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Was bisher geschah 2022
EINFÜHRUNG THEMENSTRANG 3:
LEARNING FROM DISASTERS – ODER AUCH NICHT?
Die meisten werden sich erinnern können: die Bilder aus Wembley oder auch vom Astroworld Festival und die über allem schwebende Frage: WIESO? Wieso passieren solche Sachen immer noch, obwohl wir sie hundertfach schon haben schiefgehen sehen? Haben wir wirklich so ein schlechtes Gedächtnis, gar eine Demenz? Oder sind wir zu arrogant und glauben, dass uns das nicht passieren kann?
Aus dem zu lernen, was (anderen) bereits passiert ist, gehört zum Handwerkszeug einer modernen Sicherheitsplanung. Dabei geht es nicht darum, das von anderen Erlebte 1:1 auf die eigene Realität zu übertragen. Die Reaktion auf die Ereignisse bei der Loveparade haben ja gezeigt, was dann passiert: jede noch so kleine Unterführung wurde zum gefährlichen Hot Spot ernannt, jede Veranstaltung wurde nur noch unter der „Das soll hier ja nicht enden wie in Duisburg“ Maßgabe betrachtet – auch das ist natürlich nicht Sinn der Sache. Worum es geht, ist die Nutzung einer Chance. Die Chance, das eigene Denken fl exibel zu halten und sich mit Dingen auseinander zu setzen, die jenseits des eigenen Erfahrungshorizontes liegen. Niemand wird uns jemals garantieren können, dass nicht auch wir in wirklich schlimme und / oder sehr unvorhersehbare Situationen geraten und natürlich ist die präventive Beschäftigung auch kein Garant für besonnenes Handeln – aber besser als „niemals darüber nachgedacht haben“ ist es allemal. Viele Ereignisse – auch die sehr seltenen und potentiell „unwahrscheinlichen“ – haben in ihrem Verlauf Aspekte einer eigentlich ganz normalen Sicherheitsplanung: Vom Wissen um Verantwortlichkeiten über fehlende / vorhandene / unbekannte Ressourcen bis hin zu faktischen Abläufen. So schlimm die Ereignisse also auch immer sind: wir müssen sie nutzen, wir müssen daraus lernen, wir dürfen sie nicht vergessen.
Bereits seit drei Jahren werden auf dem gleichnamigen YouTube Kanal Befragungen gestreamt, zusätzlich wird umfangreiches Zusatzmaterial bereitgestellt, reports etc. veröffentlicht. Der Vortrag gibt einen Überblick über die Kernfragen, die im Prozess behandelt werden sowie die bisherigen wesentlichen Erkenntnisse. Insbesondere werden Fragen nach der Übertragbarkeit der Erkenntnisse gestellt – die Kernfrage lautet: „Was würde ich antworten (müssen), säße ich nun auf diesem Stuhl?“.
Moderator: Rainer Schüler (Venue Planner) Seit 2017 ist Rainer Schüler bei Venue Planner geschäftsführender Gesellschafter. Zuvor hat er als Head of Operations, Safety & Mobility bei der Durchführung des Grand Départ 2017 in Düsseldorf die ersten Etappen der Tour de France organisiert. Als Operations Director arbeitete Schüler an der Machbarkeitsstudie für den Umbau und die Erweiterung des Zayed Stadiums in Abu Dhabi, VAE. Nach seinem langjährigen Engagement als Pressesprecher in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena, war er auch Geschäftsführer der Mubadala-Arena in Abu Dhabi.
DIE MANCHESTER ARENA INQUIRY:
LEHREN AUS DEM ATTENTAT VON MANCHESTER
Referentin: Sabine Funk (IBIT GmbH) Sabine Funk arbeitet seit mehr als 20 Jahren im Kontext von Großveranstaltungen – zu Beginn noch als Veranstalterin u.a. der RhEINKULTUR (2000-2011), später als Gründerin der IBIT GmbH. Sie hat in England Crowd & Safety Management studiert und hat sich zum Ziel gesetzt, interorganisationalen Wissenstransfer und Zusammenarbeit zu verbessern. Sabine Funk ist geschäftsführende Gesellschafterin der IBIT GmbH, NATO Zivil Expert for High Pro le Events, stellvertretende Vorsitzende des VFSG e.V. und Boardmember der YES (Yourope Event Safety) Group. Zuletzt hat sie mitgewirkt an der Erstellung der EVC – Empfehlungen zum Verkehrs- & Crowd Management bei Veranstaltungen, der DIN SPEC 91414-2 zum Zufahrtschutz sowie der DIN SPEC 77202 – Professionalisierung des Veranstaltungsordnungsdienstes.
NORMALISE: DESINFEKTION, ABSTÄNDE, MASKEN: WAS IST GEBLIEBEN? (IST ÜBERHAUPT ETWAS GEBLIEBEN?)
Drei Jahre COVID-19 haben der Eventbranche ihre Achillesferse deutlich aufgezeigt. Doch scheint vieles schnell vergessen: Wer zuletzt auf Veranstaltungen unterwegs war, konnte den Eindruck gewinnen, die Pandemie sei vorbei. Künftige Varianten oder gänzlich neue Erreger verlangen aber, aus den letzten Jahren zu lernen und Gutes zu bewahren, damit Events – immerhin im Infektionsgeschehen nicht gänzlich unverdächtig – künftig gesundheitlich sicher bleiben. Es gibt natürlich diejenigen Veranstaltenden, die ihre Gäste, Angestellten und Dienstleister auch ohne offi ziellen Druck durch bestmögliche hygienische Bedingungen schützen möchten. Für diese wurde im Forschungsprojekt NORMALISE (2021-2022) die Infektionsprävention im Veranstaltungskontext untersucht. Mangels unabhängiger Orientierungspunkte in der Planung und Genehmigung unter pandemischen Bedingungen wurde eine Planungs- und Entscheidungshilfe entwickelt. Die Projektergebnisse werden in dieser Session vorgestellt. Mit den Teilnehmenden wird über aktuelle und künftige Möglichkeiten diskutiert.
Referentin: Dr. Patricia M. Schütte (Bergische Universität Wuppertal)
Dr. Patricia M. Schütte ist Sozialwissenschaftlerin und seit 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der Bergischen Universität Wuppertal. Seit 2021 ist sie am Lehrstuhl Leiterin der Forschungsgruppe Management und Organisation in der Gefahrenabwehr und in dem Kontext verantwortlich für die DFG-Projekte NORMALISE und „Kommunalverwaltung im Krisenmodus“ (KoViK). Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die empirische Untersuchung interorganisationaler Zusammenarbeit von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sowie privaten Sicherheitsunternehmen in verschiedenen Settings.
Referent: Malte Schönefeld, M.A. (Bergische Universität Wuppertal)
Malte Schönefeld, M.A., ist Politikwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der Bergischen Universität Wuppertal. In dieser Tätigkeit forscht er regelmäßig zu privater Sicherheit, u.a. zu Veranstaltungsordnungsdiensten sowie zu privater Sicherheit im Kontext von Flüchtlingsunterkünften. Im aktuellen Forschungsprojekt „Non-pharmaceutical interventions and social context analysis for safe events“ (NORMALISE) untersucht er, wie Großveranstaltungen auch unter pandemischen Bedingungen gesundheitlich sicher durchgeführt werden können und welche Wechselwirkungen zwischen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen bestehen.
Referent: Marc Porten (Bergische Universität Wuppertal)
Marc Porten, B.Sc, ist Sicherheitsingenieur und wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der Bergischen Universität Wuppertal. Er arbeitet bereits seit dem Forschungsprojekt „ProVOD: Professionalisierung des Veranstaltungsordnungsdienstes“ in Forschungsprojekten mit dem Fokus auf interorganisationaler Zusammenarbeit, insbesondere auf Großveranstaltungen, mit.
TABLE TOP EXERCISE: WHAT WOULD YOU DO IF…
“A tabletop exercise (sometimes shortened to TTX) is a training tool that simulates emergency situations in an informal environment.” Übungen bleiben ein wesentliches Hilfsmittel, sich auf solche Situationen vorzubereiten, werden aber immer noch viel zu selten durchgeführt – oftmals mit dem Hinweis auf Ressourcen und Aufwand. Dass es aber auch perfekte Möglichkeiten gibt, schon einmal „im Kleinen“ mit dem Üben anzufangen, möchten wir Euch bei unseren beiden TableTop Übungen im Rahmen der Fachtagung zeigen.Während es bei der Übung an Tag 1 um ein Festivalsetting gehen wird, bei dem sehr strategische Entscheidungen getroffen werden müssen, beschäftigt sich die Übung am Tag 2 mit einem klassischem Innenstadtszenario: Eine Veranstaltung im öffentlichen Raum ist ja immer gut für die ein oder andere Störung… In beiden Workshops geht es um Diskutieren, um das Miteinander, um Zeitdruck und um das Treffen von schwierigen Entscheidungen in einem Kontext, in dem sich nicht immer nur Gleichgesinnte gegenübersitzen – sprich: es geht um Eure Realität!
Referent: Morten Therkildsen (Roskilde Festival) Morten is the head of security, health and safety at Roskilde festival group, a charity organization promoting an 8 day long festival with 135.000 people. The charity group both provides crowd safety management for other promotors like Live Nation and provides operational, tactical and strategic training. In 2012 Morten nished a BA in crowd safety management in the UK and he is presently nishing his MSc in crowded places studies. So, Morten is both a practitioner and an academic within the eld of safety at events.