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«Abgesagt? Angesagt!» als Impuls für neue Perspektiven
«Abgesagt? Angesagt!»
als Impuls für neue Perspektiven
Das Jahr 2020 wird vielen sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Auf die Frage, was sie am Tag vor dem Lockdown im März machten, kann auch jede und jeder noch heute genau sagen, was sie oder er machte. Und die Pfarreien? Zwar mit Ankündigung, aber dennoch ausgefallen sind Gottesdienste, Religionsunterricht und Treffen verschiedener Gruppen.
In dieser Zeit am häufigsten zu hören war das Wort «abgesagt». Plötzlich waren die Pfarreien vor eine neue Herausforderung gestellt. Der Kontakt mit den Gemeindemitgliedern abgebrochen oder wenn, nur minimalst möglich. Was nun? In den Winterthurer Pfarreien kam es nun auf Kreativität, Flexibilität und Spontanität an, die teils eine gewisse Planung voraussetzte. Damit verbunden die Frage: Wie können wir die Menschen aus unserer Pfarrei erreichen? Ihnen in dieser schwierigen, noch nie da gewesenen Art des Stillstands helfen? Ihnen nahe sein? Sie seelsorgerisch und den täglichen Bedürfnissen entsprechend betreuen und zur Seite stehen? Die Pfarreien begaben sich auf ungewohnte Wege und schufen neue Perspektiven. Nach der Lockerung der Corona- Massnahmen waren neue Ideen und Angebote bereits etabliert oder erfreuten sich einer Beliebtheit, dass diese auf jeden Fall fortgesetzt wurden. Dank des Verständnisses und des Mittragens der Pfarreimitglieder entstanden aus «abgesagten» überraschend «angesagte» Projekte. Projekte, die viele helfende Hände zum Mitmachen motivierten. Aus dieser Vielzahl von Angeboten stellen die Pfarreien im Folgenden ihr bedeutsamstes Projekt vor. Lesen Sie ausserdem, was in den Pfarreien noch «angesagt» war. Michael Kolditz, Pastoralassistent m. b. A. Pfarrei St. Peter und Paul
Pfarrei St. Peter und Paul
«Angesagt!»: Online-Gottesdienste
Als im März 2020 der erste Lockdown kam und damit auch der Beschluss, dass es keine öffentlichen liturgischen Feiern gibt, stand für uns von der Pfarrei St. Peter und Paul in Zusammenarbeit mit St. Ulrich fest: Wir wollen ein Angebot schaffen, das den Menschen in dieser unsicheren Zeit wenigstens ein kleines Stück Sicherheit und «Alltag», soweit dies in dieser Situation mit steigenden Fallzahlen möglich war, gibt. Ich weiss noch, wie ich die Begrüssung vom Ambo aus in die Kamera sprach und unsere «Online-Gottesdienste» am 4. Fastensonntag starteten. Natürlich gab es bei diesen Gottesdiensten ganz andere Herausforderungen als bei realen Feiern am Wochenende. Zentral wurden Fragen nach Urheberrechten von Bild, Noten und Ton sowie Aufnahme- und Bearbeitungszeiten des Videomaterials. Nicht nur die grossen Klick-Zahlen, die wir auf dem «YouTube»-Kanal verzeichnen konnten, bestätigten uns, dass dies der richtige Weg war, sondern auch die Rückmeldungen von den Gottesdienst-Teilnehmenden, mit denen wir telefonisch oder via Mail verbunden waren. In all den Feedbacks merkten wir die Freude über unser Angebot. Die Freude, dass ihre Kirche bei ihnen zu Hause war. Die Freude für eine Stunde Normalität und Eintauchen in die Heimatkirche. Wie wurde dieses Mitfeiern genau zelebriert? Otto Dudle beschreibt es wie folgt: «Meine Frau und ich sitzen auf dem Sofa und blicken erwartungsvoll auf den Handy-Bildschirm. Es ist Palmsonntag, kurz vor 9.30 Uhr. Zum dritten Mal wird der Gottesdienst aus der leeren Kirche per Video in die Stube übertragen. Nie hätte ich mir vorgestellt, einen Palmsonntagsgottesdienst sowie die weiteren liturgischen Anlässe der Karwoche und die Sonntagsgottesdienste bequem zu Hause statt in der Kirche mitzufeiern. Was zuvor undenkbar schien, machte der Ausnahmezustand im Frühling 2020 möglich. In lebhafter Erinnerung bleibt mir der Gottesdienst von Himmelfahrt, der, übertragen aus dem Pfarrhausgarten, von Alphornklängen begleitet war. Am Bildschirm vermissten wir zwar das Erlebnis des gemeinsamen Betens und Singens. Dennoch fühlten wir uns – YouTube sei Dank – trotz Lockdown mit der Pfarrgemeinde verbunden.»
Bei den Aufnahmen gab es klare Absprachen. Giovanni Schäfli war vom ersten Moment an sehr begeistert von dieser Idee. So schreibt er: «Diese Aufgabe hat mich von Anfang an
Hinter den Kulissen sorgten die Ton- und Filmprofis Michael Kolditz (li.) und Giovanni Schäfli (re.) für gute Vor- und Nachbereitung sowie einen reibungslosen Ablauf beim Videodreh.
fasziniert. Ich habe sie zugegebenermassen auch ein wenig unterschätzt. Glücklicherweise war Michael Kolditz für den ausgewogenen Ton verantwortlich, ich lieferte die Bilder. Die Gottesdienste wurden aufgenommen, bearbeitet und online gestellt. Für das Aufnehmen und die Nachbearbeitungen kam mir die jahrelange Erfahrung mit diesem Medium sehr gelegen. Neben der seriösen Übermittlung der Gottesdienste sollte auch das Auge auf seine Kosten kommen. Die Reaktionen beflügelten meinen spielerischen Umgang mit Bildern. Das war für mich der befriedigendste Teil der Aufgabe. Die beiden „T“s, Termin und Technik, setzten mich unter Dauerstress. Das ganz grosse Miteinander mit allen Beteiligten über diese Zeit war für mich ein starkes Erlebnis und wird mir unvergesslich bleiben. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Es war mir eine Ehre.» Natürlich gilt dies auch von unserer Seite.
Als die Lockerungen Gottesdienste wieder ermöglichten, verabschiedeten wir uns mit dem gemeinsamen Pfingstgottesdienst. Durch die beschränkten Platzzahlen planten wir weiter, und so wurden grosse Feiern wie Erstkommunion und Firmung gestreamt. Dies ermöglichte den Angehörigen, die nicht kommen konnten oder durften, bei der Feier dabei zu sein. Für uns entstand so die Überlegung, eine Kamera fix zu installieren. Seit dem 3. Advent ist nun eine solche bei uns vorhanden und ermöglicht, jeden Sonntag den Gottesdienst in den Saal zu übertragen und jeweils einen Gottesdienst online zu stellen, um so alle, die nicht kommen können, zu erreichen. Aus den abgesagten Gottesdiensten ist ein angesagtes Streaming-Angebot entstanden.
Text: Michael Kolditz, Pastoralassistent m. b. A., Pfarrei St. Peter und Paul | Foto: Giovanni Schäfli
Was in St. Peter und Paul noch «angesagt» war:
Gemeinsam mit Jugendlichen aus der zweiten und dritten Oberstufe und dem Firmkurs wurde eine Corona-Einkaufshilfe auf die Beine gestellt. Ein Angebot, dass in vielen Pfarreien vorhanden war.
In der Osterzeit bot die Gruppe «Frauen am Abend» (FamA) einen speziellen Osterkerzen-Heimlieferdienst an. Dies stiess auf sehr grosse Begeisterung.
Täglich stand ein Seelsorger in der Kirche für ein Gespräch zur Verfügung. Per Telefon, Mail und Videochat war das Team untereinander im Austausch und nahm mit Gemeindemitgliedern auf diesem Weg Kontakt auf.
Für die Ministrantinnen und Ministranten wurde vom Pastoralssistenten von individuellen Rätseln bis zu selbst entwickelten Büchern über verschiedene Themen ein spezielles Angebot geschaffen, um den Kontakt mit den Minis aufrechtzuerhalten.
Die Katechese stellte auf Home-Unti um: Die Kinder und Jugendlichen erhielten Post mit Aufgaben und Rätseln. Teilweise wurden die geschaffenen Kunstwerke der Kinder in die Gottesdienste eingebunden, oder es wurden Geschichten aufgenommen und per Video an die Kinder abgegeben. Leider fiel der Familien-Weihnachtsgottesdienst im klassischen Sinne aus. Stattdessen nahmen wir ihn im Voraus auf und spielten die Geschichte «D Wiehnacht isch abgseit» von Andrew Bond mit Playmobil-Figuren in der «Stopmotion»-Technik nach.
Im Lockdown war es nicht möglich, Weihwasser zur Verfügung zu stellen. Aufgrund des grossen Bedürfnisses nach Weihwasser gibt es seit Herbst die Möglichkeit, Weihwasser mit nach Hause zu nehmen.
Das Eltern-Kind-Feier-Team entwickelte einen Adventskalender und Bastelanleitungen zum Verzieren von Rechaudkerzen, jeweils mit einer schönen Geschichte umrahmt.
Und die Chöre? Unser Chorleiter Hansueli Bamert überbrückte das Probeverbot mit Online-Probestunden. Über Videokonferenz konnte er mit Gesang und Klavierbegleitung bei den Chormitgliedern sein.
Die Band «Al Catone» spielte hinter speziell gebauten Spuckschützen und musste infolge der Situation die Proben einstellen. Über Chats und andere Aktionen wurde der Kontakt gehalten.
Pfarrei Herz Jesu, Mattenbach
«Angesagt!»: Ordnerdienst und Willkommenskultur
Der Corona-Pandemie positive Züge abzugewinnen fällt schwer. Sie hat zu viele negative Auswirkungen. Dennoch hat diese ganz besondere Situation uns herausgefordert und neue Aufgaben gestellt. Um in den Gottesdiensten die Einhaltung des Schutzkonzeptes zu gewährleisten und den Menschen, die am Gottesdienst teilnehmen, zu helfen, sich zurechtzufinden, wurde es notwendig, Personen zu finden, die einen Ordnerdienst übernehmen.
Keine leichte Aufgabe, geht es doch darum, die Menschen auf die Einhaltung von Regeln aufmerksam zu machen, Daten für eine mögliche Kontaktverfolgung aufzunehmen, Plätze anzuweisen und unter Umständen sogar Personen erklären zu müssen, dass sie wegen der vorgeschriebenen Höchstzahl an Teilnehmenden nicht in die Kirche eingelassen werden können. Finden wir für diese heikle Mission Freiwillige? Eine ernste Frage, die im Raum stand.
Erstaunlicherweise blieb die Suche nicht ohne Erfolg. Es fanden sich Menschen, die mit Freude, Fachkenntnissen aus der Sicherheitsbranche und viel Engagement die Arbeit aufnahmen. Sie beziehen Posten im Eingang der Kirche, kontrollieren die Reservationen und die Zahl der Anwesenden, nehmen Kontaktdaten auf, weisen auf die Desinfektionsständer hin und helfen während des Gottesdienstes dabei, beim Kommuniongang und beim Ausgang den Einbahnverkehr einzuhalten. Ganz wichtig ist dabei: Sie sind wirklich «Freunde und Helferinnen».

Sie helfen, damit das Schutzkonzept in den Gottesdiensten der Pfarrei Herz Jesu umgesetzt werden kann.
Was für eine kurze Zeit geplant war, ist nun schon einige Monate Wirklichkeit, länger als erwartet. Viele Gottesdienstbesucher/innen schätzen den Einsatz der Ordnerinnen und Ordner. Sie werden nicht als eine Art Polizei wahrgenommen, sondern als Helfer/innen, die alle Eintretenden persönlich willkommen heissen und menschliche Nähe vermitteln in einer Zeit, in der wir notwendigerweise auf Distanz gehen müssen.
Was bewegt L.W. dazu, jeden Samstag ihren Dienst zu tun? «Ich gehöre zur Risikogruppe. Als die Pandemie begann versprach ich Gott, dass ich mich regelmässig freiwillig in der Kirche engagiere, wenn ich vom Virus verschont bleibe. Ich bin bis jetzt gesund geblieben und es geht mir sehr gut.»
C.F. wohnt nahe der Kirche und hat praktische Erfahrung im Sicherheitsdienst. Als wir im Forum zum Ordner-Dienst aufriefen, meldete sie sich sofort. Sie ist jedes Wochenende dabei und kennt inzwischen die meisten Leute. Ihre fröhliche Begrüssung steckt an, traurige Gesichter gibt es immer seltener. Sie freut sich über solche positiven Rückmeldungen: «Wir schätzen, dass sie so freundlich sind und diesen Dienst freiwillig machen.»
Ebenfalls jeden Sonntag dabei ist A.K. «Ich komme jeden Sonntag in die Kirche. Es spielt mir keine Rolle, eine halbe Stunde früher da zu sein. Herausfordernd für mich ist, dass man hinter den Masken keine Mimik sieht. Ich versuche mit wenigen Worten herauszufinden, wie es den Leuten geht. Das interessiert mich.»
Die freiwilligen Helfer und Helferinnen vom Ordnerdienst nehmen ihre Aufgabe ernst und sind mit viel Engagement dabei.
Text: Klaus Meyer, Pfarrer Fotos: Pfarrei Herz Jesu

Pfarrei St. Josef, Töss
«Angesagt!»: Pilgerheiligtum St. Josef
Eine wachsende Zahl von Familien und Einzelpersonen aus unserer Pfarrei sind am Projekt «Pilgerheiligtum» beteiligt, das vor knapp vier Jahren in St. Josef ins Leben gerufen wurde. In diesem Kreis wandert das Pilgerheiligtum, ein 28 cm hohes Bild der «Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt», im Wochenrhythmus von Haus zu Haus. Die Weitergabe erfolgt nach der heiligen Messe am Sonntag. Neue Teilnehmer können jederzeit in den Kreis integriert werden. Trotz der fehlenden Gottesdienste während des Lockdowns im vergangenen Jahr, konnte die pilgernde Muttergottes die Pfarreimitglieder weiterhin besuchen: Das Bild wurde dann vor der Haustüre hinterlegt. Es ist schön, dass Maria die Menschen auf diese Weise miteinander verbindet.
Die biblische Grundlage der Initiative ist die Stelle 1,39 ff. im Lukasevangelium: Maria, die Christus trägt, scheut nicht den mühevollen, langen Weg über das Gebirge in das Haus von Elisabeth und Zacharias, um ihrer ebenfalls schwangeren Cousine beizustehen. Sie grüsst, und Gottes Segen wird erfahrbar. Im Zeichen des Pilgerheiligtums geht die Gottesmutter über das Gebirge unserer Zeit: Hektik, Zeitdruck, Lockdown-Massnahmen, Einsamkeit und Angst sind Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind. So kommt Maria in unsere Häuser, zu unseren Familien, in unseren Alltag, um uns zu grüssen und die Nähe Gottes zu vermitteln.
Bei uns zu Hause steht das Bild auf dem Esstisch. Maria und Jesus sind mittendrin in unserem Alltagstrubel und erinnern daran, uns einen kurzen Moment für Gott und füreinander zu schenken: ein kurzer Dank am Morgen, ein bewussteres Tischgebet vor dem Essen, ein Angelus-Gebet oder einfach ein kurzer, liebevoller Blick beim Vorbeigehen, um mit Jesus in Verbindung zu bleiben. Abends steht das Bild im Kinderzimmer, wo wir vor dem Schlafen- gehen ein Gesetz des Rosenkranzes miteinander beten. Der Besuch der Pilgernden Gottesmutter von Schönstatt im Zeichen des «Pilgerheiligtums» lädt ein:

• sensibel zu bleiben für die Kostbarkeit des
Augenblicks. • Freiräume zu schaffen für die Begegnung mit Gott und untereinander. • die Herausforderungen des Alltags der Sorge Gottes zu übergeben. • das Leid des Lebens für andere zum Segen werden zu lassen.
Die pilgernde Muttergottes verbindet Menschen aus unserer Pfarrei und auf der ganzen Welt und lässt neue Gemeinschaften wachsen. Das Hausgebet ist in über 100 Ländern verbreitet und etwa 30 Millionen Menschen nehmen daran teil. Sie alle dürfen erfahren: Maria geht den Weg mit uns. Sie führt uns zu ihrem Sohn, der das Licht der Welt ist. Seine Nähe, sein Licht, seine Kraft und seine Liebe, die unsere Seele durchfluten möchten, können gerade in den dunklen Zeiten der Corona-Pandemie zu einem besonderen Geschenk werden, wenn wir ihm nur die Türe öffnen.
Text und Foto: Pfarrei St. Josef
Was in St. Josef noch «angesagt» war:
Leider hat das Coronavirus im Jahr 2020 unsere Pfarrei sowie die ganze Kirche ausgebremst. Trotzdem sind wir dankbar, dass die pastorale und soziale Arbeit in der Pfarrei weiter funktioniert hat. Allen Mitarbeitenden, den Freiwilligen, die ihre Freizeit für den Dienst an Kirche und Mitmensch einsetzen, und allen, welche die Anliegen unserer Pfarrei in ihr Gebet einschliessen, sei von ganzem Herzen gedankt. Sie machen die Pfarrei St. Josef lebendig. Die Corona-Zeit ist für uns eine Einladung, aus einer anderen Perspektive auf die Kirche zu schauen. In St. Josef haben wir uns auf das geistliche Leben der Familien fokussiert, weil wir uns nicht persönlich treffen können. Die Hauskirche, die Familie, das
gemeinsame Gebet zu Hause machen die Pfarrei lebendig. Das Projekt «Pilgerheiligtum» wurde in St. Josef sehr herzlich angenommen. Das Bild der «Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt» hat die Herzen erobert.
Aufgrund der Pandemie ist nur eine begrenzte Anzahl von Gottesdienstbesuchern erlaubt. Darum bieten wir zusätzliche Sonntags-Gottesdienste an. In dieser Zeit findet die Kinderkirche virtuell statt. Das Team bereitet einen Film für Kinder und Eltern vor. Vergessen wir nicht, dass die Pfarrei zu Werken der Barmherzigkeit berufen ist: So haben wir Einkaufshilfen organisiert und Lebensmittelpakete für hilfsbedürftige Menschen gesammelt und bereitgestellt. Diese Aufgaben haben die Pfarreimitglieder mit Liebe angenommen und dabei nie vergessen, dass andere Menschen ihre Hilfe benötigen. Auch der gegenseitige Zusammenhalt, regelmässige Kontakte und freundliche Worte geben viel Kraft.
Wir sind auch ganz besonders dankbar für die Veröffentlichung des Bilderbuches «Die Prinzessin von Töss», das von Monika Imhof geschrieben wurde. Ludmiła Tyminska-Widmer illustrierte die Geschichte. Das Buch nimmt grosse und kleine Leserinnen und Leser mit auf die Reise durch die Geschichte der Elisabeth von Töss.
Grossen Dank an alle Menschen, für das Engagement in der Pfarrei St. Josef. Alle Tätigkeiten kann man hier aus Platzgründen leider nicht erwähnen. Vergelt's Gott.
Jacek Jeruzalski, Pfarrer St. Josef
Pfarrei St. Marien, Oberwinterthur
«Angesagt!»: Brot teilen
Brot teilen oder Brot brechen ist eine alte Sitte im Nahen Osten. Es ist das Signal des Ranghöchsten, dass man mit dem gemeinsamen Essen beginnen kann. Dieses Ritual kennen wir Christen aus der gemeinsamen Feier der Eucharistie, die sich auf das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern bezieht. In diesem Zusammenhang stellt die Erstkommunion einen wichtigen Schritt des Hineinwachsens unserer Kinder in die Kirche dar.
Die Feier mit aufgeregten, strahlenden Kindern ist jedes Mal ein Highlight. In diesem Jahr mussten wir aufgrund der Pandemie das grosse Fest absagen. Die Familien mit ihren Erstkommunionkindern waren enttäuscht und traurig. Hier könnte die Geschichte zu Ende sein – doch Not macht erfinderisch: Wir wagten den Versuch und luden die Kinder mit ihren Familien in kleinen Gruppen zum sonntäglichen Gottesdienst ein, um in reduziertem Rahmen das grosse Geheimnis des geteilten Brotes zu feiern. So zogen sich die Erstkommunionfeiern mit zwei bis sechs Kindern bis in den November. Schön war, dass die sonntägliche Gottesdienstgemeinde die eucharistische Mahlgemeinschaft generationsübergreifend erleben durfte. Die einzelnen Kinder wurden dankbar in die Mitte genommen – so, wie es sich Jesus wohl gewünscht hätte. Wie heisst es im Evangelium auf die Frage, wer der Grösste sei? «Und er nahm ein Kind und stellte es in ihre Mitte…» Gleichwohl möchten wir diese coronabedingte Form der Erstkommunionfeier nicht schönreden. Wir freuen uns, wenn zukünftig am Erstkommunionstag wieder viele Kinder miteinander am Tisch des Herrn stehen dürfen.
Biblisch betrachtet hat das Brotteilen noch eine weitere Komponente, nämlich sein Brot mit dem Hungrigen zu teilen (Jes 58,7). Diese hat im Corona-Jahr 2020 eine neue Note erhalten: Mitte März zeichnete sich ab, dass schweizweit tausende Personen zu Corona-Risikogruppen wurden und auf Hilfe angewiesen waren. Die Aufforderung, zu Hause zu bleiben, veranlasste uns, spontan am Projekt «Hilf-jetzt» teilzunehmen. Nicht nur Pfarreimitglieder erklärten sich bereit, für die Betroffenen einkaufen zu gehen oder Medikamente zu besorgen. Auch kirchenferne Menschen meldeten ihre Hilfe an. In dieser ungewöhnlichen Zeit zeigte sich, dass Not vielseitig sein kann. Es ist nicht selbstverständlich, dass beispielsweise alle Lernende für das Homeschooling genügend digital ausgerüstet sind. Über unser Pfarreiblatt «Chileturm» suchten wir daher ältere, funktionstüchtige Laptops. Der Erfolg war bisher bescheiden. Wir bleiben weiterhin dran.
Gefährdete Personen, insbesondere ältere Menschen, leiden nicht nur unter der erhöhten Ansteckungsgefahr, son-
Taschen mit gespendeten Lebensmitteln werden einmal pro Woche nach Zürich zu Schwester Ariane vom Verein «incontro» gebracht. Dort gehen die Lebensmittelsäcke an Menschen, die Hilfe dringend benötigen.

dern auch an den Folgen des Alleinseins. Die psychischen Auswirkungen können ebenso gefährlich wie das Virus selber sein. Aus diesem Grund hat sich das Team überlegt, wie wir den Menschen in diesem doch schwierigen, und zum Teil sehr einsamen Jahr, eine Freude bereiten können. Die Idee, ein Weihnachtsessen persönlich zu bringen, war geboren. Ein Restaurant zeigte sich bereit, etwas Frisches zu kochen. So war die Umsetzung nicht mehr schwierig: Menschen, die gerne ein Essen für sich wollten, konnten sich bei uns melden oder jemand anderen angeben, dem sie dies gerne gönnen würden. Am 24. Dezember holten Teammitglieder die Essen im Restaurant ab und verteilten sie an die Interessierten in Oberwinterthur. Strahlende Gesichter und die grosse Freude der Beschenkten haben uns reich beschenkt.
Dass die Not noch nicht vorbei ist, zeigt die Lebensmittelaktion für Bedürftige und Menschen auf der Gasse. Auch hier ist unsere Pfarrei aktiv geworden. Für den Verein «incontro» sammelten wir Lebensmittelsäcke. Die Solidarität der Pfarreimitglieder war und ist überwältigend! Auch hier werden wir weiterhin tätig sein. Der «Anhaltspunkt» im Neuhegi ist dafür neu verantwortlich.
Hoffen wir, dass die Hilfsbereitschaft in unseren Pfarreien weiterlebt. So ist das Brotteilen nicht nur gemeinschaftsbildend, es ist ebenso segensstiftend!
Text: Stefan Heinichen, Jugendarbeiter | Susanne Meier, Sozialarbeiterin | Stefan Staubli, Pfarrer Foto: Stefan Heinichen, Pfarrei St. Marien
Was in St. Marien noch «angesagt» war:
Im Frühling 2020 durfte nicht nur kein Gottesdienst gefeiert werden. Unseren Katechetinnen und Katecheten fehlte ebenso der Kontakt zu den Unti-Kindern und deren Familien. Zu dieser Zeit beschäftigten uns, zusammen mit Pfarrer Stefan Staubli, die Gedanken, dass wir die zentrale Feier unseres Glaubens nicht gemeinsam feiern können. Durch die Arbeit im Homeoffice sind wir auf die Idee gekommen, sich zu Ostern auf eine alte Tradition zu besinnen: die urchristliche Hauskirche. Das Christentum begann nicht in Kirchen, sondern in häuslichen Feiern. Es stellte sich die Frage, wie man dies den Kirchengängerinnen und Kirchengängern nahe bringen kann. Daraus entstand eine Handreichung für die Kar- und Ostertage, die Einladung und Anleitung zugleich war. Schritt für Schritt werden die Tage der Karwoche aufgezeigt. Der tägliche Bibeltext wird begleitet von einem Gedanken und einer illustrierten Anregung für den Austausch sowie einem Ritual. So ist es möglich, sich zu den Wurzeln unserer Hauskirche zu begeben und mit wenig Aufwand die Ostertage auf besondere Art und Weise zu feiern.
Die «Handreichung für die Kar- und Ostertage zu Hause» wurde im April 2020 in gedruckter Form an viele Haushalte verteilt und ist jedes Jahr verwendbar. Exemplare können online oder gedruckt bezogen werden.
Die «Handreichung für die Kar- und Ostertage zu Hause»: Erarbeitet von Jeannette Suter und Stefan Staubli im Corona-Jahr 2020 unter Mithilfe aller Religionslehrer/-innen.
Text: Michael Weisshar, Gemeindeleiter, St. Marien
Begegnungsstätte Anhaltspunkt Neuhegi
Digital ist «angesagt»!
Es erübrigt sich zu erwähnen, dass die SARS-CoV-2-Pandemie und die daraus hervorgegangenen Konsequenzen auch das Begegnungszentrum «Anhaltspunkt» im Berichtsjahr geprägt haben. Die Zeit während des ersten Lockdowns von März bis Mai 2020 musste und konnte anders genutzt werden. Teamintern wurde das bestehende Angebot evaluiert. Um aber auch die Meinungen und die Wünsche unserer Besucher abzuholen, wurde eine grössere Online-Umfrage vorbereitet, die später im Jahr an die Empfänger unseres Newsletters versandt wurde. Der Rücklauf war erfreulich gross und aus den gewonnenen Einsichten wurde bereits einiges in Planung für «Nach-Corona»-Zeiten aufgenommen.
Und der «Anhaltspunkt» wurde im Frühling 2020 digitaler! Einerseits wurde eine Strategie für den Auftritt in den Sozialen Medien erarbeitet und umgesetzt. Neben gelegentlichen spontanen Begegnungen im Quartier waren diese Plattformen eine gute Möglichkeit, mit unseren Besuchern in Kontakt zu bleiben, solange die Türen des «Anhaltspunkts» ganz geschlossen waren. Über die nun viel häufigeren Beiträge auf Facebook (anhaltspunkt. neuhegi) und Instagram (@anhaltspunkt_neuhegi) konnten auch neue und vermehrt jüngere Personen angesprochen werden, die dann im Sommer auch zu der einen oder anderen Veranstaltung kamen.
Andererseits wurden einige Veranstaltungen per Videokonferenz durchgeführt. Speziell sei hier das monatliche «Café Philo» zu erwähnen, das im Berichtsjahr schlussendlich öfters im «virtuellen Raum» als vor Ort im Begegnungszentrum stattgefunden hat. Diese Online-Veranstaltungen konnten nicht zuletzt deshalb so erfolgreich durchgeführt werden, weil die meisten Teilnehmenden sich bereits seit mehreren Jahren im mehr oder weniger gleichen Kreis treffen und gut kennen.

Viele nahmen an den angebotenen Online-Veranstaltungen teil: Hier das Online-Café Philo vom 20. April 2020. Nach dem Lockdown im Frühsommer war das Bedürfnis unserer Gäste nach Begegnungen und Gesprächen sehr gross. Da die Mittagessen wegen der engen Platzverhältnisse im «Anhaltspunkt» noch nicht durchgeführt werden konnten, wurden dafür die vormittäglichen Kaffeetreffs von normalerweise zweimal wöchentlich auf alle Werktage ausgedehnt. Diese und auch die wöchentliche «Tankstelle am Donnerstag» boten wieder die gewünschten Möglichkeiten für den zwischenmenschlichen Austausch und Gespräche über «Gott und die Welt» – und das Coronavirus. Unsere Besucher waren sehr dankbar für offene Ohren und ein oft auch längeres und tiefergehendes Gespräch. Im Sommerhalbjahr wurden neben den regulären Veranstaltungen auch Aktivitäten für Familien im Eulachpark durchgeführt, so ein Rallye-Parcours für Gross und Klein und der jährliche Kinderflohmarkt.
Ab Herbst schränkten die erneut verschärften Corona- Massnahmen unsere Möglichkeiten wieder stärker ein. So mussten einige geplante bzw. bereits vom Frühjahr auf den Herbst verschobene Anlässe und Kurse wiederum abgesagt werden. Und die nun geltende Maskenpflicht machte vor allem den älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Bücherrunde und des Gedächtnistrainings Mühe, sodass diese Treffs schon bald wieder eingestellt werden mussten, ebenso das wöchentliche Meditieren, das mit Masken nur schwer möglich ist. Andere Aktivitäten konnten mit Flexibilität und Kreativität bis zum generellen Veranstaltungsverbot kurz vor Weihnachten weitergeführt werden. So wich zum Beispiel die Qigong-Gruppe für ihr wöchentliches Praktizieren in den Eulachpark oder in den sehr grossen Raum des Mehrgenerationenhauses «Giesserei» aus.
In diesem turbulenten und von Unsicherheiten geprägten Jahr war auch der Kontakt zu unseren Freiwilligen schwierig. Da die meisten im Alter der «Risikogruppe» sind, stellten wir ihnen frei, ob sie sich weiterhin engagieren oder lieber eine Pause einlegen wollten. Aber auch die abgesagten Veranstaltungen – allen voran die nicht durchgeführten Mittagstische – reduzierten die Einsätze der Freiwilligen stark. Durch gelegentliche Telefonate oder Mail-Nachrichten, eine spontane Begegnung im Quartier oder einen gemeinsamen Spaziergang im Park konnte der Kontakt aufrechterhalten werden und den Freiwilligen etwas Abwechslung in den durch die Corona-Massnahmen eingeschränkten Alltag bringen. Ein Highlight und ein gemütliches Wiedersehen war für alle das alljährliche Freiwilligen-Essen, das «coronatechnisch» optimal Mitte September stattgefunden hat.
Pfarrei St. Laurentius, Wülflingen
«Angesagt!»: Erwachsenenfirmung «New horizons...»

Kurz vor dem Lockdown machte sich eine Gruppe von 11 Erwachsenen «auf den Weg zu neuen Horizonten», wie das Motto des Firmwegs hiess. Die Gruppe hätte unterschiedlicher nicht sein können: fünf Frauen und sechs Männer; vier Konvertierte und sieben Katholiken; drei Schweizer, vier Portugiesen, zwei Polen, eine Italienerin und eine Amerikanerin; im Alter von 21 bis 66 Jahren. So war die Gruppe im wahrsten Sinne des Wortes «katholisch».
Nach den Lockerungen der Corona-Massnahmen konnten wir den Firmweg fortsetzen. Es wurde gebetet und Gemeinschaft gepflegt, die Bibel gelesen und unterschiedliche Themen diskutiert: Gott als Vater und Schöpfer; Jesus Christus, sein Leben, sein Evangelium, sein Sterben, seine Auferstehung; der Heilige Geist und die Kirche; unser Leben und Handeln als Christen; Leid, Sterben und ewiges Leben.

Ursprünglich sollte die Erwachsenenfirmung am 10. Mai 2020 stattfinden, musste aber wegen des Lockdowns ausfallen. Beim neuen Termin, am 14. Februar 2021, konnten zwei aus der Gruppe leider nicht dabei sein. Sie werden die Firmung im September 2021 nachholen. Für die anderen neun Firmlinge war es eine schöne Feier mit Bischof Marian Eleganti. Zum Schluss der Predigt griff der Bischof zu seiner Gitarre und sang ein Marienlied. Das war sehr eindrücklich. Ein Firmling, der im Gottesdienst noch getauft wurde, schrieb mir folgende Nachricht: «Heute war für mich ein ganz besonderer Tag. Ich habe das Gefühl, erfüllt zu sein, und dass ich etwas erhalten habe, was mir all die Jahre über gefehlt hat.» Hört, hört... Für Bischof Eleganti war es auch ein besonderer Tag, wie er im Gottesdienst sagte. Es war wohl seine letzte Firmung, denn am Tag darauf akzeptierte der Papst seinen Rücktritt als Weihbischof. Marian Eleganti hatte 2019 gegenüber dem Papst seinen Amtsverzicht erklärt.
Firmgottesdienst der Pfarrei St. Laurentius.
Was in St. Laurentius noch «angesagt» war:
Wir nahmen jede Woche Gottesdienste auf und stellten sie auf die Homepage. So konnten wir gottesdienstlich in Verbindung bleiben. Für Jugendliche gab es kurze Videoimpulse. Die Katecheten haben den Kindern Post nach Hause geschickt, unter anderem mit einem Osterwettbewerb. Besonders schutzbedürftige Personengruppen konnten wir mit unserem neuen Projekt «Jugend hilft» durch Einkäufe und Botengänge unterstützen. Die Corona- Krise hat viele Menschen mit kleinen Einkommen finanziell stark belastet, sodass der Sozialdienst unserer Pfarrei rege angefragt wurde. Zudem organisierten wir eine Sammlung für ein Waisenhaus in Rumänien. Inzwischen gibt es die Aktion «Päckli spendet Freud», bei der Nahrungsmittelpakete an Bedürftige verteilt werden.
Am 20. Oktober 2020 wurde das Benefiz-Dinner nachgeholt. Statt 80 Personen wie sonst, mussten wir wegen den Schutzmassnahmen die Anzahl der Gäste auf 40 reduzieren. Die Jugendlichen haben mit Masken bedient, die Toiletten wurden jede Stunde desinfiziert, der Raum jede Stunde gelüftet. Aber der Aufwand hat sich gelohnt! Mit dem Erlös konnte ein Brunnen in Äthiopien für über 1000 Menschen gebaut werden. Dies ist der siebte Brunnen, den unsere Pfarrei in den letzten vier Jahren realisiert hat. Damit konnten wir über 6000 Menschen zu sauberem Trinkwasser verhelfen.
Auch Neues hatte Platz. So gab es nach vielen Jahren wieder eine Samichlaus-Aktion mit Unterstützung unseres Männervereins. Die Spenden von Fr. 671.50 gingen an ein Waisenhaus in Kamerun, das von unserem Priester Oscar Tassé mitbetreut wird (www.casadesanges.com).
Ich danke allen, die in dieser mühsamen Zeit das Leben der Pfarrei mitgestaltet haben. Die Worte reichen nicht aus, trotzdem: Danke, Merci, Grazie…
Pfarrei St. Ulrich, Rosenberg
Briefkontakt ist «angesagt»
«Corona» – dieses Wort begleitet uns seit Monaten und schränkt unser Leben ein. Was bedeutet das für unsere Arbeit? In unserer Pfarrei? Im Frühling konnten wir keine Gottesdienste feiern, keinen Religionsunterricht durchführen. Wir hatten keinen Kontakt zu unseren Pfarreimitgliedern. Vieles wurde abgesagt.

Diese Absagen haben im Team einige Gedanken ausgelöst und die Frage: Wie können wir die Pfarreimitglieder am besten persönlich und schnell erreichen? Auch sind viele elektronisch nicht zu erreichen. So haben wir in einem Brief über Neuerungen und Änderungen, über Online-Gottesdienste, regelmässige Öffnungs- und Ansprechzeiten im Büro, über Einkaufsservice und vieles mehr informiert. Die Schülerinnen und Schüler erhielten einen separaten Brief. Das ganze Pfarreiteam war gefragt. Es wurde geschrieben, gedruckt und nach Strassen sortiert. Zudem stellten wir unsere Briefe persönlich zu. Mit Unterstützung unserer Söhne, Töchter –und die Ehefrau des Chefs half auch gerne mit.
Was hat uns die Aktion gebracht? Es gab manche Begegnung über den Gartenzaun, manches Gespräch im Treppenhaus und auf der Strasse. Wir trafen Pfarreimitglieder, die wir noch nicht kannten. Die Menschen in Veltheim haben uns gesehen und dadurch hat St. Ulrich für sie ein Gesicht bekommen. Corona hat uns im Leben eingeschränkt, aber auch gezeigt, dass es andere Wege gibt, Kontakt zu halten. Das positive Feedback war gross: Unsere Pfarreimitglieder waren stets informiert und dankbar über den bestehenden Kontakt zum Team. Von Versand zu Versand lernten wir dazu. Wir merkten, dass es Menschen gibt, zu denen wir Kontakt haben, die aber offiziell nicht in unserem Einzugsgebiet wohnen oder katholisch sind. Auch sie sollten einen Brief erhalten. Falls wir am Ende dennoch jemanden vergessen haben, war dies keine Absicht.
Vor Pfingsten konnten wir den Brief mit dem schönsten Inhalt austragen: Die Lockerungen erlaubten uns, wieder Gottesdienst zu feiern. Wir wollten, wenn es witterungsbedingt möglich war, Gottesdienste im Freien feiern. Der Innenhof von St. Ulrich bietet sich hier gut an. Es war für uns alle berührend, mit welcher Freude dieses Angebot angenommen und wie viel Wertschätzung uns geschenkt wurde. Die Menschen, egal ob kirchenfern oder kirchennah, bemerkten, wie wichtig sie uns sind und wie wichtig uns der gemeinsame Austausch ist.
Wir haben erfahren, dass ein Brief immer noch gut ankommt, auch bei Kindern und jungen Menschen. Vielleicht ist ein Brief heutzutage sogar «etwas Besonderes» und erhält daher mehr Beachtung! Als Team sind wir durch diese Aktion näher zusammengerückt. Nicht physisch, da wir die Abstandsregeln pedantisch eingehalten haben. Aber in unserm Anliegen für die, denen St. Ulrich wichtig ist, gemeinsam etwas zu tun!
Gottesdienstfeier im Innenhof der Pfarrei St. Ulrich.
Text: Rosalba Lauria, Sekretärin, Pfarrei St. Ulrich Foto: Giovanni Schäfli
Was in St.Ulrich noch «angesagt» war:
Im Januar die ökumenischen Wochen und Bildungsanlässe, ganz normal, eine Freude wie immer!
Besuch der Ausstellung «Hemmungen» in Bern an einem Samstag im März. Es war nichts mehr normal, es war der Samstag vor dem Lockdown.
Im restlichen Jahr gab es Momente, die eine gewisse Normalität vermittelten: alle Anlässe, die im Freien stattfanden. Es ist ein grosses Glück, dass die Pfarrei St. Ulrich bewegungs- und wanderfreudig ist. So war die Freude gross, als wir in den Sommerferien mit unserm Sommerpriester Romuald, der seit über 30 Jahren zu uns kommt, die traditionelle Wanderung durchführen konnten. Wir wanderten durch die Weinberge oberhalb von Weinfelden und wurden dort fürstlich verköstigt. Die Wirtin und der Koch freuten sich, dass eine so grosse Gruppe angemeldet war – etwas Normalität.
Nach den Herbstferien war die Openair-Saison in St. Ulrich leider vorbei und die Einschränkungen wegen des Virus wurden Normalität. Heute ist unsere Kirche am Sonntag regelmässig voll, 50 Personen netto. Die Frage, wann wir endlich wieder rausgehen können, wird immer häufiger gestellt!
Marcus Scholten, Gemeindeleiter, Pfarrei St. Ulrich
Pfarrei St. Urban, Seen
«Angesagt!»: Musik in Zeiten von Corona – erfreuend und belebend
Menschen brauchen Musik. Musik ist ein wesentlicherTeil der Liturgie und des Pfarreilebens – wegen Corona findet ab März 2020 nichts mehr statt. Was nun?
Schnell entsteht die Idee, Videoclips «Musik und Wort» und «Orgelmusik St. Urban» zu drehen und ins Netz zu stellen. Die Reaktionen der Menschen: «Schön, euch wiederzusehen!»
Gehaltvolle Gedanken, festliche Musik von Palmsonntag bis Ostern und Christi Himmelfahrt – ein besonderes Highlight von St. Urban lebt auf. Die Präsenz durch «Musik und Wort» weckt die Sehnsucht nach mehr Musik. «Wann ist Joachim an der Orgel? Darf ich dann in die Kirche, um seine Musik zu geniessen?»
Auch Seelsorge und Sozialdienst bleiben auf Hochtouren aktiv: Anwesenheit im Pfarreizentrum, Telefonate, Mails – miteinander reden, zuhören, beraten, Unterstützung anbieten….
Ab Pfingsten sind Gottesdienste wieder möglich – live und mit Abstand. Musik- und bewegungsfreudige Menschen treffen sich ab Pfingsten in sehr kleinen Gruppen zu Tanz im Kreis mit klassischer Musik und Tönen aus aller Welt. Als musikalische und kreative Besonderheit werden die Balkongottesdienste zwischen Pfarreizentrum und Alterszentrum begeistert angenommen. Jedes Mal sind mehr Teilnehmende auf den Balkonen und an den Fenstern des Alterszentrums zu sehen, strahlend und winkend, der Musik applaudierend.
SolistInnen mit Flöte, Akkordeon, Saxofon, Keyboard bereichern Gottesdienste und Anlässe, denn Singen ist leider seit Monaten öffentlich nicht erlaubt.
Stimmungsvolles Arrangement zu «Tanz im Kreis».
Vorbereitungen zum Videodreh «Orgelmusik St. Urban».


Der Kinderchor probt freudig weiter, und auch der Kirchenchor sowie die Gruppe der KantorInnen dürfen in Kleinstgruppen proben. Zu Hause können sie mit Videoclips des Chorleiters für sich üben.
Im goldenen Herbst ist die Freude gross: Konzerte sind erlaubt. Orgelkino, Jazzkonzert, Rhapsody in Blue – im Nu geplant und auf die Beine gestellt, und – oh nein – abgesagt.
Livestream sei Dank darf man das weihnachtliche Jazzkonzert von Lyambiko daheim verkosten. Während der Adventszeit werden die Menschen über die Homepage mit Text und Musik des virtuellen Adventskalenders überrascht und auf Weihnachten eingestimmt.
So kann die Musik von St. Urban in ganz verschiedenen Formen Menschen erfreuen, verbinden, Distanzen überwinden.
Text und Fotos: Astrid Knipping, Seelsorgerin | Joachim Seefelder, Kirchenmusiker
Parrocchia MCLI San Francesco
«Angesagt!»: Gemeinsam können wir es schaffen!
Die Corona-Krise hat unser Leben von heute auf morgen auf den Kopf gestellt und tief greifende Veränderungen von Gewohnheiten, Ritualen und Glaubenspraktiken mit sich gebracht. Wie können wir miteinander in Verbindung bleiben, wenn vieles nicht mehr möglich ist, oder nur mit grossen Einschränkungen möglich war?
Rasch mussten Antworten gefunden und die Pastoralarbeit den neuen Anforderungen angepasst werden. Wir verliessen vertraute Wege und betraten unbekanntes Terrain. Wir schufen virtuelle Räume, in denen über die räumliche Distanz hinweg neue Formen sozialer Begegnung möglich wurden. Dennoch, echte Begegnungen finden nur zwischen realen Menschen statt. Sie sind es, die virtuelle Räume mit Leben füllen, miteinander in Verbindung treten und emotionale Nähe schaffen können.
Durch ungewohnte Formen der sozialen Begegnung gewann das Erzählen eine neue Bedeutung. Wir erzählten uns biblische Geschichten, über Gott und die Welt, oder unsere ganz persönlichen Geschichten. Mit aufrichtigen Worten reichten wir einander, im übertragenen Sinn, die Hand und erlebten Gemeinschaft. So stärkten wir das soziale Band, das uns zusammenhält.
Während des Lockdowns und danach haben viele Pfarreimitglieder mit uns die Heilige Messe gefeiert, die sonntags live aus unserem Pfarreizentrum und der Kirche Herz Jesu übertragen wurde. Sie konnten zudem von zu Hause am Rosenkranz, der «via crucis» oder der eucharistischen Anbetung teilnehmen und auf diese Weise gemeinsam im Gebet verbunden sein. Trotz der erzwungenen Distanz ist es uns gelungen, Nähe und Gemeinschaft herzustellen. Gemeinsam haben wir Kraft aus dem Wort Gottes geschöpft und auf das Licht vertraut, das in der Finsternis für uns leuchtet.
2020 hatten wir Zeit, unsere Beziehungen zu vertiefen. Per Telefon konnten wir die sozialen Kontakte pflegen. Gerade mit älteren Menschen, die besonders betroffen oder einsam waren, war der Austausch wichtig. Im Corona-Jahr galt unsere Aufmerksamkeit vor allem Personen, die leidvolle Erfahrung mit Krankheit, Tod und Trauer machen mussten.
BetreuerInnen organisierten sich via Gruppenchat und blieben so in Kontakt mit ihren Mitgliedern. Online konnten religiöse Anlässe oder Bildungsveranstaltungen besucht oder einfach nur Gedanken geteilt werden. Unter dem Motto «Gemeinsam können wir es schaffen!» wurden unterschiedliche Angebote ins Leben gerufen.
Mit der Unterstützung von Freiwilligen stellten wir eine Nachbarschaftshilfe auf die Beine und konnten, neben spiritueller Begleitung und Telefongesprächen, Unterstützung beim Einkaufen oder Botengänge anbieten.
Wir haben mit vielfältigen digitalen Formaten auf die pastoralen Herausforderungen reagiert. Welche dieser neuen Angebote sollen über die Corona-Zeit hinaus wirken? Welche wollen wir wieder loslassen?
Wir sind aufgefordert, eine Ausgewogenheit zwischen herkömmlichen und digitalen Angeboten zu finden. Kehren wir zu dem zurück, was sich in der Vergangenheit bewährt hat und nehmen wir das Positive für die Zukunft mit, das wir in diesen herausfordernden Zeiten gelernt haben.

Text: Don Carlo de Stasio, Pfarrer Parrocchia MCLI San Francesco
Foto/Plakat: Parrocchia MCLI San Francesco
Wobis – jaok – binbanof – OW bis sie Schussel – Ich komme deinen Haus – wasis das. Diese SMS kommen von einer liebenswürdigen tibetischen Flüchtlingsfrau, die nach einer berührenden Geschichte seit fünf Jahren in der Schweiz lebt. In ihrer Heimat ging sie nie in die Schule, verrichtete indes harte Feldarbeit. Die tibetische Schrift kann sie nicht lesen, somit auch kein Wörterbuch. Eine sprechende Übersetzungs-App für Tibetisch gibt es nicht. Aber das bezaubernde Lächeln der Frau und ihre lebhaften Gesten erlauben etwas Kontakt. Sie kam vor einigen Monaten ins Büro, zeigte ihr Handy mit Zeilen eines Sozialarbeiters: M. sucht eigene Wohnung, möchte aus dem Asylcontainer ausziehen. Am Telefon meinte der Sozialarbeiter: «Wenn ihr dieser Frau nicht helfen könnt, wer dann?»
So eine Situation ist nicht der Normalfall in der VIWO. Aber was ist schon Normalfall? Eine Familie mit traumatisierten Eltern oder mit einem schwerkranken Kind, das immer in den dritten Stock getragen werden muss?
Die Wohnungssuche mit M. war nicht einfach. Zum Glück hatte sie schon etwas lesen und schreiben gelernt, nur verstand sie nicht, was sie von der Wandtafel abschrieb. Zur Wohnungsbesichtigung schrieben wir Buslinie, Haltestelle, Termin auf einen Zettel. Wenn wir einander dann doch nicht fanden, zeigte sie den Zettel lächelnd einem Passanten. Besser wurde es, als wir eine Person ihrer Muttersprache fanden, die am Telefon übersetzte. Nun lebt M. glücklich in einer kleinen Wohnung. Sie wollte sofort eine tibetische Flagge an die Wand hängen, betrachtete sie glücklich und meinte, jetzt möchte sie noch eine kleine Schweizer Fahne dazu. Es ist nur schwer vorstellbar, was es heisst, mit so eingeschränkter Sprache hier zu leben. Immer noch ist die Freiwilligenarbeit tragend für die VIWO, am meisten für die Begleitung nach dem Wohnungsbezug. Die Wohnungssuche läuft meist über die Geschäftsstelle. Diese war 2020 mit 50 Prozent besetzt. Trotz Corona wurden 18 neue Wohnungen gefunden. Damit ist die Gesamtzahl der vermittelten Wohnungen auf 110 gestiegen, in denen 333 Flüchtlinge leben. Rund die Hälfte kommt ganz ohne VIWO-Unterstützung aus. Andere Flüchtlinge haben wir bei Fragen rund ums Wohnen beraten und vernetzt. Viel Arbeit hatten wir, um illegal vermietete Wohnungen mit unzumutbaren Zuständen aufzudecken, was zu mehreren Zeitungsartikeln und vermehrtem Austausch mit der Stadt führte.
Zurzeit stellt die VIWO in 19 Fällen die Kaution, bei 15 Wohnungen haftet sie solidarisch, 18 Wohnungen mietet sie selbst. Eine einmalige Zusage der Glückskette von Fr. 48 000.– , verteilt auf zwei Jahre, erlaubt uns eine befristete zusätzliche Stelle, um anstehende Aufgaben aufzuarbeiten. Eine ehrenamtlich engagierte Betriebsökonomin erarbeitet mit dem Vorstand neue Strukturen, um die Last der VIWO auf mehr Schultern zu verteilen und in den nächsten Jahren einen guten Betrieb zu ermöglichen. Text und Foto: Zita Haselbach

Die VIWO ist ein gemeinnütziger Verein und wurde 2015 von der Katholischen Kirche in Winterthur gegründet. Zita Haselbach ist Präsidentin der VIWO. Heute steht der Verein unter dem Patronat der Katholischen Kirche Winterthur und dem Verband der evangelisch-reformierten Kirchgemeinden der Stadt Winterthur, die den Verein, neben weiteren Spenden, finanziell mit je Fr. 15 000.– pro Jahr tragen. Weitere Finanzen werden gesucht. Die Unterstützung für die Wohnungssuchenden ist kostenlos.
Geschäftsstelle: Wartstrasse 11, 8400 Winterthur E-Mail: viwo@bluewin.ch Tel.: 079 15 200 51 Konto: Raiffeisenbank Winterthur, Verein VIWO, 8400 Winterthur | Konto: 90-99200-4 IBAN: CH47 8148 5000 0079 3580 1 Spenden können bei der Steuererklärung abgezogen werden.