Leider artete auch das Schulfest in den kommenden Jahren aus, führte zu Reklamationen aus dem Dorf und gipfelte darin, dass Rektor Willi Eugster und Prorektor Johannes Schläpfer nach dem Fest durch Trogen gingen, um leere Bierflaschen einzusammeln und dabei von alkoholisierten Schülern angepöbelt wurden. Die Schulleitung beschloss 1993, auf diese Form eines Schulfests künftig zu verzichten. Alkohol war aber auch schon in früheren Zeiten ein Problem, und dies nicht nur bei den Lernenden. Erwähnt sei, wie das ehemalige Zimmer 12 im Parterre des Roten Schulhauses jeweils in eine Bierschwemme verwandelt wurde, bestückt mit grossen Fässern als Tischen und kleinen als Hockern. Jährlich stiessen Lernende zu vorgerückter Stunde mit einem betrunkenen Französischlehrer auf eine literarische Grösse wie Victor Hugo oder Honoré de Balzac an – und jährlich bot er ihnen das Du an. Wer sich dann aber in der ersten Französischstunde nach dem Schülerabend getraute beziehungsweise erfrechte, ihn bei seinem Vornamen zu nennen, war sich mindestens einer undifferenzierten Schimpftirade sicher, von wegen die Lernenden sollten doch alle ans Lyceum Alpinum Zuoz7 gehen, wenn sie glaubten, bestandene Lehrpersonen duzen zu dürfen, diese verzogenen Kinder betuchter Eltern, und überhaupt, sie sollten intensiver Französisch lernen, und wenn sie es denn jemals so gut könnten wie er, dann liesse er allfällig mit sich über das Dusagen reden. In einem Brief an der Rektor meldete sich wegen der Bierschwemme, von der sie in der Appenzeller Zeitung gelesen hatte, auch eine besorgte Frau aus Speicher zu Wort. Ihr gebe zu denken, dass es sogar betrunkene Schüler gegeben habe. Daher bitte sie den Rektor, in Zukunft keine Bierschwemme mehr zu bewilligen, ausser er könne es verantworten, wenn bei einem Schüler hier die falsche Weiche gestellt würde. Abschliessend bat sie, freundlich grüssend, um eine Stellungnahme des Adressaten.8 In der archivierten Korrespondenz des Rektors findet sich keine Antwort. Es ist unbestritten, dass den Ehemaligen der Schülerabend sehr viel bedeutete. Er wurde als wesentliches Moment zur Erhaltung und Auffrischung alter Freundschaften verstanden. Als er der knappen Platzverhältnisse wegen von der Krone in die Turnhalle verlegt wurde, war die Enttäuschung gross. Dabei war wohl den wenigsten bekannt, dass die Entscheidung dazu weder beim Vorstand des Kantonsschulvereins9 noch bei der Schulleitung lag, sondern allein beim Kronenwirt, der seine Räumlichkeiten – wie er nun geltend
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Schülerabend
grosse Schar von Eltern, Ehemaligen und Gästen, die zusammen mit Schülern und Lehrern vergnügte Stunden verbrachten. – Wie unser Schülerabend/unsere Schulfeste aussehen werden, ist noch offen. Sicher kann ein Fest wie das eben beschriebene nicht jedes Jahr durchgeführt werden. Der unverhältnismässige Einsatz der verantwortlichen Schüler und Lehrer, vor allem der Lehrer in der Endphase der Vorbereitung wie am Abend selber, wird auch nicht durch den grossen Erfolg gerechtfertigt.»6