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Ein bedeutendes Geschenk – nicht ohne Nebengeräusche
Bildung ist der Pass für die Zukunft 4.Die Klassenämter sind Ehrenstellen und sollen durch geeignete Schüler besetzt werden, die das Vertrauen der Klasse und die Autorität besitzen, welche zur
Erfüllung ihrer Pflichten notwendig ist. 5. Jede Klasse macht es sich zur Pflicht, einen gesunden, kameradschaftlichen Klassengeist zu pflegen. Sie hat das Recht, sich in ihrem Schulzimmer zu versammeln: a) zur Erledigung der Wahlen; b) zur Besprechung allgemeiner Wünsche und Anregungen, wenn die vier
Klassenbeamten oder ein Drittel der Schülerschaft es für wünschbar erachten. Vorsitzender ist der Klassenchef; die erste Versammlung zu Quartalbeginn leitet ein abtretender Beamter bis zur Erledigung der Wahlen. II: Klassenämter: 1. Der Klassenchef vertritt die Interessen seiner Klasse nach aussen. Er ist zugleich
Klassenbuchführer und besorgt die gewissenhafte Führung des Klassenbuches, in welches er die Fächer des Stundenplans und die Namen der abwesenden
Schüler einträgt. Die Eintragung der Hausaufgaben besorgt der Lehrer; jedoch hat der Klassenchef das Recht, bei allzustarker Anhäufung von Aufgaben auf einen Tag beim Klassenlehrer vorstellig zu werden. 2. Der Zimmerwart besorgt die Aufsicht und Kontrolle über Mobiliar und Inventar seines Klassenzimmers; er zeigt sofort Beschädigungen am Mobiliar, an
Lampen, Fenstern, Bildern etc. oder das Fehlen einzelner Gegenstände dem
Lehrer der nächsten Stunde oder dem Klassenlehrer an; er kann seine Mitschüler, die in leichtsinniger Weise eine Unordnung verursacht haben, zum Aufräumen anhalten. Er widmet seine besondere Aufmerksamkeit der Wandtafel und ihrem Zubehör.»13
Um den Klassenlehrern ihre Aufgabe zu erleichtern, den Lernenden erzieherisch und helfend zur Seite zu stehen, wurden die Eltern neueintretender Schülerinnen und Schüler ab Frühjahr 1917 gebeten, den Rektor über physische und geistige Fähigkeiten, aber auch über zu Hause gemachte besondere Beobachtungen und über bestimmte häusliche Verhältnisse zu informieren.
Beim Wechsel der Schulleitung von Ernst Wildi auf Oskar Wohnlich 1937 wurde zu dessen Entlastung eine Prorektorenstelle geschaffen. Die Kantonsschulverordnung 1983 sah neu eine Rektoratskommission vor, bestehend aus Rektor, Prorektor und Vorsteher der Sekundarschule, dessen Stelle im Hinblick auf eine gezieltere Betreuung der Sekundarschule und wegen der Kontakte zu den Gemeindesekundarschulen im ganzen Kanton geschaffen worden war. Im Schuljahr 1986/87 stimmte der Regierungsrat der Schaffung einer zweiten Prorektorenstelle zu. Mit dieser Massnahme konnte die Stellvertretung des Rektors besser geregelt und die Effizienz der Schulleitung optimiert werden. Heute besteht die Schulleitung aus dem Rektorat, drei Prorektoraten, den Leitungen der Sekundarschule und der Musikabteilung sowie der Leitung der Zentralen Dienste.
«Die Liebe zur edeln Frau Musika»
An der Schule wurde die Musik bereits um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gepflegt.14 Ein «Hausorchester» unter privater Leitung trat erstmals an der Schlussfeier vom 3. April 1901 auf. Zur Zeit der Konviktleitung unter Otto Gentsch wurde während rund einem Dutzend Jahre im Konvikt Appenzellermusik gespielt.
Aus dem Jahr 1914 ist ein Foto einer Konvikt-Streichmusik in Originalbesetzung überliefert.15
Es war eine Anregung aus der Lehrerschaft, die im Schuljahr 1914/15 eine glückliche Lösung fand. War bis anhin der Instrumentalunterricht an der Schule ausschliesslich Sache der Privatinitiative, wurde unter der Leitung des damaligen Gesangslehrers Carl Aeschbacher16 ein offizielles und auch vom Staat unterstütztes Kantonsschulorchester gegründet. Damit hoffte man, die Freude am Instrumentalunterricht zu wecken, die Lernenden musikalisch zu fördern und geeignete Anlässe der Schule zu verschönern. Bereits am Schülerabend vom 27. Februar 1915 erfreute das Orchester, das bei den Lernenden
Orchester der Kantonsschule, 1901 unter der Leitung von Musikdirektor G(ustav?) Bergmann (rechts stehend). Links stehend: Heinrich Pfenninger, davor sitzend Direktor Theo Wiget und neben ihm der ehemalige Schüler Julius Ammann.
Bildung ist der Pass für die Zukunft amerikanischen Linguistikforschung von Krashen und Asher z. B. ein bedeutungsvoller Brückenschlag stattgefunden hat. Ähnlich dem kindlichen Erstsprachenerwerb nimmt der Schüler zum Teil unbewusst Sprachkenntnisse auf. Der
Sprachen-‹erwerb› wird in diesem Zusammenhang dem Sprachen-‹lernen›, als dem Aufnehmen formaler Kenntnisse einer Sprache, gegenübergesetzt. Impliziertes Wissen steht explizitem gegenüber, unbewusstes Aufnehmen dem bewussten Lernen.
Diesen ersten Versuch einer neuen Fremdsprachenpädagogik zu werten, wäre verfrüht, zudem müsste dies durch Aussenstehende geschehen. Was sich allerdings mit Sicherheit sagen lässt, ist, dass die Schüler diese Art von Unterricht schätzen und der Lehrer die Arbeit jeden Tag mit Freude aufnahm und beendete.
Das sind gute Grundlagen für einen wirkungsvollen Unterricht.»128 Während der 25 Jahre seines Bestehens besuchten 911 Lernende das zehnte Schuljahr. Gestartet wurde mit einer Klasse von 21 Lernenden, einen Maximalbestand von 66 Lernenden erreichte man im Schuljahr 1997/98. Von da weg ging die Zahl kontinuierlich zurück, und nachdem sich für das Schuljahr 2013/14 nur noch zehn Lernende angemeldet hatten, wurde dieses Angebot der Kantonsschule auf Ende Juli 2014 gestrichen.
Dass das freiwillige 10. Schuljahr einem Bedürfnis entsprach, zeigt die Tatsache, dass in den ersten zehn Jahres 453 Lernende dieses Angebot in Anspruch genommen hatten.
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Die Vereine – die heimlichen Pädagogen
Die Vereine – die heimlichen Pädagogen Was im Allgemeinen gilt, trifft im Besonderen auch für die Kantonsschule Trogen zu: Vereine trugen und tragen wesentlich zur Bereicherung des kulturellen Lebens bei und sind mit ihrer breiten Palette an Aufgaben, Organisationsformen, Arbeits- und Wirkungsweisen integraler Bestandteil des gesellschaftlichen Kulturlebens. Die Rektoren Wildi und Wohnlich betonten die Wichtigkeit der Vereine an der Kantonsschule stets aufs Neue. So sagte der Erstgenannte am 2. Oktober 1937 in seiner Abschiedsrede:
«Die Schülervereine bitte ich sehr: Erweist euch auch in der Zukunft als wertvolle
Kameraden der Lehrerschaft und besonders des Rektors. Helft der Schule durch eure Selbsterziehung; haltet euren Vereinsschild blank und steht für seine Ehre ein. Aber vergesst dabei den Spruch auf einer alten Appenzeller Münze nie: ‹Suum cuique› = Jedem das Seine. Haltet daher wie bis heute – zum Vorteil aller – unter euch Frieden. Zucht ist in jeder Gemeinschaft notwendig; es kann nicht jeder seinen Kopf durchsetzen, oder dann hätten wir bald ein Chaos, unter welchem alle leiden müssten. Dabei möget ihr fröhlich Rasse und Temperament besitzen, denn solange ihr im Anstand froh seid, wird die Lehrerschaft bestimmt für euch gegen Zopf und Philisterei in die Schranken treten.»1
Und der Zweitgenannte meinte zu Beginn seiner Zeit als Rektor:
«Einen wesentlichen Anteil am Wohlergehen unserer Trogener Schülerschaft und am kameradschaftlichen Kontakt zwischen Lehrern und Schülern haben zweifellos die Schülervereine. Hier sammeln und entfalten sich die überschüssigen, vorab körperlichen Kräfte zu positiven Leistungen, die wir nach Möglichkeit der Initiative der Schüler überlassen. Doch ist die Lehrerschaft stets bereit, bei allen sportlichen Veranstaltungen ordnend und helfend sich zu betätigen. Tempo und
Ausmass des Sportbetriebes bleiben somit in unserer Hand. Wir haben mit dieser helfenden Kontrolle gute Erfahrungen gemacht und freuen uns dankbar der gesunden Entwicklung unserer Schülervereine.»2
Mit der Vorstellung der einzelnen Körperschaften in der Reihenfolge ihrer Gründung soll ein Bild des reichhaltigen Vereinslebens an der Kantonsschule gemalt werden. Dass dabei zwei Vereinigungen umfangmässig deutlich mehr Platz eingeräumt wurde, hat mit ihrer Bedeutung für die Schule als Ganzes zu tun.
Skiclub Trogen
Die Gründung des Skiclubs ist nicht belegt, er wird aber im dritten Jahrbuch des Schweizerischen Skiverbands (SSV) von 1906/07 erstmals aufgeführt. Die ersten beiden Jahrbücher sind nicht vorhanden. Leider fehlen auch in den anfangs des 20. Jahrhunderts inhaltlich sehr spärlich verfassten und daher wenig aussagekräftigen Jahresberichten der Schule jegliche Hinweise auf die Gründung des Vereins. Es ist jedoch durchaus opportun, wenn die Gründung ins
Jahr 1904 gesetzt wird3. Tatsache ist, dass Rektor und Lehrerschaft der sportlichen Betätigung der Lernenden bereits um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert aufgeschlossen gegenüberstanden. So erteilten von 1898 bis 1907 die Primarlehrpersonen Johann Hermann und Robert Schläpfer4 zur vollen Zufriedenheit der Schule Turnunterricht in allen Klassen.5 Es kam auch vor, dass im Winter die Pforten des Schulhauses einige Male geschlossen wurden. Begründet wurde das mit den Worten:
«Wir haben das Bestreben, wenig über Schulreformen, Überbürdung und Abrüstung zu sprechen und zu schreiben, aber dafür, wo immer es angeht, praktisch zuzugreifen. Es schien uns daher selbstverständlich, dem Wunsche unserer sportfreudigen Jugend entgegen zu kommen, und da auch unsere Behörde bereitwillig ihre Zustimmung gab, zogen Lehrer und Schüler gemeinsam in die frische, klare
Winterluft, um die Muskeln zu stählen, Lunge und Herz zu stärken, Lebensfreude zu geniessen und die herrlichen Winterlandschaftsbilder zu bewundern. Welch wundervolle Beleuchtungseffekte sieht da das entzückte Auge! Wie lernt man die
Heimat kennen und lieben!»6
Was den Rektor veranlasste, ein Jahr später einen mahnenden Ton anzuschlagen, ist nicht bekannt. Er wies darauf hin, dass die Lehrerschaft bei aller Unterstützung der Sportbewegung andererseits die Pflicht habe, dafür zu sorgen, dass sich unter den Schülern keine einseitigen Sportmenschen entwickelten, dass auch neben der Schularbeit Zeit, Lust und Interesse für geistige Genüsse vorhanden seien.7
Zwei Jahre nach Gründung des Ostschweizerischen Skiverbands (OSSV) war der Skiclub Trogen für die Organisation der Verbandsmeisterschaft verantwortlich. Am 15. Januar 1922 wurde folgendes Wettkampfprogramm durchgeführt: Langlauf (Einzel- und Gruppenlauf) und Sprunglauf. Diese Zusammensetzung wurde bis 1933 ununterbrochen angewendet. Laut Jahresbericht gelang die Durchführung des Anlasses durch den Kantonsschülerskiclub in vorbildlicher Weise und dessen jugendliche Fahrer schnitten sehr gut ab.8
In den Verantwortungsbereich des Skiclubs gehörten auch Organisation und Durchführung des Clubrennens, das sich über Jahre hinweg reger Beteiligung erfreute. Entsprechend zustimmend fielen die Schilderungen in den Jahresberichten der Schule aus.
«Nach langen, für den Skisport ganz ungünstigen milden Wintern war es auch dem Skiklub vergönnt, wieder einmal seine Kräfte zu entfalten. Das Klubrennen mobilisierte beinahe die ganze Schülerschaft, und nur eine ganz kleine Zahl von
Drückebergern, denen gesundheitlich kein Hindernis im Wege lag, scheuten die
Anstrengungen des Wettkampfes. Winkte den vielen Anfängern auch nicht die
Ehre des Diploms, so gewährte ihnen doch das Bewusstsein, Bestmögliches gleistet zu haben, das Gefühl der Befriedigung. Wir erwarteten, weil die vorangegangenen Jahre kein rechtes Training erlaubten, nur mässige Leistungen, erlebten