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«Abgesagt? Angesagt!»
als Impuls für neue Perspektiven Das Jahr 2020 wird vielen sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Auf die Frage, was sie am Tag vor dem Lockdown im März machten, kann auch jede und jeder noch heute genau sagen, was sie oder er machte. Und die Pfarreien? Zwar mit Ankündigung, aber dennoch ausgefallen sind Gottesdienste, Religionsunterricht und Treffen verschiedener Gruppen.
In dieser Zeit am häufigsten zu hören war das Wort «abgesagt». Plötzlich waren die Pfarreien vor eine neue Herausforderung gestellt. Der Kontakt mit den Gemeindemitgliedern abgebrochen oder wenn, nur minimalst möglich. Was nun? In den Winterthurer Pfarreien kam es nun auf Kreativität, Flexibilität und Spontanität an, die teils eine gewisse Planung voraussetzte. Damit verbunden die Frage: Wie können wir die Menschen aus unserer Pfarrei erreichen? Ihnen in dieser schwierigen, noch nie da gewesenen Art des Stillstands helfen? Ihnen nahe sein? Sie seelsorgerisch und den täglichen Bedürfnissen entsprechend betreuen und zur Seite stehen?
Die Pfarreien begaben sich auf ungewohnte Wege und schufen neue Perspektiven. Nach der Lockerung der CoronaMassnahmen waren neue Ideen und Angebote bereits etabliert oder erfreuten sich einer Beliebtheit, dass diese auf jeden Fall fortgesetzt wurden. Dank des Verständnisses und des Mittragens der Pfarreimitglieder entstanden aus «abgesagten» überraschend «angesagte» Projekte. Projekte, die viele helfende Hände zum Mitmachen motivierten. Aus dieser Vielzahl von Angeboten stellen die Pfarreien im Folgenden ihr bedeutsamstes Projekt vor. Lesen Sie ausserdem, was in den Pfarreien noch «angesagt» war.
Michael Kolditz, Pastoralassistent m. b. A. Pfarrei St. Peter und Paul
Pfarrei St. Peter und Paul «Angesagt!»: Online-Gottesdienste Als im März 2020 der erste Lockdown kam und damit auch der Beschluss, dass es keine öffentlichen liturgischen Feiern gibt, stand für uns von der Pfarrei St. Peter und Paul in Zusammenarbeit mit St. Ulrich fest: Wir wollen ein Angebot schaffen, das den Menschen in dieser unsicheren Zeit wenigstens ein kleines Stück Sicherheit und «Alltag», soweit dies in dieser Situation mit steigenden Fallzahlen möglich war, gibt. Ich weiss noch, wie ich die Begrüssung vom Ambo aus in die Kamera sprach und unsere «Online-Gottesdienste» am 4. Fastensonntag starteten. Natürlich gab es bei diesen Gottesdiensten ganz andere Herausforderungen als bei realen Feiern am Wochenende. Zentral wurden Fragen nach Urheberrechten von Bild, Noten und Ton sowie Aufnahme- und Bearbeitungszeiten des Videomaterials. Nicht nur die grossen Klick-Zahlen, die wir auf dem «YouTube»-Kanal verzeichnen konnten, bestätigten uns, dass dies der richtige Weg war, sondern auch die Rückmeldungen von den Gottesdienst-Teilnehmenden, mit denen wir telefonisch oder via Mail verbunden waren. In all den Feedbacks merkten wir die Freude über unser Angebot. Die Freude, dass ihre Kirche bei ihnen
zu Hause war. Die Freude für eine Stunde Normalität und Eintauchen in die Heimatkirche. Wie wurde dieses Mitfeiern genau zelebriert? Otto Dudle beschreibt es wie folgt: «Meine Frau und ich sitzen auf dem Sofa und blicken erwartungsvoll auf den Handy-Bildschirm. Es ist Palmsonntag, kurz vor 9.30 Uhr. Zum dritten Mal wird der Gottesdienst aus der leeren Kirche per Video in die Stube übertragen. Nie hätte ich mir vorgestellt, einen Palmsonntagsgottesdienst sowie die weiteren liturgischen Anlässe der Karwoche und die Sonntagsgottesdienste bequem zu Hause statt in der Kirche mitzufeiern. Was zuvor undenkbar schien, machte der Ausnahmezustand im Frühling 2020 möglich. In lebhafter Erinnerung bleibt mir der Gottesdienst von Himmelfahrt, der, übertragen aus dem Pfarrhausgarten, von Alphornklängen begleitet war. Am Bildschirm vermissten wir zwar das Erlebnis des gemeinsamen Betens und Singens. Dennoch fühlten wir uns – YouTube sei Dank – trotz Lockdown mit der Pfarrgemeinde verbunden.» Bei den Aufnahmen gab es klare Absprachen. Giovanni Schäfli war vom ersten Moment an sehr begeistert von dieser Idee. So schreibt er: «Diese Aufgabe hat mich von Anfang an