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Inhalative Kortiko steroide bei COPD

Inhalative Kortikosteroide bei COPD

Neue ERS-Leitlinie als Entscheidungshilfe für den Einsatz von ICS

In der Therapie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) stellen inhalative Kortikosteroide (ICS) eine Option zur Verhinderung von Exazerbationen dar. Hingegen ist ihre Anwendung in der Erhaltungstherapie bei Patienten mit geringem Exazerbationsrisiko in der Regel nicht sinnvoll, da in jenen Fällen die Risiken eines regelmäßigen, lang andauernden ICS-Einsatzes (s. Infobox) den Nutzen überwiegen.1 Die Leitlinien der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) empfehlen den Einsatz von ICS in der Erhaltungstherapie im Einzelfall bei Patienten der GOLD-Gruppe D sowie bei akuten Exazerbationen. Die Bronchodilatation ist bei allen COPDPatienten die Basis der Therapie. Allerdings haben Untersuchungen ergeben, dass zusätzliche ICS auch häufig bei Patienten mit fraglicher Indikation verwendet werden.1 Im Praxisalltag gilt es somit, jene Patienten zu identifizieren und die ICS-Therapie gegebenenfalls abzusetzen. Zu diesem Zweck hat die European Respiratory Society (ERS) eine neue Kurzleitlinie1 veröffentlicht, welche praktische Handlungsempfehlungen für das Absetzen unnötiger ICS bei COPD-Patienten gibt.

von ICS

In der ERS-Leitlinie werden Exazerbationen in der Anamnese und die Anzahl der Eosinophilen im Blut (Entzündungsmarker) zur Beurteilung der Indikation von ICS herangezogen. Drei Fallgruppen werden unterschieden: • starke Empfehlung für die Fortführung einer ICS-Therapie bei Patienten mit einer Eosinophilenzahl von > 300 µl; • bedingte Empfehlung für das Absetzen von ICS bei Patienten mit einer

Eosinophilenzahl von < 300 µl und mit weniger als zwei Exazerbationen pro Jahr (ohne Hospitalisierung); • limitierte Evidenzlage bei Patienten mit einer Eosinophilenzahl von < 300 µl und mit ≥ zwei Exazerbationen pro

Jahr oder einer Hospitalisierung – der

Nutzen und die Risiken einer ICS-

Therapie sollten daher individuell abgewogen werden. Falls ICS abgesetzt werden, sollten die Patienten eine Therapie mit ein oder zwei langwirksamen Bronchodilatatoren (langwirksame Betamimetika und Muskarinantagonisten – LABA/ LAMA) erhalten. Die Autoren betonen in Bezug auf den „good practice point“ , dass nach dem Absetzen einer ICSTherapie die Exazerbationsfrequenz, die Symptome und die Lungenfunktion überwacht werden sollten. In Einzelfällen kann es zu einer Verschlechterung der Symptomatik kommen, wenn eine Therapie verändert wird. Das gilt auch

Leitlinie zum Ein- oder Absetzen

für ICS.1

Methode des Absetzens

Die Literaturrecherche der LeitlinienAutoren hat ergeben, dass es keine wesentlichen Unterschiede zwischen einem sofortigen Absetzen der ICSTherapie und einem Ausschleichen derselben gibt. Überwiegend können ICS also ohne Ausschleichen abgesetzt werden.1 Besondere Vorsicht ist jedoch bei Patienten mit einem Nebenniereninsuffizienz-Risiko geboten: In jenen Fällen sollte die ICS-Therapie ausgeschlichen werden. Eine morgendliche Kortisolwert-Bestimmung ist ratsam, damit das Tempo des Ausschleichens gegebenenfalls verlangsamt werden kann.2

Anna Schuster, BSc

Quellen: 1 Chalmers JD et al., European Respiratory Journal 2020 55: 2000351. 2 Welsch B, ERS 2020: Ein- und Absetzen von Kortikosteroiden bei COPD, Gelbe Liste, 09.09.2020.

X Infobox: Risiken eines regelmäßigen, lang andauernden ICS-Einsatzes1

erhöhtes Pneumonierisiko erhöhtes Risiko einer Infektion mit Mykobakterien höhere Diabetes-Inzidenz und schlechtere Diabetes-Kontrolle erhöhtes Osteoporose- und Knochenbruchrisiko höheres Risiko, Dysphonien und oropharyngeale Candidosen (u. a.) zu erleiden

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