marie 61/ Juni 2021

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Mittendrin in V

„Holz ist mein Leben“

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An ausreichend Holz vor der Hütte hat es Friedrich Engstler nie gemangelt. Seit fast 60 Jahren betreibt er ein Sägewerk in Dalaas. Ans Aufhören denkt der heute 85-Jährige aber noch immer nicht. Gemeinsam mit der marie blickt er auf sein arbeitsreiches Leben zurück.

Text und Fotos: Frank Andres

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Friedrich Engstler arbeitet täglich außer Sonntag in seiner Sägerei, die er mit 27 Jahren von seinem Vater übernommen hat.

s ist das Jahr 1935 als Friedrich Engstler das Licht der Welt erblickt. Der Bauernsohn wächst gemeinsam mit sieben Geschwistern in Dalaas auf. „Der Vater war sehr streng“, erinnert er sich. Arbeit bestimmt sein Leben. Schon als Kind steht er um 3 Uhr in der Früh auf, um die Tiere nach Zürs auf die Alpe zu bringen. Transportiert zu Fuß in einem fünf Kilogramm schweren Rucksack die Molke nach Langen. Dort steigt er in den Zug und fährt nach Hause. „Uns hat man nicht geschont. Aber dadurch wurden wir das Arbeiten gewöhnt“, kann er dieser Zeit im Rückblick auch durchaus etwas Positives abgewinnen.

„Friedl, mach du das“

Friedrich Engstler macht bei der Firma Dobler in Muntlix eine Ausbildung zum Zimmerer. Nach der Lehre geht er für ein Jahr in die Schweiz. Absolviert danach die Bauhandwerkerschule und arbeitet zwei Jahre als Baumeister in Rankweil. Im Winter ist jobmäßig aber nicht viel los. Er bewirbt sich deshalb auf eine offene Stelle beim Straßenbauamt. Und er bekommt den Job. Er mag seine Arbeit, aber vor allem die Hoteliers am Arlberg bereiten ihm manchmal Sorgen. „Die wollten immer, dass die Straße nach Lech offenbleibt. Egal bei welchem Wetter. Und wenn die Autos der Gäste wegen starken Schneefalls hängengeblieben sind, hieß es nur: „Ihr habt schlecht geräumt.“ Diese Sache ist ihm auf Dauer zu heiß. Und wie es der Zufall will, findet Friedrich Engstler mit 27 Jahren seine endgültige berufliche Bestimmung. Er wird Sägewerksbesitzer. Die 1884 erbaute Sägerei hatte sein Vater 1927 gepachtet und 1937 der Firma Getzner abgekauft. Eigentlich soll ein Bruder von Friedrich die Sägerei 1962 übernehmen, aber dieser wird krank. Schließlich sagt der Vater zu seinem Sohn: „Friedl, mach du das.“ Und Friedrich macht. Bis heute. Insgesamt fast sechs Jahrzehnte. Sein Vater ist erleichtert. Friedrich Engstler erinnert sich: „Er hat immer gesagt: Mit den Kühen muss ich mich weniger ärgern als mit den Menschen.“ Friedrichs Vater war zeitlebens mit Leib und Seele Bauer.


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