Ausseer – Ausgabe 2/2021

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02/2021

Wirtschaft

Ausseer – Das Magazin der Stadtgemeinde Bad Aussee

Ein Glockenschlag für die schönsten Saiten des Handwerks Was metallisches Klingeln mit seinem Streben nach dem perfekten Saiteninstrument zu tun hat, erklärt Instrumentenbauer Andreas Mayer in seiner neuen Werkstatt in der Bad Ausseer Kammerhofgasse 57. Es ereignete sich während eines Auftrags im Hause einer Violinistin, als Andreas Mayer – damals noch amtierender Tischler – plötzlich ein schallendes „Doooong“ in seinem Kopf hörte. „Du arbeitest ja so penibel – du könntest sicher super Geigen bauen ...“, hatte die musikalische Auftraggeberin ihrem jugendlichen Handwerker gegenüber erwähnt und dieser Satz – dieser kleine Denkanstoß – veränderte für Andreas Mayer alles. „In dieser Sekunde wurde mir glasklar, was ich mit meinem Leben machen will“, erinnert sich der heute 58-Jährige. „Ich weiß nicht mehr wie die Violinistin hieß oder wo genau ich arbeitete, aber den Glockenschlag spüre ich noch heute in mir“, fügt er hinzu. Er widmet sich seit diesem Erlebnis mit Leib und Seele seiner Leidenschaft. Der mittlerweile renommierte Instrumentenbauer bringt seither Holz zum Klingen und Musiker-Herzen zum Höherschlagen. Der lange Weg Mit 26 Jahren, einer absolvierten Tischlerlehre und Karrieren als Handwerker und bei der Bahn, schrieb sich Andreas Mayer in die Gründungsklasse der frisch eröffneten Fachschule für Instrumentenbau in Hallstatt ein, der einzigen Schule dieser Art in Österreich. „Ich habe immer nach einem Lehrmeister oder einem der seltenen Ausbildungsplätze, die es für meinen Beruf im Ausland gibt, Ausschau gehalten ... immer ohne Erfolg“, berichtet er. „Und als Hallstatt dann eröff-

Qualitäts-Saiteninstrumente sind langlebig und werden deshalb nicht jeden Tag verkauft. Außerdem dauert es im Durchschnitt zwei Monate, bis ein Bass – Andreas Mayers Spezialität – fertiggestellt ist.

Das Tagesgeschäft eines Saiteninstrumentenbauers besteht aus Reparaturen und Restaurierungen.

Andreas Mayer beliefert Kunden in ganz Österreich und Mitteleuropa.

nete, ließ ich alles liegen und stehen, verkaufte alles, was ich besaß und zog ins Salzkammergut“, erzählt Mayer. Und darin liege eigentlich der Ursprung der Entwicklung des gebürtigen Mistelbachers zum Ausseer. Während meiner Ausbildung in Hallstatt habe ich mich dann in eine Ausseerin verliebt und das war dann der Schritt auf die richtige Seite des Pötschens“, erklärt er neckisch. Seit 1996 ist Andreas Mayer nun als selbstständiger Instrumentenbauer in Bad Aussee tätig. Am 1. April dieses Jahres eröffnete er seine neue Werkstatt in der Kammerhofgasse 57.

zum Rohstoff Holz Beweis dafür, wie richtig seine „Glocke“ vor Jahrzehnten lag. „Ich hab' irgendwie im Gespür, welche Fichte, welcher Ahorn besonders gut klingen könnte“, sagt er. Und deshalb war er die längste Zeit persönlich im Wald unterwegs – auf der Jagd nach dem perfekten Baum. „Heute habe ich so viele schöne Hölzer auf Lager und außerdem ein dichtes Netzwerk aus Informanten, dass ich kaum noch die Werkstatt verlassen muss“, erklärt er. Die Faszination für seinen Werkstoff ist aber stets geblieben und er gerät immer noch ins Schwärmen, wenn er dessen Qualitäten diskutiert. Schließlich ist es das richtige Holz, das seinen Saiteninstrumenten den Klang und damit ihre Seele verleiht.

Ein Gespür für Holz Abgesehen von seinem offensichtlichen Talent ist die Liebe von Andreas Mayer

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