Hausarzt 01/2021

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Hausarzt medizinisch

Chronische perianale Fisteln bei Morbus Crohn Stammzellen als neuartige und schonende Behandlungsmöglichkeit

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Sie sind meist Ausdruck eines komplizierten Krankheitsverlaufes und können die Lebensqualität von Menschen mit Morbus Crohn (MC) erheblich beeinträchtigen: perianale Fisteln. „Oftmals leiden viele Patienten nicht nur an chronischen Schmerzen, sondern auch unter einer partiellen Stuhlinkontinenz, die sich infolge austretender Sekrete und Darminhalte durch irreguläre Verbindungen nach außen manifestiert“, gibt Univ.-Prof. Dr. Anton Stift, Facharzt für Chirurgie, AKH Wien, zu bedenken. Neben medikamentösen und vor allem operativen Verfahren, die eine enorme Expertise der behandelnden Ärzte erfordern, erzielt die Stammzelltherapie mit allogenen Fettstammzellen vielversprechende Ergebnisse.

Experte zum Thema: Univ.-Prof. Dr. Anton Stift Facharzt für Chirurgie, Klinische Abteilung für Allgemeinchirurgie, Medizinische Universität Wien

Entartungsgefahr bei Chronifizierung

Diagnostik und medikamentöse Behandlung

Rund die Hälfte aller MC-Patienten zeigt eine perianale Beteiligung, die sowohl bei Befall des Kolons (41 %) als auch bei Befall des Rektums (91 %) in Erscheinung tritt. „Fisteln stellen keine simplen Verbindungsgänge dar, sondern haben oftmals Verengungen, Verzweigungen sowie mehrere Öffnungen“, ergänzt Prof. Stift. Neben der massiven Verschlechterung der Lebensqualität von Betroffenen bestehe die Gefahr einer malignen Entartung. Besonders bei einem chronischen Fistelleiden von mehr als zehn Jahren kann sich mit einer Häufigkeit von 0,7 % ein Fistelkarzinom entwickeln.¹

Kommt es im Rahmen des MC zu einem perianalen Fistelleiden, empfehlen die Leitlinien eine MRT des Beckens als Instrument der Ausbreitungsdiagnostik. Als Äquivalent kann der transrektale endoskopische Ultraschall (TRUS) gemeinsam mit der rektalen Untersuchung erfolgen. Der Diagnostik kommt bei der Wahl der Behandlungsstrategie eine Schlüsselrolle zu. Generell sind perianale Fisteln bei MC eine der größten therapeutischen Herausforderungen und bedingen eine enge interdisziplinäre Abstimmung unterschiedlicher Fachärzte wie Chirurgen oder Gastroenterologen.² Obwohl der Einsatz von Antibiotika zur Primärtherapie von Fisteln weit verbreitet ist, ist dessen rationale Basis begrenzt. Nichtsdestotrotz lindern sie rasch die Symptomatik bei einer akuten Entzündung der Fistel und bei starken Beschwerden wie Schmerzen und Aus-

„Der Abszess ist die Mutter der Fistel.“

Jänner 2021

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