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Schuleigenes Schwimmbad

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Akute Raumnot

Akute Raumnot

Bildung ist der Pass für die Zukunft Bevor die einzelnen Bildungsangebote der Kantonsschule, deren Aufbau und Entwicklung beleuchten werden, soll ein Augenmerk auf einige allgemeine, vereinzelt durchaus wegweisende, weitsichtige sowie bildungspolitisch beispielhafte Vorkommnisse gerichtet werden. Dabei wird innerhalb der einzelnen Kapitel chronologisch vorgegangen.

Der Grund, weshalb Rektor Ernst Wildi auffallend häufig erwähnt wird, ist die Tatsache, dass er es war, der das einstige Kantonalinstitut internationaler Prägung zur Mittelschule der Ausserrhoder Jugend umgewandelt hatte.

Protagonisten der Bildungsgeschichte sind die Behördenmitglieder, die Rektoren, der Konvent1, die Lehrpersonen sowie die Lernenden. Dabei fällt auf, dass die Kantonsschule über die ganze Zeit ihres Bestehens sehr stark rektorbezogen in Erscheinung trat. Das ist auch heute noch so: Gesellschaftlich und politisch wird die Kantonsschule zu einseitig mit dem jeweiligen Rektor gleichgesetzt, als ob die über Jahre gewachsenen Schulleitungsteams inexistent (gewesen) wären.

Unter dem Konvent ist bis in die 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts die Versammlung der Hauptlehrpersonen im Status kantonaler Professoren zu verstehen, danach der Zusammenschluss aller unterrichtenden Lehrpersonen. Der ursprünglich klösterliche Begriff Konvent wurde 2016 durch Schulkonferenz ersetzt. Diese meint die Vereinigung aller Mitarbeitenden der Kantonsschule.

Im Folgenden fallen die einzelnen Abschnitte umfangmässig sehr unterschiedlich aus. Dies weil einzelne Aspekte bereits in anderen Publikationen ausführlich dargestellt wurden, so zum Beispiel die Musik- oder Theatergeschichte – ganz im Gegenteil zu jener der Bibliothek beziehungsweise Mediathek der Kantonsschule.

Der langsame, aber stete Einzug der Mädchen

Bereits die Gründer der heutigen Kantonsschule, Johann Caspar ZellwegerGessner, alt Landamman Jakob Zellweger-Zuberbühler, Johann Conrad Honnerlag, Michael Tobler sowie die Schwiegersöhne des erstgenannten, Johann Jakob Graf und Georg Leonhard Schläpfer, erklärten am 28. Oktober 1820, dass, sollte das Institut seinen Lehrbetrieb wider Erwarten mit weniger als fünfzehn Knaben aufnehmen, die Lehrer auch Töchtern Unterricht erteilten, aber ausserhalb des vorgesehenen Schulgebäudes.2 Da sich am 1. Februar 1821 siebzehn Knaben im Alter zwischen sechs und sechzehn Jahren zur Eröffnung einfanden, wurde die Realisierung des für die Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts fast revolutionär anmutenden und humanistischen Gedankens der Stifter obsolet. Es dauerte knapp ein Dreivierteljahrhundert, bis die ersten zwei Mädchen in den Klassenlisten auftauchten. Adeline, eine Tochter des

einstigen Institutsdirektors August Meier, vermutet, dass es den appenzellischen Schulbehörden und besonders der Kantonsschulkommission allerhand Sitzungsarbeit bereitet habe, um den Mädchen den Eintritt in die Kantonsschule zu gestatten.3 1895 regte Direktor Meier in einem Schreiben an die Kantonsschulkommission an, die Zulassung von Mädchen an die Schule zu beraten. Sein Begehren begründete er mit den Worten:

«Mehr und mehr sucht man den Töchtern neue Gebiete zu eröffnen, und dies ist vielerorts auch auf dem Gebiet der Wissenschaft geschehen. Die Erörterung der

Frage, ob auch unsere Schule den Mädchen den Weg zum Studium öffnen soll, kann nur von Interesse sein(,) und wir ahmen ja nur das Beispiel vieler ähnlicher

Anstalten nach. Selbstverständlich würde ich die Schule nur für solche Schülerinnen offen lassen, welche sich dem höheren Studium widmen wollen und hiezu den alt Sprachunterricht bedürfen. Auf die ausgesprochene Idee führte mich mein

Töchterlein ‹Adelina›, die das 1. Jahr die Mädchenrealschule besucht, sich als fähig erweist und sehr wahrscheinlich studieren möchte.»4

Adeline Meier und Elise Frei verbrachten drei Jahre in der gymnasialen, Sophie Lutz, die 1896 in die Schule eingetreten war, deren zwei in der technischen Abteilung. Bis in die oberste Klasse blieb keine der drei. Für die kommenden fünf Jahre war die Schule erneut mädchenfrei. Die ersten zehn jungen Frauen, die eine gymnasiale Matura ablegten, waren folgende:

Name Vorname Wohnort Maturajahr Anschluss Zellweger5 Melanie Trogen 1911/12 Lehramt phil. II, Universität Zürich Eugster Elisabeth Speicher 1917/18 Pharmazie, Universität Zürich Schüepp Adelheid Heiden 1917/18 Medizin, Universität Genf Kolb Olga Teufen 1919/20 Zahnheilkunde, Universität Zürich Baumann Lisa Rapperswil 1920/21 Pharmazie, Universität Lausanne Bunjer Anna Bischofszell 1921/22 Praktisches Berufsleben Pletscher Elisabeth Trogen 1927/28 Laborantin Gentsch Margrit Trogen 1929/30 Philologie, Universität Zürich Graf Ida Speicher 1927/30 Philologie, Universität Zürich Voigt Helene Romanshorn 1929/30 Soziale Frauenschule Genf

Die gesamtschweizerische Entwicklung der Geschlechterdurchmischung machte auch vor ländlichen Mittelschulen nicht halt. Besuchten vor 1990 noch deutlich mehr Jungen als Mädchen ein Gymnasium, hat sich das inzwischen ins Gegenteil verkehrt.

Bildung ist der Pass für die Zukunft

Schülerabend

Um den Kontakt zwischen Lernenden, besonders auch den Ehemaligen und der Schule zu erreichen, beschloss der Konvent, einen Schülerabend einzuführen. Der erste fand am 24. Februar 1912 im Saal des Restaurants Krone am Landsgemeindeplatz in Trogen statt. Dem eher knappen Platzangebot entsprechend, waren die erste und zweite Klasse der Sekundarschule davon ausgeschlossen. Unter der Leitung einiger Lehrpersonen boten Schüler dramatische und musikalische Dabietungen, um Ehemaligen einige frohe Stunden zu schenken. Die Hoffnung der Lehrer, der Anlass möge ein fester Bestandteil im Schulkalender werden, ging in Erfüllung und hatte bis 1984 Bestand. Bis 1968 fand der Schülerabend jeweils in der Krone statt. Da der Wirt nicht mehr willens war, seinen Saal für Theateraufführungen zur Verfügung zu stellen, und weil kein Ersatzraum vorhanden war, fiel der Schülerabend im Februar 1969 aus. Er wurde im Rahmen der Einweihung des umgebauten Alten Schulhauses am 2. und 4. Juli nachgeholt. Von 1970 bis 1984 fanden die Theateraufführungen in der Turnhalle statt, das anschliessende Fest in den Räumlichkeiten der Kantonsschule. In den letzten Jahren des klassischen Schülerabends kam es regelmässig zu Störungen durch Personen, die an einem solchen Anlass nichts zu suchen gehabt hätten. Eine Abordnung der Lernenden diskutierte im Lauf des Schuljahrs 1984/85 an verschiedenen Sitzungen mit Lehrpersonen die Probleme. Als das Ja zum Schülerabend feststand, machte sich eine Gruppe aus Lehrenden und Lernenden daran, ein neues Konzept auszuarbeiten. Abgelöst wurde der Schülerabend durch ein Schulfest, das bis 1993 mit einer Ausnahme (1986 im Bädli) auf dem Areal der Schule zur Durchführung gelangte. Rektor Ernst Kuhn schrieb dazu in seinem letzten Jahresbericht:

«Die Zusammenarbeit von Lehrern und Schülern hat nun ein Fest ergeben, das auf einen Tag konzentriert wurde, das aber bereits am Vormittag begonnen hat.

Vorgesehen waren die Finalrunden des Fussball-Tourniers, Mittagsverpflegung,

Strassencafés, Spiele für jedermann, musikalische Darbietungen, Filmexperimente, Modeschau, Computer-Demonstrationen, Flug-Gleiterwettbewerb, Ballonflug, Open-air-Musikfestival, Sketches, verschiedene Festwirtschaften (Italienisch, Chinesisch, Indisch, Grillstand, Getränke und Glacés, Rohkost-

Sandwichstand, Salatbuffet, Wiener Café), Tombola. Für die verschiedenen Bereiche waren einzelne Klassen, Schülervereine und Lehrer verantwortlich. Abends spielte in der Mensa die Streichmusik Schmid und der Zeichensaal war eine Disco. Die von unserer erweiterten Theatergruppe einstudierte Komödie ‹Zwölf

Mädchen in Uniform› von Nestroy wurde zweimal aufgeführt, immer mit einer

Einleitung durch den Schülerchor. Das schlechte Wetter, am Vormittag regnete es in Strömen, verunmöglichte leider die Durchführung ganz wesentlicher Teile des reichhaltigen Programms und bedingte einige Umstellungen. Die Festbesucher liessen sich jedoch die gute Stimmung nicht nehmen. Schon am Vormittag kamen viele Angehörige nach Trogen und der Nachmittag und Abend vereinigte eine

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