Die Vereine – die heimlichen Pädagogen
dann aber eine sehr angenehme Ueberraschung, indem auf der glücklich ausgewählten Rennstrecke, welche der Gewandtheit und den physischen Kräften der jungen Fahrer richtig angepasst war, ganz stattliche Leistungen erzielt wurden. An der Birtschanze zeigte sich zudem, dass immer wieder biegsames und tüchtiges Holz nachwächst, so dass der gesunde und rassige Skisport an unserer Schule stets begeisterte und ausdauernd übende Jünger finden wird.»9
Gegenteilig, geradezu scheltend, nimmt sich der Bericht zum Abschneiden des Skiklubs im Jahresbericht des Folgejahrs aus: «Obschon ein altes Haus, Herr Dr. Bischofberger in Bruggen, in verdankenswerter Weise es unternahm, wenn möglich durch ein planmässiges Training den Club wieder zu seiner frühern Leistungsfähigkeit zu bringen, wobei sich die sportärztliche Hilfe des Herrn Dr. Ritzmann als sehr wertvoll erwies, schnitt der Klub am ostschweizerischen Skirennen in Wildhaus doch schlecht ab. Es zeigte sich, dass seinen Mitgliedern eine der schönsten Tugenden des Republikaners fehlt: Der echte Gemeinschaftsgeist, der zu Ehren eines Ganzen willig harte Arbeit und zielbewusste Unterordnung auf sich nimmt, der individuelle Liebhabereien unterdrückt, um in straffer und ausdauernder Zucht selbstlos zu dienen. Gewiss haben Kantonschulvereine mit ihren jugendlichen Mitgliedern es schwer, mit Klubs von berggewohnten Männern im Wettkampf sich zu messen, und sicher hängen die Lorbeeren höher als früher. Aber wo ein echter Wille ist, da gibt es auch einen Weg, wenigstens in Ehren zu bestehen. Hoffentlich raffen die führenden Elemente des Skiklubs sich auf, indem, wenn wieder einmal ein echter Schneewinter uns erfreuen sollte, dann gleich bei Beginn des Wintersemesters der Ruf froh, weckend und herausfordernd scharf ertönt: Burschen heraus!»10
Über die rege Tätigkeit geben auch mehrere Sommer- und Wintertourenberichte Auskunft. Welch wagemutige Unternehmungen in die Tat umgesetzt wurden, mag aus heutiger Sicht erstaunen. Darüber legt die Schilderung eines Schülers Zeugnis ab: «Samstags strahlendes und kaltes Wetter, allein die Hauptsache fehlte in Trogen, nämlich der Schnee. So beschlossen wir, wieder einmal dem Säntis einen Besuch zu machen. Letztes Jahr hatten wir den Weg über Bötsel und Meglisalp genommen und damit eigentlich keine besonders guten Erfahrungen gemacht. Diesmal wollten wir die kürzere, aber auch steilere Route über Seealp und Mesmer probieren. Bei Nacht wanderten wir über die Weissegg nach Bühler und gelangten mit dem letzten Zuge nach Wasserauen, wo uns der alte Wirt im ‹Alpenrösli› herzlich empfing und uns noch einige Ratschläge über den Aufstieg gab. Früh morgens, bei Mondschein zogen wir mit geschulterten Ski zum Seealpsee, wo auch schon der erste prächtige Pulverschnee lag. Andächtig zogen wir unsere Spur durch die vom Monde verklärte Landschaft. Beim Leiterfeld zeugten einige herumliegende Lawinen davon, dass es hier nicht immer ganz geheuer ist. Da es hier sehr steil wurde, klommen wir zu Fuss auf den harten Lawinenbrocken empor. Weiter oben fanden wir auf den steilen Harschthängen, die mit wenig Pulverschnee bedeckt waren, fast keinen Halt mehr. Da schraubten wir unsere Fusseisen an die Absätze
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