Hausarzt 01/2021

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Hausarzt medizinisch

Die sechs Subtypen des Prädiabetes Ein weiterer Schritt in Richtung der Präzisionsmedizin Subtyp 2 im Normalbereich liegt (durchschnittlich 23,45 kg/m2). Dieser Subtyp zeichnet sich durch das besonders niedrige Risiko aus, an Diabetes und seinen Komplikationen zu erkranken.

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Subtyp 3: hohes Risiko

Die herkömmliche Einteilung des Diabetes – primär in Typ-1- und Typ2-Diabetes – gerät bei Diabetologen aufgrund neuer Forschungsergebnisse zunehmend in den Hintergrund. In einer Studie1 aus dem Jahr 2019 wurden fünf Subtypen des Diabetes mellitus Typ 2 identifiziert (siehe Infobox). Jene Subtypen sind mit unterschiedlichen Risiken diabetesbedingter Komplikationen vergesellschaftet. So besteht insbesondere bei zwei Subtypen des Diabetes ein hohes Komplikationsrisiko: Der „schwere insulinresistente Diabetes“ (SIRD) ist mit dem höchsten Risiko verbunden, eine nichtalkoholische Fettleber zu entwickeln. Das größte Risiko einer diabetischen Neuropathie liegt beim Subtyp „schwerer insulindefizitärer Diabetes“ (SIDD) vor.

Unterschiedliches Gefährdungs­potenzial auch bei Prädiabetes Eine aktuelle Studie2 ermöglicht nun einen weiteren Schritt in Richtung der

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Jänner 2021

Mit einem BMI von durchschnittlich 29,15 kg/m2 waren die Probanden des Clusters 3 übergewichtig bis adipös. Das genetische Diabetes-Risiko sowie jenes für diesen Subtyp sind hoch. Bei Personen, die dem Subtyp 3 angehören, produzieren die Betazellen nicht mehr genügend Insulin, um den Blutzuckerspiegel im Normalbereich zu halten. Eine Erklärung für die unzureichende Insulinsekretion stellen Fettablagerungen im Bauchbereich und im Pankreas dar. Es besteht das Risiko einer Nephropathie und das kardiovaskuläre Risiko ist als hoch einzustufen – eine erhöhte Intima-Media-Dicke in der A. carotis ließ sich feststellen. Bei Patienten mit einem Prädiabetes vom Subtyp 3 sollte angestrebt werden, den Diabetes durch einen Abbau des viszeralen Fettgewebes mithilfe von Ausdauersport und einer Kalorien­ reduktion zu verhindern.

Präzisionsmedizin auf dem Gebiet der Diabetologie. Die Forscher stellten mittels einer Cluster-Analyse fest, dass es auch beim Vorstadium des Typ-2-Diabetes, dem Prädiabetes, sechs klar abgrenzbare Subtypen gibt. Sie unterscheiden sich in der Krankheitsentstehung, dem Diabetes-Risiko und der Entwicklung von Folgeerkrankungen. Die Probanden (n = 899) wurden seit 2003 im Rahmen der Tübinger Familienstudie und der Studie des Tübinger Lebensstilprogramms begleitet. Anhand von 6.810 Teilnehmenden der britischen Whitehall-II-Kohorte konnten die Forscher ihre Ergebnisse bestätigen. Die Subtypen werden wie folgt klassifiziert:

Die Gruppe des Subtyps 4 wies keine Störungen des Glukosestoffwechsels auf, das Diabetes-Risiko ist niedrig. Zwar ist der Subtyp 4 mit einem mittleren BMI von 31,54 kg/m2 adipös, jedoch befanden sich die Fettablagerungen überwiegend im subkutanen Gewebe und nicht im Bauchbereich. Bezeichnet wird dieser Zustand auch als „metabolisch gesunde Adipositas“.

Subtyp 1: niedriges Risiko

Subtyp 5: hohes Risiko

Die Probanden des Clusters 1 waren mit einem BMI von durchschnittlich 26,82 kg/m 2 übergewichtig, jedoch gesund. Das Diabetes-Risiko ist niedrig.

Beim Subtyp 5 sind das Diabetes-, das Nephropathie- und das kardiovaskuläre Risiko am größten. Die Betroffenen sind adipös (BMI im Durchschnitt bei 34,45 kg/m2), der Fettgehalt ihrer Leber ist sehr hoch und sie weisen eine ausgeprägte Insulinresistenz auf. Subtyp 5 geht mit einer höheren Mortalität einher.

Subtyp 2: niedriges Risiko Der Subtyp 2 unterscheidet sich vom Subtyp 1 durch den BMI, welcher beim

Subtyp 4: niedriges Risiko


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