Das MAGAZIN für Sicherheitskultur 10/2022

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DIGITALISIERUNG

Viele Möglichkeiten, viele Grenzen?

LESSONS LEARNED?

Warum tun wir uns so schwer damit?

DER SOMMER 2022 Was kommt jetzt?

Nr. 10 / 2022
SO LERNEN WIR, Ob Bildung, Beratung oder Forschung: wir nutzen alle Ressourcen, um Wissen zu vermehren. SO LEHREN WIR. WISSEN Teilnehmende Selbststudium Zuhören Usecases Erfahrung Gruppenarbeiten Anwendung Kommunikation Theorie Learning by doing Coaching Austauschen Fachleute Netzwerk Termine und Kursangebote finden Sie in unserem regelmäßigen Newsletter oder unter ibit.eu/bildung IBITGMBH COMPANIES/IBITGMBH

Liebe Leserinnen und Leser,

ich schreibe dieses Editorial unter dem Eindruck der Ereignisse von Seoul: 153 Menschen (Stand 30.10.2022, 20:00 Uhr) sind gestorben, viele wurden verletzt – und so langsam kristallisieren sich einige Tatsachen heraus, die wahlweise traurig oder wütend machen – vermutlich beides.

Ereignisse wie diese zeigen, warum wir nie aufhören dürfen, uns weiterzuentwickeln. Nicht nur fachlich – auch argumentativ. „Der öffentliche Raum kann nicht vor Überfüllung geschützt werden“ ist ein Argument, das nicht so selten ist –und dadurch aber nicht wahrer wird. Natürlich kann auch der öffentliche Raum geschützt werden – aber das bedeutet zuerst einmal, dass da jemand ist, der diese Aufgabe wahrnimmt. Es bedeutet aber auch, dass jemand eine Entscheidung trifft, das Restrisiko bewertet – wer schon einmal zum Weihnachtsshoppen in einer Innenstadt war, weiß, um was es hier geht.

Der öffentliche Raum liegt schon eine Weile im Fokus – vor allem mit seinen Grenzen – den Grenzen, die die Last Mile markieren. Spannend dabei ist, dass nach wie vor ein Fokus auf den (Groß)Veranstaltungen liegt, dass Auflagen gemacht werden, um die Sicherheit von Menschenmengen zu verbessern – während die sogenannten crowded spaces eher sich selbst überlassen bleiben.

Die Kraft, die sich im Veranstaltungskontext aus einer wirklich funktionierenden Zusammenarbeit ergibt, kann sich im öffentlichen Bereich nicht entfalten – Formalia, Ressentiments, Vorurteile und auch Ignoranz in alle Richtungen sorgen dafür, dass die bestmögliche Sicherheitsorganisation nicht geschaffen wird. Nicht auf Marktplätzen, nicht auf Bahnhöfen, nicht in Innenstädten. Wem kann, wem muss auffallen, dass schon am Vorabend übermäßig viele Menschen auf der Straße sind? Wer denkt darüber nach, was nach drei Jahren veranstaltungsfreier Zeit passiert? Dinge geschehen überall, wo sich große Menschenmengen aufhalten. Ob wir immer und überall für diese Menschen verantwortlich sein müssen, steht auf einem anderen Blatt. Hier schließt sich der Kreis zur argumentativen Weiterentwicklung: was immer unsere Meinung hierzu ist: wir müssen sie vertreten und uns für sie einsetzen. Wir müssen unsere Argumente mit Wissen unterlegen, dürfen aber auch eine Meinung haben.

Wissen, Meinung, Erfahrung – Dinge, die uns niemand nehmen kann… oder doch? Die Veranstaltungssaison 22 hat gezeigt, wie fragil ein Konstrukt ist, das auf Individuen beruht. Diese Erkenntnis tut natürlich so richtig weh: kaum eine Branche definiert sich so über Alpha-Menschen. Menschen, die „die“ Personen in einem bestimmten Bereich sind – manchmal zu Recht aufgrund von beeindruckender Erfahrung und Wissen, manchmal aufgrund einer seltsamen Selbsteinschätzung in Kooperation mit gutem Marketing. Während es bei Letzteren irgendwie egal ist, ob sie da sind oder nicht, sorgt der fehlende Wissenstransfer der anderen durchaus für Probleme. Wer seine Position zu stärken glaubt, indem Wissen und Erfahrungswerte gebunkert werden, agiert nicht nur old school, sondern schadet im schlimmsten Fall Menschen (das gleiche gilt übrigens für diejenigen, die persönliche Befindlichkeiten höher stellen als fachliche Weiterentwicklung).

Wir leben in Zeiten, in denen nichts mehr einfach ist – und das hat auch Konsequenzen auf die Veranstaltungswelt. Kaum ein Dienstleister kann sich heutzutage noch erlauben, keine Nachhaltigkeitsstrategie mehr zu haben, gendergerechte Sprache wird zum Standard auch in Sicherheitskonzepten. „Das Eine tun ohne das andere zu lassen“ heißt die Devise – denn es gibt ja auch noch die Standards, die Hausaufgaben.

Nicht selten sind es genau diese Standards, deren Nicht-Umsetzung zu den Ereignissen führt, wie das, das – während ich das hier schreibe – die Nachrichten bestimmt: Zu viele Personen auf zu kleinem Raum, fehlende Entlastungsmöglichkeiten, Vernachlässigung des Publikumsprofils.

Wir hoffen, dass die Artikel in diesem MAGAZIN ein bisschen dazu beitragen, neue Ideen zu entwickeln, alte Strukturen zu überdenken und den so nötigen Wissenstransfer zu leben.

Wir wünschen Ihnen und Euch viel Spaß beim Lesen!

Das IBIT Team

3 EDITORIAL

Herausgeber:

IBIT GmbH – Bildung, Beratung, Forschung für die Sicherheit von Menschenmengen Auguststr. 18, 53229 Bonn Telefon: +49 (0)228 / 42 99 26 90 kontakt@ibit.eu, www.ibit.eu Geschäftsführung: Sabine Funk Erscheinungsdatum: November 2022

Verantwortlich: Sabine Funk Redaktion: Anna Stockberg Bilder: Titelbild MAG: PwC Gestaltung: Christopher Korsch UStIdent.Nr. 274137547 SteuerNr. 206/5926/0976 Amtsgericht Bonn: HRB 19223

Copyright: Eine Verwertung der urheberrechtlich geschützten Broschüre und aller in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung, ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Herausgebers unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urhebergesetz nichts anderes ergibt.

4 INHALTSVERZEICHNIS
03 Editorial 04 Inhaltsverzeichnis /
05 Was
06 Veranstaltungssicherheit –haben wir
vergessen? 08 Hygiene als Baustein der Sicherheitskonzeption 10 Psych & Math The foundation of a safe event 12 Was bisher geschah 2022 14 Smart Locations 18
20
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24
26
28
30
32
IMPRESSUM
Impressum
bisher geschah 2021–2022
wirklich alles
safesight 5 Tipps, wie Sie noch heute anfangen können, Ihre Sicherheit zu erhöhen
Was bisher geschah 2022
Future-fit festivals– es wird nur gemeinsam gehen
Besserer Schutz für Märkte und Feste
Brauchen wir das wirklich?
ORAT –wenn Airport zu Arena wird
1. FC Kaiserslautern und Venue Planner
IBIT Verantwortung Taler statt Goodies

(SWE) Zwei Tote vor Abba-Tributkonzert in Schweden

Etwa eine halbe Stunde vor Konzertbeginn eines Abba-Tributkonzerts in Uppsala (Schweden) stürzte ein etwa 80-jähriger Mann von einer Empore sieben Stockwerke in die Tiefe auf weitere Zuschauer. Er sowie eine weitere Person kamen dabei ums Leben – eine weitere Konzertbesucherin wurde verletzt. Derzeit gehen Ermittlungsbehörden von einem Unglück aus. Die Veranstaltung wurde nach dem Vorfall abgebrochen.

04.11.

DFB darf Vereine weiterhin aufgrund des Verhaltens der Zuschauer mit Strafen belegen

Der Bundesgerichtshof entschied im Beschluss von 04. November 2021, dass der Deutsche Fußballbund Vereine weiterhin für das Verhalten seiner Anhänger bestrafen darf. Der Regionalligist FC Carl Zeiss Jena legte gegen einen Beschluss vom Oberlandesgericht vom Juni 2020 Rechtsbeschwerde ein und scheiterte nun vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe.

(USA) Zehn Menschen sterben bei Astroworld Festival

Bei einem Auftritt des Rappers Travis Scott kamen am ersten Abend des Astroworld Festivals zehn Menschen zu Tode. Darüber hinaus mussten über 300 Personen mit Verletzungen behandelt werden, 25 davon in Krankenhäusern.

TV-Moderator verschafft sich mit falschem Mannschaftsbus Zutritt zu BVB-Stadion

Der Moderator Sebastian Pufpaff verschaffte sich für eine Aktion seiner Sendung TV Total Zutritt zum Dortmunder Signal Iduna Park. Er passierte mit einer Nachbildung des Mannschaftsbusses mehrere Kontrollpunkte zum Innenbereich des Stadions, bevor er von Mitarbeiter:innen des BVB enttarnt wurde. Die Geschäftsführung der Borussia erteilte dem Moderator sowie allen Beteiligten lebenslanges Hausverbot im Stadion.

16.12.

Angreifer der Überfahrtat von Volkmarsen zu lebenslanger Haft verurteilt Der Angreifer, der im Februar 2020 seinen PKW in den Rosenmontagszug der hessischen Stadt Volkmarsen lenkte, wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Bei dem Vorfall wurden 90 Personen verletzt. Der Täter schwieg während des gesamten Prozesses über seine Motive zu der Tat.

17.12.

(AUS) Fünf Kinder sterben bei Hüpfburg-Unglück

Im australischen Bundesstaat Tasmanien starben am 16. Dezember 2021 fünf Kinder im Alter von elf bis zwölf Jahren auf der Weihnachtsfeier ihrer Schule, nachdem eine Hüpfburg durch eine Windböe mehrere Meter in die Luft gehoben wurde.

01.01.

(IND) Mehrere Todesopfer bei Gedränge an Tempel

Am Neujahrsmorgen ereignete sich am hinduistischen Tempel Mata Vaishno Devi in Kaschmir ein Unglück, als Gläubige zum traditionellen Neujahrsbesuch strömten. Mindestens zwölf Menschen kamen in dem Gedränge ums Leben.

(CMR) Tote bei Feuer in Nachtclub

Mindestens 16 Personen kamen bei einem Brand in einem Nachtclub in Jaundé (Kamerun) ums Leben. Das Feuer sei durch Feuerwerkskörper verursacht worden, die in dem Club gezündet wurden. Es sei keine Seltenheit, dass derartige Pyrotechnik in den Nachtclubs der Region gezündet werde. In den letzten sechs Jahren seien mindestens fünf Diskotheken teilweise oder vollständig niedergebrannt.

24.01.

Angreifer schießt in Heidelberger Universität um sich

Eine Person hat mehrere Menschen in der Heidelberger Universität mit einer Waffe angegriffen. Der Angreifer schoss in einer laufenden Vorlesung mit einer Schrotflinte um sich. Vier Personen wurden verletzt, eine Frau verstarb an ihren Verletzungen. Der Täter richtete sich anschließend selbst. Der Angreifer, der selbst Student gewesen sein soll, habe keine politischen oder religiösen Motive gehabt.

25.01.

(CMR) Acht Menschen sterben in Gedränge bei Afrika-Cup Spiel

Bei dem Viertelfinalspiel des Afrika-Cups zwischen Kamerun und den Komoren kam es zu acht Todesfällen und mindestens 40 Verletzten. Augenzeugen zufolge entstand das Gedränge vor einem Eingangstor, das von Ordnern geschlossen wurde.

(IDN) 19 Tote bei Auseinandersetzung und Brand in Diskothek

In der indonesischen Provinz West-Papua sind 19 Menschen in einer Diskothek ums Leben gekommen. In Folge eines längeren Konflikts verschiedener ethnischer Gruppen seien Menschen in dem Nachtclub mit Macheten, Pfeilen und Brandsätzen aufeinander losgegangen. Wie genau es zu dem Brand kam, ist ungeklärt.

5 Nr. 10/2022
WAS BISHER GESCHAH
09.12. 23.01. 25.01. 03.11. 05.11.
WAS BISHER GESCHAH 2021–2022

Veranstaltungssicherheit –haben wir wirklich alles vergessen?

Kaum jemand wird es bestreiten: die Zeiten haben sich geändert. Und damit auch die Zeiten, in denen Veranstaltungen stattfinden. Und natürlich haben sich damit auch Herausforderungen geändert – nicht aber die grundsätzlichen Anforderungen an die Veranstaltungssicherheit.

In der öffentlichen Diskussion werden diese Dinge gerne durcheinandergeworfen, genauso wie die Fragen der Verantwortlichkeiten sowie der Trennung zwischen „neuen“ und „alten“ Anforderungen.

An dieser Stelle ist es jedoch notwendig, sehr genau zu differenzieren: welche Anforderungen haben immer schon bestanden, werden nur jetzt noch einmal deutlicher in ihrer Notwendigkeit? Welche erfordern

tatsächlich neue Strategien und Prozedere und welche gehören gar nicht in den Verantwortungsbereich der privaten Akteure? Und insbesondere: was sind die Herausforderungen und welche organisatorischen Anforderungen sind notwendig, ihnen zu begegnen?

Neue Herausforderungen tauchen auf in Form von Bedrohungslagen, die vor nicht allzu langer Zeit noch als „eintrittsunwahrscheinliche worst case Szenarien“ abgetan wurden. Heutzutage gelten technische Sperren, um z.B. einen heranrasenden LKW abzuwehren, nahezu als „Muss“ – was immer dann problematisch wird, wenn dieses „Muss“ undiskutiert bleibt in Bezug auf organisatorische Anforderungen, Verantwortlichkeiten, Sinn & Konsequenzen.

Damit unmittelbar einher gehen die neuen Herausforderungen aufgrund eines sich ändernden Sicherheitsverständnisses. Waren es früher noch Beschwerden über zu intensive Kontrollen, meldeten sich eine Zeitlang häufiger diejenigen, die sich nicht ausreichend kontrolliert fühlten. Mit Corona hat sich das wieder geändert: Taschenkontrolle? Zu nah! Geht gar nicht!!! An dieser Stelle wird der Unterschied zwischen neuer Herausforderung und grundsätzlich bestehenden organisatorischen Anforderungen besonders deutlich: die Umsetzung eines geeigneten Einlassprozederes, d.h., die geeignete Kombination von Durchsuchungsprozederen, geschultem Personal, dem Vorhandensein von zur Verfügung stehenden Ressourcen (Flächen, Personal, Ausstattung etc.) und der Berücksichtigung von grundsätzlichen Fragen der Einlassplanung auch unter Zeitaspekten ist eine Anforderung, die sich für jeden Einlassbereich immer gestellt hat und stellt. Dies hat nichts mit neuen Herausforderungen zu tun – diese geben nur einen möglicherweise geänderten Rahmen vor.

Lange Wartezeiten, Probleme bei Einlasskontrollen etc. können nicht auf „neue Herausforderungen“ abgeschoben werden – sondern sie sind ein Zeichen dafür, dass grundsätzliche Anforderungen nicht erfüllt werden (können).

Ähnlich sieht es aus mit Herausforderungen, die sich aus einer möglichen konkreten Bedrohung unmittelbar vor Ort ergeben. Die Anforderungen hier bestehen nicht –

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Die Organisation der Last Mile ist aus einer modernen Sicherheitsplanung nicht mehr wegzudenken. Von Sabine Funk

und zwar keinesfalls – darin, sich einem mutmaßlichen Attentäter in den Weg zu stellen oder einen verdächtigen Gegenstand zu untersuchen. Die Anforderungen sind die gleichen, die für jedes andere Notfallszenario gelten: gute Alarmierungsstrukturen mit den dazu gehörenden Ressourcen, vorgeplante, im besten Falle geübte Prozedere, klar geregelte Verantwortlichkeiten, geschultes Personal.

Viele Themen, die in diesen Zeiten so nah auch an die Veranstaltungswelten gerückt sind, sind ohne Zweifel neue Herausforderungen. Sei es die Cybersicherheit, das Anschlagpotential oder aber auch – brandneu: Aktionen von Gruppen, die ihr Anliegen mit mehr oder weniger nachvollziehbaren Maßnahmen umsetzen wollen. Die hinter diesen Themen stehenden Anforderungen an den Umgang mit ihnen sind jedoch eigentlich nicht neu – vielleicht haben wir nur vergessen, dass sie schon einmal oder auch immer relevant waren oder sind.

Die Zeiten ändern sich nun einmal: heute sind es YouTuber:innen, Blogger:innen und die damit einhergehenden Begeisterungsstürme und das Verhalten einer neuen Zielgruppe. Gestern waren es kleine digitale Monster, die heute wieder vergessen sind. Heute sind es neue Dinge, Personen, Phänomene – die meisten davon im nächsten Jahr auch wieder

vergessen. Und so sehr man sich auch über diese Phänomene, die Begeisterungen oder die Entwicklungen wundern mag – Strategien für den Umgang damit braucht es - so oder so. Aber auch hier gilt: neue Herausforderungen? Ja. Neue Anforderungen? Eigentlich nicht.

In Bezug auf diese neuen Zielgruppen beginnt das Problem in den meisten Fällen damit, dass das Phänomen nicht verstanden wird – und damit auch nicht die Bedürfnisse der Zielgruppe. Es ist aber eine der grundlegenden Anforderungen einer modernen Sicherheitsplanung, den Menschen (= den / die Besucher:in) in den Mittelpunkt der Planung zu stellen. Wer diesen Bedarf verkennt und glaubt, dass eine Kosmetikmesse mit Beteiligungen von YouTube Videoblogger:innen genauso geplant und durchgeführt werden kann wie „jede andere“ Veranstaltung auch, wird schnell an seine Grenzen stoßen und die regelmäßigen Schlagzeilen à la „damit haben wir nicht gerechnet“ produzieren. Dabei gilt auch hier: ganz grundsätzliche Fragen nach dem Besucher:innenprofil, den Erwartungen und den daraus resultierenden Notwendigkeiten in Bezug auf Personal-, Zeit- oder Flächenplanung gehören immer schon zum Handwerkszeug der Veranstaltungssicherheit.

Die Frage, wie auf die „neuen Herausforderungen“ zu reagieren ist, lässt sich also vergleichsweise gut beantworten: werden die Anforderungen an eine professionelle Planung der Veranstaltungssicherheit generell erfüllt, stellen auch die neuen Herausforderungen kein Problem – damit aber auch kein Rechtfertigungsargument - mehr dar.

Die Sicherheit von Menschen ist keine Frage, mit der sich nur Veranstaltungen beschäftigen müssen – überall, wo sich Menschenmengen versammeln, braucht es geeignete Maßnahmen für deren Steuerungen.

besteht, ist vollkommen unstrittig –dieser liegt aber nicht zwingend in der akuten Reaktion auf die Herausforderung, sondern meist vielmehr in ganz grundlegenden, anlassunabhängigen Verbesserungen.

Möglicherweise liegt hier aber ein Teil des Problems: der – oftmals von außen auferlegte –Handlungsdruck. In den meisten Fällen bedeutet dies: sichtbar handeln zu müssen. Maßnahmen müssen dieser Tage plakativ sein, vorzeigbar, fotografierbar – ganz getreu dem Motto „Ich tue etwas und man kann es auch sehen.“. Organisatorische Verbesserungsprozesse sind eben nicht so fotogen wie große Betonblöcke.

Oft sind es gerade die vermeintlich einfach Maßnahmen, die wesentliche Effekte haben.

Das Schlagwort hierzu lautet „Resilienz“: die organisatorische Fähigkeit, so gut aufgestellt zu sein, auch auf Ungeplantes reagieren und den Normalbetrieb so lange und so gut wie möglich aufrecht erhalten zu können – auch, wenn sich Herausforderungen ändern. Dass in Bezug auf die neuen Herausforderungen Handlungsbedarf

Wir werden damit leben müssen, dass die Zeiten und die Herausforderungen eher mehr als weniger werden. Wie wir damit umgehen, wie anpassungsfähig wir uns zeigen, gleichermaßen aber auch nicht alle Standards über den Haufen werfen, wird maßgeblichen Einfluss nicht nur auf unser wirtschaftliches Überleben, sondern die Zukunft der Branche an sich haben.

Bisher haben wir es immer geschafft – wenn auch manchmal (zu) langsam.

7 Nr. 10/2022

Hygiene als Baustein der Sicherheitskonzeption –Just another fashion fad or what?

Drei Jahre COVID-19 haben der Veranstaltungsbranche ihre Achillesferse mehr als deutlich aufgezeigt. Daraus kann man Lehren ziehen und Hygieneplanung als dauerhaften Baustein der Veranstaltungsplanung integrieren, wenn man nicht irgendwann wieder vor die Wand rennen möchte – sollte man meinen. Im Sommer 2022 sieht die Veranstaltungsrealität allerdings anders aus. Wer noch einen Desinfektionsspender findet, kann ihn behalten. Oder: Ohne Auflagen auch keine (freiwillige Selbst-) Verpflichtung. Ist das verantwortungsvoll?

„Aus Ereignissen lernen“ – das ewig mahnende Mantra der Verfechter von Safety und Security verhallt im

Kontext von COVID-19 weitgehend ungehört, als wäre alles noch nicht schmerzhaft genug gewesen. Künftige Virusvarianten oder gänzlich neue Erreger verlangen, aus den Entwicklungen der letzten Jahre zu lernen, damit Großveranstaltungen – immerhin Zusammenkünfte vieler Menschen und daher leider im Infektionsgeschehen nicht gänzlich unverdächtig – auch künftig gesundheitlich sicher sind. Die nächste „epidemische Lage nationaler Tragweite“ könnte schneller da sein, als vielen lieb sein mag. Aber dafür bleibt bei vielen jetzt keine Zeit mehr. Andere Themen und Nöte bestimmen den Alltag der Veranstaltungswelt: eine veranstaltungsreiche Saison mischt sich mit Personalsorgen,

Überlastungen sowie diversen Ressourcendefiziten, die zu Absagen und Enttäuschungen führen.

Es gibt natürlich die Veranstaltenden, die ihr Publikum, ihre Angestellten und Dienstleister auch ohne offiziellen Druck jetzt und künftig durch bestmögliche hygienische Bedingungen schützen möchten. Für diese haben wir an der Bergischen Universität Wuppertal im Forschungsprojekt NORMALISE (2021-2022) den Einsatz von nicht-pharmazeutischen Maßnahmen zur Infektionsprävention im Veranstaltungskontext unter die Lupe genommen, sogenannte „non-pharmaceutical interventions“ (NPI).

Ein Bestandteil dieser Untersuchungen war eine groß angelegte repräsentative Bevölkerungsbefragung in zwei Wellen (September 2021, Juni 2022). Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass im Allgemeinen nicht zu befürchten ist, dass das potenzielle Publikum von verpflichtenden NPI zur Infektionsprävention von einem Besuch abhält. Im Gegenteil deutet alles darauf hin, dass der Einsatz von NPI im Rahmen eines schlüssigen Hygienekonzepts vom Publikum erwartet wird. Unsichere potenzielle Veranstaltungsgäste könnte dies zu einem Besuch einer Veranstaltung bewegen.

In diesem Kontext werden auch Erwartungen an den Veranstalter und dessen Ordnungsdienst gestellt, beispielsweise die Einhaltung von Maßnahmen zu überwachen und gegebenenfalls zu sanktionieren (Abbildung 1). Im Vergleich der Befragungswellen zeigt sich, dass die Erwartungen an den Veranstalter im Juni 2022 etwas schwächer aus-

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Abbildung 1: Meine Erwartung an den Veranstalter ist, dass ... (1. Befragungswelle
repräsentativ ausgewählte Befragte; 2. Befragungswelle
repräsentativ ausgewählte Befragte; Quelle: NORMALISE)
September 2021, 5.222
Juni 2022, 5.017

geprägt sind als im September 2021. Insgesamt verbleiben die Erwartungen allerdings auf hohem Niveau. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Erwartungen an die weiteren Gäste einer Veranstaltung (Abbildung 2).

Die Regeln einzuhalten, wird als

selbstverständlich vorausgesetzt. Wo dies nicht geschieht, wird erwartet, den Ordnungsdienst auf den Regelbruch aufmerksam zu machen. Auch hier sind im Zeitverlauf sinkende Zustimmungsraten zu verzeichnen. Als Gründe kommen beispielsweise eine

zunehmende Müdigkeit im Umgang mit NPI infrage. Möglicherweise ist es aber auch ein saisonaler Effekt der unterschiedlichen Befragungszeitpunkte in Kombination mit dem Pandemieverlauf.

Abbildung 2: Von meinen Mitbesucher*innen erwarte ich, dass sie ... (1. Befragungswelle September 2021, 5.222 repräsentativ ausgewählte Befragte; 2. Befragungswelle Juni 2022, 5.017 repräsentativ ausgewählte Befragte; Quelle: NORMALISE)

UNTERBRINGUNG VON MITARBEITERN AUF EVENTS

Die Zeiten „Bring Dein eigenes Zelt" oder „Schlaf im Matratzenlager" sind vorbei. Auch deshalb ist das Stellen eines ordentlichen Schlafplatzes bei mehrtätigen Veranstaltungen von Vorteil:

Bessere Leistung durch ausgeglichenere und leistungsfähigere Mitarbeiter, die einen noch besseren Job machen.

Vorteile im Recruiting: Werden Sie durch das Stellen einer Unterkunft ein attraktiverer & wertschätzenderer Arbeitgeber.

Geringere Fahrtkosten aufgrund geringerer Fahrzeiten durch die Unterbringung auf dem oder nahe zum Einsatzort.

Diese hier exemplarisch angeführten Daten sind neben anderen Forschungsergebnissen aus Beobachtungen und Interviews Grundlage der im Forschungsprojekt entwickelten Planungs- und Entscheidungshilfe für Veranstaltungen unter pandemischen Bedingungen. In dieser werden besonders wichtige Punkte im Rahmen der Genehmigung behandelt, und die den Interessierten künftig als Hilfestellung dienen können. Die Veröffentlichung der Planungs- und Entscheidungshilfe ist bis zum Projektabschluss Ende 2022 vorgesehen und wird unter anderem auf der Projektwebseite www.normalise.uni-wuppertal.de bekannt gegeben.

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Julian
Schmidt Head of Sales julian.schmidt@smi.gmbh +49 (0) 40 2286 7094 – 8 +49 (0) 159 0415 9182

Psych & Math

The foundation of a safe event

In this article I will try to explain why there is a difference and why it matters when we are planning safe events.

First let’s go quite a lot of years back in history. Back to 1895 where Gustav Le Bon, a French social psychologist, published the first edition of “La psychologie des foules”. A book that laid the foundation of modern crowd psychology. Gustav Le Bon stated that when you are in a crowd, you tend to lose yourself and become a less cultivated person. A person under the influence of other people and falling to the lowest denominator. A person who is likely to be more violent, more animalistic, more negative, and basically impossible to be with as all normal behavior is lost.

This opinion of a person in a crowd is still very much alive today. We can all see that it is correct when we are monitoring the crowd moshing at the high energy rap concerts, or young people fighting to be in front at their teenage idol pop concert. Really?

However – this does not explain why I am annoyed at the supermarket and often not in the crowd. Shouldn’t it be on the contrary? Gustav Le Bon was right? Shouldn’t we be pleased in the supermarket and angry at the concert?

Modern psychologists like John Drury (Professor of Social Psychology at University of Sussex, UK), Stephen Reicher (Professor of Psychology at University of St. Andrews) or Thomas Morton (Professor of Psychology at Copenhagen University) argue that

when becoming a member of a likeminded crowd, people tend to share a social identity and the common sense of safety increases, when being in that crowd. The more you have in common with others, the more you adjust your behavior to them. When likeminded people come together, group norms come into effect, which create feelings of happiness and safety. Therefore, moshing is a good feeling, that´s why young people love being dense with other fans, ignoring the potential hazards of high densities. This is why we enjoy going to concerts. We love the shared feeling of togetherness. Being with kindred spirits makes us feel safe and allows us to let down our guards a little and enjoy life.

The challenge is not that people lose themselves, it’s rather a shift in norms when expectations have not been matched. If we, as responsible for the mass gatherings, understand this shift, and what the crowd expects from us, we can support this, and become a part of the “In-Group”.

A survey by Morton showed that the audience trusts in event organizers. It believes that the organizer creates a safe environment at events and that the organizer will give the audience what they are there for. The challenge is, we, as organizers have to live up to that expectation.

Drury argued that we all follow the concept of personal space. An appro-

ximate area surrounding an individual, in which others shall not physically enter, unless the individual allows to, like friends or family. A space that, if intruded, causes anxiety and stress. This means that the more we have in common, or the better we know each other, the closer we are willing to be with others. When standing in the crowd in front of the stage, we get a feeling of togetherness with the other fans, allowing higher densities. This is different to the feeling when shopping in the supermarket. The more we have together, the closer we want to be. The closer we are with likeminded people, the safer we feel. The safer we feel the more openminded we get. On the opposite, the more intruded space becomes, the more annoyed persons will become, and the more likely conflicts will arise.

So, people in a crowd separate to smaller groups with shared feelings of togetherness and as such protect and help each other. We need to rely on this when we create events. We must understand and support the norms of the fan culture, and we need to understand when a person joins a group, and when groups become a crowd. There is not just the one crowd. A crowd is consistent of a lot of groups, that might share the same or similar norms. The stronger and the more aligned the norms are, the more unified the crowd appears and acts.

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Have you ever wondered why you feel annoyed with another person standing too close to you in the queue at the supermarket, whilst enjoying higher densities at a concert?

But we must be aware, because a group is consistent of people who wish to be together, people probably, because of free will, wish to invite people into their own personal space. We cannot and we may not decide for them, but we can support them.

For example, once people arrive at an event and are waiting in line, they don´t automatically share feelings with others. If such an area is not managed appropriate and people are forced into increased densities, people are unasked forced into others personal space. Such a high density is not necessarily accepted by the crowd, as it is not voluntarily soughtafter, like in front of a stage when enough space is provided and people decide on free will, to enter the very front, the higher densities.

It is recommended by safety managers, to start with mapping out when and where the shared feeling is at its maximum, and where it is not. Map out the time and geographical area where you have high, medium, and low shared feelings. You need this to highlight where to set in. Based on this, the next step of planning is how much space is needed for each guest.

Areas often fail to respect the personal space are “Zone X” the area outside your venue where people gather upon arrival or departure as well as distribution and movement areas i.e. between stages on festivals. Zone X might be a small area hundreds of meters away from the venue, such as the station, or it might be in the queue in front of the ticket control. The other area is often where people move from one stage to another right after a concert, or the egress routes after a concert. There is a difference in the shared feeling of these examples. When going to a concert the feeling is lower but increasing whereas once leaving the event feelings lower again and expectations change.

Professor Dr. Keith Still from the University of Suffolk argues that one of the basics of creating a safe mass gathering is to define the Routes that people take to, within and from the

event, the Areas people stay in and it´s functionalities, how, when and where they move and finally their Profile. This concept is called the RAMP analysis.

When you know your audience´s profile and expectations, you must live up to it. Draw and calculate the routes people will be moving, and how much space they need to do so. It starts by defining when they move, from where and where to they move, and how many people are moving. Often this information is unknown or at least not supported by data. In this case assumption must be provided and later observed.

Make your best guess and create a plan for how you monitor, equilibrate, and adjust your observation.

Professor Erik Hollnagel (Professor Emeritus at University of Linkoping) supports the above approach by providing the following concept:

1. Create a baseline of conditions

2. Agree what deviances look like

3. Make a plan for returning to the baseline

4. Monitor to activate to bring back the operation to the baseline

Your best guess is what your staff needs and based on that you can evaluate and improve.

Once you defined the baseline of conditions you can start applying where the shared feelings are the highest and then do the math.

According to the Guide to Safety at Sport Grounds crowds move with a flow up to 82 people / m / min in a one directional flow. This is however only under perfect free flowing conditions and current research shows that such high flows can only be sustained for a very short time like a few minutes. Many influences result in far lower crowd flows even down to a standstill. By exceeding 47 persons /10m2 the risk of crowd crushes rises due to a lack of space for deviating forces inside a crowd. The Danish guide to Safety at Events suggests 2 P / m2 wherever people are in movement.

A prevalent occasion to use the simple math is calculating emergency exit widths

How many people shall move from one place to another (i.e. from the seat to the outside)?

How much time do they have to move (evacuation time – 8 min?)?

How many meters of exit width do you need?

To calculate the width you need in this formula:

Amount of people / time to evacuate / expected crowd flow = amount of meters width needed

Example:

Evacuation of 10.000 People in eight minutes evacuation time:

10.000P / 8min = 1250 P / min

In a well-managed environment with clearly marked, obstacle free, lit up emergency exits for a short time 82 P / m / min can be calculated.

1250P / min / 82 P / min = 15,24 m exit width

To ensure the aspired crowd flow of 10.000 people in 8 minutes 15,24 m exit width have to be provided. But that does not include the time for detecting, alarming, reacting, wayfinding and the way to the exit, which must be calculated and added to the evacuation time as well.

Conclusion

Planning for safe events includes different concepts. It’s not the one truth that can be calculated. It is a mixture of mathematics, psychology, experience, and assumptions. It needs a systematic approach that can be accomplished by using concepts such as RAMP Analysis, Social Identity, Crowd Dynamics. Furthermore, it needs a close meshed observation to adjust assumptions and keep the crowds safe.

11 Nr. 10/2022

WAS BISHER GESCHAH 2022

06.02.

Streit um Polizeikosten: Unterstützung für das Land Bremen

Seit 2014 schwelt der Rechtsstreit zwischen dem Land Bremen und der Deutschen Fußball Liga (DFL) zur Übernahme von zusätzlichen Polizeikosten im Rahmen von Risikospielen. Nach höchstrichterlichem Urteil geben auch die Landesrechnungshöfe dem Land Bremen Recht, der DFL bleibt nur noch der Weg der Verfassungsbeschwerde, um eine dauerhafte Beteiligung an Zusatzkosten zu umgehen. Andere Länder haben nun signalisiert, ebenfalls eine Gebührenordnung umzusetzen.

(BEL) Fahrgäste stecken in Achterbahn fest – Sturm erschwert Rettung Neun Personen steckten für etwa sechs Stunden in einer Achterbahn im Belgischen Freizeitpark Plopsaland De Panne fest. Warum die Gondel in 32 Metern Höhe stecken blieb, ist nicht geklärt. Nachdem der Park aufgrund des Vorfalls umgehend evakuiert und geschlossen wurde, gestaltete sich die Rettung der Fahrgäste aufgrund des Sturms schwierig.

(BEL) Auto fährt in Menschenmenge Im belgischen Strépy-Bracquegnies ist bei einer Karnevalsveranstaltung ein Auto in eine Menschengruppe gefahren. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben, viele wurden verletzt. Dem betrunkenen Autofahrer wird u.a. Totschlag vorgeworfen.

27.03.

(CMR) Decke von Nachtclub stürzt ein

In einem Nachtclub in Düsseldorf ist im laufenden Betrieb eine Decke abgestürzt. Vier Personen wurden von den herabstürzenden Teilen verletzt, zwei von ihnen schwer. Polizei und Bauaufsichtsamt ermitteln – der Club wurde während der Corona-Pause umgebaut.

PULS Open Air abgebrochen

Der Abbruch erfolgte am Morgen des 1. Festivaltags. Als Grund wurde angegeben, dass der Ordnungsdienst nicht genügend Kräfte stellen konnte.

Polizeieinsätze: Zweiter Familientag nach Tumulten auf Deutzer Kirmes gestrichen

Der Familientag der Deutzer Kirmes musste vorzeitig durch die Polizei abgebrochen werden. Überfüllung und eine grundsätzlich aggressive Stimmung hatten dies nötig gemacht, um Schlimmeres zu verhindern. Der zweite Familientag wurde abgesagt.

(NGA) 31 Menschen sterben vor Beginn einer Kirchenveranstaltung

Bei einer geplanten Verteilaktion von Essen und Geschenken sind in Nigeria Dutzende gestorben. Zuvor hatten offenbar wartende Menschen ein Tor durchbrochen.

(FRA) Chaotische Zustände beim Champions-League-Finale Beim Champions-League-Finale im Stade de France in Paris zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool gab es 238 Verletzte und 105 Festnahmen. Der Anpfiff musste um 35 Minuten verschoben werden. Die Polizei setzte Berichten zufolge Tränengas und Pfefferspray ein – Liverpool fordert eine Untersuchung.

Veranstalter macht Sicherheitsdienst für Ohrfeige für Promi verantwortlich Bei einem Box-Abend in Dortmund wurde dem Comedian Oliver Pocher ohne Vorwarnung von einem Zuschauer ins Gesicht geschlagen. Ein Video des Vorfalls landet im Internet und verbreitet sich dort rasend schnell. Der Veranstalter macht den Sicherheitsdienst sowie die Organisation des Betreibers verantwortlich. 08.06.

Auto rast in Menschenmenge Direkt gegenüber von der Stelle, an der im Jahr 2016 durch die Amokfahrt eines islamistischen Attentäters 13 Menschen bei dem Besuch eines Weihnachtsmarkts starben, raste ein Kleinwagen in eine Menschenmenge. Mehrere Schüler:innen wurden verletzt, ihre Lehrerin starb.

Vergessener Koffer führt zu Räumung des Kölner Hauptbahnhofs Nachdem der Aufruf des Eigentümers erfolglos blieb, forderte die Bundespolizei den Entschärferdienst an und räumte zeitgleich weiträumig. Auch, wenn das Gepäckstück als ungefährlich eingestuft wurde, drohen dem Besitzer Schadenersatzforderungen der Bahnunternehmen und ein Gebührenbescheid der Bundespolizei.

25.06.

21.06. 22.04. 28.05.

Am Abend vor der Oslo Pride Parade wurden in einem Nachtclub zwei Menschen durch Schüsse getötet. durch Schüsse getötet. Die offizielle Veranstaltung wurde abgebrochen.

(COL) Einsturz einer Tribüne bei Stierkampf

Mehrere Tote und Verletzte forderte der Einsturz einer Holz-Tribüne in El Espinal, Tolima während eines Stierkampfs. Vier Menschen starben, 322 wurden verletzt.

Wegen „Gefahrenlage“ dürfen Fans Stadion nicht verlassen Aufgrund eines Polizeieinsatzes außerhalb des Dortmunder Stadions mussten alle 81.365 Zuschauer des Bundesliga-Spitzenspiels zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen auf den Plätzen bleiben. Ein verdächtiges Fahrzeug mit laufendem Motor hatte zu polizeilichen Ermittlungen geführt, die am Ende einen technischen Defekt feststellten..

12 WAS BISHER GESCHAH
(DNK) Zwei Tote bei Angriff auf LGBTQ Nachtclub
20.02. 20.03. 28.05. 27.06. 06.08. 27.03. 15.06.

Mehrere Verletzte bei Achterbahn-Unglück

31 Insassen, unter ihnen 10 Kinder, wurden verletzt, als im Legoland im schwäbischen Günzburg ein Achterbahnzug auf einen anderen auffuhr. 15 schwerer Verletzte mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

(USA) Autor wird auf Bühne niedergestochen

Der Autor Salman Rushdie wurde bei einem Auftritt von einem 24-jährigen, der die Bühne stürmte, mit einem Messer attackiert. Nach Informationen von CNN hatte der Veranstaltungsort, die Chautauqua Institution, zwei Tage zuvor noch abgelehnt, die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Unklar ist aber auch, ob diese das Attentat hätten verhindern können.

(EGY) 40 Tote bei Brand in Kirche 5.000 Gläubige waren für einen Gottesdienst in der Afu-Sifin-Kirche zusammengekommen. Das Feuer, vermutlich durch einen Kurzschluss ausgelöst, soll einen Eingang blockiert haben.

Kleinflugzeug stürzt auf Zirkusparkplatz Ein kleinmotoriges Flugzeug ist auf dem Parkplatz neben dem Zirkus FlicFlac abgestürzt und in Flammen aufgegangen – beide Insassen kamen ums Leben. Der Eingang des Zirkuszelts lag nur 50 Meter von der Absturzstelle entfernt. Die Besucher:innen der Vorstellung hatten nichts von dem Absturz mitbekommen und wurden durch die Polizei evakuiert.

Gamescon-Besucher löst SEK-Einsatz aus Besorgte Passanten hatten einen verdächtigen Mann in Militärkleidung, der mit einem Gewehr bewaffnet war, an einer Bushaltestelle gemeldet. Nachdem der 19-jährige in einem Haus überwältigt und festgenommen worden war, stellte sich heraus, dass er in seiner Verkleidung zur Messe Gamescon unterwegs war. In seiner Wohnung wurden mehrere täuschend echt aussehende Waffen sichergestellt.

(GTM) Tote bei Konzert in Guatemala

Bei einem Rockkonzert anlässlich des 10. Unabhängigkeitstages kam es zu mindestens 9 Toten, zwei davon waren 12jährige Kinder. Das Gelände konnte nur über zwei Ausgänge verlassen werden, so dass es nach Ende des Konzertes zu einem Gedränge in der Menschenmenge kam.

13 Nr. 10/2022
13.08. 11.08. 15.08. 04.09. 16.09. 16.08. r r r r

Smart Locations

Welche Chancen bieten digitale Technologien für Veranstaltungen?

Das Gefühl, in der rot und weiß bestrahlten Allianz Arena zu stehen und den „Stern des Südens“ zu bejubeln. Das Gefühl von Leidenschaft und Zusammenhalt, wenn fast 20.000 Musikbegeisterte Hand in Hand dieselben Lieder in der Kölner LANXESS Arena singen. Das Gefühl von Zugehörigkeit, wenn man bei einem Comedy Act sitzt und mit hundert Anderen über die gleichen Witze lacht.

Keine Frage: Bei Großveranstaltungen in Konzerthallen und Stadien entstehen bleibende, persönliche Erinnerungen. Im Mittelpunkt steht das Wir-Gefühl, kulturelle und soziale Differenzen verschwimmen. Zugleich bedeutet es, dass erfolgreiche Veranstaltungsorte wandlungsfähig sein müssen, um den immer komplexeren und vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden.

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Smart Locations. Digitale Transformation. Globalisierung. Klimaneutralität. Crowd Management. Event Certainty. Disruptive Geschäftsmodelle. All diese Herausforderungen müssen Betreiber:innen moderner Unterhaltungszentren meistern.

Die digitale Transformation sollte nicht nur als Herausforderung betrachtet werden. Sie bietet Betreiber:innen das Potential, sich zu ihrem eigenen Nutzen und dem der Besucher:innen zu entfalten. Doch was bedeutet Erfolg für Veranstaltungen konkret? Die Frage lässt sich nicht leicht beantworten, da sich die konkreten Ziele je nach Ausgangssituation und Anforderungen unterscheiden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in Zeiten starker Aufmerksamkeitskonkurrenz noch nie so wichtig war, das Publikum immer wieder aufs Neue zu begeistern. Ebenso wichtig ist es gesetzliche ESG-Anforderungen zu erfüllen und zugleich den Betrieb moderner Veranstaltungsorte effizient und effektiv zu steuern. Wie kann dies gelingen? Wie lassen sich also Locations in smarte Locations transformieren?

Die drei Erfolgsprinzipien von Smart Locations

Alle oben genannten Ziele lassen sich den drei folgenden übergreifenden Erfolgsprinzipien zuordnen:

1. Wirtschaftlichkeit: Veranstaltungsstätten müssen über ihre gesamte Nutzungsdauer profitabel sein. Dazu müssen sie das Erlebnis der Besucher:innen optimieren und das Potenzial von Werbe- und Marketingkonzepten voll ausschöpfen.

2. Nachhaltigkeit: Abfall, Catering, Strom, Wasserverbrauch sowie An- und Abreisen beeinflussen die Klimabilanz von Veranstaltungen. Die Energieagentur Nordrhein-Westfalen beziffert in einer Studie den individuellen CO2Fußabdruck von Veranstaltungsbesucher:innen auf 37 Kilogramm CO2. Neben dem wachsenden

Bewusstsein für Nachhaltigkeit erfordern die jüngsten regulatorischen Entwicklungen – insbesondere das Ziel der Klimaneutralität Deutschlands bis 2045 –, dass auch Veranstaltungsbetreiber:innen Nachhaltigkeitsprinzipien nachweislich einhalten.

3. Sicherheit: Besucher:innen sind die Lebensader der Eventbranche und sie müssen in der Lage sein, die stimmungsvolle Atmosphäre eines Events ohne Sorgen um ihr Wohlergehen zu genießen. Eine entscheidende Rolle dafür spielt das Crowd Management und die Steuerung des Sicherheitspersonals.

Wer ein Gleichgewicht zwischen diesen drei Prinzipien erreicht, stellt die richtigen Weichen, um Stadien, Konzerthallen und andere Veranstaltungsorte als Stätten der sozialen Begegnung und des Erlebens langfristig erfolgreich zu betreiben. Dabei spielt die Digitalisierung bei der Herstellung dieses Gleichgewichts eine zentrale Rolle.

Nur wenn Lösungen nachhaltige Ergebnisse liefern, lassen sich heutige Herausforderungen in künftige Potenziale umwandeln, die uns sowohl jetzt als auch in der Zukunft einen Nutzen bringen. Betreiber:innen benötigen also innovative Systeme und wertvolle Analysen als Entscheidungsgrundlage, um die genannten Erfolgsprinzipien langfristig umzusetzen.

Daten sind der Schlüssel zum Erfolg

Für diesen Zweck benötigen wir Daten. Obwohl es uns heutzutage nicht an Datenquellen mangelt, gibt es immer noch ein Problem: Es fehlt an zuverlässigen Daten, da diese leider oft einzeln, ungenau, statisch und daher von geringer Qualität sind. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, Rohdaten aus verschiedenen Quellen ohne Qualitätseinbußen zu verknüpfen und sie so in wertvolle Erkenntnisse für relevante Bereiche von Veranstaltungen umzuwandeln. Skalierbare Datenplattformen

sind eine tiefgreifende Lösung für das genannte Problem, da sie die drei folgenden Zwecke erfüllen:

1. Sie befreien Daten aus ihren Silos und sorgen somit für Konsistenz und Zuverlässigkeit der Informationen, auf die wir unsere zukünftigen Entscheidungen stützen.

2. Sie integrieren nahtlos Interessensgruppen, Technologien und Dienste.

3. Sie aggregieren und verarbeiten Daten auf eine intelligente Weise und liefern somit wertvolle und maßgeschneiderte Empfehlungen für mehrere Zielgruppen.

Smarter Ansatz: Die PwC Crowd Management Plattform

Eine solche Lösung ist beispielsweise die PwC Crowd Management Plattform, eine cloudbasierte Datenplattform für das Management von Veranstaltungszentren und Events jeglicher Größe. Sie erfüllt den Anspruch, verschiedene Stakeholder wie z. B. Fans und Sicherheitspersonal durch neue Kommunikationswege gleichzeitig zu bedienen und dabei die jeweils relevanten, komplexen Fragestellungen zu beantworten. Das intelligente Tool nutzt vielseitige Technologien aus, um in drei einfachen Schritten einen deutlichen Mehrwert zu schaffen.

Im ersten Schritt werden Daten aus verschiedenen Quellen unter strikter Einhaltung der PwC- und Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gesammelt. Smartphonedaten sind hierfür besonders geeignet, weil sie vielfältige Datenströme generieren. Mithilfe eines kleinen Softwaremoduls (eines sogenannten Software Development Kit, SDK), das in die bereits bestehende App des Events integriert wird, werden Daten pseudonym erfasst, verarbeitet und aufbereitet. Dadurch lässt sich die Menschenmenge anschließend in ein verteiltes Sensornetzwerk verwandeln.

15 Nr. 10/2022

Im zweiten Schritt werden die Daten mithilfe künstlicher Intelligenz hinsichtlich Anomalien, Trends und Prognosen ausgewertet und schließlich in aussagekräftige Informationen transformiert.

Im letzten Schritt werden die Erkenntnisse intuitiv in einem Dashboard dargestellt und Handlungsempfehlungen abgeleitet.

So setzt die PwC Crowd Management Plattform die drei Erfolgsprinzipien Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Sicherheit praktisch um. Wie geschieht dies genau?

Wirtschaftlicher wegen verbesserter Messbarkeit

Damit eine Veranstaltung langfristig Profit erwirtschaften kann, muss die Fan Experience optimiert werden. Dafür müssen Veranstalter:innen ihre Besucher:innen stets auf neue Weisen ansprechen. Dies impliziert die Notwendigkeit von Statistiken, um langfristig zeitgemäße und zukünftige Trends zu analysieren. Hierfür sind vor allem die Features „Langzeitanalysen“ und „Künstliche Intelligenz“ relevant. Mit Langzeitanalysen lassen sich

beispielsweise Bewegungsmuster von Besuchergruppen während einer Veranstaltung darstellen und für die Planung künftiger Veranstaltungen nutzen. Die gewonnen Erkenntnisse können beispielsweise den Anstoß dazu geben, Sanitärbereiche, Zugänge, Schließfächer und Networking-Zonen auszubauen.

Eine besonders wichtige Einnahmequelle für Veranstalter:innen sind Sponsoring und Werbekooperationen. Auch hier muss Werbung individuell, zielgerichtet und den Bedürfnissen der immer digitaler agierenden Nutzergruppe gerecht werden. Die Nutzung von mobilen Endgeräten von Besucher:innen stellt eine wertvolle Form des Entertainments dar, wobei die direktere Kommunikation mit den Besucher:innen im Vordergrund steht. So können mit dem Feature „GeoMessaging“ Nachrichten gezielt und standortbasiert an App-Nutzer:innen verschickt werden. Sponsoren erhalten somit Zugang zu einem weiteren Werbekanal und können spezielle orts- und zeitgebundene Sonderaktionen für App-Nutzer:innen bereitstellen. Über das gleiche Feature können auch Umfragen verschickt werden, um Informationen über Interessen oder Feedback

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über die Veranstaltung zu erhalten. Diese Daten können ebenfalls für die Statistiken verwendet werden.

Weiterhin können mit der PwC Crowd Management Plattform auch Customer-Engagement-Analysen durchgeführt werden, um die Besucher:innenverteilung in Regions of Interest (Bühnen, Verkaufsstände, Attraktionen, etc.) zu messen. Dadurch können Veranstalter:innen Sponsoren zuverlässige Einblicke zum Customer Engagement liefern, um die Beliebtheit von Merchandise-Ständen, Aktionen oder Werbeflächen bewerten und die Wirksamkeit derer Aktivitäten zu belegen. Diese Informationen können ebenfalls in den Statistiken berücksichtigt werden, um Nachfragen für Werbeartikel oder Entertainmentmöglichkeiten zu erfassen.

Nachhaltiger durch smarte Steuerung

Immer mehr steigt das Bewusstsein für die Notwendigkeit von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit auf bürgerlicher, staatlicher und unternehmerischer Ebene. Erfahrungsgemäß ist vor allem der Handlungsbereich Mobilität mit den meisten Emissionen verbunden. Veranstaltungsbetreiber:innen stehen somit unter Druck, ihre Anreise- und Abreisemobilität zu optimieren und ihrer Vorbildfunktion nachzugehen, auch selbst ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Mit der Plattform können CO2-Fußabdrücke auf Basis der Verkehrsmittelwahl berechnet werden. Dies bedeutet, dass Besucher:innen auch selbst ihre ausgestoßenen Emissionen und die positive Auswirkung der Nutzung alternativer Transportmittel verfolgen können. Auf der gleichen Basis können auch ökologische Maßnahmen für die Reduktion eingeführt und anschließend überwacht werden, um ihren Erfolg im Zeitverlauf zu bewerten.

Auch bei der Einführung von neuen Mobilitätskonzepten und Parkraummanagement kann die PwC Crowd Management Plattform unterstützen. Mit den Features „Mobilitäts-

analyse“, „Modal Split“ und „Origin-Destination-Analyse“ gibt die Plattform Auskunft über die Intensität der Nutzung von Straßen, Wegen und des öffentlichen Verkehrsnetzes. Weiterhin kann die gesamte Verkehrsinfrastruktur im Hinblick auf die Verkehrsmittelwahl, Nutzerverteilung und Trends im Mobilitätsverhalten analysiert werden. Somit kann gemeinsam mit lokalen ÖPNVDienstleistern der An- und Abreiseprozess optimiert werden, um unnötige Wartezeiten zu reduzieren. Auch besteht die Möglichkeit, Kameras und andere Sensoren an die PwC Crowd Management Plattform anzuschließen, um freie Parkplätze und ihre Positionen an das System in Echtzeit zu übermitteln. Dadurch kann die Parkplatzsuche und Wartezeiten minimiert werden, was sich auch positiv auf die CO2-Bilanz der Veranstaltung auswirken kann.

Weiterhin kann das Feature „GeoMessaging“ verwendet werden, um Besucher:innen zu motivieren, früher anzureisen und den ÖPNV zu nutzen. Auch hier können Anreize wie z. B. Zugang zu exklusivem Fanbereich, geschaffen werden. Zusätzlich können Erinnerungen versendet werden, um Plastikmüll zu vermeiden und den Platz sauber zu hinterlassen.

Sicherer dank digitalem Konzept

Spaß, Freude und der vollkommene Genuss der Veranstaltung sind die oberste Priorität der Besucher:innen. Dafür müssen sie sich sicher fühlen. Zu einem gut durchdachten Sicherheitskonzept gehört die Vermeidung von Überfüllungen und die effiziente und effektive Steuerung von Einsatzkräften während der gesamten Veranstaltung. Mit der „Personenstromanalyse“ können Bewegungsströme im Hinblick auf Dichte, Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit in Echtzeit, Anomalien und Risiken rechtzeitig erfasst werden.

Durch das „Asset Tracking“ können die geographischen Standorte sowie Bewegungsdaten von Mitarbeiter:in-

nen und Einsatzkräften jederzeit abgerufen und schnell verfügbare Unterstützung identifiziert werden. Somit können sie schnell und effizient kontaktiert und angewiesen werden und einen sicherheitsgefährdeten Zwischenfall, z. B. Überfüllungen, vermeiden. Zusätzlich kann auch über „Geo-Messaging“ Kontakt zu betroffenen Besucher:innenströmen aufgenommen werden, um beispielsweise alternative Ein- und Ausgänge zu empfehlen. Weiterhin haben Besucher:innen die Möglichkeit, Lagepläne, Sanitärbereiche und Notausgänge über die Event-App einzusehen.

Win-win für Betreiber:innen und Publikum

Digitale Technologien eröffnen Veranstalter:innen und Besucher:innen viele neue Möglichkeiten, um das Besuchserlebnis sowie die Nachhaltigkeit, Kommunikation, Sicherheit und auch die Wirtschaftlichkeit von (Groß-)Events zu verbessern. Besonders großes Potenzial bieten digitale Datenplattformen in Kombination mit künstlicher Intelligenz, indem sie wertvolle Daten erfassen und nützliche Erkenntnisse für ganz unterschiedliche Interessensgruppen generieren.

Die PwC Crowd Management Plattform verbindet die Konzepte hochskalierbarer Plattformen mit künstlicher Intelligenz und schöpft DSGVO-konform die Vorteile beider Technologien aus. So bietet sie ein Höchstmaß an Flexibilität, jeweils passend zur Veranstaltung. Die Plattform ist eine All-in-One-Lösung und bietet Features für unterschiedliche Einsatzzwecke. Außerdem stellt sie direkte, innovative Kommunikationskanäle bereit, die sich an den Interessen und Bedürfnissen der verschiedenen Beteiligten orientieren – und dies mit minimalen Installationskosten und -aufwand.

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5 Tipps, wie Sie noch heute anfangen können, Ihre Sicherheit zu erhöhen

Unsere Organisation ist noch nicht bereit für solch eine Plattform.«

Ehrlich gesagt: Sie werden wahrscheinlich nie ganz bereit sein. Aber das ist kein Grund, nicht schon jetzt damit anzufangen. In diesem Artikel finden Sie fünf Tipps, die Ihnen den Einstieg in Safesight erleichtern.

Natürlich ist es wichtig, ein Ziel zu haben, das Sie letztendlich mit Safesight erreichen wollen. Es sollte klar sein, welches Problem genau (oder welche Probleme) mit Safesight gelöst werden soll. Es sollte kon-

krete Ziele geben. Wir sehen jedoch regelmäßig, dass Safesight schnell zu kleinteilig angewandt wird. Und zwar so groß, dass die Organisationen wie gelähmt sind, wenn es darum geht, konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Es müssen Strategien entwickelt, externes Fachwissen hinzugezogen, Sitzungen einberufen, Pläne erstellt und diskutiert werden. Ein Jahr vergeht da schnell.

Wichtigste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung sind engagierte Projektverantwortliche, ein klares Ziel/Problem und ein ausreichender Fokus. Und – natürlich – genügend Zeit. Es geht nicht um Wochen, aber es ist wichtig, dass der/die Projektverantwortliche in regelmäßigen Abständen ausreichend Zeit zur Verfügung stellt.

Fünf Tipps:

1. Klein anfangen.

2. Formulieren Sie konkrete, erreichbare Ziele und lernen Sie nebenbei.

3. Alles ist gut.

4. Kritik annehmen.

5. Erfinden Sie das Rad nicht neu.

1. Klein anfangen.

Beginnen Sie mit einer kleinen Gruppe von engagierten Kolleg:innen. Dies kann eine Abteilung oder eine Reihe von Vertreter:innen aus verschiedenen Abteilungen sein.

Beginnen Sie mit ein oder zwei Funktionen. Wenn Sie sofort alle Funktionen bereitstellen, laufen Sie Gefahr, dass die Benutzer:innen mit den Möglichkeiten überfordert sind.

Und dann besteht die Gefahr, dass

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»

einige aussteigen. Konzentrieren Sie sich zum Beispiel nur auf Sicherheitskarten, um die Nutzer:innen der App zu informieren. Oder nur im Logbuch, um alles, was die organisatorische Kontinuität beeinträchtigen könnte, ordnungsgemäß zu erfassen.

2. Formulieren Sie konkrete, erreichbare Ziele pro Woche und lernen Sie nebenbei.

Erstellen Sie für den ersten Monat einen Wochenplan, der konkrete, erreichbare Ziele pro Woche enthält. Auch hier gilt: Halten Sie es klein und überschaubar. Ein Beispiel: Jede:r macht mindestens drei Logs pro Tag. Oder: Alle Mitarbeiter:innen einer bestimmten Abteilung sind bis Ende der Woche vernetzt und haben Feedback zum Inhalt der App gegeben.

Die Projektverantwortlichen überwachen die Fortschritte genau und geben allen Beteiligten regelmäßig Feedback zu den Ergebnissen und Erfahrungen, auch an das Management. Die Ergebnisse der ersten Woche berücksichtigen Sie dann bei der Formulierung der Ziele für die zweite Woche und so weiter. Fangen Sie an und lernen Sie dabei!

3. Alles ist gut.

Nutzen Sie die ersten Wochen vor allem dazu, dass sich die Teilnehmer:innen mit der Software vertraut machen. In dieser Hinsicht ist alles in Ordnung – lieber zu viele Berichte als zu wenige. Und je mehr Fragen, desto besser. Schließlich hat jede:r seine eigenen Erwartungen und Wünsche an die Software.

Tatsächlich wird vielen Menschen erst in den ersten Wochen klar, was sie eigentlich von unserer Plattform erwarten. Wenn sie in der täglichen Praxis damit arbeiten, erkennen sie den Mehrwert und die Möglich-

keiten. Deshalb ist es wichtig, in der Vorbereitungsphase kein komplexes Durchführungshandbuch zu erstellen, sondern flexibel zu bleiben. Die Realität ist immer etwas anders.

4. Nehmen Sie Kritik an.

Egal wie gut die Plattform ist, es gibt immer Kolleg:innen, die andere Vorstellungen haben. Oder sie haben einfach keine Lust darauf. Nehmen Sie diese Kritik an - dahinter verbergen sich gute Einsichten. Oft handelt es sich um engagierte Kolleg:innen, die wirklich wissen, wovon sie sprechen. Außerdem machen Sie Ihre Kritiker zu Miteigentümer:innen der Plattform und der Ziele. Sie werden sehen, dass sich Kritik in Begeisterung und Engagement verwandelt, wenn diese Ziele erreicht sind.

5. Erfinden Sie das Rad nicht neu.

Wir wissen aus Erfahrung, dass jede Organisation anders ist. Wir wissen jetzt auch, dass sich die Implementierung unserer Plattform bei einem Bauunternehmen nicht wesentlich von der Implementierung in einem Stadion unterscheidet. Erfinden Sie das Rad nicht neu und nutzen Sie die Erfahrungen, die wir bei Organisationen wie Borussia Mönchengladbach, der Messe München oder bei einem großen Festival wie den European Championships Munich 2022 gesammelt haben.

Beginnen Sie mit unseren branchenspezifischen Vorlagen, lernen Sie nach und nach dazu und nehmen Sie Anpassungen vor, sobald Sie einen guten Überblick über den potenziellen Mehrwert von Safesight für Ihr Unternehmen haben. Machen Sie sich mit den Grundlagen vertraut und überlegen Sie dann, wie Sie die Software noch besser für Ihr Unternehmen einsetzen können.

WAS BISHER GESCHAH 2022

Auto fährt in Menschenmenge

In Rüsselsheim wurden mehrere vor einer Kneipe feiernde Menschen von einem Auto erfasst. Die Gruppe junger Männer hatte teilweise auf der Straße gestanden und wurde laut Polizeisprecher „zu spät gesehen“. Der Fahrer war wohl weder alkoholisiert noch zu schnell unterwegs.

(BEL) 125 Tote nach Platzsturm und Tränengaseinsatz

Nach der Niederlage des Arema FC in Malang hatten Fans das Spielfeld gestürmt und wurden von Polizeikräften unter Verwendung von Tränengas zurück auf die Ränge gedrängt. Daraufhin kam es zu einem kritischen Gedränge, bei denen zahlreiche Menschen erstickten. Aktuelle Zahlen sprechen von 125 Opfern.

Selbstgebauter Sprengkörper im Bahnhof Erfurt gefunden Im Bahnhof Erfurt wurde ein Sprengkörper in der Nähe der Gleise gefunden. Der Bahnhof wurde danach weiträumig gesperrt und der Gegenstand abtransportiert. Verletzte gab es keine.

(GBR) Konzert von Dariush Eghbali evakuiert

Nach einem Drohanruf musste das Konzert des iranischen Sänger Darius Eghbali im Hammersmith Apollo London abgebrochen werden. Die Sicherheitskräfte fanden keine verdächtigen Gegenstände, evakuierten aber vorsichtshalber das gesamte Gelände.

Sicherheitsbedenken im Flughafen Düsseldorf

(VEN) Tödliches Gedränge nach Konzert in Venezuela

Nach einem Fest zu Ehren einer Heiligen wurden in der Stadt Santa del Tuy 18 Menschen verletzt, 2 starben. Das Gedränge entstand beim Verlassen des Geländes.

(FRA) Expertenausschuss kritisiert UEFA nach Spiel Liverpool gegen Real Madrid

Beim Fußballspiel Liverpool gegen Real Madrid im Paris Stade de France war es im Mai beim Einlass zu massiven Verzögerungen gekommen, das Spiel konnte erst mit einer 36-minütigen Verspätung angepfiffen werden. Während der Wartezeit setzte die Polizei teilweise Pfefferspray gegen die wartenden Fans ein. Anschließend wurde ein unabhängiger Expertenausschuss gebildet - zu den Experten zählt unter anderem Prof. Phil Scraton, der auch das Hillsborough stadium disaster von 1989 untersuchte. Die Organisatoren machen Fans ohne oder mit ungültigen Tickets für den Stau an den Drehkreuzen verantwortlich. Liverpool spricht von einem „Zusammenbruch des Sicherheitsbereichs“.

Auto fährt in Bushaltestelle und tötet 4 Menschen

(SK)

In der Nacht auf den 3.10. fuhr ein Auto an einer Bushaltestelle am Rand der historischen Altstadt von Bratislava in eine Menschenmenge und tötete dabei vier Menschen, sieben weitere wurden verletzt. Der Fahrer war eventuell alkoholisiert.

Nach einer Reportage im Flughafen Düsseldorf kam es zu Bedenken bezüglich mutmaßlicher Sicherheitslücken. Eine Reporterin hatte sich in sicherheitssensiblen Bereichen aufgehalten. Ob dies unbefugt geschah, war bei Erstellung des Berichts noch unklar. In der Vergangenheit gab es schon oft Diskussionen zu Personalmangel an Flughäfen und eventuelle Auswirkungen auf die Sicherheit.

Bühne zusammengebrochen bei Schulveranstaltung In Saarlouis brach bei einer Veranstaltung eine Bühnenkonstruktion zusammen, 16 Menschen wurden (teils schwer) verletzt. Die Ursache für den Vorfall ist nach wie vor unklar.

2 Verletzte bei Motorcross bei „Enduro DM“

Bei einem Motorcross-Rennen in Streitberg kam es zu einem schweren Unfall, als ein als Streckenposten eingeteilter Mann die abgesperrte Rennstrecke betrat. Er stieß dabei mit einem der Motorcrossfahrer zusammen. Beide mussten mit Rettungshubschraubern in ein Krankenhaus gebracht werden.

Polizeieinsatz auf St. Pauli

Vor dem Fußballspiel des Hamburger SV gegen den FC St. Pauli kam es auf dem Heiligengeistfeld zu einem massiven Polizeieinsatz gegen die St. Pauli Fans. Es gab mehrere Verletzte. Die Verhältnismäßigkeit bei der Ingewahrsamnahme seitens der Polizeikräfte wird geprüft.

Auto fährt in Menschenmenge

Nach einer Party im Kreis Rostock fuhr ein leicht alkoholisierter Autofahrer in eine Gruppe von Menschen. Dabei kam es zu 4 Schwerverletzten, eine weitere Person wurde leicht verletzt. Die Beteiligten waren auf dem Heimweg von einer Party, die auf einem Rennrad-Gelände stattfand. Die Polizei geht bei dem Unglück von einem Unfall aus.

20 09.10. 09.10. 23.09.
09.10. 14.10. 14.10. 15.10. 21.10. 02.10. 02.10. 21.10. 28.05.& 17.10.
WAS BISHER GESCHAH

29.10. 22.10.

Awareness Team auf der Frankfurter Buchmesse Erstmalig gab es auf der Frankfurter Buchmesse ein Awareness Team, bestehend aus drei Mitarbeitenden des Bundes für Antidiskriminierungs- und Bildungsarbeit e. V. (BDB). Ausschlaggebend dafür war unter anderem das Fernbleiben einer schwarzen Autorin im letzten Jahr. Diese fühlte sich auf der Messe nicht sicher. Auch die nonbinäre Buchpreisgewinner:in Kim de l´ Horizon trat dieses Jahr wegen Hassbotschaften nur in Begleitung eines Sicherheitsdienstes auf. Die Messe war in den letzten Jahren oft wegen der Anwesenheit rechter Verlage in die Kritik geraten.

23.10.

Artist stürzt bei Aufführung in die Tiefe Bei einer Aufführung des Höhner-Zirkusses in Düren stürzte einer der Akrobaten neun Meter von einem Höhenrad und verletzte sich schwer. Die Show wurde umgehend abgebrochen.

(KOR) 154 Tote bei HalloweenFeierlichkeiten in Seoul

Bei Feierlichkeiten zu Halloween im Stadtviertel Itaewon in Seoul mit geschätzten 100.000 Menschen kam es in den engen Gassen zu massivem Gedränge. Viele der überwiegend jungen Menschen erlitten einen Herzinfarkt - die Hilfskräfte erreichten die Verletzten nur schwer. Bei dem Unglück starben 154 Menschen, 149 wurden verletzt.

30.10.

(CZE) Acht Verletzte nach Halloweenparty in Tschechien

Bei einer Feier in Ostmähren kam es am Eingang zu einer Diskothek zu Gedränge –mehrere Menschen verloren dabei das Bewusstsein, acht Menschen wurden, teils schwer, verletzt.

(COD) 11 Menschen sterben in überfülltem Stadion

Bei einem Konzert des Singer/Songwriters Fally Ipupa am 29.10. starben 11 Menschen, unter ihnen 2 Polizeibeamte. Berichten zufolge war das Stadion überbelegt.

31.10. 01.11.

(AUT) 25 Verletzte durch

Reizgas auf

Halloweenparty

Bei einer Halloween-Party setzte eine Person im innenraum der voll besetzten Sporthalle Reizgas ein. Das Gebäude wurde sofort geräumt. Insgesamt gab es 23 Verletzte.

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FUTURE-FIT FESTIVALS –es wird nur gemeinsam gehen

Bevor die unfreiwillige Pandemie-Pause begann, haben wir bereits davon gesprochen, dass wir es mit historischen Herausforderungen gesellschaftlicher Transformation zu tun haben. Herausforderungen, die uns im Privaten und auch professionell die Festival- und gesamte Liveentertainmentbranche betreffen. Klimawandel, Inklusion, Diversität, Digitalisierung sind dabei nur eine Handvoll Beispiele. Dann kamen das Virus und der Krieg mitten in Europa und mit ihnen neue Sicherheitsfragen, ein Mangel an Fachkräften und Infrastruktur, eine Energiekrise, Inflation und bei nicht wenigen auch ein Kampf um die eigene Existenz. Zeitweise lassen die neuen Herausforderungen die alten in den Hintergrund treten, Aktivitäten werden ausgebremst oder vorübergehend eingestellt und der zeitliche Handlungsspielraum deutlich verkleinert, während die zu bewältigende Aufgabe dadurch noch ambitionierter wird.

Sicher, die Auswirkungen sind für jede:n einzelne:n, aber auch für jede Veranstaltung unterschiedlich gelagert. Wir hören von Erfolgsgeschichten und Rekordergebnissen in der Festivalsaison 2022, aber auch von ungekannten Problemen, großer Erschöpfung und einem angespannten Blick auf die Entwicklungen einer mitunter ungewissen Zukunft. Dieser müssen sich alle Aktiven in der Branche stellen und machen wir uns nichts vor: angesichts der Bedeutung und Größe der Aufgaben wird es nur gemeinsam

gehen. In dieser Situation bekommen starke Netzwerke und funktionierende Partnerschaften eine neue und noch wichtigere Bedeutung.

Die Europäischen Musikfestivals haben dafür die Basis schon vor einem knappen Vierteljahrhundert gelegt. YOUROPE (The European Festival Association) wurde bereits 1998 aus der Taufe gehoben als die Institution, in welcher Festivals auf Augenhöhe an einem Tisch sitzen, Wissen austauschen und gemeinsame Werte definieren. Dieser Austausch ist bis heute das wohl wichtigste Kapital der Organisation. 119 Festival- und assoziierte Mitglieder aus 29 europäischen Ländern finden sich unter dem Dach YOUROPEs, dem wohl einzigen Ort, an dem Festivals auf pan-Europäischer Ebene konstruktiv zusammenarbeiten - ungeachtet dessen, ob sie unabhängig und privat geführt oder Teil des Portfolios eines der Global Player auf dem Markt sind. Dieser Umstand macht YOUROPE besonders, kreiert gleichzeitig Möglichkeiten und birgt ebenso die Verantwortung, die europäische Festivalszene Schritt für Schritt zu verbessern und weiter zu vernetzen.

Diese Verantwortung hat YOUROPE nicht zuletzt in der Pandemie deutlich erkannt. In der Zeit, in welcher das definierende Merkmal von Festivals –besondere Erlebnisse in einer gleichgesinnten Menge von Menschen - dazu führte, dass der gesamte Kulturbereich auf Eis gelegt wurde, weil

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DasFest © Eirich

eben dies ein Risiko darstellte. Während also die Festivals „out of Business“ waren, wuchs der Verband, denn der Bedarf an Zusammenhalt, Austausch und einer gemeinsamen Stimme war so groß wie nie und YOUROPE die Institution, der das Vertrauen geschenkt wurde.

Einer der wenigen Vorteile der Pandemie war, dass sie Kapazitäten freisetzte, die es im Falle von YOUROPE ermöglichten, sich der Definition von Zukunftsaufgaben und auch erstmals der Beantragung entsprechender Förderung seitens der öffentlichen Hand zu widmen. Das Ergebnis trägt den Namen „3F - Future-Fit Festivals“ und wird kofinanziert vom Creative Europe Programm der Europäischen Union im Rahmen des Supports für Europäische Netzwerke.

3F ist ein dreijähriges Projekt, das seinen Fokus maßgeblich auf drei elementare Fragen richtet:

▪ Stichwort „Resilience“ - Was macht die europäischen Festivals widerstandsfähig für die Herausforderungen der Zukunft?

▪ Stichwort „Responsibility“ - Wie sieht das verantwortungsvolle Festival der Zukunft aus und wie erreicht man das?

▪ Stichwort „Relevance“ - Wie stellen die Festivals von morgen sicher, dass sie weiterhin die relevante Rolle in der Populärkultur und im Leben von Millionen junger Menschen spielen?

3F baut auf den Strukturen und Zielen von YOUROPE auf. Im Laufe der Jahre ist es dem Verband gelungen, richtungsweisende Arbeitsgruppen und Initiativen aufzubauen, die das Expertenwissen der Mitgliedsfestivals nutzen, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln und das Produktionsniveau der gesamten Branche zu steigern. Beispiele sind die 2006 gegründete YES Group (Yourope Event Safety Group), die GO Group (Green Operations Europe) aus dem Jahr 2011 oder Take A Stand, die wohl wichtigste Social-Awareness-Initiative im Festivalbereich, die 2022 ihr 5-jähriges Bestehen feiert.

Gemeinsam werden in der Projektlaufzeit die Schwerpunkte u.a. auf die Bereiche „Sicherheit & Zuverlässigkeit“, „Klimawandel & European Green Deal“ und „Diversity & Inklusion“ gelegt. Einige der Aktivitäten und Veröffentlichungen, die YOUROPE mit den Vertreter:innen seines Netzwerks realisieren wird, sind neben vielen anderen:

▪ der jährliche European Festival Report (EFR) –der erstmals im Dezember 2022 als Überblick und Reflexion zur vergangenen Festivalsaison erscheint

Daten- und Wissenssammlung – im Rahmen jährlicher Umfragen zu Entwicklung und Status innerhalb der Branche sowie Bereitstellung von Tools, Leitfäden, Forschungsergebnissen und noch mehr Wissen in einem im Aufbau befindlichen Knowledge Hub

Die „European Green Festival Roadmap 2030“, die erste von 3 Sonderveröffentlichungen zu den Fokusthemen von 3F ist für das Frühjahr 2023 geplant. Die Roadmap dient als Hilfestellung im Rahmen der Transformation hin zu einer klimafreundlichen Festivalindustrie, die nicht nur den Zielen des European Green Deal, sondern auch der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen gerecht wird.

▪ Weitere Sonderveröffentlichungen mit den Arbeitstiteln „Inclusion & Diversity Toolset“ und „3F Safety Report“ folgen in den Projektjahren 2 und 3.

jährliche europaweite Kommunikationskampagnen – wie #ImpossibleWithoutYouth, die 2022 im Europäischen Jahr der Jugend die Bedeutung der jungen Generation für den Festivalsektor hervorhebt und mit der Unterstützung von über 70 Festivals aus 25 Ländern gestartet wurde (www.ImpossibleWithoutYouth.eu)

Schulungsveranstaltungen, Workshops und Seminare – in den Bereichen Sicherheit, Umweltthemen, Kommunikation sowie Human Resources & Wellbeing

Fachbeiträge aus dem YOUROPE-Expert:innenpool – im Rahmen von YOUROPEs European Festival Conference sowie bei den wichtigsten Branchentreffs für (Live-)Musik und Entertainment.

Es geht also bei 3F um grenzüberschreitenden und branchenübergreifenden Austausch zwischen Festivals, ihren Stakeholdern und verwandten Kulturformen. Dabei wird eine Interessensvertretung der europäischen Festivalbranche insgesamt geschaffen werden, die den Betrieb aus allen Blickwinkeln versteht und kompetent vermitteln kann. Die vorhandene Expertise wird ausgebaut und für den Kompetenzaufbau der Aktiven in ganz Europa zu genutzt, um den Herausforderungen der Zukunft kompetent und geschlossen begegnen zu können. Denn, wie gesagt, es wird nur gemeinsam gehen. In einer engen Vernetzung der Akteur:innen der weiteren Festivalbranche, die ermöglicht, eine gemeinsame laute Stimme zu finden, die an den entscheidenden Stellen gehört wird, und eine zukunftsfeste Branche kreiert, die attraktiv für neue Generationen von Aktiven und Besuchenden ist.

23 Nr. 10/2022

Besserer Schutz für Märkte und Feste

Neuer DIN-Standard vervollständigt Sicherheitspaket zum Schutz öffentlicher Räume und von Veranstaltungen

Wenn Autos und Lastwagen zu Waffen werden, bieten Fahrzeugsicherheitsbarrieren Schutz. In den vergangenen Jahren nutzten Täter immer wieder Fahrzeuge, um willentlich in Menschenmengen hineinzufahren und zahlreiche Menschen schwer zu verletzen und zu töten. Um öffentliche Plätze und Veranstaltungsräume zukünftig besser gegen diese Angriffe schützen zu können, hat das Bundesministerium des Innern und für Heimat zwei Standards gefördert. Unter der Verantwortung der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus Senftenberg erarbeitete ein Konsortium mit Vertreterinnen und Vertretern von Veranstaltern, Sicherheitsberatern, Behörden, Kommunen, Herstellern, Testinstituten, Universitäten und Hochschulen die Regelwerke beim Deutschen Institut für Normung e.V.

DIN SPEC 91414 Teil 1

Bereits im Frühjahr 2021 wurde der Standard DIN SPEC 91414 Teil 1 „Mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren für Sicherheitsanforderungen - Anforderungen, Prüfmethoden und Leistungskriterien“ veröffentlicht. Mit diesem DIN-Standard sollte kein zusätzlicher Anpralltest zu den bereits bestehenden internationalen Testverfahren entwickelt werden. Vielmehr sollten Prüfungsverfahren ergänzt werden, um die Sicherheit im öffentlichen Raum in Deutschland zu erhöhen. Dazu wurden bisherige Überfahrtaten und Angriffe auf mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren ausgewertet. Als Ergebnis wurden erstmalig eine Verschiebe- und Manipulationsprüfung beschrieben.

Da bei der Mehrzahl der Überfahrtaten sich die angreifenden Fahrzeuge zunächst langsam näherten und die Beschleunigung erst bei Sichtkontakt mit den späteren Opfern erfolgte, muss damit gerechnet werden, dass mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren auch mit geringer Geschwindigkeit angegriffen werden. Mit der Verschiebeprüfung wird simuliert, dass mit einem Angriffsfahrzeug versucht wird, eine mobile Fahrzeugsicherheitsbarriere mit langsamer Geschwindigkeit zu verschieben, um ein Einfahren durch das Angriffsfahrzeug oder eines zweiten folgenden Angriffsfahrzeugs zu ermöglichen. Zusätzlich soll durch den Test nachgewiesen werden, dass die Fahrzeugsicherheitsbarriere nicht selbst als Angriffswerkzeug vor einem Angriffsfahrzeug hergeschoben werden kann.

Mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren werden häufig in Zu- und Ausgangsbereichen von Veranstaltungen eingesetzt und sind nicht permanent durch Sicherheitspersonal

flankiert. In der Vergangenheit wurden diese Ziele von Vandalismus und Sachbeschädigung. Damit die Schutzwirkung der Sperren nicht beeinträchtigt wird, beschreibt der Teil 1 zudem eine Manipulationsprüfung. Mit vier Manipulationsklassen wird die Einsatzvielfalt mobiler Fahrzeugsicherheitsbarrieren unterstützt. Zu den einzelnen Manipulationsschutzklassen sind beispielhaft Tathandlungen aufgeführt, die mit der Gefährdungsanalyse eines zu schützenden Raumes abgeglichen werden können, um den erforderlichen Schutz gegen Manipulation in einem Zufahrtsschutzkonzept zu berücksichtigen.

DIN SPEC 91414 Teil 2

Die DIN SPEC 91414-2 beschreibt zu Beginn grundlegende Anforderungen an ein Zufahrtsschutzkonzept. Hierzu werden zunächst Hinweise zur Qualifikation der Planenden sowie zur Geheimhaltung gegeben. Zusätzlich werden in den grundlegenden Anforderungen auch die Themen Flucht- und Rettungswege aber auch Betriebsund Verkehrssicherheit berücksichtigt.

In der Vorbereitungsphase für ein Zufahrtsschutzkonzept wird auf Beteiligung weiterer Stakeholder verwiesen, die von einem Zufahrtsschutzkonzept betroffen sein könnten. Da die unterschiedlichen Interessen sehr vielfältig sind, sind Betroffene im Anhang C beispielhaft aufgezählt.

Die Schwerpunktthemen liegen auf den Inhalten, die bei der Erstellung eines Zufahrtsschutzkonzepts mindestens erforderlich sind. Die erforderliche Risikobewertung wird als Tool dargestellt, mit dem entweder über eine Risikomatrix oder mittels eines Risikokoeffizienten eine Einschätzung des Risikos, zum Beispiel eines Veranstaltungsbereichs, erfolgen kann. Während sich ein Risikograph für eine schnelle und leichte Einschätzung eignet, bietet die Berechnung eines Risikokoeffizienten eine tiefe Einschätzung des Risikos und ist damit eher für große Veranstaltungen oder besondere Plätze geeignet. In beiden Vorgehensweisen wird die Gefährdungseinschätzung der Polizei als Grundlage berücksichtigt.

Aus der Risikobewertung ergeben sich schließlich Schutzgrade, die teilweise die nachgelagerten Schritte qualifizieren.

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Einer besonderen Gewichtung kommt auch der Definition eines Schutzziels zu. Erst durch eine eindeutige Beschreibung werden die Schwachstellen erkennbar, die bei einem erwarteten Angriff genutzt werden könnten. Dabei sind die gewonnenen Erkenntnisse aus der Risikobewertung in Bezug auf Tätermotivation und Fahrzeuggröße entscheidend. Aus den vergangenen Taten sind bereits Vergleichsdaten vorhanden, die berücksichtigt werden können.

Bei der Schwachstellenanalyse kommt es nicht nur darauf an, Zufahrtsmöglichkeiten zu identifizieren. Es müssen auch die Angriffsenergien beziehungsweise Angriffsgeschwindigkeiten berechnet werden, die an einem Zufahrtsschutzpunkt / einer Zufahrtsschutzlinie erreicht werden können. Erst mit diesen Werten lässt sich die Auswahl der Fahrzeugsicherheitsbarrieren auf geeignete Produkte begrenzen.

Die Einstufung der Sicherungsgrade kann dazu führen, dass eine Gefährdung eines Veranstaltungsbereichs in Bezug auf eine Überfahrtat mit geringen Schadensausmaß und

einem unwahrscheinlichen Eintritt definiert wird. Dieses führt dann dazu, dass die Erstellung eines gesonderten Zufahrtsschutzkonzepts nicht erforderlich wird und dass der Zufahrtsschutz in der allgemeinen Tätigkeit abgehandelt werden kann. Maßnahmen, die in den höheren Sicherungsgraden erforderlich wären, sind ebenfalls beschrieben. In der höchsten Gefährdungsstufe wird empfohlen, zu prüfen, ob die Veranstaltung überhaupt durchführbar ist. Denn insbesondere bei derartigen Veranstaltungen muss zusätzlich mit anderen Angriffsformen gerechnet werden.

Bei der Erstellung eines Zufahrtsschutzkonzepts, insbesondere zur dauerhaften Absicherung von Innenstädten, ist eine weitere Herausforderung, den Schutz möglichst unauffällig ins Stadtbild zu integrieren und zugleich maximale Sicherheit zu bieten. Hierzu wurden im Anhang G (normativ) die Grundlagen für eine kriminalpräventive Raumplanung aufgenommen. Diese Grundlagen sollten grundsätzlich auch bei Veranstaltungen berücksichtigt werden. Denn jedes Opfer einer Straftat wird diese Veranstaltung in ein-

schneidender Erinnerung behalten und im äußersten Fall andere davon überzeugen, nicht an vergleichbaren Veranstaltungen teilzunehmen.

Die im Anhang E beispielhaft dargestellte Betriebsanweisung kann bereits in Ausschreibungen genutzt werden. Bei Auftragsvergabe können Auftraggebende und Auftragnehmende sich auf Inhalte einer Betriebsanweisung einigen. Zusätzlich bietet die Betriebsanweisung den Überblick über den Stand des Projekts und dient zugleich als Dokumentation.

Kommunalen Entscheidungstragenden und Veranstaltenden dient dieser Standard ab sofort als nützliche Orientierungshilfe beim Erstellen eines Zufahrtschutzkonzepts für Veranstaltungen.

Die aktuellen Teile 1 und 2 der DIN SPEC 91414 komplettieren ein vierteiliges Sicherheitspaket für Kommunen zum Schutz vor Überfahrtaten, das in Kooperation mit der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes entstand. Zu diesem Paket zählen zusätzlich eine Handreichung der Polizei sowie eine Produktliste.

Handreichung der Polizei „Schutz vor Überfahrtaten – ein Leitfaden für Kommunalverantwortliche“

Die von der Polizeilichen Kriminalprävention herausgegebene Handreichung „Schutz vor Überfahrtaten“ richtet sich vornehmlich an Kommunalverantwortliche und soll als Leitfaden für die eigenverantwortliche Entwicklung von Strategien gegen sogenannte Überfahrtaten mittels mehrspuriger Fahrzeuge dienen. Sie erläutert die Rollen und Zuständigkeiten verantwortlicher Akteure, beschreibt in sechs konkreten Handlungsschritten die Erarbeitung eines Zufahrtsschutzkonzeptes und zeigt mit einem Gefährdungsbewertungsraster den Weg zur systematisierten Gefährdungsanalyse auf. Empfohlen wird, die Gesamtstrategie einschließlich der Auswahl der Produkte gemeinsam mit allen Prozessbeteiligten möglichst einvernehmlich abzustimmen. Die Polizei unterstützt diesen Planungs- und Umsetzungsprozess beratend mit ihrem Fachwissen.

Produktliste Zufahrtsschutz

Herausgeber der „Produktliste Zufahrtsschutz für Städte und Kommunen“ ist die polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes. In ihr werden Zufahrtsschutzprodukte geführt, die entsprechend DIN SPEC 91414-1, Technische Richtlinie „mobile Fahrzeugsperren“ des Polizeitechnischen Instituts an der Deutschen Hochschule der Polizei, IWA 14-1, PAS 68 oder ASTM mit einer erfolgreichen Prüfung abgeschlossen haben und deren Veröffentlichung durch die Hersteller / Vertreiber gewünscht wurde. Sie steht den Polizeibediensteten im Rahmen ihrer Beratungstätigkeiten zur Verfügung.

25 Nr. 10/2022

Brauchen wir

das wirklich?

„Brauchen wir das wirklich?“

Diesen oder ähnliche Sätze haben die meisten Kolleg:innen, welche in die Sicherheitsplanung von Veranstaltungen involviert sind, schon einmal gehört. Je nach Genre und Art der Veranstaltung die einen mehr, die anderen weniger.

Ursprünglich sollte dieser Artikel rein auf die Besonderheiten der „1. Saison nach dem Lockdown“ ausgelegt sein, allerdings stellte sich im Rahmen der Überlegungen immer deutlicher dar, dass das Thema unter der vorangestellten Frage generell KEIN neues ist.

Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Pandemie neue Einflussfaktoren hervorgebracht hat, aus welchen weitere Herausforderungen für diese Saison, bzw. dieses Jahr resultierten.

Pandemie

Gerade hatte Prä-Covid das Thema „Veranstaltungssicherheit“ in den unterschiedlichsten Facetten und Bereichen in der öffentlichen Wahrnehmung Fahrt aufgenommen und trotz „Brauchen wir das wirklich?“ ging es am Ende doch meist bergauf den langfristig gesetzten Zielen entgegen.

Dann kam im Frühjahr 2020 die Pandemie und die Branche lag weitestgehend brach.

Knapp zwei Jahre lang gab es nur sehr wenige Veranstaltungen mit teilweise starken Einschränkungen. Aber es war auch eine Zeit, in welcher der plötzlich vorhandene Leerlauf genutzt wurde für Orientierung, Weiterbildung und Austausch. Und es war eine Zeit, in der die Sicherheit und der Schutz aller beteiligten Personen bei den stattgefundenen Veranstaltungen absolut im Fokus standen und die Umsetzbarkeit der Veranstaltungen bestimmten.

Dieser Umstand weckte eine gewisse Erwartungshaltung für die erste Saison „Post-Covid“ bei den Planer:innen und operativ Umsetzenden in den Bereichen der Veranstaltungssicherheit.

Die Frage

Und es kam … „Brauchen wir das wirklich?“.

Auch wenn die Frage vorerst als störend oder gar als Angriff empfunden wird, so hat sie durchaus ihre Berechtigung. Die Frage muss im offenen Austausch mit Veranstalter:innen erlaubt sein und wird im besten Fall auch nicht als störend oder demotivierend empfunden, sondern als Anreiz für einen argumentativen Diskurs gesehen.

Herausforderungen

Was bedeutet das konkret? Im Klartext: die Auseinandersetzung mit dem Spagat zwischen denen im Optimum angesetzten Sicherheitsparametern einer Veranstaltung, den Vorstellungen der Veranstalter:innen und den gegebenen Umständen vor Ort. Dies beinhaltet nicht nur budgetäre, sondern auch weitere Faktoren, welche im Rahmen der Zusammenarbeit in Punkto Sicherheitsplanung und -umsetzung für Divergenzen sorgen können.

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Eine Betrachtung von Alexandra von Samson
Herausforderungen im Rahmen der Sicherheitsplanung von Veranstaltungen

Es liegt auf der Hand, dass es ohne Budget weder Planung noch Umsetzung gibt, insofern müssen budgetäre Vorgaben auch entsprechend berücksichtigt werden. Das heißt aber nicht, dass Budgets für den Sicherheitsbereich nicht diskutiert werden können oder auch müssen, da eine Veranstaltung zu keinem Zeitpunkt zu einer Gefahr für die Beteiligten vor Ort werden sollte.

Aber auch die veranstalterseitig gewünschte Außenwirkung, sowie Ansichten und Einstellungen der Veranstalter:innen können zu divergierenden Interessen führen, zum Beispiel beim Einsatz von Videoüberwachung in bestimmten Bereichen einer Veranstaltung. Auch hierfür müssen Lösungsansätze gefunden werden.

Nun wurde also geplant und geschrieben und vor Ort ist doch wieder einiges anders. Auch das ist keine Unbekannte, wenn es an die operative Umsetzung der geplanten Parameter geht. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass hier immer wieder Faktoren von außen Einfluss nehmen, welche im Vorfeld schwer zu planen oder zu integrieren sind. Gemeint sind zum Beispiel die Stimmung im Publikum, die Art des Auftritts einer Künstler:in oder auch die Persönlichkeit von anwesenden Mitarbeiter:innen; all dies sind die Punkte, auf die es keine direkte Einflussnahme gibt und welche gut durchgeplante und vorbereitete Situationen grundlegend verändern können. Allerdings muss mit der sehr großen Wahrscheinlichkeit des Eintritts von Unbekannten gerechnet und die Reaktionsfähigkeit in die Planungen integriert werden. Hört sich erstmal kurios an, ist aber mit der Vorbereitung von generalisierten Handlungsketten in der Szenarienplanung prinzipiell umsetzbar.

Im Bereich Arbeitsschutz als Teil der Sicherheitsplanung ist der Spagat zwischen dem Gewünschten bzw. Notwendigen und dem, was umgesetzt werden kann / wird, am größten. Es ist meist eine ständige Gratwanderung zwischen dem, was gerade noch geht und dem, was eigentlich schon nicht mehr geht. Zwar ist wenig besser als nichts, aber am Ende immer noch wenig.

Post-pandemisch ergab und ergibt sich aufgrund der sehr großen Dichte von Veranstaltungen die große Herausforderung die Planungen mit ausreichend Vorlauf und gebotener Gründlichkeit durchführen zu können. Ohne den Input aus der generellen Veranstaltungs- und Produktionsplanung kann keine auf die entsprechende Veranstaltung zugeschnittene Sicherheitsplanung vorgenommen werden. Kommt dieser Input spät, erfolgen auch alle weiterführenden Planungen im Bereich der Veranstaltungssicherheit spät und beeinflussen alle weiterführenden Bestandteile und Beteiligte, wie Behörden und Dienstleistende als Kettenreaktion.

Auch die realistische Umsetzung der Vorplanungen kann durch die generell eingeschränkte Verfügbarkeit von Personal und Material oder durch kurzfristige Änderungen in diesen und anderen Faktoren beeinflusst werden und auch kurzfristige Neuorientierungen in den Planungen notwendig machen.

Bildnachweis: https://eventuality.ch/veranstaltungssicherheit/

Die Aussicht

Am Ende wird es immer eine Kompromisslösung sein, die bestmöglichen Sicherheitsparameter unter den gegebenen Umständen in die Veranstaltung zu implementieren. Es geht nur gemeinsam unter Einbeziehung der Wünsche und Vorstellungen aller Beteiligten und der gegebenen Umstände.

Das ist teilweise der schwierigste Part, da es hier einer Reflexion der eigenen Ideen und Vorstellungen bedarf, inklusive eines stetigen Abgleichs mit den Schutzzielen und dem Finden alternativer Maßnahmen zum Erreichen dieser Schutzziele.

Aber es geht nur gemeinsam!

27 Nr. 10/2022

ORAT – wenn Airport zu Arena wird

Wie der Flughafen-Industriestandard „Operational Readiness & Airport Transfer“ bei der Inbetriebnahme neuer Stadien helfen kann.

Was haben Inbetriebnahmen von Flughäfen und Stadien gemeinsam? Auf den ersten Blick vielleicht nicht viel, aber unserer Meinung nach sogar jede Menge. Beides sind technisch ausgefeilte und große Infrastrukturprojekte, in der ab der Eröffnung zigtausende Menschen mit bestimmten Prozessen konfrontiert werden. Ob nun bei der Ticketkontrolle (Bordkartenkontrolle), bei den Sicherheitskontrollen, bei der Wegeführung, im Sicherheitsmanagement, im Notfall-Management und bei Evakuierungen, bei der landseitigen Anbindung, oder bei der technischen Instandhaltung der neuen Infrastruktur – in allen Fällen müssen die Zahnrädchen ineinandergreifen, sodass ein sicherer und reibungsloser Betrieb von der Eröffnung an sichergestellt werden kann.

Der internationale Fachjargon für die Inbetriebnahme-Vorbereitungen von Flughäfen ist Operational Readiness & Airport Transfer – sprich Operative Be-

triebsfähigkeit und Flughafenumzug – kurz ORAT. Die Gründe ein organisiertes ORAT vor der Eröffnung einer neuen Flughafeninfrastruktur durchzuführen sind vielschichtig und umfangreich. So kam es zum Beispiel im Jahr 1993 zu einer 16 Monate verspäteten Eröffnung des neuen Flughafens in Denver. Start- und Landebahnen, Flugzeugstellplätze und -bewegungsflächen sowie die Passagierterminals mitsamt der landseitigen Anbindung waren eigentlich fertig und betriebsbereit – bis auf die Gepäcksortieranlage. Diese funktionierte nicht einwandfrei und das Personal verstand aufgrund zu wenig Training und Vorbereitung für den Ernstfall die Anlage schlicht nicht. Es entstanden aufgrund von Zinszahlungen und Wartungskosten der fertigen Gebäude bis zu zwei Milliarden Dollar Mehrkosten für die Stadt Denver.

Als „nationale Schande“ ging die holprige Inbetriebnahme des neuen Terminal 5 des Flughafens London-Heathrow 2008 in die Geschichte der Luftfahrt ein. Eigentlich sollte es ein Anlass für den britischen Nationalstolz werden. Doch zahlreiche Probleme bei

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Flughäfen und Stadien sind aus infrastruktureller und prozessualer Perspektive sehr ähnlich.

den Zufahrten auf den Parkplätzen, technische Probleme bei den Sicherheitskontrollen und im Gebäude selbst, verirrtes Personal, das nicht rechtzeitig zu ihrem Arbeitsplatz erschien, und über 20.000 verloren gegangene Gepäckstücke führten sogar zu einem Untersuchungsausschuss vor dem House of Commons Transport Committee. Das Ergebnis war überraschend – viele Probleme waren wohl längst vor der Eröffnung bekannt, wurden aber vom Top-Management klein geredet und ignoriert.

Und dann gibt es die erfolgreichen Inbetriebnahmen von Flughäfen – diejenigen die mit Hilfe von ORAT eröffneten. 2013 konnte mit Hilfe des Probebetriebs bewiesen werden, dass das Feueralarmsystem am neuen Flughafen Doha in Katar nicht einwandfrei funktionierte. Die Eröffnung verzögerte sich deswegen (und aufgrund weiterer technischer Probleme) um ein paar Monate, aber wer weiß was wohl im Ernstfall passiert wäre. Das neue Terminal 4 in São Paulo musste pünktlich für die WM im Juni 2014 eröffnen. Es kam allerdings zu erheblichen baulichen Verzögerungen in der Gepäcksortieranlage. Mithilfe von ORAT wurde eine Übergangslösung (eine Mischung aus neuem Prozess und einfachen Rutschen) erarbeitet und das Terminal konnte pünktlich und erfolgreich in Betrieb gehen –ohne eine Strafgebühr zu bezahlen, welche bei einer Verspätung fällig gewesen wäre. Der neue Flughafen Bahrain eröffnete nach einem umfangreichen ORAT erfolgreich zu Beginn 2021 und konnte sofort den internationalen Preis als „bester neuer Flughafen der Welt“ gewinnen.

Wie funktioniert nun so ein ORAT? Heutzutage werden gerne die Begriffe „Change-Management“ und „Risk-Management“ verwendet. Auch nichts anderes ist ORAT. Mithilfe einer strukturierten Vorgehensweise werden Betreiber:innen und alle operativen Stakeholder auf die neue Infrastruktur so vorbereitet, dass Risiken einer gescheiterten oder sogar katastrophalen Inbetriebnahme minimiert bzw. ausgeschlossen werden. Mithilfe von Ablaufdefinitionen, Abstimmungsforen, Trainings und Probebetrieben, werden alle zukünftig am Flughafen – oder eben im Stadion – tätigen Mitarbeiter:innen so auf ihr neues Arbeitsumfeld vorbereitet, dass der Eröffnungstag nicht ihr 1. Arbeitstag ist, sondern als ob sie bereits seit Monaten ausschließlich hier arbeiten. Jede:r einzelne Mitarbeiter:in wird umfangreich und professionell vorbereitet - und das nicht nur für den Regelbetrieb, sondern auch für Ausnahmefälle wie technische Probleme, Notfallsituationen bis hin zu Evakuierungen.

Praktisch auch für alles, das bei einer Eröffnung eines neuen Stadions eintreffen könnte. Ob nun Probleme bei der An- und Abreise, bei der Wegefindung rund um das und im Stadion, bei der Gastronomie und der Logistik, bei der Ticket- oder Sicherheitskontrolle der Zusehenden oder mögliche Ausnahmesituationen, die die Einbeziehung und Mithilfe von Exekutive und Rettungsdiensten benötigen. Mit ORAT ist der Betreiber auf alles vorbereitet. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, wie ein ORAT für Ihr Projekt aussehen könnte, geben Sie uns Bescheid. Wir freuen uns, Christoph Aumüller & ON-BLOCK.

www.on-block.com

29 Nr. 10/2022
Probebetrieb mit Komparsen (grüne Westen) im Rahmen des ORAT am Flughafen BER im Spätsommer 2020.

1. FC Kaiserslautern und Venue Planner

Vorstellung eines Best Case

Digitale Planung mit dem Venue Planner

Die Software von Venue Planner digitalisiert die Planung von Veranstaltungspersonal sowie -material. Venue Planner hat sich bei der ersten Runde des Projektes „Stadioninnovationen“, einem gemeinschaftlichen Projekt der Deutschen Fußball Liga (DFL) und des DFB (Deutscher Fußball-Bund), beteiligt.

Der Trend geht nicht nur weiterhin zur Digitalisierung, sondern nimmt einen immer größeren Raum ein. Durch die digitale Planung von Personal und Material innerhalb einer Veranstaltungsstätte, aber auch durch die Möglichkeit, auf einer Umgebungskarte die Wegebeziehungen abzubilden und zu planen, verbessert der Venue Planner die Zusammenarbeit der verschiedenen Gewerke.

Fußballvereine und Veranstalter nutzen Venue Planner, um einen Überblick über das eingesetzte Personal zu erhalten und gleichzeitig die laufenden Kosten im Blick zu haben. Das System hält jede Planänderung fest. Die Veranstaltungsstätte kann zudem auf verschiedene

Ebenen ein- und gleichzeitig können Veranstaltungen in unterschiedliche Phasen aufgeteilt werden. Nur unter Erfüllung dieser Voraussetzungen ist es schließlich möglich, alle wesentlichen Aspekte eines Veranstaltungsgeschehens schon in der Planung, dann aber auch im tatsächlichen Ablauf, zu berücksichtigen.

Mit Zeitersparnis, Kostenkontrolle, grafischer Darstellung von eingesetztem Personal und Material, Qualitätsmanagement und Universalität werden alle entscheidenden Aspekte der Event-Planung in einer einzigen SaaS-Lösung zusammengefasst.

Projektphase beim FCK

Venue Planner ist bereits 2020 in das Konzept der DFL zum Re-Start der Bundesliga eingebunden gewesen. „Glücklicherweise konnten wir durch unseren Draht nach Mönchengladbach und zum DFB dazu beitragen, dass der Spielbetrieb unter Corona-Bedingungen wieder aufgenommen werden konnte“, blickt Rainer Schüler zurück. „Dafür war die Einteilung in verschiedene Phasen und Zonen für verschiedene

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Personengruppen ein maßgebliches Element, das DFB und DFL genutzt haben.“

Die Verantwortlichen von Venue Planner, Liga und Verband blieben weiter in Kontakt, sodass sich die Einbindung in die erste Runde des Projekts Stadioninnovationen folgerichtig ergab.

Als Projektpartner kam der 1. FC Kaiserslautern hinzu, beide Parteien legten eine dreimonatige Testphase fest.

Im Nachgang zur Testphase erhielt der Venue Planner vom Club eine sehr gute Bewertung. Im Abschlussbericht zur ersten Projektphase ist über Venue Planner zu lesen: „Die Innovation bietet diverse Mehrwerte. Neben der Digitalisierung und Visualisierung der Einsatzplanung sind außerdem die

Personal-, Positions-, Flächenund Materialplanung durch die Innovation möglich. Dies verbessert das Schnittstellenmanagement für Einsatzplanungen von internen und externen Sicherheitsträger:innen. Ebenso schafft die Software Transparenz in der monetären und personellen Einsatzplanung des Sicherheits- und Ordnungsdienstes für Heimspiele und Drittveranstaltungen. Weitere vorhandene Funktionen sind die Erstellung von externen Reportings/Briefings sowie die visuelle und maßstabsgerechte Integration von Planwerken und Karten.“

„Davon profitieren wir natürlich auch“, fügt Jörg Emgenbroich, Veranstaltungsleiter von Fortuna Düsseldorf und Kunde von Venue Planner, zu. „Wir haben uns mit den Kollegen

aus Kaiserslautern im Vorfeld auch abgesprochen, was Verbesserungen sein könnten, die man zusammen umsetzen kann und die dann auch bei der Spieltagsplanung helfen.“

Neues Feature

Neu bei Venue Planner ist das maßstabsgetreue Zeichnen. „Egal, ob mobile Tribünen, Generatoren, Trucks oder das einfache Polizei-Gitter – mit der genauen Planung ergänzen wir die Software nach den Wünschen unserer Kunden. So können bereits im Vorfeld wichtige Bestandteile zum Aufbau hinterlegt werden, die dann einfach und per Drag and Drop in den Plan gezogen werden können“, so Jörg Bremer über das Tool zur maßstabsgetreuen Planung.

venue-planner.com

So geht Sicherheitsplanung heute!

Venue Planner ist die Cloud-Lösung für innovatives Workforce Management Erstellen Sie digitale Positionspläne für ihr Personal, dokumentieren Sie die Aufgaben an den verschiedenen Positionen. Planen Sie einfach per Drag-and-Drop – Venue Planner behält automatisch die Kosten im Blick.

31 Nr. 10/2022
Sicherheit erhöhen –  Kosten senken

Taler statt Goodies

Mit Goodies auf Tagungen ist es ja so eine Sache: jeder kennt die überfüllten Tische, auf denen die – in der Tat oft nutzlosen – Inhalte der Taschen ausgeschüttet werden und spätestens Zuhause landet dann auch noch der Rest im Müll.

Unser Ansatz ist ein anderer:

Dinge, die nützlich sein könnten (Stifte, Blöcke etc.) liegen zur Mitnahme aus – hier bedient sich, wer tatsächlich etwas benötigt.

Das so eingesparte Geld werden wir an drei gemeinnützige Organisationen spenden – und das Beste ist: Ihr könnt mitentscheiden, wohin Euer „Goodie-Geld“ geht.

Wie funktioniert das?

Am Check-In bekommt ihr einen kleinen Umschlag mit "Talern". Einen Abschnitt dieser Taler könnt Ihr beim IBIT in drei verschiedene Boxen einwerfen, um so die Organisation zu unterstützen, die Euch am meisten zusagt. Den anderen Abschnitt behaltet Ihr, um an unserer Verlosung teilzunehmen. Die Spende tätigt das IBIT entsprechend dem Füllstand der Boxen.

Falls Ihr darüber hinaus etwas für eines der Projekte tun wollt, sprecht das IBIT Team gerne an.

Diese drei

Projekte haben wir ausgewählt: ▪ Stiftung 1. FC Köln

Tierschutzverein Pitbull, Stafford & Co Köln e. V.

fairshare Köln e. V.

Verlosung unter den Teilnehmenden:

1. Preis: Bildungsgutschein für einen frei zu wählenden IBIT Kurs oder die freie Teilnahme an der nächsten IBIT Fachtagung Veranstaltungssicherheit

2. Preis: Bildungsgutschein in Höhe von 500,– € 3.–5. Platz: Bildungsgutschein in Höhe von 250,– € 6.–10. Platz: Bildungsgutschein in Höhe von 100,– €

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8. Fachtagung Veranstaltungssicherheit #wissen #netzwerk #verantwortung

VERANTWORTUNG IBIT
WISSEN Das Programm NETZWERK „Wir haben es uns verdient“ Die Konferenzparty
Nachhaltigkeit
Crowd Management Plattform Intelligentes Veranstaltungsmanagement mit der
PwC
Nutzen Sie die PwC Crowd Management Plattform mit intelligenten Tools für Besucherdatenerhebungen, Analysen, Entscheidungsfindungen und Besucherkommunikation rund um Ihre Events.
Customer-EngagementAnalysen Effiziente Steuerung von Personal und Einsatzkräften Personenstromanalysen in Echtzeit Integration automatisierter Personenzählung
Standortbasierte Kommunikation mit Besucher:innen
Kontaktieren Sie uns, damit wir gemeinsam Ihre Veranstaltungen effizienter, sicherer und profitabler gestalten können. Weitere Informationen finden Sie unter store.pwc.de/de/products/crowd-management-plattform oder via QR-Code:
Empfang von Situationsberichten der Einsatzkräfte

INHALTSVERZEICHNIS

Stadion- und Raumplan 4

Eröffnung / Einführungsvortrag 5

Themenstrang 1: Best practice 6

Themenstrang 2: Neues aus der Sicherheitsforschung 9

Themenstrang 3: Learning from disasters ................................................................. 12 Was geht, wenn nichts mehr geht? ...................................................................... 15

Das Rahmenprogramm ......................................................................................... 15

Eröffnung Tag 2: Gute Sicherheitskommunikation 18

Themenstrang 4: Crowded space ............................................................................ 19

Themenstrang 5: Grundlagen der Sicherheit von Menschenmengen..............................22

Themenstrang 6: Sicherheit und Recht ..................................................................... 25

Abschlussworte 27

Nachhaltigkeit auf der IBIT Fachtagung Veranstaltungssicherheit .......................... 28 Partner und Sponsoren, Aussteller, Softwareparcours 30

EDITORIAL

Wir haben es geschafft. Zwischendurch haben wir selbst nicht daran geglaubt, aber hier ist sie nun –die 8. IBIT Fachtagung Veranstaltungssicherheit

Zu sagen, dass es ein Kraftakt war, wäre latent untertrieben – vermutlich können das alle, die das hier lesen, unterschreiben. Vielleicht war das die Motivation, durchzuhalten –die Hoffnung und der Wille, 2 Tage „Kopf frei kriegen“ zu ermöglichen: Wissen, Netzwerken, Spaß.

Obwohl – die Themen sind irgendwie nicht so spaßig, geht es doch immer um die Sicherheit und um das Leben von Menschen. Wir können nur versuchen, diese Themen so praxisnah, so relevant, so interessant – und vor allem: so nutzbar wie möglich zu machen.

Wissenstransfer ist ein hoher Anspruch und vermutlich hat jede:r schon mal darüber nachgedacht, was das ganze Gerede eigentlich soll – denn in der Praxis läuft doch sowieso alles wie immer. Aber das stimmt nicht – vielleicht hat es den Anschein, wenn man mittendrin steckt – aber das ist nicht so: Die Dinge verändern sich. Langsam, aber es passiert doch.

Leider sind nicht alle Veränderungen wissensmotiviert: einige Änderungen wurden in dieser Saison in einem Maße erzwungen, wie man es sicher noch vor wenigen Jahren nicht geglaubt hätte: Einhaltung der Arbeitszeiten, Work-Life-Balance, Achtsamkeit... Themen, die vom „Augenroller“ zur Wunderwaffe, qualifiziertes Personal zu bekommen und zu halten, geworden sind.

Aber es geht nicht nur um die anderen: es geht um uns selbst. Wir haben – die einen mehr, die anderen weniger – gelernt, auch auf uns zu schauen, denn auch wir, die Unkaputtbaren, sind es nicht mehr. Wir sind fragil geworden, erschütterbar, angefasst.

Wenig verwunderlich also, dass der Wissenstransfer in den Hintergrund rückt – verständlich – aber nicht akzeptabel. Wir haben- und so ehrlich muss man wohl sein – Veranstaltungen gesehen auf dem Status der 80er, was das eingesetzte Personal oder die umgesetzten Prozedere angeht. Was auch immer der Grund war: fehlende Routinen, fehlendes Personal, verloren gegangenes Wissen, Sparzwänge. Nichts davon würde im Zweifelsfall als Erklärung akzeptiert.

Dabei gibt es zusätzlich zu den alten Themen und dem allgegenwärtigen Personalmangel so viele neue Herausforderungen: neue Bedrohungslagen, das Thema der Nachhaltigkeit, das auch an den Dienstleistenden nicht mehr vorbei geht, die Notwendigkeit der Digitalisierung oder die immer noch nicht geklärte Frage, wo eigentlich die Grenzen der Verantwortung liegen.

Und so machen wir weiter, auch in Zeiten, in denen Wunden lecken verlockender scheint als neue Herausforderungen zu generieren – und wir sagen DANKE Euch allen, die Ihr diesen Weg mit uns geht!!!

Sabine Funk

Ein besonderer Danke geht natürlich an alle, die diese Tagung möglich gemacht haben – allen voran: das beste IBIT Team aller Zeiten.

Die Tagung wäre nicht möglich gewesen ohne das Engagement unseres Austragungsortes, die Kölner Sportstätten sowie unseres neuen Premiumpartners PwC.

Ein großer Dank geht auch an unsere langjährigen Partner SpecSec und eps sowie unsere Kooperationspartner Safesight & Venue Planner.

3 Inhaltsverzeichnis & Editorial

RHEINENERGIESTADION

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STADION- & RAUMPLAN CATERING AUSSTELLUNGS-/ UND NETZWERKBEREICH YES GROUP HAUPTEINGANG/NORD RAUM BLAU WC RAUM GRÜN RAUM GELB WC STADION- & RAUMPLAN

ERÖFFNUNG

EINFÜHRUNGSVORTRAG: WIR MÜSSEN SPRECHEN – UND ZWAR ÜBER UNS.

Neben dem Rückblick auf das Jahr 2022 nimmt sich IBIT Geschäftsführerin Sabine Funk einem heiklen Thema an: uns selbst. Wie geht es uns? Also: wirklich? Wieviel Schwäche dürfen wir zeigen? Wieviel müssen wir zeigen, um notwendige Änderungen zu realisieren? Immer nur „ja“ sagen, damit die Aufträge erhalten bleiben, kann schlimme Konsequenzen haben – deutlich schlimmer, als ein „nein“ jemals haben könnte. Es ist nicht untertrieben zu behaupten, dass diese Saison Opfer gekostet hat und wir werden uns fragen müssen, wie wir mit dieser Erkenntnis umgehen.

Der Einführungsvortrag schlägt den inhaltlichen Rahmen um die Fachtagung – mit einem aktuellen Überblick und einer möglicherweise schmerzhaften Interpretation des Status Quo – aber immer mit einem Blick nach vorne und nie ohne den Glauben, dass sich die Dinge doch noch zum Guten ändern lassen.

Referentin: Sabine Funk (IBIT GmbH)

Sabine Funk arbeitet seit mehr als 20 Jahren im Kontext von Großveranstaltungen – zu Beginn noch als Veranstalterin u.a. der RhEINKULTUR (2000-2011), später als Gründerin der IBIT GmbH.

Sie hat in England Crowd & Safety Management studiert und hat sich zum Ziel gesetzt, interorganisationalen Wissenstransfer und Zusammenarbeit zu verbessern.

Sabine Funk ist geschäftsführende Gesellschafterin der IBIT GmbH, NATO Zivil Expert for High Pro le Events, stellvertretende Vorsitzende des VFSG e. V. und Boardmember der YES (Yourope Event Safety) Group.

Zuletzt hat sie mitgewirkt an der Erstellung der EVC – Empfehlungen zum Verkehrs- & Crowd Management bei Veranstaltungen, der DIN SPEC 91414-2 zum Zufahrtschutz sowie der DIN SPEC 77202 – Professionalisierung des Veranstaltungsordnungsdienstes.

5 PROGRAMM MI. 16.11.2022 ▪ Eröffnung ▪ Einführungsvortrag MI 09 30

EINFÜHRUNG THEMENSTRANG 1: BEST PRACTICE

Unter dem Motto „Lernen von den Anderen“ werden in den Best Practice Sessions Beispiele aus der Praxis vorgestellt und diskutiert, die Denk- & und Handlungsansätze aufzeigen, Fragestellungen aufwerfen und zu Diskussionen einladen.

Dabei geht es nicht um die Vorstellung repräsentativer Hochglanzprojekte – sondern um Lösungen, Erfahrungen, Herausforderungen aber auch „Bauchlandungen“ – Fehlerkultur ist ein wichtiger Bestandteil dieses Themenstranges. Die best practice Sessions sind Präsentationen auf Augenhöhe – von Lösungen, die gefunden und Hürden, die (mal mehr mal weniger) überwunden wurden.

Die best practice Session steht dabei für genau den Ansatz, dem auch das IBIT sich verschrieben hat: Wissen teilen, andere an Erfahrungen teilhaben lassen – um zu lernen, um zu vermeiden, dass dieselben Fehler noch einmal gemacht werden, um zu teilen. Aus diesem Grund besteht in allen Sessions für die Teilnehmer immer auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder Aspekte zu diskutieren.

Moderator: Michael Kellenbenz (FahrradGarderobe)

Michael Kellenbenz ist nachhaltiger, zukunftsfähiger Projektentwickler und Supervisor für Pop-Up-Fahrradparkplatz-Lösungen im Rahmen vieler unterschiedlicher Großveranstaltungen. Mit seiner Expertise unter anderem im Bereich Veranstaltungs- und Messeleitung sowie als Absolvent des Professional Certi cate in Event Safety & Security Management und als Zerti zierter Veranstaltungsleiter für Events ist Michael seit diesem Jahr auch als Koordinator der IBIT-Seminare in Hamburg tätig. Darüber hinaus ist er als Beauftragter für Infektionsschutz & Hygiene für Veranstaltende jederzeit ansprechbar. Gelegentliche Teamleitungseinsätze in Festival-Sitecrews runden sein Portfolio direkt an der Basis ab.

NLP ALS MITTEL DER SICHERHEITSKOMMUNIKATION

Hein & Sander will take you on a unique journey through the world of the psyche. You’ll gain insight into all external and internal factors that have influenced your behavior in the past, will influence you today and in the future. You will see, hear and feel which conscious and unconscious factors have caused us to behave the way we do.

With this information we will teach you how you can influence the behavior of crowds. How easy it is to steer crowds and how to use neurolinguistic programming and nudging in your crowd management plans.

Referent: Sander Teunissen (MediaCows)

Sander studied Communication. He’s the founder of MediaCows and expert in Crowd Communication.

PROGRAMM MI. 16.11.2022 ▪ Einführung Themenstrang 1 ▪ NLP
MediaCows supplies events like: Formula 1, Live Nation Events, Superstruct Events and many city events. Referent: Hein Heijen (Academy for Behavioral Science)
MI 6 10 55 11 00
Hein studied Business Administration and Psychology. He’s the founder of the training institute Academy for Behavioral Science, an author, teacher and frequently a speaker in the eld of Applied Neuromarketing & In uencing Psychology.

THE WEMBLEY STEPS PROJECT

The Steps Project Report provides an interesting perspective on a holistic view of the development of a safety concept which takes into consideration the accountability and responsibility of all of the stakeholders involved. It shows how the sharing of risk, and the development of an integrated Safety, Security and Service delivery can revolutionise a National Stadium. The creation of a team of expert professionals across all aspects of design, safety, security, crowd management, communications, service delivery, local authority mapping and a developer with an understanding of the aesthetics of the community. This project took on a life of its own as it follows the trials and tribulations of a team desperately working as a single unit to achieve their initial vision.

Referent: Prof. Chris Kemp (Mind over Matter Consultancy)

Professor Chris Kemp ist ein ehemaliger Rockpromoter, Veranstaltungsortmanager und Pro-Vizekanzler einer Universität sowie Gründer, CEO und Eigentümer der Firma Mind over Matter Consultancy. Chris Kemp verfügt über Fachwissen im Bereich Management of crowded spaces und der Entwicklung von Risikoanalyseverfahren für Veranstaltungsorte auf der ganzen Welt. Seine Arbeit umfasst unter anderem den Papstbesuch in Rumänien, die Fußball-Europameisterschaft, die Olympischen Spiele und die Commonwealth Games sowie Formel1-Rennveranstaltungen. Er hat acht große Londoner Bahnhöfe beraten und die britischen Olympia-Trainer für die Spiele in Rio und Tokio unterstützt. Kemp hat eine Reihe von Büchern über den Umgang mit Menschenmengen geschrieben. MOM führt Sicherheitsprüfungen, Notfallplanungen zur Terrorismusbekämpfung, Planprüfungen und Tabletop-Veranstaltungen für Kunden wie AEG, Wembley, FA, UK Sport, die Vereinten Nationen, die schottische Polizeiakademie und das Roskilde Festival durch.

LAST MILE TEIL 1: DIE ZUSAMMENFÜHRUNG VON PERSONENSTRÖMEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM

Das Planen und Durchführen von (auch parallel stattfindenden) Veranstaltungen ist gerade an der Schnittstelle zum öffentlichen Raum nicht geregelt. Die sog. Last Mile, also der Bereich zwischen dem Ankunftsort (Auto, ÖPNV, Fahrrad etc.) und dem Veranstaltungsgelände, stellt Planende daher vor große Herausforderungen – sowohl im „Normalbetrieb“ als auch im Räumungsfall. Während in den aus der MVStättVO abgeleiteten Landesbauordnungen Anforderungen an die Bemessung und Freihaltung von Rettungswegen hinterlegt sind, existieren für anschließende und weiterführende Verkehrswege bislang keine Vorgaben, Empfehlungen oder Hinweise zur Nutzung, Gestaltung der Gegebenheiten sowie zur Bemessung der jeweiligen Verkehrsflächen. Im Rahmen des Forschungsprojekts ESCAPE wurde in Zusammenarbeit mit sechs deutschen Polizeipräsidien gemeinsam an einer Lösung gearbeitet, die die Polizei bei Ihrer Einsatzplanung genau im Bereich der Last Mile unterstützen kann.

Der Vortrag wird einen Überblick über die Herausforderungen, die Lösungsansätze und AHA-Momente geben mit einem Ausblick, wie ein solches Werkzeug auch in die Veranstaltungsplanung Einzug finden kann.

Referentin: Dr. Angelika Kneidl (accu:rate GmbH)

Dr. Angelika Kneidl ist eine der führenden internationalen Expertinnen auf dem Gebiet der Personenstromsimulation. Als Gründerin und Geschäftsführerin der accu:rate GmbH arbeitet sie eng mit Sicherheits- und Brandschutzplanern zusammen, um die Gestaltung von Flucht- und Rettungswegen zu optimieren. Ihr Fachwissen ießt gelichzeitig in die Entwicklung der Simulationssoftware crowd:it ein: Für ihre innovativen Ansätze wurde sie mehrfach von verschiedenen Bundesministerien ausgezeichnet. Zusätzlich gestaltet sie als 1. Vorständin des renommierten RiMEA e. V. sowie durch ihre Mitarbeit in internationalen Gremien und Forschungsprojekten die Themen Ingenieurmethoden und Personensicherheit aktiv mit. Die aktuellsten Erkenntnisse teilt sie regelmäßig in Fachvorträgen sowie Veröffentlichungen in einschlägigen Fachzeitschriften.

PROGRAMM MI. 16.11.2022 ▪ Wembley Steps Projekt ▪ Last Mile I
MI 7 13 00 14 10

BEST & WORST PRACTICE: MENSCHEN MIT BESONDEREN HERAUSFORDERUNGEN

Der Besuch einer Veranstaltung bringt als Mensch mit Behinderung viele Hürden mit sich. Heiko Reh ist Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation Rollstuhl-Erlebnisreisen GIAMBO gUG, die kostenlose Ausflüge für Menschen mit Behinderung und hohem Assistenzbedarf organisiert. Er kennt daher eine Vielzahl dieser Hürden – ist sich aber auch bewusst, dass sein Blick als Assistenzkraft nur ausschnitthaft sein kann. Er begleitet Menschen mit Behinderung bei Veranstaltungen und bietet Hilfestellung, wenn diese benötigt wird. Auch, wenn dies eine außenstehende Perspektive bleibt, gibt es Erfahrungen, die ihn zu verschiedenen Fragen führen: Welche Konflikte gibt es zwischen Selbstbestimmung und Fürsorgepflicht? Wie können wir für mehr individuelle Eigenbestimmung bei Veranstaltungen sorgen? Heiko berichtet über Erlebnisse positiver wie negativer Art aus vier Jahren Rollstuhl-Erlebnisreisen und möchte mit seiner Erfahrung dazu beitragen, einen konstruktiven Diskurs anzuregen. Bis zur Inklusion auf Veranstaltungen ist es sicherlich noch ein langer und beschwerlicher Weg. Doch es lohnt es sich, diesen zu fokussieren und anzupacken!

Referent: Heiko Reh (GIAMBO gUG)

Heiko Reh ist 42 Jahre alt, examinierter Krankenp eger und Geschäftsführer der Rollstuhl-Erlebnisreisen GIAMBO gUG, einer gemeinnützigen Hamburger Organisation, die Menschen mit Behinderung, die es sich aus eigenen nanziellen Mitteln nicht leisten können, Teilhabe ermöglicht, indem sie kostenfreie Rollstuhl-Erlebnisreisen organisiert. Sie nanziert sich über Spenden und Fördermittel, so dass die RollstuhlErlebnisreisen kostenlos angeboten werden können. Die Reisen und Aus üge werden individuell nach den Wünschen der Teilnehmer:innen gestaltet. Besucht werden regelmäßig Veranstaltungen wie Konzerte, Oper oder Fußballspiele.

Diskutant: Bernd Belka (Special Security Services)

Bernd Belka absolvierte nach dem Abitur sein Studium an der Sporthochschule Köln mit Diplomabschluss. Parallel arbeitete er ab 1987 bei Special Security Services Deutschland (SSSD) als selbstständiger Mitarbeiter, ab 1997 dann im Angestelltenverhältnis in folgenden Arbeitsfeldern: Bereichs- und Einsatzleitung bei Veranstaltungen, Personenschutz und Sicherheitskoordination im nationalen und internationalen Tourneebereich, Ausbildungsleiter SSSD, Planung und Projektierung von Großveranstaltungen. Seit 2010 unterrichtet Bernd als Dozent am IBIT und wird hier später auch Gesellschafter. Außerdem arbeitete er bei den Forschungsprojekten proVOD und CROMA mit und half bei der Erstellung der EVC.

PROGRAMM MI. 16.11.2022 ▪ Best & Worst Practice MI 15 30 8

EINFÜHRUNG THEMENSTRANG 2: NEUES

AUS DER SICHERHEITSFORSCHUNG

Die Sicherheitsforschung ist schon lange im Bereich der Sicherheit von Menschenmengen und speziell auch dem der (Groß)Veranstaltungen aktiv – allerdings weitestgehend unbemerkt von den eigentlich adressierten Endanwender:innen. Nur wenige der Forschungsergebnisse schaffen es tatsächlich in die Praxis und nur wenige der guten Praxiskonzepte schaffen es in die wissenschaftliche Überprüfung. Blickt man zum Beispiel einmal auf die Projektübersicht allein der vom BMBF geförderten Projekte, ist es beeindruckend aber auch erschreckend, über/an was schon alles geforscht wurde – insbesondere im Kontext der Betrachtung, was davon letztendlich Eingang in die Praxis der Endanwender:innen gefunden hat. Wir möchten unseren Teil dazu beitragen, diese Lücke zu verringern und mit unserem Themenstrang zur Sicherheitsforschung daher nicht nur einen Einblick in wirklich spannende Projektergebnisse geben, sondern vor allem auch diejenigen, die sich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt haben, motivieren, Kontakte zu knüpfen und Barrieren zwischen Theorie und Praxis abzubauen.

GmbH)

Florian Bollig ist mit über 25 Jahren Berufserfahrung in der Veranstaltungsbranche, seit 2020 Geschäftsführer der VASIBEKO GmbH, die sich auf Beratung, Planung und Durchführung von Sicherheitskonzeption, Koordination und Arbeitsschutzmanagement im Bereich Veranstaltungen, Locations und Facility Management fokussiert. Aus der persönlichen Erfahrung hat sich der Wunsch nach kontinuierlicher Weiterbildung etabliert, um quali ziert Wissen zu vermitteln und Verantwortung zu übernehmen.Neben zahlreichen Kursen des IBIT sind das auch Abschlüsse als Fachkraft für Arbeitssicherheit, Meister Veranstaltungstechnik und zerti zierter Veranstaltungsleiter. Im Zentrum der Arbeit steht dabei die „gelebte Sicherheitskultur“ – also von der Theorie in die Praxis zu gelangen.

SISAME: WAS HABEN WIR GELERNT?

Nach drei Jahren endete im Juli 2022 das von der Helmholtz-Gemeinschaft geförderte Projekt „SISAME“ (Simulations for Safety at Major Events). SISAME war kein klassisches Forschungsprojekt, sondern ein „Wissenstransfer“Projekt. Forscher:innen aus dem Bereich der Simulation von Personenströmen und des städtischen Verkehrs haben sich mit verschiedensten Akteuren der Veranstaltungsplanung in mehreren Seminaren ausgetauscht. Ziel dabei war es, die Wissenslücke zu erkennen und zu schließen, sodass Simulationen zukünftig sachgerecht und erkenntnisbringend bei der Veranstaltungsplanung eingesetzt werden können. In den Seminaren wurden Konfigurationsmöglichkeiten diskutiert und Simulationsergebnisse interpretiert. Dabei wurden Fragen beantwortet wie: Wie funktionieren Simulationen eigentlich? Welche Fragestellungen können mit Simulationen beantwortet werden? Wo stoßen Simulationen an ihre Grenzen? Aber vor allem: Welches Wissen muss an die Nutzer:innen vermittelt werden? Wir haben viel gelernt und möchten unsere Erkenntnisse teilen. In unserem Vortrag berichten wir über die wichtigsten Learnings der Seminare und werden die Erwartungshaltung an Simulationen „geraderücken“.

Referentin: Dr. Ing. Jette Schumann (Forschungszentrum Jülich)

Jette Schumann studierte Angewandte Mathematik und Informatik und ist seit 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Zivile Sicherheitsforschung am Institute for Advanced Simulation (IAS-7) des Forschungszentrums Jülich. Im Rahmen ihrer Promotion befasste sie sich mit der Datenerhebung und -analyse in Laborstudien mit Menschenmengen hoher Dichte. Im Jahr 2019 wechselte sie von der Empirie zur Modellierung und koordiniert seitdem Forschungsvorhaben mit Fokus auf anwendernahe Fußgängersimulationen.

Referent: Ronald Nippold (DLR)

Ronald Nippold leitet die Gruppe „Simulation von Mobilitätssystemen“ am Institut für

entwickelt die quelloffene Verkehrssimulationssoftware „SUMO“ (Simulation of Urban MObility), welche die Abbindung und Analyse einer Vielzahl von Verkehrsträgern im städtischen Raum ermöglicht.

PROGRAMM MI. 16.11.2022 ▪ Einführung Themenstrang 2 ▪ SiSaME MI
Moderator: Florian Bollig (VASIBEKO
10 55 11 00
Verkehrssystemtechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Gruppe
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IMPULSAUSBREITUNG: SCHUBSEN, WARTEN, DRÄNGELN –DIE FORSCHUNGSPROJEKTE CROWDDNA UND CROMA

CrowdDNA – Technologien für computergestütztes Crowd-Management ist ein EU-Projekt mit dem Ziel, individuelle Köperbewegungen mit kritischen Phänomenen einer Menschenmenge zu verknüpfen. Hierzu arbeiten Forschende aus der Physik, Psychologie, Kognitionswissenschaft, Biomechanik und Informatik mit Unternehmen aus Crowd-Simulation und Crowd-Management zusammen. Der Vortrag stellt drei experimentelle Untersuchungen vor, die sich mit der Ausbreitung von Impulsen in einer Menschenmenge beschäftigen. Dabei kamen neben Videoaufnahmen auch Sensoren zur 3D Bewegungserfassung sowie Drucksensoren zum Einsatz. Zunächst wurde untersucht, wie sich ein kontrollierter Schubs durch eine Reihe von 5 Personen ausbreitet und welche Bewegungsstrategien beobachtet werden können. Darauf aufbauend wurde die beobachtete Menge im zweiten Experiment vergrößert und in verschiedenen Formationen aufgestellt, um die Fortpflanzung des Impulses auch in seitlicher Richtung bestimmen zu können. Bei dem dritten Experiment drängten sich bis zu 200 Personen bei teils höchster Motivation durch eine Engstelle. Dabei sind besonders kollektive Bewegungen interessant, die ohne äußere Kraft aus der Dynamik der Menge entstehen.

Referentin: Dr. Juliane Adrian (Forschungszentrum Jülich)

Juliane Adrian ist seit 2017 Postdoc am IAS-7: Zivile Sicherheitsforschung des Forschungszentrums Jülich unter der Leitung von Prof. Armin Seyfried. Zuvor promovierte sie in Geophysik an der Universität zu Köln. Zu ihren Hauptaufgaben am IAS-7 zählen die Planung und Durchführung von Experimenten zur Fußgängerdynamik sowie die Analyse und Interpretation individueller Laufwege. Dabei liegt ihr Hauptinteresse in der Erforschung der Dynamik in Menschenmengen mit hoher Personendichte, die beispielsweise im Kontext von Veranstaltungen oder in Transportinfrastrukturen auftreten können. Die Verwendung von Sensorik zur 3D Bewegungserfassung gewinnt dabei an Bedeutung, um die individuellen Bewegungsstrategien in Menschenmengen besser zu verstehen.

ARCHSIU: WAHRNEHMUNG VON SICHERHEIT IM ÖFFENTLICHEN RAUM

Unsicherheit ist menschlich. Die eigenen Kapazitätsgrenzen und die Komplexität möglicher Wechselwirkungen führen zwingend zu ambigue, also mehrdeutigen Situationen, sogenannten Mangellagen fehlender Information. Das Streben nach Sicherheit ist ebenso menschlich. Aber Sicherheit ist ein gesellschaftliches Konstrukt. Zur Aufrechterhaltung der eigenen Handlungsfähigkeit versuchen Individuen die Unsicherheit weitestgehend zu reduzieren und müssen der Leistungsfähigkeit von Systemen vertrauen. Ein Vertrauen, das leicht erschüttert werden kann, wie wir in den letzten zwei Jahren der Corona-Pandemie mit schwerwiegenden Folgen gerade für die Veranstaltungswirtschaft erleben konnten. Aber auch bei Tragödien wie der Loveparade in Duisburg oder bei Attentaten wie am Breitscheidtplatz in Berlin wird das Vertrauen in Frage gestellt. Das Forschungsprojekt Architekturen der Sicherheit – Die Sichtbarkeit der Unsicherheit, begleitet von dem Promotionsprojekt von Andreas Gürich, untersucht in diesem Zusammenhang Gestalt, Nutzen und Auswirkungen statischer und mobiler Durchfahrtsbarrieren. Die gefühlte Sicherheit, die nicht nur durch derartige Architekturen, sondern z. B. auch durch Polizei, Veranstalter und Veranstaltungsordnungsdienst vermittelt wird, ist hierbei Untersuchungsschwerpunkt. In dem Vortrag stellen Simone Carolina Grafe und Thomas Sakschewski Ergebnisse einer Untersuchung vor, die Simone Carolina Grafe 2022 zu Einflussfaktoren des Sicherheitsgefühls von Musikfestivalbesucher*innen durchgeführt hat. Andreas Gürich stellt das Promotionsprojekt vor. Erste Empfehlungen zur Gestaltung eines Veranstaltungsgeländes und zur Bedeutung des Veranstaltungsordnungsdienstes für das Sicherheitsgefühl schließen den Vortrag ab.

PROGRAMM MI. 16.11.2022 ▪ Impulsausbreitung ▪ ARCHSIU MI 13 00 14 10
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Referentin: Simona Carolina Grafe (Landeshauptstadt Hannover)

Simone Carolina Grafe ist seit 13 Jahren in der Veranstaltungsbranche tätig. Bereits in ihrer Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik legte sie den Fokus auf die Veranstaltungssicherheit. Nach erfolgreichem Abschluss war sie in der Bühnentechnik des Konzerthauses Berlin und für diverse Kreuzfahrtschiffe der AIDA Flotte tätig. Daraufhin folgte ihr Bachelorstudium Veranstaltungsmanagement (HsH), welches Sie durch den anschließenden Masterstudiengang Veranstaltungstechnik und –management (BHT) mit ihrer Ausbildung verknüpfte. In beiden Abschlussarbeiten befasste sie sich mit dem Themengebiet der Eventpsychologie. Seit August 2021 arbeitet Frau Grafe als Projektleitung im Eventmanagement der Landeshauptstadt Hannover, aktuell in den Bereichen Veranstaltungsdurchführung und Baugesuchsprüfung.

Referent: Prof. Thomas Sakschewski (Beuth Hochschule für Technik Berlin)

Thomas Sakschewski ist Professor für Veranstaltungsmanagement und -technik an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Er studierte Psychologie und Betriebswirtschaft (MA) und ist seit 1994 in verantwortlichen Positionen als Ausstellungsmacher und Projektmanager mit unterschiedlichen Aufgabenfeldern wie Veranstaltungsleitung, Projektleitung oder Technische Leitung für verschiedene Auftraggeber in Berlin tätig gewesen. Er ist Autor zahlreicher Publikationen im Themenkreis Veranstaltungsmanagement, darunter das Standardwerk „Sicherheitskonzepte für Veranstaltungen“.

WETTER FÜR ALLE: DAS FORSCHUNGSPROJEKT FAIR

Wetter und Klima sind komplex – ihre detaillierte Beschreibung, Vorhersage und Simulation gehören zu den daten- und rechenintensivsten Anwendungen, die wir kennen. In Deutschland ist der Deutsche Wetterdienst die erste Adresse für hochwertige Klima- und Wetterdaten. Seit einiger Zeit stellt er sie Bürgerinnen und Bürgern, Forscher:innen und Unternehmen kostenfrei zur Verfügung. Leider sind allein die Datenmengen für normalen Nutzer:innen viel zu groß. Und wer diesen Schritt geschafft hat, stellt fest, dass nur Expert:innen darin finden, wonach sie suchen. FAIR macht Wetter- und Klimainformationen auch für alle nutzbar…

Im Rahmen des Forschungsprojekt FAIR entwickelt die YellowMap AG zusammen mit der KME unter Zuhilfenahme von WarnMOS-Daten des DWD eine individuelle WarnApp für die Verwaltung von Veranstaltungen. Ziel ist es die Veranstalter:innen und die beteiligten Gruppen der Veranstaltung individuell zu Warnereignissen zu informieren und spezifische Handlungsempfehlungen für die Nutzer:innen der App zu geben. Hierzu wird prototypisch ein individuelles, pushbasiertes Tool entwickelt, das bestimmte Warngruppen zu bestimmten Wetterereignissen proaktiv informiert.

Referent: Markus Wiersch (Karlsruhe Marketing & Event GmbH)

Markus Wiersch ist stellvertretender Geschäftsführer bei der Karlsruhe Marketing und Event GmbH. Im Jahr 2000 spezialisierte er sich auf die Planung und Koordination von Sicherheitsstrukturen und -aktivitäten bei Großveranstaltungen. Seit 2007 ist er für die Planung und Umsetzung der Sicherheitskonzepte und des Arbeitsschutzes für Großveranstaltungen der Stadt Karlsruhe verantwortlich. Seit 2010 ist Markus Projektleiter von DAS FEST in Karlsruhe.

PROGRAMM MI. 16.11.2022 ▪ Wetter für alle
MI 15 30
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EINFÜHRUNG THEMENSTRANG 3:

LEARNING FROM DISASTERS – ODER AUCH NICHT?

Die meisten werden sich erinnern können: die Bilder aus Wembley oder auch vom Astroworld Festival und die über allem schwebende Frage: WIESO? Wieso passieren solche Sachen immer noch, obwohl wir sie hundertfach schon haben schiefgehen sehen? Haben wir wirklich so ein schlechtes Gedächtnis, gar eine Demenz? Oder sind wir zu arrogant und glauben, dass uns das nicht passieren kann?

Aus dem zu lernen, was (anderen) bereits passiert ist, gehört zum Handwerkszeug einer modernen Sicherheitsplanung. Dabei geht es nicht darum, das von anderen Erlebte 1:1 auf die eigene Realität zu übertragen. Die Reaktion auf die Ereignisse bei der Loveparade haben ja gezeigt, was dann passiert: jede noch so kleine Unterführung wurde zum gefährlichen Hot Spot ernannt, jede Veranstaltung wurde nur noch unter der „Das soll hier ja nicht enden wie in Duisburg“ Maßgabe betrachtet – auch das ist natürlich nicht Sinn der Sache. Worum es geht, ist die Nutzung einer Chance. Die Chance, das eigene Denken flexibel zu halten und sich mit Dingen auseinander zu setzen, die jenseits des eigenen Erfahrungshorizontes liegen. Niemand wird uns jemals garantieren können, dass nicht auch wir in wirklich schlimme und / oder sehr unvorhersehbare Situationen geraten und natürlich ist die präventive Beschäftigung auch kein Garant für besonnenes Handeln – aber besser als „niemals darüber nachgedacht haben“ ist es allemal. Viele Ereignisse – auch die sehr seltenen und potentiell „unwahrscheinlichen“ – haben in ihrem Verlauf Aspekte einer eigentlich ganz normalen Sicherheitsplanung: Vom Wissen um Verantwortlichkeiten über fehlende / vorhandene / unbekannte Ressourcen bis hin zu faktischen Abläufen. So schlimm die Ereignisse also auch immer sind: wir müssen sie nutzen, wir müssen daraus lernen, wir dürfen sie nicht vergessen.

DIE MANCHESTER ARENA INQUIRY: LEHREN AUS DEM ATTENTAT VON MANCHESTER

Bereits seit drei Jahren werden auf dem gleichnamigen YouTube Kanal Befragungen gestreamt, zusätzlich wird umfangreiches Zusatzmaterial bereitgestellt, reports etc. veröffentlicht. Der Vortrag gibt einen Überblick über die Kernfragen, die im Prozess behandelt werden sowie die bisherigen wesentlichen Erkenntnisse. Insbesondere werden Fragen nach der Übertragbarkeit der Erkenntnisse gestellt – die Kernfrage lautet: „Was würde ich antworten (müssen), säße ich nun auf diesem Stuhl?“

Sabine Funk arbeitet seit mehr als 20 Jahren im Kontext von Großveranstaltungen – zu Beginn noch als Veranstalterin u.a. der RhEINKULTUR (2000-2011), später als Gründerin der IBIT GmbH.

Sie hat in England Crowd & Safety Management studiert und hat sich zum Ziel gesetzt, interorganisationalen Wissenstransfer und Zusammenarbeit zu verbessern.

Sabine Funk ist geschäftsführende Gesellschafterin der IBIT GmbH, NATO Zivil Expert for High Pro le Events, stellvertretende Vorsitzende des VFSG e.V. und Boardmember der YES (Yourope Event Safety) Group.

Zuletzt hat sie mitgewirkt an der Erstellung der EVC – Empfehlungen zum Verkehrs- & Crowd Management bei Veranstaltungen, der DIN SPEC 91414-2 zum Zufahrtschutz sowie der DIN SPEC 77202 – Professionalisierung des Veranstaltungsordnungsdienstes.

PROGRAMM MI. 16.11.2022 ▪ Einführung Themenstrang 3 ▪ Manchester Arena
MI 10 55 11 00
Moderator: Rainer Schüler (Venue Planner) Seit 2017 ist Rainer Schüler bei Venue Planner geschäftsführender Gesellschafter. Zuvor hat er als Head of Operations, Safety & Mobility bei der Durchführung des Grand Départ 2017 in Düsseldorf die ersten Etappen der Tour de France organisiert. Als Operations Director arbeitete Schüler an der Machbarkeitsstudie für den Umbau und die Erweiterung des Zayed Stadiums in Abu Dhabi, VAE. Nach seinem langjährigen Engagement als Pressesprecher in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena, war er auch Geschäftsführer der Mubadala-Arena in Abu Dhabi.
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Referentin: Sabine Funk (IBIT GmbH)

NORMALISE: DESINFEKTION, ABSTÄNDE, MASKEN: WAS IST GEBLIEBEN? (IST ÜBERHAUPT ETWAS GEBLIEBEN?)

Drei Jahre COVID-19 haben der Eventbranche ihre Achillesferse deutlich aufgezeigt. Doch scheint vieles schnell vergessen: Wer zuletzt auf Veranstaltungen unterwegs war, konnte den Eindruck gewinnen, die Pandemie sei vorbei. Künftige Varianten oder gänzlich neue Erreger verlangen aber, aus den letzten Jahren zu lernen und Gutes zu bewahren, damit Events – immerhin im Infektionsgeschehen nicht gänzlich unverdächtig – künftig gesundheitlich sicher bleiben. Es gibt natürlich diejenigen Veranstaltenden, die ihre Gäste, Angestellten und Dienstleister auch ohne offiziellen Druck durch bestmögliche hygienische Bedingungen schützen möchten. Für diese wurde im Forschungsprojekt NORMALISE (2021-2022) die Infektionsprävention im Veranstaltungskontext untersucht. Mangels unabhängiger Orientierungspunkte in der Planung und Genehmigung unter pandemischen Bedingungen wurde eine Planungs- und Entscheidungshilfe entwickelt. Die Projektergebnisse werden in dieser Session vorgestellt. Mit den Teilnehmenden wird über aktuelle und künftige Möglichkeiten diskutiert.

M. Schütte ist Sozialwissenschaftlerin und seit 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der Bergischen Universität Wuppertal. Seit 2021 ist sie am Lehrstuhl Leiterin der Forschungsgruppe Management und Organisation in der Gefahrenabwehr und in dem Kontext verantwortlich für die DFG-Projekte NORMALISE und „Kommunalverwaltung im Krisenmodus“ (KoViK). Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die empirische Untersuchung interorganisationaler Zusammenarbeit von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sowie privaten Sicherheitsunternehmen in verschiedenen Settings.

Referent: Malte Schönefeld, M.A. (Bergische Universität Wuppertal)

Malte Schönefeld, M.A., ist Politikwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der Bergischen Universität Wuppertal. In dieser Tätigkeit forscht er regelmäßig zu privater Sicherheit, u.a. zu Veranstaltungsordnungsdiensten sowie zu privater Sicherheit im Kontext von Flüchtlingsunterkünften. Im aktuellen Forschungsprojekt „Non-pharmaceutical interventions and social context analysis for safe events“ (NORMALISE) untersucht er, wie Großveranstaltungen auch unter pandemischen Bedingungen gesundheitlich sicher durchgeführt werden können und welche Wechselwirkungen zwischen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen bestehen.

Referent: Marc Porten (Bergische Universität Wuppertal)

Marc Porten, B.Sc, ist Sicherheitsingenieur und wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der Bergischen Universität Wuppertal. Er arbeitet bereits seit dem Forschungsprojekt „ProVOD: Professionalisierung des Veranstaltungsordnungsdienstes“ in Forschungsprojekten mit dem Fokus auf interorganisationaler Zusammenarbeit, insbesondere auf Großveranstaltungen, mit.

TABLE TOP EXERCISE: WHAT WOULD YOU DO IF…

“A tabletop exercise (sometimes shortened to TTX) is a training tool that simulates emergency situations in an informal environment.” Übungen bleiben ein wesentliches Hilfsmittel, sich auf solche Situationen vorzubereiten, werden aber immer noch viel zu selten durchgeführt – oftmals mit dem Hinweis auf Ressourcen und Aufwand. Dass es aber auch perfekte Möglichkeiten gibt, schon einmal „im Kleinen“ mit dem Üben anzufangen, möchten wir Euch bei unseren beiden TableTop Übungen im Rahmen der Fachtagung zeigen.Während es bei der Übung an Tag 1 um ein Festivalsetting gehen wird, bei dem sehr strategische Entscheidungen getroffen werden müssen, beschäftigt sich die Übung am Tag 2 mit einem klassischem Innenstadtszenario: Eine Veranstaltung im öffentlichen Raum ist ja immer gut für die ein oder andere Störung… In beiden Workshops geht es um Diskutieren, um das Miteinander, um Zeitdruck und um das Treffen von schwierigen Entscheidungen in einem Kontext, in dem sich nicht immer nur Gleichgesinnte gegenübersitzen – sprich: es geht um Eure Realität!

PROGRAMM MI. 16.11.2022 ▪ NORMALISE ▪ Table Top Exercise
MI 13 00 14 10
Referent: Morten Therkildsen (Roskilde Festival) Morten is the head of security, health and safety at Roskilde festival group, a charity organization promoting an 8 day long festival with 135.000 people. The charity group both provides crowd safety management for other promotors like Live Nation and provides operational, tactical and strategic training. In 2012 Morten nished a BA in crowd safety management in the UK and he is presently nishing his MSc in crowded places studies. So, Morten is both a practitioner and an academic within the eld of safety at events. Referentin: Dr. Patricia M. Schütte (Bergische Universität Wuppertal) Dr. Patricia
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Referent: Ralf Zimme (IBIT GmbH)

Ralf Zimme ist einer der Gründungsgesellschafter der IBIT GmbH. Er hat in England „Crowd and Safety Management, BA (Hons)” studiert und zählt zu den anerkannten Fachleuten für Sicherheitskonzepte und Crowd Management in Deutschland. Seit 2004 war er der Leiter Veranstaltungstechnik und Veranstaltungssicherheit in der ESPRIT arena in Düsseldorf und war von 2014 bis 2018 Leiter des Sicherheitsmanagements von Düsseldorf Congress Sport und Event. Ralf Zimme ist Content Board Member der YOUROPE Event Safety (YES) Group und international sehr gut vernetzt. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung im Veranstaltungsbereich, davon mehr als 15 Jahre als technischer Leiter und Produktionsleiter für einen großen Veranstalter in NRW, verfügt Ralf Zimme über umfangreiche Erfahrungen in der Veranstaltungsbranche.

15 30 #WIR MÜSSEN REDEN: EIN NEUES VERSTÄNDNIS VON SICHERHEIT – DAS

3F PROJEKT

If you believe current surveys, music festivals are more popular than ever (see, for example, European Year of Youth, Höme) especially among young people. However, the past few years have shown that festivals cannot be taken for granted: the COVID-19 pandemic keeps threatening their livelihoods, while goals to decrease carbon emissions to battle climate change put further strain on the resource-consuming creative industry. But how can the industry get –and be – better? We will talk about what makes European festivals resilient to meet the challenges of the future and what the responsible festival of the future look likes. And how we ensure to play the relevant role in popular culture and the lives of millions of young people? What effect has a more holistic approach on our understanding of safety if relevant topics such as artistic programmation, climate/environmental compatibility, inclusion, diversity, mental health, communication - to name just a few – will be considered more prominently?

Holger Jan Schmidt ist einer der führenden europäischen Netzwerker im Bereich Musikfestivals. Er ist Generalsekretär von YOUROPE - The European Festival Association, der wichtigsten Vertretung europäischer Festivals für populäre Musik mit 119 Mitgliedern aus 29 europäischen Ländern. Teil seiner Aufgaben ist das Projektmanagement des Projektes „3F - Future-Fit Festivals“, sowie der internationalen Take A Stand-Initiative für sozialen Zusammenhalt. Er leitet auch den pan-Europäischen Think-Tank GO Group (Green Operations Europe) mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Umweltthemen bei Veranstaltungen.

is the event‘s production manager and is also primarily responsible for the security of the festival. Janssen also heads the production company PPM Projects & Services.

PROGRAMM MI. 16.11.2022 ▪ #wirmüssenreden
Moderator: Holger Jan Schmidt (YOUROPE) Diskutantin: Alexandra von Samson Alexandra von Samson arbeitet seit 1997 in der Veranstaltungsbranche und fand ihre Anfänge dort als Praktikantin bei einem Veranstalter und Veranstaltungsort in Berlin. Es folgten örtliche Produktionsleitung, Produktionsleitung auf Tournee in den unterschiedlichsten Sparten und 2004 der Abschluss als Meisterin für Veranstaltungstechnik. Im Laufe der Jahre spezialisierte sich Alexandra im Bereich der Veranstaltungs- und Besuchersicherheit, sowie Genehmigungsverfahren und Behördenkommunikation. Heute betreut sie unter anderem Rock am Ring und das Lollapalooza Festival Berlin, sowie Stadiontourneen in den genannten Bereichen und fungiert zum Teil auch als Veranstaltungsleitung. Diskutant: Henrik Bondo Nielsen (Roskilde Festival) Henrik Bondo Nielsen has been part of Roskilde Festival‘s management for over 35 years and has from there solid and broad experience in festival management. Today, as division manager for security and service, he contributes with insight into logistics, infrastructure, and crowd safety management. Henrik Bondo Nielsen also has a large network in the European live music industry and was one of the initiators of YES-Group - the international network for health and safety at music festivals, which today is anchored under Yourope (the European festival association). Diskutant: Sierk Janssen (Pinkpop)
MI
Sierk Janssen has been working in the event industry for 30 years now. For just as long he has been part of the production team at Pinkpop, the most traditional popular music festival in the world, which has opened its doors to 60,000 visitors a day every year since 1969, only interrupted by the pandemic. Today, the 48-year-old
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Was geht, wenn…

Diskutantin: Dr. Caroline Mükusch (Director PwC Strategy&)

Frau Dr. Caroline Mükusch ist Director bei PwC Strategy& im Bereich Public Sector Consulting. Sie verfügt über 13 Jahre Berufserfahrung, u. a. in den Bereichen Advanced Analytics & KI für komplexe Analysen. Bei PwC leitet Sie gemeinsam mit Dr. Tobias Franke das Team „AI & Mobile Solutions“ (AIMoS), welches aus einer Technologie-Firma im Bereich des digitalen Crowd Managements, die 2020 von PwC übernommen wurde, hervorging. Die cloud-basierte Crowd Management Plattform von PwC ermöglicht aufgrund ihrer KI, das Verhalten von Menschenmengen und ihr Mobilitätsverhalten bei Großveranstaltungen in Echtzeit zu analysieren, Trends und Muster vorherzusagen, und Besucher:innen mit smarten Kommunikationsservices intelligent und zielgruppengerecht zu steuern.

WAS GEHT, WENN NICHTS MEHR GEHT?

Wenn die Probleme zu groß werden, was dann? Curse teilt mit Euch einen überraschenden Ansatz und eine praktische Übung für herausfordernde Zeiten.

Michael Kurth, den hier sicher die meisten als CURSE kennen, hat schon persönlich sehr herausfordernde Zeiten bewältigen müssen und sich auch aus diesem Grund neben seiner Künstlerkarriere zum zertifizierten systemischen Coach und Change Manager ausbilden lassen. Er ist als Speaker in ganz Deutschland unterwegs und mit zwei Spiegel Bestseller Sachbüchern zu den Themen Persönlichkeitsentwicklung und unkonventionelle Problemlösung hat er sich auch als Autor einen Namen gemacht. Die Veranstaltungsbranche ist ihm besonders nahe, um so mehr Grund hier einen nachhaltigen Impuls zu schaffen.

Referent: Michael „CURSE“ Kurth Michael Kurth veröffentlicht seit 1998 Musik unter dem Künstlernamen CURSE. Er gilt als „der Philosoph unter den Rappern“ (Juice), einzigartig in seinem Schreiben über das „Streben nach Glück, nach Sinn, nach Erfüllung“ (F.A.Z.).

Zusätzlich zu seiner Künstlerkarriere ist Michael Kurth als zerti zierter systemischer Coach & Change Manager (Ineko Institut an der Universität Köln), Speaker und Meditationstrainer bekannt.

Sein #1 iTunes Podcast widmet sich humorvoll und praxisnah den Themenbereichen Persönlichkeitsentwicklung und unkonventionelle Problemlösung.

2018 wurde sein Sachbuchdebüt Stell Dir vor, Du wachst auf zum Top 10 Spiegel Bestseller.

Zusätzlich zu seinen Onlinekursen unter dem Motto Gib dich selbst niemals auf erschien Ende 2021 das neue Buch von 199 Fragen an dich selbst. Für Themengebiete wie Selbst ndung, Beruf, Problemlösung, Geld und Partnerschaft werden hier Fragen zusammengestellt, die helfen, zum Kern der eigenen Wünsche, Träume und Hoffnungen vorzudringen. Das Buch stand in der Veröffentlichungswoche gleich in den TOP 10 der Börsenblatt Bestsellerliste.

DAS RAHMENPROGRAMM

Wer schon einmal auf unserer Tagung war, der wird es gemerkt haben: wir wollen, dass unsere Teilnehmer: innen eine gute Zeit haben. Natürlich ist es wichtig, (sehr) gute Vorträge und Workshops zu hören – aber das „Drumherum“ muss auch stimmen. Daher geben wir uns Mühe, ein Rahmenprogramm zusammenzustellen, das die Teilnehmer:innen am Ende mit einem Gefühl nach Hause schickt, zwei gute Tage unter Gleichgesinnten, vielleicht auch Freunden verbracht zu haben – mit guten Gesprächen, gutem Essen, viel interessantem Input auf allen Ebenen.

Und wer zwischendurch auch mal arbeiten muss: auch dafür ist gesorgt! Eine Reihe Arbeits- und Netzwerkstationen bieten auch hierfür die Gelegenheit.

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16 40 17 40
PROGRAMM
▪ Rahmenprogramm MI
MI. 16.11.2022

EIN WORLD CAFÉ? JA, GENAU: EIN WORLD CAFÉ!

Das World-Café ist ein Diskussionsformat und bringt viele – möglichst verschiedene – Personen zu einem vorbereiteten Thema an einen Tisch. Ziel dabei ist es, in einer „gelösten Kaffeehausstimmung“ offen und ungezwungen zu diskutieren und dabei neue Blickwinkel auf bekannte und neue Fragestellungen zu entdecken. Entwickelt wurde die Methode von den US-amerikanischen Unternehmensberater:innen Juanita Brown und David Isaacs – wir haben sie für unsere Zwecke etwas angepasst.

Wie funktioniert das Ganze?

Es gibt verschiedene Thementische mit jeweils einem bestimmten Aspekt / einer bestimmten Fragestellung. Jeder Thementisch verfügt über mind. eine:n Moderator:in und verschiedene vorbereitete World-Café-Fragen.

In unserem Fall heißen die Thementische

▪ Digitalisierung

▪ Nachhaltigkeit

▪ 2023

Die an allen drei Tischen zu beantwortenden Fragen heißen dann zum Beispiel „Was bedeutet (Thema des Tisches) für die Sicherheits- & Ordnungsdienste?“ Oder „Welche Entwicklungen können Euch relevant weiterbringen?“ Die Diskussionsrunden dauern ca. 20 Minuten. Danach gibt es eine kurze Pause und die Teilnehmer:innen wechseln den Thementisch, so dass am Ende alle über alles diskutiert haben werden.

Entscheidend dabei sind die Teilnehmer:innen: verschiedene Hintergründe, Lebensläufe, Berufe bringen das WorldCafé weiter – nicht die schiere Menge der Teilnehmenden. Wichtig ist einzig ein Grundverständnis für die verschiedenen Themen – aber da machen wir uns bei unseren Teilnehmer:innen eigentlich keine Sorgen :-).

Moderator: Martin Hommel (VIVADATA UG)

Bereits mit 11 Jahren erwachte bei Martin im Jugendrotkreuz die Begeisterung für die „Welt hinter den Kulissen“. In seiner 25jährigen Berufserfahrung als Produktionsingenieur in der Fernsehaußenübertragung sammelte er Erfahrungen in der Organisation und Umsetzung von großen Veranstaltungen. 2010 gründete er die Firma VIVADATA UG in Köln, mit dem Schwerpunkt Medien- und Eventproduktion. Seit 2003 bringt er diese Erfahrungen beim Kölner Lesben- und Schwulentag e.V. bei der Organisation des größten CSD Deutschlands ein. Seit 2016 ist er ehrenamtlicher Vorstand und Veranstaltungsleiter des CSD-Straßenfestes mit 24.000 Besuchern zeitgleich und 1 Mio. insgesamt.

Moderatorin: Dr. Caroline Mükusch (Director PwC Strategy&)

Frau Dr. Caroline Mükusch ist Director bei PwC Strategy& im Bereich Public Sector Consulting. Sie verfügt über 13 Jahre Berufserfahrung, u. a. in den Bereichen Advanced Analytics & KI für komplexe Analysen. Bei PwC leitet Sie gemeinsam mit Dr. Tobias Franke das Team „AI & Mobile Solutions“ (AIMoS), welches aus einer Technologie-Firma im Bereich des digitalen Crowd Managements, die 2020 von PwC übernommen wurde, hervorging. Die cloud-basierte Crowd Management Plattform von PwC ermöglicht aufgrund ihrer KI, das Verhalten von Menschenmengen und ihr Mobilitätsverhalten bei Großveranstaltungen in Echtzeit zu analysieren, Trends und Muster vorherzusagen, und Besucher:innen mit smarten Kommunikationsservices intelligent und zielgruppengerecht zu steuern.

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PROGRAMM MI. 16.11.2022 ▪ Rahmenprogramm MI
17 40

Moderatorin: Melanie Wirth-Biesen (IBIT GmbH)

Melanie Wirth-Biesen ist seit 2020 als externe Sicherheitsberaterin für das IBIT tätig und seit April 2021 dauerhafter und fester Teil des IBIT Teams. Seit ihrer kaufmännischen Ausbildung war sie zunächst in einer Düsseldorfer Eventagentur beschäftigt und somit in der Veranstaltungsbranche verwurzelt. Schon während ihres Studiums des Kulturwirts B. A. von 2004–2007 an der Universität Duisburg-Essen war sie als Trainee in der damaligen LTU arena engagiert. Über die Bereiche VIP & Hospitality und Business Events wechselte sie von 2007–2020 in das Projekt- und Sicherheitsmanagement in der ESPRIT bzw. MERKUR SPIEL-Arena in Düsseldorf und hat Großveranstaltungen wie den Eurovision Song Contest, Fußballspiele auf nationaler und internationaler Ebene sowie unzählige Konzerte betreut.

DIE WEISHEIT DER VIELEN: UNSERE

FRAGE- & ANTWORTWAND

Die normalerweise als fester Bestandteil zur Fachtagung gehörende Fragerunde „Sie fragen, wir versuchen zu antworten“ verschiebt sich in Richtung Raum und Weisheit der Vielen: Im Ausstellungsbereich werden wir eine Frage- & Antwortwand vorhalten, auf der jede:r Fragen stellen kann - und genauso auch jede:r antworten kann. Die Fragen und die zugehörigen Antworten werden in der Abschlusssession vorgestellt und diskutiert.

TECHNISCHE STADIONFÜHRUNG

Technische Stadionführungen gehören zu jeder Fachtagung – so ist es doch immer wieder interessant, auch mal hinter die Kulissen zu schauen – insbesondere, wenn es sich um eine solch imposante Spielstätte wie das RheinEnergieSTADION handelt. Der Schwerpunkt der Führung liegt dabei auf dem Aspekt der Sicherheit sowie dem infrastrukturellen Umgang bei Veranstaltungen im Stadion. Die Anmeldung erfolgt vor Ort, die genauen Modalitäten werden rechtzeitig bekannt gegeben. Aber aus der Erfahrung der letzten Jahre heraus können wir schon einmal sagen: Interessent:innen sollten sich ranhalten, die Führungen sind meist schnell ausgebucht.

FOTOAKTION

Nicht wenige haben schon den Begriff Klassentreffen benutzt, wenn sie von der Fachtagung sprachen. Es kommen alte Bekannte zusammen, viele mit langjähriger (manchmal sogar gemeinsamer) Erfahrung in der Branche. Grund genug, im Archiv zu kramen und sich zu fragen, wer der Typ mit den langen Haaren ist oder wer im wahren Leben lieber eine Ziege gewesen wäre. Die Fotowand wird in jedem Fall für Diskussionen und Lacher sorgen, da sind wir sicher!

DIE PARTY WIR HABEN ES UNS VERDIENT

Die Party am Abend des ersten Tages ist längst eine feste Größe im Tagungsablauf. Beste Möglichkeiten, bei Fingerfood und Currywurst, einem Bier an der Theke oder einem Longdrink an der Cocktailbar Branchenkolleg:innen besser kennen zu lernen und sich über alles, was interessant und diskussionswürdig ist (erfahrungsgemäß wird die Themenpalette mit Verlauf des Abends breiter), auszutauschen. Aber Achtung: am nächsten Tag geht es um 09:30 Uhr weiter mit dem Tagungsprogramm…

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PROGRAMM MI. 16.11.2022 ▪ Rahmenprogramm MI
19 00

ERÖFFNUNG TAG 2:

GUTE SICHERHEITSKOMMUNIKATION: HERAUSFORDERUNGEN UND MÖGLICHKEITEN

Über Risiken und Gefahren bei Veranstaltungen wird oft unangemessen dramatisierend in den (sozialen) Medien berichtet. Auch die Kommunikation im Rahmen der Eventorganisation selbst gelingt nicht immer ideal. Herausforderungen bergen dabei sowohl ernsthafte Bedrohungslagen als auch das effiziente Vermitteln von einfachen Sicherheitsanweisungen. Eine mediale Rahmung von „Panik, Debakel & Katastrophe“ sichert die Aufmerksamkeit des Publikums und beeinflusst mutmaßlich auch die Wahrnehmung von Besucher:innen und Personal im Vorfeld sowie auf dem Gelände. Wir schauen uns an und diskutieren, worauf diese typische Berichterstattung psychologisch basiert, und wie eine verantwortungsvolle, zielgruppengerechte und wirksame Sicherheitskommunikation gelingen kann. Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Frage: Wie können Veranstalter:innen, Sicherheits- und Ordnungsdienste und andere Beteiligte konkret selbst zu einer angemessenen (Bild-)Sprache zu Sicherheit bei Events beitragen und wie können sie idealerweise zudem darauf hinwirken, dass diese auch in der medialen Berichterstattung aufgegriffen wird?

Moderatorin: Katja Ehrenberg (Hochschule Fresenius Köln)

Katja Ehrenberg ist Professorin an der Psychology School der Hochschule Fresenius in Köln und freie Systemische Beraterin (SG-zerti ziert). Ihr Schwerpunkt in Lehre und Forschung sowie ihren freiberu ichen Tätigkeiten als Trainerin und Coach liegt auf Themen der angewandten Sozial- und Kommunikationspsychologie. Besonders interessiert sie sich für die Wirkung von Sprache und Bildsprache auf soziale Beziehungen und Gruppen. Kontakt zur Veranstaltungsbranche hat Katja durch ihre Fachbeiträge zu mehreren YOUROPE Konferenzen sowie Eurosonic und ILMC 2021, wo sie u.a. ihr gemeinsam mit Holger Jan Schmidt publiziertes Buch „Stay sound & Check yourself – Stress and mental health in the live music and event industry“ vorgestellt hat.

Diskutantin: Magdalena Binder

Magdalena Binder ist Meisterin für Veranstaltungstechnik und studierte Technikkommunikation. In ihrer beru ichen Tätigkeit ist sie als Veranstaltungsleiterin in Bayern unterwegs, während es sie zum Masterstudium Rettungsingenieurwesen und Sicherheitstechnik nach NRW zog. Als Ausbilderin und Lehrbeauftragte gibt sie mit Begeisterung Theorie und Praxis weiter. Ihr Schwerpunkt liegt im Bereich der internen sowie externen Krisenkommunikation im Kontext von Veranstaltungen. Aktuell forscht sie am Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der Bergischen Universität Wuppertal im Projekt NORMALISE zur sicheren Wiedereröffnung von Veranstaltungen unter pandemischen Bedingungen.

Diskutantin: Jennifer Schuck (Munich Security Services) Jennifer Schuck hat im Jahr 2018 beim DFB ihr Studium „Sicherheitsmanagement im Fußball“ abgeschlossen. Für die beiden eng verbundenen Firmen Empire Event & Support GmbH und Munich Security Services GmbH betreut sie die Fußballvereine FC Würzburger Kickers, Spielvereinigung Bayreuth, Türkgücü München und FC Bayern München II als Projekt- und Ordnungsdienstleiterin. Außerdem ist sie regelmäßig Teil der Ordnungsdienstleitung auf dem Ikarus Festival, dem Echelon Open Air Festival und diversen Konzerten im Olympiastadion München.

Diskutant: Martin Hommel (VIVADATA UG)

Bereits mit 11 Jahren erwachte bei Martin im Jugendrotkreuz die Begeisterung für die „Welt hinter den Kulissen“. In seiner 25jährigen Berufserfahrung als Produktionsingenieur in der Fernsehaußenübertragung sammelte er Erfahrungen in der Organisation und Umsetzung von großen Veranstaltungen. 2010 gründete er die Firma VIVADATA UG in Köln, mit dem Schwerpunkt Medien- und Eventproduktion. Seit 2003 bringt er diese Erfahrungen beim Kölner Lesben- und Schwulentag e.V. bei der Organisation des größten CSD Deutschlands ein. Seit 2016 ist er ehrenamtlicher Vorstand und Veranstaltungsleiter des CSD-Straßenfestes mit 24.000 Besuchern zeitgleich und 1 Mio. insgesamt.

18 PROGRAMM DO. 17.11.2022 ▪ Eröffnung Tag 2 DO 15 30

EINFÜHRUNG

THEMENSTRANG

4: CROWDED SPACE

Menschen(mengen) finden sich nicht nur bei Großveranstaltungen. Sie sind – wenig überraschend: überall. Ob auf Marktplätzen oder auf Bahnhöfen, an Flughäfen oder im Schwimmbad. Seltsamerweise sprechen wir aber fast immer nur über die Menschenmengen, die sich bei Veranstaltungen aufhalten – aber was ist mit den den anderen? Wir möchten den Blick und den Anwendungsbereich des crowd management öffnen in Richtung aller Flächen, auf denen sich Menschen(mengen) bewegen.

Moderatorin: Ivana Dragila (eps international GmbH)

Nach Abschluss ihres Parallelstudiums als M. A. in Musikwissenschaft und Germanistik sowie als B.A. in Popularmusik und Medien begann Ivana Dragila ihre Karriere als Redakteurin beim Musikwirtschaftsmagazin „musikmarkt“. Kurz darauf zeichnete sie für das Ressort Live-Entertainment verantwortlich, das sie über fünf Jahre lang leitete. 2016 wurde sie die neue Online-Marketing Managerin des Event-Infrastruktur-Dienstleisters eps. Heute ist sie als Head of Marketing für das internationale Marketing der eps-Gruppe weltweit verantwortlich. In ihrer Freizeit arbeitet Ivana Dragila als freie Journalistin, Moderatorin sowie als Dozentin und stellvertretende Leiterin des Detmolder Jungstudenteninstituts der Hochschule für Musik Detmold, wo sie jungen Musikern Einblicke in das Leben der Musik gewährt.

#WIR MÜSSEN REDEN – LAST MILE TEIL 2: DAS ENDE DER VERANTWORTUNG?

Die Last Mile (auch: grey zone, „Zone ex(ternal)“) ist der Bereich, in dem aus Menschen Veranstaltungsbesucher: innen werden – meist ist das die letzte öffentliche Haltestelle, der Parkplatz oder andere Orte, an dem Menschen individuell ankommen und sich dann konkret mit dem Ziel der Veranstaltung weiterbewegen. Diese Etappe liegt zumeist im öffentlichen Bereich und bringt damit die spannende Frage der Zuständigkeit auf: Wer ist für die Sicherheit der Menschen auf dieser Etappe verantwortlich?

In der Praxis gibt es zu diesem Thema eine Vielzahl von Herausforderungen und Meinungen – und dabei geht es bei Weitem nicht nur um Abgrenzung („dafür bin ich nicht zuständig“), sondern genauso häufig um die Frage, was z.B. der Veranstalter/die Veranstalterin im öffentlichen Raum eigentlich unternehmen/aufstellen/organisieren darf. Für eine sichere Organisation der Last Mile braucht es ein wirklich gutes und abgestimmtes Miteinander aller Beteiligten: es braucht neben den formellen Abgrenzungen vor allem das Verständnis für Notwendigkeiten und die gemeinsame Er- und Bearbeitung von Möglichkeiten. Sperrt sich eine Partei („dafür bin ich nicht zuständig“ / „da können Sie gar nichts machen, das machen wir“) wird es sofort schwierig – und damit letztendlich möglicherweise unsicher für diejenigen, die es betrifft. Die Betroffenen sind dabei nicht die Besucher:innen der Veranstaltung, sondern auch unbeteiligte Dritte, die sich ebenfalls in diesem Bereich aufhalten.

Moderator: Christoph Pauer (Stadionwelt)

Christopher Pauer verfügt über 15 Jahre Erfahrung in der Sportstättenbranche. Der aus Göttingen stammende Stadionenthusiast hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Er ist Head of Products/Communications bei Stadionwelt und lebt seit mehr als zehn Jahren in Brühl (bei Köln). Stadionwelt ist das führende Fachmedium rund um die Planung und den Bau, die Ausstattung und den Betrieb von Stadien, Arenen und Veranstaltungsstätten. In News, Interviews, und Hintergrundberichten informiert Stadionwelt die Entscheider der Branche tagesaktuell über umgesetzte und anstehende Projekte. Mit Stadionwelt INSIDE erscheint als Ergänzung des Online-Angebots regelmäßig eine Print-Publikation. Zudem veranstaltet Stadionwelt Kongresse wie den eps ARENA SUMMIT in Frankfurt.

Diskutantin: Yvonne Mahling (DEF Media GmbH) Yvonne Mahlings beru iche Laufbahn im Bereich der Veranstaltungsplanung begann – neben dem Studium der Angewandten Medienwissenschaften an der TU Ilmenau – 1999 bei einem privaten Radiosender im Bereich der Open Air Produktionen. 2004 wechselte sie in den Bereich der Fernseh-Event-Produktionen und übernahm die Produktionsleitung für u. a. die Showproduktionen „The Dome“ und die „ECHO“ Verleihung sowie Conventions wie „GLOW – The Beauty Convention by dm“. Seit 2020 betreut sie die Silvesterveranstaltung am Brandenburger Tor als Gesamtprojektleiterin.

PROGRAMM DO. 17.11.2022 ▪ Einführung Themenstrang 4 ▪ #wirmüssenreden DO
10 55 11 00
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13 00

Diskutant: Sven Hansen (Event Safety Consult (ESC))

Sven Hansen ist Geschäftsführer & Inhaber des Event Safety Consult (ESC) in Heidelberg und 1. Stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes Veranstaltungssicherheit (bvvs) sowie Zerti zierer bei der Deutschen Prüfstelle für Veranstaltungstechnik (DPVT). Während seiner 19-jährigen Erfahrung im Veranstaltungsbereich schloss er unter anderem den Meister für Veranstaltungstechnik (IHK), sowie den Fachmeister für Veranstaltungssicherheit (TÜV/DPVT) und Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator (RAB 30) ab.

Neben einem breiten Erfahrungsschatz bringt er also auch den für die Planung und Beratung erforderlichen Sachverstand zum Thema Veranstaltungssicherheit mit.

Diskutant: Ferdinand P. Erben (Head of Operations Munich Security Services GmbH)

Die Munich Security Services GmbH ist unter anderem der Hausordnungsdienst des Olympiaparks München. Jährlich betreut das Team der Munich Security mit über 400 eigenen Mitarbeiter:innen und seinen zahlreichen Kooperationspartner:innen rund 500 Veranstaltungen im Raum München als Veranstaltungsordnungsdienst. Neben der Tätigkeit als Ordnungsdienstleiter auf Festivals und Open Airs mit bis zu 100.000 Besucher:innen am Tag, ist Ferdinand P. Erben seit 2017 als Fachberater der Stadt München verantwortlich für das Sicherheitskonzept des Oktoberfestes mit den Schwerpunkten Besucher:innenlenkung, Räumungskonzept und Ordnungsdienst-Controlling.

DIE DIGITALISIERUNG DES CROWD MANAGEMENTS

Die Veranstaltungsbranche steht heute mehr denn je vor zahlreichen Herausforderungen: Digitalisierung, Wettbewerbsdruck, steigende Sicherheitsanforderungen und die wachsenden Ansprüche der Besucher an ein Gesamterlebnis zwingen die Veranstalter:innen dazu, die Rahmenbedingungen für Events ständig zu verbessern. Wer auch in Zukunft attraktiv bleiben will, muss innovativ sein - nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter den Kulissen und auf dem gesamten Veranstaltungsgelände. Intelligente Datenanalyse wird hier zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Doch gerade in diesem Bereich schöpfen die meisten Veranstalter:innen ihr Potenzial bisher kaum aus. Aufgrund des fehlenden Zugriffs auf mögliche Datenquellen und vermeintlich komplexer Analysen kennen nur wenige Veranstalter:innen das tatsächliche Bewegungsverhalten ihrer Besucher:innen. Der Mangel an Daten macht es zudem unmöglich, zeitnah auf Verhaltensänderungen zu reagieren und Anpassungen vorzunehmen. Auch Gefahrensituationen werden nicht frühzeitig erkannt, so dass Gegenmaßnahmen oft zu spät eingeleitet werden. Die KI-basierte digitale Crowd Management Plattform von PwC bietet wertschaffende Funktionen und Lösungen, um das Bewegungsverhalten der Besucher:innen Ihrer Veranstaltung effizient zu analysieren, Optimierungspotenziale zu erkennen und über intelligente Kommunikationsservices zu steuern. Anhand konkreter Anwendungsfälle wird erläutert, wie mithilfe der digitalen Crowd Management Technologie Daten aus sämtlichen Bereichen von Großveranstaltungen, städtischen Infrastrukturen und der öffentlichen Sicherheit erfasst und zentral genutzt werden können.

Referentin: Dr. Caroline Mükusch (Director PwC Strategy&)

Frau Dr. Caroline Mükusch ist Director bei PwC Strategy& im Bereich Public Sector Consulting. Sie verfügt über 13 Jahre Berufserfahrung, u. a. in den Bereichen Advanced Analytics & KI für komplexe Analysen. Bei PwC leitet Sie gemeinsam mit Dr. Tobias Franke das Team „AI & Mobile Solutions“ (AIMoS), welches aus einer Technologie-Firma im Bereich des digitalen Crowd Managements, die 2020 von PwC übernommen wurde, hervorging. Die cloud-basierte Crowd Management Plattform von PwC ermöglicht aufgrund ihrer KI, das Verhalten von Menschenmengen und ihr Mobilitätsverhalten bei Großveranstaltungen in Echtzeit zu analysieren, Trends und Muster vorherzusagen, und Besucher:innen mit smarten Kommunikationsservices intelligent und zielgruppengerecht zu steuern.

PROGRAMM DO. 17.11.2022 ▪ Digitalisierung des Crowd Managements DO
20

SZENARIENWORKSHOP: VERANSTALTUNGEN AUF ÖFFENTLICHEN VERKEHRSFLÄCHEN (TABLE TOP ÜBUNG)

Übungen bleiben ein wesentliches Hilfsmittel, sich auf bestimmte Situationen vorzubereiten, werden aber immer noch viel zu selten durchgeführt – oftmals mit dem Hinweis auf Ressourcen und Aufwand. Dass es aber auch perfekte Möglichkeiten gibt, schon einmal „im Kleinen“ mit dem Üben anzufangen, möchten wir Euch bei unseren beiden TableTop Übungen im Rahmen der Fachtagung zeigen.

Während es bei der Übung an Tag 1 um ein Festivalsetting gehen wird, bei dem sehr strategische Entscheidungen getroffen werden müssen, beschäftigt sich die Übung am Tag 2 mit einem klassischen Innenstadtszenario: Eine Veranstaltung im öffentlichen Raum ist ja immer gut für die ein oder andere Störung …

In beiden Workshops geht es um Diskutieren, um das Miteinander, um Zeitdruck und um das Treffen von schwierigen Entscheidungen in einem Kontext, in dem sich nicht immer nur Gleichgesinnte gegenübersitzen – sprich: es geht um Eure Realität!

Referentin: Sabine Funk (IBIT GmbH)

Sabine Funk arbeitet seit mehr als 20 Jahren im Kontext von Großveranstaltungen – zu Beginn noch als Veranstalterin u.a. der RhEINKULTUR (2000–2011), später als Gründerin der IBIT GmbH.

Sie hat in England Crowd & Safety Management studiert und hat sich zum Ziel gesetzt, interorganisationalen Wissenstransfer und Zusammenarbeit zu verbessern.

Sabine Funk ist geschäftsführende Gesellschafterin der IBIT GmbH, NATO Zivil Expert for High Pro le Events, stellvertretende Vorsitzende des VFSG e.V. und Boardmember der YES (Yourope Event Safety) Group.

Zuletzt hat sie mitgewirkt an der Erstellung der EVC – Empfehlungen zum Verkehrs- & Crowd Management bei Veranstaltungen, der DIN SPEC 91414-2 zum Zufahrtschutz sowie der DIN SPEC 77202 – Professionalisierung des Veranstaltungsordnungsdienstes.

PROGRAMM DO. 17.11.2022 ▪ Szenarienworkshop DO 14 10
21

EINFÜHRUNG THEMENSTRANG 5:

GRUNDLAGEN DER SICHERHEIT VON MENSCHENMENGEN

Wir leben und lehren ja nach dem Motto #esgibtimmerwaszulernen. Das gilt sowohl für die alten Hasen als natürlich auch für die, die neu dazu kommen. Deshalb beschäftigen wir uns bei der Fachtagung auch immer wieder mit den Grundlagen – und stellen fest, dass es durchaus nicht immer nur „die Neuen“ sind, die in diesen Vorträgen sitzen. Es schadet ja auch schließlich nichts, Wissen aufzufrischen und auch bei den Grundlagen kommt schließlich immer neues Wissen hinzu – es lohnt sich also, dran zu bleiben…

Moderator: Dennis Eichenbrenner (EVS-Safety)

Dennis Eichenbrenner ist Fachplaner für Besuchersicherheit, er betreibt mit EVS-Safety ein Unternehmen mit den Schwerpunkten Veranstaltungssicherheit, Brandschutz und Führungsmanagement. Seit 2020 ist er 1. Vorsitzender des bvvs (Bundesverband Veranstaltungssicherheit). Durch 20 Jahre Erfahrung ist er Spezialist in allen Fragen des Sanitäts- und Rettungsdienstes: Als Feuerwehrmann und Brandschutzbeauftragter berät er Firmen und Veranstalter in Sachen Brandschutz. Seinen Hauptaufgabenbereich sieht er jedoch in der Erstellung ganzheitlicher Sicherheitskonzepte für kleine und mittelgroße Events wie Stadtfeste, Open-Airs und Sportveranstaltungen. Eichenbrenner ist Notfallsanitäter und organisatorischer Leiter Rettungsdienst (OrgL), er leitete acht Jahre die Lehrrettungswache in Konstanz. Außerdem ist er Dozent und Hygienebeauftragter.

BESSERER SCHUTZ FÜR MÄRKTE & FESTE

Genehmigungsbehörden und Veranstaltern kann ab Herbst 2022 ein Sicherheitspaket zum Schutz vor Überfahrtaten angeboten werden. Als Orientierungshilfe soll es bei der Absicherung von öffentlichen Straßen und Plätzen gegen Fahrzeugangriffe helfen. Das Sicherheitspaket besteht aus insgesamt 4 Modulen, die ineinandergreifen und sich ergänzen.

DIN SPEC 91414-1 Mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren für Sicherheitsanforderungen – Anforderungen, Prüfmethoden und Leistungskriterien

DIN SPEC 91414-2 Anforderungen an die Planung für den Zufahrtsschutz zur Verwendung von geprüften Fahrzeugsicherheitsbarrieren

▪ Handreichung „Schutz vor Überfahrtaten“ - Leitfaden mit Checkliste für Kommunalverantwortliche

▪ Produktliste mobile und stationäre Fahrzeugsicherheitsbarrieren

Die beiden DIN SPEC wurden vom Forschungsbereich Kriminalprävention am Lehrstuhl für Architektur und Visualisierung an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg initiiert und koordiniert, unter der Regie von DIN von interdisziplinären Konsortien erarbeitet und vom BMI gefördert. Die Handreichung „Schutz vor Überfahrtaten“ wurde in Kooperation mit der Polizeilichen Kriminalprävention erarbeitet. Dort liegt auch die Herausgeberschaft sowie die Redaktion für die Produktliste.

Der Schwerpunkt des Vortrages sind die Anforderungen an die Planung für den Zufahrtsschutz zur Verwendung von geprüften Fahrzeugsicherheitsbarrieren sowie die Handreichung.

PROGRAMM DO. 17.11.2022 ▪ Einführung Themenstrang 5 ▪ Besserer Schutz
DO 10 55 11 00
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Referent: Detlef Schürmann M. A. (Kriminologe und Polizeiwissenschaftler)

Detlev Schürmann M. A. ist Kriminologe und Polizeiwissenschaftler mit freiberu ichen Tätigkeitsschwerpunkten in Projektentwicklung, Beratung und Netzwerkbildung zu Themen interdisziplinärer Kriminalprävention. Er blickt zurück auf 30 Jahre operativen Polizeidienst und 13 Jahre Präventions- und Sicherheitsmanagement im Auftrag von Polizeibehörden, Kommunen und Ministerien.

Beratungsschwerpunkte

▪ Entwicklung integrierter stadtbildverträglicher Sicherheitskonzepte für öffentliche und halböffentliche Infrastrukturen sowie Hochsicherheitsbereiche einschließlich Zufahrtsschutz ▪ Prävention extremer Gewalttaten wie Amok und Terror ▪ Entwicklung von Finanzanreizen zur Förderung der Kriminalprävention ▪ Kooperation mit der Sicherheitswirtschaft

Referent: Christian Weicht (Kriminalhauptkommissar a. D.)

Christian Weicht, Kriminalhauptkommissar a. D., ist freiberu ich Fachberater für städtebauliche Kriminalprävention und Zufahrtsschutz. Seine Kernkompetenz, Kriminalitätsprobleme im Raum zu identi zieren, zu vermeiden bzw. zu bewältigen wird regelmäßig bundesweit und in internationalen Workshops, Projekten und Normausschüssen abgerufen.

Beratungsschwerpunkte

▪ Entwicklung integrierter stadtbildverträglicher Sicherheitskonzepte für öffentliche und halböffentliche Räume ▪ Prävention extremer Gewalttaten wie Amok und Terror ▪ Erarbeiten von Schutzkonzepten für den Zufahrtsschutz einschließlich der dazugehörigen Workshops und Produktlösungsvorschlägen als Komplettangebot ▪ Schulung und Konzeptentwicklung zur städtebaulichen Kriminalprävention

NEVER PLAY ON PATCHDAY: CYBERSICHERHEIT ALS TEIL DER VERANSTALTUNGSSICHERHEIT

Egal ob Webauftritte, digitale Tickets, smarte Technik oder die ganz normale Software im BackOffice – die Digitalisierung macht auch vor der Veranstaltungsbranche keinen Halt. Voraussetzung einer erfolgreichen Digitalisierung ist aber die Informationssicherheit. Deshalb gilt: wer IT betreibt, muss sichere IT betreiben! Während Cyberangriffe, wie durch Phishing, immer professioneller und raffinierter werden, stellen fehlende Backups, veraltete Software und ungeschulte Mitarbeiter:innen ein Sicherheitsrisiko für jedes Unternehmen und jede Veranstaltung dar. Als Cybersicherheitsbehörde des Bundes gestaltet das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Informationssicherheit in der Digitalisierung durch Prävention, Detektion und Reaktion für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. In ihrem Vortrag stellt Maike Vossen (vom BSI) die Bedrohungslage im Cyberraum für Veranstalter:innen dar, vermittelt die wichtigsten Präventionsmaßnahmen und gibt Hinweise zu einer angemessen Reaktion auf einen potenziellen Cybersicherheitsvorfall.

Referentin: Maike Vossen (BSI)

Maike Vossen ist im Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Mitarbeiterin des Computer Emergency Response Teams des Bundes (CERT-Bund). Vor ihrem Informatikstudium an der Universität Bonn machte sie jedoch auch eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau bei der IBIT GmbH. Veranstaltungs- und Cybersicherheit verbindet sie in ihrer Funktion, in der sie stellvertretend für das BSI Veranstaltungen wie das G7-Gipfeltreffen oder die Fußball EM 2024 begleitet.

PROGRAMM DO. 17.11.2022 ▪ Never play on patchday
DO 13 00
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#WIR MÜSSEN REDEN GRUNDLAGEN DER SICHERHEIT IM ÖFFENTLICHEN RAUM:

12 JAHRE NACH DUISBURG: PARIS, MALANG, SEOUL UND IMMER NOCH KEIN ENDE?

Prof. Jürgen Gerlach, der ja bereits im letzten Jahr sehr eindrücklich über die im Rahmen der Loveparade gemachten Fehler berichtet hat, diskutiert mit Ralf Zimme und dem Publikum über die Frage, warum sich bestimmte Dinge eigentlich immer wiederholen und warum sich so wenig ändert. Warum der Einlass eines Champions League Finales so schief gehen kann oder warum Tränengas immer noch das Mittel der Wahl im Umgang mit Menschenmengen zu sein scheint. Natürlich stehen nicht nur die Herausforderungen im Vordergrund, sondern auch die Möglichkeiten, dies zu verbessern.

Referent: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gerlach (Bergische Universität Wuppertal)

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gerlach, geboren 1963 in Iserlohn, leitet seit 1999 das Lehr- und Forschungsgebiet Straßenverkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik des Fachzentrums Verkehr an der Bergischen Universität Wuppertal. Schwerpunkte seiner weltweiten Forschung, Lehre und Praxis sind die Gestaltung und Dimensionierung von Verkehrsanlagen, die Verkehrssicherheit und die Sicherheit bei Veranstaltungen. In den Jahren 2016 bis 2020 erstellte er mit seinem Team das 3.800-seitige Sachverständigengutachten zu den tragischen Ereignissen im Rahmen der Loveparade 2010 in Duisburg.

Ralf Zimme ist einer der Gründungsgesellschafter der IBIT GmbH. Er hat in England „Crowd and Safety Management, BA (Hons)” studiert und zählt zu den anerkannten Fachleuten für Sicherheitskonzepte und Crowd Management in Deutschland. Seit 2004 war er der Leiter Veranstaltungstechnik und Veranstaltungssicherheit in der ESPRIT arena in Düsseldorf und war von 2014 bis 2018 Leiter des Sicherheitsmanagements von Düsseldorf Congress Sport und Event. Ralf Zimme ist Content Board Member der YOUROPE Event Safety (YES) Group und international sehr gut vernetzt. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung im Veranstaltungsbereich, davon mehr als 15 Jahre als technischer Leiter und Produktionsleiter für einen großen Veranstalter in NRW, verfügt Ralf Zimme über umfangreiche Erfahrungen in der Veranstaltungsbranche.

PROGRAMM DO. 17.11.2022 ▪ #wirmüssenreden DO 14 10
Referent: Ralf Zimme (IBIT GmbH)
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EINFÜHRUNG THEMENSTRANG 6: SICHERHEIT & RECHT

Wie in jedem Jahr präsentieren wir in diesem Themenstrang relevante Informationen zu aktuellen Entwicklungen, Erfahrungen und Neuerungen. Es wird um Genehmigungslagen, veranstaltungsspezifisches Polizeirecht und Blitzschutz bei Veranstaltungen gehen. „Frag den Anwalt!“ gibt abschließend nicht nur die Möglichkeit vortragsbezogen Rückfragen zu stellen, sondern auch eigene Themen von Anwälten kommentieren zu lassen.

Moderator: Daniel Schlatter (Schlatter-Zahl-Kuhnt Rechtsanwälte)

Daniel Schlatter ist Rechtsanwalt und Mediator in der Rechtsanwaltspartnerschaft Schlatter-Zahl-Kuhnt. Er berät Betreiber, Veranstalter, Städte und Gemeinden europaweit in den Bereichen Veranstaltungsleitung, Produktion, Sicherheits- und Verkehrsmanagement bei verschiedenen Großveranstaltungen. Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist das Veranstaltungssicherheitsrecht, das Bauordnungs- und Veranstaltungsrecht sowie die Implementierung von Sicherheitskonzeptionen im Rahmen der Vertragsgestaltung in Werk- und Dienstleistungsverträgen, Delegationen, Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Hausordnungen und Regelwerken.

VERANSTALTUNGEN IM FREIEN:

EIN BLICK AUF DIE NATIONALE (GENEHMIGUNGS-)LAGE

Immer wieder wird der Ruf nach einem Veranstaltungssicherheitsgesetz laut. In einigen Bundesländern wurden Gesetzesentwürfe formuliert und Expert:innen angehört. Doch noch nicht überall kommt Gang in die Sache und noch immer wird mit vielen Leitfäden, Handreichungen und Checklisten laboriert. Rechtsanwalt Volker Löhr nutzt die Gelegenheit, eine kritische Bilanz zu ziehen. Wie sieht die aktuelle Verwaltungspraxis für Veranstaltungen im Freien in den einzelnen Bundesländern aus? Welche lokalen Besonderheiten gibt es? Welche besonderen Fälle sind bekannt geworden? Welche Lehren sind daraus zu ziehen?

Referent: Volker Löhr ((kanzleiLoehr)

RA Volker Löhr, 1959 in Dortmund geboren, studierte Rechtswissenschaften in Freiburg i. Br. Seit 25 Jahren ist er als Rechtsanwalt im In- und Ausland tätig. Mit seiner Bonner Kanzlei betreut er über 200 Veranstaltungszentren, die größten deutschen Messegesellschaften und Kongresszentren, den Deutschen Fußballbund – DFB, die Deutsche Fußballliga – DFL und zahlreiche Fußballstadien. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die organisatorische und sicherheitsrechtliche Begleitung von Großveranstaltungen, die Implementierung von Sicherheitskonzepten und das Vertragsmanagement rund um die Veranstaltung. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zum Thema Veranstaltungsrecht, darunter der BB-Rechtskommentar „Löhr/Gröger Bau und Betrieb von Versammlungsstätten“.

PROGRAMM DO. 17.11.2022 ▪ Einführung Themenstrang 6 ▪ Veranstaltungen im Freien DO
10 55 11 00
25

00

VERANSTALTUNGSSICHERHEIT ALS TEIL DES POLIZEI- UND ORDNUNGSRECHTS –LASSEN SICH VERANSTALTUNGEN WIRKLICH SCHÜTZEN?

Zu Zeiten der Pandemie zunächst fast unbemerkt führten die Bundesländer Hamburg und Rheinland-Pfalz veranstaltungsspezifisches Polizeirecht für die Verfahren sowie erforderlichenfalls auch für die Genehmigung von Veranstaltungen außerhalb des Geltungsbereiches der Versammlungsstättenverordnung ein. § 26 POG in Rheinland-Pfalz und § 31 SOG in Hamburg bedienen sich ganz offensichtlich einer scheinbar bekannten Logik. Und doch gibt es in Theorie und Praxis eine ganze Reihe von Anwendungsfragen. Der Jurist Dietrich Rühle aus Rheinland-Pfalz und der Verwaltungspraktiker Florian Haidvogl berichten von ersten Erfahrungen nach der Einführung und diskutieren über Aufwand und Nutzen

zunächst ehrenamtlich u.a. in Jugendverband und Hilfsorganisation, seit

Während des Studiums an der Technischen Hochschule Köln machte er sich selbstständig und übernimmt bis heute nebenberu ich verschiedene Aufgaben auf unterschiedlichen Veranstaltungen. Nach Abschluss des Studiums mit der Fachrichtung Rettungsingenieurwesen war er zwei Jahre bei dem größten Norddeutschen Anbieter für Veranstaltungslogistik und Personalservice angestellt. Neben der örtlichen Produktionsleitung bei Konzerten in Hamburg hat er dort u.a. Sicherheitskonzepte für Festivals, Versammlungs- und Sportstätten erstellt und weiterentwickelt sowie Genehmigungsverfahren begleitet. Seit Januar 2021 ist er bei der Freien und Hansestadt Hamburg als Ingenieur für das Verfahrensmanagement Großveranstaltungen tätig. Als Teamleiter Verfahrensmanagement im Bezirksamt Hamburg-Mitte ist er für die dort statt ndenden, nach § 31 SOG genehmigungsp ichtigen öffentlichen Veranstaltungen zuständig.

Referent: Dietrich Rühle Dietrich G. Rühle ist Jurist. Nach anfänglicher Tätigkeit als Leiter des Umweltamtes der Bezirksregierung Koblenz und als Dezernent für Gefahrenabwehrrecht einer Kreisverwaltung war er ab 1990 30 Jahre hauptamtliche Lehrkraft für Gefahrenabwehrrecht bei der Hochschule für öffentliche Verwaltung und bei der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz. Rühle veröffentlichte neben einem Lehrbuch zum Polizei- und Ordnungsrecht, das seit 25 Jahren regelmäßig aktualisiert erscheint, einen Kommentar zum rheinland-pfälzischen POG und weitere juristische Abhandlungen. Nebenher bildet Rühle seit Jahrzehnten als Leiter von Arbeitsgemeinschaften Rechtsreferendare aus. Seit über 20 Jahren ist er vielfach im Jahr in der Fortbildung von kommunalen Vollzugsbeamten tätig, darunter auch zum Thema Veranstaltungen.

BRAUCHEN WIR ZUKÜNFTIG ÜBERALL EINEN BLITZSCHUTZ?

FRAG DEN ANWALT

Im Jahr 2016 ist es bei mehreren Großveranstaltungen zu Blitzschlägen mit Personenschäden gekommen. Nachdem in einem Fall die zuständige Staatsanwaltschaft zwar das Strafverfahren mit der Begründung eingestellt hatte, den Verantwortlichen sei strafbares Verhalten nicht vorzuwerfen, zog der Geschädigte vor das zuständige Zivilgericht. Dieses hat zu Beginn des Jahres 2022 nun zu Lasten des Veranstalters recht scharf geurteilt. Das Urteil ist allerdings nicht rechtskräftig und die Beklagtenseite hat Berufung vorgelegt. Der Ausgang ist bis heute offen. Sollte das Urteil in seinen Kernaussagen bestätigt werden, könnte das den Freiluft-Veranstaltungsbetrieb in jeder Hinsicht gravierend verändern. Die Pflichtenstellung sowohl der Betreiber:innen als auch der Veranstalter:innen würde einen beträchtlichen Umfang annehmen. Unter anderem könnte dies in bestimmten Situationen sogar bis hin zur Pflicht zur Installation eines Blitzschutzes reichen. Sowohl das Urteil als auch die Berufungsschrift liegen anonymisiert vor und werden von Rechtsanwalt Daniel Schlatter auch unter Berücksichtigung der gängigen Rechtsprechung zu den Verkehrssicherungspflichten sowie der einschlägigen Literatur vorgestellt und analysiert.

PROGRAMM DO. 17.11.2022 ▪ Veranstaltungssicherheit als Teil des… DO
13
einer solchen Gesetzgebung. Referent: Florian Haidvogl Florian Haidvogl beschäftigte sich, der frühen Jugend mit Veranstaltungen.
14 00
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Holger Kuhnt ist

Kanzlei

Rechtsanwälte. Seine Schwerpunkte liegen neben dem Veranstaltungsrecht im Arbeits- und Sozialrecht sowie im Verwaltungsrecht. Er unterstützt Mandanten nicht nur durch sein juristisches Fachwissen, sondern erarbeitet mit Ihnen von Beginn an eine Strategie, die neben den aktuellen rechtlichen Fragen auch die weitergehenden Interessen aller Beteiligten an einer zukünftigen guten Zusammenarbeit berücksichtigt. In größeren Projekten mit interorganisationeller Zusammenarbeit wird er als Moderator sehr geschätzt. Hier kommt ihm seine Ausbildung zum Mediator und Coach zugute. Beim bvvs Bundesverband Veranstaltungssicherheit engagiert er sich als Justiziar und bringt sein juristisches Fachwissen und seine Leidenschaft für die Veranstaltungsbranche in die Arbeitsgruppen mit ein.

ABSCHLUSSWORTE

In ihrer Abschlussdiskussion blickt Sabine Funk noch einmal auf die relevanten Themen der Fachtagung, die Learnings und To Do‘s, die sich ergeben haben - und natürlich auch auf die Fragen und Antworten unserer „Die Weisheit der Vielen“ Wissenswand.

Zusammen mit den Teilnehmenden soll noch einmal diskutiert werden, welche konkreten Schritte und Handlungen nötig und möglich sind – und natürlich sollen diese auch gleich auf den Weg gebracht werden.

In den letzten Jahren sind in der Abschlussdiskussion regelmäßig Ideen zu Arbeitskreisen, Veröffentlichungen etc. entstanden, die nicht selten dann auch in die Tat umgesetzt wurden – wir blicken also mit Spannung darauf,

sich dieses Jahr ergeben wird.

PROGRAMM DO. 17.11.2022 ▪ Blitzschutz? ▪ Abschlussworte DO 15 20
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was Referent/Moderator: Daniel Schlatter (Schlatter-Zahl-Kuhnt Rechtsanwälte) Siehe S. 25 Referentin: Sabine Funk (IBIT GmbH) Siehe S. 21 Diskutant: Volker Löhr ((kanzleiLoehr) siehe S. 25 Diskutant: Timon Löhr ((kanzleiLoehr) Rechtsanwalt Timon Löhr verstärkt seit 2020 das Team der (kanzleiLoehr. Er ist schwerpunktmäßig in den Bereichen Versammlungsstättenrecht, Verwaltungsrecht und Vergaberecht tätig. Im Anschluss an sein Studium in Heidelberg und das Rechtsreferendariat am Oberlandesgericht Köln schloss er unmittelbar die Fortbildung zum Fachanwalt für Verwaltungsrecht an. Mit seiner Fachexpertise betreut er verwaltungsgerichtliche Prozesse, Vergabeverfahren und berät die Kunden der Kanzlei im Veranstaltungs- und Vertragsmanagement. Referent: Holger Kuhnt (Schlatter-Zahl-Kuhnt Rechtsanwälte) Partner der Schlatter-Zahl-Kuhnt

IBIT Verantwortung

Nachhaltigkeit auf der 8. IBIT Fachtagung Veranstaltungssicherheit

Für das IBIT war es schon immer wichtig, nachhaltig zu handeln. Es geht um Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, aber auch Wirtschaftlichkeit - schonend mit Ressourcen umzugehen birgt schließlich auch Einsparungspotential, ein schöner Nebeneffekt, der aber tatsächlich zumindest für uns nicht im Vordergrund steht.

Eine der 3 Säulen unseres diesjährigen Fachtagungsmottos bildet – neben Wissen und Netzwerk – Verantwortung. Zunächst scheint es eher themenfremd zu dem, was wir eigentlich tun. Die Zeit zeigt aber ja, dass es nicht mehr nur noch darum geht, was man beruflich macht, sondern auch wie. Klimaschutz, Inklusion und alles, was mit Nachhaltigkeit zu tun hat, geht jede:n etwas an, auch jede:n, der sich mit Veranstaltungssicherheit befasst. Denn wie viel wichtiger ist z. B. das Unwetterszenario in den letzten Jahren geworden, wie viel mehr Augenmerk liegt glücklicherweise inzwischen auf sozialer Sicherheit und Inklusion?

Unsicherheit und Unschärfe

Als wir anfingen, uns im Rahmen unserer Fachtagung intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen, hatte ich plötzlich den grünen Hut auf.

Und dann passierte, was vermutlich erstmal passieren muss.

Ich habe mich ordentlich verrannt – weil es so viele tolle Sachen gibt, die man tun kann.

Eine unendliche Bandbreite an Anbieter:innen, die einem im wahrsten Sinne des Wortes „das Blaue vom Himmel erzählen“ und versprechen, die Welt besser und grüner machen. Revoluzzer? Idealisten? Schwärmer? Welche Zertifikate sind seriös / überhaupt etwas wert? Wie kompensiert man sinnhaft? Am Ende musste ich feststellen, dass ich viele Dinge einfach (noch) nicht alleine bewerkstelligen konnte.

Und das ist unter anderem auf einige Fragen zurückzuführen, die man sich leider selber stellen muss:

Was kann man sich leisten? Was will man sich leisten? Was ist verhältnismäßig?

Der Weg zu Entscheidungen war durchaus begleitet von Unsicherheit und Unschärfe – eben, weil die Grenzen fließend und oft nicht genau zu bemessen sind. Wenn man z. B. versucht, den CO2-Verbrauch unserer Veranstaltung zu erfassen, muss man ganz klein anfangen und die Fahrten zu unseren unzähligen Workshops erfassen und ganz groß denken, indem man sich für ein ausschließlich vegan / vegetarisches Buffet entscheidet. Was mir nicht klar war und vielen vielleicht nicht bewusst: tatsächlich werden nicht wenige Werte am Ende geschätzt, weil es gar nicht anders geht.

Also haben wir uns beraten lassen. Und auch, wenn wir die Sinnhaftigkeit verstanden und

28 IBIT Verantwortung

Angebote hier nicht als überzogen empfunden haben, gibt es jetzt kein Siegel, das offiziell bescheinigt, dass wir uns engagieren. Das hätte sicher schick ausgesehen und uns / den Teilnehmenden ein gutes Gefühl vermittelt. In diesem Jahr wollen wir aber das Geld, das wir dafür ausgegeben hätten, lieber investieren in mehr Kompensation.

„So schwer ist es dann doch nicht, Gutes zu tun“

Diese Erkenntnis und auch die Gespräche mit unserem Partner Stefan Lohmann, der uns zur Orientierung seine Sustainibility Checkliste zur Verfügung gestellt hat (https://sustainable-event-solutions.de/ die-sustainability-checkliste/) und den wir persönlich vor Ort begrüßen dürfen, haben dazu geführt, dass all diese Überlegungen einen aber nicht abschrecken sollten. Aller Anfang ist schwer, aber so schwer ist es dann doch nicht, Gutes zu tun. Man muss sich nur eingestehen, dass nicht alles auf einmal machbar ist und dass man am Ende (übrigens Punkt 13 der Checkliste) Verbesserungspotentiale ableiten kann.

Was tun wir also konkret? Eine Auswahl…

Im Rahmen des Themenschwerpunkts Best Practice diskutieren wir mit Betroffenen über die Herausforderungen, Teilhabe tatsächlich zu ermöglich - insbesondere im Kontext von Sicherheitsanforderungen, die oftmals konterkarierende Ziele (Separierung) verfolgen. Natürlich ist es uns vor Ort auch ein Anliegen, mobilitätseingeschränkte Personen eng zu begleiten und allen Menschen den Besuch der Fachtagung zu ermöglichen.

Wir legen allen Anreisenden das Deutsche Bahn Veranstaltungsticket ans Herz.

Vor Ort empfehlen wir das Motel One (https://www.motel-one.com/ de/nachhaltigkeit/), das sich um die Umsetzung der Sustainable Development Goals der UN bemüht.

Unsere Location, das Rhein Energie Stadion, hat sich als ÖKOPROFIT Betrieb Köln rezertifiziert

(https://www.stadt-koeln.de/artikel/60848/index.htmL). Hierfür qualifizieren sich Betriebe, die z. B. nennenswerte Mengen Energie, Abfall oder Wasser einsparen.

– In unserem konkreten Fall können wir Beispiele geben, wie der Betrieb von Urinalen ohne Wasser, Bewegungsmelder in nicht stark frequentierten Räumen / Bereichen und die klare Trennung von Pappe / Altpapier schon im Veranstaltungsbereich, da das Rhein-Energie-Stadion hierfür eine eigene Presse hat.

Beim Catering setzen wir dieses Jahr auf Dein Speisesalon, ein Kölner Unternehmen, das auf Regionalität und Bio-Qualität baut und den Fokus auf vegane / vegetarische Speisen legt (https:// dein-speisesalon.de/commitment). In diesem Jahr verzichten wir komplett auf Fleisch. Nachdem im letzten Jahr bei der Party die vegane Currywurst zuerst vergriffen war, trauen wir uns einfach mal und Euch zu, dass Ihr sicher auch von den anderen Angeboten satt werdet :-).

▪ Neu ist auch, dass wir zur Aktion „ShareTheMeal“ aufrufen: mit nur 70 Cent kann man einem Kind eine Mahlzeit kaufen und damit dazu beitragen, den Welthunger zu bekämpfen (https://sharethemeal.org/ challenges/e2deb34d-d72d-488c98dd-8b8bee0427a9_8.-IBIT-Fachtagung-V?adjust_t=siep6tc&hl=de-DE). Wir haben uns zum Ziel gesetzt, 1.000 Mahlzeiten zu spenden und hoffen darauf, dass sich viele beteiligen. Am Buffet wird es eine einfache Möglichkeit geben, diesen oder einen größeren Betrag unkompliziert zu spenden.

Das Programmheft wird selbstverständlich klimaneutral gedruckt. Hierfür haben wir inzwischen eine kleine, aber feine Druckerei in Bonn gefunden, ganz in der Nähe vom IBIT-Büro (https://www.molbergmedien.de).

Unsere „Taler statt Goodies“-Aktion kennen viele sicher noch aus dem letzten Jahr. Wir haben uns wieder bewusst gegen Give Aways und für Engagement entschieden: alle Teilnehmenden können wählen, in welchem

Ausmaß wir uns für verschiedene soziale Projekte einsetzen und spenden. In diesem Jahr unterstützen wir ausschließlich regionale Unternehmen in Köln: – Die FC Köln-Stiftung bittet um Spenden für die Ukraine-Hilfe. Wir finden, dass es wichtig ist, weiter auf die Situation der Geflüchteten hinzuweisen und zu helfen. Auch, wenn die Berichterstattung weitestgehend von den Titelseiten verschwunden ist, der Krieg ist nicht vorbei und die Flüchtlinge kämpfen weiter mit Alltagsproblemen. https://fc.de/fc-info/ news/detailseite/details/fc-stiftungbittet-um-spenden-fuer-ukraine-hilfe/ – Tierschutz liegt uns besonders am Herzen. Der Verein Pit Staff aus Köln Ostheim nimmt Listenhunde auf, bereitet sie auf den Wesenstest und die Maulkorbbefreiuung und ihr neues Zuhause vor und „sieht seine Aufgabe vor allem darin, diesen Hunden ein Übergangszuhause zu bieten, das ihrer Vergangenheit eine Gegenwart entgegenstellt, die ihnen eine neue Zukunft geben kann.“ https://pit-staff.de – Mit Fair Share Köln wollen wir ein Projekt unterstützen, das sich unter Anderem um Bedürftige, Obdachlose und Hungernde kümmert. Hier geht es aber auch um die Wertschätzung derer, die einen großen Beitrag in Funktionsberufen leisten oder Hilfe für wohnungslose, alleinstehende Männer https:// www.fairshare-koeln.de/projekte/.

All diese Maßnahmen stellen nur einen Teil unserer Bemühungen dar, die Fachtagung klimapositiv umzusetzen. Was wir nicht vermeiden können, kompensieren wir zum Beispiel durch das Pflanzen von Bäumen oder die Unterstützung anderer wertvoller Projekte. Wir werden natürlich im Nachgang zur Fachtagung darüber berichten und transparent darstellen, wo wir am Ende gelandet sind.

Und natürlich hören wir nach dem 17.11. nicht einfach damit auf. Wir werden uns weiterhin auch in unserem Büro- und Seminaralltag bemühen, so gut es geht auf Nachhaltigkeit zu achten. Und sowieso gilt ja: Nach der Fachtagung ist vor der Fachtagung!

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Partner und Sponsoren der 8. IBIT Fachtagung Veranstaltungssicherheit

Wir freuen uns besonders, dieses Jahr zum ersten Mal PwC als unseren PremiumPartner auf der IBIT Fachtagung zu begrüßen zu dürfen. In diesem Rahmen stellen sie unter anderem ihre Softwarelösung „CrowdManagement Plattform“ im Softwareparcours vor Ort und unterstützen uns mit einem Vortrag über KI im Bereich des Crowd Managements. Die Plattform passt perfekt zu unserem inhaltlichen Schwerpunkt Digitalisierung des Crowd Managements: sie erstellt mithilfe von Smartphone-Sensordaten ein Lagebild über das Verhalten von Menschenmengen. Bewegungspfade, Dichten, die Infrastrukturnutzung sowie mögliche Problemstellen können so in Echtzeit analysiert und ausgewertet werden. Passgenaues Sponsoring der Fachtagung!

Viele Jahre begleitet uns nun schon unser Kooperationspartner Special Security Services (aka SpecSec) und wird uns natürlich auch auf der #ibitft22 als Partner unterstützen. SpecSec ist einer der führenden Anbieter von Dienstleistungen für die Sicherheit von Veranstaltungenund das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit! Aber das Wichtigste ist: sie bringen Ihren Kicker mit!

Denkt man an eps, denkt man an Barrikaden, an Bodenabdeckung und Zäune: als international führendes Unternehmen für Veranstaltungsinfrastruktur- und Sicherheitslösungen unterstützt eps jährlich rund 3.000 Veranstaltungen in mehr als 24 Ländern weltweit. Die Kolleg:innen stehen auch in diesem schwierigen Jahr treu an unserer Seite und auf der Fachtagung und ist da tatsächlich ja auch überhaupt nicht mehr wegzudenken.

stageunited®

Die Kollegen von Stage United stehen uns im Bereich der Veranstaltungstechnik nach unserer guten Zusammenarbeit in Berlin jetzt auch in Köln zur Seite. Vom Bühnenbau über Traversenlösungen bis zum „normalen“ Stromkabel am Ausstellungsstand sind sie unsere kompetenten Ansprechpartner.

30 Partner & Sponsoren

Aussteller der 8. IBIT Fachtagung Veranstaltungssicherheit

31 Aussteller

Softwareparcours

Unterstützt wird die Fachtagung dieses Jahr im Themenbereich Digitalisierung zusätzlich zu PwC von unseren Kooperationspartnern

Venue Planner und Safesight

Im Umfeld von Großveranstaltungen, Mobilität und der öffentlichen Sicherheit erlaubt die Crowd Management Plattform von PwC, das Bewegungsverhalten der Besucher:innen Ihrer Veranstaltung effizient zu analysieren, Optimierungspotenziale zu erkennen und über intelligente Kommunikationsservices zu steuern. Die Plattform erstellt mithilfe von Smartphone-Sensordaten ein Lagebild über das Verhalten von Menschenmengen. Bewegungspfade, Dichten, die Infrastrukturnutzung sowie mögliche Problemstellen können so in Echtzeit analysiert und ausgewertet werden. Die Crowd Management Software wird dabei durch die integrierte künstliche Intelligenz unterstützt. So werden Sie in Echtzeit auf Anomalien und Trends aufmerksam gemacht.

Venue Planner, das sind Rainer Schüler, Jörg Bremer und ihre intuitive Software für Pünktchenpläne (und natürlich noch vieles mehr).

Das Team von Safesight stellt mit den safety cards, ihrem cloudbasierten Logbuch und weiteren Features einen digitalen Kontrollraum für Veranstaltungen zur Verfügung, der alle Aufgaben, Prozesse und Dokumentation im Rahmen der Sicherheitsorganisation umfasst.

Alle drei Anbieter finden Sie auf unserem Softwareparcours: Wer den komplett absolviert hat, d. h. alle Stände besucht und an jedem Stand einen Stempel auf seine Karte bekommen hat (beim IBIT und allen Anbietern erhältlich), kann diese beim IBIT Team abgeben und eine Softwarelizenz gewinnen – was die jeweils genau beinhaltet, erklären die Kollegen am besten jeweils selbst.

Softwareparcours 32

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