichtsausdruck. Selbst in den Kaffeepausen wur de viel gearbeitet. Unser Geschäft ruht auf tiefen Beziehungen. Technologien werden den persönlichen Austausch ergänzen, aber niemals ersetzen. Mit welchem Rückgang von Busi nessreisenden rechnen Sie auf Dauer und wie füllen Sie die Lücke? Das Geschäft wird zurückkommen, auch wenn die Erholung im Detail schwer vorH O T E L I E R · N O 09 –10 | 2 0 21
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herzusagen ist. Aber das Reisen bleibt ein Grundbedürfnis. Wenn etwa Griechenland öffnet, dann gehen die Buchungszahlen für unsere Hotels innerhalb kürzester Zeit nach oben. Das ist faszinierend zu sehen. Auch wenn Geschäftsreisen um zehn Prozent zurückgehen sollten, wird die Mi schung von Business- und Leisure-Reisen diesen Rückgang ausgleichen. Ein stark wachsender Bereich ist die Vermietung von Privatunterkünften. Wie sieht die Entwicklung von Homes & Villas by Marriott Inter national aus? Auch hier sind wir schon früh gestartet, während der Pandemie ist die Nachfrage allerdings explodiert. Wir sind im April 2019 mit nur 2000 Einheiten gestartet, jetzt sind es über 30 000 in mehr als 250 Desti nationen. Bei Marriott gehört ein Top-Service dazu. Es gibt immer einen Ansprechpartner, bei dem man auch noch um Mit-